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Quidam

Träume

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@Marco: Du schreibst' date=' Du magst keine Traumsequenzen. Oder magst Du nur keine schlecht gemachten? Dann wären wir uns nämlich einig. Aber wenn jemand wirklich weiß, was er da tut, im Barbaraschen Sinne - da kann man doch nix gegen haben, oder?[/quote']

 

Nee, ich mag sie tatsächlich nicht, weil man für meine Welterfahrung das direkte erleben von Träumen nicht aufschreiben kann. Egal wie gut man sie schreibt.

 

Lass es mich so sagen: Das direkte erleben von Träumen, so wie ich träume, und wie meine Erfahrung von Träumen aussieht, ist nicht mit Worten wiederzugeben, so wie meine Träume, während sie ablaufen, nicht wirklich zu erleben sind. Dazu sind sie zu surreal, und eben zu 98% nur aus Gefühlen bestehend, die man in den Mixer geworfen hat. Wie willst du das schreiben?! Egal ob gut oder schlecht.

 

Indirekt können die Träume wiedergegeben werden, etwa wenn ein Charakter ankommt und sagt: "Ich hab heut nach geträumt, dass meine Mutter reinkam und mir mit einer Keule, an dessen Spitze ein Walzahn festgeklebt war, auf den Oberschenkel gehauen hat, bis der sich in eine Hi-Fi Stereoanlage verwandelt hat."

Das kann ich lesen, weil ich selbst meine Träume so oder ähnlich wiedergeben kann.

Aber das sind Wiedergaben und Zusammenfassungen von etwas, was in dem Moment, WO ich es geträumt habe, nicht unkonkret war.

 

Deshalb krieg ich nen Fön, wenn ich eine Szene lesen muss, in welcher der Charakter auf dem Bett sitzt, und seine Mutter kommt rein und haut ihm mit der Keule auf den Oberschenkel etc., weil ich das so nicht träume, oder nicht geträumt hätte. Ich hätte nicht geträumt, wie meine Mutter reinkommt. Ich hätte eine Idee, eine Ahnung von etwas geträumt, dass ich nach dem Aufwachen als "Meine Mutter kam rein" interpretiert hätte...

 

Weißt du was ich meine? Das direkte Erleben eines Traumes ist für mich nicht wiederzugeben, und das in eine konkrete Szene zu pressen halte ich für Humbug, weil es meiner Erfahrung nicht entspricht. Ganz egal, wie gut es geschrieben ist.

Eine indirekte Schilderung eines Charakters seines Traumes ist da wieder ein ganz anderes Blatt. Damit kann ich leben. Selbst wenn sie nicht so gut geschrieben sind. Leider sind Traumsequenzen in der regel sowohl direkt erlebt, als auch nicht besonders gut geschrieben.

 

Aber ich bin auch pingelig! :)

 

Auf jeden Fall schreibe ich Träume auch so: Kurze Ideen- und Ahnungsfetzen nach dem Aufwachen. Ich würde niemals (Jedenfalls nicht mehr) eine direkt erlebte Traumsequenz schreiben, weil ich das nicht darstellen könnte.

 

Lieben Gruß,

Marco!

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Lass es mich so sagen: Das direkte erleben von Träumen' date=' so wie ich träume, und wie meine Erfahrung von Träumen aussieht, ist nicht mit Worten wiederzugeben[/quote']

Nur ein kleiner Einwurf einer stumm Mitlesenden: Das literarische Mittel, das es da gibt, heißt "stream of consciousness", auch wenn der Begriff dem Traum in sich widersprechen würde.

Schöne Grüße,

Petra

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Lass es mich so sagen: Das direkte erleben von Träumen' date=' so wie ich träume, und wie meine Erfahrung von Träumen aussieht, ist nicht mit Worten wiederzugeben[/quote']

Nur ein kleiner Einwurf einer stumm Mitlesenden: Das literarische Mittel, das es da gibt, heißt "stream of consciousness", auch wenn der Begriff dem Traum in sich widersprechen würde.

 

Würde bei mir nicht klappen - Oder wäre unlesbar. Eine Seite voller ungeordneter Buchstaben.

Wie stelle ich einen Haufen gleichzeitig ablaufender Gefühle dar, von denen manche nur halb da sind, andere wieder doppelt, und manche wiederkehrend?!

