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(Alexander)

[ch8222]Marktchancen[ch8220] [ch8211] was heißt das eigentlich?

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Guten Abend!

 

Mich würde einmal interessieren, was es eigentlich heißt, wenn ein Verlag die [ch8222]Marktchancen[ch8220] eines Manuskriptes bzw. mehrerer Manuskripte prüfen will.

 

In vielen anderen Industriebereichen beauftragt ein Unternehmen ein Marktforschungsinstitut und die kümmern sich. Ich nehme an, dass Verlage das nicht machen.

 

Was also hat man sich darunter vorzustellen? Diese ominöse Vertreterkonferenz?

 

Ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass Verlage eine Art Raster haben, mit dem eingehende Manuskripte / Exposés geprüft werden, und das ein Kriterium [ch8222]Vermarktbarkeit[ch8220] des Themas ist. Sprich: Wenn ein Manuskript angefordert wird, geht man im Verlag doch grundsätzlich davon aus, dass man das Buch auch wirklich verkaufen kann.

 

Das scheint aber nicht der Realität zu entsprechen.  

 

Weiß jemand Genaueres dazu?

 

Beste Grüße

Alexander

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Hi Alexander,

 

wie kommst Du darauf, dass Verlage keine MaFo betreiben? Gerade die großen Verlagsgruppen geben viel Geld dafür aus. Über den Nutzen kann man sicher streiten, aber das ist ein anderes Thema.

 

Gruß,

Christoph

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Eine gute Frage, Alexander!

 

Einerseits habe ich mitgekriegt, daß das persönliche Urteil (man könnte auch sagen: der persönliche Geschmack) eines Lektors darüber entscheidet, ob ein Manuskript gekauft wird oder nicht. Es muß ihn begeistern, schließlich muß er es durchbringen im Verlagshaus und am Ende auch bei den Vertretern. Neben der Begeisterung muß genauso sein Gespür für Verkaufbarkeit anspringen. Mir sagte neulich ein Programmleiter, der für skandinavische Literatur zuständig ist, daß er oft nach dem Bauchgefühl Stoffe einkaufe, da er auf Gutachten anderer angewiesen sei (er spricht keine der skandinavischen Sprachen); sein Gespür für verkaufsfähige, gute Geschichten sei aber recht zuverlässig.

 

Andererseits sieht man allein schon daran, wie der Buchmarkt funktioniert, daß sehr wohl Analysen gemacht werden. War ein Titel erfolgreich, erscheinen sofort "Me-Too"-Titel, die ähnlich aufgemacht sind oder das gleiche Thema bedienen. Nach Dan Brown erschienen haufenweise Mystery-Thriller mit Küchenlatein auf dem Cover. (Mein neuer Roman heißt "Das Mysterium". ;) ) Zielgruppen werden erobert und genau beobachtet. Ich weiß aus meinem Verlag, daß man sich über die einzelnen Autoren viele Gedanken macht: "XYZ hat einen festen Leserstamm, kann ihn aber nicht mehr erweitern, das ist jetzt die Obergrenze." Oder: "Dadurch, daß sich Titel D durchgesetzt hat, können wir jetzt Titel A, B und C nochmal verstärkt auf den Markt bringen."

 

Man beachtet Statistiken - meiner Meinung nach viel zu sehr! - über Alter, Geschlecht, Interessen bestimmter Buchkäufergruppen. Man guckt sich über die GfK die Verkaufszahlen anderer Verlage an.

 

Du schreibst in deinem Profil, daß du Göttinger bist. Nächste Woche eröffnet der Schriftstellerverband in der Stadtbibliothek eine Ausstellung namens "Literatur im Flur", etwas Kleines nur, aber es gibt Sekt und O-Saft und Zeit zum Plaudern. Hast du Lust zu kommen? Dann könnten wir das Thema face-to-face fortführen. 17:00 Uhr geht's los am 14.06., ich bin da, würde mich freuen, dich zu sehen und ein interessantes Gespräch vor mir zu haben!

