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Andrea S.

Sind Rückblenden zu verdammen?

Empfohlene Beiträge

(Peter_Dobrovka)

Bemerkenswert, wie die Rückblende "Kein einziges Mal war ...gar nicht kaufen wollen" in den Text eingewoben ist. Und obendrein ist der gänzlich narrativ, aber durchaus anschaulich

Das ist für mich keine Rückblende, sondern eine schlichte Information.

Doch, das ist eine. Darauf muß ich bestehen. Es wird nämlich etwas aus der Vorvergangenheit erzählt. In meinem Kopf erzeugt es einen Film, der den Hauptfilm unterbricht, und ich sehe die Prota zu den Händlern gehen und mit ihnen feilschen und Sachen kaufen, die sie gar nicht wollte.

Ich gehe davon aus, daß du dieser Rückblende die Bezeichnung aufgrund ihrer Kürze verwehren willst, aber die Definition einer Rückblende enthält keine Angaben über ihre Ausführlichkeit. Da ist es wie mit Amöben: Sie mögen winzig sein und nur aus einer Zelle bestehen, aber es sind trotzdem Tiere.

Und dabei ist diese Rückblende noch nicht mal die kürzestmögliche Form. Selbst ein Teilsatz á lá "durch die sie als Kind immer gelaufen war" ist eine Rückblende.

 

"Information" sollte man bei Textanalyse ohnehin mit Bedacht verwenden, denn jeder Satz eines Romans trägt mindestens eine Information. Information und Rückblende sind also sich keine ausschließenden Begriffe.

 

Ich verstehe unter Rückblende/Rückwendung/Analepsis nun mal eine gesamte Szene, die durch einen Rückwärtszeitsprung eingeleitet wird. Nicht den einmaligen Hinweis wie: sie aß den Apfel, den sie gestern gepflückt hatte.

So findet meine Frage (Post #1 in diesem Thread) nun doch nach Tagen ihre Beantwortung. Inzwischen ist der Thread allerdings um alle möglichen Formen der Rückblende herum gewachsen, das kriegen wir hier nicht mehr auseinandergesplittet.

 

Aber alle, die sich in der Erzähltheorie besser auskennen, dürfen mich gerne belehren. Ich bin ja bloß eine Erzählpraktikerin.

Theoretiker ist für mich immer der, der eine Diskussion über Begrifflichkeiten initiiert.

 

Peter

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(Peter_Dobrovka)

Bemerkenswert, wie die Rückblende "Kein einziges Mal war ...gar nicht kaufen wollen" in den Text eingewoben ist.

Was genau ist denn daran bemerkenswert?

 

Peter

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Hallo Anna,

 

Das ist für mich keine Rückblende, sondern eine schlichte Information.

 

Ich verstehe unter Rückblende/Rückwendung/Analepsis nun mal eine gesamte Szene, die durch einen Rückwärtszeitsprung eingeleitet wird.

Was mich daran interessiert, ist was anderes. Die Autorin blendet hier nicht zurück, um eine Szene zu schildern. Sie könnte ja szenisch, statt narrativ den Besuch der Heldin bei einem der Basarhändler erzählen, der sie duzt, mit dem sie endlos feilscht, unterbrochen von gemeinsamen Tee-Trinken, etc. pp. und damit dem Leser einen Eindruck der Heldin vermitteln, dass diese gerne und gekonnt feilscht, bei Händlern bereits bekannt ist, mehr kauft als sie eigentlich will, ...

 

Tut die Autorin aber nicht. Sie schreibt den ganzen Abschnitt narrativ inklusive ihren Besuch in der Vergangenheit. Und trotzdem weckt sie Bilder beim Lesen in mir.

 

Sicher, das ist hohe Schule, das ist weit schwieriger als durch szenisches Schreiben Bilder zu wecken, aber es ist möglich und es ist auch möglich, wenn man etwas aus der Vergangenheit schildern möchte.

 

Um nochmal auf die Definitionsfrage zurückzukommen: Nein, ich denke nicht, dass man nur Szenen als Rückblenden bezeichnen kann. Man kann eben auch narrativ in die Vergangenheit schlüpfen und das würde ich ebenfalls als Rückblende bezeichnen.

 

Hans Peter

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Um nochmal auf die Definitionsfrage zurückzukommen: Nein, ich denke nicht, dass man nur Szenen als Rückblenden bezeichnen kann. Man kann eben auch narrativ in die Vergangenheit schlüpfen und das würde ich ebenfalls als Rückblende bezeichnen.

 

Ah, hier entsteht mein Problem - ich sehe eine "Szene" sowohl narrativ als auch szenisch. Sie ist für mich ein Handlungsablauf, den ich erzählen oder darstellen kann.

 

Stelle ich mich eigentlich als ganz blond dar, wenn ich mit meinem literarisch ungeschulten Vokabular hier so umgehe?

