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Charlie

Mögen männliche Leser keine weiblichen Autoren?

Empfohlene Beiträge

Marco mag keine Texte von Frauen' date=' worüber manch eine Frau sich aufregen mag, aber ich finde nichts Schlimmes dran.[/quote']

 

>:(

Langsam werd ich madig!!!

 

So, noch einmal, und hoffentlich ein letztes Mal:

 

Es stimmt NICHT dass ich keine Texte von Frauen mag! Und allmählich verbitte ich mir, es so darzustellen und werde (nichts gegen dich Celia, tut mir leid, dass es jetzt dich trifft, mich regt nur wieder die forentypisch wortverdrehende Art auf, meine Postings zu lesen!!!) langsam sauer, dass das hier immer wieder so hingestellt wird.

 

Ich mag einige TEXTE nicht! Ich mag einige BÜCHER nicht! Das teile ich mir mit ziemlich genau 101% der Weltbevölkerung!

Der GRUND dafür, dass ich diese Texte und Bücher nicht mag, liegt in den Texten: Sie sprechen mich nicht an, behandeln langweilige Themen, ich halte die Figuren für falsch dargestellt, für unrealistisch, den Plot für langweilig oder an den Haaren herbeigezogen oder was weiß ich!

 

Und dabei ist es mir absolut schnurzegal, ob diese Texte, die ich nicht mag, von Männern, Frauen, Kindern, Eseln oder kleinen bärtigen Kanarienvögeln mit bunten Hüten geschrieben worden sind!!! Die Texte mag ich nicht!

 

Es ist nun einmal so, dass Texte, die ich DER TEXTE WEGEN nicht mag, überproportional häufig von Frauen geschrieben worden sind. Das ist nicht meine Schuld, das ist nicht mein Fehler, und das bedeutet NICHT, dass ich "Texte von Frauen nicht mag!"

Und vor allem verbitte ich mir, dass ständig ICH hier rausgepickt werde, ich war nämlich nicht der Einzige, der eine solche Beobachtung an sich gemacht hat!

 

Wenn die Frauen, und dabei ist mir ebenfalls völlig schnurz, wen es aufregt und wen nicht, ein Problem damit haben, dass ich bestimmte Texte nicht mag, dann sollen sie sich selbst an die Nase fassen, sie mögen nämlich selbst eine Menge Texte nicht. Und wenn dann die Autoren dieser Texte überproportional häufig Schuhgröße 42 haben, würde auch keiner ankommen und rumnörgeln: "Böh, die Frauen mögen keine Texte von Leuten mit Schuhgröße 42!"

 

Also tut mir den Gefallen: bleibt sachlich, entwickelt etwas Kritikfähigkeit und unterstellt mir nicht ständig irgendwelche Ansichten, die ich weder besitze, noch geäußert habe. Wer hinliest ist klar im Vorteil!

 

Danke für die Aufmerksamkeit!

 

Marco!

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Ich war gestern auch - und nicht zum ersten Mal - versucht, mich heftig ueber Fehlinterpretation (die beinahe nach Absicht riecht und die ich am gleichen Posting festgemacht haette) zu ereifern.

Ich faende es auch schon, wenn wir alle uns Muehe geben wuerden, zu lesen, was der andere geschrieben hat, und nicht das, was uns ganz rasch in unser Bild und zu unserer Antwort passt.

Allerdings machen das zweifellos die meisten von uns. Es mag nach Absicht aussehen, ist aber haeufig wohl keine. Wichtig finde ich, Fehlinterpretationen da zu korrigieren, wo sie den Thread in falsche Richtung fuehren. Und irgendwo hier im Thread steht, Maenner wuerden Texte von Frauen weniger gern lesen, weil sie ihnen zu "gefuehlslastig" seien. Und das ist, glaube ich, ein Ergebnis, dass sich so aus diesem Thread nicht ziehen laesst. (Niemand wird von Hemingway, John Steinbeck oder Graham Greene behaupten, sie seien nicht "gefuehlslastig"!) Es kommt offenbar auf die Auswahl der dargestellten Gefuehle, die Art der Darstellung und vor allem auf die Bereitschaft, sich bei der Gestaltung von Maennerfiguren sehr weit auf das andere Geschlecht einzulassen, sich einzudenken, an.

In dem Sinne habe ich sehr viel aus diesem Thread gelernt, bezueglich einer Frage, die mich seit Jahrzehnten umtreibt. In der Richtung moechte ich gern weiterarbeiten (und werde ausserdem verstaerkt nach maennlichen Testlesern suchen).

(Sehr gefreut hab ich mich ueber die Postings von Thomas und HW - das ist aber deutlich mehr als der uebliche "Quotenmann", der auch Pride and Prejudice aus dem Englisch-LK noch im Buecherschrank hat.)

 

Als ein glaenzendes Beispiel aus der Gegenrichtung moechte ich - wie schon des Oefteren - Roddy Doyles "Woman Who Walked Into Doors" Interessierten ans Herz legen. Doyle schreibt hier aus der Sicht einer Frau in der Ich-Form, und beim Lesen habe ich das Gefuehl, Menstruationsblut zu riechen. Ganz doll gemacht!

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Hallo alle zusammen.

Ich bin neu hier und möchte mich vorab nur kurz vorstellen.

Ich heiße Dirk, bin 39 Jahre jung und lese so ziemlich alles was mir unter die Finger kommt. Selber schreibe ich sehr gerne so richtig abgedrehte Sachen, die man am ehesten als "Near Fiction" beschreiben könnte, aber genauso gut auch Shortys, die manchmal sehr "gefühlslastig" daherkommen. Das beste Beispiel wäre meine Kurzgeschichte "Luftpost", mit der ich mich auch um Aufnahme hier im Forum beworben habe, oder eine andere mit dem Titel "Herbstgeflüster". (Mehr über mich in meinem Profil, fühlt euch bitte herzlich eingeladen da mal zu schnüffeln.)

 

Nun zum eigentlichen Thema (Zitat Charlie)

 

"Und irgendwo hier im Thread steht, Maenner wuerden Texte von Frauen weniger gern lesen, weil sie ihnen zu "gefuehlslastig" seien. Und das ist, glaube ich, ein Ergebnis, dass sich so aus diesem Thread nicht ziehen laesst."

