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Andrea S.

Sind Rückblenden zu verdammen?

Empfohlene Beiträge

(Peter_Dobrovka)
Danke Petra, für diese passende Beispiel!

Es beruhigt mich, dass mans mit Rückblenden offenbar auch richtig machen kann.

Der Thread ist schon auf Seite 5, und ich beginne mich zu fragen, ob manche Leute nur die Postings ausgewählter Poster lesen.

Anders kann ich mir solche Kommentare angesichts dessen, daß schon auf Seite 1 des Threads klar war, daß Rückblenden ihre Berechtigung haben und niemand sie "verdammt", sowie der darauffolgenden emotionsgeladenen Metadebatte, nicht erklären.  >:(

 

Peter

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Frey stellt schon in seiner Einleitung klar, daß es ihm nicht um Literatur allgemein sondern um eine bestimmte Art von Roman geht: Unterhaltungsroman ohne großen Anspruch. In erster Linie spannend. Was du, Petra, ja auch völlig korrekt als "Frey-Roman" bezeichnest; mir ist es nur wichtig darauf hinzuweisen, daß man das nicht erraten/enthüllen muß, es steht schon im Buch ganz offen so da.

Dein Posting ist noch sehr aktuell, Peter, denn genau das ist der Punkt, der mir im Forum immer wieder aufstößt (und nicht nur mir): Wir dürfen in unseren Diskussionen nicht davon ausgehen, dass alle Mitglieder das Buch gelesen haben und sich dessen so sehr bewusst sind. Ich z.B. habe den Frey tatsächlich nun auch gelesen, weil ich wissen will, über was ich warum herziehe - und selbst mir war nicht mehr so ganz bewusst, dass er das ausdrücklich selbst sagt. Vermarktet wird das Ganze ja für den "verdammt guten Roman" an sich.

Und genau diese Unschärfe, es in den Diskussionen nicht so klar zu machen, führt zu diesen unseligen Adeptenaussagen mit Bibelcharakter.

 

Aber kommen wir mal vom Frey weg. Was mich bei vielen Diskussionen stört, ist die Tatsache, dass hier stillschweigend eine Mehrheit von Autoren angenommen wird, die stark handlungsgetriebene Unterhaltungsromane ohne großen Anspruch schreiben. Zumindest ist die Fraktion oft so "laut", dass alles andere untergeht.

 

Ich würde mir gerade in den Handwerksdiskussionen folgendes wünschen:

1. Dass man bei Statements wie denen von Frey dazusagt, dass das eben erst mal nur für obige Sorte Roman gilt. Dass wir stärker dazusagen: Ich mach das so oder denke so, weil ich Unterhaltungsromane ohne großen Aspruch schreibe / weil ich ein Psychogramm schreibe / weil ich beim Thriller so arbeiten muss.

 

2. Dass man die Vielfalt der Literatur stärker betrachtet und Gegenbeispiele bringt, zeigt, wie es auch gemacht werden kann. Und hier rufe ich all die Autoren auf, die keine Frey-Romane schreiben, sich auch mal so laut zu äußern wie die anderen.

 

Wir wollen doch die ganze Palette kennenlernen und nicht nur mit Rot malen.

Mir tun ganz ehrlich gerade die Anfänger Leid, für die eine Orientierung im Handwerk noch unübersichtlich sein mag - und die den Eindruck gewinnen mögen, Schriftstellerei bestehe aus Instantlösungen und Pauschalrezepten. Und ich stelle mich als bereits Veröffentlichte an ihre Seite - denn ich kann inzwischen sagen: Wenn ich auf Montsegurs Handwerkstipps gehört hätte, würde mein neuer Roman nicht entstehen oder wachsen. Verunsichert hat mich das genug - und das finde ich bedenklich.

Gabis Posting bestärkt mich darin, jetzt öfter mal die Freyromanfraktion aufzuscheuchen ;) Denn auch ich will all das lernen, was man im Unterhaltungsroman ohne großen Anspruch nicht darf.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Und wenn man nun als Autor hingeht und man hat das Klassenziel erreicht und der Leser kaut die Nägel ab vor Spannung, und es kommt dann eine Rückblende, dann wird der Leser diese Rückblende sehr wahrscheinlich überblättern. Ja, das wird er.