 

Und Hans-Peter, hast Du nicht vor einigen Beiträgen genau das hier gesagt:

Und ich glaube durchaus, dass auch Rückblenden nur narrativ sein können.

?????

 

Verwirrt

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ah, hier entsteht mein Problem - ich sehe eine "Szene" sowohl narrativ als auch szenisch. Sie ist für mich ein Handlungsablauf, den ich erzählen oder darstellen kann.

Vielleicht ist das das Mißverständnis: Ich wollte den Unterschied zwischen szenischem Schreiben und narrativem zeigen. Und eben betonen, dass auch mit narrativem Schreiben ein BIld, eine Szene im Kopf des Lesers entstehen kann.

 

Und Hans-Peter, hast Du nicht vor einigen Beiträgen genau das hier gesagt:

Und ich glaube durchaus, dass auch Rückblenden nur narrativ sein können.

?????

Jetzt bin ich gründlichst verwirrt. Natürlich habe ich das gesagt, immer wieder. Aber wo ist da jetzt der Widerspruch und zu was?

 

Hans Peter, ratlos

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(Peter_Dobrovka)

Besteht ein Bedarf an der Frage, was szenisch ist und was narrativ?

Dazu wäre ein neuer Thread fällig, am ehesten in der FAQ-Sektion.

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Besteht ein Bedarf an der Frage' date=' was szenisch ist und was narrativ?[/quote']

Ich glaube es - da mir nicht klar ist, was dagegen spräche, dass narrative Sequenzen Bilder wecken können... :-/

 

Dazu wäre ein neuer Thread fällig, am ehesten in der FAQ-Sektion.

Würdest du?! *zwinker*

 

Gruß,

Marco!

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Besteht ein Bedarf an der Frage, was szenisch ist und was narrativ?

Dazu wäre ein neuer Thread fällig, am ehesten in der FAQ-Sektion.

 

Nö, bei mir nicht.

 

Ich wollte nur auf eine widersprüchliche Aussage aufmerksam machen.

 

Um nochmal auf die Definitionsfrage zurückzukommen: Nein, ich denke nicht, dass man nur Szenen als Rückblenden bezeichnen kann. Man kann eben auch narrativ in die Vergangenheit schlüpfen und das würde ich ebenfalls als Rückblende bezeichnen.

 

Worin also das szenische Schreiben gemeint war, wie ich es jetzt verstanden habe und der bsagte Aussage:

 

Und ich glaube durchaus, dass auch Rückblenden nur narrativ sein können.

 

Ich für meinen Teil habe verstanden, dass Rückblenden auch nur aus einem Halbsatz bestehen können. Gut, die sind dann narrativ.

Für mich habe ich schon immer ganze Handlungsstränge, die in der Vergangenheit spielen sowohl szenisch als auch narrativ behandelt, je nachdem, was ich damit erreichen wollte.

 

So, und da wir ja nun auch wissen, aus welcher Bibel das Dogma stammt, dass Rückblenden verdammenswert sind und diese Quelle offensichtlich nicht von allen als unfehlbar angesehen wird, werde ich weiterhin in allen Spielarten, die mir zur Verfügung stehen, mich rückwärts wenden, wenn des der Roman erfordert.

 

flexibel

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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So, und da wir ja nun auch wissen, aus welcher Bibel das Dogma stammt, dass Rückblenden verdammenswert sind

Wenn du doch nur mal mit angeben würdest, dass kein Mensch, nicht mal Frey, Rückblenden per se verdammt... *seufz*

Entsteht ja ein völlig schiefes Bild hier...

 

Gruß,

Marco!

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Das hat Mr Frey sich selbst zuzuschreiben, wenn er sich in flappsigen Worten über Bücher im Mülleimer gefällt.

Übrigens, Anna, lass dich bloß nicht irre machen hier ;) ich denke, wir können eher alle von deinen szenischen oder narrativen Rückblenden lernen!

 

Schöne Grüße,

Petra

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Das hat Mr Frey sich selbst zuzuschreiben' date=' wenn er sich in flappsigen Worten über Bücher im Mülleimer gefällt.[/quote']

 

Aber wenn Anna das so sagt, klingt es, als würde ICH Rückblenden per se verdammen, nur weil ich der Meinung bin, das sie in vielen Fällen, und oftmals von Anfängern, für mich störend aus dem Text ragen wie Ghandi aus einem Minipli-Wettbewerb...

 

Gruß,

Marco!

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So, und da wir ja nun auch wissen, aus welcher Bibel das Dogma stammt, dass Rückblenden verdammenswert sind und diese Quelle offensichtlich nicht von allen als unfehlbar angesehen wird, werde ich weiterhin in allen Spielarten, die mir zur Verfügung stehen, mich rückwärts wenden, wenn des der Roman erfordert.

