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Quidam

Träume

Empfohlene Beiträge

Hallo Leute,

 

ich kleide Rückblenden gerne in Träume.

Doch immer wieder lese ich von Leuten, die Träume überlesen, verdammen, regelrechte Traumhasser sind.

 

Bei einer momentanen Szene wird der Kampf zwischen Zwergen und Drachen dargestellt, so, wie er war - und dann erwacht der Honrissengeneral aus dem Kriegstraum. Genausogut könnte er aus den Gedanken gerissen werden - und die Kampfszene bliebe gleich.

Aber für einen Traumhasser wäre zweite Variante akzeptabel.

Wieso eigentlich?

Weil man beim Traum nicht weiß, ob es wirklich so war? Bei dieser Kampfszene spielt es doch keine Rolle, weil der Leser ja weiß, dass so ein Krieg stattgefunden hat und sich denken kann, dass die Schlacht so, oder so ähnlich ausgesehen haben könnte. Und selbst, wenn er es nicht weiß - ist das, das verwerfliche an Träumen? Weil man den Leser damit zu sehr an der Nase herumführen kann?

 

Grüße

Quidam

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Lieber Quidam,

 

eigentlich fändest Du in mir die allergrößte Traumszenenliebhaberin. Eigentlich. Denn uneigentlich ärgere ich mich immer wieder drüber, dass sich über jedes Knöpfchen oder Gewürzchen einen Wolf recherchiert wird (nein, darüber ärgere ich mich nicht, das gehört sich so), dass aber Träume benutzt werden, um weiss der Geier was zu transportieren (in der Regel düstere Prophezeihungen), ohne dass der Schreiber sich im entferntesten damit beschäftigt hat, was ein Traum überhaupt ist, wie er funktioniert.

 

Sorry, dass ich da ein wenig polemisch werde. Das bezieht sich nicht auf Dich, Quidam, sondern halt auf viele, auf die meisten Traumbeschreibungen. Ein Dachdecker würde sich auch ärgern, wenn in einem Krimi behauptet werden wird, in jenem fernen, tropischen Land seien die Dächer mit Marshmallows gedeckt.

 

Man sieht einem Traum nicht an, wovon er handelt. Ich wäre also höchst skeptisch, wenn eine reale Erinnerung via Traum verkauft werden soll. Gefallen würde mir das allenfalls, wenn sich rausstellen würde, dass der Träumer darauf sozusagen "reinfällt" und in Wirklichkeit etwas ganz anderes geschehen ist.

 

Liebe Grüße

Uschi

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Da kann ich Uschi nur beipflichten.

 

Traumdeuten ist seit vielen Jahren ein Hobby von mir, ich habe das auch schon bei vielen Menschen gemacht.

 

In keinem Traum siehst du das, was er wirklich bedeutet. Träume haben eine sehr komplexe Traumsprache. Z.B. wenn du von ausfallenden Zähnen träumst, dann bedeutet das nicht, daß dir die Zähne ausfallen, sondern das Traumsymbol des Zahnes steht für Halt. So bedeuten Zähne, die ausfallen, daß man dabei ist den Halt zu verlieren. Ausserdem ist die Traumsymbolik bei jedem Menschen anders.

 

Was aber wäre mit einem Wunschtraum/Tagtraum? Da stellt man sich meistens Dinge vor, die so laufen wie man es gerne hätte. Dabei ist man abwesend und kann genauso aus den "Träumen" gerissen werden.

 

LG Irena

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Hoi Quidam!

 

ist das, das verwerfliche an Träumen? Weil man den Leser damit zu sehr an der Nase herumführen kann?