Ein "Stream", wie der Name schon sagt, ist sequentiell. Damit könnte ich das, was ich beim träumen habe nicht wiedergeben. Ich bräuchte ein Bild. In einem Text, also einer "Reihe" von Wörtern könnte ich keinen meiner Träume schildern, weil alles gleichzeitig abläuft.

Meine Träume sind wie ein Bild von Jackson Pollock, wenn jede Farbe einer Emotion entspricht, und die Dicke der Farbschicht einer groben Vorstellung. Wie sollte ich das in einen sequentiellen Text fassen?!

Würde für mich nicht klappen. Aber ich rede auch nur für mich.

 

Gruß,

Marco! :s17

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Wie sollte ich das in einen sequentiellen Text fassen?!

Würde für mich nicht klappen. Aber ich rede auch nur für mich.

 

Klaro, hier redet jeder nur für sich. Für wen denn sonst? ;)

Du musst ja auch gar keinen Traum beschreiben und keine Traumsequenzen mögen. Solche surrealistsichen Streams of Under- oder Sub-Consciousness

würde ich mir beim Lesen auch nicht zumuten. Das spricht aber nicht generell gegen gut gemachte Traumsequenzen, die werde ich weiterhin mögen und auch schreiben.

Christa, die inzwischen eine solche geschrieben hat. Danke nochmal für die anregende Unterhaltung, alle.

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Das spricht aber nicht generell gegen gut gemachte Traumsequenzen' date=' die werde ich weiterhin mögen und auch schreiben.[/quote']

 

Das möchte ich sogar ganz dick unterstreichen.

Ich meine, ich bin ja nicht blöd. Und Traumsequenzen sind ein fester Bestandteil des fiktionalen Erzählens, und wie alles im fiktionalen Erzählen braucht es gar keine gemeinsame Basis mit der Realität zu haben. Und Traumsequenzen in der Fiktion besitzen und folgen ihren eigenen Regeln, innerhalb derer sie wunderbar funktionieren. Und: die meisten Leser akzeptieren diese Regeln und damit auch Traumsequenzen.

 

Ich selbst bin ja größter Verfechter des Mottos :"Eine Fiktion muss keine Entsprechung in der Realität haben, und darf sich so verhalten, als gäbe es die Realität gar nicht."

Lustigerweise klappt das für mich selbst bei Träumen nicht. :-/

 

Aber so bleibt Abwechslung in den Texten erhalten, gell?! :)

 

Gruß,

Marco!

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die Träume, die meine Figur im Mondgeheimnis geplagt haben, haben sehr wohl Relevanz zur Haupthandlung. Du hättest sie halt nicht überfliegen sollen. ;)

Da ich sie überflogen habe und der Haupthandlung dennoch folgen konnte und keine Lücken empfunden habe und die Haupthandlung auch ohne sie spannend, schlüssig und gut empfand, würde ich mal schlichtweg sagen: Sie hatten keine Relevanz. :s22

 

 

Hallo Peter,

 

das mag daran liegen, dass die Traumsequenzen und die Schlußsequenz eine eigene Geschichte haben, die man losgelöst sehen kann. Sollte das Buch wirklich verfilmt werden, wird wohl genau das alles wegfallen, weil umständlich (und zu teuer?) verfilmbar. Aber dem Buch bieten sie einen Mehrwert - da bin ich mir sicher.

 

Ich habe diese Träume stark mit surrealen Elementen angereichert, trotzdem weiß ich, dass ich sie nicht so verworren beschrieben hab, wie sie in Wirklichkeit normerweise sind - was ja Marco anprangert.

Träume sind in Romanen geschliffen - daher nicht die klassischen Träume, die man in der Realität erlebt und vielleicht garnicht beschreibbar sind.

Zugegeben!

NUR! Sind nicht viele Elemente genauso geschliffen und geschniegelt?

Sind Dialoge in Geschichten so, wie in der Realität - selbst wenn man sie authentisch reden läßt? Nein! Sind es Gedanken? Ist es die Psyche? Alles geschliffen! Und an die Haupthandlung orientiert.

 

Würde man nämlich die Geschichten so schreiben und die Figuren so darstellen, dass sie tatsächlich mit der Wirklichkeit identisch wären, wäre das so unleserlich, wie eben ein niedergeschriebener realer Traum. :)

 

Grüße

Quidam

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(Peter_Dobrovka)

Ich hätte nicht geträumt, wie meine Mutter reinkommt. Ich hätte eine Idee, eine Ahnung von etwas geträumt, dass ich nach dem Aufwachen als "Meine Mutter kam rein" interpretiert hätte...