 

flexibel

Anna

 

Ich zumindest finde es nach der vielen "Frey als Bibel"-Zitiererei, die hier seit Ewigkeiten gelaufen ist, jedenfalls hoechst angenehm und erleichternd, wenn aus einem Thread wie diesem obiges als Fazit herauskommt.

 

Es wird hier viel laut gedacht darueber, wie stoerend Rueckblenden bei Anfaengern sind usw. (Wann sind wir eigentlich keine Anfaenger mehr? Wenn unsere Rueckblenden nicht mehr stoeren?) Aber - in meinen Augen - zu wenig darueber, wie fuerchterlich verstoerend diese gebetsmuehlenartigen Wiederholungen im Oberlehrerton auf "Anfaenger" jeder Art wirken koennen.

Mich haben diese plakativen Weisheiten

"Show don't tell" (SDT Eins und Zwei, falsches SDT und was fuer Kuriositaeten es hier alles gab),

"Kein DXM" (allein der Abkuerzungswahn macht mich schon krank)

und und und

jedenfalls ein Jahr lang total aus dem Konzept gebracht.

Inzwischen gehen sie mir nur noch auf die Nerven (wenn sie da auftauchen, wo mich eine Diskussion interessiert haette).

 

Ich habe selbstredend nichts dagegen, dass jeder seine eigenen Lieblingsfachbuecher hat und freundliche Empfehlungen ("probier doch mal ..." oder "mir hat geholfen" ...) ausspricht. Aber diese als "Must haves" darzustellen, finde ich unfair.

Und Kollegen mit diesen Plattitueden abzuspeisen, statt zu argumentieren, zu zeigen, zu begruenden, auch.

Ausserdem faende ich es, bei der staendigen Beschimpferei der doofen Anfaenger mit den doofen Rueckblenden anstaendig, ab und an mal anzufuegen: Uebrigens, ich bin auch noch nicht veroeffentlicht. Und mir auch gar nicht immer so sicher.

 

Ich zumindest bin vor anderthalb Jahren noch davon ausgegangen, alle, die hier patronisierend mit mir unbekannten Begriffen um sich werfen, haetten mindestens fuenf veroeffentlichte Romane hinter sich. Und wenn ich auf die nicht hoere, dann bin ich ein kleiner, doofer, rueckgeblendeter Unbelehrbarer, dessen Texte eh nicht gewinnen koennen.

 

Viele Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Aber wenn Anna das so sagt, klingt es, als würde ICH Rückblenden per se verdammen, nur weil ich der Meinung bin, das sie in vielen Fällen, und oftmals von Anfängern, für mich störend aus dem Text ragen wie Ghandi aus einem Minipli-Wettbewerb...

 

Schluchz.....

Nein, lieber Marco, das habe ich so nun wirklich nicht gemeint.

 

Ich hab das ganze Dings doch nur angefangen, weil ich mich, die ich seit nun fast 15 Jahren ununterbrochen schreibe, noch nie mit dieser Frage beschäftigt habe und mich gewundert habe, dass es solche Meinungen gibt.

 

Charlie hat recht damit, dass so etwas  - dogmatisch geäußert - Anfänger furchtbar irritieren kann. Hätte man mir damals so eine Meinung aus berufenem Munde vorgesetzt, hätte ich auch Probleme damit bekommen.

 

Ich mag dieses Forum, weil man sich hier an Meinungen reibt. Viele Regeln haben bis zu einem gewissen Grad Gültigkeit - aber wenn man sich "Autoren-Forum" nennt, sollte man sie hinterfragen, ihre Quelle suchen, sie möglicherweise realtivieren oder in bessere Formeln verpacken.

Und wenn sie nur ständig wie in "Stille Post" weitergegeben werden, muss man sie entflöhen.

 

Wieder gut, Marco? :-*

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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:s08

 

Ich bin mir ja nicht sicher, ob ich nun angesprochen bin oder nicht. Bin ich mal nett, und fühle mich NICHT angesprochen.

Dann bleibt:

 

Aber - in meinen Augen - zu wenig darueber' date=' wie fuerchterlich verstoerend diese gebetsmuehlenartigen Wiederholungen im Oberlehrerton auf "Anfaenger" jeder Art wirken koennen.[/quote']

Das ist nicht verwunderlich, weil hier ein extremer Meinungsclash zu herrschen scheint, zwischen jenen (wie mir), die denken, dass es Anfängern hilft, Handlungsgrundlagen zu kennen, und sie bei der eigenen Entwicklung zu berücksichtigen und jenen (möglicherweise gehörst du dazu), die denken, nur ein Autor, der komplett aus sich selbst heraus lernt, ohne Ratschläge, Erfahrungen und generelle Handwerkzeuge, würde "seine wahre" Autorenstimme finden.

