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Charlie

Unbeschaedigte Hauptfigur?

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In Christas interessantem Autorenblog habe ich gerade von Regeln zum Unterhaltungsroman gelesen.

Und bin wieder einmal erstaunt und leicht verunsichert.

 

Christa nimmt an, dass eine beschaedigte Hauptfigur im unterhaltenden historischen Roman zur Ablehnung des Manuskripts fuehren koennte.

Ich haette gern die bei Publikumsverlagen veroeffentlichten Autoren von Unterhaltungsromanen jedweden Genres gefragt: Stimmt das Eurer Erfahrung nach? Und wenn ja - was bedeutet denn "beschaedigt"?

Ich habe allmaehlich Angst, dass meinen Kram auf der ganzen Welt kein Mensch lesen wird. Meine Hauptfiguren werden allerdings ganz erheblich beschaedigt.

 

An Euch als Leser: Stoert Euch das? Und was ist denn der Ausweg? Ich erinnere mich an Peters Thread "der feige Autor" - zum einen soll also eine Figur durchaus ueber die Bananenschale gefuehrt werden und darauf ausrutschen, den Steiss brechen darf sie sich aber dabei nicht? Oder genuegt's, wenn der gleich wieder ausheilt?

Und wie mach ich das beim historischen Roman? Wunderheilung nach Pesterkrankung, plastische Chirurgie nach Folter? Traumabehandlung im Schnelldurchlauf?

(Ich will das, auch wenn ich immer "ich" statt "man" schreibe, nicht wissen, weil ich vorhabe, mich danach zu richten, sondern nur aus Interesse.)

Und was steckt da jetzt dahinter? Wieder dieser von mir nicht verstandene Wunsch nach Identifikation?

 

Was darf Menschen im Unterhaltungsroman passieren?

Und - wie lange gehen sie eigentlich als Menschen noch durch, wenn ihnen nichts passiert?

Die Hauptfigur des Unterhaltungsroman - eine unsterbliche, unverwundbare Sockelgestalt?

Und ist von solchen zu lesen wirklich unterhaltsam?

 

Herzliche Gruesse.

Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Hallo Charlie,

 

ich habe festgestellt, dass viele Leser Protagonisten gerade dann interessant finden, wenn sie eben nicht so perfekt dargestellt sind. Wenn sie Narben haben (physisch, aber auch psychisch). Besonders beliebt bei den Helden in Liebesromanen ist der Typ 'Tortured Hero', ich denke, das sagt schon alles. Meine Protagonisten werden häufig verletzt, teilweise sogar schwer, und sie stehen dann auch nicht sofort wieder auf, sondern brauchen ihre Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. Das wird dann natürlich nicht unbedingt lang und breit geschildert, denn das würde die vorgesehene Seitenzahl sprengen, aber ich halte eine gewisse Glaubwürdigkeit der Schilderung für sinnvoll. Dass am Ende natürlich alles mehr oder weniger gut ausgeht (Narben und sonstige Dellen nicht mitgerechnet), liegt im Genre begründet, aber auch in meiner persönlichen Ansicht, dass ein Romantic Suspense hoffnungsvoll enden sollte.

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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Die Hauptfigur darf körperlich so beschädigt sein, wie sie will, sie darf auf allen Bananenschalen ausrutschen, die ihr in den Weg geworfen werden und so oft auf die Nase fallen, wie nötig, damit sie sich weiterentwickelt.

 

Sie darf nur eines nicht, und das besagt diese Regel, sie darf m o r a l i s c h nicht beschädigt sein - sprich nicht aus Lust und Vergnügen mordet, schändet und plündert und diese Verhaltensweise als Ideal für den Leser darstellen.

 

Dies gilt fur Unterhaltungsromane.

Und der Literatur darf auch der Held moralisch beschädigt sein.

 

Also keine Panik bei Krüppeln und Melancholikern, Vernarbten und Verhungerten. Solange sie auf einer gewissen menschlichen Ethik genügen, sind sie okay.

 

Liebe Grüße

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hallo Charlie,

 

mich regt das irgendwie auf. Erstens halte ich generell von solchen Fausformeln nichts und zweitens finde ich, dass es von einer ungeheuren Respektlosigkeit dem Leser gegenüber zeugt. Es sagt nämlich so etwa: Ihr seid alle gleich, Ihr wollt amüsiert werden und das kann nicht gelingen, wenn ich Euch an manchen Stellen Mitleid für die Figuren abgewinnen muss.

