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Ruth

Liebesszenen

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Wir sind ja im "Prickel-Thread" schon so schön in der Thematik. Ich möchte noch etwas damit Verwandtes fragen:

 

Auf welchem "Level" schreibt Ihr Liebesszenen (im Sinne von Sexszenen), wenn Ihr denn welche schreibt?

 

Macht Ihr das szenisch? Von Anfang bis Ende? Benutzt Ihr Mischformen? Den Anfang szenisch und dann quasi "wegblenden" und den Rest narrativ zusammenfassen? Macht Ihr nur Andeutungen?

 

Ich habe für mich eigentlich beschlossen (es ist noch nicht so weit), dass ich keinen "expliziten Sex" in meinem Text haben möchte. Weil

 

a) ich die konkrete Ausgestaltung für nicht wichtig für meine Handlung/Aussage halte

b) es so unglaublich schwierig ist und leicht kippen kann: ins Lächerliche, Peinliche, Kitschige, Pathetische. Das trau ich mir einfach nicht zu.

c) die Beschreibung von Sex, so glaube ich, einer Art Mode unterliegt und solche Szenen anfälliger dafür sind, zu "veralten" als andere Szenen.

 

Mich würde sehr interessieren, wie Ihr das seht und wie Eure Handhabe in diesem Bereich ist. Auch Verweise auf besonders gelungene Liebesszenen wären mir sehr willkommen (ein bisschen abkucken vielleicht?!).

 

Danke,

 

sagt gespannt die Ruth

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Liebe Ruth

 

Ich muss Dir Recht geben. Es ist schwierig, szenische Sexszenen zu schreiben, ohne schwülstig, lächerlich oder peinlich zu werden. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass es für Geschlechtsteile keine guten Ausdrücke gibt, entweder klingt es klinisch, blumig oder vulgär.

Es gibt nur wenige Autoren, die das können, spontan fällt mir da Salz des Lebens von B. Groult ein oder eine Szene aus Die Frau des Zeitreisenden.

Ich mache das so: das Aufrauschen der Gefühle zeigen (ja ich mag Sprachbilder etc.), die Entdeckungsreise, ich folge meinen Protas auch einmal ins Schlafzimmer, aber "wenn es zur Sache geht" ziehe ich mich zurück. Ich finde es auch nicht nötig, jedes Detail zu beschreiben, wir wissen ja eigentlich alle, wie's funktioniert ;) und allzu grosse Genauigkeit ist uninteressant. Um es plastisch auszudrücken: ein Hauch von einem transparentem Nichts ist erotischer als der nackte Körper. So versuche ich zu schreiben.

 

LG

Bettina

" Winterschwestern" (AT)
Figuren- und Storypsychologie

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Guten Morgen,

 

ausblenden, wenn's "zur Sache geht" musste ich oft genug machen, wenn ich Heftromane schrieb. Da durften sie sich allenfalls küssen, und bloß nicht zu früh, dann wurde auch schon die Szene gnädig abgedunkelt und die Leserin konnte sich schon denken, was dann passierte.

 

Mir gefällt das nicht. Wenn es wichtig für die Geschichte ist, wenn es die Geschichte vorantreibt, dann will ich auch, dass der Leser auch dieses Stück vom Geschichtenkuchen abbekommt. Gut, es bringt nichts, auf Teufel-komm-heraus an jeder Ecke und jedem Ende noch eine Sexszene zu bringen, dann landet man schnell bei einem Erotikroman, auch wenn es nicht so gedacht war. Und man muss es nicht explizit schreiben; ich sehe immer nur, dass es vielen Autoren gelingt und sie sich dran wagen. Es ist schwer, ohne Frage.

 

Warum unterliegt die Beschreibung von Sex irgendwelchen Moden? Das würde ich ja schon gerne wissen ...

 

Liebe Grüße

Juliane

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Guten Morgen,

 

Warum unterliegt die Beschreibung von Sex irgendwelchen Moden? Das würde ich ja schon gerne wissen ...

 

 

Ich denke, in dem Bereich verändern sich die Begrifflichkeiten ziemlich schnell. Die Tendenz geht hin zu mehr Offenheit, die Alltagssprache wird in manchen Bereichen immer "vulgärer". Etwas, das wir heute als sachliche Beschreibung einstufen würden, klingt morgen vielleicht prüde, weil "Penis" nur noch im Bio-Unterricht benutzt wird.