Wobei ein weiterer Clash darin zu bestehen scheint, dass ich beispielsweise davon ausgehe, dass auch Anfänger, die mit Handwerkszeug ausgerüstet sind, sich dennoch ihre eigenen Gedanken machen, und andere (möglicherweise gehörst du auch dazu) zu denken scheinen, Autoren, die solche Faustregeln und Handwerksgrundlagen an den Kopf geworfen bekommen, hören automatisch auf zu denken und werden zum vor sich hinsabbernden, "Regeln" rezitierenden Schreibzombie...

"Wir" wollen den armen Anfängern helfen, die ersten Hürden zu nehmen, und "Ihr" wollt die armen Anfänger vor "uns" bösen Charakter- und Stilverderbern schützen. Schöne Pattsituation! ;)

 

"Show don't tell" (SDT Eins und Zwei, falsches SDT und was fuer Kuriositaeten es hier alles gab),

"Kein DXM" (allein der Abkuerzungswahn macht mich schon krank)

und und und

jedenfalls ein Jahr lang total aus dem Konzept gebracht.

Ja - du erwähnst es dann und wann.

Aber du hast mit keiner Silbe jemals einen Punkt gebracht, dass etwas davon falsch, schädlich, überflüssig oder anderswie "bösartig" wäre.

 

Inzwischen gehen sie mir nur noch auf die Nerven.

Dann stell dir vor, wir hätten es ausgeschrieben...

 

Aber diese als "Must haves" darzustellen, finde ich unfair.

Unfair ist, den Leuten fälschlicherweise zu unterstellen, sie hätten die Bücher als must have dargestellt, nur um ein Argument aufzubauen. Aber du wirst sicherlich Zitate finden, die mir entgangen sind.

 

Und Kollegen mit diesen Plattitueden abzuspeisen, statt zu argumentieren, zu zeigen, zu begruenden, auch.

Hier gilt das gleiche. Keine Ahnung, welchen Thread du gelesen hast, aber es war nicht der, den ich gelesen habe.

 

Ausserdem faende ich es, bei der staendigen Beschimpferei der doofen Anfaenger

Okay, hier werde ich sauer, weil du mir was unterstellst. Darf ich dich darum bitten, das geradezustellen, dass kein Mensch hier Anfänger a) für doof hält, noch b) beschimpft?! Dankeschoen!

 

Und mir auch gar nicht immer so sicher.

Wenn ich mir nicht sicher bin, sag ich das. Und wenn ich mir sicher bin, ist es nur meine Meinung. Wer dazwischen nicht unterscheiden kann, wird damit leben müssen.

 

Ich zumindest bin vor anderthalb Jahren noch davon ausgegangen, alle, die hier patronisierend mit mir unbekannten Begriffen um sich werfen, haetten mindestens fuenf veroeffentlichte Romane hinter sich.

Ein kurioser Gedanke.

 

Und wenn ich auf die nicht hoere, dann bin ich ein kleiner, doofer, rueckgeblendeter Unbelehrbarer, dessen Texte eh nicht gewinnen koennen.

Dann hast du ein Problem mit dir selbst, und der Schuh passt weder mir, noch sonst jemandem im Forum!

 

Lieben Gruß,

Marco!

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Hallo zusammen,

 

ich hab jetzt ganz konkret beim Schreiben das erlebt, was hpr auch angesprochen hat, mit dem "Rückblenden um einem Konflikt auszuweichen."

Ich arbeite gerade an einer Geschichte, in der wirklich schlimme Menschen wirklich schlimme Sachen tun. Und ich schreibe relativ häufig in so einer Art "Rollenprosa", versuche also in die Rolle des Protagonisten zu schlüpfen, mich seines Vokabulars und seiner Sinneseindrücke und Gedankengänge zu bedienen.

Und wenn ich an so einer Stelle bin, die mir wirklich "Angst" macht, weil ich da mit Empfindungen konfrontiert werde, die vielleicht auch irgendwo in mir stecken, die ich auch "hervorholen" muss, weil es der Geschichte gut tut, also wenn ich an diesen Stellen bin, merke ich auch, dass da so ein Antrieb hoch kommt "Ach, blenden wir doch erst mal in die Vergangenheit zurück oder machen wir doch erstmal was anderes."

 

Ich muss mich da wirklich ein Stück weit zu zwingen. Ich schau dann auf mein "Konzept" und da steht dann nun mal: Jetzt kommt die böse Szene, also schreib sie auch. Das hilft mir solche "Rückblenden" zu vermeiden, die - ich kenne mich da - sicher auftreten würden, wenn ich ohne Konzept schriebe.

 

Ich lese übrigens gerade Thomas Harris "Roter Drache". Dort ist mitten im Roman - der ansonsten streng linear erzählt wird- auf einmal ein Abschnitt über 40, 50 Seiten, der in die Vergangenheit des Psychopathen zurückblendet. In seine Kindheit.

