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(Maaja)

Wie schreibt man eine gelungene Kampfszene?

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Kampf, Rangelei, Ringen, Scharmützel … Es ist oft ein Getümmel, aber auch ein Kampf zwischen zwei Personen besteht aus sehr vielen Bewegungen, oft in einer sehr kurzen Zeit. In diesem Forum sind schon einige Kampfszenen erbarmungslos zerlegt worden. Sie sind eben schwer zu schreiben.

 

Wie kann man die Balance zwischen den notwendigen Details und dem gebotenen Tempo finden? Wie viele Details sind überhaupt notwendig? Was macht eine Kampfszene/eine Prügelei/eine Schlacht gut? Und warum wirken manche andere unfreiwillig komisch?

 

Maja Papaya

 

(Wenn die Frage jemandem vertraut vorkommt, bitte um Entschuldigung: ich stelle sie hier zum zweiten Mal, weil sie mich momentan arg beschäftigt. Schon unsere deutschen Gutsherren haben uns Esten für stur und störrisch gehalten…)

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(Peter_Dobrovka)

Na ja, so allgemein ist eine Kampfszene dann am besten beschrieben, wenn man dies auf eine möglichst nüchterne Art tut. Also keine Aussmückungen, wie z.B. das "tödliche" Schwert oder der "brettharte" Hieb, das endet meist im Desaster.

 

Aber wichtig ist auch, daß man sich keine inhaltlichen Patzer erlaubt. Ich lese immer wieder Kampfszenen, in denen die Leute scheinbar unendlich viel Zeit haben, während eines herannahenden Feindes oder eines bereits niedersausenden Hiebs noch 1000 Dinge zu tun; Warnungen zurufen, sich eine Strategie überlegen, hin und herlaufen, die Steuererklärung ausfüllen ... ;D

 

Ich persönlich finde es auch immer gut, wenn die Hektik und die eingeschränkte Wahrnehmung berücksichtigt werden, also z.B. verschwundene Leute und Verwundungen nicht sofort bemerkt werden, erst hinterher.

 

Wenn man diese Dinge berücksichtigt, sollte eigentlich nicht mehr viel schiefgehen können, denke ich.

 

Peter

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ob man das so pauschal beantworten kann ? Ich trau mich da nich ran ... aber wie gesagt, ich weiß nicht, ob man das überhaupt so beantworten kann. Schätze es kommt auch auf die Perspektive an ... was ist an der Schlacht interessant ? Der einzelne Kampf des Helden oder global welche Partei gewinnt ? Hmmm ... und ansonsten würd ich sagen müsste man halt dann dementsprechend entweder Truppenbewegungen insgesamt oder eben die einzelne Kampfhandlung an sich beschreiben - man kann das nüchtern und sachlich tun, indem man einfach beschreibt was geschieht oder auch "romantisch und emotional" ... je nach dem ...

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Liebe Maja,

 

eine allgemein gültige Antwort gibt es da vermutlich nicht, wie Roman schon schrieb - aber was Peter angesprochen hat

Ich lese immer wieder Kampfszenen, in denen die Leute scheinbar unendlich viel Zeit haben
ist ein ganz wichtiger Punkt.

 

Ich hab mal einem Schriftsteller (natürlich mit Einverständnis des Verlags) eine Kampfszene, die über 2einviertel Seiten ging, auf eine Seite zusammengestrichen.

Und sie war danach wesentlich besser.

 

Z. B. sind Beschreibungen von Klamotten, Waffen, Verletzungen etc vorher oder nachher viel besser angebracht, und den Leser interessiert wenig, wie der Held den rechten Fuß stellt, was er mit dem linken Bein macht, ob sich in der Pfütze der Himmel spiegelt oder so was in der Art (lauter Beispiele von "meinem" Autor).

Eine Kampfszene braucht vor allem Dynamik - und die geht flöten mit langatmigen - langweiligen - Beschreibungen aller Art.

Wenn's zur Sache geht, muß das wirklich zack-zack-zack gehen, daß der Leser den Atem anhält, Du darfst ihn gar nicht mal zum Luftholen kommen lassen ;D.

