Zum Inhalt springen
Charlie

Unbeschaedigte Hauptfigur?

Empfohlene Beiträge

Als Nebenfigur, die den Helden hilft, habe ich in einer Fantasystory eine junge Frau, die aufgrund eines Feuers ein von Narben entstelltes Gesicht hat.

 

Die Bösen haben bei mir fast immer irgendwelche körperlichen Attribute, die wneiger attraktiv sind: Segelohren, Narbengesicht, einer nuschelt, große gelbe Zähne, etc.

Ich hab dann allerdings auch schon zu hören bekommen, dass auch Verbrecher sich mal waschen und pflegen und nicht nur so abgerissen und heruntergekommen herumlaufen ;D

 

Was die Ausscheidungen angeht, also bisher hatten meine Figuren da kein Problem mit, irgendwann sind immer einige Minuten oder Stunden Handlung, die ich nicht beschreibe und da gehen sie dann halt ;)

So sehr lange war auch bei mir noch keiner eingesperrt. Ein Zauberer mit Zauberin zwar mal, aber da war sie ohnmächtig und da er auch schon vorher gelernt hatte, Bedürfnisse wie Hunger, Durst und Schlaf zu unterdrücken, ging ich davon aus, dass er auch alles andere unter Kontrolle hat.

 

LG

Maren

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich bin ein ganz böser Autor und liebe es meine Leser mit einem Hinweis auf die Ausscheidungen, besonders nach einer romantischen Szene, zu schocken.

Mich reizt es auch einen Lahmen, Aussätzigen, Hässlichen zum Helden zu machen. Vielleicht ist das ein Aufbegehren gegen Vorurteile und Erwartungen der Leser. Ich fände es als Leser jedenfalls prima, wenn ich so eine Figur vorgesetzt bekommen. Unbeschädigt, ist unnatürlich und langweilig. Im Namen der Rose, sind mir die Protagonisten zB zu "toll", auch wenn mir das Buch sonst gut gefällt.

 

Über die erotische Ausstrahlung der Figuren habe ich mir nie Gedanken gemacht. Ich bin so unbedarft, immer noch auch im 40+ Club.

Jetzt wo ich darüber nachdenke, stelle ich aber fest, dass die durchaus vorhanden ist, zumindest in meinen Augen und alles eher unterdrückt.

Rabe

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

(Peter_Dobrovka)

Pinkeln, ja, kommt bei mir vor. A-a-Machen auch. Nicht, wenn es Bestandteil des Alltags ist, allerdings. Denn alles Alltägliche ist zu beschreiben unnütz, und man müßte den Autor zu Recht fragen, ob er einen Ausscheidungsfetisch hat, wenn bei ihm die Figuren dauernd ausscheiden.

 

Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich lasse noch mehr so Alltagsdinge weg, Zähneputzen und Haare bürsten wird auch nicht erwähnt und die Männer sind entweder glatt rasiert oder sehen verwegen mit ihren dunklen, durchschimmernden Bartstoppeln aus ;D

 

LG

Maren

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ihr Lieben,

ich hab den Thread und den übers emanzipierte Schreiben, wo es ja auch um Figuren-Definieren geht, gelesen und war ratlos. - Bis heute Nachmittag, auf der Straße, als ein Grundschulkind, Mami, Oma, zwei stumme Männer (Vater und Opa) hinter mir gingen. Das Kind, aggressiv, erzählt mit 120 Phon, dass sie gekocht haben, und was man dazu alles in den Mixer tun muss. Als das die ganze Straße wusste, sagte die Oma leise: Aber wir haben keinen Mixer. Das Kind schreit weiter, was alles reingemixt gehört. Hundert Meter Weg lang. Bis die Mutter ebenso laut schreit: Wir haben aber keinen Mixer! - Die nächsten hundert schrie das Kind mit 150 Phon: Wir haben keinen Mixer! Wir haben keinen Mixer! - Ich bin dann geflohen.