Und ich muss sagen: Der Rückblick war dichter und spannender als der ganze Rest des Romans, sogar besser als die Szenen mit Doktor Lecter.

Wir haben, wenn der Rückblick kommt, den Mörder in seiner vertrauten Umgebung erlebt, wir haben seine Gedankengänge erlebt und wir haben seine Tatorte gesehen. Unser Interesse für die Figur ist also ausreichend geweckt. Und nun blendet Harris 40 bzw. 30 Jahre in die Vergangenheit zurück. Und es funktioniert.

Und "Roter Drache" ist ja mal wirklich ein kommerzieller Spannungsroman, ein "verdammt guter Roman" nach Frey.

 

Gruß

Peter

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(Peter_Dobrovka)

@Charlie und Jan:

Ich stimme euch teilweise zu, aber nicht in allen Punkten.

 

So, und da wir ja nun auch wissen, aus welcher Bibel das Dogma stammt, dass Rückblenden verdammenswert sind und diese Quelle offensichtlich nicht von allen als unfehlbar angesehen wird, werde ich weiterhin in allen Spielarten, die mir zur Verfügung stehen, mich rückwärts wenden, wenn des der Roman erfordert.

Ich zumindest finde es nach der vielen "Frey als Bibel"-Zitiererei, die hier seit Ewigkeiten gelaufen ist, jedenfalls hoechst angenehm und erleichternd, wenn aus einem Thread wie diesem obiges als Fazit herauskommt.

Dieses Fazit kommt doch am laufenden Band. Frey wird oft ins Spiel gebracht und fast immer endet es damit, daß er nicht den Stein der Weisen besitzt.

Außerdem war doch schon auf Seite 1 dieses Threads relative Einigkeit, daß es Unfug ist, Rückblenden zu verdammen.

Zu guter Letzt hat sich das mit Frey und den Rückblenden ja auch noch mal stark relativiert: Er verdammt sie keineswegs pauschal. (@Anna: Wo genau hast DU denn dieses "Dogma", das keiner kennen will, aufgeschnappt?)

Es ist also in der Tat richtig, das Fazit des Threads, aber die dahinterstehende emotionale Komponente ("na endlich mal einer, der ...") befremdet mich.

 

Es wird hier viel laut gedacht darueber, wie stoerend Rueckblenden bei Anfaengern sind usw. (Wann sind wir eigentlich keine Anfaenger mehr? Wenn unsere Rueckblenden nicht mehr stoeren?) Aber - in meinen Augen - zu wenig darueber, wie fuerchterlich verstoerend diese gebetsmuehlenartigen Wiederholungen im Oberlehrerton auf "Anfaenger" jeder Art wirken koennen.

Ich mag mit meinen 5600 Beiträgen schon betriebsblind sein, aber ich erkenne das Forum in dieser Aussage über Gebetsmühlen nicht wieder. Wenn man mich fragen würde, dann würde ich in erster Linie die Meinungsvielfalt hervorheben.

 

Mich haben diese plakativen Weisheiten

"Show don't tell" (SDT Eins und Zwei, falsches SDT und was fuer Kuriositaeten es hier alles gab),

"Kein DXM" (allein der Abkuerzungswahn macht mich schon krank)

und und und

jedenfalls ein Jahr lang total aus dem Konzept gebracht.

Inzwischen gehen sie mir nur noch auf die Nerven (wenn sie da auftauchen, wo mich eine Diskussion interessiert haette).

Wir brauen uns hier in gewisser Weise unsere eigene Wissenschaft, und ich finde das herrlich.  ;D

 

Ich habe selbstredend nichts dagegen, dass jeder seine eigenen Lieblingsfachbuecher hat und freundliche Empfehlungen ("probier doch mal ..." oder "mir hat geholfen" ...) ausspricht. Aber diese als "Must haves" darzustellen, finde ich unfair.

Und Kollegen mit diesen Plattitueden abzuspeisen, statt zu argumentieren, zu zeigen, zu begruenden, auch.

Dem schließe ich mich an. Allerdings mit der Einschränkung, daß wenn du solches im Forum antriffst, bitte an Ort und Stelle und namentlich anprangerst, denn sonst fühlen sich immer die falschen angesprochen.

 

Ausserdem faende ich es, bei der staendigen Beschimpferei der doofen Anfaenger mit den doofen Rueckblenden anstaendig, ab und an mal anzufuegen: Uebrigens, ich bin auch noch nicht veroeffentlicht. Und mir auch gar nicht immer so sicher.

Auch hier muß ich zustimmen, diesmal sogar ohne Einschränkung. In solchen Momenten zucke ich auch immer vorm PC zusammen.