 

Ich weiß, leicht gesagt - auf dem Papier ist das eine Schinderei, aber kürzen bzw. wegstreichen von unwichtigen oder allzu vielen Details wirkt oft Wunder.

 

Gruß

Jan

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Klar, es gibt da verschiedene Ansätze. Ich bringe mal zwei Beispiele aus meinem Roman "Die Priestertochter" - Vorsicht, blutig!

 

Im ersten Textabschnitt habe ich das friedliche Bild einer Wiese als Kontrast gegen das Kampfgemetzel gesetzt:

 

------

 

Sie traten auf eine Wiese mit Holunderbüschen. Hummeln und Bienen summten um die gelben Blüten der Sonnenröschen, Fliegen zuckten, Falter taumelten, einzig die kaltroten Distelblüten standen still, dicke kleine Köpfe, die der Wind umschmeichelte. Die gegenüberliegende Waldgrenze war sicher hundert Schritt entfernt. Mstislav zischte: “Beim Dreiköpfigen!”

 

Er wog das Beil in der einen, die Keule in der anderen Hand: “Ihr bleibt hier.” Allein ging er auf die Heide hinaus, blieb stehen, streckte die Schultern und brüllte. Er brüllte wie ein Bär.

 

Die Antwort von der anderen Seite kam aus vielen Kehlen. Das Geschrei böser Geister: Sie brachen aus dem Schatten der Bäume hervor, gut zwei Dutzend Panzerhemden, in denen die Sonne glänzte, angeführt von einem Hünen mit blondem, langem Haar.

 

“Es sind zu viele”, rief Mstislav. Er drehte sich nicht um, schrie zu den Feinden gewandt, aber in slawischer Sprache: “Verschwindet! Lauft!”

 

Die Gepanzerten stürmten über die Wiese, knickten die Disteln. Sie hielten Schwerter in den Händen; wippende, lange Krallen des Totenreiches. Poltern und Rasseln erfüllte die Luft. Der Boden bebte, Gras und Hirsewedel flogen wie Staub.

 

Innerhalb von Augenblicken hatten die Gepanzerten Mstislav erreicht. Dem ersten schlug er das Beil ins Bein, knapp unterhalb des Knies. Die Stimme des Mannes überschlug sich vor Schmerz. Dem zweiten hieb er die Keule auf den Kopf, daß er bewußtlos zusammensackte. Dann war Mstislav umringt von Feinden; Alena sah Schwertklingen auf ihn niedersausen, hörte das Reißen von Fleisch, sah ihn wanken, stürzen.

 

[..]

 

Alle niedergemacht, tot. Leblose Körper nur noch. Sie lagen auf der Wiese, würden nie wieder aufstehen. Alena wollte ihre Namen rufen, wollte zu ihnen hinstürzen, sie aufrichten. Sie war die Nawysa Devka, ruhte in ihr nicht die lebenspendende Kraft Svarozics? Aber da waren die Gepanzerten, die sich ihr näherten, mehr als zwanzig Krieger, dunkle Spritzer im Gesicht und auf der stählernen Brust. Einige köpften mit kurzen Schwertschlägen im Vorbeigehen die Disteln. Sie konnten nicht aufhören.

 

------

 

Etliche Kapitel später hole ich eine Kampfszene näher an den Leser heran, indem ich aus der allgemeinen Situation eine persönliche mache: Man hockt förmlich mit dem Zupan (Dorfältesten) und seinem Sohn im Kornspeicher und zittert um sein Leben.

 

------

 

Kurz vor Sonnenaufgang, der Himmel im ersten Tageslicht. Kreischen von Frauen und Kindern. Todesschreie der Männer. Ohne Vorwarnung brach das Unheil herein: Während ein Köhler brüllend zwischen die Häuser stürmte, surrten bereits Pfeile, bohrten sich in die Körper der Dorfbewohner wie in des Jägers Beute. Von zwei Seiten schwemmten Krieger aus dem Wald, Obodriten von der Bachseite, die langen Äxte schwingend, und von der anderen Seite Fremde. Die Unbekannten hieben mit Kurzschwertern drein und spießten jeden Widerstand auf Speere. Ein Schlachten war es, ein Sterben der fünfzig Dörfler innerhalb der Zeit eines Gebetes.