 

Ich denke, dass genau das der springende Punkt sein kann. Aber wenn man "verantwortungsvoll" mit Träumen umgeht und ihre "psychologischen Grundsätze" nicht mit Füßen tritt, einfach um Infos unterzukriegen, spricht da, finde ich, gar nichts dagegen. Wenn diese Schlachtenschilderung für Deinen Hornissengeneral ein traumatisches / nachhaltiges Erlebnis war, kann es doch durchaus sein, dass er (vielleicht regelmäßig?) davon träumt. Allerdings mag ich es persönlich nicht so gerne, wenn Träume zu realistisch sind, es sollten schon ein paar surreale Momente dabei sein, die den Traum als solchen kennzeichnen, da er sonst tatsächlich zu sehr nach "Autorenwerkzeug" aussieht. Zum Beispiel könntest Du die tatsächlichen Kriegserlebnisse durch die Einstellung des Generals zu diesem Krieg verzerren, durch Angst, Wut, oder sonstiges. (Um mal wieder ein Schnellschuss-Beispiel vom STapel zu lassen: Vielleicht dreht er einen der Gefallenen um und sieht, dass die Leiche er selbst ist, erschrocken wirbelt er herum um und erkennt, dass das gesamte Schlachtfeld nur aus toten Hornissengenerälen besteht - dann wacht er auf. Oder so. ;) )

 

Ciao!

Alf.

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Hoi nochmal!

 

Ein kleines OT-Einsprengsel zum Thema Träume:

 

Tatsächlich sind Träume extrem selten "lineare Handlungsverläufe" und sie sind auch sehr symbolbehaftet, aber ich würde mit Deutungsformeln aufpassen:

 

Z.B. wenn du von ausfallenden Zähnen träumst, dann bedeutet das nicht, daß dir die Zähne ausfallen, sondern das Traumsymbol des Zahnes steht für Halt.

 

Ich glaube nicht, dass das für jeden Menschen zutrifft! Ich glaube, dass jedes Traumbild für den Träumenden eine eigene Bedeutung hat. Ein ausgefallener Zahn hat im Kosmos des einen eine andere BEdeutung als im Kosmos des anderen (Ein Boxer etwa, dem ein Titelkampf bevorsteht, könnte im ausfallenden Zahn die Furcht vor der Niederlage sehen. Blödes BEispiel, ich weiß ;D )

 

Oder anders ausgedrückt: Im Wachzustand lösen wahrgenommene Bilder Empfindungen aus. Im Traum lösen Empfindungen wahrnehmbare Bilder aus. http://smilies.montsegur.de/41.gif

 

Um den Bogen zurück zum Schreiben zu schlagen: Ich finde es durchaus legitim, Träume zu verwenden, auch wenn sie nicht hundertprozentig den wissenschaftlichen "Traumkriterien" entsprechen. Man entwickelt ja auch die Romanfiguren nicht anhand des aktuellen Forschungsstandes in der Entwicklungspsychologie ;)

 

Ciao!

Alf.

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Hallo Quidam,

 

da sind wir wieder bei dem Rückblende-Thema. WARUM Rückblende als Traum, wenn man doch einfach die Handlung in Szene setzen kann?

 

Träume als Stilmittel sind selbstverständlich möglich, gelegentlich sogar wunderbar, um mystische Stimmungen, Vorahnungen, Hoffungen oder Bedrohungen zu verdeutlichen. Aber Träume haben, wie oben schon erwähnt, einen hohen Symbolgehalt, verfremden Fakten, überzeichnen, mischen Realität mit Gefühlsbildern etc. (Hab mich auch mit Traumdeutung beschäftigt).

 

Ich denke, ma sollte mit Traumszenen verantwortungsvoll umgehen und sie nicht einsetzen, nur um eine völlig legitime Rückblende zu vermeiden.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ihr seit klasse! Warum? Weil es gerade bei mir klick gemacht hat.

Das heißt zwar nicht, dass ich jetzt zum Traumhasser mutiere, sondern, dass ich Träume als wirklich vermeidbar halte, weil zu wenig Substanz darin steckt, für die Geschichte, die man zu erzählen hat.

