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(Peter D. Lancester)

... aber das ist dann nicht mehr meine Geschichte?

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Aber bei allen Vorschlägen zur Lösung des Problems , die von Seite des Kritikers kommen, sollte man als Kritiker flexibel auf den Autor eingehen können. Wenn der Autor dann mal sagt 'Das will ich nicht, das ist nicht mehr meine Geschichte', dann sollte man nachfragen, andere Lösungsmöglichkeiten vorschlagen, versuchen, zusammen mit dem Autor an den Punkt vorzudringen, an dem er sagt: 'Ja, das ist es, das mache ich, das fühlt sich für mich richtig an.'

 

Aber ja, unbedingt. Du kannst gern all "meine" Autoren fragen, ich bin da SEHR flexibel. Sie werden es dir gern bestätigen. ;)

Ich bezog mich da mehr auf die Unbelehrbaren, auf jene, die schon sagen es sei nicht mehr ihre Geschichte und sie könnten auf keinen Fall auch nur ein Wort ändern, bevor ich das Wort Änderung zu Ende gesprochen habe. Solche Autoren gibt es nämlich jede Menge. Und mit denen kann ich nicht arbeiten.

 

LG

Joy

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Ja' date=' in der Tat interessiert es mich am meisten, wie ihr damit umgeht, wenn ihr die Verbesserungsvorschläge selbst als Verbesserungen empfindet.[/quote']

 

Gheron und ich erlauben nur uns selbst, jeweils Vorschläge zur Verbesserung zu machen. Erst, wenn der Roman uns verlässt, lesen ihn zuerst die Agenturlektorin und dann die Verlagslektorin. Beide machen Vorschläge, wo noch etwas zum besseren Verständnis fehlt, und wir prüfen jeden davon - und tun zu 90% auch etwas. Aber das hält sich bei 600-800 MS so im Rahmen, dass wir kaum mehr als ein oder zwei Tage damit beschäftigt sind.

 

Wir haben früher schlechte Erfahrungen mit Testlesern gemacht und lassen niemanden mehr an unsere Manuskripte, der nicht 'vom Fach' ist. Und selbst da bekommt man zu dem gleichen Text Meinungen von Daumen runter bis Daumen rauf.

 

Gruß Sysai

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Was heisst denn Verbessern in diesem Fall?

Ich denke, es heisst: Die Geschichte staerker ihrem Ziel zuzudraengen.

Ich fuerchte:

Wenn mein Testleser einen oder sogar mehrere Vorschlaege macht, die von diesem Ziel deutlich wegdraengen, habe ich zumindest bei diesem Testleser als Erzaehler versagt. (denn so etwas liegt - bei weiser Wahl - wohl im seltensten Fall am Testleser.)

 

Das heisst dann fuer mich: Ich muss noch mal sehr viel arbeiten. Aber nicht an den Vorschlaegen meines Testlesers entlang, sondern womoeglich genau denen entgegen. Insofern sind seine Hinweise fuer mich dennoch wertvoll, weil sie mir zeigen koennen (immer vorausgesetzt, es handelt sich um einen engagierten, kompetenten und wohlwollenden Testleser), wo ich Signale falsch gesetzt habe.

 

Der Traumtestleser ist natuerlich der, der meinen Text am Zuegel hat wie ein Dressurreiter und der sofort weiss, wo er die Hilfen geben muss.

 

Ich denke aber, bevor man sich ueberhaupt in die Haende von Testlesern begibt (und das habe ich in der Vergangenheit falsch gemacht), muss man sich sicher sein, dass man die Substanz der Geschichte verteidigen kann (dass man sie kennt, ist ohnehin selbstverstaendlich) und nicht beginnt, an der eigenen Geschichte zu zweifeln, womoeglich Pfeiler davon auszureissen und die einzusetzen, die der andere - seinem eigenen Erzaehlgebeude entstammend - dafuer angeboten hat.

 

Daran habe ich gelernt: Testleser sind vermutlich klasse fuer Leute wie mich, die ausfuehrlich und pinselig vorplanen, weil ich am Urteil der Testleser sehr leicht ueberpruefen kann, wie weit sich Textwirkung in Konzept fuegt. Fuer Kollegen, die eher intuitiv schreiben und die Ziele ihrer Geschichte eher unbewusst erfassen als klar umreissen koennen, kann so ein Urteil ja vielleicht umstuerzlerisch wirken.

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Der Traumtestleser ist natuerlich der, der meinen Text am Zuegel hat wie ein Dressurreiter und der sofort weiss, wo er die Hilfen geben muss.

 

Mein Text als Dressurpferd? ;)

Spaß beiseite, ich weiß, was du meinst. Und andere als solcheTestleser sollte man auch nicht haben und auch andere Lektoren nicht.