 

“Es sind Sachsen”, raunte der alte Zupan seinem Sohn zu. Sie hockten in einem Kornspeicher, hatten nach der regnerischen Nacht prüfen wollen, ob Feuchtigkeit den einjährigen Roggen bedrohte. “Die kurzen Schwerter, sie nennen es das Sax. Obodriten und Sachsen. Die Erzfeinde vereint.”

 

Ein Dorfbewohner zündete seine Vorratshütte an, dort, wo das Flechtwerk unter dem regentriefenden Dach trocken geblieben war. Eine schreckliche Eisenmaske bellte Befehle, und augenblicklich ließen einige Sachsen die Waffen fallen, streiften sich die Kittel vom Leib und eilten zum Bach. Mit nassen Kleidern kehrten sie wieder, schlugen damit die Flammen aus.

 

“Warum tun sie das, Vater? Wollen sie unsere Vorräte?”

 

“Sie löschen den Brand”, murmelte der Zupan. “Sie machen keine Gefangenen.” Er riß die Augen auf. “Dann geht es gegen Rethra. Fliehe, lauf, Bursche! Du mußt die Priester warnen. Auf der Schafweide steht unser Pferd. Bis dahin mußt du es schaffen!”

 

Er spähte dem Jungen nach, sah ihn Haken schlagen, vornübergebeugt laufen, voranjagen. Die Eisenmaske brüllte etwas. Am Waldrand spannten fünf Sachsen die Bögen. Pfeile summten.

 

------

 

Wie gesagt, nur zwei Beispiele, wie man es machen kann. Hauptsache, es erschüttert den Leser und geht ihm nah.

 

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Hallo Quidam,

 

der Roman ist in jeder Buchhandlung zu haben, allerdings muß ich dich warnen:

 

- Es ist mein brutalster Roman, teilweise wünsche ich mir heute, ich hätte ihn weniger blutig geschrieben.

 

- Die slawischen Stämme und Rangbezeichnungen und die Religion des Pferdeorakels usw. sind zwar korrekt recherchiert, sie sind aber doch recht fremd für den Leser, manche hat das beim Lesen angestrengt.

 

- Die ersten zehn Romanseiten sind mir gründlich mißlungen. :-/

 

Als Titus-Müller-Einstiegsdroge ist "Die Priestertochter" also nicht unbedingt die beste Wahl. ;)

 

Herzlich,

 

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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(Peter_Dobrovka)

Wenn das Thema Brutalität schon auf die Tapete geklebt wurde:

Bei Kampfszenen ist diese meistens nicht vermeidbar, ohne eine gewisse Selbstzensur an den Tag zu legen. Die Kontrahenden gehen schließlich aufeinander los, um Schaden zuzufügen.

 

Ich stelle gerade fest, daß Kampfszenen bei mir in der Regel ziemlich kurz sind, weil ich selten ein Kräftegleichgewicht habe und so der Ausgang sehr schnell feststeht.

 

Das hier ist noch am längsten, und es ist ein ganz klein wenig brutal. Aber nur ein wenig, hehe:

 

Wilhelm ließ sich auf Hände und Knie nieder und drückte seinen Kopf durch die Klappe. Dahinter war es so dunkel, daß er nichts erkennen konnte.

 

Plötzlich kam ihm der beunruhigende Gedanke, daß wenn er sich irrte, und hier ein ehrbarer Bürger wohnte, er gerade einen Einbruch beging. Und die Strafen für Einbrecher waren im Allgemeinen wenig erfreulich. Vielleicht war es besser, er zog sich wieder zurück und fand sich mit dem Verlust seines Geldbeutels ab. Zwar hatte dieser etwa fünf Gulden enthalten, wovon er ein Jahr hätte hier leben können, doch das Risiko einer Verstümmelung oder Brandmarkung waren sie nicht wert.