 

Ich hab den Traum quasi mißbraucht, um ne Rückblende einzubauen. Das ist natürlich Blödsinn. Ausser, ich reichere die Rückblende mir surrealen und symbolischen Elementen an - aber das will ich nicht. Weil bei Träumen viele Leser zumachen, denke ich. Die Aussage nicht ganz ernst nehmen, weil man Träume eben nicht ganz ernst nimmt.

 

Vielleicht benutze ich den Traum, um Skurrilität in die Geschichte zu bekommen, aber mal sehen.

 

Ich hab nun zwar die Erkenntnis, die ich wollte. Trotzdem würde ich mich über ne weitere Diskussion sehr freuen. Scheint nämlich ein interessantes Thema zu sein!

 

Grüße

Quidam

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Man sieht einem Traum nicht an' date=' wovon er handelt. [/quote']

 

Vielen Dank fuer diesen Satz und Deinen Gesamtbeitrag, Uschi.

 

Ich habe anhand Deiner Ausfuehrungen, die ja Anna und Irena durch ihr eigenes Fachwissen auch so untermauern konnten, begriffen, warum sich mir, sobald sich in einem Roman eine Traumszene anbahnt, das Nackenhaar straeubt. Weil ich genau vor dem, worauf Du hinweist, Angst habe: Dass jetzt gleich etwas bedeutungsschwanger behauptet wird, was nicht sein kann, dass ein Traum herhalten muss, weil im Roman schliesslich nicht das Gaslicht flackern und die Gruselmusik einsetzen kann.

Ich will von einem Traum - der schwer zu schreiben ist - genau dasselbe wie von jeder anderen Szene: Ich will ihn glauben koennen. Und ich bin ein misstrauischer Mensch.

 

Annas Hinweis finde ich darueber hinaus selbstredend auch wieder zentral: Weshalb keine normale Rueckblende? Der Traum hat seinen Platz, da wo er seinen Platz - soll heissen seine unabdingbare Funktion - hat. Wie alles im Roman.

 

Wenn man ihn einsetzt (ich mache das nicht, weil ich's nicht kann) und sich den praechtigen oben zitierten Satz von Uschi dabei zur Grundlage macht, stelle ich mir das Ereignis ungeheuer reizvoll vor.

 

Herzliche Sonntagsgruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Hallo Quidam,

 

da sind wir wieder bei dem Rückblende-Thema. WARUM Rückblende als Traum, wenn man doch einfach die Handlung in Szene setzen kann?

 

 

Weil es von der Chronologie nicht passt, liebe Anna. Die Rückblende gehört zum Antagonisten, ich beginne aber mit dem strahlendem Held. :)

 

Übrigens hab ich keinerlei Probleme mit Rückblenden. Im Gegenteil - ich finde sie besser, weil die Geschichte dadurch unerwartete Wendungen bekommen kann.

 

Wir sehen eine Figur in einem Raum, nehmen ihn auf bestimmte Weise wahr - durch eine Rückblende nehmen wir ihn dann ganz anders wahr. Wäre die Rückblende nicht gewesen, sondern vorher und chronologisch in der richtigen Reihenfolge geschildert worden, wäre die Figur zu Beginn der Raumszene ganz anders wahrgenommen worden.

 

Du verstehst?

 

Grüße

Quidam

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Ich hab nun zwar die Erkenntnis, die ich wollte. Trotzdem würde ich mich über ne weitere Diskussion sehr freuen. Scheint nämlich ein interessantes Thema zu sein!

 

Was möchste hören?

Dass man mit Traumszenen wunderbar zwischen den Welten agieren kann?

Dass der Protagonist sich eine Situation erträumt, die dann nicht eintrifft und ihn in Schwierigkeiten bringt?

Dass man sich in Träume flüchten kann, um sich der Realität zu entziehen (möglicherweise mit Drogen)?

Dass wiederkehrende Traumsequenzen eines Protagonisten seine Probleme symbolisieren können (Träumt immer von herausfallenden Zähnen oder so)?