 

Sollte es eine solche Leserschaft tatsächlich geben (ich meine eine flächendeckende für ein Buch), dann hätte ich keine großen Ambitionen für sie zu schreiben. Aber ich glaube an diese Leserschaft auch nicht! Warum sollte das so sein? Wird eine packende Geschichte uninteressant, wenn sich jemand verletzt? Krank wird? Einen Unfall hat? In psychischen Untiefen versinkt?

 

In der sogenannten Hochliteratur sind es doch gerade die Krisen jedweder Art, die oft überhaupt das Thema ausmachen. Wenn man mal davon ausgeht, dass es bei den Lesern genauso viele "Mischwesen" gibt, die E und U konsumieren wie das unter uns Autoren auf der Produzentenseite der Fall ist (und das ist ja sogar noch wahrscheinlicher, das auf der Leserseite anzunehmen), denkt Ihr dann wirklich, was in dem einen Buch den Reiz ausmacht führt dazu, dass ein anderes in die Ecke geknallt wird bei der ersten Schürfwunde?

 

Ich habe diese Theorie noch nie gehört, sie verstört mich und ich kann sie einfach nicht glauben.

 

 

Ruth

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Protas, die tatsächlich gelebt haben, dürfen sicher mehr als erfundene, nämlich genau das, was ihnen in ihrem Leben nachweislich auch passiert ist, unter anderem Sterben - sofern es zur Story gehört (gestorben sind ja alle). Siehe Hexe von Freiburg. Und was hat die sich gut verkauft.

 

Bei erfundenen dürfte eigentlich alles durchgehen, solange am Ende zumindest theoretisch die Möglichkeit besteht, dass sie sich davon erholen. Oder dass die bleibenden Blessuren, körperlich oder seelisch, nicht allzusehr das weitere Leben beeinträchtigen. Und 2. und 3. Hauptfiguren dürfen sowieso alles (ob man hier zwei Liebende trennen darf, da wird man sicher auch Lektoren finden, die sagen, bitte nicht).

 

Sabine

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@Ruth:

 

Da sieht man mal, was Fachbegriffe anrichten, wenn sie nicht erklärt werden.

"Beschädigt" - siehe oben.

 

Ansonsten gibt es noch den "gebrochenen Helden", dass ist der mit einer ausgeprägten menschlichen Schwäche, und das wird sogar häufig gewünscht und bietet viel Entwicklungspotential.

 

Nur wenn er über die ganze Handlung hin sich z.B. in Selbstmitleid suhlt, wird er nicht sonderlich sympathisch auf den Leser wirken. Eien Hoffnungsschimmer sollte die Unterhaltungsliteratur in seinem Fall schon andeuten.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ich möchte mich Annas Erklärung anschließen; diesen Satz ("Sie darf nur eines nicht, und das besagt diese Regel, sie darf  m o r a l i s c h nicht beschädigt sein - sprich nicht aus Lust und Vergnügen mordet, schändet und plündert und diese Verhaltensweise als Ideal für den Leser darstellen.") allerdings noch mal präzisieren:

 

Protagonisten dürfen sich auch solche moralischen Ausrutscher erlauben, solange dieses Verhalten nicht als akzeptables Verhalten oder gar Ideal dargestellt wird, sondern durch den Kontext und die Folgen ganz klar als nicht akzeptabel ersichtlich wird.

 

Und mal ehrlich: Etwas anderes würde ich auch nicht schreiben wollen, denn ich möchte durch meine Romane nicht zu einer Verrohung der Gesellschaft oder völligem moralischem Verfall beitragen.

 

Herzliche Grüße

 

Daniela

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@ Anna: okay, unsere Postings haben sich überschnitten, ich hatte nur das gebrochene Steißbein als Anhaltspunkt. Wenn es um die moralische Beschädigung geht, sieht die Welt tatsächlich anders aus.

 

Ruth

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Hi Charlie,

 

das ist mal wieder eins dieser befremdlichen Kochrezepte, bei denen ich mich immer frage, wo um Himmels Willen die eigentlich herkommen. Sicher gibt es Leser, die den strahlenden, makellosen Ritter bevorzugen, aber auch der zerrissene "Held" mit Ängsten, Zweifeln und Schatten auf der Seele wird seine Fans finden - auch im Historischen Roman.

Und wie soll man eine packende, konfliktreiche Story erzählen, die zum Mitfiebern einläd, wenn man seinen Prota nur noch mit Samthandschuhen anfassen darf?