 

Da packte ihn jemand am Kopf und an den Schultern und zog ihn ins Haus.

 

Wilhelm war zu überrascht, um sich zu wehren. Er hörte tschechisches Stimmengewirr, und einen Moment später spürte er Tritte, die ihn in Bauch, Rücken und Rippen trafen.

 

Aus der Dunkelheit schälten sich drei Gestalten. Zwei davon waren für die Tritte verantwortlich, der Dritte saß auf einer Truhe und rief unentwegt „Hatschek, Hatschek!“ Wilhelm erkannte den Mann, den er verfolgt hatte, dann traf ihn ein Tritt im Gesicht.

 

Der Schmerz pflanzte sich bis in den Nacken fort, einen Moment lang glaubte Wilhelm, sein Kopf würde davonrollen.

 

Dann befiel ihn Raserei.

 

Er bekam eines der Beine zu fassen, die nach ihm traten, krallte seine Finger in die Wade und riß heftig daran. Der Mann verlor das Gleichgewicht und fiel in einen Haufen Tonkrüge, die hinter ihm aufgestapelt waren.

 

Wilhelm kam bis auf alle Viere empor, da sprang ihm der andere Mann in den Nacken. Er spürte, wie dessen Finger in seinem Gesicht nach den Augen tasteten, und kniff sie zu.

 

Der Mann wog kaum mehr als siebzig Pfund; Wilhelm gelang es beinahe mühelos, sich aufzurichten. Im selben Augenblick spürte er einen Stich am Brustkorb.

 

Da hatte jemand ein Messer, und er hatte ihn erwischt! Zwar war die Klinge von einer Rippe abgeprallt ohne größeren Schaden anzurichten, aber der nächste Stich konnte schon ganz anders ausgehen.

 

Wilhelm trat blind nach vorne und spürte zufrieden, daß sein Stiefel sich in etwas Weiches grub. Zugleich ließ er sich hintenüber fallen. Die Finger lösten sich von seinem Gesicht, die Beine von seinem Nacken. Er war wieder frei.

 

Und er sah nun sowohl den Raum als auch seine Gegner klar und deutlich: Es war ein enger Kellerraum, vollgestellt mit Krempel.

 

Der mit dem Messer war der Dieb mit dem zu kleinen Auge. Die anderen beiden waren …

 

Kinder!

 

Wilhelm schätzte sie auf höchstens zwölf Jahre. Deswegen war der ‚Mann’ so leicht gewesen, und deswegen hatten ihm die Tritte so wenig ausgemacht.

 

Leider besaßen sie nicht die Scheu von Kindern. Kaum hatten sie sich aufgerappelt, griffen sie Wilhelm wieder an. Sie versuchten allerdings diesmal nicht, ihn zu treten oder zu schlagen, sondern klammerten sich an seine Arme. Unterdessen näherte sich wieder der Mann mit dem Messer.

 

Wilhelm bemerkte erst jetzt, daß er auf dem rechten Auge, wo ihn der Tritt getroffen hatte, nichts mehr sehen konnte. Der Gedanke, zum Einäugigen gemacht worden zu sein, versetzte ihn in Panik.

 

Dafür würde er den Dieb bezahlen lassen.

 

Wilhelm riß seine Arme los und packte die Jungen mit seinem eisernen Griff jeweils am Nacken. Sie schrien wie am Spieß, Wilhelm schmetterte ihre Köpfe aneinander.

 

Inzwischen versuchte der Messermann, einen neuen Stich anzubringen, doch es gelang ihm nicht. Die Jungen waren im Weg. Wilhelm warf sie ihm entgegen, dann stürzte er sich auf den Dieb und bekam die Hand mit dem Messer zu fassen.

 

Als der Mann bemerkte, daß er seine Hand nicht aus Wilhelms Griff befreien konnte, biß er zu.

