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Charlie

Mögen männliche Leser keine weiblichen Autoren?

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Wenn ich solche Ueberschriften wie "emanzipiert schreiben" lese, komme ich nie weiter als bis zu dieser Frage, schon seit Jahrzehnten: Warum lesen Frauen gern von Maennern verfasste Buecher, aber Maenner nicht gern von Frauen verfasste? Ich weiss jetzt schon, dass sich jetzt mindestens drei sehr edle (und geschaetzte) Kollegen melden und das eine in ihrem Besitz befindliche Buch von Willa Cather, Virginia Woolf oder Oriana Fallaci (Beispiele entstammen dem von meinem Mann angeschafften Teilbestand unserer Regale, die Brontes und Jane Austen haetten wir auch noch zu bieten, weil Anglisten damit pflichtgequaelt werden) in die Bresche werfen. Die auf Nachfrage dann aber bekennen, dass fuer neunzig Prozent ihrer Buecherbestaende Maenner verantwortlich zeichnen (so auch fuer neunzig Prozent MEINER Buecherbestaende).

Das interessiert mich: Warum gelingt es Frauen, selbst wenn sie reichlich Sex, Drugs and Rock'n'Roll, Schlachten, Morde, Blut und Computerausdrucke in die Seiten packen, nicht, von Maennern gelesen zu werden?

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Charlie, ich sehe das ähnlich wie Du. Männer (von rühmlichen Ausnahmen abgesehen) wollen nichts über weibliche Themen lesen. Und deshalb machen sie auch einen Bogen um von Autorinnen verfasste Bücher, wenn man sie ihnen nicht durch einen "Trick" (ich komm da gleich drauf zurück) unterjubelt. Es interessiert sie einfach nicht, was Frauen denken und erleben, sobald das über ein paar griffige Formeln hinausgeht.

 

"Trick" habe ich deshalb geschrieben, weil meine Romane bisher vor allem von Männern gelesen wurden (das muss ich zumindest aus der Tatsache schließen, dass die Rückmeldungen ganz überwiegend von Männern kamen). Diese Leser haben meine Romane aber nur deshalb gekauft, weil sie im Rahmen des männerlastigeren Fantasy-Genres und dazu noch in einer Rollenspielwelt angesiedelt sind (Fantasy-Rollenspiel ist eine klare Männerdomäne). Hinzu kommt noch, dass ich meist männliche Protagonisten habe und die starken Frauen aus der Sicht dieser Männer schildere.

Man könnte auf die Idee kommen, dass ich mich dazu ziemlich verbiegen muss, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich habe so die Möglichkeit, Männerfiguren zu zeichnen, die deutlich differenzierter sind als der übliche schwertschwingende Held, und die sich mit den starken Frauen arrangieren, ohne darüber ihre Identität als Männer zu verlieren. Indem ich die Männer die Frauen aus ihrer Sicht heraus entdecken lasse, nehme ich ein gutes Stück Konfrontation heraus, das sofort hineinkäme, wenn ich eine Protagonistin hätte, die irgendwie negativ über ihr männliches Gegenüber denkt (der männliche Leser fühlt sich da tendenziell mit angegriffen). Eigentlich witzig, das mal so als versteckte Emanzipationsarbeit zu betrachten  ;D

Es wird interessant zu sehen, wie viele der Leser, die meine Romane gut fanden, sie auch dann lesen werden, wenn sie die Rollenspielwelt verlassen oder gar das komplette Fantasygenre ...

 

[...]

 

Liebe Grüße

 

Daniela

 

Posting teilweise hierher in das neue Thema bewegt, den Rest am Ort belassen. (pd)

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Warum lesen Frauen gern von Maennern verfasste Buecher, aber Maenner nicht gern von Frauen verfasste?

Warum gelingt es Frauen, selbst wenn sie reichlich Sex, Drugs and Rock'n'Roll, Schlachten, Morde, Blut und Computerausdrucke in die Seiten packen, nicht, von Maennern gelesen zu werden?

 

Neuer Thread?