Meine Kritiker sind, ich wiederhole es noch mal, Traumchirurgen, die das Messerchen am richtigen Punkt ansetzen.

 

Es hat noch nie jemand eine Geschichte von mir so umgeschrieben oder umschreiben wollen, dass es nicht mehr meine Geschichte war. Eine Nebenfigur mehr oder weniger, Verbesserungen vor allem in der Dramaturgie, zusätzliche und gestrichene Szenen.

 

Es kann auch nicht darum gehen, eine Geschichte "verteidigen" zu müssen. Da sind die anderen dann übergriffig, würde ich sagen.

 

Nur stilistisch ist es mir ein paarmal passiert, da bin ich sowieso am empfindlichsten. Passagen, die die Lektoren reingeschrieben haben, waren nicht "meins"-zuviele Adjektive, zu braver Stil. Das habe ich abgebogen.

 

Nur einmal konnte ich es nicht mehr. Jemand hatte einen kurzen Sachtext von mir so holprig umgeschrieben, dass ich mich geschämt habe, dass mein Name nach der Veröffentlichung darunter stand. Das hat mich eine schlaflose Nacht gekostet, und ich habe mich später auch erfolgreich dagegen beschwert.

 

Christa

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Ich freue mich über Vorschläge und höre mir gerne alles an.

Was Testleser angeht ist das so eine Sache, wenn man sie sich selbst aussucht, ist das meistens sehr gut, bearbeitet man den Text in Foren muss man damit rechnen, auch Meinungen zu bekommen, die gar nicht weiter helfen. Ich war ja vor Montsegur in einigen anderen Schreibforen (die aber eher Hobby-Foren waren) und zu Pferdegeschichten kam dann schon mal "bäh, Pferde sind doof, sowas lese ich nicht" und im ähnlichen Ton. Oder Anfänger kritisierten munter alles, auch korrekte Sätze ... Und waren beleidigt, wenn man ihre Vorschläge dann nicht annahm.

 

Was ich nicht so mag ist, wenn die Charaktere total verändert werden. Wenn es der Geschichte dient und sie dann veröffentlicht wird, eben weil die Charaktere verändert wurden, okay, dann kann ich das akzeptieren. Aber ich hätte bei meinem Zaubererroman z. B. nie akzeptiert wenn da einer aus meinem Zauberer einen wilden Kämpfer hätte machen wollen. Das wäre mir als Änderung wirklich zu weit gegangen.

Ich unterscheide da zwischen Geschichten, die ich auf eine Möglichkeit zur Veröffentlichung hin schreibe und den Texten, die ich einfach nur aus Spaß schreibe, für mich. Von letzteren ist sogar die ein oder andere schon in Anthos veröffentlicht worden, Lektorat bügelte dabei nur Holperstellen, also keine Textänderungen.

Bei der ersten Sorte Texten akzeptiere ich so ziemlich alles, bei der zweiten würde es darauf ankommen, wie mir die Änderungen gefallen.

 

LG

Maren

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"Schön und gut, aber das wäre dann ja nicht mehr meine Geschichte, die ich erzählen wollte."

 

Das ist schwierig - für beide Seiten. Ich habe bei Änderungsvorschlägen dann Erfolg gehabt, wenn ich zuerst gefragt habe: Was willst du in diesem Kapitel, in diesem Abschnitt erreichen? Was willst du dem Leser mitteilen? Wie soll er sich fühlen?

Falls mein Gegenüber die Absicht hatte, den Text zu veröffentlichen, bin ich direkter geworden. In Schreibforen formuliere ich sinngemäß: Nimm dir, was du brauchen kannst.

 

Meine eigenen Geschichten möchte ich dem Sinn nach erhalten. Alles was dazu beiträgt und sie verbessert, bedenke ich beim Überarbeiten. Wenn jemand versucht, mir einen anderen Verlauf aufzudrängen, werde ich bockig. Ob zu Recht oder Unrecht, spielt keine Rolle.

Wichtig ist in jedem Fall, dass der Kritiker MICH ÜBERZEUGT.

 

Gertraude

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Hallo Peter,

 

ich bin noch mal in mich gegangen und hab überlegt, wie ich zu dem Aspekt an der Sache stehe, den du - wenn ich dich richtig verstanden habe - eigentlich beleuchten wolltest.

 

Ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn jemand einen Verbesserungsvorschlag machen würde, der massiv in die Handlung eingreift und der mir gefällt, dass ich ein Riesenproblem damit hätte! Ich würde es vielleicht (vermutlich sogar!) einbauen, hätte aber wahrscheinlich immer das Gefühl, unrechtmäßig die Lorbeeren für eine tolle Idee einzustreichen. Frei nach dem Motto: "Warum ist MIR das nicht eingefallen?!!"