ICH tue das, und es ist mir mehrfach passiert, daß Leser es mit MEINEN Büchern taten. In einer Amazon-Rezi von Dämonentränen steht es sogar drin, daß es getan wurde. Auch wurde mir beim blauen Portal öfters mal vorgeworfen (auch von denen, die das Buch mochten), daß ich zuviel in den Zeiten springe und man so nie da weiterlesen kann, wo man möchte.

 

Es stellt sich mir langsam die ketzerische Frage, ob Du die Technik der Rückblende möglicherweis nicht perfekt beherrscht.

 

Sind die Trauben zu sauer, Peter?

 

ein bisschen mürrisch

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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(Peter_Dobrovka)
(@Anna: Wo genau hast DU denn dieses "Dogma"' date=' das keiner kennen will, aufgeschnappt?) [/quote']

 

Lieber Peter, hier:

Da ging es in Rabes Thread um parallele Handlungsabläufe, und ich antwortete mit diesem Vorschlag:

 

Warum nicht A chronologisch schreiben und dann B aufsetzen zur Mittagszeit mit Rückblende zum Morgen.

 

Verstört hat mich die Antwort:

Auf die Idee bin ich überhaupt nicht gekommen, weil ich eine Anti-Rückblenden Sperre eingebaut habe. Da sieht man einmal, wie man die Schreibratgeber doch verinnerlicht ohne sich dessen bewusst zu sein.

Rabe

 

Darum fragte ich:

 

Jetzt habt Ihr mich aber neugierig gemacht.

Warum sind denn Rückblenden so verpönt?

Gibts da schon einen Thread, der mir das erläutert? Über Suchen habe ich nix Passendes gefunden.  

 

und bekam einen Rattenschwanz derartiger Meinungen:

 

verpönt nicht, eher unglücklich.

Es ist doch viel schöner direkt dabei zu sein, als es aufgewärmt erzählt zu bekommen.

 

Viele Leser stören sich an den gehäuften "hatte" und "war" im Plusquamperfekt.

Das ist zwar gramatikalisch richtig, liest sich über Seiten aber tatsächlich nicht so schön.

Daher versuche ich es sparsam einzusetzen.

 

Gedankenrückblicke sind leider oft langweilig zu lesen.

Meine Lektorin schreibt mir manchmal dazu: "Da wäre ich als Leser gern dabei gewesen."      

 

Worauf ich diesen Thread eröffnete, weil mir das diskussionswürdig vorkam.

Was es nun auch ist, gelle?

 

Gruß

Anna

Okay, danke für die Aufklärung.

Diskussionswürdig ist das Thema allemale, aber wie du sicher selbst bemerkt hast, hat die Art der Fragestellung bei manchen Beteiligten ein paar Reaktionen und Emotionen ausgelöst, mit denen sich dieser Thread nun herumschlagen muß und die auch nach unzähligen Zurechtrückungen und Mißverständnisbereinigungen nicht mehr herauszuwaschen sind. Siehe auch das Posting von Gabi, das ich gerade beantwortet habe. Man liest im Titel und im Erstposting was darüber, daß Rückblenden zu verdammen sind und denkt sofort, das sei tatsächlich so. Das soll jetzt um Gottes Willen keine Kritik sein, denn daß du im Ursprungsthread diese Antworten bekommen hast und da (zufällig, wirklich nur zufällig) keine Gegenmeinung dabei war, ist unglücklich gelaufen. Eventuell muß ich mir als Moderator das Versäumnis anlasten lassen, das überlesen zu haben, aber ich kann zu meiner Entschuldigung nur sagen: Sogar ich, der ich hier am laufenden Band was schreibe, übersehe manche Entwicklung.

Es wäre vielleicht eine gute Idee, bei solchen Fragen die Aussagen, die zu dieser Frage geführt haben, zu zitieren. So wie du das in deiner obigen Antwort gemacht hast.

 

Peter

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(Peter_Dobrovka)

Es stellt sich mir langsam die ketzerische Frage, ob Du die Technik der Rückblende möglicherweis nicht perfekt beherrscht.

 

Sind die Trauben zu sauer, Peter?

Und mir stellt sich die ketzerische Frage, ob du gerade deine Tage hast.