 

Bis dahin habe ich die meisten von euch beneidet, weil Ihr alle die nötigen Zutaten für eure Personen zu haben scheint. Man muss nur das Rezept haben, und der Kuchen wird toll! - Aber habt Ihr auch den Mixer? Werden dann auch lebendige Personen draus?

 

Ich bin immer froh, wenn ich eine Person hinkriege, die lebt, egal wie sie ist. Dafür bin ich ziemlich dankbar. Die Figuren tun dann oft Dinge, die mich ärgern, und manche werden auch so steril wie manche Leute, mit denen man es im realen Leben zu tun hat. Aber in manchen lebt das, was ich als Autor irgendwo als Lebendigsein mitbekommen habe, freilich über die Bande einer fremden Persönlichkeitsrolle (die sich immer irgendwoher einstellt) gespielt. Und das bringt so viel Überraschungen und Möglichkeiten mit sich, dass ich nie so cool planen könnte, ob die Person jetzt beschädigt sein soll oder moralisch gut oder was weiß ich.

 

Apropos, verspätet zur These, die Protas dürften moralisch nicht beschädigt rauskommen. Jedenfalls bei den Krimis der Série Noire (Manchette, Pouy) und bei Izzo (hab die Bücher jetzt nicht greifbar, aber meine z.B. in Izzos Aldebaran) - da muss man den Begriff "moralisch nicht beschädigt" schon sehr ironisch verstehen. Wo doch gezeigt wird, dass die Bullen und die Gangster in der gleichen Scheiße stecken, aus dem gleichen Milieu stammen, und der Prota legt den Gangster um, damit nicht rauskommt, dass er vorher schon einen Unschuldigen gekillt hat. Nicht beschädigt, das heißt da, dass er überlebt, "wie durchs Feuer hindurch", und dabei hat der Bulle wie der Gangster unsere totale Zuwendung, denn sie sind lebendig und kämpfen in ihrer Not darum, das zu bleiben. Mit und ohne Erfolg. - Mag nicht die Regel sein, aber zeigt, dass der Leser in der Figur möglicherweise was anderes sucht als bestimmte "Eigenschaften" oder "Erlebnisse": Stimmigkeit in ihrer Situation, Kohärenz, Authentizität, irgend sowas, mir fehlt der prägnante Begriff dafür...

 

Dabei frage ich mich manchmal, ob Literatur nicht immer was von "Reflexionen aus dem beschädigten Leben" an sich haben muss, damit sie der Leser ernst nehmen kann. Oder ginge das nur bei reiner E-Literatur, was immer das sein soll? FG Phi

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dabei frage ich mich manchmal' date=' ob Literatur nicht immer was von "Reflexionen aus dem beschädigten Leben" an sich haben muss, damit sie der Leser ernst nehmen kann. Oder ginge das nur bei reiner E-Literatur, was immer das sein soll?  FG Phi[/quote']

 

Vielleicht schon, Philipp. Denis Scheck hat heute mal wieder Bücher in die Tonne geklopft und mit Martin Walser über seinen neuesten Gedichtband "Das geschundene Tier" gesprochen. Da ging es offensichtlich um einen Ekel am Zeitgeist. Um Beschädigung. Die belletristischen Bücher wurden zu meinem Leidwesen gar nicht besprochen. Alle in die Tonne geklopft, wahrscheinlich.

 

Für mich sind Bücher nur dann ernstzunehmen, wenn sie, egal ob in der Vergangenheit oder jetzt, etwas vom wirklichen Leben widerspiegeln, und das ist nun mal in den meisten Fällen beschädigt.

Anderes wäre nichts anderes als das, was ich heute auch noch zu sehen bekam:

Die Idole Hitlers, die benutzt wurden, um von Politik und Krieg abzulenken-Rühmann, Marika Rökk, Hans Albers. Brot und Spiele.

 

Für mich sind Verniedlichungen und Verharmlosungen von Figuren und Themen

immer überflüssig. Beschädigte Figuren reißen mich mit, aber sie müssen so dargestellt sein, dass ich es nachvollziehen kann.

 

Grüße

Christa

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...