 

Ich zumindest bin vor anderthalb Jahren noch davon ausgegangen, alle, die hier patronisierend mit mir unbekannten Begriffen um sich werfen, haetten mindestens fuenf veroeffentlichte Romane hinter sich. Und wenn ich auf die nicht hoere, dann bin ich ein kleiner, doofer, rueckgeblendeter Unbelehrbarer, dessen Texte eh nicht gewinnen koennen.

Ja, das Problem sehe ich. Das ist auch mit einer der Gründe, warum Andreas so hinterher ist, daß man sein Profil ausfüllt.

Wobei ich aber auch hier zwei Sachen unbedingt anfügen muß:

1. In diesem Forum wurde in den letzten zwei Jahren mehr Kluges gesagt als in allen Schreibratgebern und Seminaren zusammen.

2. Es haben sich einige Nicht- und Wenigveröffentlichte durch ihre Beiträge in meinen Augen längst als Profis qualifiziert, denen ich die baldige Veröffentlichung wünsche. Umgekehrt habe ich von Veröffentlichten hier schon so manchen Bockmist gelesen (als Buch wie auch als Diskussionsbeitrag) und mich gefragt, wie sie je bei einem Verlag unterkommen konnten. (Und bevor es Mißverständnisse gibt: Du bist damit nicht gemeint.)

 

Peter

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Okay, Peter, ein guter relativierender Beitrag, dem ich mich im Grossen und Ganzen so anschliessen kann.

(Die Ausdruecke "gebetsmuehlenartig", "ich predige doch immer wieder" etc. koennte ich natuerlich alle aus Threads rauspopeln, aber dazu habe ich keine Lust. Ich denke, es wissen einige, denen das genauso auf die Nerven geht wie mir, was gemeint ist, und andere, die das nicht stoert, eben nicht, und so ist es ja auch in Ordnung. Es ist aus mir jetzt einfach mal rausgeplatzt - war das fuenfte Posting dieser Art, vier hab ich geloescht, das fuenfte bleibt stehen, so basta.)

 

Deine Formulierung "wir brauen uns hier unsere eigene Wissenschaft" gefaellt mir ausgesprochen gut. Das trifft es. Und ich kann auch problemlos damit leben, dass Dir das Vergnuegen, mir hingegen Unbehagen bereitet.

Solange ich nicht das Gefuehl habe, es werde als Alleinseligmachendes versuchsweise eingetrichtert.

Dass das nicht viele hier machen, ist richtig. Aber die wenigen machen es ziemlich intensiv. (Es wird dann ja auch immer wieder eine Zeitlang besser. Darauf warte ich jetzt einfach mal friedlich vor mich hin.)

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Hallo Charlie,

 

es wird sicherlich öfter mal im Forum gepredigt, und zwar nicht nur die Schreibratgebergeschichte, sondern auch der Gegenteil und viele weitere Meinungen. Da bin ich manchmal froh, dass ich im schriftstellerischen Bereich Atheist bin... ich habe keine Götter über mir. :s21

 

Und zu den Anfängern: Ich betrachte mich, wie ich woanders angeführt habe, als professionell arbeitender Schriftsteller, werde mich aber (heimlich) immer wie ein Anfänger fühlen. Weil das meine Art ist mit dem Schreiben umzugehen.

Ich halte die Zahl der Anfänger, die sich hier von irgendeinem Dogma oder einer Predigt dazu verleiten lassen, alles umzuwerfen, für eher gering. Weil hier bei jeder Predigt sofort ein anderes Mitglied seine Meinung dagegenstellt. Denn das wunderbare bei Montsegur ist eben die Vielfalt der Meinungen, und die Gelegenheit anhand von Argumenten meist diese Meinungen nachvollziehen zu können- und somit die Chance eine eigene Meinung zu bilden. Wer sich hier ein Dogma einfängt, der ist selber Schuld.

 

Und zu Veröffentlichten und Unveröffentlichten. Ich sehe das pragmatisch. Ich habe hier von sehr unterschiedlichen Menschen sehr viel gelernt, die sehr unterschiedlich mit dem Schreiben umgehen. Und dabei war die Zahl der Veröffentlichungen nie relevant.

Denn ich habe von veröffentlichten Autoren viel gelernt, und auch von unveröffentlichten Autoren.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Auch wenn es jetzt nicht zum Thema diese threads gehört - ich nicke mal kräftig zu Charlies posting und sag Danke fürs "Zurechtrücken", Peter.

 

Ja, die vielen Meinungen, die bunten Meinungen, die sich widersprechenden Meinungen und die Gespräche, die sich daraus ergeben, samt den Informationen, die man daraus mitnehmen kann - das ist das große Plus dieses Forums!

 

Und Deinen Satz:

In diesem Forum wurde in den letzten zwei Jahren mehr Kluges gesagt als in allen Schreibratgebern und Seminaren zusammen.
kann ich nur dick unterstreichen!