 

Wilhelm schrie auf, als er spürte, wie sich faulige Zähne in seinen Handrücken gruben, doch er ließ nicht los. Der Dieb sollte nicht gewinnen, er sollte bezahlen!

 

Mit einem Ruck, in den er sein gesamtes Körpergewicht legte, verdrehte Wilhelm die Hand des Gegners und spürte, wie etwas darin brach.

 

Der Mann schrie, seine Finger erschlafften; das Messer fiel zu Boden und bohrte sich mit der Spitze voran in den Boden aus festgestampfter Erde.

 

Wilhelm ließ los und griff sich das Messer. Es war ein sehr kurzes rostiges Teil, gerade gut genug zum Brotschneiden.

 

Der Dieb hielt sich die gebrochene Hand und war wehrlos, als Wilhelm ihm in die Brust trat. Der Mann flog nach hinten über eine Truhe und blieb liegen.

 

Hastig blickte Wilhelm sich um. Die beiden Kinder waren verschwunden. Es gab eine hölzerne Treppe nach oben, doch wahrscheinlicher schien es, daß sie durch die Klappe geflohen waren: Sie wackelte noch.

 

Wilhelm versuchte, durch sein rechtes Auge etwas zu sehen, doch da war nur Schwärze. Er tastete nach seinem Gesicht und hatte das Gefühl, in einen feuchten Brei zu fassen.

 

Er mußte ans Licht. Und zu einem Medicus, egal, wie teuer der auch sein mochte. Auf der Stelle!

 

Doch zuvor …

 

„Gib mir mein Geld wieder, du Ratte! Dann lasse ich dir vielleicht eines deiner Augen.“

 

Die Antwort bestand in einem Stöhnen.

 

Peter

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Als Titus-Müller-Einstiegsdroge ist "Die Priestertochter" also nicht unbedingt die beste Wahl. ;)
Quidam, fang mit dem Kalligraphen an (Der Kalligraph des Bischofs) - das ist ein tolles Buch... und Kämpfe gibt's auch  :D

 

Gruß

Jan  

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Hallo Peter,

 

dann traf ihn ein Tritt im Gesicht. Der Schmerz pflanzte sich bis in den Nacken fort

 

das finde ich stark, ich spüre es selbst beim Lesen.

 

Da hatte jemand ein Messer, und er hatte ihn erwischt! Zwar war die Klinge von einer Rippe abgeprallt ohne größeren Schaden anzurichten, aber der nächste Stich konnte schon ganz anders ausgehen.

 

Hm. Meinst du wirklich, wenn man den Schmerz eines Messerstichs in der Brust fühlt, kann man feststellen, daß die Klinge von einer Rippe abgeprallt ist? Ich würde diese Diagnose dem Medicus überlassen, den der Protagonist offenbar nach der Kampfszene aufsucht.

 

Ansonsten hast du schöne starke Verben in der Szene, und auch die Idee der leichtgewichtigen Gegner, die sich als Kinder entpuppen, gefällt mir.

 

Titus

 

P.S.: Danke, Jan, für die Werbung! :D

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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(Steffi (Ronya))

Ich lese immer wieder Kampfszenen, in denen die Leute scheinbar unendlich viel Zeit haben, während eines herannahenden Feindes oder eines bereits niedersausenden Hiebs noch 1000 Dinge zu tun; Warnungen zurufen, sich eine Strategie überlegen, hin und herlaufen, die Steuererklärung ausfüllen ... ;D

Warum setzt du nicht einen Link zu meinem ersten Text? 8)

 

Aber mal im Ernst: ich finde auch, dass Kampfszenen sehr schwer zum schreiben sind, das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich sie nicht gern lese. Ich selbst überfliege sie meist nur.

Gruß Ronya

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(Peter_Dobrovka)

Warum setzt du nicht einen Link zu meinem ersten Text?   8)

Ich bin doch gar nicht so böse, wie ich aussehe ...http://www.the-emperor.org/graphics/forticons/cthulhu_smiley.gif

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(Peter_Dobrovka)

Hm. Meinst du wirklich, wenn man den Schmerz eines Messerstichs in der Brust fühlt, kann man feststellen, daß die Klinge von einer Rippe abgeprallt ist?