 

Über dieses Thema hatten wir schon mal hier gesprochen, aber ich weiß nicht mehr, ob in einem eigenen thread oder irgendwo "zwischendrin", aber egal: Ich fände das in jedem Fall interessant, noch mal drüber nachzudenken.

 

Grade hab ich nachgeschaut und schon bei einem flüchtigen Blick aufs erste Regalfach gesehen - lauter männliche Autoren. Nur zwischen Rilke und Garcia Marquez standen ziemlich allein Virginia Woolf und die Droste... und da ist mir aufgefallen, was die Lyrik betrifft, sieht's (jedenfalls auf meinen Regalen) anders aus!

Da sind die Frauen viel stärker vertreten!

 

Gruß

Jan

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Warum lesen Frauen gern von Maennern verfasste Buecher, aber Maenner nicht gern von Frauen verfasste?

 

[...]

 

Das interessiert mich: Warum gelingt es Frauen, selbst wenn sie reichlich Sex, Drugs and Rock'n'Roll, Schlachten, Morde, Blut und Computerausdrucke in die Seiten packen, nicht, von Maennern gelesen zu werden?

 

Liebe Charlie, das frage ich mich ebenfalls seit Jahren. Und zwar als Betroffener.

 

Wenn ich durch mein Bücherregal schaue, sind da fast nur Werke von Männern. Und die von den Frauen finde ich beinahe komplett doof. Als Fan der Star Wars Reihe habe ich mir, nachdem ich mir mittlerweile drei Mal die Finger verbrannt habe, mittlerweile abgewöhnt, die Bücher der weiblichen Autoren zu lesen, außer die Werke sind Teil einer mehrbändigen Geschichte.

 

Ich bin nie dahinter gekommen, WAS mich an den Büchern stört. Anfangs fand ich auch einfach nur die Bücher nicht so ansprechend, erst viele Jahre später kam ich mal darauf, dass sie alle gemein haben, von Frauen geschrieben worden zu sein.

Irgendwie hatten und haben all diese Bücher einen für mich weniger ansprechenden Fokus auf Seelenleben und Gefühle. Das muss nicht schlecht sein. Aber wenn ich Star Wars lese, will ich Lichtschwertkämpfe, Intrigen und Verfolgungsjagden durch Asteroidengürtel. Die Werke der weiblichen Autoren zeichnen sich meist durch Gespräche vor dem Untergang dreier Sonnen aus. Um es mal etwas verkürzt darzustellen. ::)

 

Das betrifft natürlich nicht NUR die Bücher der weiblichen Autoren. Wie gesagt, ganz erklären kann ich mir meine Aversion noch nicht. Nur zwei Gründe habe ich bisher gefunden.

 

1.) Bücher weiblicher Autoren legen für mich oftmals den Fokus des zwischenmenschlichen Handelns immer auf eine irgendwie zu weiche Ebene.

 

2.) Ich habe sehr, sehr oft, dass ich die Kausalketten der Handlungen nicht nachvollziehen kann. Da handeln und agieren die Personen in einer Art und Weise, die ich nicht nachvollziehen kann, und die mir nicht ausreichend erklärt wird. Ich kann die Schlüsse und Gedanken der Personen oftmals nicht nachvollziehen. Um ein überspitztes Beispiel zu bringen: Harald bleibt nachts mit dem Auto im Wald liegen. Nun erwarte ich einiges: Dass er Hilfe holt, wartet bis jemand kommt, vielleicht ängstlich wird, oder sich tapfer zu Fuß durch den Wald schlägt.

Bei weiblichen Autoren habe ich hier oftmals eine Reaktion, die ich nicht nachvollziehen kann. Irgendetwas seltsames. Was weiß ich. Vielleicht dass Harald aussteigt und die Bäume umarmt, oder aussteigt und Eichhörnchen die Haut abzieht.

Falls du verstehst, was ich meine?! Ich kann es einfach oft nicht nachvollziehen.

 

Sprachlich ist mir ein sehr grauseliges Beispiel in Erinnerung geblieben, aus einem Buch von Barbara Vine. Ich glaube aus "Es scheint die Sonne noch so schön."

