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Martina

Lieblings-Dialoge

Empfohlene Beiträge

Hallo,

 

kennt ihr das auch, dass ihr das Thema eines Buches mögt, aber bei den Dialogen einschlafen könntet?

 

Wie Andreas an anderer Stelle zitiert hat, sollten unsere Protagonisten doch schlagfertiger, geistreicher, cleverer sein als die kleine Frau von der Straße.

 

"Hallo, Schatz! Du kommst spät!"

"Ja, war heute viel Betrieb im Büro."

"Hast du Hunger?"

"Ja, wie ein Bär. Was gibt es?"

"Ich habe eine neue Pastete ausprobiert. Deckst du rasch noch den Tisch?"

"Ja, Moment, ich ziehe nur noch gerade mein Jackett aus."

"Natürlich, Liebling."

"Und wie war dein Tag?"

 

:s14 :s14 :s14

 

Ich meine, ein solcher Dialog hätte doch nur seine Berechtigung, wenn es, wie im Rosenkrieg, seinen Lieblingshund als Pastete gäbe, oder seht ihr das anders?

 

Ich würde gerne ein paar Dialoge aus euren eigenen oder anderen Büchern lesen, die euch gut gefallen haben. Ich schau mich auch mal um...

 

Liebe Grüße,

 

Tin

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Liebe Tin,

 

so herausgelöst aus der Geschichte kann man schlecht sagen, ob der Dialog langweilig ist. Je nachdem was eben zuvor passiert ist, kann man das Gespräch so, oder so empfinden. Wie du sagst: Wenn ich weiß, dass dieser Dialog nur ein 'Geheimnis' überlagert, der Leser weiß, dass sich großes darunter verbirgt, kann der Dialog durchaus seinen Reiz haben, eben weil er so 'langweilig' rüberkommt.

Er könnte dann sogar cool wirken.

 

Ich verdeutliche mal, was ich meine:

"Hallo, Schatz! Du kommst spät!"

(Der Leser weiß, dass der Schatz zu spät kommt, weil er gerade bei seiner Liebsten war - die aber nicht Zuhause war.)

"Ja, war heute viel Betrieb im Büro."

"Hast du Hunger?"

(Der Leser weiß, was es zum Essen gibt. Die Geliebte eben, des Gatten.)

 

usw.

 

Muss natürlich kein 'ekliges' Hintergrundwissen sein. -)

 

Grüße

Quidam

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Klar, Quid ;-)

 

Es gibt solche Dialoge aber auch zuhauf ohne Hintergrund. Ich frage mich, warum Autoren das tun. Um Seiten zu füllen? Um den Alltag nahe zu bringen?

 

Also, ich schalte immer ab, geistig, wenn die Leute so reden wie abends, wenn es Essen gibt.

 

Ich denke, jeder Dialog sollte intensiv daraufhin überarbeitet werden, ob er Sinn macht: Charakterisiert er eine Person? Bringt er die Handlung weiter?

 

Es muss krachen, auf welcher Gefühlsebene auch immer.

 

Langweilige Dialoge führen wir im Alltag genug. Und wie oft denkt man abends: Shit, dass mir da gegenüber meinem Chef/der zickigen Buchhalterin/ der gelangweilten Brötchenverkäufern nicht eine schlagfertigere Antwort eingefallen ist! Als Autoren haben wir Zeit, viel Zeit, und wir können das letzte bisschen Intellekt zusammenkratzen, auch vier Wochen später noch, um in einem Dialog die Funken sprühen zu lassen.

 

Diese Macht sollte jeder Autor nutzen, finde ich.

 

Liebe Grüße,

 

Tin

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(Steffi (Ronya))

Ich denke, jeder Dialog sollte intensiv daraufhin überarbeitet werden, ob er Sinn macht: Charakterisiert er eine Person? Bringt er die Handlung weiter?

Ich denke, dass ist der entscheidende Punkt! Und darauf sollte man auch achten, beim Schreiben und noch vielmehr beim Überarbeiten.

Gruß Ronya

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Liebe Tin,

 

wenn es also um einen rein gehaltlosen Dialog geht (oder eben um eine überflüssige Passage), nur um die Seiten zu füllen, oder Lebendigkeit vorzutäuschen, dann kann ich dem nichts Positives abgewinnen. Es gibt da für mich nur eins: Das Ganze zu überbrücken, vielleicht etwas humorig - je nachdem ob es zum Stil der Geschichte passt.