Ich ahne, was du meinst. Deine Träume scheinen noch eine Stufe abstrakter zu sein als die des Durchschnitts. Und weil du szenische Träume vielleicht gar nicht kennst, magst du ihre Schilderung nicht.

Also ich habe heute nacht geträumt, daß ich in einem Gebäude war, in dem es Hörsäle gab, und ich habe mir bei einem Hörsaal Gedanken darüber gemacht, daß die Stuhlreihen rechts nicht in die richtige Richtung ausgerichtet sind. Ich könnte dir einen exakten Grundriß des Gebäudes zeichnen, und ich weiß auch noch, daß das Treppenhaus himmelblau gestrichen war. Und daß da, wo der Vorleser sein sollte, eine schummrig gelb beleuchtete Bar war, aus Holz. Mit Barhockern.

Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, könnte ich nicht zeichnen. Ich könnte sie nicht mal beschreiben. Sie hatten in meinem Traum keine konkrete Gestalt angenommen. Nichtsdestotrotz waren sie da und ich habe mich mit ihnen unterhalten, ohne das Gefühl zu haben, mit Geistern oder Nebeln zu reden.

 

In der Tat bestehen Träume zu einem großen Teil nicht aus nachvollziehbaren Bildern. Das Auge ist nicht beschäftigt, ebensowenig die Zentren des Gehirns, die den Sehsinn verarbeiten. Die Bilder, die wir im Traum zu sehen glauben, entstehen direkt im Interpretationszentrum, das sonst dafür zuständig ist, Gesehenes zu deuten. Das hat der Traum mit dem Lesen eines Buches gemeinsam. Wir lesen Worte und bauen uns daraus Bilder in unserem Kopf. Und diese Bilder sind hochgradig unvollständig, aber das wird uns nicht bewußt, denn wir nehmen sie nicht mit dem Auge wahr.

Für die anderen Sinne gilt das auch, ist da aber noch schwerer begreifbar.

 

Peter

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Man könnte fast meinen, dass Vorlieben und Abneigungen gegen Traumsequenzen etwas mit dem eigenen Traumverhalten zu tun hat.

Ich träume gelegentlich lucid (kann also nicht unterscheiden, ob ich wach bin oder träume), weshalb mich gutgemachte Traumszenen nicht stören. Sie können eine neue Perspektive auf das aktive Geschehen werfen, Muster miteinander verbinden, wie es eben nur das Unbewusste kann und damit auch Wendepunkte andeuten.

 

Man darf allerdings diese Art der Informationsübermittlung im Roman nicht überstapazieren, das ist vollkommen richtig.

 

Wieder aufgewacht

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ich ahne, was du meinst. Deine Träume scheinen noch eine Stufe abstrakter zu sein als die des Durchschnitts. Und weil du szenische Träume vielleicht gar nicht kennst, magst du ihre Schilderung nicht

Ja, so würde ich das sagen. Ich weiß gar nicht, ob ich szenische Träume habe - mir fehlt da der Vergleich. Aber ich empfinde sie nicht als szenisch. Der letzte Absatz deines Posts geht da in die richtige Richtung.

Manchmal träume ich, dass ich falle, und dass ich kurz vor dem Aufschlag aufwache. Aber da ist eben nur das Gefühl des Fallens, das Wissen des baldigen Aufschlages, und das aufwachen. Ich weiß nicht, wo ich runterfalle. Ich sehe auch keine Wände oder ähnliches an mir vorbeizischen. Ich sehe keinen Boden auf mich zukommen. Es ist nur das Wissen und das Fühlen.

 

Letztens, schön wirr, hatte ich geträumt, dass ich wütend auf einen Kommilitonen bin. Im Traum war dann das Gefühl von Wut, es war ein Bild da, von einem Kommilitonen und das absolute Gefühl von Vertrautheit, als wäre dieser Kommilitone einer meiner besten und engsten Freunde.

Als ich aufgewacht bin, hatte ich sogar noch das Bild des Kommilitonen vor Augen: ein junger, durchschnittlich ausschauender Mann mit Dreitagebart, den ich nie zuvor gesehen hatte. Könnte von einem Werbeplakat gekommen sein, oder jemand, den ich im Bus hab vorbeifahren sehen, keine Ahnung.