Womit wir quitt wären, zurück zur Sachebene:

Natürlich hat man als Autor, und ich lasse mich da auch bereitwillig als Negativbeispiel heranziehen, einen Fehler gemacht, wenn ein Kapitel überblättert wird, da gibt es nichts zu rütteln. Deswegen ist es nicht nur die Frage, ob man Rückblenden haben soll, sondern auch, WIE man sie gestalten soll, wenn man sie schon mal hat. Und die Antwort hierauf ist im Detail für jedes Genre und Anliegen unterschiedlich.

Aber auch wenn ich mich auf den Spannungsroman beschränke, muß ich aufpassen, nicht zu schnell zu antworten. Mir liegt nämlich die Antwort auf der Zunge, daß man die eine größere Rückblende auf Augenblicke verschieben sollte, wo die Romangegenwart gerade eine Spannungspause hat. Interessanterweise jedoch gibt es Autoren, ja ganze Autorenschulen, die gerade dann wenn die Spannung maximal ist, die Szene unterbrechen. Da ich nicht davon ausgehe, daß die alle blöd sind, muß das auch seine Existenzberechtigung haben und sollte unter die Lupe genommen werden.

Eventuell in einem neuen Thread. Ja, unbedingt in einem neuen Thread.

 

Peter

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Okay, quitt.

Mach Du einen neuen Thread auf, ich muss jetzt ein paar Rückblenden schreiben :s22

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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(Peter_Dobrovka)

Im Moment ist mir nicht danach, ich betrauere Marco, der so plötzlich von uns gegangen ist.

 

Ich beantworte noch ein paar offene Sachen in anderen Threads und dann geh ich für heute ebenfalls meinen Kram machen. Das Forum läuft nicht weg.

 

Peter

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Was mir noch bei der ganzen Freyiade auffällt: Alle (na gut, fast alle) sind dagegen, betonen lautstark, dass man nicht nach Regeln und Patentrezepten schreiben soll und tun so, als wären sie eine kleine, verfolgte Minderheit.

 

Dass ist anderswo noch viel schlimmer. Nehmen wir mal ein Beispiel, wo es einfach nachzukontrollieren ist: "Wie werde ich ein verdammt guter Schriftsteller" des deutschen Literaturinstituts. Die Mehrheit betont, dass sie gegen Schreibratgeber sind. Warum bleibt unklar. Klar ist allerdings, dass der Grad der Ablehnung umgekehrt proportional zur Qualität des eigenen Artikels steht.

 

Und auch hier im Forum wurden "die Schreibratgebern" lange und heftig bekämpft, ihnen Dinge unterstellt, die sie nicht behauptet hatten. Erst nachdem alle diese Behauptungen sich anhand der Zitate als frei erfundener Unfug herausstellten - sorry, aber so hart muss ich das jetzt mal formulieren -, erst dann wurde (immer noch widerwillig) konzidiert, dass man sich doch "ein wenig" vertan hatte. Nicht ohne gleich wieder zu behaupten, dass alle die Regeln und Schreibratgeber natürlich völliger Unsinn sei. Und lautstark wird verkündet, dass die Anhänger der Schreibratgeber zu lautstark seien. Geht doch mal diesen Thread durch, wer hat denn hier am lautesten geschrien?

 

Es gehört zum guten Ton in Deutschland, auf "die Schreibratgeber" zu schimpfen und ihnen Behauptungen zu unterstellen. Das ist die Mehrheit und lässt sich im Netz wie in Feuilletons leicht zeigen. Das ist politisch korrekt.

 

Liebe Leute, habt ihr schon mal über den Tellerrand geschaut? Regeln gibt es überall und Ausnahmen auch.

 

In jeder Kultur ist Töten verboten, in jeder Kultur gelten dafür Ausnahmen. Selbst das Christentum erlaubt die Notwehr und verlangt nicht, dass du dem Mörder deine Halsschlagader hinhältst.

 

"Aspirin hilft gegen Kopfschmerzen" ist eine sinnvolle Regel, kein Zweifel. Ein Bekannter von mir wäre beinahe daran gestorben. Gegen alles und jedes lassen sich Ausnahmen finden und auch in anderen Disziplinen ist "Dienst nach Vorschrift" tödlich, muss man wissen, was man tut, wann man die Regeln nicht befolgen sollte.