Da steht der absolute Machokerl, ein Frauenaufreisser der 70er, ein Hard-Ass, ein Testosteron-Mutterschiff, ein James Bond mit Brustbehaarung, aus der er sich einen Pullover häkeln könnte, am Fenster und betrachtet den Sonnenaufgang. Und Frau Vine (Oder Rendell) benutzt dann aus seiner personellen Erzählweise Worte wie: "Die Wolken schwirrten wie rosane Flamingoflirren über eine Apricotwelt", oder irgend sowas.

Da fehlt dann für mich wieder jedes Einfühlungsvermögen in die Sichtwelt eines Mannes... :-/

 

Gruß,

Marco!

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[1.) Bücher weiblicher Autoren legen für mich oftmals den Fokus des zwischenmenschlichen Handelns immer auf eine irgendwie zu weiche Ebene.

 

 

DAS hier interessiert mich jetzt brennend.

Ich bin zwar durchaus nicht sicher, Dich richtig zu verstehen, habe aber das Gefuehl, das ginge mir genauso.

 

Kannst Du das noch erlaeutern oder am Beispiel konkretisieren?

 

Das andere, das mit dem Apricot-Kitsch, erscheint mir dagegen gut gelungen. Ich kenne so Kitschbeobachtungen recht haeufig von Typen, die sich als "harte Jungs" bezeichnen wuerden (solche haben auch sehr oft Sonnenuntergangsphotos als Bildschirmschoner oder Klosettdekoration).

 

Und vom Kitsch mal abgesehen - wenn mich einer fragte, welcher Schriftsteller m.E. die schoensten, poetischsten, einpraegsamsten Naturbeschreibungen ueberhaupt liefert, muesste ich nicht eine Sekunde ueberlegen:

 

Ernest Hemingway.

 

Herzliche Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

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DAS hier interessiert mich jetzt brennend.

Ich bin zwar durchaus nicht sicher, Dich richtig zu verstehen, habe aber das Gefuehl, das ginge mir genauso.

 

Kannst Du das noch erlaeutern oder am Beispiel konkretisieren?

 

Ich wünschte ich könnte.

Leider weiß ich nicht einmal, auf welcher Ebene sich das abspielt. habe grade mal in einem Buch geblättert, das ich ganz furchtbar fand, nämlich "Palpatines Auge", ein Star Wars Buch von Barbara Hambly. Das ist ganzs chrecklich. Und irgendwie komplett. Zum einen die Handlung, da werden tatsächlich viel zu viele Probleme mal einfach durch "komm, wir diskutieren das jetzt aus", gelöst. Dann die Wortwahl: "Sie tat, wie ihr geheißen".

Aber vor allem sind es, denke ich, die Innenansichten. Ich habe jetzt kein konkretes Beispiel, aber das bewegt sich alles so in dem Rahmen: "Rolf stand Hans gegenüber, dem Mann, der seine Familie ermordet hatte, seine Eltern verbrannt, seine Frau geschändet, seine Kinder erhängt, den Hund ersäuft, das Haus den Flammen anheim gegeben. Rolf seufzte. Andererseits hatte Hans gute Gründe; seine Kindheit war schließlich nicht so einfach gewesen wie die von Rolf. Es war verständlich, dass Hans Rolfs Familie ermordet hatte, immerhin war er ohne Vater aufgewachsen.

'Komm', sagte Rolf, 'Ich geb dir einen Tee aus, dann kannst du dich ausweinen'."

 

Also, ganz überpitzt dargestellt: so FÜHLE ich mich als Leser bei diesem Buch, und solchen Büchern. Da wird immer verständnis gesucht, und gerne gefunden, und alles hat einen Grund, und irgendwie sind all die Täter auch nur Opfer...

Ich meine, wenn ich mich recht entsinne, hat "Palpatines Auge" irgendwo eine Szene, in der sogar der Imperator ja auch irgendwie bemitleidet werden sollte...

 

Besser kann ich meine Gefühle beim lesen nicht darstellen. Es ist mir alles zu nett, zu freundlich, da wird immer verstanden und verziehen und etwas in der Art... :-/

 

Tut mir leid, dass es nicht besser geht..