 

Rein rational kann ich mir zwar klarmachen, dass das o.k. ist, dass es immer noch ein Riesenakt ist, eine Idee dann auch umzusetzen, einzubauen, mit meinen eigenen Ideen zu verknüpfen etc. Aber ich glaube tief drinnen würde ich mich damit nicht wohlfühlen. Je genialer die Idee, desto größer das Unwohlsein.

 

Allerdings (alles graue Theorie, vesteht sich) würde es mir wohl weniger ausmachen, wenn der Vorschlag von einem Lektor käme als von einem Testleser. Wieso, kann ich nicht gut sagen.

 

Liebe Grüße

 

Ruth

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Das ist ein sehr interessanter Aspekt, den Peter in seinem Beitrag ansprach, den ich - sorry! - ueberhaupt nicht beachtet habe (da bei mir gerade der andere Fall vorliegt - so sorry, etwas egomanisch...) und den Ruth dankenswerterweise aufgreift:

Ich muss dazu sagen - mit diesem Aspekt hab ich keine Probleme (im Gegenteil!) und so edel wie Ruth bin, fuercht' ich, nicht.

Ich hab' das schon gemacht.

Bei meinem ersten historischen Roman hat jemand einen in die Handlung eingreifenden Vorschlag gemacht, der in der Tat wesentlich besser war als meiner, d.h. fuer mich, der das, was ich erzaehlen wollte, viel direkter und wirkungsvoller von vorn anpackte. Ich hab den Vorschlag hemmungslos aufgegriffen und in die Tat umgesetzt (was 200 neu geschriebene Seiten erforderte). Der Erfinder selbst, der diese Idee eigens fuer meinen Roman entwickelt hatte, konnte schliesslich nichts damit anfangen, oder? Ich habe mich geehrt gefuehlt, dass sich jemand so viel Muehe mit meinem Stoff gemacht hat und war auch stolz, weil offenbar mein Stoff fesseln und sich vermitteln, ja sogar inspirieren konnte. Und dass ich dankbar bin, steht nun hinten im Buch.

Dass ich mich mit fremden Federn schmuecke, ist mir kein bisschen peinlich dabei, denn meine Geschichten sind alle nicht von mir. Ich denke sie nicht aus, sondern finde sie nur. Und ich schmuecke mich stolz damit, dass ich so tolle Leute mit so tollen Ideen kenne...

 

Sagt bloss, das ist keine Leistung?

 

Von Eurer Klugheit gern profitierend gruesst

Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Dass ich mich mit fremden Federn schmuecke' date=' ist mir kein bisschen peinlich dabei, denn meine Geschichten sind alle nicht von mir. Ich denke sie nicht aus, sondern finde sie nur. Und ich schmuecke mich stolz damit, dass ich so tolle Leute mit so tollen Ideen kenne...[/quote']

 

Das gefällt mir sehr!

 

Sagt bloss, das ist keine Leistung?

 

Doch! :D

 

Ruth

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Ich kann gut mit Verbesserungsvorschlägen umgehen.

Sie bereichern meine Arbeit und ich lerne ständig dazu.

Dann prüfe ich sie und ändere nach Bedarf.

Aber nicht grundsätzlich, sondern nur wenn mich der Vorschlag überzeugt.

 

Bisher waren alle Geschichten nach der Korrekur besser als vorher.

Trotzdem waren es immer noch meine Geschichten.

 

Liebe Grüße

Sabine

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Hallo zusammen,

 

ehrlich gesagt: Jede Kritik kratzt erstmal an meinem Ego! Ich setzte ja erst dann den Schlusspunkt unter ein Skript, wenn ich der Meinung bin, dass es in dieser Form gut ist. Wenn dann nochmal nachträglich echte Kritikpunkte kommen (die ja auch nochmal Arbeit bedeuten), muss ich erstmal die Zähne zusammenbeißen.

 

Aber letztendlich geht es mir ja darum, ein möglichst gutes und erfolgreiches Buch hinzubekommen. Wenn ich also Feedback bekomme, lasse ich meist ein paar Tage ins Land gehen, um mir die Anmerungen dann nochmal mit der nötigen Offenheit durch den Kopf gehen zu lassen. Und dann entscheide ich bei jedem einzelnen Punkt, ob ich ihn umsetzen will (ca. 80 %) oder nicht (ca. 20 %). Aber selbst, wenn ich 80 % der Anmerungen umsetze, bleibt es doch noch immer mein Buch.

 

Gruß

Boris

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