Vor allem aber: Als ich versuchte, mich zu erinnern, was im Traum los gewesen war, war da neben dem Kommilitonen noch ein Mädchen gewesen, mit dem ich aufgewachsen bin. Dieses Mädchen und der mir unbekannte Mitstudent waren absolut deckungsgleich, nicht voneiander unterscheidbar. Sie waren "Eins" in diesem Traum.

Sie waren, ebenso wie meine Gefühle der Wut und Vertrautheit, auch ohne jeden Kontext. Haben nicht gemacht, nichts mit sich machen lassen, hatten keine Funktion. Waren einfach nur da.

 

Ich gestehe, ich wüsste dazu keine Traumsequenz zu schreiben. Ausser:

 

"Wut Vertrautheit eeiinne aKlotmemFirleiutnodnien"

 

Supertraum, noch dazu einer, der mich extrem aufgewühlt hat... :-/

 

Das Phänomen, anwesende, aber unkonkrete Personen zu träumen, habe ich übrigens auch sehr oft. ;D

 

:-/

 

Verträumt,

Marco!

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In der Tat bestehen Träume zu einem großen Teil nicht aus nachvollziehbaren Bildern. Das Auge ist nicht beschäftigt, ebensowenig die Zentren des Gehirns, die den Sehsinn verarbeiten. Die Bilder, die wir im Traum zu sehen glauben, entstehen direkt im Interpretationszentrum, das sonst dafür zuständig ist, Gesehenes zu deuten. Das hat der Traum mit dem Lesen eines Buches gemeinsam. Wir lesen Worte und bauen uns daraus Bilder in unserem Kopf. Und diese Bilder sind hochgradig unvollständig, aber das wird uns nicht bewußt, denn wir nehmen sie nicht mit dem Auge wahr.

Für die anderen Sinne gilt das auch, ist da aber noch schwerer begreifbar.

 

Das ist für mich so interessant, dass ich gleich einen Forschungsbericht über Träume gelesen habe. Das Gebiet ist noch gar nicht so weit erforscht. Sie haben inzwischen festgestellt, dass auch außerhalb der REM-Phasen geträumt wird und kommen eigentlich wieder auf den alten Freud zurück mit der Aussage:

 

"Für Sigmund Freud ist jeder Traum Wunscherfüllung und Hüter des Schlafs, um Es-Impulse zu kontrollieren:"

 

Ich würde das noch ergänzen (wie die Wissenschaftler):Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen, beeinflusst durch Außenreize usw. Wenn jemand träumt wie surrealistische Gemälde, hat er sicher ein großes künstlerisches Potenzial ;)(ja, Marco, ich meine dich.)

 

Das mit den Personen, die einfach da sind, ohne dass ich sie sehe, kenne ich auch

Riechen tue ich fast nie was, hören? Es ist wohl vorwiegend eine visuelle Angelegenheit.

 

Aber eigentlich hat das alles nur noch wenig mit Quidams Frage zu tun.

 

Christa

 

 

 

Peter

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(Peter_Dobrovka)

Man könnte fast meinen, dass Vorlieben und Abneigungen gegen Traumsequenzen etwas mit dem eigenen Traumverhalten zu tun hat.

Das ist sehr wahrscheinlich, daß das so ist.

 

Ich träume gelegentlich lucid (kann also nicht unterscheiden, ob ich wach bin oder träume)

Nur gelegentlich?

Ich komme in meinen Träumen nie auf die Idee, das überhaupt zu hinterfragen. Solange ich träume, empfinde ich alles als völlig real. Erst nach dem Aufwachen wird mir klar, daß alles völlig konfus war, bzw. ich mich nicht wie ich verhalten habe.

 

Peter

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Hieß lucides Träumen nicht, dass man WEIß, dass man träumt, und die Träume als solches beeinflussen kann?!

 

Wir hatten doch hier irgendjemanden (Ronya?) der *nur* so träumt. Muss auch nett sein. Ich bin immer total ausgeliefert... :s09

 

Wie schreibt man eigentlich dann solche Träume, in denen man weiß, das man träumt?

 

Gruß,

Marco!

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Wie schreibt man eigentlich dann solche Träume' date=' in denen man weiß, das man träumt?[/quote']

 

Ist mir noch nicht untergekommen und ist für meine Romane auch nicht relevant.

Obwohl ich sie häufig habe. Viel häufiger jedoch sind die "Auslieferungsträume", wie du sie beschreibst. Ich war mir schon oft sicher, ermordet zu werden. Das Messer im Bauch. Das Raumschiff am Himmel.