 

Das andere, das mit dem Apricot-Kitsch, erscheint mir dagegen gut gelungen. Ich kenne so Kitschbeobachtungen recht haeufig von Typen, die sich als "harte Jungs" bezeichnen wuerden (solche haben auch sehr oft Sonnenuntergangsphotos als Bildschirmschoner oder Klosettdekoration).

Naja, es geht ja nicht darum, dass ER sich als Macho sieht, sondern dass er laut Erzählstimme einfach einer ist. Er ist ja der, der die Frau, die mit ihrer Schwangerschaft seine Karriere in Gefahr bringen könnte, ermordet und verscharrt. Er IST einfach so.

Und mir kommt es seltsam vor, wenn ein Frauenverachtendes, Frauenmordendes Männerschwein plötzlich in "Pfirsichfarben" denkt.

 

Ich bin kein Männerschwein, denke ich, und ICH kenne nur Rosa und Orange. Dass Frauen das als Lachsfarben und Apricot bezeichnen, weiß ich erst seit drei Jahren oder so...

Die Auswahl an Farbbezeichnungen ist ohnehin so eine Sache, weil MEINER Ansicht nach Männer im allgemeinen viel weniger differenziert an Farben gehen: Rot, Blau, Grün, Schwarz, Rosa, Orange, Gelb, Weiß, Lila... fertig.

Nichts mit Champagnerfarben, Elfenbein, Apricot, Pfirsich, Lavendel oder etwas in der Art.

 

Wohlgemerkt: Im Allgemeinen... ::)

 

Gruß,

Marco!

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Charlie, ich sehe das ähnlich wie Du. Männer (von rühmlichen Ausnahmen abgesehen) wollen nichts über weibliche Themen lesen. Und deshalb machen sie auch einen Bogen um von Autorinnen verfasste Bücher, wenn man sie ihnen nicht durch einen "Trick" (ich komm da gleich drauf zurück) unterjubelt. Es interessiert sie einfach nicht, was Frauen denken und erleben, sobald das über ein paar griffige Formeln hinausgeht.

Hallo Daniela,

ich glaube nicht, dass es Männer nicht interessiert, wie Frauen denken. Jeder, der mal beim Friseur in einem "Men's Health" geblättert hat, weiß, dass es ein wahnsinnig wichtiges Thema ist. :) Aber okay, das sind sicher diese -im wahrsten Sinne des Wortes- griffigen Formeln.

Ich glaube der Hauptabschreckungspunkt, den Marco auch schon umrissen hat, ist so eine seltsame "Überspanntheit", die ich bei Autorinnen (oder auch besonders sensiblen

Autoren, bei Hesse z.B.) oft feststelle und die auf mich abschreckend wirkt.

 

Gruß

Peter

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PS: Wurde gerade ermittelt: jeder vierte Leser von "Men's Health" ist eine Leserin! ::)

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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[ich glaube der Hauptabschreckungspunkt, den Marco auch schon umrissen hat, ist so eine seltsame "Überspanntheit", die ich bei Autorinnen (oder auch besonders sensiblen

Autoren, bei Hesse z.B.) oft feststelle und die auf mich abschreckend wirkt.

 

Ich wuenschte, ich koennte auf die Barrikaden gehen.

Ich wuenschte, ich koennte Peter sein Wort "Ueberspanntheit" Buchstabe um Buchstabe auseinanderfummeln und widerlegen.

 

Stattdessen fallen mir spontan zwei Namen ein:

 

Brigitte Kronauer und

Marlene Streeruwitz.

 

In meinen Augen ueberspannt und irrelevant bis zur voelligen Unlesbarkeit.

 

Ich bin traurig darueber, dass ich zur Literatur von Geschlechtsgenossinnen ein Leben lang keinen Draht bekomme. Aber ich fuerchte, Peter und Marco beschreiben Phaenomene, von denen ich mich zumindest ansatzweise ganz genauso abgeschreckt fuehle.

 

Gestaendnis:

Ich moecht' nicht, dass Frauen zwangsweise ueber Sex der besonderen Art, Schlachten, Computerprogramme und die Fussballweltmeisterschaft schreiben.

Ich moechte, dass Frauen wie Maenner ueber Relevantes schreiben.