 

Christoph

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Hallo,

 

wenn die Hauptfigur nicht beschädigt werden darf - wo bleibt dann die Spannung?

Schicksalsschläge, seien es emotionale oder körperliche, bilden vielfach sogar den zentralen Konflikt rund um die Hauptfigur. Je mehr sich die Figur widriger Umstände erwehren muss, desto höher das Konfliktpotenzial, und umso stärker folgerichtig auch die Spannung. Sie kann ruhig gebeutelt, gedemütigt, verletzt, verraten und geschlagen werden. Nur sollte sie - jedenfalls im reinen Unterhaltungsroman - am Ende siegend bestehen, oder zumindest siegreich untergehen.

 

LG,

eva v.

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Ich zitiere mich hier noch mal selber, weil ja offensichtlich niemand die Erklärung liest:

 

Die Hauptfigur darf körperlich so beschädigt sein, wie sie will, sie darf auf allen Bananenschalen ausrutschen, die ihr in den Weg geworfen werden und so oft auf die Nase fallen, wie nötig, damit sie sich weiterentwickelt.

 

Sie darf nur eines nicht, und das besagt diese Regel, sie darf  m o r a l i s c h nicht beschädigt sein - sprich nicht aus Lust und Vergnügen mordet, schändet und plündert und diese Verhaltensweise als Ideal für den Leser darstellen.

 

Dies gilt fur Unterhaltungsromane.

Und der Literatur darf auch der Held moralisch beschädigt sein.

 

Also keine Panik bei Krüppeln und Melancholikern, Vernarbten und Verhungerten. Solange sie auf einer gewissen menschlichen Ethik genügen, sind sie okay.

 

Liebe Grüße

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Allen, die zu meiner vollstaendigen Beruhigung beigetragen haben: Vielen Dank.

 

Herzlich gruesst Charlie

(mit ersoffenem, gekoepftem und im Kindbett verstorbenem Personal sowie zukuenftig zwei stark geschaedigt Ueberlebenden.)

 

P.S.: "Siegreich untergehen" gefaellt mir ausnehmend gut. So wie "wuerdig geschlagen ueberleben".

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Ich zitiere mich hier noch mal selber, weil ja offensichtlich niemand die Erklärung liest:

 

Die Hauptfigur darf körperlich so beschädigt sein, wie sie will, sie darf auf allen Bananenschalen ausrutschen, die ihr in den Weg geworfen werden und so oft auf die Nase fallen, wie nötig, damit sie sich weiterentwickelt.

 

Sie darf nur eines nicht, und das besagt diese Regel, sie darf  m o r a l i s c h nicht beschädigt sein - sprich nicht aus Lust und Vergnügen mordet, schändet und plündert und diese Verhaltensweise als Ideal für den Leser darstellen.

 

Dies gilt fur Unterhaltungsromane.

Und der Literatur darf auch der Held moralisch beschädigt sein.

 

Also keine Panik bei Krüppeln und Melancholikern, Vernarbten und Verhungerten. Solange sie auf einer gewissen menschlichen Ethik genügen, sind sie okay.

 

Liebe Grüße

Anna

 

Hallo Anna,

 

ich zumindest hatte das sehr wohl gelesen und stimme dem auch voll zu.

Nur ging es Charlie glaube ich bei ihrer Ausgangsfrage: "Was darf Menschen im Unterhaltungsroman passieren?" weniger um den Umstand des "beschädigt seins", sondern eher des im Laufe der Romanhandlung "beschädigt werdens" und die mögliche Reaktion des Lesers auf den insoweit miterlebten Vorgang ebenjener Beschädigung.

 

LG,

eva v.

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Hallo, zusammen,

 

hier ist ja ein Thema aus meinem Blog aufgeführt, und ich will sagen, wie ich zu dieser Annahme komme. Mein Agent hat mir diese Sachen geraten. Die Protagonistin solle nicht ausgepeitscht werden zur Strafe, sondern lieber fliehen. Sie müsse auch moralisch unbefleckt sein, dürfe also nicht in Verdacht geraten, eine Hure zu sein und wenn, dann wider Willen.

Die Heldin müsse grundsätzlich „ungebrochen“ sein. Also das Bild der grundsätzlich „starken Frau“, das ich in vielen Historischen Romanen auch bestätigt finde.