 

Dem kann ich nur zustimmen. Selbst der Altmeister des Horror Stephen King, hat in seinen besten Büchern eine ganze Menge Gefühl reingepackt. Allerdings aus einer Perspektive heraus, die man nicht unbedingt einem Geschlecht zuordnen kann. Liegt hier vielleicht der Knackpunkt? Lesen wir lieber etwas über das Innenleben einer Frau, wenn es ein Mann geschrieben hat? Um bei S.K. zu bleiben, sein letzter Roman Love hat mich nicht überzeugt. Und da schreibt er NUR aus der Perspektive einer Frau. Also Mr. King ... setzen 6! :s05

 

Bin ich jetzt ein wenig Abseits wenn ich gestehe, als Mann auch gerne zu den Büchern von Susanne Fröhlich zu greifen? Die greift zwar ganz banale Alltagsgeschichten auf, aber die Umsetzung ist m. E. nach hervorragend.

 

Ich denke mal, das ich dadurch nicht im Abseits stehe. Denn gerade diese Abwechslung im Lesen bringt mir persönlich eine Erweiterung der Perspektive und macht mir Mut meinen männlichen Protas auch mal ne ordentliche Portion "Herzschmerz", oder einen Kampf mit der Waschmaschine mit auf den Weg zu geben, ohne das darunter die eher actionlastigen Teile einer Geschichte leiden oder die Figuren unglaubwürdig würden oder ich sie zu Couch Potatoes verdamme.

 

Ein weiteres Beispiel für eine verdammt gute Leistung einer Autorin sind Margaret Weiß und/oder Tracy Hickman, die im Bereich der Fantasy mit ihrer Drachenlanzesaga weit mehr Männer in den Bann gezogen haben, als es dem bisherigen Tenor dieses Threats entsprechen dürfte.

 

Fazit:

Ich glaube das ganze Problem liegt viel eher in der (wohl nicht immer freiwilligen)Themenauswahl der Autorinnen und in den höheren Etagen der Verlagswelt. Eine Frau schreibt entweder Nackenbeißer, historische Schinken oder Ehe-Küchen-Kinderbücher. Basta.

 

Im Grunde sollte diese Diskussion also ein Ansporn an alle Kolleginnen sein, einfach mal anstelle eines "Agenten ohne Namen" (R.Ludlum) eine stinknormale Sekretärin "aus der Kälte" (J.L.Caree) kommen zu lassen. Überzeugt in kleinen Schritten durch eure Leistung die Verlage, das eine Frau, genauso wie ein Mann, über alles schreiben kann was das Herz begehrt. Das wird ein harter Weg, klar, aber ... wie schon in einem Nachbarthread gesagt, Veränderungen erfordern Kampf und Zeit. Ich würde mir persönlich mehr Bücher von Frauen wünschen, die solche Themen aufgreifen, ohne direkt in das Klischee der "Red Sonja" zu verfallen.

Spannend würde das auf jeden Fall werden.

 

Liebe Grüße

 

Dirk

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Ich lese diesen Thread mit Interesse und würde gern zu Manuels Worten etwas nachfragen:

- nicht nachvollziehbare Aspekte zwischenmenschlichen Handelns,

- nicht nachvollziehbares Aufeinanderfolgen von Taten bzw. Schlußfolgerungen

Mich würde interessieren, wodurch das zustande kommt. Denken Frauen anders als Männer, nehmen sie die Welt anders wahr?

 

Und wenn ich es auf die Ergebnisse dieses Threads beziehe, dann würde das ja heißen, dass die Wahrnehmungsstruktur von Frauen bei männlichen Lesern nicht nachvollzogen werden kann, die Wahrnehmungsstruktur von Männern aber sehr wohl von Frauen angenommen wird. Warum ist das so (wenn es so wäre)?

 

Nur - wenn Frauen diese männliche Wahrnehmungsstruktur in ihren Bibliotheken bevorzugen, warum sind sie dann angeblich unfähig, sie selbst zum Schreiben zu nutzen?

 

Schöne Grüße,

Petra

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@Petra: Hier wurde (glaube ich) nicht die Behauptung aufgestellt, dass Frauen Bücher mit männlicher Wahrnehmungsstruktur BEVORZUGEN, sondern nur, dass sie viel eher bereit sind, sich damit auseinanderzusetzen, als der Durchschnittsmann bereit ist, sich mit weiblicher Wahrnehmung zu beschäftigen.

Außerdem hat ja PeterD schon den (meiner Meinung nach) richtigen Schluss gezogen, dass Frauen, die in ihrem Geschmack näher an dem eines Mannes liegen als andere Frauen, vermutlich als Autorinnen auch so schreiben, dass es Männern gefällt.

 

Ob und warum Männer weibliche Wahrnehmungsstrukturen nicht nachvollziehen können, das ist schon wieder eine Verallgemeinerung, die sich so pauschal m. E. nicht angemessen beantworten lässt. Es gibt sicher auch genug Texte männlicher Autoren, bei denen niemand so recht nachvollziehen kann, was der Autor sich dabei gedacht hat. Und es wird auch Frauen geben, die die angeblich weiblicher Logik entsprungenen Handlungsmuster im Text so mancher Autorin nicht nachvollziehen können.

 

Liebe Grüße

 

Daniela  

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Ich lese diesen Thread mit Interesse und würde gern zu Manuels Worten etwas nachfragen:

- nicht nachvollziehbare Aspekte zwischenmenschlichen Handelns,

- nicht nachvollziehbares Aufeinanderfolgen von Taten bzw. Schlußfolgerungen

Mich würde interessieren, wodurch das zustande kommt. Denken Frauen anders als Männer, nehmen sie die Welt anders wahr?

 

Da behaupte ich mal kackenfrech: Ja!

Ist natürlich wieder ein heißes Pflaster, auf das ich mich da begebe, darum möchte ich vorwegstellen:

Ich bin überzeugt davon, dass Männer und Frauen die Welt verschieden wahrnehmen - in jeder Hinsicht, sowohl neurologisch, biologisch, als auch soziologisch - werte das aber nicht. Soll heißen: Ich denke nicht, dass Frauen die Welt schlechter oder besser wahrnehmen als Männer, oder andersherum, sondern einfach anders.

