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Lisa

Es geschah in Berlin 1912...Café Größenwahn - Kap

Empfohlene Beiträge

Hier möchte ich auf das Buch einer Kollegin aufmerksam machen:

 

Die Premiere eines Mörders

 

Mit ihrem historischen Krimi "Es geschah in Berlin 1912...Café Größenwahn - Kappes zweiter Fall" legt die Berliner Autorin Sybil Volks, Jahrgang 1965, ein beeindruckendes Debüt hin. Im Gegensatz zu den beiden anderen Autoren dieser mit den Jahren 1910, 1912, und 1914 begonnenen Krimi-Reihe, Horst Bosetzky und Jan Eiks, hat sie sich erfrischenderweise für die Täterperspektive entschieden. So ist nicht Kriminalwachtmeister Kappe ihre Hauptfigur, sondern der junge Eugen Hofmann, der mit dem Ziel, ein berühmter Dramatiker zu werden, von der Provinz in die Hauptstadt zieht. Im legendären Café Größenwahn sucht Hofmann Anschluss an die Künstlerkreise um Else Lasker-Schüler, Gottfried Benn und Alfred Kerr, doch er wird mit Nichtbeachtung gestraft. So führen ihn Geldnot und Ehrgeiz schließlich in rasantem Tempo von Hochstapelei über einen Raub bis zum fast perfekten Mord an einem Geldboten. Dieser Mord liefert Hofmann den Stoff zu seinem einzigen erfolgreichen Theaterstück. Bei der Premiere sitzt er unerkannt im Publikum - ebenso wie Kriminalwachtmeister Hermann Kappe...

 

Volks gelingt es, ihren originellen Kriminalfall mit immer neuen Wendungen zu versehen. Sogar die Titanic nutzt sie neben anderen historischen Ereignissen gekonnt für den Plot. Das Berlin des Jahres 1912 wird durch die staunenden Augen Hofmanns beschrieben - ein geschickter Schachzug der Autorin, denn so umgeht sie die Falle, in die so mancher Autor vor ihr getappt ist: Zu keiner Zeit hat der Leser das Gefühl, dass die Informationen nur für ihn erwähnt werden. Egal welche historischen Details Volks beschreibt, sie sind vorbildlich in die Handlung eingearbeitet und immer durch diese oder Eugen Hofmanns Unwissenheit motiviert.

 

Die schöne, präzise Sprache der Autorin stellt sich ganz in den Dienst der Geschichte und verliert sich zu keiner Zeit in sprachlichen Schnörkeln. Die hat Volks auch gar nicht nötig. Bleibt dieser Autorin nur zu wünschen, dass ihr Debüt die verdiente Beachtung erfährt.

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Hallo Lisa,

 

schöne Rezi, vielen Dank!

 

Hier noch - im Interesse der Partner-Prozente für unser Forum - der Link zu Amazon:

 

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LG,

eva v.

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Liebe eva v.,

vielen Dank! Ich hab das technisch noch nicht raus, meinst du, du könntest mir das mal vielleicht kurz per PN erklären?

Das wäre spitze!

Liebe Grüße

Lisa

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Liebe Lisa,

das hört sich sehr interessant an. Ich habe nur den Eindruck, dass ich noch ein Leben brauche, um all das zu lesen.

Ich prohezeie einmal, dass diese Zeit vor und nach dem ersten Weltkrieg im Kommen ist.

Mittlerweile ist das lange genug her, um interessant zu sein und vielleicht sind die LeserInnen auch "mittelaltermüde".

Rabe

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Lieber Rabe,

das Buch ist mit 189 Seiten sehr gut zu schaffen :-)

 

Ja, das mit der Mittelaltermüdigkeit leuchtet mir ein...

 

Liebe Grüße

Lisa

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Danke für die Vorstellung, Lisa, das Buch war mir bisher entgangen.

 

Ich hoffe mit meinen Leo-Wechsler-Krimis auch, dass sich allmählich mal ein Trend für diese Zeit entwickelt. Das Mittelalter ist durchaus spannend, aber es gibt doch noch andere Epochen, oder?