 

Eure Antworten sind ermutigend. Am meisten überzeugt mich, dass der Charakter moralisch überzeugend sein müsse und das Ende nicht gar so deprimierend sein sollte, denn das ist für mich selbst auch als Leserin bedrückend.

 

Grüße

Christa

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Mir fällt es oft schwer, meinen Hauptfiguren was Schlimmes anzutun.

Die Nebenfiguren auf fiese Arten zu killen oder zu quälen macht mir gar nichts aus, besonders bei den Bösewichten steche ich die Kerle gerne ab, lasse sie von Schlangen töten, erschießen und langsam zugrunde gehen, etc.

 

Bei den Hauptfiguren darf der Held sich zwar auch mal prügeln und sich dabei die ein oder andere Schramme einfangen, aber normalerweise ist er sehr schnell wieder munter.

Jedenfalls in der Rohform, beim Überarbeiten versuche ich meist schon, ihn etwas mehr in Schwierigkeiten zu bringen.

Bleibende Schäden hat allerdings noch keiner meiner Protas davongetragen, höchstens am Ende gestorben, aber das ist ja dann wieder was anderes.

 

LG

Maren

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Hallo!

Ich habe als Teenager mal ein Buch gelesen, das handelte von einem Jungen, der durch einen Unfall komplett gelähmt ist, taub, blind und stumm dazu. Er konnte nur noch auf taktile Reize reagieren, also durch ein Zucken im Finger, glaub ich, und er konnte riechen. Ich war damals ganz besessen von der dtv pocket Reihe. Nur deshalb hatte ich es gekauft. Es lag sehr lange herum, ehe ich mich heran wagte. Und dann hat es mich nicht mehr losgelassen. Auch ein komplett bewegungsunfähiger Prota kann Stoff für einen Roman bieten - wenn er gut geschrieben ist.

Das Buch: Pierre lebt von Jean Coué, 1979

 

"Bewegte" Grüße von

Yvonne

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Das führt dann zu der Frage, darf man weiblichen Protas weniger zumuten als männlichen?

 

John Eldredge schreibt in seinen Büchern, die Sehnsucht des Mannes sei es, Abenteuer zu bestehen. Die der Frau, einen Mann zu lieben und an seiner Seite Abenteuer zu bestehen. Wenn man das auf Leservorlieben umlegt, dann müsste auch das Maß des Leidens unterschiedlich sein.

 

Sabine

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Ich nochmal. Es ist ganz gut, dass das mal öffentlich besprochen wird, denn ich bin inzwischen schon ganz durcheinander. Beim Schreiben habe ich schon überlegt, ob die Protagonistin Selbstmordgedanken haben darf, wenn sie nachts an einem Kanal in Venedig steht – und habe sie dann gestrichen.

Soll ich das, was der Markt angeblich verlangt, nun alles über den Haufen werfen und einfach nur meine Geschichte schreiben? Mir nur überlegen, ob das Handeln der Personen einem allgemein-menschlichen kategorischen Imperativ entspricht, um mich philosophisch auszudrücken?

 

Christa

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Das führt dann zu der Frage, darf man weiblichen Protas weniger zumuten als männlichen?

 

Nein, wieso?

Nur fällt es mir persönlich leichter, den männlichen Figuren wehzutun als den weiblichen.

Vielleicht, weil ich - bis auf wenige Ausnahmen - meine weiblichen Figuren lieber mag als die männlichen.

 

Allerdings ist es gerade in den historischen Liebesromanen von Johanna Lindsey und co. meist so, dass der Held sich prügelt, angeschossen, ausgepeitscht, etc. wird und die Heldin sich um ihn kümmert.

 

LG

Maren

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Hallo,

 

in diesem Zusammenhang muss ich irgendwie unwillkürlich an George R. R. Martin und sein "Lied von Eis und Feuer" denken. Da werden die Protagonisten nicht nur "beschädigt", sondern sterben auch mal weg. Ich liebe das. Ich liebe es, mich in die Portagonisten zu vergucken, mit ihnen zu leiden und dann den Schmerz zu haben, dass sie eben nicht überleben. Das gefällt.

