Hilfe - Wortschatz-Erweiterung!

[Martina]

Hallo, ihr Lieben,

 

wie einige ja wissen, schreibe ich gerade Drehbücher zu einem Roman um. Ich bin damit nun fertig und überarbeite das Ganze.

 

Sätze, die mir ohne nachzudenken aus den Fingern geflossen sind, gehen mir nun teilweise auf den Wecker (und dem Leser wohl später auch).

 

Ich würde mich freuen, wenn ihr zu einen oder mehreren Sätzen eure eigenen Formulierungen bringen würdet.

 

-1. Sie wandte sich ihm zu.

 

-2. Dankbar drückte sie seine Hand.

 

-3. In ihrem Blick lag Enttäuschung.

 

- 4. Er öffnete die Tür.

 

- 5. Mitfühlend strich sie über ihre Wange.

 

- 6. Verlegen senkte sie den Blick.

 

- 7. Ihre Wangen verfärbten sich.

 

- 8. Sie spürte, dass sich ihr Pulsschlag beschleunigte.

 

 

 

Bitte, ruft nicht "Kitsch!". Leute tun diese Dinge, gerade im Film. Sagt mir einfach nur, wie ihr diese Gesten und diese Mimik ausformuliert.

 

Tausend Dank vorab,

 

Tin

[Ellen]

Hallo Tin,

 

spontan und "aus dem Ärmel geschüttelt", also ohne Anspruch auf den Titel "Einfall des Jahres"

 

1. Sie machte einen Schritt auf ihn zu.

 

2. Ihr Händedruck zeigte ihre Dankbarkeit.

 

3. Enttäuscht drehte sie sich um und ging.

 

4. Er betrat den Raum.

 

5. Ihre Berührung war mitfühlend.

 

6. Sie sah zu Boden und schwieg.

 

7. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht.

 

8. Ihr Puls begann zu rasen.

 

 

Ich hoffe, damit kannst Du was anfangen.

 

Viele Grüße

Ellen

*die für Publikumszeitschriften hin und wieder schreibt und regelmäßig lektoriert und daher weiß, wie schwer scheinbarer Kitsch zu schreiben ist *

[Martina]

Genau das ist es, was ich suche, Ellen! Danke! Ich hoffe, es kommt von anderen noch etwas hinzu!

 

Gruß,

 

Tin

[(Roman)]

ich versuch mich auch mal, wenn ich darf

 

1.) Ihr Körper drehte sich langsam zur Seite und offenbarte wie in Zeitlupe ihr entsetztes (oder was auch immer) Gesicht.

2.) Vorsichtig fasste sie seine Hand. In ihren Augen glänzte Dankbarkeit, auch wenn sie es kaum wagte, seinen Blick direkt zu berühren.

3.) Der traurige Glanz ihrer Augen rührte an seinem eigenen Inneren.

4.) Unschlüssig (oder was auch immer) fasste er die Klinke in seine Hand und drückte sie vorsichtig nieder.

8.) Das Herz in ihrer Brust begann zu rasen und presste das Blut in einem heftigen Strom durch ihre Adern.

[(Peter_Dobrovka)]

-1. Sie wandte sich ihm zu.

Sie sah ihn an.

 

-2. Dankbar drückte sie seine Hand.

Sie drückte seine Hand.

 

 

-3.  In ihrem Blick lag Enttäuschung.

Sie wirkte enttäuscht.

 

- 4. Er öffnete die Tür.

Ersatzlos streichen.

 

- 5. Mitfühlend strich sie über ihre Wange.

Sie strich langsam über seine Wange.

 

- 6. Verlegen senkte sie den Blick.

Sie senkte den Blick.

 

- 8. Sie spürte, dass sich ihr Pulsschlag beschleunigte.

Ihr Herz schlug schneller.

 

- 7. Ihre Wangen verfärbten sich.

Die Leichenstarre setzte ein.

 

 

Peter

[(Roman)]

war grad nochmal an der Tanke und da ist mir noch eingefallen :

Kann man so pauschal irgendwie ohnehin nicht umformulieren, hängt auch vom umgebenden Text ab. z.B. wenn der umgebende Text kurz und prägnant ist, dann klingen meine Sätze als hätte ein weinerliches Mädchen zwischen den Text eines harten Mannes gekritzelt ... sozusagen

[Thomas R.]