 

So dachte ich mir das.

 

Liebe Grüße

 

Ruth

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Hallo Ruth,

 

wenn eine Sexszene ausgeschrieben in meinen Roman passt - würde ich sie ausschreiben. Und auch die Dinge beim Namen nennen und nicht gerade auf Synonyme ala Luststengel zurückgreifen. Welche Gefühle sollen bei solchen Szenen gelöst werden? Wenn es Geilheit ist, dann würde ich es so schreiben, dass der Leser eben ziemlich erregt davon würde.

Es kommt also darauf an, was ich beim Leser erreichen möchte. Ich kann auch eine Sexszene schreiben, bei der sich der Leser krümmelt. :)

 

Grüße

Quidam

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Welche Gefühle sollen bei solchen Szenen gelöst werden? Wenn es Geilheit ist, dann würde ich es so schreiben, dass der Leser eben ziemlich erregt davon würde.

Ich kann auch eine Sexszene schreiben, bei der sich der Leser krümmelt.  :)

 

Wow,

 

ich gratuliere - entweder zur Technik oder zum Selbstbewusstsein ;) - oder zu beidem. Ich bin eben nicht sicher, dass ich es so hingbekommen würde, dass ich ganz klar lenken kann, wie das Beschriebene auf den Leser wirkt.

 

Da beschreib ich lieber nicht und kann die Wirkung erzählerisch einfordern...

 

Liebe Grüße

 

Ruth

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Ich sehe das wie Quiddy. Wenn es rein soll (liegt im Ermessen des Autors, Sinn und Zweck muss jetzt nicht wieder lang und breit diskutiert werden, führt nur zu Mißstimmungen. Kommt auch schwer auf das Genre an.), dann soll es genau so beschrieben werden, wie der Autor die Wirkung beabsichtigt. Erregend, oder mehr nebelhaft zu erahnen was abgeht, oder verträumt/verspielt, oder nackenbeißerisch. Oder gar nicht. Schlafzimmertür zu und Schluß is.

 

Da ich vom Genre her in den Liebesroman falle (wenn auch mehr den abenteuerlichen als den Nackenbeißer), erwarten die meisten Leser den Sex miterleben zu dürfen. Früher habe ich daher, zwar nicht klinisch genau, aber doch recht deutlich beschrieben. Heute umgehe ich das oft, in dem ich mehr auf die Emotionen eingehe während des Sex, als auf die Lust. Das gefällt mir besser als die ganzen Körperfunktion zu beschreiben. Sowas lese ich auch lieber. Wenns aber zur Sache gehen soll, dann schreibe ich das auch. Manch einer mag es dann nackenbeißerisch finden, andere finden es einfach nur schön, wieder andere erregend. Es allen Recht machen geht eh nicht! Daher - fürchtet euch nicht, schreibt mutig drauflos! :s21

 

LG

Joy

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Bitte nicht krumm nehmen, aber:

 

Ich finde das Argument "wir wissen alle, wie's geht" zumindest fragwuerdig. Wir wissen auch alle, wie man isst oder Bus faehrt. (Mir ist uebrigens aufgefallen, dass Autoren, die Sexszenen meiden wie der Teufel das Weihwasser, haeufig besonders ausfuehrlich uebers Essen schreiben. Was ich daraus fuer Schluesse ziehe, weiss ich nicht. Beispiele verweigere ich um des lieben Friedens willen. Auffaellig find ich's aber doch.)

 

Auch das schon oft gehoerte Argument "Meine Romanfiguren haben eine Intimsphaere" erscheint mir eigenartig. Wieso wird ihnen dann zugesehen, wenn sie fressen, furzen, ihren Nachbarn betruegen, gebaeren, sterben?

 

Das Argument "das veraltet so schnell" ist zumindest ein originelles. Allerdings wuerde ich mir da keine Illusionen machen. So kurz wie das Shelf life unserer Buecher ist, ist die Lebensspanne des Wortes Penis bestimmt nicht. Und - wenn wir so gut sind, dass unsere Buecher laenger leben, dann ist mit groesster Wahrscheinlichkeit auch unser Sex gut genug, um veraltet gut genug zu bleiben. (Das gleich auf die Frage nach Beispielen zum Abgucken. Ich liebe die Altmeister:

D.H. Lawrence: Sons and Lovers sowie Gesamtwerk

Henry Miller: Tropic of Cancer sowie Gesamtwerk und

Klaus Mann: Flucht in den Norden.