Im Prinzip ein guter Einwand, das könnte eine gewisse Betriebsblindheit meinerseits sein. Zwar könnte ich einwerfen, daß Wilhelm gute Anatomiekenntnisse hat, doch die erwirbt er erst Jahre nach dieser Szene.

Aber eigentlich sollte das schon möglich sein, das festzustellen. Was Rippen sind, kennt man doch schon als Kind, und wenn man ein Messer in die Brust gejagt bekommt, das aber nicht tief eindringt ... Na ja, da kann man beliebig viel drüber debattieren, glaub ich.

Wenn ich das nicht schreibe, kommt die Kritik dafür dann sowieso aus einer anderen Ecke: Wieso überlebt er das?

 

 

Ich würde diese Diagnose dem Medicus überlassen, den der Protagonist offenbar nach der Kampfszene aufsucht.

Auch eine gute Idee, aber das tut er dann leider doch nicht ...

 

 

P.S.: Danke, Jan, für die Werbung!  :D

BTW, die beiden genannten Titel befinden sich in meinem (ungeheuer großen) Stapel ungelesener Bücher.

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Wenn ich das nicht schreibe, kommt die Kritik dafür dann sowieso aus einer anderen Ecke: Wieso überlebt er das?

 

Hm, verstehe. Wie wäre es dann mit einem Messerstich in den Bauch oder in die Seite? Das würden die Leser schlucken, denke ich.

 

die beiden genannten Titel befinden sich in meinem (ungeheuer großen) Stapel ungelesener Bücher.

 

Pflegst du auch eine solche Haßliebe zu diesem Stapel? Einerseits liebe ich ihn und greife mir gern ein Buch daraus, um es zu lesen; er ist dann wie ein nicht endendes Reservoir an Vergnügen. Andererseits bin ich zornig über diesen Stapel, weil er mir immer zu sagen scheint: Kauf keine weiteren Bücher! ;)

 

Herzlich,

 

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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(Peter_Dobrovka)

Hm, verstehe. Wie wäre es dann mit einem Messerstich in den Bauch oder in die Seite? Das würden die Leser schlucken, denke ich.

Hehe, ich brauche den Prot. aber noch. Ein Bauchstich im unsterilen 15. Jahrhundert sähe nicht gut für ihn aus.

 

Pflegst du auch eine solche Haßliebe zu diesem Stapel? Einerseits liebe ich ihn und greife mir gern ein Buch daraus, um es zu lesen; er ist dann wie ein nicht endendes Reservoir an Vergnügen. Andererseits bin ich zornig über diesen Stapel, weil er mir immer zu sagen scheint: Kauf keine weiteren Bücher!  ;)

Es geht mir ähnlich, nur sagt mir der Stapel keineswegs, ich solle keine Bücher mehr kaufen, er sagt mir, ich solle schneller lesen. ;D

 

Peter

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Hallo und danke!

Für mich kristallisiert sich folgendes heraus:

Das wichtigste ist, Tempo und Atmosphäre wiederzugeben! Viele Details und so manche Bewegungsabläufe kann man offensichtlich dem Kopfkino des Lesers überlassen, das ja auch die ganze Zeit mitläuft. Das wurde besonders gut bei den Kampfbeispielen von Titus und Peter deutlich, die meine private „Leinwand“ schön ausfüllten.

 

@ Peter: Das mit dem Messerstoß, der von den Rippen abprallt, ist an sich in Ordnung. Ich habe mal gelesen, dass diejenigen, die jemanden töten wollen, lieber nicht versuchen sollten, das Herz zu treffen. Messerstiche im Bauch wären einfacher durchzuführen und tödlicher. Das Problem bei dem Stoß liegt wirklich daran, dass du den Wilhelm an der Stelle mit deinen eigenen Worten gesagt „eine Steuererklärung ausfüllen“ lässt. Er hat doch keine Zeit, das Hemd hochzukrempeln und nachzuschauen, wie es um ihn steht. Ich denke, es wäre besser, wenn er einfach feststellt, dass er gar nicht dabei ist, zu sterben, also die Verletzung nicht so ernsthaft sein kann.