 

Herzlich,

 

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Was also hat man sich darunter vorzustellen? Diese ominöse Vertreterkonferenz?

 

Hallo Alexander,

 

bei der Vertreterkonferenz stellen die Lektoren die einzelnen Programme eines Verlages den Vertretern vor, die die Romane dann wiederum dem Buchhandel präsentieren. Die Vertreter von den Titeln zu überzeugen, ist sehr wichtig, denn ihre Arbeit hat großen Einfluss darauf, wieviele sogenannte "Vormerker" (Vorbestellungen aus dem Buchhandel) es für einen Titel gibt. Deshalb ist es z.B. gut, wenn von einem Buch ein Vorabexemplar gedruckt wird, mit dem die Vertreter werben.

 

Liebe Grüße,

 

Natalja

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Danke für eure Antworten, die waren sehr aufschlussreich.

 

 

 

wie kommst Du darauf, dass Verlage keine MaFo betreiben? Gerade die großen Verlagsgruppen geben viel Geld dafür aus.

 

Ich hätte tatsächlich gedacht, dass die wegen des Geldes darauf verzichten, von Buch-Großkonzernen mal abgesehen.

 

 

@Titus: Da kann ich leider nicht...  :s03

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Hallo Alexander,

wenn man dir das in der Bewerbungsphase sagt, würde ich eigentlich eher auf die sogenannte Programmkonferenz tippen (die Vertreterkonferenz kommt ja erst, wenn das Buch schon geschrieben ist). Wie hier bereits erwähnt wurde, haben die einkaufenden Lektoren bereits ein gutes Gespür. In Publikumsverlagen entscheiden sie aber nicht allein, d.h., sie müssen ihre Wunsch-MSe in der Programmkonferenz vorstellen, wo auch Leute aus dem Marketing und Vertrieb sitzen. Man hat Glück, wenn dann alle so jubeln wie der Lektor. Manchmal wird aber auch hart verhandelt, weil eine Abteilung nicht so überzeugt ist. Wenn die Programmkonferenz sich geeinigt hat, wird ein Vertragsangebot gemacht.

Wie ich das so mitbekomme, werden die Entscheidungen aufgrund von Erfahrungen, Debatten und Bauchgefühl getroffen. Ein eloquenter und begeisterter Lektor ist hier Gold wert. Wirkliche Marktforschung wie bei großen Firmen leisten sich Verlage allenfalls für ihr Gesamtprogramm, für einzelne Autoren wäre das nicht bezahlbar.

 

Wenn ein Manuskript angefordert wird, geht man im Verlag doch grundsätzlich davon aus, dass man das Buch auch wirklich verkaufen kann.

Das scheint aber nicht der Realität zu entsprechen.

Wie kommst du darauf?

 

Schöne Grüße,

Petra

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Wenn ein Manuskript angefordert wird, geht man im Verlag doch grundsätzlich davon aus, dass man das Buch auch wirklich verkaufen kann.  

Das scheint aber nicht der Realität zu entsprechen.

Wie kommst du darauf?  

Petra

 

Ich dachte, es gäbe so eine Art Raster, mit dem schon eingehende Manuskripte aussortiert werden. Und ich habe vermutet, dass ein derartiges Raster u.a. auf einer Einschätzung über die Vermarktbarkeit von bestimmten Themen beruht. Auf diesen Gedanken bin ich angesichts der einen oder anderen Absage gekommen - das war wohl eine Fehleinschätzung.

 

Die Geschichte mit den Marktchancen hat sich aus einer Rückmeldung ergeben, die bislang noch zu den Nicht-Absagen gehört.