Aber, liebe Leut, ich muss jetzt leider -wünsche noch angenehme Träume. :s20

 

Tschüssi

Christa

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Hoi allerseits!

 

Im Traum ist tatsächlich noch höllenmäßig viel unerforscht. Die Zeitwahrnehmung ist nur ein Beispiel. So hat wohl jemand (bin zu faul zu recherchieren, wer das war ;D ) einen ungewöhnlich linearen Traum, während dem er zum Tode durch das Fallbeil verurteilt wurde. Als das FAllbeil schließlich herunterkrachte, wachte der Betreffende auf und musste feststellen, dass ihm just in dem Moment ein Buch auf den Hals gefallen ist. Klar ist das wieder so eine Legende, wie Sheldrakes Termitenhaufen, oder die berühmte unterschwellige Coca-Cola Werbung. Aber trotzdem: Zeit ist im Traum seltsam und nicht nur die.

 

Ich habe mich vor einigen Jahren intensiv mit meinen eigenen Träumen befasst, und je stärker man das tut, desto weniger davon vergisst man. Es GIBT lineare Träume, mit stabiler Kulisse, stabilen Statisten, usw., sie sind selten, aber unglaublich beeindruckend. Es gibt auch Träume, die einem wie ein ganzer Tag, oder noch länger vorkommen. Noch seltener, noch beeindruckender, sehr unheimlich manchmal, und nicht selten die pure Erleichterung, wenn man dann wieder aufwacht.

 

@Marco:

Hieß lucides Träumen nicht, dass man WEIß, dass man träumt, und die Träume als solches beeinflussen kann?!
Ganz genau das!!! Ich hatte diese Träume sehr selten als Kind, ausgelöst wird sowas durch eine jähe Situationsreflektion: He, mein Onkel kommt zu BEsuch! Moment... Seit wann hat der so ein komisches GEsicht? Mann, ich träume!

War jedesmal wie Weihnachten ;D

Gibt auch ein Buch darüber: "Hellwach im Traum" von STephen LaBerge. Sehr interessant und hilfreich, enthält u.A. die Anleitung, um sich Luzidität "anzutrainieren", die sog. "Mnemotechnische Induktion von luziden Träumen".

 

Das aber nur am RAnde; ich finde für "Träume in Romanen" sollte man halt einfach das "Säen und ERnten" Prinzip anwenden. Das Freud-Beispiel fand ich klasse, aber da kann man doch sicher noch weiter herumspielen. Ich persönliche habe in meinem aktuellen Roman auch "Traumsequenzen" verwendet, in Wirklichkeit sind das aber projizierte Botschaften, die ANSTATT des "natürlichen" Traumes wahrgenommen werden. Soll heißen: Die Traum-Botschaft will nicht nur ich als Autor an den Mann bringen, sondern auch der verantwortliche "Traum-Projektor", er hatte ein Motiv, diese Technik zu entwickeln und es gibt einen Grund dafür, warum er diese INfos nur via "Traumprojektion" vermitteln kann. Ich wasche Meine Hände also in Unschuld, die Figur wollte Rückblende und Traum in einem, diesen Wunsch kann ich ihr doch nicht abschlagen, oder? :s22

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Bei Alfs Posting fällt mir wieder ein, dass ich mal ein Buch gelesen habe, in dem eine Macht (Außerirdisch oder sonstwie "anders") mit den Charakteren über deren Träume mit den Menschen kommuniziert hat. (War das nicht in "Tommyknockers" auch so ähnlich?)

SOWAS, genau wie eine Comicserie wie "Sandman" von Neil Gaiman oder die kurzlebige Fernsehserie "Sleepwalkers", in denen quasi das innere der Träume Teil der Handlung ist, die Träume quasi ein Schauplatz oder ein Kommunikationsmittel, daran störe ich mich wiederum nicht. Was aber daran liegt, dass ich sie dann auch nicht als Träume sehe, sondern eben als Kommunikationsmittel oder Schauplatz.

 

Gruß,

Marco!

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(Steffi (Ronya))

Hieß lucides Träumen nicht, dass man WEIß, dass man träumt, und die Träume als solches beeinflussen kann?!

 

Wir hatten doch hier irgendjemanden (Ronya?) der *nur* so träumt. Muss auch nett sein. Ich bin immer total ausgeliefert...  :s09

Ja hier! Ich will mich schon den ganzen Tag in den Thread einklinken, hab aber vor lauter Schreiberei, Lernerei und Kocherei keine Zeit gefunden. Und jetzt wo ich grad nicht schlafen kann (wie passend) misch ich mich auch mal ein.