Hallo Tin,

 

-1. Sie wandte sich ihm zu.

 

Sie drehte sich zu ihm um// Je nach Situation fast immer anders: Sie lächelte ihn an, rutschte dann über den Sitz etwas näher...

 

-2. Dankbar drückte sie seine Hand.

 

Sie drückte seine Hand und nickte// Mit beiden Händen umfasste sie seine Finger.

Oder zwinkern mit beiden Augen...

 

-3. In ihrem Blick lag Enttäuschung.

 

Sie konnte ihn nicht ansehen// Sie schüttelte leicht den Kopf// Sie kaute auf ihrer Unterlippe//

- und jede Menge weiterer Körpersprache- in Stimme, Mimik, Gestik

 

- 4. Er öffnete die Tür.

 

Er machte die Tür auf// Er riß die Tür auf// Er trat die Tür auf// oder andere Richtung: Er verließ den Raum// Er ging in die Küche...

 

- 5. Mitfühlend strich sie über ihre Wange.

 

Mit raschen Bewegungen strich sie über ihr (1. e Arm/ 2. e Hand// en Rücken/)

Wischte unter ihrem Augen eine Träne weg/ zog sie ins Bad um ...

 

- 6. Verlegen senkte sie den Blick.

 

Sie senkte den Blick/ Sie preßte die Lippen zusammen/ Sie senkte den Kopf und starrte auf ihre Schuhe...

 

- 7. Ihre Wangen verfärbten sich.

 

Ihre Wangen pünkelten sich rot// Sie hielt sich die Hand vor die Augen, sah weg...

 

- 8. Sie spürte, dass sich ihr Pulsschlag beschleunigte.

 

Andere Zeichen der "Erregung": Hastiger Atem, zitternde Hände, flatternde Wimpern, ....

 

"Kitsch"!!!!!!!!!!!!!!

 

Gruss

 

Thomas

[Gabriele]

Freie Assoziationen (weils ja auch auf den Zusammenhang ankommt....)

 

 

-1. Sie wandte sich ihm zu.

 

Neugierig drehte sie sich zu ihm um.

Überrascht fuhr sie herum.

Sie machte auf dem Absatz kehrt und schaute ihm direkt in die Augen.

 

 

-2. Dankbar drückte sie seine Hand.

 

Die Erleichterung war ihr anzusehen, als sie seine Hand in ihre nahm.

"Gut, dass du da bist!", seufzte sie und griff nach seiner Hand.

 

 

-3. In ihrem Blick lag Enttäuschung.

Enttäuscht drehte sie sich weg.

Sie schlug die Augen nieder und schwieg enttäuscht.

Einen Augenblick fixierte sie ihn, dann senkte sie enttäuscht den Blick.

 

 

- 4. Er öffnete die Tür.

Die Tür schwang auf.

Das leise Quietschen der Angeln verriet sein Kommen.

 

 

- 5. Mitfühlend strich sie über ihre Wange.

Sie nahm sie in die Arme und streichelte ihre Wange.

In ihrer Geste lag Mitgefühl.

 

 

- 6. Verlegen senkte sie den Blick.

Sie schlug verlegen die Augen nieder.

Vor Verlegenheit trat sie von einem Fuß auf den anderen.

 

 

- 7. Ihre Wangen verfärbten sich.

Heisses Rot schoß ihr ins Gesicht.

 

 

- 8. Sie spürte, dass sich ihr Pulsschlag beschleunigte.

Ihr Herz klopfte wie verrückt.

Ihr Puls raste.

Das Blut rauschte in ihren Ohren.

 

 

Viel Spaß damit!

[Martina]

Oh, ihr ahnt nicht, wie sehr ihr mir helft! Macht weiter!

 

Beglückt,

 

Tin

[Gabriele]

Das erinnert mich an die Wortschatzübungen in der Schule - das hat mir immer besonders viel Spaß gemacht, vor allem, wenn es darum ging, wer die meisten Variationen zustande brachte!

[Martina]

Nun, ich will mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.

 

Es handelt sich um eine Serie, die aus zwölf Folgen besteht, sprich zwölf Drehbüchern.

 

Ich habe gesehen, wie diese Szenen gedreht werden: Die Schauspieler müssen mitunter zehnmal den gleichen Text sprechen, immer mit Nuancen in der Mimik und Gestik.