Alle ziemlich von gestern.)

 

Die schon gegebene Antwort:

Wenn's rein muss, musses rein, ist eine langweilige. Aber eine gute, finde ich.

 

Mein Roman handelt von Schiffbau. Also werd' ich ab und an mal einen dabei zeigen muessen, wie er so'n Schiff halt baut.

 

Und wenn ich den grossen Eros-und-Thanatos-Roman schreiben will (und da draengt sich ja mir immer gleich die Frage auf: Hand aufs Herz, wer will den denn nun eigentlich nicht schreiben?), dann werd ich vermutlich nicht drum rum kommen, dann muss ab und an mal ein Tod gestorben und ein Zeugungsakt vollzogen werden.

 

Dass wir das alle nicht koennen, das von hundert Sexszenen weit mehr als neunundneunzig in die Hose gehen, ist zwar wahr, aber kein Argument.

 

Uebrigens gehoert dieser Thread meiner Ansicht nach sehr eng zusammen mit dem "Wie-beschreibt-ihr-Glueck" Thread, denn es geht meiner Erfahrung nach ausschliesslich um schoenen Sex. Schlimmen beschreiben die meisten von uns linkshaendig und ausgiebig. Glaube ich.

 

Ja, Sexszenen sind fast alle triefig, kitschig, duemmlich, laecherlich, abgegriffen, in Details ueberfluessig, peinlich, zu lang.

Aber das sind die meisten Fress- und Sterbeszenen auch. Sie fallen nur komischerweise weniger auf, weil sie sich leichter rustikalisieren lassen. Der Koerper ist so'n sperriges, schwitziges, zumeist leicht schwabbeliges Ding, das laesst sich schwerer ins Wortkorsett quetschen als unsere hageren, hehren Gedanken. Ich schreib am liebsten ueber drei bis fuenf Maenner, die sich am Biertisch aufs Weiseste unterhalten.

 

Aber hier greift dann doch wieder das: "Wir wissen alle, wie's geht". Das ist doch prima. Wieso soll ich besser beschreiben koennen, wie einer ein Schiff baut, als wie eine einen schoenen Mann kirre macht?

 

Ausser den allerkleinsten Optimisten hab ich noch nie'n Schiff gebaut.

Aber ich hab drei Kinder.

 

Vielleicht hilft mir also:

Hinschauen, hinriechen, hinfassen, hinhoeren, von mir aus auch noch kosten.

 

Wir wissen doch alle, wie's geht. (Und "Schneidezahn" steht so gut wie nie in den vielen Fressszenen. Also klappt's sicher auch ohne "Penis", falls gewuenscht.)

 

Love,

Charlie

(die's auch nicht kann. Aber das ist, wie gesagt, kein Argument.)

 

P.S.: Threads wie dieser fuehren mich immer maechtig in Versuchung, vorzuschlagen, wir sollten doch mal alle unsere Sexszenen gegeneinander halten. Aber ich sag's vorab: ICH bin zu feig dazu, ich will nur Eure sehen.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Charlie, LOL!!!

Meine Sexszenen kann man übrigens lesen, wenn man meine Bücher kauft. ;D

 

Übrigens, das Einzige was an meinen Sexszenen veraltet, ist die Art wie ich sie geschrieben habe. Aber sich für das schämen, was man gestern geschrieben hat - bringt das was?

 

 

LG

Joy

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Bevor ich meine Sex-Szenen geschrieben habe, habe ich mir auch all die Fragen gestellt, die sich Ruth gestellt hatte. Ich kam zum folgenden Entschluss:

 

a) Ich schreibe für Erwachsene. Was wohin reingesteckt wird, wissen wir alle. So werden in meinen Szenen keine Geschlechtsteile genannt.

b) Es geht um das Gefühl und ich wollte die Gemüter aufwühlen. Eine Szene mag ich ganz besonders, und sie wird von zwei Gefühlen dominiert: Ersmal ist die Szene sehr glücklich, weil die Beiden sich ja endlich kriegen, aber gleichzeitig unglaublich traurig, weil ... Hm, ich befürchte, ich darf das nicht verraten. Aber als ich sie geschrieben habe, habe ich nicht nur auf meinem Stuhl hin und her gerutscht, sondern auch ein paar Mal geschluchzt.

