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(Peter D. Lancester)

Was ist Trash?

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(Peter_Dobrovka)

Trash (engl. Abfall) ist eine im Usprung abwertende Bezeichnung für mißratene Werke aus Film, Musik, Literatur und allgemein Kunst. In den letzten Jahren hat man jedoch entdeckt, daß manches Kunstwerk in seiner handwerklichen Miserabilität einen eigenen Unterhaltungswert besitzt: Es ist unfreiwillig komisch. Man kann das durchaus als Hohn und Schadenfreude interpretieren.

 

Wenn etwas so schlecht ist, daß es schon wieder gut ist, ist es Trash.

 

Doch Vorsicht: Nicht alles, was schlecht ist, ist unterhaltsam. Oft ist es einfach nur schlecht. Langweilig, nervig, mißraten. Trash ist unfreiwillige Komik, aber es ist dennoch Komik. Und Humor ist bekanntlich eine ernste und schwere Sache.

 

Trash ist keine Satire oder Parodie. Trash will nicht verspotten, Trash hat den Anspruch, ernst genommen zu werden. Aber er scheitert an diesem Anspruch mangels Können.

Vorsätzlich Trash zu produzieren ist grauenvoll schwierig, da man den Spagat hinbekommen muß, daß der Humor Absicht ist, aber nicht nach Absicht aussehen darf.

Um Trash zu schreiben muß man daher entweder ein amibitionerter Nichtskönner sein, dann ist das Scheitern echt, oder aber man muß das, was man auf die Schippe nehmen will, einigermaßen gut beherrschen, um dann all die Fehler, die man sonst vermeidet, absichtlich einzubauen und vielleicht noch ein wenig zu übertreiben.

 

Ein Weg, das zu erreichen, liegt im Sprachstil: Man nehme soviele Stilblüten, wie man nur kann, und wenn möglich, sollen sie komisch sein.

In der Mitte schwamm ein Fluss.

"Hilfe", rief er angsteinflößend.

Er zog das zarte Fleisch zwischen ihren Schenkeln mit seinen gierigen Blicken aus.

 

Vom inhaltlichen her mache man all die Anfängerfehler, die einem überall verboten werden. Man verrate zuviel im Voraus ...

 

Er würde seine Worte schon bald mit dem Tode bezahlen.

 

reite auf unwichtigen Details herum ...

Er kratzte sich mit der linken Hand am gegenüberliegenden Nasenflügel und nickte dabei bedächtig.

 

mache Logikfehler ...

Sie kamen über die staubige Chipmunk Road am Nachmittag in Hill City an. [...] Als John ausstieg, fiel ihm der Vollmond am Nachthimmel auf.

 

dämliche Recherchefehler ...

"Gaudeamus igitur", sagte Henry. Immer mußte er mit seinen Altgriechischkenntnissen prahlen.

 

etc. Ich hoffe, das Prinzip ist klar.

 

Peter

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Das ist eine sehr gute Defintion. Viele glauben ja auch, sie müssten mit etwas ganz Innovativem daherkommen, damit es gelesen wird. Aber ganz ehrlich: Sofern ich nicht zu Lernzwecken Fachbücher lese (wobei ich finde, dass auch hier ein ansprechender Stil und die Verschonung von Tippfehlern unerlässlich ist), kommt es einfach drauf an, dass das Werk Spaß macht. Es kann voller Klischees sein, die Handlung vorhersehbar, die Effekte (kübelweise herausquellende Gedärme) erbärmlich, manchmal denkt man sich vielleicht auch: "Oh mein Gott, was für ein Schwachsinn!", aber solange man Vergnügen dran hat, passt ja alles.

 

Ob jetzt wirklich der Stil der richtige Weg ist ... hm. Weiß nicht so recht. Ich denke, der Zauber liegt mehr in der billigen Effekthascherei und das Ignoerieren jeglicher Wahrscheinlichkeit. Also mein Lieblingstrasheffekt ist immer noch die zombiezersägende Kettensägenhand.

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