 

Als Schatzi nach Hause kam, tauschten sie die üblichen Phrasen aus.

 

Grüße

Quidam

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(Peter_Dobrovka)

Wenn ein Dialog nur unfruchtbares Zeug enthält, versuche ich, ihn in der Erzählform abzuhandeln. Wenn er zur Charakterisierung beiträgt und kurzweilig ist, dann bring ich ihn "live".

 

Da du Beispiele wolltest:

Hier ein längerer Dialog, den ich persönlich mag:

 

„Ach Gott, Friedrich, was hast du denn jetzt wieder angestellt?“ entfuhr es ihm in einem Tonfall, als sei Friedrich ein Zehnjähriger, der beim Fußballspiel seinen Sonntagsanzug ruiniert hatte.

[...]

„Ich habe nichts angestellt“, sagte Friedrich, „aber im Keller sind Pferde, und die haben …“ – er hielt inne, als er merkte, wie schlecht sich das anhörte – „Also, was ich meine: Ich war unten, und dachte zuerst, wir haben Einbrecher, aber … Also, auf jeden Fall habe ich vier Tiere unten im Weinkeller gesehen, es können auch fünf gewesen sein. Keine Ahnung, wie die da hingekommen sein sollen, aber sie waren da und haben mich angestarrt. Und dann sind sie raufgegangen.“

Otto schwieg.

„Du glaubst mir nicht, stimmt’s?“ fragte Friedrich gereizt.

„Nein“, war die knappe Antwort.

„Ich weiß ja selbst, daß es sich verrückt anhört. Ich will auch nicht darauf bestehen, daß es Pferde waren. Aber ich habe etwas gesehen, und das läuft jetzt frei im Haus herum! In deinem eigenen Interesse möchte ich, daß du mir bei der Suche hilfst.“

Um Ottos Mundwinkel bildeten sich tiefe Falten. „Kannst du mir eine plausible Erklärung für dein Aussehen geben?“

„Ja, ich bin über das Vieh gestolpert und dabei in ein Regal gefallen! Es ist dabei eine ziemliche Sauerei entstanden, aber ich bring das wieder in Ordnung, keine Sorge.“

„Das Vieh? Sagtest du nicht gerade, es seien mehrere gewesen?“

„Ja, aber es reicht ja wohl, wenn ich nur über eines von ihnen stolpere, oder?“

„Wie kann man über ein Pferd stolpern?“

„Wenn ich das auch noch sage, glaubst du mir wahrscheinlich erst recht nicht.“

„Wie kann man über ein Pferd stolpern?“ wiederholte Otto.

„Das wirst du ja sehen, wenn wir es finden.“

„Wie kann man über ein Pferd stolpern?“

„Ich sagte doch, vielleicht war es kein Pferd.“

„Ach? Auf einmal?“

 

Manche Dialoge müssen aber nicht sein, im Gegenteil, sie wären einfach nur grausam.

 

Auf halbem Wege begann Otto unvermittelt zu reden: „Heute haben die Franzosen ihren neuen Hochgeschwindigkeitszug eingeweiht. Wir hätten so etwas auch hier in Deutschland haben können – aber nein, auf mich wollte ja niemand hören!“

Friedrich und Eva schwiegen. Dennoch blieb ihnen ein spontaner Vortrag über Eisenbahntechnologie und Verkehrspolitik – von dem sie ohnehin kaum jedes zweite Wort verstanden – nicht erspart.

(Den Leser muß ich ja nicht auch noch damit quälen)

 

Der Mann vom Schlüsseldienst war sichtlich irritiert von dem älteren Ehepaar, das ihn mit antiken Jagdgewehren bewaffnet empfing. Otto log ihm etwas von Einbrechern vor und beauftragte ihn mit dem Auswechseln der Schlösser des Weinkellers und dreier weiterer Türen, die sich nicht verschließen ließen.

(Einem Handwerker einen Auftrag zu geben, ist extrem langweilig.)

 

„Guten Abend, Herr Graf“, grüßte Johann. „Ist die Telefonanlage defekt?“

„Nein, es war lediglich Ihre Haustür näher als ein Hörer. – Wir brauchen Ihre Mithilfe, es gibt ein Problem.“

„Nun, wenn Sie dieses Problem inklusive der Rolle meiner Person darin genauer spezifizieren möchten …?“

Otto spezifizierte.

(Der Leser weiß eh schon, worum es geht, es im Dialog wiederzukäuen wäre strafbar.)