c) Jede meine Szene trägt etwas der Handlung bei. Sonst sollte man sie streichen. Also passiert auch in der Sex-Szene etwas mehr, als nur Sex. Da werden ein paar wichtige Sachen gesät. Vielleicht wird der Leser zuerst denken "Hach, Erotik" aber schon bald wird er sich zurückerinnern und sagen: "Ahhhh, deshalb ist jetzt das und das, und überhaupt ..." Auf jeden Fall hoffe ich, dass er das sagen wird. Die ganze Auflösung kommt erst zum Ende des Romans, so ist die Sex-Szene gleichzeitig eine der Schlüssel-Szenen.

d) Ich wollte etwas "besonderes" haben. Deshalb ist bei meiner Sex-Szene das Setting etwas ungewöhnlich.

 

Keine Ahnung, ob die Szene mir wirklich gelungen ist. Aber die gibt es und auf die bin ich erhlich gesagt sehr stolz. Ich liebe diese Szene, sie gehört zu denen, die ich manchmal heimlich lese, weil ich sie so schön finde.

 

Liebe Grüße,

Olga

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Aber die gibt es und auf die bin ich erhlich gesagt sehr stolz. Ich liebe diese Szene, sie gehört zu denen, die ich manchmal heimlich lese, weil ich sie so schön finde.

 

Habt Ihr schon mal etwas Schoeneres gelesen, das ein Autor ueber seinen Text sagt?

 

Sehen will

Charlie.

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Hallo Ruth,

 

meine Sexszenen sind lang und detailliert ausgeschrieben. Und dazu stehe ich. Wer die Szene nicht lesen will, kann sie überblättern oder um meine Bücher einen Bogen machen. Ich brauche auch nicht darüber nachdenken, ob sie gelungen ist - wenn sie mich beim Schreiben mitgezogen hat, wird sie aller Voraussicht nach auch den geneigten Leser gut unterhalten. Aussagen von Lesern bestätigen mir das.

 

Nach drei Küssen ausblenden finde ich schlimm, könnte ich nicht. Käme mir wie ein Verrat am Leser und vor allem an meinen Charakteren vor. Zudem versuche ich, jede Sexszene anders zu schreiben, sodass sie auch beim Xten Buch nicht langweilig wird.

 

Allerdings achte ich inzwischen schon darauf, dass es nicht mehrere lange Szenen in einem Buch gibt, sondern eher eine lange und eine kürzere. Liegt vermutlich auch daran, dass der Thriller-Part inzwischen noch mehr Raum einnimmt und die Charaktere einfach nicht so viel Zeit zu zwischenmenschlichen Begegnungen haben wie früher.  ;D

 

Ich bin aber auch der Meinung, dass diejenigen Autoren, die sehr unsicher sind und eigentlich keinen Draht zu Sexszenen haben, diese doch bitte weglassen sollen, es gibt kaum etwas schlimmeres als erzwungenen Sex. ;-)

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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Ich will in Büchern Sexszenen lesen, so denn welche stattfinden. Sprich: Ausblenden à la "und sie gaben sich ihrer Leidenschaft hin" finde ich völlig daneben.

Zudem halte ich Sex nicht nur für einen sehr intimen, sondern auch für einen sehr ehrlichen Akt. Natürlich kann man auch im Bett die große Show abziehen, aber dennoch habe ich den Eindruck, dass man dort irgendwie auf sich selber zurückfällt - ähnlich wie in Extremsituationen und beim Sterben. Will ich also ein vielschichtiges, tiefgreifendes Porträt eines Protas lesen, dann gehört Sex dazu (vorausgesetzt er hat welchen....wenn er in der Zeitspanne des Buchs aus welchem Grund auch immer abstinent lebt, dann muss man es nicht erzwingen.)

 

Und so wie ich es lesen will, will ich es auch schreiben. Was nicht heißt, dass es leicht ist. Ich glaube, es ist mithin das Schwierigste überhaupt. Aber da gilt das Motto: Kneifen gilt nicht.

 

Dem, was Du über Gewalt geschrieben hast, Charlie (dass das nämlich leichter sei), stimme ich mittlerweile nur mehr bedingt zu. Früher dachte ich mir auch immer, es ist leichter, einen Missbrauch zu beschreiben, als einen Liebesakt. Mittlerweile habe ich die erfahrung gemacht, dass auch ersterer einen Autor schon sehr "rannehmen" kann - vorausgesetzt, es sind da heftige Gefühle mit dabei, die den ansich mechanischen Akt ja erst wirklich komplex werden lassen.