 

Träume sind Illusionen, wenn man sie gezielt einsetzt, kann man damit Vielschichtigkeit und Tiefe einer Person erzeugen - sofern man sie dem Leser verdaubar auch deutet. (Glaubhaftigkeit)

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hat sich gerade mit Deinem Posting überschnitten.

Ja, ich verstehe.

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Wenn von vorneherein klar ist, dass es nur ein Traum ist, ist die Szene oft langweilig.

Und wenn sich herausstellt, dass es nur ein Traum war, nimmt ihr das auch viel.

 

Ich benutze Träume so gut wie gar nicht, allenfalls erinnert sich die Prota mal, dass die Situation, die sie aktuell erlebt, die gleiche ist, wie aus ihrem letzten Alptraum, nur schlimmer.

 

Mit Traumdeutungen kenne ich mich überhaupt nicht aus, das interessiert mich nicht und geht mir auch zu sehr in die esoterische Richtung. Das würde ich nur einsetzen, wenn ich eine Prota habe, die sich damit auch befasst; die meisten Menschen haken Träume dann ja doch eher ab, bzw. vergessen sie sofort.

 

LG

Maren

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Hi Quiddy,

ich wollte auch schon einen Traumthread starten, allerdings unter einem etwas anderen Blickwinkel. Ich würde eine als Traum verpackte Rückblende nicht mögen, kann es mir aber auch - ehrlich gesagt - nicht richtig vorstellen. Denn - wenn man schon einen Traum einsetzt, müsste er nach meiner Meinung auch so sein, dass er als Traum an einigen Stellen erkennbar bleibt. Das ist bei einer Rückblende eher nicht der Fall.

Wo wir nun aber schon gerade dabei sind, darf ich den Thread ein wenig erweitern und ein bisschen ausholen.

Frauen sind für Männer in ihren Handlungen ja ohnehin kaum verständliche ;). Nach einigem hin und her, wo die Protagonistin, den männlichen Helden, anzieht, ihn zurückweist, anzieht usw. (ich bin sicher ihr kennt das aus dem richtigen Leben) trifft sie die Entscheidung für ihn, folgt ihm, verlässt das Elternhaus.

Nur warum?

Da habe ich eine Traumsequenz eingebaut, die sie in ihre (schöne) mögliche Zukunft mit dem Helden schauen lässt.

Frage nun , ist ein solcher Traum als ERklärung für das Handeln, doof oder geschickt?

Rabe

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Da habe ich eine Traumsequenz eingebaut, die sie in ihre (schöne) mögliche Zukunft mit dem Helden schauen lässt.

Frage nun , ist ein solcher Traum als ERklärung für das Handeln, doof oder geschickt?

Rabe

 

Hallo Rabe,

 

also, so einen Traum würde ich dir nicht abnehmen. Nur anhand eines schönen Traumes, dem Mann folgen? Das ist meiner Meinung nach genauso lahm, wie Lösungen für Probleme in Träume einzubauen. Prota ist in Gefahr, huch, da träumt er was Nettes und schon ist die Gefahr gebannt.

 

Das kann ich gar nicht leiden, wenn Träume eingesetzt werden, wenn der Autor sich nicht die Mühe machen will, nach einer konkreteren Lösung zu suchen. Damit meine ich dich jetzt nicht, Rabe, gell.

 

Aber ich glaube nicht, daß du eine Frau findest, die nur anhand eines schönen Traumes ihr Elternhaus verlassen würde. Da ist weibliche Intuition eine bessere Lösung. Ist jedenfalls meine Meinung.

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Ich kann die (sich bisher abzeichnende) mehrheitliche Haltung zum Thema Träume leider gar nicht teilen. Träume gehören zum einen genauso zum Leben (einer literarischen Figur) dazu wie das Essen, der Alltag, der Sex und natürlich das Erlebte, sich innerhalb der Dramaturgie Ereignende. Zum anderen ermöglichen es Träume, wie AnnaS schon sagte, eben dieses Erlebte auf eine andere (Meta-)Ebene zu bringen und von dort aus darzustellen, was nicht nur auf die Haltung der Figuren und des Lesers gegenüber dem Erzählstoff, sondern auch auf die Dramaturgie selbst einwirken kann.