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Hallo Alexander,

 

es kommt ja nicht nur auf das Thema an. Wenn ein MS angefordert wird, dann klingt es zwar zunächst interessant, also auch vermarktbar. Aber wenn es dann aus irgendwelchen anderen Gründen doch nicht überzeugt, bekommt man eben eine Absage. Die Begründungen der Absagen stimmen nicht immer mit der reinen (subjektiven) Wahrheit überein, weil man in der Regel höflich bleiben will. Die Aussage "das läßt sich schwer vermarkten" könnte also dann immernoch dabei sein.

 

LG

Joy

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Hallo Alexander,

 

ich schickte zwei fertige Manuskripte an einen Literaturagenten, sprich das dortige Lektorat. Das eine Manuskript behandelt das Schicksal eines Todkranken, eine traurige Liebesgeschichte inkludiert. Das andere Manuskript behandelt ein historisches Thema, den Aberglauben im Spätmittelalter, Hexenverfolgung inkludiert.

 

Einmal darfst Du raten, welches Manuskript angefordert wurde. Natürlich der historische Roman - soll sich zur Zeit ja gut verkaufen - man wird sehen.

 

Als Autor hat man es sicher leichter, wenn man sich an Themen heranwagt, die auf dem Markt verlangt werden (sich also dem Zeitgeist unterwirft).

 

mlG

Christine

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Tja, Alexander,

es ist so, wie Joy schreibt - der Inhalt der Formbriefe ist manchmal nur eine höfliche L... äh Formulierung, um nicht weh zu tun.

Wenn man Bücher nach Raster beurteilen könnte, dann ließen sie sich auch nach Raster und Baukastensystem schreiben - stell dir mal diese grauslige Bücherwelt vor!

 

Schau, es können drei Leute ein Sachbuch über Drachen anbieten. Angenommen, im Moment sind Drachen out. Autor A zählt phantasielos alle Sorten Drachen auf und macht eine Enzyklopädie draus. Der Lektor gähnt, legt gleich weg. Autor B lehnt sich an den Kultschinken "Dan Brown im Drachenpfuhl" an und schreibt nach gleichem Strickmuster. Der Lektor vermutet, damit könne man vielleicht auf dem Trend aufsetzen, ist sich nicht so sicher, will aber doch, bringt es in die Konferenz. Sagt der Vertrieb Njet. Neuerdings bleibe nämlich der Drachenpfuhl in den Regalen liegen, zu viele Remittenden, der Trend sei out. Fragt der Marketingmensch: Was hat der Autor denn dann eigenes zu bieten? Tja, ehm... nix. Abgelehnt.

 

Autor C ist respektlos. Beachtet keine Regeln, pflanzt seine Drachen in höchste Businesskreise und schreibt einen satirischen Psycholeitfaden für das Geschäftsleben. Auf höchstem Witz- und Sprachniveau. Die Lektorin ist heiß auf das Buch, zumal es einfach perfekt geschrieben ist. Aufgrund ihrer Vorstellung fällt dem Marketingmensch sofort ein, an welchem Programmplatz es passt - und der ist noch frei. Der Vertrieb - begeistert, da fiele ihm sofort ein, wie man das an die Buchhändler brächte. Angenommen.

 

Das ist jetzt extrem verkürzt (und darum auch fehlerhaft) wiedergegeben, warum ein Buch aus so vielen Facetten besteht, die man nicht planen kann. Man kann nicht sagen: Drachenbücher laufen gut oder laufen überhaupt nicht. Und manchmal hat man auch nur Pech, dann ist der Programmplatz schon besetzt... aber dann nimmt es vielleicht ein anderer.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Als Autor hat man es sicher leichter, wenn man sich an Themen heranwagt, die auf dem Markt verlangt werden (sich also dem Zeitgeist unterwirft).

Ob man es da leichter hat? Die Konkurrenz ist extrem viel größer als wenn man seine eigene Nische findet...