 

Und manchmal straffe ich nur Teile von Dialogen:

„Warum habt ihr so große Öffnungen in eurer Mauer?“ fragte Lesly. Habt ihr keine Angst vor den Flugteufeln?“

„Was sind Flugteufel?“

„Gibt es hier bei euch etwa keine Flugteufel?“

„Ich kann dir das erst sagen, wenn ich weiß, was ein Flugteufel ist. Beschreibe sie mir.“

„Die Flugteufel wohnen im Wald. Nur wenige haben sie gesehen und können berichten. Es sind große häßliche Vögel. Sie können ihre Flügel verstecken und dann sehen sie aus wie Menschen. Sie fressen jeden, der nachts im Wald ist. Deswegen geht nachts auch keiner in den Wald. Am Tag eigentlich auch nicht. Es kam schon vor, daß ein Flugteufel auch am Tag gesehen wurde, das ist nur wenige Jahre her.“

Friedrich versicherte Lesly, daß es in der Umgebung von Burg Grauenfels keine ‚Flugteufel’ oder ähnliches gebe. Lesly wollte dies nicht so recht glauben, doch anders konnte er sich auch nicht das Vorhandensein der Fenster erklären. In Unterhessen gab es keine Fenster. Es gab noch nicht einmal das Wort „Fenster“. Wenn es Fenster gäbe, könnte man ja gleich nachts in den Wald gehen.

„Wo gibt es denn bei euch einen Wald?“ hakte Friedrich nach.

„Der Wald liegt hinter dem Mitrilltor“, war die Antwort. „Ich habe ihn einmal gesehen. Aber es dürfen nur Mitglieder der Garde dorthin.“

(Vielleicht wäre es interessant, aber dann wird der Dialog endlos.)

 

Peter

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Ich bin da völlig deiner Meinung, oft sind die Dialoge völlig nutzlos. Habe grade Nora Roberts Northern Lights gelesen. Nora ist eine amerikanische Bestsellerautorin, schon seit Jahren. Interessanterweise hält sie sich wenig an irgendwelche Regeln. Da werden Personbeschreibungen gegeben, mitten in den Gedanken der Charaktere, die da wirklich nicht reinpassen (eindeutig die Stimme des Autors, die uns schnell ein paar Details untermogeln will), und sie hat Dialoge in speziell diesem Roman, bei denen einem die Fußnägel einschlafen. Zu viele Nebendarsteller, die die Story nicht im geringsten weiterbringen, unterhalten sich im Supermarkt über völlig belangloses Zeugs... usw. Hat mich halb wahnsinnig gemacht! Ich hab dann angefangen solche Stellen quer zu lesen, und hab nix verpasst.

 

Beispiel für eigenen Dialog? Da muss ich erstmal wühlen gehen... hab im Moment keine Zeit dazu, komme aber später drauf zurück.

 

LG

Joy

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(Peter_Dobrovka)

Nun ja, jedem Tierchen sein Plaisierchen. Hatte neulich im Coroner-Forum den Fall, daß die Frage war, wie realistisch Dialoge sein sollten. Ich vertrete ja die Ansicht, daß reale Dialoge endlos und langweilig sind, und brachte einen solchen als abschreckendes Beispiel.

Aber viele fanden das dann spitze, weil so lebensnah.

Argl.

 

Peter

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Also ich vertrete auch die Ansicht, dass Dialoge, wenn sie schon nicht immer spritzig sein können, wenigstens Sinn machen sollten.*g* Bringt er mich nicht weiter, bewegt er nichts, sagt er nichts aus, dann streiche ich ihn.

 

LG

Joy

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(Peter_Dobrovka)

Oh mächtiger Thot, ich flehe dich an: verschiebe dieses Thema nach "Handwerk Schreiben"

http://www.kurzgeschichten.de/vb/images/smilies/huldig.gif

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Okay, hier einer meiner Dialoge aus einem unveröffentlichten MS. Es ist kein "Lieblings-Dialog", aber ich hab ihn trotzdem lieb, weil er wieder mal zeigt wie meine beiden Protagonisten so schön streiten.*g*

Für einen Lieblingsdialog müsste ich mal in meinen Lieblingsbüchern nachlesen. Da würde ich sicherlich bei Diana Gabaldon fündig werden. In meinen eigenen Werken kann ich keine Lieblinge entdecken, ich hab sie alle gleich lieb.*g*

 

 

„Was haben Sie da liegen?“, fragte Max interessiert, der mir gegenüber saß.