Und vor allem stelle ich keine allgemeingültigen Gesetze auf, die für alle Frauen oder alle Männer gelten. Meine Ansichten betreffen "Männer so im Allgemeinen" und "Frauen so im Allgemeinen". Das vorweg, sollte sich hoffentlich niemand mehr auf den Schlips getreten fühlen. :s09

 

Es gibt da, was das Neurologische angeht, schöne Untersuchungen, etwa, wie Männer und Frauen sich Wege merken, wenn sie mit dem Auto unterwegs sind. Während Männer einfach eher über Straßennamen und geographische Wege arbeiten, also "dritte Straße links ab, dann hinter der Bahnhofsstraße die zweite rechts", arbeiten Frauen eher über "markante Wegpunkte": Bei McDonalds links rum, hinter ALDI rechts rüber... so in der Art. Gibt noch tausend mehr solcher hübschen Studien...

 

Biologisch ist ebenfalls relativ gut belegt, dass es einfach so ist, dass Frauen biologisch anders gebaut sind, biologisch andere "Aufgaben" besitzen als Männer, und sich dadurch auch unterschiedliche Wahrnehmungswelten aufbauen. Frauen frieren schneller als Männer, ziehen sich daher anders an, und sind bei der Auswahl des Heimes damit oftmals auf andere Punkte fixiert als Männer. Frauen sind körperlich in der Regel etwas schwächer, fühlen sich daher oftmals schutzloser, oder körperlich unterlegen, was sich ebenfalls auf die Wahrnehmung auswirkt. Ausserdem bewirkt es oftmals, dass Frauen eher versuchen, Konfliktsituationen nicht-körperlich zu lösen, wohingegen der Mann schneller zu körperlichen "Lösungen" greift.

Durch ihre Fähigkeit zur Schwangerschaft, am besten noch, wenn eine Frau einmal Schwanger war, entwickelt sich meist eine andere Einstellung zum Wert des Lebens an sich, und ein größerer Beschützerinstinkt.

Es gibt, obwohl ich selbst das mit gerunzelter Stirn höre, sogar Meinungen, die sagen, Frauen neigten weniger Stark zu Alkoholismus, dafür eher zur Nikotinsucht. Wie gesagt, ich würde es nicht beschwören wollen...

 

Soziologisch werden Frauen in der Regel von klein auf in ein anderes Muster gepresst. Man hat Untersuchungen in Kindergärten und Kinderkrippen angestellt, in denen man Jungs in Mädchenkleidung steckte und andersherum. Die Betreuer haben automatisch den vermeintlichen Jungs das Feuerwehrauto in die Hand gedrückt, und den vermeintlichen Mädchen die Puppe.

In der Erziehung der Jungs spielt die Körpermotorik oftmals eine stärkere Rolle als bei den Mädchen, wodurch Männer später oftmals besser werfen, klettern, rennen und springen können als Frauen. Die wären körperlich zwar dazu in der Lage, haben es aber oftmals nicht von klein auf, oder nicht durchgehend gelernt. Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass in der Schule von den lehrern weiter selektiert wird: Von den Jungens werden meist ganz andere (anders, nicht besser oder schlechter) Fähigkeiten oder Leistungen gefordert, als von den Mädchen, und auch die Strafen, bzw. Belohnungen fallen oftmals anders aus.

 

Und so weiter, und so fort...

 

Anders gesagt: Ja, es gibt Unterschiede. Reichlich. Es gibt auch immer Ausnahmen, hier und da, aber für gewöhnlich besitzt jede Frau ein oder mehrere Merkmale, die als "typisch Frau" gelten, so wie eigentlich jeder Mann ein oder mehrere Merkmale besitzt, die als "typisch Mann" gelten. Und all das wirkt sich natürlich auf die Wahrnehmung der Welt aus.

 

Und wenn ich es auf die Ergebnisse dieses Threads beziehe, dann würde das ja heißen, dass die Wahrnehmungsstruktur von Frauen bei männlichen Lesern nicht nachvollzogen werden kann, die Wahrnehmungsstruktur von Männern aber sehr wohl von Frauen angenommen wird. Warum ist das so (wenn es so wäre)?

DAS ist der wesentlich interessantere und schwerere Teil deiner Frage. Mir sind dazu (leider?) keine Untersuchungen bekannt, so dass ich nur spekulieren kann. Und da kann ich den Feministinnen nur nach dem Mund reden:

Vielleicht wird die männliche Weltsicht stärker breitgetreten? Unsere Gesellschaft war so lange von Männern beherrscht, dass das auch heute noch in Literatur, Funk und Film andauert, so dass auch Frauen von klein auf mit der männlichen Weltsicht aufwächst. Die Männer hingegen haben (noch) zu wenig Basis und zu wenig Grund, sich tief in die weibliche Sicht einzuarbeiten.

In etwa so, als würden in einem Haus zehn Leute aufwachsen - fünf davon sprechen nur Englisch, und fünf nur Deutsch. Aber alle Texte, Filme und Anleitungen im Haus sind Deutsch. So lernen die Englischsprachigen zu ihrer eigenen Sprache zwangsläufig Deutsch hinzu, die Deutschsprachigen haben aber keinen Grund, englisch zu lernen.

 

Nur - wenn Frauen diese männliche Wahrnehmungsstruktur in ihren Bibliotheken bevorzugen, warum sind sie dann angeblich unfähig, sie selbst zum Schreiben zu nutzen?

Wenn an meiner Theorie oben etwas dran ist, dann ganz einfach: es ist immer einfacher, eine "fremde Sprache" zu verstehen, als sie zu sprechen. Dass man eine männliche Weltsicht nachvollziehen kann, wenn man mit ihr konfrontiert wird, heisst ja nicht, dass man sie imitieren kann. Man denkt als Frau, man fühlt als Frau, man kann nicht aus seiner Haut. Auch wenn man die Männersicht nachvollziehen kann: Von selbst fallen einem immer nur die Dinge ein, die man als Frau tun würde...

Ist aber natürlich auch nur eine Theorie... ;D

 

Gruß,

Marco!

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Danke, Manuel, für Deine Ausführungen - und daß sich mal jemand getraut hat, konkrete Beispiele zu nennen.

 

Ich möchte das Thema jetzt aber mal (um einen Nebenschauplatz, vielleicht) erweitern:

 

Wie sieht es denn mit Büchern aus, die von Frauen geschrieben worden sind - in der Ich-Form, und dieses Ich ist ein Mann?