Nicht ueber den x-ten Rolf, der diskutierend in der Kueche Tee trinkt (und grundsaetzlich dazu was isst, Marco, das hast Du vergessen.). Ich frage mich ganz oft: Woher nehmen all diese Figuren so viel Zeit?

 

Nur, um das klarzustellen: Das Problem betrifft mich selbst ganz genauso. Ich moecht' einen archaischen, starken, von mir aus in Kitschfarben (aber NICHT in Pastellfarben) leuchtenden, vor Leben stinkenden Roman schreiben. Und raus kommt: "Woll'n wir jetzt mal darueber reden, warum der Hansi sich schon wieder nicht gewaschen hat?"

 

Ziemlich ratlos (seit langem)

gruesst

Charlie.

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PS: Wurde gerade ermittelt: jeder vierte Leser von "Men's Health" ist eine Leserin! ::)

Die wollen wissen, wie Männer denken. Man könnte das als "Hornby"-Phänomen bezeichnen. :)

Oder sie wollen sich einfach muskelbepackte, supersmarte Typen anschauen, das wäre dann das Playgirl-Phänomen.

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Hallo Peter(N  ;)),

 

ja, das ist es, was ich mit den Formeln meine. Natürlich wollen viele Männer gern wissen, wie Frauen ticken, aber wenn das dann zu kompliziert wird und sie merken, dass das auch Themen wie Schwangerschaft, Menstruation, Vergewaltigungsängste (um jetzt nur mal ein paar krasse Beispiele zu nennen) umfasst, dann hört das Interesse schnell wieder auf ... Kann ich ja ein Stück weit verstehen, denn mich interessiert so manche "männliche Erlebniswelt" (Autos!) auch nicht, aber ich muss auch nicht befürchten, in einem Fantasyroman mit Autowahn konfrontiert zu werden ;)

 

Mir gefällt, dass Du die Überspanntheit in Anführungsstriche gesetzt hast, weil das ja eine Frage des persönlichen Empfindens ist. Mir würde z. B. auch gegen den Strich gehen, wenn in einem Roman alle nur Verständnis füreinander haben und jedes Problem ausdiskutieren können. Das mag wünschenswert sein, entspricht aber nicht der zwischenmenschlichen Realität und nimmt auch viel Spannung raus. Möglicherweise ist das tatsächlich eine Tendenz bei Autorinnen, so wie ich bei Autoren eine Tendenz sehe, gefühllos zu schreiben (jetzt bitte nicht wieder angegriffen fühlen, ich weiß ja, dass es auch andere gibt und lese die gern). Als Autorin, die sich um eine realistische Weltsicht bemüht, kann mir aber natürlich nicht gefallen, wenn männliche Leser wegen solcher Vorurteile meine Romane nicht mal in die Hand nehmen ...

 

Liebe Grüße

 

Daniela

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Charlie!

 

Kein böses Wort mehr über Marlene Streeruwitz oder ich schenke dir zu Ostern ihr wunderbares Buch:

 

Norma Desmond.

A gothic SF-Novel.

 

Sie war als richtige Frau konzipiert worden. Sie war nur noch Luxus.

Inhalt

Norma, die Erzählerin in dieser schrillen Parodie eines Science-Fiction-Schundromans, hat ein echtes Problem: Ihr mehrere hundert Jahre alter Geliebter sitzt tot im Schrebergarten, und sie selbst wird gejagt von Maschinen und künstlichen Menschen. Aber ist das Jahr 2300 wirklich so anders als unsere Gegenwart?

 

herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Gib Dir keine Muehe, jueb.

Mein Vater schenkt mir dauernd schon Brigitte Kronauer, um mich zu bekehren.

Trotzdem danke.

 

Ich finde es selbst traurig (und irgendwie abartig), dass ich dazu keinen Zugang finde und stattdessen Hemingway anbete.

 

Alles Liebe von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

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Ich sehe das Problem ähnlich wie Marco und Peter. Autorinnen - weiß Gott nicht alle, aber viele - neigen dazu, ihren männlichen Figuren eine Reflektionsfähigkeit anzudichten, die deren Entsprechungen in der Wirklichkeit meist nicht haben.