 

Also zunächst mal zum luciden Träumen: Mir ist vollkommen bewusst, dass ich träume (nicht immer, aber meistens). Ich kann die Handlung im Traum bewusst steuern, sprich ich kann Aussagen von Personen, die mir begegnen ändern oder auch in der Zeit hin und herspringen. Wenn mir zum Beispiel grad nicht gefällt, dass ich auf einer Wiese stehe, kann ich ohne weiteres an einen Strand wechseln. Manchmal entsteht hier ein kleiner "Kampf" und die Bilder verwischen miteinander.

 

Ich habe von daher auch keine Alpträume, da ich ja weiß, dass ich in meinem Bett liege und vollkommen sicher bin, selbst wenn ich von den widerlichsten Wesen träume, die eigentlich jeden in Angst und Schrecken versetzen. Als Kind konnte ich mich davon noch nicht überzeugen. Das ist, wie wenn man einen gruseligen Film sieht: man weiß ganz genau, dass das Monster unter dem Bett gar nicht da ist und hat trotzdem Angst. Deswegen habe ich mich als Kind dann immer für die Aufwach Variante entschieden. Kurz gesagt: wenn's mir zu gruselig wurde, dann habe ich beschlossen aufzuwachen und war dann auch wach.

 

Eine weitere Möglichkeit, die ich habe ist bewusst nachts Musik zu hören. Ich kann die Lieder, die ich tagsüber regelmäßig höre, nachts abspielen. Leider habe ich das noch nicht vollkommen unter Kontrolle, wodurch ich oft noch ziemlichen Schund höre, der dann auch gar nicht mehr aufhören will...

 

Eine weitere Sache, die man durch lucides Träumen erreichen kann ist nachts zu lernen. Das habe ich auch nur bedingt unter Kontrolle. Wenn ich mich abends vor dem Schlafengehen intensiv lerne, wiederhole ich es nachts. Ich ratter die Begriffe immer wieder runter, meist sehr wirr und durcheinander, aber am nächsten Morgen kann ich sie besser. Für die Uni ist es auf alle Fälle ziemlich von Vorteil.

 

Auch beim Schreiben kann ich meine Vorzüge daraus ziehen. Bisweilen gelingt es mir mich nachts mit meinen Figuren zu unterhalten oder wer es wissenschaftlicher mag: ich kann mich mit meinem Unterbewusstsein unterhalten. Da mir aber bewusst ist, dass ich träume, merke ich mir alles, wovon ich glaube, dass es mir tagsüber nicht einfallen würde.

 

Eine weitere Möglichkeit, die ich habe ist weiterzuträumen. Das bedeutet, dass ich zwischen zwei Träumen aufwachen, dann aber in den vorherigen Traum zurückkehren kann.

 

Wie ich so etwas in ein Buch einbauen würde? Gar nicht. Es gibt nur wenig Leute, die lucid träumen. Es glaubhaft rüberzubringen halte ich für so gut wie unmöglich. Ich schätze, dass jetzt schon 80% von denen, die dieses Posting hier lesen, kopfschüttelnd vor dem PC sitzen.

Ich habe bis vor zwei Jahren noch nicht einmal gewusst, dass es etwas außergewöhnliches ist, für mich war das immer selbstverständlich. Aber die meisten, denen ich es erzähle, glauben mir nicht.

 

Träume in Büchern finde ich nicht von grund auf verwerflich. Ich habe den Thread nur quergelesen, aber mir ist einige Male in die Augen gestochen, dass es nach der Schlaf- und Traumforschung nicht möglich ist, dass Träume in der Art wie sie häufig geschrieben werden, möglich sind.

Ich würde das nur teilweise unterschreiben. Um es als festen Beweis zu bekräftigen, müsste das Gehirn besser erforscht sein.

 

Dennoch finde ich auch, dass Träume oft missbraucht werden, um irgendeine Info in den Text zu bringen.

Über Quiddys speziellen Fall, die Rückblende, habe ich lange nachgedacht. Ich denke, dass es legitim wäre, wenn für den Hornissengeneral etwas entscheidendes passiert ist während der Schlacht. Das wäre Grund genug, dass es als Traum wiederkehrt, schließlich sind Träume bekanntlicherweise unter anderem dazu da Erlebtes nochmal durchzukauen, damit es irgendewann ad acta gelegt werden kann.

