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(Petra)

Wann und wo lohnen Annoncen für Bücher?

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Ich rette meinen kleinen Leitfaden mal noch hierher, weil er vielleicht gerade für Leute in Kleinverlagen noch öfter interessant sein könnte.

Frage: Lohnt es sich, für seine Bücher Annoncen zu schalten?

Dass auch große Verlage das nur tun, wenn der Autor bereits einen Namen hat - und dann nicht nur eine einmalig schalten, dürfte die Frage beantworten. Menschen sind werbemüde und überfüttert - reine Werbung funktioniert also nur, wenn ich erstens ganz besondere Aufmerksamkeit erreiche und zweitens mich regelmäßig ins Gedächtnis der Leute bringe. Anschließend ein paar Fragen zur Entscheidungsfindung:

Bei bezahlten Annoncen, egal wo, sollte man auch immer beachten:

 

- werde ich in einem Umfeld beworben, das zu mir passt, mir womöglich gut tut und mir nicht schadet? (Als einziger mit "richtigem" Verlag unter BoDs oder als Autor eines Ökogartenratgebers im Hausblatt des Chemiekonzerns kommt nicht gut, etc.)

- erreiche ich tatsächlich und wirklich mein Zielpublikum? (Wie sich das Lesepublikum einer Zeitung / Zeitschrift genau zusammensetzt, darüber geben seriöse Blätter in den Mediadaten Auskunft)

- kann ich bei neuen / unbekannteren Blättern herausfinden, ob andere Annoncen den Auftragebern bereits Umsatz brachten (Beobachtung von mehreren Nummern und der Bekanntheit der beworbenen Produkte, Herumfragen bei möglichen Zielpersonen, ob sie die Zeitschrift überhaupt kennen etc.)

- eine einzige Annonce heutzutage ist Wassertröpfeln auf einen glühenden Stein. Nur die Wiederholung gibt Kundschaft. Oder die Koppelung, z.B. in einer Nummer ein Artikel, in der nächsten die Annonce. Selbst finanzstarke Verlage schalten Annoncen nur, wenn der Autor schon einen Namen hat. Sonst sind andere Marketingstrategien kostengünstiger.

- kann ich die Annonce professionell (in Text und Bild) gestalten - und wenn ich das nicht kann, was kostet mich das extra? (Homespun-Annoncen sind eher abschreckend)

- Welche Kosten habe ich tatsächlich (oft kommen Satzkosten hinzu!) und was könnte ich mit dem Geld sonst anfangen? (Für 250 Euro z.B kann ich ne Menge Flyer aus dem Laserdrucker jagen...)

- Ist die Zeitschrift im Scanning bei der IVW und sind damit die tatsächlichen Verkaufszahlen geprüft / öffentlich? ((Link ungültig))

- Hat die Zeitschrift detaillierte, öffentlich zugängliche Mediadaten? (Wenn nicht, handelt es sich meist um Fantasieangaben oder bessere Fanzines. Zumindest könnte es ein Hinweis sein, dass sich die Verleger noch nie professionell Gedanken um ihr Zielpublikum gemacht haben).

 

Schöne Grüße,

Petra

 

[Edit: Titel etwas angepasst - Thot]

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Hervorragend, Petra, das ist eine sehr lichtvolle Ausführung.

Dürfte ich dich bitten, für mich als Laien (und vielleicht einigen anderen verschämten Nichtwissern) noch zusätzlich ein paar Worte zu Bedeutung und Inhalt der Mediadaten hinzuzufügen?

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Gern, Anna.

"Mediadaten" findet man meist entweder unter genau diesem Stichwort, oder unter "Anzeigen" / "Werbung", außerdem kann man sie als aktuelles Dossier immer bei der Anzeigenabteilung bestellen.

Mal ein konkretes Beispiel, weil ich gerade bei der NZZ surfte: Hier (Link ungültig) (Link ungültig) beginnen die Infos über Mediadaten, man gehe außerdem oben rechts auf die diversen Links zu Auflage, Lesern, Dokumentationen (!), außerdem gibt's noch Dossiers extra.

 

Mediadaten stellen zuerst einmal die verkaufte Auflage fest und schlüsseln diese dann auf. Sie erzählen dir etwas über Sonderausgaben, jahreszeitliche Schwankungen und vor allem das Zielpublikum. Oben im Beispiel sieht man, wer Businessanzeigen z.B. in der NZZ platzieren möchte, will auch wissen, wie viele Top-Leader die Zeitung wann lesen, wie viele Leute aus dem mittleren Management etc., ob sich die Annonce samstags eher lohnt und was das Sonderheft zu Advent bringen könnte.

Hier geht es also um "Reichweiten": Wohin reiche ich mit meiner Annonce?

 

Außerdem in den Mediadaten abzurufen: Die Anzeigenformate (damit ist nicht nur Größe gemeint, sondern auch Nur-Text / Farbe etc., die aktuellen Preise und Rabattstrukturen, die Platzierung im Blatt und die technische Form, in der man liefern muss.

 

Geht einfach mal auf die Websites unterschiedlicher Zeitschriften und sucht danach, jeder löst das technisch ein wenig anders. Bei Blättern, die es nur im Print gibt: Anruf in der Anzeigenabteilung nach dem Dossier der Mediadaten genügt.

 

Und weil ich die IVW genannt habe - das ist eine unabhängige Prüfstelle, die veröffentlicht, welche verkauften Auflagen sie gemessen hat. Es ist nämlich ein Unterschied, ob ich behaupte, eine Auflage von 10.000 zu haben, weil ich so viel drucke - oder ob wirklich 10.000 verkauft werden. Wenn ihr ins Impressum von Zeitungen oder Zeitschriften schaut, ist da oft ein kleines Dreieck mit IVW drin - diese werden geprüft.

Bei den nicht geprüften kann man getrost von der Gesamtauflage einiges abziehen, was als Remittenden zurückgeht. Wie viel das ist, hängt vom Vertrieb ab.

 

Schöne Grüße,

Petra

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