 

Gute Autoren wissen dieses Mittel meiner Ansicht nach sowohl zu schätzen als auch richtig Gebrauch davon zu machen. Als Beispiel für eine erfolgreiche (man verzeihe mir die Untertreibung) Buchreihe, in der Träume eine wesentliche Rolle spielen, möchte ich die Harry-Potter-Bücher anführen, speziell den fünften Band (Harry Potter and the Order of the Phoenix). Hier treiben Harrys Träume nicht nur den Plot voran, sie verdeutlichen auch seine Verbindung zum Gegenspieler Voldemort.

 

Eine Traumsequenz muß freilich gut gemacht sein; das ist die Anforderung an den Autor. Die Anforderung an den Leser ist es, Traumsequenzen nicht per se abzulehnen, sondern sich darauf einzulassen und erst einmal darauf zu vertrauen, daß sie innerhalb des literarischen Werkes ihre Funktion erfüllen wird.

 

Eine Rückblende als Traum zu gestalten halte ich persönlich für ungeschickt. Genausogut kann man das Erlebte im Nachhinein erzählen oder in erlebte Rede verpacken. Das wäre erstens glaubhafter und würde zweitens dem Leser gerechter, zumal der Sprung auf die Metaebene in einer solchen Traumsequenz vermutlich nicht gegeben wäre.

 

Schöne Grüße,

Manuel

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Da habe ich eine Traumsequenz eingebaut, die sie in ihre (schöne) mögliche Zukunft mit dem Helden schauen lässt.

Frage nun , ist ein solcher Traum als ERklärung für das Handeln, doof oder geschickt?

 

Kommt auf den Charakter der Heldin an. Ich persönlich bin zu realistisch, mich auf Grund eines Traumes zu einer solch drastischen Handlung hinreißen zu lassen. Aber wenn die Heldin sich auch die Karten legen lässt, das Pendel bemüht, um sich für Müsli oder Brötchen zum Frühstück zu entscheiden, Horoskope liest etc. dann kann sich einigermaßen glaubhaft auch auf Grund eines Traumes eine solche Entscheidung treffen.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Wo wir nun aber schon gerade dabei sind, darf ich den Thread ein wenig erweitern und ein bisschen ausholen.

Frauen sind für Männer in ihren Handlungen ja ohnehin kaum verständliche  ;). Nach einigem hin und her, wo die Protagonistin, den männlichen Helden, anzieht, ihn zurückweist, anzieht  usw. (ich bin sicher ihr kennt das aus dem richtigen Leben) trifft sie die Entscheidung für ihn, folgt ihm, verlässt das Elternhaus.

Nur warum?

Da habe ich eine Traumsequenz eingebaut, die sie in ihre (schöne) mögliche Zukunft mit dem Helden schauen lässt.

Frage nun , ist ein solcher Traum als ERklärung für das Handeln, doof oder geschickt?

Rabe

 

Das fände ich in einem Roman sogar sehr doof. Ein Traum bedeutet für mich nix, könnte genausogut weggelassen werden, ganz besonders, wenn es um die - mögliche - Zukunft geht.

Ich würde Dir empfehlen, das lieber als richtige Handlung zu schreiben.

Und für das "Warum verläßt sie für ihn ihr Elternhaus?" such Dir ein paar Frauen als Testleser, die möglichst auch schon wegen eines Mannes von zu Hause auszogen ;)

Dann bekommst Du infos aus 1. Hand und sicher noch einige Anregungen mehr.

 

LG

Maren

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Schönes Bespiel wo Träume passend eingesetzt werden ist "Die Nebel von Avalon"

 

 

Da sind es aber keine herkömmlichen Träume, sondern das, was dann auch wirklich passiert; als Morgaine durch einen Zauber einen Mann tötet geht das ja schon in eine andere Richtung. Genau wie ihre Erlebnisse im Feenreich, für sie sind das wenige Tage und in der Realität vergingen Jahre.