 

Aber am Ende tun sie mehr als zwölfmal das Gleiche: Sie öffnen Türen, erröten, wenden sich ab oder zu. Das wirklich Wichtige sind die Dialoge.

 

Aber so einen Roman schreibt man eben nicht nur mit Dialogen. Der Leser sieht den Schauspieler ja nicht.

 

Ich als Autorin bringe mich schon da ein, mit meinem Stil. Aber auch nicht dominierend: Es ist die Story des Drehbuchautors.

 

Viele eurer Vorschläge sind mir selbst vorab eingefallen, manche inspirieren mich.

 

Lasst eurer Fantasie freien Lauf.

 

Liebe Grüße,

 

Tin

[(Joy)]

Ja, das ist blöd immer das gleiche stets anders formulieren zu müssen. Du arme.*g* Hier ein paar Spontanideen, Haftung ausgeschlossen.*g*

 

 

-1. Sie wandte sich ihm zu.

 

Sie sah ihn an. (je nach Situation, vielleicht: sie starrte ihn an)

 

-2. Dankbar drückte sie seine Hand.

 

Er spürte ihren sanften Händedruck.

 

-3. In ihrem Blick lag Enttäuschung.

 

(das ist schwer!) Ungläubig und verletzt sah sie ihn an?

 

- 4. Er öffnete die Tür.

 

ist das eine Schlüsselsituation? Wenn nicht, streichen, oder halt einfach so stehen lassen. Türen öffnen ist eine notwenige Handlung, die meiner Ansicht nach nicht extra raffiniert beschrieben werden muss.

 

- 5. Mitfühlend strich sie über ihre Wange.

 

Sie streichelte ihre Wange.

 

- 6. Verlegen senkte sie den Blick.

 

Sie senkte den Blick; sie sah zu Boden; sie betrachtete ihre Schuhe; sie starrte auf den Teppich; sie vermied ihm ins Gesicht zu sehen, sie versuchte nicht peinlich berührt auszusehen...

 

- 7. Ihre Wangen verfärbten sich.

 

Hitze stieg in ihr Gesicht.

 

- 8. Sie spürte, dass sich ihr Pulsschlag beschleunigte.

 

Ihr Puls raste; Adrenalin rauschte durch ihre Adern...

[Stefan Mühlfried]

Liebe Tin,

kannst Du mir bitteschön erklären, wie ein armer Regisseur und eine Schauspielerin die Drehbuchzeile "Sie spürte, dass sich ihr Pulsschlag beschleunigte." umsetzen sollen?

[Martina]

Lieber Stefan,

 

frag mich immer nur, wenn dir etwas nicht klar ist 8)

 

Die Schauspieler haben natürlich nur das Drehbuch, und ich sehe gerade in diversen Ausschnitten /Arbeitsproben verzückt, wie sie das umsetzen. Die Filme kommen erst Ende des Jahres, jetzt werden einzelne Szenen immer und immer wieder geprobt. Und immer wieder lächeln sie strahlend, und immer wieder erröten sie dezent. Ich finds eine klasse Leistung.

 

Damit habe ich ja nichts zu tun. Ich sitze im stillen Kämmerlein und denke mir aus, wie die Schauspieler wohl reagieren und wie sich die Figuren fühlen. Ich habe nichts als die Dialoge. Aber kannst du dir vorstellen, wie langweilig ein Roman wäre, der nur aus Dialogen bestünde? Also muss ich erklären, rückblenden, Gefühle und Gedanken einbauen Übergänge meistern, streichen, verdichten...

 

In dieser Serie geht es nicht so ab wie bei Indiana Jones. Die Leute halten sich vornehmlich in Räumen oder Autos auf und öffnen und schließen Türen Sie verlieben sich mannigfaltig und fühlen sich dann wieder betrogen und hintergangen, und der Drehbuchautor legt ihnen die Zeilen in den Mund.

 

Die Geschichten sind wirklich gut, zwar seicht, aber absolut professionel produziert - mit GZSZ nicht zu vergleichen.

 

Und ich will einen guten Roman dazu liefern. Wo sich dann und wann der Pulsschlag beschleunigt, wenn geknutscht wird.

 

So ist das.

 

Gruß,

 

Tin