 

Christoph

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Es fehlt vielleicht auch oft an diesem archaischen "Ein Mann muß tun, was ein Mann eben tun muß"-Ding, wo wir gerade von Hemingway reden. Dieser elegische "Helden"-Begriff, in dem es viel um Loyalität, Pflicht, Ehre, Mut geht, Dinge, um die nicht viel Worte gemacht wird, die wir -primitiven Männer - aber immer noch irgendwo verstehen und in uns tragen. Auch die Magie des Verzichts und das alles. "Der alte Mann und das Meer" liefert da auf engstem Raum ein Bild dieser archaischen Weltsicht - das ist schon alles recht komplex.

Das könnte auch erklären, warum Männer Western mögen und Frauen nicht und warum das so ein Thema ist, mit dem jeder Comedian zielsicher ein paar Lacher einfahren kann.

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..interessant, hemingway mag ich nicht, alles sträubt sich in mir dagegen.. sind das vielleicht meine männlichen Anteile, gegen die ich mich da wehre.....?

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

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Peter hat recht. Dieses Archaische fehlt ein wenig.

Klar, wenn meine Familie von dem Gangster hingemeuchelt wurde, kann ich sicherlich mit der analytischen Verständnistour kommen, und eine Lösung finden, die mich als Mensch weiterbringt und dem Weltfrieden dienlich ist. Aber irgendwie fühle ich als Mann (ja tatsächlich!) mich einfach manchmal im Leben vor genau diesen Punkt gestellt: jemand hat mir XX angetan, und irgendwie habe ich jetzt keine andere Wahl, als die dicke, unzivilisierte Keule rauszuholen und ihm das Ding heimzuzahlen...

 

Frauen fehlt vermutlich diese "Männersicht", die sogar heute noch, auf etwas verdrehte Art, aber dennoch existiert.

 

Das schlägt auch wieder aufs Thema Vergewaltigung zurück. Im realen Leben, meine ich jetzt. Wenn der Freund einer Frau, die vergewaltigt worden ist, das erfährt, ist sein erster Instinkt immer nur: "Dem Kerl reiß ich die mittleren Extremitäten ab!!!"

Ich gestehe, dass ich keine Ahnung habe, was der erste Instinkt der Frauen ist, aber da ist ein wichtiger Unterschied: Männer denken in solchen Dingen vornehmlich an Rache, Frauen, nehme ich an, vornehmlich daran, wie sie diesen brutalen Eingriff in ihre Würde und ihre Privatssphäre in ihr Leben integrieren sollen, wie sie das Gefühl von Hilf- und Schutzlosigkeit verlieren können, und sich wieder sicher fühlen.

Ähnlich läuft das beim Fremdgehen oder bei anderen Vertrauensbrüchen ab.

 

Da steckt viel von dem drin, was ich persönlich sehe, was bei Männern und Frauen anders ist: Männer tragen Verletzungen an ihrer Person gerne nach außen - wenn jemand ihnen weh tut, tut man zurück weh, nur doppelt so stark, das setzt die Welt irgendwie wieder gerade.

Frauen, die verletzt worden sind, versuchen erst mal, sich selbst wieder zu verorten, und zu sehen, dass sie den Schmerz 'verarbeiten'. Ist jedenfalls meine Meinung.

Darum wirkt es auf mich immer etwas seltsam, wenn verletzte Männer in Geschichten erst einmal anfangen, die Sache aufzuarbeiten, anstatt sich den nächsten schweren Gegenstand zu schnappen, und damit jemandem den Schädel zu spalten... ;D

 

Gruß,

Marco!

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Es fehlt vielleicht auch oft an diesem archaischen "Ein Mann muß tun, was ein Mann eben tun muß"-Ding, wo wir gerade von Hemingway reden. Dieser elegische "Helden"-Begriff, in dem es viel um Loyalität, Pflicht, Ehre, Mut geht, Dinge, um die nicht viel Worte gemacht wird, die wir -primitiven Männer - aber immer noch irgendwo verstehen und in uns tragen. Auch die Magie des Verzichts und das alles. "Der alte Mann und das Meer" liefert da auf engstem Raum ein Bild dieser archaischen Weltsicht - das ist schon alles recht komplex.