 

Schöne Grüße,

Petra

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Seine eigene Nische finden, ja gern. Aber als Neuling ist man tatsächlich gut beraten sich an Trends zu orientieren. Nur besteht da wieder die Gefahr nichts weiter als allgemeines Gähnen hervorzurufen: Schon wieder ein Dan Brown Abklatsch... :s14

Es ist und bleibt alles nicht so einfach und von schwarz-weiß Denken ist abzuraten.

 

LG

Joy

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Das wollte ich sagen: Egal, wie man es macht, einfach ist Schreiben nie, und Veröffentlicht-Werden immer ein Kampf (mit Ausnahmen).

Schöne Grüße,

Petra

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Vor 7 Jahren legte ich dem Aufbau-Verlag meinen ersten Roman über die Katharer vor (ob es der erste deutsche Katharer-Roman überhaupt war, weiß ich jetzt nicht), aber er war zumindest der erste im Aufbau-Verlag und er lief gut. Das Thema passte, der Roman hatte seine Marktchance, wie auch der zweite Katharer-Roman.

 

Inzwischen gibt es auch beim Aufbau-Verlag weitere Autoren, die sich mit den Katharern auseinandersetzen.

Was ist daran verkehrt, wenn sie auf den Zug aufspringen? Schließlich existieren unendlich viele spannende Geschichten über die Katharer.

Mit vier oder fünf Romanen ist längst nicht alles erzählt.

 

Ganz sicher aber ist das Thema irgendwann passé.

Dann kommt es m. E. verstärkt darauf an, wie spannend man seine Geschichte an den Leser oder den Verlag bringt, damit sie auf dem Markt ihre Chance bekommt.

 

Eines muss man jedoch im Auge behalten: Je mehr Romane über ein bestimmtes Thema erscheinen, desto detail-kritischer und anspruchsvoller wird auch der am Thema interessierte Leser. Er wird historische Ungenauigkeiten immer weniger akzeptieren.

Ich sehe das aber eher als Herausforderung, und ich liebe die über den reinen Roman hinausgehenden Diskussionen mit meinen Lesern, auch wenn sie einen manchmal vom Schreiben abhalten. :D

 

 

Viele Grüße

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Einfach ist Schreiben nicht. Speziell für Anfänger, die ihr erstes Buch an den Mann oder die Frau bringen möchten.

Ich hörte auch von einem Fall, wo ein Autor mit einem historischen Roman sein Debüt hatte und danach einen Krimi schreiben wollte. Und vom Agenten zu hören bekam, man könne doch sein Genre nicht gleich wieder ändern, das verschrecke die Fangemeinde.

Also mit etwas beginnen, das sich angeblich gut verkaufen wird, und dann beim zweiten Werk vielleicht seine eigene Nische finden - auch wieder schwer.

Tja, leicht haben wir es uns nicht ausgesucht - wir Schreiber.

 

mlG

Christine

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Das Problen ist doch, dass man voraus denken muss.

 

Schreibt man etwas, dass heute gut läuft, muss man damit rechnen, dass es längst "out" ist wenn man endlich einen Verlag dafür finden könnte und dann noch Monate auf eine Programmplatz warten muss.  

 

Ich hatte vor ein paar Jahren mal ein Gespräch mit dem Geschäftsführer eines großen Verlags, der sagte: "Wir sind der Meinung, dass zukünftig spannende Jugendbücher, die Historie vermitteln gefragt sein werden."

 

Nach so etwas wurde damals gesucht, zwei Jahre bevor die ersten Serien auf den Markt kamen. Hätte ein junger Autor damals das MS eines Jugend-Templerromans dorthin geschickt, hätte er gute Chanchen gehabt.

Heute ist das etabliert und es gibt genügend Autoren die das schreiben.

 

Leider können wir nicht immer Mäuschen spielen und erfahren, was die Verlage in zwei Jahren benötigen.

Sicher ist aber, dass der Markt und die Konkurrenz dort genau beobachtet werden, um ja keine Tendenz zu verpassen.

 

Hellsehen müsste man (Autor) können.