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Da sind es aber keine herkömmlichen Träume, sondern das, was dann auch wirklich passiert; als Morgaine durch einen Zauber einen Mann tötet geht das ja schon in eine andere Richtung. Genau wie ihre Erlebnisse im Feenreich, für sie sind das wenige Tage und in der Realität vergingen Jahre.

 

Sagt ja auch keiner, das meinte ich mit "passend eingesetzt" Die Träume sind so kreiert, daß sie zur Story und der Prota passen.

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Mir scheint auch nicht, dass Rabes Loesung besonders guenstig ist.

 

Ein Motiv, das eine wichtige Bewegung der Handlung ausloest, wuerde ich mir stark, wenn nicht sogar zwingend wuenschen.

Das bedeutet ja nicht unbedingt, dass es jedermann einleuchten muss.

Aber wenn selbst mir die Motivation meiner Figur so wenig einleuchtet, wie Du das beschreibst, dann koennte zumindest ich sicher sein, dass an meiner Figur etwas nicht stimmt, dass ich sie entweder gruendlich ueberdenken muss oder aber diese Handlung, die fuer die Handlung noetig ist, ihr nicht aufzwingen kann.

 

Ein Traum als Ausweichmoeglichkeit ueberdeckt hier nur ein Problem, das kurze Zeit darauf wieder aufspringen wird, fuerchte ich.

 

Viele Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Grundsätzlich sollte man vielleicht unterscheiden, ob es sich um "echte" Träume, also das unbewusste Geschehen im Schlaf handelt, oder um "Erträumte Wirklichkeiten". Die kann man durchaus als Motivation für Entscheidungen heranziehen, wenn auch an langen Haaren. Aber es gibt Menschen, die ein gewaltiges Vorstellungsvermögen haben und sich eine Zukuft (meist unrealistisch) zurechtträumen - und dann daran scheitern.

 

Oder Visionen haben und damit Weltreiche erobern (oder auf die Bestseller-Liste kommen :s22)

 

verträumt

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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(Peter_Dobrovka)

Traumdeuten ist seit vielen Jahren ein Hobby von mir, ich habe das auch schon bei vielen Menschen gemacht.

 

In keinem Traum siehst du das, was er wirklich bedeutet. Träume haben eine sehr komplexe Traumsprache. Z.B. wenn du von ausfallenden Zähnen träumst, dann bedeutet das nicht, daß dir die Zähne ausfallen, sondern das Traumsymbol des Zahnes steht für Halt. So bedeuten Zähne, die ausfallen, daß man dabei ist den Halt zu verlieren. Ausserdem ist die Traumsymbolik bei jedem Menschen anders.

Von alters her wollen Menschen immer alles erklären, deuten, vorhersagen. Heraus kommen dann Sachen wie Handlinienlesen, Astrologie, Orakel - und Traumdeutungen. Solche Theorien entziehen sich ihrer Überprüfbarkeit regelmäßig dadurch, daß sie von komplizierten Ausnahmeregeln durchsetzt sind oder von vorneherein keine festen Aussagen treffen. Hier: "Die Traumsymbolik ist bei jedem Menschen anders". Das heißt eigentlich nichts anderes als daß gar keine Deutung möglich ist, was ein Traum bedeutet. Man kann lediglich, wenn man die genauen Lebensumstände herausbröselt, wild spekulieren.

Teilweise handelt es sich dabei um selbsterfüllende Prophezeihungen, denn wenn jemand glaubt, daß ein Zahnverlust etwas damit zu tun hat, daß demnächst einer stirbt, der einem nahesteht (so kenn ich die Deutung), dann wird er von Zahnverlust träumen, wenn seine Mutter im Krankenhaus liegt. Insofern kann ich  damit leben, wenn in einem Roman jemand Träume hat, die irgendwelchen Handbüchern für Traumdeutung folgen.