 

 

... weiß nicht, weiß nicht, ist dieses männerbild nicht irgendwie überholt? Hat nicht Hemingways Männerbild schon das Zeitliche gesegnet? (Ich rede hier nicht vom Spachlich-stilistischen).

 

herzlichst: jueb

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jueb, ich mag Deine Theorie zwar nicht gerne, aber ich fuerchte, sie hat etwas fuer sich. In der von Marco und Peter beschriebenen "Ueberspanntheit", der fuer mich unertraeglichen staendigen Innensicht z.B. bei Virginia Woolf, den seitenlangen Reflektionen, dem Gerede, erkenne ich etwas von mir, das ich nicht mag.

 

Mir ist in diesem (sehr interessanten, vielen Dank) "Gespraech" etwas aufgefallen, das mich verbluefft: Ich weiss jetzt, warum ich unbedingt historische Romane schreiben will, auch weiterhin: Weil mich das zu etwas Archaischem, "Echten" zwingt. Ich muss mal Toeten zeigen, statt uebers Toeten zu labern. Es ist kein Genre, das lange Innenschau-Gespraeche gut ertraegt (nicht, dass es mir nicht gelaenge, solche Szenen staendig einzubauen. Aber zumindest fallen sie mir des Oefteren auf). Das erinnert mich an den "Action statt Tiefe"-Thread, den wir neulich hatten. Selbstredend bin ich nicht Fan von Action-Romanen. Aber ich bin Fan von Romanen, in denen etwas geschehen darf, nicht nur bedacht und fuer die Eventualitaet eroertert werden.

 

Leider hab ich jetzt Astrids Thread vermurkst und muss einen neuen abspalten. Das mache ich, sobald mir dafuer ein vernuenftiger Titel einfaellt.

 

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... weiß weiß nicht' date=' ist dieses männerbild nicht irgendwie überholt?[/quote']

 

Hier zum beispiel würde ich einen Unterschied zwischen "realer Welt" und "Fiktionaler Welt" sehen. Ich vermute, Männer LESEN gerne solche Dinge über Heldenmut, Selbstaufopferung, eben das unausgesprochene, das archaische, das "Sei ein Mann!", einfch deshalb WEIL es in der Realität so überholt ist...

 

Vielelicht sehnen wir uns ja insgeheim alla danach, wieder mit Schwert oder Colt an der Hüfte durch die Straßen laufen zu können, und der Natur den Trotzkopf entgegenrecken zu können, einfach weil es heutzutage kaum noch möglich, geschwiege denn gefragt ist?!

 

Gruß,

Marco!

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Rational gesehen hast du sicher recht, jueb. Aber es gibt bestimmte Posen und Bilder, die immer noch eine Gänsehaut auslösen können. Ein Verhalten, das in dieser Weltsicht verwurzelt ist.

Das ist nicht die selbe Gänsehaut wie bei Titanic mit "Ich bin der König der Welt", es ist eher die Gänsehaut beim Reiten in den Sonnenuntergang, um mal primitive Bilder zu benutzen.

Manche Regisseure und auch Autoren, die sehr erfolgreich schreiben und filmen, bedienen sich dieser Ästhetik, die "funktioniert". In "Der alte Mann und das Meer" wimmelt es von solchen Szenen: Das Armdrücken, das ganz primitive Messen der Willensstärke und Ausdauer. Der Kampf gegen den Fisch -und mehr noch gegen die Haie später, die ja jeden "greifbaren" Erfolg zunichte machen und ihm nur den innerlichen Triumph lassen, also diese Magie "des Scheiterns".

In Männerbünden gibt es noch viele dieser "archaischen" Riten, ob das jetzt beim Militär ist oder im Klerus.

Es ist schwer genau dingfest zu machen, was so eine "Gänsehaut" verursacht, so ein "erhabenes Gefühl", aber Fakt ist, dass sehr erfolgreiche Regisseure und Autoren das sehr gut verstehen und abrufen können.