 

Genauso die Tatsache, daß ich von "Anfängern" lernen kann - da kommen oft ganz überraschende Blickwinkel oder Fragen, die einen guten Anstoß geben... allerdings finde ich diese Einteilung blöd, deshalb die Anführungszeichen - wann ist man denn fortgeschritten oder Profi?

Könnte ich wirklich nicht sagen....

 

Ich hab ja hier auch schon manchen Stuß gequasselt, aber dieses leicht gönnerhafte Belehren sogenannter "Anfänger" (die oft mehr können als der "Belehrer" selbst!), finde ich auch eher peinlich (nicht nur Du zuckst vorm PC zusammen ;D ).

Gestern war wieder so ein posting in einem ganz anderen thread, komplett ahnungslos, aber von oben herab à la: ihr seid doof.

Und so was ärgert mich.

 

Also, dieses "leicht gönnerhafte" reißt schon manchmal ein, und "gebetsmühlenartig" finde ich ebenfalls sehr treffend.

 

Denn das gibt es schon - und witzigerweise können sich die veröffentlichten Autoren den Mund fusselig reden, es nutzt nichts.

Ich mußte sehr grinsen über den Satz von AnnaS

...ich mich, die ich seit nun fast 15 Jahren ununterbrochen schreibe, noch nie mit dieser Frage beschäftigt habe und mich gewundert habe, dass es solche Meinungen gibt.

Das bringt die ganze Misere sehr schön auf den Punkt.

 

Eine erfolgreiche Autorin, die ein Buch nach dem anderen veröffentlicht - und auf der anderen Seite die Regelprediger....

 

Aber auch das ist sicher ein Pluspunkt, der dieses Forum interessant macht.

 

Nur -  den von Charlie angesprochenen Punkt "Verunsicherung" sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen (vielleicht sollten da sogar die Moderatoren gelegentlich mal einen Einwurf machen und zurechtrücken...?)

 

Gruß

Jan

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Anderer Weg... ich werde das später machen, wenn ich Zeit habe: Wie wär's einfach damit, auch mal Threads für Gegenmeinungen aufzumachen, anstatt zu schimpfen. Ich hatte das mal früher gemacht, wie man Spannung ohne Handlung erzielen kann (prompt kamen aber drei Action-Threads hinterher). Ich werde demnächst dem SDT (grauslig) an den Kragen gehen.

Einfach, weil es so viel mehr Bücher gibt als den stark handlungsgetriebenen Unterhaltungsroman. Und dieses andere Spektrum zu zeigen - liegt das nicht an uns?

 

Denn ich gestehe, ich hab an den Predigern hier auch ein Jahr lang gelitten und gedacht, ich mache alles falsch.

Andere Möglichkeiten zeigen!

 

Schöne Grüße, etwas eilig,

Petra

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(@Anna: Wo genau hast DU denn dieses "Dogma", das keiner kennen will, aufgeschnappt?)

 

Lieber Peter, hier:

Da ging es in Rabes Thread um parallele Handlungsabläufe, und ich antwortete mit diesem Vorschlag:

 

Warum nicht A chronologisch schreiben und dann B aufsetzen zur Mittagszeit mit Rückblende zum Morgen.

 

Verstört hat mich die Antwort:

Auf die Idee bin ich überhaupt nicht gekommen, weil ich eine Anti-Rückblenden Sperre eingebaut habe. Da sieht man einmal, wie man die Schreibratgeber doch verinnerlicht ohne sich dessen bewusst zu sein.

Rabe

 

Darum fragte ich:

 

Jetzt habt Ihr mich aber neugierig gemacht.

Warum sind denn Rückblenden so verpönt?

Gibts da schon einen Thread, der mir das erläutert? Über Suchen habe ich nix Passendes gefunden.  

 

und bekam einen Rattenschwanz derartiger Meinungen:

 

verpönt nicht, eher unglücklich.

Es ist doch viel schöner direkt dabei zu sein, als es aufgewärmt erzählt zu bekommen.

 

Viele Leser stören sich an den gehäuften "hatte" und "war" im Plusquamperfekt.

Das ist zwar gramatikalisch richtig, liest sich über Seiten aber tatsächlich nicht so schön.

Daher versuche ich es sparsam einzusetzen.

 

Gedankenrückblicke sind leider oft langweilig zu lesen.

Meine Lektorin schreibt mir manchmal dazu: "Da wäre ich als Leser gern dabei gewesen."      

 

Worauf ich diesen Thread eröffnete, weil mir das diskussionswürdig vorkam.

Was es nun auch ist, gelle?

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Weil es gerade so schön passt: Ich lese derzeit in einem Genre, das sich Frey auch gern unter den Nagel reißt, lese bei einer Meisterin... bei der es von Rückblenden, kurz oder lang, nur so wimmelt.