 

Gelungene Romane dieser Art dürfte es ja dann eigentlich nicht geben, wenn ich das bisherige Fazit richtig verstanden habe....

 

Gibt es aber doch.

Ausnahmen? Zufälle? Besondere Konstellationen?

 

Gruß

Jan

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Marco, ich stimme Dir in den Ausführungen zu den psychologisch und biologisch nachweisbaren Unterschieden zwischen den Geschlechtern zu.

Nur Deinem letzten Abschnitt muss ich entgegenhalten, dass Du den Frauen sowohl die Phantasie als auch die Fähigkeit zu logischem Denken absprechen würdest, wenn Du behauptest, dass sie die "Männersprache" zwar verstehen, aber nicht auf die Idee kommen können, wie ein Mann handeln würde. Ich glaube da eher: Eine Frau, die ihre Männerfiguren wie Frauen handeln lässt, hat noch nicht verstanden, wie ein Mann tickt. Oder sie ist eine so schlechte Autorin, dass sie nicht in der Lage ist, eine Figur des Romans von ihrer eigenen Persönlichkeit zu trennen und nach eigenen Motivationen agieren zu lassen.

Ich möchte aber außerdem noch anmerken, dass hier bitte nicht vergessen werden soll, dass es für viele Autorinnen keine Notwendigkeit gibt, einem Männergeschmack entsprechen zu müssen, und etliche wollen das vermutlich gar nicht oder machen sich keine Gedanken darüber, weil sie eine eher weibliche Zielgruppe vor Augen haben. Autorinnen, die explizit auch für männliche Leser schreiben wollen, müssen sich dagegen natürlich intensiver mit der männlichen Psyche auseinandersetzen und ihre männlichen Protagonisten entsprechend anlegen.

 

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Nur Deinem letzten Abschnitt muss ich entgegenhalten, dass Du den Frauen sowohl die Phantasie als auch die Fähigkeit zu logischem Denken absprechen würdest, wenn Du behauptest, dass sie die "Männersprache" zwar verstehen, aber nicht auf die Idee kommen können, wie ein Mann handeln würde.

Ich wollte natürlich niemandem die Fähigkeit zu logischem Denken oder Phantasie absprechen. Der Gedanke, der mir dabei vorschwebt, hat auch mit logischem Denken ncihts zu tun.

Es ist ja auch nur eine Theorie, und ich gestehe, ich gehe dabei von mir selber aus.

 

Ich erinnere mich an mein (kurzes und erfolgloses) Physikstudium: Da saß ich manchmal vor der Aufgabe, die absurdesten Funktionen aufzulösen. Wenn jemand, dem die Sache lag, die Funktion aufgelöst hat, und ich dabei zuschauen konnte, habe ich alles verstanden, konnte alles nachvollziehen, selbst wenn der andere kein Wort gesagt hat.

Nur wenn ich selbst davor saß, wusste ich nichts damit anzufangen, weil ich nicht wusste, WIE oder WO ich anfangen sollte, welche Wege ich beschreiten musste, ich nicht wusste, wie ich die Sache anzugehen hatte; obwohl ich phantasiebegabt und logisch denkfähig bin.

Das meinte ich mit, dass man manchmal etwas nachvollziehen kann, aber dadurch, dass man nicht "drinsteckt" selbst nicht weiß, welche Schritte und Wege man beschreiten muss.

 

Wir hatten ein ähnliches Thema vor kurzem mal HIER (Link ungültig) (Link ungültig), da ging es ebenfalls darum: Kann man selbst auf Dinge kommen, auf die man normalerweise nicht kommen kann?

Das hier würde etwas ähnliches bedeuten. Ich mag eine weibliche Herangehensweise an ein problem nachvollziehen können, wenn ich es beobachte, besonders wenn es mir noch erläutert wird. Nur wenn ich selbst vor dem Problem stehe - woher sollte ich wissen, wie eine Frau handelt? Ich bin keine, ich denke nicht wie eine Frau -

Kann ich also auf eine Problemlösung kommen, auf die ich selbst nicht kommen kann??

 

Vielelicht ist das ja auch manchmal das Problem: Ein Autor (oder eine Autorin) versucht, sich mit Phantasie und Logik in eine Person des anderen Geschlechtes hineinzuverstzen, und hält sein Endprodukt für gut - nur die vertreter des anderen geschlechtes halten es für ziemlich mies - weil eben Phantasie und Logik allein nciht immer ausreicht?!

 

Ich weiß es nicht, behaupte aber von mir selber, dass ich nur auf meine Phantasie und meine Logik beschränkt niemals anders werde denken können als ein Mann. Da gehört noch mehr zu: Erfahrung, Beschäftigung mit dem anderen Geschlecht, viel Empathie - und selbst dann wäre mein Ergebnis vermutlich nur mittelmäßig.

 

 

Ich glaube da eher: Eine Frau, die ihre Männerfiguren wie Frauen handeln lässt, hat noch nicht verstanden, wie ein Mann tickt. Oder sie ist eine so schlechte Autorin, dass sie nicht in der Lage ist, eine Figur des Romans von ihrer eigenen Persönlichkeit zu trennen und nach eigenen Motivationen agieren zu lassen.

Auch gute Möglichkeiten. Vielleicht spielt ja alles davon eine Rolle? Ich glaube, die Mechanismen, die dahinterstecken sind äußerst komplex und betreffen eine Menge unterschiedlicher Forschungsbereiche...

 

Gruß,

Marco!

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@Marco: Dein Beispiel mit dem Auflösen von Funktionen kann ich gut nachvollziehen. Das ging mir schon in Mathe oft so  ;)

Natürlich kann man für eine Romanfigur nicht auf eine Lösung kommen, auf die man selbst nicht kommen würde. Das wäre ja paradox  :-?  

Aber: Ich kann mir für eine Situation (dank Phantasie, Logik und wegen meiner einer guten Portion Menschenkenntnis/Lebenserfahrung o.ä.) mehrere Lösungen vorstellen. Möglicherweise würde ich in dieser Situation nur eine davon anwenden, weil ich eine Frau bin (oder aus irgendeiner anderen Veranlagung heraus; auch Männer handeln ja nicht alle gleich). Trotzdem sind mir die anderen bekannt. Ich kann sie gedanklich durchspielen und ich kann eine Figur, die anders als ich sein soll, so handeln lassen, auch wenn ich selbst eine andere Vorgehensweise wählen würde. Meine Romanfiguren müssen ja nicht mal vernünftig handeln, solange sie aus sich selbst heraus nachvollziehbar bleiben (z. B. wird ein Fanatiker sicher andere Lösungen in Betracht ziehen als jemand, der gemäßigt denkt, aber dennoch bleibt der Fanatiker nachvollziehbar, weil man ja seine Voraussetzungen mit bedenkt).