 

Liebe Grüße,

Julia

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Das hab ich nicht geschrieben, Julia.

Ich habe geschrieben und gemeint: Schlimmer Sex ist leichter zu schildern als schoener.

 

Alles Liebe von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

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Kommt drauf an, wie der Sex verläuft. Das klassische "Gemeinsam zum Höhepunkt kommen" muss man nicht schildern. Erstens ist es meistens wirklich peinlich und zweitens kann man gerade das der Fantasie des Lesers überlassen - viel Fantasie ist dazu ja nicht nötig. Das heißt nicht, dass es solche Szenen nicht geben soll. Warum sollte man dem Heldenpaar nicht die schönste Nacht des Lebens gönnen. Kommt eben wie immer auf die Geschichte an.

 

Je mehr man vom klassischen Verlauf abweicht, desto eher kann die Kamera dann draufbleiben. Woher soll der Leser denn auch wissen, wenn ER zu früh oder gar nicht kommt?

 

Sabine

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Das hab ich nicht geschrieben, Julia.

Ich habe geschrieben und gemeint: Schlimmer Sex ist leichter zu schildern als schoener.

 

Alles Liebe von Charlie.

 

Dann habe ich Dich falsch verstanden...nur bin ich nicht sicher, ob es auch leichter zu schildern ist. Was auf jeden Fall geringer ist, ist m.E. die Kitschgefährdung.

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Ja, deshalb finde ich das wahrscheinlich leichter.

Das, was Sabine geschrieben hat (je mehr man vom Normalverlauf abweicht), geht in dieselbe Richtung.

 

Auf die Spitze getrieben koennt' ich sagen:

Je haesslicher die Beteiligten, je unerfreulicher die Vorgaenge, je bizarrer (Pferdefurz) das Beiwerk, desto leichter faellt's mir.

 

Da hast Du Recht, das liegt zweifellos an meiner ausgepraegten Kitschphobie.

 

Ich halte das aber auch fuer ein bisschen verlogen. (Ich sag's ja, das ganze gehoert zum Gluecks-Thread.) Es kann sehr wichtig sein, dass ein solches Erlebnis schoen ist, und dann will ich es nicht herausschneiden.

Sondern ueben.

 

Alles Liebe von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

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Was grausame Sexszenen aber wiederum erschwert ist, dass man sich selber oft schwer in die Opferrolle hineinversetzen kann und mit der Gefahr leben muss, dass man da etwas verharmlost.

Guten Sex kann ich nachempfinden und aus dem persönlichen Erfahrungsschatz schreiben. Eine Vergewaltigung nicht - die kann ich nur theoretisch nachfühlen.

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Nochmal ausdruecklich: Ich habe nicht grausamen Sex explizit gemeint, sondern einfach schlimmen/schlechten/doofen/ekligen/faden/laecherlichen/bizarren etc.

 

Vergewaltigungen stehen m.E. auf einem ganz anderen Blatt. Das kann ich nicht einmal ansatzweise ohne eine Recherche, die ich - aufgrund des etwas pervers anmutenden Interesses, das man dabei an den Tag legen muss - hoechst unangenehm fand.

 

Alles Liebe von Charlie.

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Was grausame Sexszenen aber wiederum erschwert ist, dass man sich selber oft schwer in die Opferrolle hineinversetzen kann und mit der Gefahr leben muss, dass man da etwas verharmlost.

Guten Sex kann ich nachempfinden und aus dem persönlichen Erfahrungsschatz schreiben. Eine Vergewaltigung nicht - die kann ich nur theoretisch nachfühlen.

 

Eine Vergewaltigungsszene zu schreiben, ist doppelt schwierig. Man soll nicht verharmlosen - und, es wäre auch nicht sonderlich gut, es so zu schreiben, dass es manchen Leser erregt. Vergewaltigungszenen sollten verstören.

 

Erst überlege ich mir, wie der Leser die Szene empfinden soll, dann arbeite ich eben Details ein, die in diese Richtung gehen. Wenn z.b. eine Sexszene eher lustig sein soll, dann trägt der Mann eben eine grellgrüne Unterhose, an denen die Gummibänder schon ausgeleiert sind. Und die Frau unterbricht den Akt immerzu mit Bemerkungen über seine lustigen Brusthaare, oder mit irgendwelchen Geschichten ehemaliger Liebhaber ala, kennst du eigentlich Peter? Der hatte nen Pickel auf seinem Lümmel und er nannte ihn Agathe. :s01 Also, seinen Schwanz und nicht den Pickel.