 

Wenn ein Protagonist also im Laufe einer Geschichte "beschädigt" wird - weil er säuft, weil er mit den Problemen einfach nicht mehr klar kommt und einen Wandel durchmacht, der ihn nicht mehr so korrekt handeln lässt, wie ich es mir normalerweise von einem Protagonisten erhoffe, dann lasse ich das nur zu und lasse es dem Autor durchgehen, wenn er es (a) gut nachvollziehbar macht und ich Verständnis für die Figur habe und wenn die Figur (b) zum Ende doch wieder den Turn kriegt, sich zu ändern. Vielleicht sogar den eigenen Fehler zu erkennen. Ich weiß nicht, versteht mich da jemand? Oder hab ich wieder diesen abstrusen Buchgeschmack, den keiner teilt?

 

Liebe Grüße

Juliane

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Hallo Christa,

 

Mein Agent hat mir diese Sachen geraten. Die Protagonistin solle nicht ausgepeitscht werden zur Strafe, sondern lieber fliehen. Sie müsse auch moralisch unbefleckt sein, dürfe also nicht in Verdacht geraten, eine Hure zu sein und wenn, dann wider Willen.

Die Heldin müsse grundsätzlich [ch8222]ungebrochen[ch8220] sein. Also das Bild der grundsätzlich [ch8222]starken Frau[ch8220], das ich in vielen Historischen Romanen auch bestätigt finde.

 

Ich lese zwar keine historischen Romane, aber wenn ich das mal so sagen darf: ich halte das für absoluten Quatsch. Gerade dadurch, dass die Figur Schwierigkeiten meistert und sich weiterentwickelt, wird sie interessant. Sonst wüsste ich nicht, wie es kommt, dass so viele Menschen gerade 'Die Wanderhure' lesen, deren Heldin ja nun nicht gerade unbefleckt ist ...

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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Hallo allerseits

 

als Leserin langweilen mich ungebrochene Figuren - im Historischen, in der Fantasy, im Krimi. Starke Charaktere und glaubwürdige Entwicklungen sehe ich nur, wenn ein Protagonist auch vom Leben gebeutelt wird. Die Grenze ziehen würde ich an der derselben Stelle wie Daniela - verherrlichte Gewalt als Selbstzweck empfinde ich als problematisch.

 

Und was das Publikum und die weiblichen Protas angeht: Inys Heldinnen erleben z.B. ein gerüttelt Maß an Leiden, und das tut ihrem Erfolg keinerlei Abbruch.

 

Liebe Grüße,

Natalja

P.S.: Hallo Michelle, da hatten wir wohl gleichzeitig einen ähnlichen Gedanken... :)

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Nein, wieso?

 

 

Naja, woran liegt es, dass sich z.B. eine Peitschszene im HR bei männlichen Protas oft findet, bei weiblichen selten (ich wüsste auf Anhieb keine einzige)?

 

Sabine

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Liebe Christa,

 

ja, ich glaube, das muessen wir beide tun, Du wie ich:

Uns irgendwie beruhigen, die Ausseneinschaetzung (siehe Autor als Bittsteller) beiseite schieben und unsere Geschichten erzaehlen. Unsere Figuren tun lassen, was sie ihrer Natur (und unserem erzaehlerischen Konzept) nach eben tun wuerden. Und ihnen widerfahren lassen, was einem Menschen in entsprechender Lage eben widerfaehrt.

Ansonsten erzaehlen wir bald gar nichts mehr, sondern beten, gaenzlich eingeschuechtert, nur noch etwas nach (was besonders "reizvoll" ist, wenn man das, was man nachbetet, wie ich nicht einmal kennt, sondern lediglich mutmasst).

 

Ich muss nicht unbedingt schreiben, was ich selbst lesen wuerde.

Aber ich muss schreiben, was ich mir selbst noch glaube.

 

Noch einmal - herzlichen Dank den erfahrenen Kollegen, die hier so hilfreich ihr Wissen zur Verfuegung stellen.

 

Beschaedigt, aber schadlos gruesst

Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Hi alle,

ich lese ja auch immer fleißig in Christas Blog mit und das mit dem unbeschädigt ist ein Tipp, den ich auch bekommen habe - ganz gegen meine ERwartungen als Leser. Ich mag die Karl May mäßigen Helden, die sich dann in letzter Sekunde rauswringen nicht.

Mir gefällt der Familienvater, der ausrastet und seinen Säugling in den Backofen steckt (nur im Buch natürlich) viel besser.

Das heißt ich schaue lieber Pulp Fiction als Pilcher.

Ich kann aber zB sagen, dass mein geliebtes Eheweib kein Buch lesen möchte, das schlecht ausgeht. Diese Zielgruppe ist vielleicht größer, oder bei den Verlagen wird das zumindest geglaubt.

Rabe

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