 

Aber nur pädagogische Narren gehen hin und verlangen - wie hier geschehen -, dass man gleich mit den Ausnahmen beginnen möge. Parallelen schneiden sich nicht, lernen Kinder in der Schule, obwohl das mathematisch gesehen nicht notwendigerweise so ist. Nur kann ich niemandem alles gleichzeitig vermitteln. Ich *muss* häppchenweise vorgehen, egal ob es Geometrie ist, Medizin oder eben Schreiben.

 

Wer Schwierigkeiten hat, auf dem Pferd das Gleichgewicht zu halten, den werde ich nicht mit Übungen zur S-Dressur Kür plagen, jedenfalls nicht, solange er die Gleichgewichtsprobleme hat.

 

Erst muss man den Leuten die Regeln beibringen, dann sich mühen, dass sie sie wieder vergessen, das ist ein altbekanntes Paradoxon des Creative Writing in Amerika (und gilt natürlich auch in Deutschland). Niemand kann alles auf einmal machen. Jeder, der etwas beibringen möchte, wird vereinfachen, jeder, der sich in ein neues Gebiet vorwagt, hält sich zunächst an den Regeln (und zwar dem Wortlaut) fest, jedenfalls solange, bis er gelernt hat, frei zu gehen. Und das kann dauern. Ein Schreib-Wochenende oder ein Schreibratgeber allein macht niemanden zum Meister.

 

Was aber diese "Regeln" angeht, deren Herkunft hier immer noch im Dunkeln liegen, wie die "Schreib nicht über Tiere" o.ä., da sag ich jetzt lieber nichts drüber, sonst werde ich hier endgültig Persona non Grata.

 

Und was die "Anfänger" angeht: Ich gestehe, ich habe gesündigt. mea culpa, mea culpa, mea maxima culpu. Ehrlicherweise hätte ich sagen können, dass manche dieser angeblichen "Anfängerfehler" sich auch in jeder Menge veröffentlichter Bücher ebenso nachweisen lässt, wie auch die Folgen: Solche Texte zu lesen, könnte in den USA ein einträglicher Markt werden. Schließlich erfüllen sie den Tatbestand der seelischen Grausamkeit und sicher liesse sich dafür Schmerzensgeld erstreiten. Wer solche Produkte als Beweis hernimmt, das man doch schreiben kann, was man mag, schließlich kann man auch mit Pappkameraden und grausamen Stil Erfolg haben, soll dies tun. Aber verlangt bitte nicht von mir, dass ich solche Elaborate auch noch gut finden soll, bloss weil sie nicht spannend, dafür aber so tiefgründig sind, dass ich schon die Grubenhunde heulen höre.

 

Soviel dazu.

 

Hans Peter

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Danke Petra, für diese passende Beispiel!

Es beruhigt mich, dass mans mit Rückblenden offenbar auch richtig machen kann.

Der Thread ist schon auf Seite 5, und ich beginne mich zu fragen, ob manche Leute nur die Postings ausgewählter Poster lesen.

Anders kann ich mir solche Kommentare angesichts dessen, daß schon auf Seite 1 des Threads klar war, daß Rückblenden ihre Berechtigung haben und niemand sie "verdammt", sowie der darauffolgenden emotionsgeladenen Metadebatte, nicht erklären.  >:(

 

Peter

 

Lieber Peter,

selbstverständlich lese ich die Postings - sonst würde ich nicht darauf antworten.

Aber nicht jeder ist mit einer entsprechenden Selbstsicherheit ausgestattet, dass er sich von den verschiedenen hier dargestellten Meinungen nicht auch einmnal verunsichern ließe.

Und ich gebe auch offen zu, dass ich auf manche Meinungen besonders viel gebe - weil ich vom Stil und/oder der Persönlichkeit dieser Person beeindruckt bin.

Gerade weil es eine Menge für und wider gab, war ich froh darüber, anhand eines Beispiels meine eigene Meinung untermauert bekommen zu haben. Dafür habe ich mich bedankt.

 

Dein Unveständnis spricht für deine Überzeugung, ohnehin schon zu wissen, was "machbar" ist und was nicht.

Ich bin eben noch nicht so weit - obwohl ich mich prinzipiell auf mein Sprachgefühl verlasse und auf das, was ich selbst gerne lese.

 

Nur so viel zu dem Vorwurf, ich hätte nicht gelesen, was in diesem Thread schon alles angeführt war. Hab ich eben sehr (zu) intensiv - vergib mir, dass ich in der Selektion zu wenig sicher war.

 

Herzliche Grüße

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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