 

@Titus: ich fand es interessant, dass du deine „Priestertochter“ jetzt weniger blutig gestalten würdest. Aus welchem Beweggrund?

 

Maja Papaya

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@Titus: ich fand es interessant' date=' dass du deine „Priestertochter“ jetzt weniger blutig gestalten würdest. Aus welchem Beweggrund?[/quote']

 

Nun, was geben dramatische, blutige Schilderungen dem Leser? Nichts als eine Gänsehaut und ein Schaudern. Das ist manchmal notwendig, um ihn zu fesseln. Die Höhepunkte einer Geschichte sollten aber die zarten Augenblicke sein. Die Schönheiten. Oder das mutige, besondere Handeln eines Protagonisten. Ich will nicht, daß meine Leser sich einfach nur gruseln.

 

Klar, die "Priestertochter" hat auch ihre sanften Passagen, aber es sind viel zu wenige geworden. Heute würde ich darauf achten, daß dem brutalen Anteil mehr Ermutigendes oder Zauberhaftes gegenübersteht. Das ist es letztendlich, an das ich mich erinnere, wenn ich vor meinem Regal stehe und die Buchrücken entlangstreife. Das ist es, was mich als Leser verändert.

 

Herzlich,

 

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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(Peter_Dobrovka)

Heute würde ich darauf achten, daß dem brutalen Anteil mehr Ermutigendes oder Zauberhaftes gegenübersteht. Das ist es letztendlich, an das ich mich erinnere, wenn ich vor meinem Regal stehe und die Buchrücken entlangstreife. Das ist es, was mich als Leser verändert.

Eine interessante Sichtweise, über die ich noch viel nachdenken werde.

 

@Papaya: Wilhelm krempelt sein Hemd doch gar nicht hoch, wo liest du das denn heraus?

Also ich bleib mal einfach stur dabei, daß man das merken kann, ob man an einem Knochen getroffen wurde, und das nimmt keine Zeit in Anspruch.

Wohl jedoch könnte ich mir vorstellen, daß es einige Zeit in Anspruch nimmt, bis man feststellt, daß man noch gar nicht tot bzw. am Sterben ist. Die Zeit der Unsicherheit kann da ziemlich lange dauern ... ;D

 

Peter

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Stefan Mühlfried

@papaya

Um eine solche Szene wenigstens etwas authentischer darstellen zu können, wäre die Teilnahme an einer Judostunde (oder bei ähnlichen Sportarten) möglich. Warum nicht wirklich an einem anderen herumzerren, das Adrenalin spüren, den Schweiß riechen (und am Ende zu Boden geworfen werden :s01)? Für den Schwertkampf könnte man zum Kendo gehen - und einmal erleben, wie das Krachen eines (Bambus-)schwertes auf dem eigenen Helm klingt (und wieviel man durch ein Gittervisier eines Helms überhaupt sieht). ;D

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Wilhelm krempelt sein Hemd doch gar nicht hoch, wo liest du das denn heraus?

Lieber Peter, ich lese es gar nicht heraus. Ich konnte mir nur beim besten Willen nicht vorstellen, wie er das sonst feststellen kann:

Zwar war die Klinge von einer Rippe abgeprallt ohne größeren Schaden anzurichten

Nun, ich denke, es reicht jetzt. Was das betrifft:

Wohl jedoch könnte ich mir vorstellen, daß es einige Zeit in Anspruch nimmt, bis man feststellt, daß man noch gar nicht tot bzw. am Sterben ist.

bin ich voll deiner Meinung, nur glaube ich, dass die Tatsache, dass man noch problemlos Atmen kann und kein Blut spuckt, ermutigen kann, erstmal weiter zu machen.