 

Liebe Grüße

Monika

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Hellsehen müsste man (Autor) können.

 

Liebe Grüße

Monika

 

Ja, das wär schon schön, Monika.

 

Dennoch werde ich es weiter so halten: Bevor ich mir Gedanken um die Marktchancen mache, halte ich lieber Ausschau nach einer wirklich spannenden Geschichte und versuche, diese sauber und flott zu erzählen.

Als ich auf die Katharer stieß, rührte mich ihr Schicksal an. Eine emotionale Beteiligung beim Schreiben - ich konnte meine ganze Wut herauslassen - ist letztendlich für den Roman viel wichtiger, als das eher verstandesorientierte Schielen nach dem Markt.

Ich sehe das jedenfalls so.

 

Grüße

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Ich sehe das wie Helene. Und kenne den Effekt aus meinem Brotberuf, dem Journalismus, wo Texte ja eine ganz andere Verfallszeit haben und umso pragmatischer geplant sein müssen.

 

In Nachrichtenredaktionen wetteifert man mit tausenden Kollegen um das gleiche Ereignis. Man unterscheidet sich nur noch dadurch, dass man einen von ihnen überholt oder einen Aspekt erwischt, den die anderen nicht haben. Man bleibt jedoch austauschbar. Keiner liest solche Artikel wegen der Namen - das Thema steht im Vordergrund. Und wenn ich über den Tornado Sausepeter lesen möchte, ist es mir herzlich schnurz, ob der von einer Gabriele Bauer oder einem Otto Müller beschrieben wurde. Und wenn der Tornado ausgeweht hat, ist Otto Müller vergessen.

 

Und dann gibt es diese "Luxusartikel". Luxus, weil man als Autor Zeit zum Recherchieren hat und Zeit, eine sehr eigene Perspektive auf eine ungewöhnliche Sache zu entwickeln. Freiheit, über die Hochzeit der Regenwürmer vor dem Hintergrund moderner Familienformen zu schreiben. Ein Thema, das absolut unverkäuflich scheint, weil es noch nie da war, theoretisch keinen außer Regenwurmfarmern interessieren dürfte und irgendwie überhaupt nicht passt.

Aber man ist "beteiligt" und schreibt. Holt sich dann irgendeinen aktuellen Aufhänger zum Anbieten (also nicht die Geschichte für einen längst sichtbaren Aufhänger), etwa die derzeitige Regenperiode.

 

Ich verrate euch etwas: Bei Artikeln der ersten Art erreiche ich einen Verkaufsanteil von unter 20%, bei Artikeln der zweiten Art von 99,5%.

Die Themen zu finden, läuft genau so, wie Helene das beschreibt, dazu kommen Neugier, Offenheit und eine NASE. Es kommt darauf an, ob ich eine gute Geschichte zu erzählen habe und ob ich sie gut erzählen kann.

 

Warum sollte das eigentlich in der Buchbranche anders laufen? :s21

 

Schöne Grüße,

Petra

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Das Thema hat ja mittlerweile eine wirklich interessante Note bekommen.

 

In einem anderen Thread hier, bei dem es allgemein um Frage geht, wie man sein Manuskript an den Verlag bekommt, hieß es, dass viel zu viel auf formale Sachen geachtet werde - dabei aber vergessen werde, dass vor allem das Manuskript gut sein müsse.

 

Ich glaube, das gilt auch für die Frage nach den Marktchancen. Vor allem als Anfänger sollte man sich darum eigentlich keine bis gar keine Gedanken machen, sondern lieber ein Thema suchen, dass einen wirklich betrifft oder wenigstens interessiert. Da kann ich Helene nur zustimmen.

 

Nur dann hat man genügend Motivation, sich zu quälen, dass das Manuskript gut wird. Christine hat ja richtig gesagt: Einfach ist Schreiben nicht und es wird bestimmt nicht leichter, wenn man ein Buch vor allem deswegen schreibt, weil man ihm "Vermarktungschancen" zuschreibt.