 

Wenn der Leser wie der sexelnde Mann genervt sein sollte, dann lasse ich die Frau eben den Mann immerzu blöde Fragen stellen, während der ja eigentlich nur vögeln möchte: Und? Findest du meine Brüste zu klein? Und? Stört dich ja auch wirklich mein Haar nicht? Soll ich mir vielleicht doch noch die Zähne putzen? Ich hab Muttermale, hast dus gesehen?

Und er hält ihr den Mund zu, weil ers nicht mehr hören kann und sie drückt seine Hand weg, weil sie so keine Luft bekommt. Durch die Nase atmen geht nicht, weil sie ne Grippe plagt und die Nasenlöcher verrotzt sind. :s02

 

Grüße

Quidam

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Hallo ihr Liebenden :p

Ich finde es interessant, wie sich dieser Thread von der Liebesszene bis zur Vergewaltigung entwickelt hat.

 

In meinem ersten und endlich fertigen Roman habe ich alle drei Situationen geschrieben. Liebe, Sex und Vergewaltigung. Und besonders die Liebesszenen, noch ohne Sex, mit viel Vorahnung und Prickeln, haben sehr viel Spaß gemacht.

Ich glaube nicht, dass man etwas selbst erlebt haben muss, um es gut zu beschreiben. Was zählt ist doch die Fantasie und der Mut, sie zu zu lassen. Uns ist es halt peinlich, weil normalerweise die Sexfantasien ziemlich geheim bleiben. Wer glaubt uns denn, dass wir gar nicht solchen Sex wollen oder gar kennen, wie wir ihn beschreiben.

Schreibe ich aber darüber, wie ein Mensch einen anderen ermordet, blutig, bis ins kleinste Detail ausgemalt, dann fragt keiner nach, ob ich das so erlebt habe.

Namen nennen finde ich davon abhängig, ob meine Figuren Namen nennen würden, und welche.

Es muss eben alles zusammen passen und es sollte sich gut anfühlen - das ist mein Rezept.

(Ich habe meine Figuren übrigens auch sehr geliebt und verschmachte nun in Sehnsucht nach ihnenhttp://smilies.montsegur.de/14.gif)

Liebe Grüße

Yvonne

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Mmmmmmh,

 

ich muss ja auch sagen, dass mich Olgas Liebesszene seeehr neugierig gemacht hat!!! Kriegen wir das irgendwie hin, dass wir "echte" Liebesszenen hier als Anschauungsmaterial in den Thread flechten? Würdet Ihr damit lieber in den geschlossenen Bereich umziehen? Traut sich überhaupt einer (Charlie kneift ja schon mal :s21)?

 

Also, wenn noch mehr Leute Interesse hätten, würde ich mich sehr freuen. Ich bin dann allerdings dafür, dass die Szenen wirklich nur als handwerkliche Möglichkeiten hier erscheinen und nicht die große Textkritik losbricht. Wer was anders gemacht hätte kann dann jeder für sich beschließen.

 

Na?

 

 

http://smilies.montsegur.de/26.gif

 

 

Ruth

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Tut mir leid, Quidam, aber das was du als 'lustige' Liebesszenen schilderst, fände ich sehr stimmungstötend und damit sind es für mich keine Liebesszenen.

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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(Peter_Dobrovka)

Wenn es wichtig für die Geschichte ist, wenn es die Geschichte vorantreibt, dann will ich auch, dass der Leser auch dieses Stück vom Geschichtenkuchen abbekommt.

Hehe, wann genau ist der Ablauf des Sexes denn für die Geschichte wichtig?

Das ist doch eher selten der Fall, oder?

Für mich ist der beste Grund, Sexszenen zu schreiben, der, daß sie interessant zu lesen sind.

 

Ich finde das Argument "wir wissen alle, wie's geht" zumindest fragwuerdig. Wir wissen auch alle, wie man isst oder Bus faehrt. (Mir ist uebrigens aufgefallen, dass Autoren, die Sexszenen meiden wie der Teufel das Weihwasser, haeufig besonders ausfuehrlich uebers Essen schreiben. Was ich daraus fuer Schluesse ziehe, weiss ich nicht. Beispiele verweigere ich um des lieben Friedens willen. Auffaellig find ich's aber doch.)