Vielleicht kannst Du dadurch besser verstehen, warum ich meine, mich vielleicht nicht in jeden Menschen, aber doch in viele hineinversetzen zu können - unabhängig vom Geschlecht. Und über diese Fähigkeit verfügen wohl etliche Autoren  :)

 

Liebe Grüße

 

Daniela

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(Peter_Dobrovka)

Ich glaube nur bedingt an die biologisch bedingte andere Wahrnehmung, dafür umso mehr an die "Erziehung", wobei manche biologischen Faktoren ebenfalls erziehend wirken. Die Variationsbreite innerhalb der Geschlechter ist da einfach zu groß.

Für mich unterscheiden sich Frauen von den Männern in unserem Kulturkreis in erster Linie dadurch, daß sie hohe Absätze und Lippenstift tragen können und weinen dürfen, ohne dafür schief angesehen zu werden. In der Priorität folgen danach weitere gesellschaftliche Phänomene, und erst nach einer langen Liste kommen überhaupt erstmal die physischen Unterschiede.

 

Trotz des großen Erfolges solcher Bücher wie "Warum Frauen schlecht einparken ..." muß es nicht unbedingt richtig sein, was in diesen Büchern steht. Und selbst wenn da was dran ist, so ist das alles nur eine Statistik mit Signifikanzen, über die es sich zu streiten nicht lohnt.

 

Man kann sich aber genauso gut fragen, ob es sinnvoll ist, dem Warum der Geschlechtsunterschiede auf den Grund zu gehen. Was ändert das für uns? Die Unterschiede sind da, man kann lediglich ihr Vorhandensein feststellen und dann schauen, was man damit anfängt.

 

Fakt ist, daß in unserem Kulturkreis sich die Geschlechter rapide annähern und die Unterschiede immer kleiner werden.

 

Peter

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Vielleicht kannst Du dadurch besser verstehen, warum ich meine, mich vielleicht nicht in jeden Menschen, aber doch in viele hineinversetzen zu können - unabhängig vom Geschlecht. Und über diese Fähigkeit verfügen wohl etliche Autoren :)

 

Ich glaube, ich verstehe dich ganz gut - ich bin mir nur unsicher, ob ich die gleiche Meinung habe. ;D

 

Naja, im Endeffekt würden wir das nur auflösen können, wenn ich mal was von dir lese, und daran festmache, ob ich die Handlungen deiner männlichen Charaktere auch für "männlich genug" halte. Was ja sogar sehr gut sein kann.

Bei den meisten Autorinnen passiert es mir halt, dass ich bei den männlichen Figuren merke, dass da eine Frau an der Tastatur saß; auch wenn das Verhalten der männlichen Figuren schlüssig ist, ist es eben doch irgendwie - "imitiert". Mal besser, mal schlechter.

 

Ich weiß auf jeden Fall, dass meine weiblichen Charaktere niemals typisch weiblich sein werden. Sie werden höchstwahrscheinlich in sich geschlossen sein. Aber ich vermute, eine Leserin wird bei meinen Charakterinnen immer denken: "Was für ein Mannweib", oder so. ::)

Also, ich werde mich trotz aller Arbeit niemals ganz in eine Frau hineinversetzen können, und das wird man meinen Figurinnen auch immer anmerken.

Was ich ja per se gar nicht schlecht finde. Ich gebe halt mein bestes.

 

Ausserdem: ein ganz neuer Blickwinkel an die Threadfrage: Vielleicht ist es den Leserinnen einfach egaler, dass Autoren "frauliche Frauen" erschreiben?!

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Natürlich können Frauen aus männlicher Perspektive schreiben, egal ob personal oder erste Person. Und auch wenn mich die oben erwähnte "Verweichung" des Gefühlslebens (bestes Beispiel vielleicht Anne Rice), die dann gelegentlich sogar in die Homoerotik überschwappt, auch nicht gerade begeistert, ist das vielleicht nur die gerechte Rache für das männliche Faible für Lesben und Amazonen.

 

Was mich da mehr nervt, sind unglückliche Brüche wie das obige Star Wars Beispiel. Dazu fällt mir spontan Mary Douglas' The Sparrow ein - dreihundert Seiten sitzen die Charaktere am Küchentisch und diskutieren ihr Eheleben. Auf den letzten hundertfünfzzig Seiten wird's dann noch ein SF-Roman, wie "mann" es sich wünscht.

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Hallo allerseits,

 

ich denke, dass hier teilweise eine geistige und inhaltliche Verwandtschaft zwischen allen männlichen und allen weiblichen Autoren angenommen wird, die ich einfach nicht erkennen kann.

 

Shakespeare, Dostojewski, Houllebeq, Konsalik, Nicholas Sparks - diese alle haben eine verbindende Ähnlichkeit, weil sie Männer sind?

 

Und ebenso Pearl S. Buck, Seghers, Gordimer, Atwood und Diana Gabaldon, nur weil sie Frauen sind?

 

Wie und worüber man schreibt, hängt sicher von vielen Faktoren ab. Generation und Jahrhundert, Kriegswaise oder Bohemien, Ost oder West.

 

Dass es hauptsächlich vom Geschlecht abhängt, wie introspektiv man schreiben kann, halte ich für eine absurde Behauptung. Ich glaube vielmehr, dass man bei vielen Werken im Blindversuch nicht ermitteln könnte, ob ein Autor oder eine Autorin am Werk war.