Fred Vargas: Der vierzehnte Stein (Krimi)

Beispiel: Kommissar Adamsberg kommt gerade heim nach Paris:

Adamberg, die Reisetasche noch immer über der Schulter... überquerte die Seine und stieg dann ziellos Richtung Norden hinauf, einen Wust von Gedanken im Kopf. Gern wäre er zu dem friedlichen Moment zurückgekehrt, als er drei Tage zuvor... Seither aber schien es nur noch Explosionen gegeben zu haben...

Und hier setzt jetzt eine ganz besonders wilde Rückblende ein, die

1. die drei Tage linear rekapituliert und

2. punktuell einen Zeitraum von 14 Jahren, über den man in groben Linien bereits Bescheid weiß, dagegensetzt, um

3. beide Rückblenden zu verschmelzen und bei den Gefühlen Adamsbergs herauszukommen.

Alles in einem Absatz.

Ich zitiere den Rest nicht, weil er aufgrund der Metaphern aus dem Zusammenhang gerissen nicht verständlich wird (ja, es gibt auch literarische Krimis).

 

Aber für mich ein geniales Beispiel, wie man gleichzeitig den verwirrten, hochemotionalen Gemütszustand eines Menschen zeichnen kann und den Leser einen komplizierten Sachverhalt rekapitulieren lässt, um ihn einzuprägen (ohne dass der Leser das merkt) - und gleichzeitig zu zeigen, wie drei Tage auf einen Menschen Wirkung hinterließen. Und das alles mit dem Mittel der Rückblende!

 

Schöne Grüße,

Petra

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Danke Petra, für diese passende Beispiel!

Es beruhigt mich, dass mans mit Rückblenden offenbar auch richtig machen kann.

Ich finde nämlich, dass es mehr Spaß macht, mit der ganzen Farbpalette zu malen...

 

Herzlichen Dank und liebe Grüße aus der Versenkung

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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(Peter_Dobrovka)

Ich habe fast 24 Stunden gebraucht, um dieses Posting zu schreiben - es könnte sein, daß es inzwischen nicht mehr ganz aktuell ist.

 

Der Leser kommt an diese Stelle, und entweder überspringt er die Rückblende, um herauszufinden, was als nächstes im Hier und Jetzt der Geschichte passiert, oder er schmeißt das Buch auf den Müll.

Wenn ich diese Frey'schen Plattitüden lese, wird mir schlecht. Ich schreibe gerade an einem Roman, in dem es von Rückblenden zweier Figuren nur so wimmelt, weil es Geschichte und Roman verlangen. Würde ich auch nur 50% davon streichen, könnte ich das MS in den Müll schmeißen. Und ich mach das auch nicht, weil "man" das "heute" so macht.

Was ich damit sagen will: Ich bekomme die Krätze, wenn Autoren aus welcher Richtung auch immer Pauschalantworten und Pauschalrezepte aufgedrückt werden sollen.

Es wird jetzt manche Leute verwundern, aber ich gebe dem Frey an dieser Stelle völlig recht. Man muß natürlich immer den Kontext kennen, und der wird auch in seinem Buch nicht ausreichend herausgearbeitet, wobei ich schon sagen muß, daß das keine Plattitüde ist. Vieles, was bei Frey steht, sind keine Plattitüden, erst seine Anhänger machen sie dazu, indem sie aus den ursprünglich durchaus differenzierten und begründeten Aussagen simple Formeln und Parolen schnitzen und sie dann Schreibanfängern in ihren eigenen Schreibratgeber-Büchern oder Seminaren vorsetzen. Dieser Thread hier ist ja das beste Beispiel. Frey hat Rückblenden nirgends verdammt, im Gegenteil, dennoch gibt es Leute, die das tun und sich dabei auf ihn beziehen.

 

Und nun dazu, warum er recht hat.

Frey stellt schon in seiner Einleitung klar, daß es ihm nicht um Literatur allgemein sondern um eine bestimmte Art von Roman geht: Unterhaltungsroman ohne großen Anspruch. In erster Linie spannend. Was du, Petra, ja auch völlig korrekt als "Frey-Roman" bezeichnest; mir ist es nur wichtig darauf hinzuweisen, daß man das nicht erraten/enthüllen muß, es steht schon im Buch ganz offen so da.

Und wenn man nun als Autor hingeht und man hat das Klassenziel erreicht und der Leser kaut die Nägel ab vor Spannung, und es kommt dann eine Rückblende, dann wird der Leser diese Rückblende sehr wahrscheinlich überblättern. Ja, das wird er.

ICH tue das, und es ist mir mehrfach passiert, daß Leser es mit MEINEN Büchern taten. In einer Amazon-Rezi von Dämonentränen steht es sogar drin, daß es getan wurde. Auch wurde mir beim blauen Portal öfters mal vorgeworfen (auch von denen, die das Buch mochten), daß ich zuviel in den Zeiten springe und man so nie da weiterlesen kann, wo man möchte.

 

Peter

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