Wenn Tom Hanks bei "Private Ryan" mitten im Schlachtengetümmel nach seiner Wasserflasche greift, wenn Rocky nach dem Kampf "Adrian, Adrian" schreit, wenn Schwarzenegger "I'll be back" murmelt - das sind Dinge, die funktionieren, weil sie auf diesem archaischen Hemingway-Weltbild aufbauen.

 

Gruß

Peter

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Also,

 

siebenundneunzigtausend Anmerkungen auf einmal.

 

@Charlie: Ja! Brigitte Kronauer finde ich auch furchtbar. Unlesbar. Erst wollte ich dir dankbar um den Hals fallen, dass es dir genauso geht, dann musste ich stocken und dachte: Mann, warum nervt es sie, dass sie das furchtbar findet? Also fall ich dir jetzt nicht um den Hals, sondern frage dich: Warum nervt es dich? "Nur" weil sie eine Frau ist, eine Geschlechtsgenossin - scheiß drauf, sie schreibt unnachvollziehbare Sachen, die zumindest zwei Frauen hier im Forum nichts sagen. Ich habe mir nie den Kopf darüber zerbrochen, dass ich das aber mögen muss, weil sie doch eine Frau ist. Wäre sie keine Frau, könnt ich's genauso wenig verstehen.

 

Dann wollte ich meinen Mann zur Ehrenrettung der frauenlesenden Männer anführen. In unserer recht umfangreichen Bibliothek (das meiste von ihm) befinden sich haufenweise Autorinnen: Daphne du Maurier, Bronte, Austen (keine Anglisten  ;D), Arundhati Roy, Margaret Atwood - und das sind jetzt nur ein paar von denen, die in meinem Mini-Regälchen hier ausgegliedert sind, die "echte" Bibliothek steht unten...

 

Was gesagt wurde zu dem Trallala-wir-verstehen-uns-alle-so-gut-und-haben-selbst-dann-noch-Verständnis-wenn-wir-niedergemetzelt-werden-Phänomen ist mir spontan eingefallen, dass SCHREIBENDE frauen eventuell dazu neigen, sich derart in ihre Figuren hineinzuversetzen, dass sie ein Verständnis für die Psychologie jeder einzelnen entwickeln, das sich sich verpflichtet fühlen, auch den Co-Figuren angedeihen zu lassen?! Ist aber nicht mehr als ne These. Aber immerhin  ;D.

 

Und schon wieder Charlie: Du schreibst

 

Ich moechte, dass Frauen wie Maenner ueber Relevantes schreiben.

 

Der Satz ist (leider?) ambig. Ich nehme an, du meintest, dass Frauen über Relevantes schreiben sollten, so wie Männer das tun? Ich hätte gerne (zweite Lesart), dass Männer und Frauen über Relevantes schreiben. Dann gäbe es zwar viel weniger Bücher, aber man würde schneller was Gutes finden...

 

Freundliche Grüße

 

 

Ruth

 

 

 

Posting geteilt und diese Hälfte hierher verschoben. (pd)

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Ich nehme an, du meintest, dass Frauen über Relevantes schreiben sollten, so wie Männer das tun?

 

Nein, meine ich nicht.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Kann sein, dass ich auf dem falschen Dampfer bin, aber ich habe den Verlauf eurer Postings mit einiger Verwirrung gelesen.

Vom emanzipierten Schreiben zu "typischen" Männer- und Frauenromanen? Bei diesem Schritt war ich noch halbwegs dabei, gibt es doch tatsächlich ein paar Unterschiede zwischen den Geschlechtern... und unterschiedliche Erfahrungen schlagen sich sicher ebenfalls im Schreibstil nieder. Aber gegen eine Wertung wehre ich mich. Schreiben Frauen schlechter als Männer? Wer beurteilt das? Ist Pastell schlechter als Grell? Welche Bücher sind "relevant"?

Ich habe übrigens wirklich noch keine Western von Frauen gelesen, aber ausgefeilte Psychothriller, die es in punkto Spannung und Grauen mit jedem Männerbuch aufnehmen könnten – wenn wir denn die Bücher von männlichen Autoren als den Messwert ansetzen wollen.

Liebe Grüße

chrissi

Bei Droemer Knaur im März 2012:  Mondherz &&Meine neue Website

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