Ich gehöre zu z.B. den Menschen, bei denen ein ausfallender Zahn im Traum tatsächlich etwas mit Zähnen im Wachzustand zu tun hat.

 

 

Wir haben als Autoren einerseits Narrenfreiheit: Träume sind die Aufarbeitung von Themen, die einem wichtig sind, und die einen beschäftigen. Einen größeren gemeinsamen Nenner gibt es nicht. Eventuell habe ich noch die Vermutung, daß es die Beschäftigung mit Themen ist, denen man sich im Wachzustand nicht stellt; sei es, weil sie einem Angst machen (die simpelste und plumpeste Erklärung), oder weil sie einem peinlich sind und man sie sich selbst nicht eingestehen will (z.B. Träume sexueller Natur), oder weil man im Wachzustand diese Gedanken als "im Moment unwichtig" unterbuttert. Mit anderen Worten: Es meldet sich das Unterbewußtsein zu Wort und sagt uns seine Meinung. Hier wird es meiner Ansicht nach spannend, insbesondere wenn auf diese Weise verborgene dunkle Seiten einer Persönlichkeit zutage treten.

 

 

Was mich in Romanen bei Träumen stört und weshalb ich sie oft überlese, ist ihre ausufernde detailreiche und unrealistische Schilderung. Träume folgen gewissen "Regeln der Filmkunst", um es mal so auszudrücken, und ihnen allen ist gemeinsam, daß man dazu neigt, sie rasend schnell wieder zu vergessen. Der einzige Weg, das nicht zu tun ist, sie nach dem Aufwachen noch einmal durchzugehen, aber auch da gehen viele Details verloren.

Träumen fehlt jegliche äußere Logik. Wenn man durch eine Tür in seiner eigenen Wohnung geht, kann man in einem ganz anderen Zimmer landen als im Wachzustand oder auf der Straße oder im Dschungel und wenn man wieder zurückgeht ist man auch nicht notwendigerweise da wo man hergekommen ist. Man kann von einem Kranken träumen, den man besucht, und im nächsten Moment ist man selbst der Kranke, der besucht wird. Aber man wundert sich über all das nicht. Man ist im Traum auch nicht ganz man selbst; man tut Dinge, die man im Wachzustand nie tun würde bzw. aufs Schärfste ablehnen würde.

 

Was mich noch in Romanen bei Träumen stört, ist ihre Bedeutungslosigkeit für die Wachebene. Häufigstes Beispiel: Eine Szene, in der einer Mutter ihr Kind entrissen wird - und dann wacht sie auf und es war alles nur ein Traum. Was soll der Mist?

Auch finde ich es unsäglich, mich durch Träume quälen zu müssen, wo jemand seine Vergangenheit aufarbeitet.

An dem Punkt besaß für mich Quidams Buch auch seine größten Schwächen. Seitenlange surreale Szenen ohne Relevanz für die Haupthandlung.

Und hier hat jemand mal in die Textkritiken einen Fantasy-Traum eingestellt. Sogar viel Lob dafür geerntet. Ich fand's schlicht überflüssig.

Träume für Prophezeihungen zu mißbrauchen finde ich dagegen mitunter ganz reizvoll. Diese Träume können einem ja von jemand anders eingepflanzt worden sein (Zauberer, Götter), oder man hat halt so eine Begabung. Das sind dann ja auch keine normalen Träume.

 

In Träumen zu zeigen, wovor einer Angst hat oder wonach er sich sehnt oder was in ihm rumort, das er sich selbst nicht eingesteht - da sehe ich den sinnvollen Gebrauch von Träumen.

Oder Traum und Wirklichkeit verschwimmen zu lassen, indem Traumbestandteile in die Realität einfließen.

 

Und man sollte sich immer kurz fassen. Denn Träume sind kurz. Kurz, unlogisch und voller Brüche.

 

Peter

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