Wilfried Geschrieben 8. April 2007 Teilen Geschrieben 8. April 2007 Hallo, in einer Ausschreibung heißt es "Die Prosatexte müssen die wesentlichen Merkmale der Kurzgeschichte berücksichtigen." Was sind die wesentlichen Merkmale? Ich habe eben mal wieder in Bickhams Buch "Short Story" geschmökert - und heute morgen mit Spannung Haruki Murakami gelesen, ganz schöne Widersprüche tun sich da auf... Herzlichst Wilfried ps: falls ich das Thema auch nach zweimaligem Durchblättern übersehen habe - bitte löschen! "Green net" (der Roman über das geheime Leben der Bäume) jetzt in allen Buchhandlungen. https://www.amazon.de/dp/3942498200. http://www.green-net-roman.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christa Geschrieben 8. April 2007 Teilen Geschrieben 8. April 2007 Hallo, Wilfried, es gibt schon "Merkmale"einer Kurzgeschichte. Ich habe das in einer Schreibwerkstatt geübt und gesehen, dass es funktioniert. Allerdings sollte man das nicht zu eng sehen. Als vorteilhaft hat sich für mich erwiesen, in einer Kurzgeschichte einen bestimmten Augenblick im Leben eines Protagonisten zu erhellen, eine Art Momentaufnahme. Deshal sollte auch möglichst eine Einheit von Zeit und Raum gegeben sein, die Geschichte sich also nicht, wie ein Roman, über mehrere Jahre oder überhaupt über einen längeren Zeitraum erstrecken. Der Einstieg kann/sollte möglichst direkt erfolgen; ein Perspektivenwechsel ist nicht so günstig. Es gibt, wie auch im Roman, einen Anfang, einen Mittelteil und einen Schluss. Die Spannungskurve sollte kontinuierlich ansteigen und am Schluss mit einer Pointe enden. Offene Enden sind ebenfalls möglich, aber wahrscheinlich für den Leser nicht so befriedigend. Das sind wie gesagt, die Sachen, die ich gelernt habe und die für mich beim Schreiben einer Kurzgeschichte hilfreich waren und sind. Diese Angaben sind aber nicht verbindlich, sondern eher Erfahrungswerte. Grüße Christa Ostseekrimi Mörderische Förde https://tinyurl.com/yy5xgm9j :http://schreibteufelchen-christa.blogspot.com/ Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ruth Geschrieben 9. April 2007 Teilen Geschrieben 9. April 2007 Hallo Wilfried, gelernt hab ich mal solche Sachen wie "beginnt in medias res", "hat ein offenes Ende", "Einleitung, Mittelteil, Schluss"...kannste meienr Meinung nach aber alles über den Haufen werfen! Kurzgeschichten sind eben relativ kurz und in sich abgeschlossen. Wobei du ja selbst schon darauf gestoßen bist, wie widersprüchlich Theorie und Beispiele sein können. So ist bei Murakami eine Kurzgeschichte der Anfang des späteren Romans "Mister Aufziehvogel". (Willkommen im Club, übrigens! ) Als ich vor zehn Jaren angefangen habe, Kurzgeschichten zu schreiben und auch den ein oder anderen Lesungstermin hatte, sagte mir meine Germanistik-Professorin, die die Lesungen teilweise mit organisiert hat, "Kurzgeschichten" würden sich nicht verkaufen, ich solle bitte von "Erzählungen" sprechen. Bis dahin waren das für mich zwei unterschiedliche Textsorten gewesen, aber offenbar zählte für das Publikum nur der Klang. Und wenn ich mich heute im Forum z.B. umsehe, scheint es kein Problem mehr mit dem Begriff "Kurzgeschichte" zu geben. Du siehst, alles ist (mal wieder!) relativ. Schöne Grüße Ruth Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Peter_Dobrovka) Geschrieben 9. April 2007 Teilen Geschrieben 9. April 2007 "Die Prosatexte müssen die wesentlichen Merkmale der Kurzgeschichte berücksichtigen." Was sind die wesentlichen Merkmale? Die gibt es nicht. Wenn in einer Ausschreibung so etwas gefordert wird, ohne es zu spezifizieren, dann ist das entweder in höchstem Maße unprofessionell oder aber man will die Zahl der Einsendungen reduzieren, indem man die Autoren verunsichert. Dabei liegt die Annahme zugrunde, daß vor allem die Autoren verunsichert und abgeschreckt werden, die keine Ahnung haben. In der Praxis besitzen Kurzgeschichten tatsächlich gehäuft gewisse Merkmale, das weiß man, wenn man schon viele gelesen hat. Ist aber eher statistisch denn als Regel auszufassen; mir fallen zu jedem Merkmal gleich hundert Gegenbeispiele ein: - Szenisch statt narrativ (90%) - Nur eine Szene (80%) - Keine Exposition (70%) - Keine oder nur wenig Erklärungen (60%) - Offenes Ende oder Pointe (50%) Die extremste Form einer typischen Kurzgeschichte ist der Witz. "Herr Müller geht zum Arzt. Sagt der Arzt ..." -> Keine Erklärung, wer Herr Müller ist, was er tut, etc. Er ist einfach da und macht was. Auch keine Rückblenden oder so was. Meist nur eine Szene. Oft drei Szenen (Herr Müller geht dreimal zum Arzt, und beim dritten Mal kommt die Pointe). Als Pointe einer Kurzgeschichte gilt nicht nur ein Lacheffekt sondern jede Art überraschender Auflösung oder Wendung. Peter Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Kathleen) Geschrieben 15. April 2007 Teilen Geschrieben 15. April 2007 Die extremste Form einer typischen Kurzgeschichte ist der Witz. Das ist für mich der einleuchtendste Tipp zum Thema Kurzgeschichte überhaupt. Danke! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...