 

Susanne, gar nicht Weltkriegs- und Weimar-müde ;)

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Hallo,

 

ich kann mich Lisas Empfehlung nur anschließen. Das Buch ist sehr lesenswert. Die Sprache ist knapp und kühl - passend zu einem Krimi - aber ungeheuer präzise. Vor allem aber ist die Erzählperspektive sehr geschickt gewählt. Man sieht Berlin durch die Augen eines Menschen, der als ahnungsloser junger Provinzler in die Stadt kommt und sie sich nach und nach erobert. Es ist der Blick von jemand, der sein Glück machen, den großen Coup landen will - jemand, der ständig auf Beutezug ist und darum sehr scharf beobachtet. Sein Weg führt in die armseligen Berliner Arbeiterviertel, in gutbürgerliche Kreise, Künstlerkreise, sogar ins hochvornehme Hotel Adlon.

 

Besonders schön sind natürlich die Szenen im Café Größenwahn, wo Else Lasker-Schüler Hof hällt, Gottfried Benn Gedichte rezitiert, George Grosz im Vorgarten steht und Passanten erschreckt. Auch die Berliner Polizei wird sehr lebendig, wenn auch knapp vorgeführt.

 

Am meisten hat mich jedoch beeindruckt, wie durch die scheinbar geradlinige Krimihandlung die Stimmung der Zeit transportiert wird. Der Größenwahn ist allgegenwärtig: beim Protagonisten, bei den Erbauern der Titanic, bei den neureich protzigen Adligen und Großbürgern im Adlon. Während man miterlebt, wie die Menschen großsprecherisch die Zukunft planen, weiß man, dass sie geradewegs ins Unglück steuern. Die Titanic wird sinken, der Weltkrieg steht unmittelbar bevor - und auch beim Täter ahnt man von Anfang an, dass es nicht so kommen wird, wie er es erwartet.

 

Ein großes Kompliment an die Autorin!

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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Hallo Barbara,

ja, das mit dem allgegenwärtigen Größenwahn ist einfach super! Ich finde diese aufgeladene Atmosphäre wird sehr gut vermittel - ich hatte beim Lesen dieses "Ruhe vor dem Sturm"- Gefühl: Wenn das Licht grell ist, die Farben sehr giftig sind, und sich der Wind langsam zu regen beginnt. Und man selbst weiß, gleich bricht hier das Unwetter los...

 

Im Vergleich zu den anderen beiden Krimis dieser Reihe hat die Autorin Sybil Volks "ihr" Jahr 1912 viel übergreifender genutzt, als "nur" für einen historischen Kriminalfall (dem übrigens ein tatsächlicher Fall aus dem Jahre 1918 zugrunde liegt). Und dabei hatte sie für Recherche und Schreiben nur ein halbes Jahr Zeit... Wie sie das gemacht hat, ist echt beeindruckend!

Liebe Grüße

Lisa

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Vielen Dank, Lisa und Barbara. Nach Euren mitreissenden Rezensionen muss ich mir das Buch einfach kaufen.

 

Ich bin ganz der Ansicht von Susanne: Ueber die ersten dreiunddreissig Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts darf von mir aus noch sehr viel geschrieben werden!

 

Herzliche Gruesse von Charlie

(das Mittelalter beschreibend ...)

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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AngelikaL - Laura Albers

Hallo,

 

schließe mich den Dankworten an. Es ist schön, so auf ein Buch aufmerksam gemacht zu werden. Hoffentlich habe ich demnächst Zeit, es zu lesen. Ich stoße hier im Forum ständig auf Bücher, die ich unbedingt gerne lesen möchte... ;)

 

LG

Angelika

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Liebe Charlie, liebe Angelika,

gern geschehen. Es macht ja auch großen Spaß über Bücher zu schreiben, die einen begeistert und im besten Fall sogar bereichert haben.

 

Liebe Grüße

Lisa

PS: Charlie, falls du in England mit der Bestellung Probleme bekommen solltest, gib mir doch per PN Bescheid. Oder bestellst du über amazon?

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Aus gegebenem Anlass möchte ich diesen Thread noch einmal "hervorholen" :-)

 

Nachdem Sybil Volks mit ihrem Krimi in diesem Jahr bereits für den Debüt-Glauser nominiert gewesen ist, darf sie sich nun auch über eine Nominierung zum Sir Walter Scott Preis freuen.

 

Ich gratuliere der Autorin, drücke ganz feste die Daumen - und wünsche dem Buch noch viele Leser!

 

Liebe Grüße

Lisa

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Darueber habe ich mich gestern auch sehr gefreut!

Mit "Cafe Groessenwahn" und Titus' "Das Mysterium" sind zwei Romane auf der Nominierungsliste gelandet, die ich geliebt und sehr genossen habe.

 

Ich druecke die Daumen und gratuliere allen Nominierten sehr herzlich.

 

Alles Liebe von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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