Ich sehe es genau so und beschreibe deswegen weder Sexszenen noch Eß- und Busszenen, wenn der Ablauf dem Standard entspricht und somit eh klar ist.

Was nicht heißt, daß ich keine Sexszenen hätte (oder Bus- und Eß-Szenen). Wenn da was Besonderes los ist, wird das natürlich beschrieben, und das kommt häufig vor.

Womit ich auch schon gleich was zur Eingangsfrage gesagt hätte: Ich beschreibe in einer Sexszene szenisch die besonderen Dinge und das Standardmäßige wird narrativ abgehandelt. Ich hab ne Sexszene, in der die Prota feststellt, daß der Mann beschnitten ist und fragt sich kurz, warum. Überhaupt sieht der Mann etwas ungewöhnlich aus, was zu einer etwas ausführlicheren Körperbeschreibung führt. Ich stelle das mal gerade in die Textkritiken:

(Link ungültig)

 

Auch das schon oft gehoerte Argument "Meine Romanfiguren haben eine Intimsphaere" erscheint mir eigenartig. Wieso wird ihnen dann zugesehen, wenn sie fressen, furzen, ihren Nachbarn betruegen, gebaeren, sterben?

Ich halte es für ein Scheinargument. Obwohl, wer weiß. Manche Leute haben

 

Das Argument "das veraltet so schnell" ist zumindest ein originelles. Allerdings wuerde ich mir da keine Illusionen machen. So kurz wie das Shelf life unserer Buecher ist, ist die Lebensspanne des Wortes Penis bestimmt nicht. Und - wenn wir so gut sind, dass unsere Buecher laenger leben, dann ist mit groesster Wahrscheinlichkeit auch unser Sex gut genug, um veraltet gut genug zu bleiben. (Das gleich auf die Frage nach Beispielen zum Abgucken. Ich liebe die Altmeister:

D.H. Lawrence: Sons and Lovers sowie Gesamtwerk

Henry Miller: Tropic of Cancer sowie Gesamtwerk und

Klaus Mann: Flucht in den Norden.

Alle ziemlich von gestern.)

Sex ist eine Stammhirnfunktion und ein paar Millionen Jahre alt. So schnell veraltet da nix. Und sollte das Wort Penis veralten, dann sind wahrscheinlich auch noch andere Wörter veraltet und jemand muß den Roman ins Zukunftshochdeutsche übertragen.

 

Die schon gegebene Antwort:

Wenn's rein muss, musses rein, ist eine langweilige. Aber eine gute, finde ich.

Na ja, sie ist tautologisch. Die Frage ist doch: Wann muß sie denn rein?

 

Mein Roman handelt von Schiffbau. Also werd' ich ab und an mal einen dabei zeigen muessen, wie er so'n Schiff halt baut.

Oh ja!

 

Und wenn ich den grossen Eros-und-Thanatos-Roman schreiben will (und da draengt sich ja mir immer gleich die Frage auf: Hand aufs Herz, wer will den denn nun eigentlich nicht schreiben?), dann werd ich vermutlich nicht drum rum kommen, dann muss ab und an mal ein Tod gestorben und ein Zeugungsakt vollzogen werden.

Die Frage ist da halt immer, was zeigt man davon, und warum zeigt man es?

Beim Tod, beim Sex, ebenso beim Essen und Busfahren.

 

Dass wir das alle nicht koennen, das von hundert Sexszenen weit mehr als neunundneunzig in die Hose gehen, ist zwar wahr, aber kein Argument.

Ich kriege ständig Manuskripte, und da sind auch 99 von 100 unbrauchbar.

Ebenso wie man Romane schreiben muß, die nicht in die Hose gehen, muß man eben auch Sexszenen schreiben, die nicht in die Hose gehen.

Wobei es die Verlegerlandschaft einem momentan einfach macht, ohne Sexszenen-Schreibtalent verlegt zu werden.

 

Uebrigens gehoert dieser Thread meiner Ansicht nach sehr eng zusammen mit dem "Wie-beschreibt-ihr-Glueck" Thread, denn es geht meiner Erfahrung nach ausschliesslich um schoenen Sex. Schlimmen beschreiben die meisten von uns linkshaendig und ausgiebig. Glaube ich.

Mag sein, aber es ist doch ein kleiner aber feiner Unterschied, denn nicht jeder Sex löst Glück und Zufriedenheit aus. Manchmal ist es auch etwas, das man nur so macht. Weil es Spaß macht. Weil es sich gut anfühlt.