 

Ich selbst habe einmal eine Zukunftsvision als Traum eingebaut (müsste auch hier irgendwo noch in den Kritiken vor sich hin faulen). Da mir damals bewusst wurde, dass ich Träume nicht wie der Otto-Normal-Träumer erlebe, habe ich beschlossen, Träume ab sofort zu streichen.

Die Zukunftsvision stört mich auch im Nachhinein nicht. Ich hatte vor zwei Jahren während meines Urlaubs dreimal den Traum, dass ich es nicht zurück nach Wellington schaffe. Er war jedesmal ein bisschen anders, aber die Quintessenz blieb dieselbe. Und was ist am Ende geschehen? Mein Flug nach Wellington wurde gecancelt und ich habe es zwei Tage lang nicht von der Südinsel runter geschafft.

 

Dennoch würde ich so etwas nicht in eine Geschichte einbauen. Es klingt für die meisten zu unwahrscheinlich. Und in solchen Dingen, richte ich mich nach der großen Masse. Die Geschichte soll ja für jeden lesbar und interessant sein, nicht nur für den kleinen Teil, der ähnliches erlebt hat.

 

Vollkommen gerechtfertigt finde ich Träume dann, wenn sich die Figur dadurch an etwas erinnert. Hier könnte man dem Schreiber natürlich vorwerfen, dass solche Träume nicht ohne Auslöser kommen, doch wage ich zu behaupten, dass solche Auslöser nicht immer bewusst wahrgenommen werden.

 

Zu guter letzt ist es eben, wie schon häufig gesagt wurde, sehr schwer einen Traum zu schreiben. Jeder Mensch träumt anders, manche mehr, andere weniger, aber hier auf einen Nenner zu kommen, ist in meinen Augen eine Kunst, die nicht jeder beherrscht.

 

Gruß Ronya, die's jetzt endlich geschafft hat müde zu sein :s14 Süße Träume ;D

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Hi Ronya,

ich finde das phantastisch, dass du regelmäßig luczide Träume hast. Ich habe mich damit befasst und - es gibt da verschiedene Techniken - ein bis zwei :( luzide Träume hingekriegt. Das ist supertoll. Da die wenigsten aber die Erfahrungen hierin haben, ist es schwer das einzubauen. Aber du kannst auf diese Weise dein Kreativpotential auch nachts arbeiten lassen. DAs ist doch super. Ich habe mich allerdings schon gefragt, ob der luzide Schlaf genauso erholsam ist, wie der "normale" weil man eben mit dem Bewusstsein doch nicht so abschaltet.

 

Aber zurück zum Topic:

Ich hatte meine Traumsequenz, die Teil des Anfangs in diesem Thread war, natürlich nur verkürzt wiedergegeben. Neben dem positiven Blick in die Zukunft, gibt der Traum der Heldin auch Signale auf Gefahren, die dem Geliebten drohen und außerdem (sie haben noch nicht ...) sexuelle Hinweise. Das zusammen führt zum Aufbruch und ist meines Erachtens durchaus nachvollziehbar. Aber schaumermal was die Testleserinnen dann sagen.

Rabe

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Leider habe ich das noch nicht vollkommen unter Kontrolle

 

Hallo, Ronya,

 

interessanter Beitrag! Er erinnert mich stark an etwas. Ich hatte auch mal so eine Phase. Und auch heute gibt es noch vereinzelt solche Träume. Ein Therapeut, dem ich davon erzählte, meinte lakonisch: "Sie kontrollieren ja sogar ihre Träume!"

Es ist zwar sehr praktisch, Träume auch noch zum Lernen, Voraussehen usw. nutzen zu können; ob die eigentliche Funktion, nämlich Erholung und Loslassen damit erreicht wird, wage ich zu bezweifeln.

Allerdings könnte man über so eine Figur sicher eine Geschichte erspinnen.Das mit dem Voraussehen gibt's ja schon häufig, aber es könnte ja zum Beispiel ein Kommissar seine Fälle im Traum lösen ;)

 

Grüße

Christa

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(Peter_Dobrovka)

Wie ich so etwas in ein Buch einbauen würde? Gar nicht. Es gibt nur wenig Leute, die lucid träumen. Es glaubhaft rüberzubringen halte ich für so gut wie unmöglich. Ich schätze, dass jetzt schon 80% von denen, die dieses Posting hier lesen, kopfschüttelnd vor dem PC sitzen.

