Zum Inhalt springen
(Peter D. Lancester)

Zeigen statt behaupten / zeigen statt berichten

Empfohlene Beiträge

(Peter_Dobrovka)

Worum es hier geht, ist in der Welt der Schreibratgeber und der Foren auch als "Show, don't tell" bekannt. Wobei der Imperativ der Originals bei vielen Autoren gleich eine Widerstandshaltung erzeugt. Drum als Vorbemerkung: Es geht hier um ein Stilmittel, das jeder frei ist einzusetzen oder auch nicht.

 

Es geht darum, einem Text erzählerische Tiefe zu verleihen; ihn detailreicher und konkreter zu gestalten. In der Regel wird der Text dadurch auch gleich um einiges umfangreicher.

 

Los geht's mit einem Beispiel:

 

Frank war dick und dumm. Alle hänselten ihn, darum war er immer traurig.

 

Man kann sich mit diesem Kurzbericht über Frank zufriedengeben, aber so richtig mitfühlen wird der Leser mit ihm nicht unbedingt. Diese zwei Sätze transportieren keine Atmosphäre, keine Stimmung, keine Bilder. Möglicherweise mit Absicht. Doch wenn es unsere Aufgabe ist, das zu ändern, dann schauen wir mal.

 

Frank war also dick. Aber wie dick ist eigentlich "dick"?

 

Frank war 80 Kilo schwer, obwohl er nur 1,50m groß war. Das klingt sehr nüchtern, geradezu amtlich-bürokratisch.

Franks Bauch hing über seinen Gürtel. Das erzeugt ein lebhaftes Bild vor Augen. Nebenbei erfahren wir, daß er einen Gürtel trägt. Oh, er trägt gar keinen? Dann vielleicht so: Hätte Frank einen Gürtel besessen, wäre sein Bauch über diesen gehangen.

Frank war so breit wie er hoch war. Er wog ohne Schuhe soviel wie ein Kleinwagen. Das ist übertrieben und kann verwendet werden, wenn es witzig sein soll.

 

Man kann, wenn man will, auch richtig ausführlich werden:

Frank erregte stets ungewolltes Aufsehen, wenn er die Sicherheit seines Kinderzimmers verließ. Er war für sein Alter zwar normal groß, wie der Doktor seiner Mutter stets versicherte, doch er wog beinahe doppelt so viel wie er hätte wiegen sollen. Die blasse Haut an Armen und Beinen - ja, sogar im Gesicht - spannte sich wie die Pelle von Knackwürstchen, und wenn er nicht gerade sehr langsam ausschritt, vollführte sein runder Bauch Auf- und Abbewegungen, die ausgesprochen unangenehm anzuschauen waren; zumindest ließ das sein Onkel gelegentlich am Sonntagstisch verlauten.

 

Ich muß unterbrechen. Fortsetzung folgt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Peter,

 

so ein Zufall - jetzt haben sich unsere Threads überschnitten.

Hätte ich das gewusst, hätte ich meinem einen anderen Titel gegeben, dann hätten wir uns ergänzt (Wow - 3 x "hätte" in einem Satz).

 

Gruß Freddy

"ROCKY, DIE GANGSTER UND ICH oder: Wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2018

"ROCKY, DER BANKRAUB UND ICH oder: Wie mich ein stinkender Turnschuh reich machte (fast!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2020

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...