 

Mit vielen Grüßen und einem Kopfschütteln,

 

Natalja

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Dass es hauptsächlich vom Geschlecht abhängt' date=' wie introspektiv man schreiben kann, halte ich für eine absurde Behauptung. Ich glaube vielmehr, dass man bei vielen Werken im Blindversuch nicht ermitteln könnte, ob ein Autor oder eine Autorin am Werk war.[/quote']

 

Dass sehe ich exakt so. Im Blindversuch würden vermutlich sämtliche Nicolas Sparks Bücher einer Autorin zugeschrieben. Und zwar, weil darin das Männerbild so klischeehaft ist, hahaha! Nein, nicht deswegen. Ich habe mal ein ganz großes AHA-Erlebnis mit Susanna Moores "Aufschneider" gehabt, wobei es für mich keine Rolle spielt, ob das eine Frau oder ein Mann geschrieben hat. Dennoch muss ich zugeben, dass ich beim Zuklappen gedacht habe: Ein Kerl hätte das nie so toll und intensiv geschrieben. Scheinbar hat es für mich dann doch eine Rolle gespielt, dass eine Autorin am Werk war...

Übrigens muss ich sagen, dass ich gehörigen Respekt davor habe, aus der Perspektive einer Frau zu schreiben. Im Moment tue ich das nämlich kapitelweise. Glücklicherweise habe ich dafür ausnahmslos Testleserinnen. Die werden's dann hoffentlich merken, wenn ich mich versemmel. Bisher haben sie nichts gesagt ;-)

 

 

Viele Grüße, Sven

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Ich glaube vielmehr' date=' dass man bei vielen Werken im Blindversuch nicht ermitteln könnte, ob ein Autor oder eine Autorin am Werk war. [/quote']

 

Hmm, wäre in der Tat einen Versuch wert...

 

Wobei das m.E. auch auf die Textstelle ankommt. Wenn eine Hügelkette beschrieben wird, wäre es vermutlich nicht so ersichtlich.

 

Wäre es eine Textstelle, in der ein Mann eine Frau in der Disco anbaggert, mit Innenansichten, oder in der eine Frau in Innenansicht über ihre Vergewaltigung reflektiert... Ich behaupte, unbewiesenermaßen, dass es eine gute Quote gäbe, die richtig rät... Zumindest, wenn ein Geschlecht das andere reflektieren lässt. Wie gesagt, einen Versuch wäre es wert. Leider kenne ich aus dem Stegreif keine passenden Textstellen, aber ich schaue mal...

 

Gruß,

Marco!

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Wenn eine Hügelkette beschrieben wird' date=' wäre es vermutlich nicht so ersichtlich.[/quote']

 

HÜGELKETTE??? Daran scheidet sich das? Hm. Bei Mischwäldern, öffentlich bewirtschaftetem Parkraum oder Straßenbelag hätte ich ja nichts gesagt... :s21 Ich lasse mich überraschen.

 

Viele Grüße, Sven

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Gefällt mir, dein Einwurf, Natalja. Ich habe durch Marco eben auch erfahren, dass ich ein Mann bin. (Späßle g'macht).

Ausserdem: ein ganz neuer Blickwinkel an die Threadfrage: Vielleicht ist es den Leserinnen einfach egaler, dass Autoren "frauliche Frauen" erschreiben?!

Weil Frauen vielleicht gar nicht so typisch Frau sind, wie man ihnen nachsagt? :s22

 

Zurück zum Thema - deine beiden Antworten zu meinen Fragen (Daniela, die bezogen sich nur auf Manuels Statements), Marco, finde ich sehr einleuchtend. Darin versteckt sich für mich allerdings die Konsequenz, dass man zur Beschäftigung mit der Fremdsprache auch zwingen kann, indem man sie häufiger vorsetzt (also etwa Männer ins weibliche Denken einführen).

 

Mich selbst beschäftigen diese Gründe für die Grenzsetzungen vor allem deshalb, weil ich auch schon schreiberisch deren Opfer wurde. Obwohl ich "im echten Leben" eher die Ansichten von Peter D. und Natalja teile, habe ich mich z.B. dabei erwischt, keine authentischen Männergestalten geschaffen zu haben. Weil diese Männer in dem Genre nicht so gut funktionierten, nicht, weil ich zu weiblich dazu wäre. Mit einem männlichen Kollegen habe ich eine spannende Diskussion darum gehabt, warum in vielen Büchern Wunschträume und Projektionen von Menschen auftauchen müssen.

 

Deshalb frage ich mich ernsthaft, ob man es am Geschlecht festmachen sollte. Sicher tendieren Frauen oft zu Genres und Formen, die Männer nicht unbedingt bedienen. Aber sind die Darstellungweisen nicht viel mehr genreimmanent als vom Geschlecht der Autoren bestimmt? Wenn ein Mann einen Nackenbeißer für Frauen schreibt (was ja unter Pseudonym passiert), muss er dann nicht wegen des Genres seine weibliche Brille aufsetzen? Wenn eine Frau ein technisches Fachbuch verfasst - schreibt sie da wirklich so anders als männliche Kollegen?

 

Für mich ist die Kernfrage also gar nicht mal spezifische Wahrnehmung oder unterschiedliches Schreiben. Ich, die ich selbst überproportional mehr Männer in der Bibliothek stehen habe, frage mich, ob es nicht einfach an meinem persönlichen Geschmack in der Auswahl der Genres liegt.

 

Warum lese ich selbst lieber Männer? Darauf gibt es zuerst einmal eine ganz üble Antwort: Männer wurden in früherer Zeit schlicht öfter beachtet und verlegt. Viele meiner Bücher stammen aus Zeiten, als sich eine Frau noch George Sand nennen musste, eine Colette unter dem Namen des Mannes publizieren, um überhaupt ernst genommen zu werden. Oder große Literatur - schaffen es Frauen wirklich nicht, weil sie evtl. zu doof dazu wären? Oder ist es vielleicht ein Männerbetrieb, in dem nur die härtesten Frauen überleben? So mancher Literaturpreis gibt mir zu denken: nominiert sind viele Männer und eine Alibifrau. Liegt das am weiblichen Schreiben? An anderen Mechanismen?

Kurzum: es gibt für meine Interessensgebiete statistisch mehr Literatur von Männern, aber sie ist nicht zwingend besser. Frauen schleichen sich genau dann ein, wenn diese Bereiche - etwa in anderen Ländern - ausgewogener von den Geschlechtern bedient werden. Gibt mir zu denken...

 

Könnte es umgekehrt nicht auch einfach daran liegen, dass Männer statistisch gesehen weniger sie interessierende Themen von Frauen finden auf einem Markt, der nur noch für Frauen zurechtgeschrieben wird? Wie sähe es aus, wenn Frauen mehr knallharte Thriller schrieben, mehr spannende Sachbücher über Politik und Wirtschaft? Und tun sie's nicht längst? (Beim Krimi fällt mir spontan Kathy Reichs ein).