Und vielleicht, weil es den Leser aufgeilt ...? :s12

 

Ja, Sexszenen sind fast alle triefig, kitschig, duemmlich, laecherlich, abgegriffen, in Details ueberfluessig, peinlich, zu lang.

Aber das sind die meisten Fress- und Sterbeszenen auch. Sie fallen nur komischerweise weniger auf, weil sie sich leichter rustikalisieren lassen. Der Koerper ist so'n sperriges, schwitziges, zumeist leicht schwabbeliges Ding, das laesst sich schwerer ins Wortkorsett quetschen als unsere hageren, hehren Gedanken. Ich schreib am liebsten ueber drei bis fuenf Maenner, die sich am Biertisch aufs Weiseste unterhalten.

Ich denke, das Problem, gute Sexszenen zu schreiben, liegt an einer Schere im Kopf und an der Schamhaftigkeit. Wir haben alle Gedanken in uns (also ich zumindest), die wir nicht so gerne öffentlich machen. Über Sex zu schreiben macht verwundbar, denn in kaum einem anderen Bereich wird der Autor mehr mit seinem Werk assoziiert, auch durch seine eigene Einschätzung, als im Genitalbereich.

 

Aber hier greift dann doch wieder das: "Wir wissen alle, wie's geht". Das ist doch prima. Wieso soll ich besser beschreiben koennen, wie einer ein Schiff baut, als wie eine einen schoenen Mann kirre macht?

Weil ein Schiff zu bauen sauber und salonfähig ist, das andere aber nicht.

Sollten wir irgendwann mal eine Gesellschaft haben, in der alle nackt auf der Straße rumlaufen und sich paaren können, ohne Aufsehen zu erregen und ohne daß die Kinder weggucken müssen, wird dieser Unterschied zum Schiffebauen nicht mehr bestehen.

Im Moment besteht er aber nun mal.

 

Ausser den allerkleinsten Optimisten hab ich noch nie'n Schiff gebaut.

Aber ich hab drei Kinder.

Recherche ist das A und O des Autors, damit man auch über Sachen schreiben kann, die man nicht erlebt hat.

Ich habe auch noch nie ein Schiff gebaut, habe zwei Kinder, und viele Sexpraktiken kenne ich nur aus Büchern oder aus komischen Filmen ohne Handlung.

 

Vielleicht hilft mir also:

Hinschauen, hinriechen, hinfassen, hinhoeren, von mir aus auch noch kosten.

Ja, kosten, in der Tat. Guter Punkt. Ich finde, Frauen schmecken zwischen den Beinen irgendwie bitter, Männer dagegen salzig.

Oh, wollte das jetzt irgendjemand gar nicht so genau wissen? :s22

Und genau DA ist das Problem mit Sexszenen.

 

Wir wissen doch alle, wie's geht. (Und "Schneidezahn" steht so gut wie nie in den vielen Fressszenen. Also klappt's sicher auch ohne "Penis", falls gewuenscht.)

In der Tat ist der Penis überflüssig wie der Schneidezahn. Man drückt nicht seinen Schneidezahn ins Brötchen, man beißt rein. Und man steckt nicht den Penis in die Scheide, man dringt ein.

 

(die's auch nicht kann. Aber das ist, wie gesagt, kein Argument.)

P.S.: Threads wie dieser fuehren mich immer maechtig in Versuchung, vorzuschlagen, wir sollten doch mal alle unsere Sexszenen gegeneinander halten. Aber ich sag's vorab: ICH bin zu feig dazu, ich will nur Eure sehen.

Ich will auch Eure sehen. Aber ich zeig auch gerne meine. Siehe oben.

 

Peter

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(Peter_Dobrovka)

Mmmmmmh,

ich muss ja auch sagen, dass mich Olgas Liebesszene seeehr neugierig gemacht hat!!! Kriegen wir das irgendwie hin, dass wir "echte" Liebesszenen hier als Anschauungsmaterial in den Thread flechten? Würdet Ihr damit lieber in den geschlossenen Bereich umziehen? Traut sich überhaupt einer (Charlie kneift ja schon mal  :s21)?

Bitte in die Textkritiken, das ist erstens weniger öffentlich, zweitens übersichtlicher wenn jeder seinen eigenen Thread hat.

 

Peter

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