 

Vielleicht gilt das nicht nur für Anfänger.

 

Manchmal kommt Motivation auch aus einer anderen Ecke: Mein Sohn hat mir im Urlaub letztes Jahr gesagt, er möchte ein Piratenbuch haben. Piraten haben mich vorher nicht wirklich interessiert, Seefahrt schon gar nicht. Trotzdem war genug Motivation da, das Manuskript zigmal zu überarbeiten, was sich wirklich gelohnt hat (unabhängig davon, ob es letztlich einen Verlag findet oder die jetzt noch absagen).

 

Ich bin mir ganz sicher, dass ich das nicht gemacht hätte, wenn ich nur auf Vermarktungschancen geschaut hätte - nach dem Motto: "Fluch der Karibik" = Piraten sind das Top-Thema.

 

Vielleicht irre ich mich, aber ich glaube auch, dass eine wie auch immer geartete Motivation auch dabei hilft, sich durch das Bewerbungsgestrüpp zu kämpfen. Es gibt hier ja genügend Threads zum Thema Exposé und etwas mehr als angenommene "Marktchancen" helfen beim Verfassen eines Exposés beträchtlich. Und wie wichtig ein gutes Exposé ist, kann man hier überall nachlesen.

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Ich möchte dem ganzen noch hinzufügen, dass ein guter Kontakt zu den Agenten recht nützlich ist, den die wissen - worauf Monika schon hinwies - meist ganz gut, in welche Richtung die Verlage aktuell tendieren.

 

Das ist auch der Grund, warum es so schwierig für Anfänger ist, ohne Vermittlung einen Platz im Programm zu erobern. Wenn man sich überwinden kann, auf den Rat eines Agenten hin ein über ein Thema zuschreiben, erhöhen sich die Chancen.

 

Aber das engt natürlich ein wenig die persönliche Freiheit ein. Es gilt immer abzuwägen.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ich denke, ich hatte damals mit "Elfenfeuer" das besagte Glück, weil die Verlage  damals natürlich schon wussten, dass zwei Jahre später "Der Herr der Ringe" in die Kinos kommen würde und eine entsprechende Nachfrage nach dem Thema zu erwarten war.

 

Ich wusste das damals noch nicht, habe nicht auf den zu erwartenden Tolkien Hype geschielt. Ich habe einfach das geschrieben, was mir gerade wichtig war.

Es war das berühmte Quentchen Glück mit dem richtigen MS zu richtigen Zeit - denke ich.

 

Mit meiner Jugendbuchreihe habe ich mich dann auf neues Terrain gewagt.

Den Genremix Pferd/Fantasy gab es damals so noch nicht.

Ich denke, da haben die Verantwortlichen zugeschlagen, gerade weil es neu war.

Man sagte mir damals: "Das ist genau das, was Mädchen heute lesen wollen."

Im Aktuellen Katalog betitelt mich Arena sogar als die Erfinderin der Pferde Fantasy  :)

 

Andere Verlage waren weniger mutig und behaupteten so ein Mix würde sich nicht verkaufen lassen. Sie haben sich getäuscht und geben das heute auch offen zu.

 

Es muss also nicht immer das Schlechteste sein, das zu schreiben, was einem am Herzen liegt. Man kann ja auch mal was "erfinden" oder zufällig das zukünftig Richtige schreiben.  ;)

 

Gut muss es auf jeden Fall sein und das wird es nur, wenn man mit ganzen Herzen dabei ist.

 

Liebe Grüße

Monika

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Diesen Aufrufen zum "Schreiben mit Herz"  ;) möchte ich mich auch anschließen. Wenn eine persönliche Motivation für das Thema da ist, wenn die Geschichte einfach unbedingt erzählt werden will, dann schlägt sich diese Begeisterung auch im Manuskript nieder und kann andere anstecken  :s17

 

Liebe Grüße

 

Daniela

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