 

Und dann entdecke ich noch etwas. Geschlechtswechsler. George Sand, an deren weiblichen Namen ich mich nicht mal erinnern kann, wäre so ein Beispiel. So mancher Mann wurde posthum zur Frau, so manche Frau (grade im Bereich Liebesromane) entpuppt sich durch die Medien oder Forschung als Mann. Und da fällt mir ein Mann ein, der große Karriere gemacht hat, obwohl er extrem weiblich schrieb, wenn man Marcos Liste zugrunde legt. Ich würde seine Romane heute als gut erzählte Schmalzgeschichten bezeichnen, ab und zu auch mal historisch. Irgendwann hat sich dieser Mann zweigeteilt in einen anderen. Und die beiden haben riesige Umsätze für ihre Zeit erschrieben. Für Frauen und Männer. Damals war das so, da durften Männer Schmalzgeschichten schreiben.

Heute ordnet man diesen Sektor den Frauen zu. Und deshalb kennt kaum noch einer diese beiden Männer mit ihrem Pseudonym. Wer heute Victoria Holt liest, weiß kaum mehr, dass sie als Männer (!) Karriere gemacht hat, weil sie als Frau nicht hochgekommen wäre!

 

Wenn ich mit diesem Blick in meine Bibliothek schaue, frage ich mich, wie ich die Bücher wahrnehmen würde, wenn ich jedem Autor ein andersgeschlechtliches Pseudonym verpassen würde, nur das kennen dürfte. Würde ich die Bücher anders lesen? Andere bevorzugen? Also, ich schau bei dem Gedanken in eigene Abgründe...

 

Schöne Grüße,

Petra

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(Peter_Dobrovka)

Mich selbst beschäftigen diese Gründe für die Grenzsetzungen vor allem deshalb, weil ich auch schon schreiberisch deren Opfer wurde. Obwohl ich "im echten Leben" eher die Ansichten von Peter D. und Natalja teile, habe ich mich z.B. dabei erwischt, keine authentischen Männergestalten geschaffen zu haben.

Was ja kein Widerspruch ist.

Ich kann mich auch nur mit enormer Mühe in die Weltsicht eines Amazonas-Indianers versetzen. Verdammt, ich scheitere wahrscheinlich schon an einem französischen Marineoffizier, an einem Bauarbeiter. Und es liegt sicher nicht an der Biologie, daß uns Welten trennen.

Nur weiß der Leser halt genausowenig wie ich, was authentisch ist und was nicht. Der Amazonasindianer und der Offizier und der Bauarbeiter wissen das allein, und sie machen kein Promille meiner Zielgruppe aus.

Und bei Figuren aus dem Mittelalter oder dem alten Ägypten haben wir schon beinahe Narrenfreiheit. (Stichwort "Fantasy ohne Magie", hehe)

Und in einem Frauenroman, der eh nicht für Männer geschrieben ist: Wen schert es da, ob der Mann authentisch dargestellt ist? Fast möchte ich sagen, im Gegenteil! Der Frauenroman hat längst seine eigene Realität geschaffen, und als nicht authentisch werden dann genau die Versuche empfunden werden, die von dieser geschaffenen Realität abweichen. Das altbekannte Phänomen von fiktiven Texten, daß die Realität als unrealistisch empfunden wird.

 

Weil diese Männer in dem Genre nicht so gut funktionierten, nicht, weil ich zu weiblich dazu wäre.

Ich verstehe die Aussage dieses Satzes nicht. Authentizität ist genreunabhängig.

Möglicherweise meint er aber genau das, was ich gerade schrieb. Dann verstehe ich ihn nicht nur, ich stimme ihm sogar zu. ;D

 

Peter

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HÜGELKETTE??? Daran scheidet sich das?

Wie? Was? Wer entscheidet wen? Entweder du hast mich falsch gelesen, oder ich hab keine Ahnung, was du meinst?!

 

@Petra

 

Weil Frauen vielleicht gar nicht so typisch Frau sind, wie man ihnen nachsagt? :s22

Och - jeder ist soviel Klischee, wie er sich dabei ertappt fühlt... 8-)

 

Darin versteckt sich für mich allerdings die Konsequenz, dass man zur Beschäftigung mit der Fremdsprache auch zwingen kann, indem man sie häufiger vorsetzt (also etwa Männer ins weibliche Denken einführen).

Halte ich für absolut realistisch - und wird meiner Ansicht nach ja auch - langsam aber stetig - betrieben. Unsere heutige mediale Welt ist doch schon erheblich stärker von weiblichen Ansichten geprägt, als noch vor dreißig oder vierzig Jahren. Und es wird täglich mehr.

 

Wenn ich mit diesem Blick in meine Bibliothek schaue, frage ich mich, wie ich die Bücher wahrnehmen würde, wenn ich jedem Autor ein andersgeschlechtliches Pseudonym verpassen würde, nur das kennen dürfte. Würde ich die Bücher anders lesen? Andere bevorzugen? Also, ich schau bei dem Gedanken in eigene Abgründe...

Halte ich für einen sehr wichtigen Punkt; daher auch mein Wutgeschnaube heute Morgen. Ich selbst habe immer Angst, vielelicht einfach mit "Vorurteilen" an Literatur von Frauen zu gehen, und sie deshalb nicht zu mögen, aber in 98% der Fälle ist es tatsächlich so, dass ich beim Lesen den Autor komplett vergesse, und erst wenn ich das Buch nicht mag, feststelle: "Oh, das hat ja einen weiblichen Namen vorne drauf."

Ich habe das irgendwann mit 22 Jahren zufällig festgestellt, dass das eine regelmässigkeit war. dafür lese ich auch die Bücher von Iny, von Iris oder Judith Hermann begeistert bis zum Ende durch, bin begeistert, und denke gar nicht darüber nach, ob da nun ein weiblicher oder ein männlicher Name drauf steht.

Mit beschäftigt das Geschlecht des Autors, wenn denn überhaupt, erst NACH dem lesen, niemals vorher.

Jedenfalls denke ich das. Darum weiß ich selbst nicht, inwieweit mich die Geschlechtszugehörigkeit eine Namens beeinflusst.