 

Ich blickte auf und bemerkte James’ Blick. Wie stets reagierte mein Körper mit einer sanften Woge angenehm pulsierender Gefühle auf ihn. Ich räusperte mich und senkte den Blick.

 

„Das ist eine Abschrift des Tempeltextes. Ich fand zwei Sätze, die nicht zu der dargestellten Geschichte passen.“

 

Max legte sein Besteck beiseite und versuchte über den Tisch meine Aufzeichnungen zu lesen.

 

„Wo genau?“, wollte er wissen. Ich reichte ihm das fragliche Papier.

 

James und er steckten die Köpfe zusammen und betrachteten es sich lange. Dann lehnte sich James lächelnd zurück, verschränkte die Finger über seinem Bauch und schien das Statement von Max abwarten zu wollen, bevor er einen seiner üblichen Kommentare abgab. Allein sein Gesichtsausdruck wandelte meine angenehmen Gefühle in Ärger um.

 

Max ließ das Blatt sinken. „Das stand einfach zwischen den anderen Texten? Ohne Bezug?“

 

Ich bejahte mit einem Kopfnicken und suchte in meinem Salat nach einem weiteren Stück Tomate, die in diesem Land viel aromatischer schmeckten als alle in Deutschland erhältlichen und mich längst süchtig gemacht hatten.

 

Max las die Sätze langsam vor, als hoffe er die Erkenntnis würde so schneller über ihn kommen.

„Wir beobachten euch. Wir kommen wieder.“

 

James’ Schweigen verhieß nichts Gutes, doch mich interessierte inzwischen brennend was er dazu zu sagen hatte, selbst auf die Gefahr hin es könne mir nicht gefallen. Schließlich grinste er und ließ uns doch noch seine geschätzte Meinung wissen.

 

„Das muss bei der Übersetzung gelitten haben.“

 

Ich holte tief Luft um nicht zu explodieren.

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Hallo  Tin, auch wenn ich hier neu bin, möchte ich auch etwas zu dem Thema sagen oder Beispiel geben, da ich viel mit  Dialogen arbeite.

 

Mein Beispiel :

Hanna lag schon im Bett, als das Telefon klingelte. ,,Wer mag denn das noch sein, der mich anruft um diese Zeit?’’ – fragte sich Hanna. Halbzwölfuhr in der Nacht. - Na ja, wird sich wieder mal eine verwählt haben und wenn ich dann den Hörer in der Hand habe einmal mehr den Spruch hören: ,,Ist da das Restaurant Sternen? Nein? Endschuldigung, dann habe ich mich verwählt.’’ – Hanne kannte  das. Schon oft erhielt sie solche Anrufe, mitten in der Nacht. –

,,Jonas hier'' – hörte Hanna eine Stimme sagen. - ,,Ich bin soeben nach Hause gekommen und wollte deine Stimme hören. Dir erzählen, wie es mir ergangen ist, im Urlaub.'' - ,,Jonas, weißt du, wie spät es ist? Ich  habe mich gerade ins Bett gelegt und wollte schlafen.'' - ,,Darf ich mich gleich dazu legen? Das wäre schön, jetzt mit dir zu kuschel. Soll ich mich ins Auto setzen und zu dir fahren?'' - ,,Das kann doch nicht dein ernst sein. Kommst aus Kapstadt zurück und willst gleich zu mir fahren, mitten in der Nacht. Ich denke du lässt das besser und schläfst in deinem eigenen Bett.'' - ,,Aber Hanna, darf ich nicht kommen?''- ,, Bestimmt nicht um diese Zeit. Bis du hier bist, vergehen nochmals zwei Stunden. Schlafe dich aus und wir sehen weiter. Morgen ist auch noch ein Tag und es folgen noch viele weitere Tage, wo du zu mir kommen kannst, wenn es ich dir so wichtig bin.'' - ,,Nicht heute? Ich würde so gerne unter deine Decke schlüpfen und deine Wärme spüren.''- ,,Jonas, vergiss es! Leg dich ins warme Bad und lass dich vom Wasser wärmen. Oder brauchst du eher eine kalte Dusche, um deine Gedanken zu kühlen?'' ....

"Das Haus der schönen Dinge" - Knaur TB Mai 2017 - Die Geschichte einer (fiktiven) jüdischen Kaufhausdynastie in München zwischen Prinzregentenzeit und 1938

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