Ich habe bis vor zwei Jahren noch nicht einmal gewusst, dass es etwas außergewöhnliches ist, für mich war das immer selbstverständlich. Aber die meisten, denen ich es erzähle, glauben mir nicht.

Wenn es jemand nicht glaubt, kann er es doch immer noch unter Phantastik einordnen und gut ist.

Ich glaube dir übrigens.

Und so interessant ich das ebenfalls finde: beneiden tu ich dich nicht drum. Was jetzt nicht umgekehrt zu verstehen ist, daß ich das schlimm fände, ich habe nur kein Bedürfnis, meine Träume zu kontrollieren, sprich: bin zufrieden mit den Filmvorführungen, die mein Unterbewußtsein mir des Nachts vorsetzt. Einige meiner Träume würden dadurch, daß ich wüßte, daß sie nur Träume sind, regelrecht ruiniert werden.

 

Es ist allerdings, wenn man mal darüber nachdenkt, eher verwunderlich, wieso das Gros der Menschen sich im Traum des Träumens NICHT bewußt ist. Man erlebt die bizarrsten Dinge und fragt sich dennoch nicht, ob das noch real ist.

 

Peter

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(Steffi (Ronya))

Ich mach jetzt einen kleinen OT Rundumschlag, um die Fragen zu beantworten. Wer sonst noch, was wissen will, kann sich gern per PN bei mir melden, damit wir den Thread hier nicht total verofftopicen.

 

Ich habe mich damit befasst und - es gibt da verschiedene Techniken - ein bis zwei  :( luzide Träume hingekriegt.

Ich wusste gar nicht, dass man das lernen kann. Mir ist das angeboren.

 

Ich habe mich allerdings schon gefragt' date=' ob der luzide Schlaf genauso erholsam ist, wie der "normale" weil man eben mit dem Bewusstsein doch nicht so abschaltet.[/quote']

Nein, ist er nicht. Mit dem luciden Träumen lässts bei mir nach, wenn der Stress groß wird und damit Schlafmangel einsetzt (letzte Nacht hat ich 5 Stunden schlaf und ich weiß noch nichtmal, was ich geträumt hab). Dann schlafe ich wesentlich tiefer und kann mich häufig noch nicht mal an meine Träume erinnern. Wenn ich lucid träume brauche ich 10-12 Stunden Schlaf pro Nacht, um einigermaßen ausgeruht zu sein.

 

Mir wurde schon einige Male gesagt, dass ich nicht darüber beneidet werde. Ich sehe es als Möglichkeit. Mir ist zwar bewusst, dass ich träume, aber gerade deswegen mache ich in meinen Träumen Dinge die mir tagsüber nicht möglich sind: Fliegen, tauchen wie ein Fisch, ins Weltall fliegen, Geschlecht wechseln, Unmassen leckerer und teurer Dinge essen etc.

Oder ich schaue mir Szenen aus meinen Geschichten an. Während ich träume bin ich sehr viel näher an meinem Unterbewusstsein, was bei mir einen großen Teil des Schreibens ausmacht, und ich kann so Dinge betrachten, die mir im wachen Zustand nicht einfallen würden. Und für einen "Helden" von Beschreibungen wie mich, ist das natürlich optimal.

 

Gruß Ronya

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Hallo zusammen,

 

ich denke, mit Träumen in Texten verhält es sich so wie mit allen anderen Szenen auch: Sie müssen die Handlung entscheidend vorantreiben. Dann werden sie auch von den Lesern akzeptiert.

 

Außerdem lassen sich Szenen durch Traum-Sequenzen gut verrätseln und verfremden. Wie ihr schreibt, unterscheidet sich die Wahrnehmung sehr vom üblichen Erleben, die Bilder reihen sich ganz anders aneinander als im wachen Zustand und gewinnen eine andere Bedeutung. Damit zu arbeiten, finde ich sehr reizvoll.

 

Träumen, Schlafen und andere Alltagshandlungen zeigen die Figuren zudem in sehr intimen Augenblicken. Es ist eine gute Gelegenheit, die "soft spots" der Protagonisten zu zeigen, wie ich das für mich nenne; die Schwächen und geheimen Ängste, die eine Figur abrunden.

 

In anderen Kulturen haben Träume einen ganz anderen Stellenwert und werden in Texten daher oft als Realität behandelt. Gute Beispiele: Fools Crow von James Welch oder Ceremony von Lesie Marmon Silko.

 

Viele Grüße!

 

Heide

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