 

Ein schönes Beispiel gibt es übrigens mit einem Buch von P.J.Tracy, das ich ganz schrecklich fand und nach fünfzig Seiten heulend vor Entsetzen zugeklappt und inde den Kamin gepfeffert habe. Und ich war felsenfest überzeugt, dass P.J. ein Mann wäre. Ich rannte also zwei Jahre durch die Welt, und habe allen und jedem erzählt: "Fass die Bücher von P.J. Tracy nicht an, der Kerl schreibt furchtbar, ganz entsetzlich, langweilig und viel zu 'flirrig'." Und erst nach zwei Jahren wurde ich darüber aufgeklärt, dass zwei Frauen hinter dem Pseudonym stehen. In dem Moment hatte ich dann wieder meinen 'Aha-Effekt'...

 

Also nein, bisher habe ich immer erst NACH dem lesen die Geschlechterfrage gestellt.

 

Gruß,

Marco!

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Und in einem Frauenroman, der eh nicht für Männer geschrieben ist: Wen schert es da, ob der Mann authentisch dargestellt ist? Fast möchte ich sagen, im Gegenteil! Der Frauenroman hat längst seine eigene Realität geschaffen, und als nicht authentisch werden dann genau die Versuche empfunden werden, die von dieser geschaffenen Realität abweichen. Das altbekannte Phänomen von fiktiven Texten, daß die Realität als unrealistisch empfunden wird.

 

Da stimme ich - für mich als Leserin - absolut zu. Ich frage mich überhaupt nicht, ob der Held ein realistisch dargestellter Mann ist, wenn ich ihn sympathisch finde. Das ist mir da ganz egal.

Wenn der Roman gut ist, empfinde ich die Figuren als glaubhaft.

 

LG

Maren

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Ich verstehe die Aussage dieses Satzes nicht. Authentizität ist genreunabhängig.

Möglicherweise meint er aber genau das, was ich gerade schrieb. Dann verstehe ich ihn nicht nur, ich stimme ihm sogar zu.

Haha, ja, du meinst, was ich meine. ;D

 

Zu der Sache mit dem "das merkt ja keiner"... leider doch. Denn sogar Frauenromane werden von Männern gelesen (oft heimlich, unter der Bettdecke). Interessant ist allerdings, dass die, die es merken, auch nicht geschlechtlich unterschieden werden können, sondern nur nicht besonders genreaffin sind.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Da stimme ich - für mich als Leserin - absolut zu. Ich frage mich überhaupt nicht, ob der Held ein realistisch dargestellter Mann ist, wenn ich ihn sympathisch finde.

 

Naja, das ist kein großer Trick, Maren! Die Frage ist ja, ob du eine Heldin als realistisch dargestellte Frau empfindest, und ob es dich stört, wenn sie es nicht ist...

 

ICH frage mich auch nie, ob eine Frau realistisch dargestellt ist. Würde ich auch nie merken, wenn es nicht so wäre. Aber wenn ein Mann unrealistisch dargestellt ist, MERKE ich das einfach, ob mich nun dran störe oder nicht. (Wobei es mich ja tatsächlich oftmals stört)

 

Gruß,

Marco!

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Ich glaube auch, dass es nicht immer mit fehlender Einfühlsamkeit zu tun hat, wenn Frauen ihre männlichen Protas unrealistisch darstellen. Genauso, wie ich einige "Männerbücher" anführen könnte, in denen die dargestellten Frauen haarsträubend sind.

Natürlich sind die wirklich "guten" Bücher in meinen Augen die, die authentisch sind. Keine Frage. Und das gilt für beide Geschlechter!

Aber leider gilt immer: Wenn ich für eine bestimmte Zielgruppe schreibe, erfülle ich ein Stück weit ihre Wünsche. Wobei wir wieder bei den Klischees angelangt wären und dem Gedanken, dass Leser oftmals gar nicht so dumm sind, wie sie von den Verlagen hingestellt werden. Andere Baustelle... :-X

 

Auch Petras Gedanke mit den Pseudonymen ist m.E. gar nicht so falsch - wenn ich auch nicht weiß, wie viel Marktanteil sie tatsächlich haben.

Ich schrieb vorletztes Jahr einen ziemlich actionlastigen Krimi - die Handlung hatte ich bereits ausbaldowert, die Hauptfigur noch nicht. Ich wusste nur, sie sollte um die vierzig, ziemlich ehrgeizig und ungebunden sein, damit sie ins Geschehen passt.

Eine weibliche Kommissarin, um die vierzig und ungebunden? Musste ich da nicht Erklärungen bauen, die ich gar nicht wollte? Eine gescheiterte Beziehung, Frustration, Bindungsunfähigkeit... das sind die Klischees, die eine solche Person umschrieben hätten. Kein positives Bild. Ich war faul - ich entschied mich für einen Mann.

Meine Testleser haben viel bekrittelt, aber nicht, dass die Figur irgendwie danebenschlug.

Mein Verlag? Fand das Buch gut. Aber: ich sollte doch bitteschön ein männliches Pseudonym wählen - das verkaufe sich besser. Verkaufszahlen interessierten mich arme Studentin mehr als Authentizität. Und sie behielten recht: das Buch verkauft sich bestens. Kann natürlich sein, dass es das auch täte, wenn ich ein weibliches Pseudo gewählt hätte - muss aber nicht.

 

Liebe Grüße

chrissi

Bei Droemer Knaur im März 2012:  Mondherz &&Meine neue Website

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Ich verstehe nicht, warum hier verschiedentlich davon ausgegangen wird, Leserinnen von Frauenromanen wuerden nicht erkennen oder sich nicht daran stoeren, wenn ein Mann nicht authentisch dargestellt wird.

"Leserinnen von Frauenromanen" sind doch keine homogene Gruppe von geistig minderbemittelten! Die meisten davon werden ueber Gatten, Soehne, Vaeter, Brueder, Kollegen, Freunde oder aehnliches Anschauungsmaterial verfuegen.

 

Und kann man wirklich davon ausgehen, dass diese Leserinnen (ich kann das nicht beurteilen, ich meine die Frage nicht rethorisch!) sich solche unauthentischen Maenner sogar wuenschen, also eine "Glanzausgabe", "Ultramann" o.ae.? Auch der muss doch aber innerhalb eines einigermassen glaubhaften Rasters praesentiert werden, oder irre ich mich?

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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