 

@ Titus: du hast recht: die Kampfszenen sind nicht unbedingt das, was man von Büchern behält. Bevor ich die Frage in diesem Thread stellte, stand ich ja ratlos vor meinem Bücherrregal und versuchte mich zu erinnern, in welchem von ihnen es Kampfszenen gab. Außer Herr der Ringe ist mir nichts eingefallen, obwohl es sicher auch in diesem Regal Dutzend andere Bücher gibt, wo die Szenen eigentlich drin sind.

 

@ Stefan: oder sich Wrestling anschauen ...

 

Was mich noch interessieren würde: unterscheidet sich die Art, wie die Frauen den Kampf sehen von der der Männer?

Maja Papaya

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Stefan Mühlfried

 

@ Stefan: oder sich Wrestling anschauen ...

 

Was mich noch interessieren würde: unterscheidet sich die Art, wie die Frauen den Kampf sehen von der der Männer?

Maja Papaya

 

Nein, ich habe ausdrücklich vom Mitmachen gesprochen - als Erfahrung, auf deren Basis sich das Geschehen dann beschreiben lässt.

Außerdem ist Wrestling nur Theater ...

8)

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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(Peter_Dobrovka)

Wrestling ist genau die Art spastischer Kampfchoreographie, die man besser NICHT schreiben sollte. Wo die Opfer stundenlang stillhalten, damit der Gegner seinen Schlag ansetzen kann, und vieles Absurde mehr.

 

Es ist mir ein Rätsel, wie erwachsene Menschen sich sowas ansehen können.

 

Peter

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Den Satz mit Wrestling habe ich mehr oder weniger provokant reingeschmissen, weil ich das Phänomen nicht richtig einsortieren konnte. Jetzt weiß ich es besser ...

Papaya

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Hm, ich schreibe ja nicht besonders viel und häufig, aber wenn ich mich mal hinsetze und tippe, dann dürfen auch gerne mal die Fetzen fliegen. Die KG die ich in die Textkritik gestellt habe, ist da ein schlechtes Beispiel für meinen Stil.

 

Meine besten (für mein Niveau) Kampfszenen (Nahkampf, keine Raumschlachten oder sowas) haben alle folgendes gemeinsam:

 

- Strikt aus der Perspektive und mit der subjektiven und beschränkten Wahrnehmung des Prota geschrieben.

- Kurze, schnörkellose und attributarme Sätze.

- Wenig bis gar keine Informationen an den Leser geben, die der Prota nicht auch hat. Der Leser erfährt erst, daß sich ein Gegner von hinten angeschlichen hat, wenn der Prota schon den Arm um seinen Hals oder das Messer im Rücken spürt.

- Wenn mehrere Personen in den Kampf verwickelt sind, dann verteilt der Prota Schläge und Tritte ohne die Folgen abzuwarten. Dafür ist keine Zeit. Vielleicht sieht der Prota ganz kurz, so aus dem beliebten Augenwinkel heraus, einen Gegner zusammenknicken, aber die gesundheiltlichen Folgen für niedergegangene Gegner, wer wieder aufsteht und wer liegenbleibt, werden erst später erwähnt. < Dieser Satz war übrigens viel zu lang!

- Ich schreibe Kampfszenen, zumindest die erste Fassung, genauso wie Forumspostings, immer schnell und in Eile, ohne nachzudenken. Der arme Prota hat ja auch keine Zeit, sich über die saubere und korrekte Technik einen Feind zu verprügeln, Gedanken zu machen. Diese Hast muß man auch beim Schreiben spüren, damit der Leser sie hinterher nachvollziehen kann.

- Wenn ich einen Kampf beginne, weiß ich nur ganz grob wer gewinnen wird und mit welchen Wunden jeder aus dem Kampf hervorgeht. Für alles dazwischen lasse ich mich und den Prota gerne von den Antos überraschen.

- Teilweise finde ich den Einsatz von Comicsprache recht wirkungsvoll. Ein richtig platziertes RUMMS!, KNIRSCH! oder KAWUMM! ist doch ein netter, billiger Effekt um mehr Dramatik und Körperhaftigkeit in die Szene zu bringen.

 

Meint ihr das kann man so machen?

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