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(TT)

Schreiben mit Kalkül

Empfohlene Beiträge

Hi Thomas,

 

Der Begriff Kalkül' date=' so wie er in dieser Diskussion verwendet wurde, war eindeutig negativ belegt und das regt mich auf. Nur dagegen richtete sich mein Widerspruch. [/quote']

 

Ja, vollkommene und absolute Zustimmung! Ich hatte das auch so verstanden, wollte das aber auch noch mal unterstreichen :)

 

Liebe Grüße Tom

www.thomas-finn.de

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Marco, du hast geschrieben, dass du so einen "aufgebauten" Erfolg als Buch nicht kennst und ich schrieb, dass es die durchaus auch als Buch gibt.

Irgendwie haben wir erhebliche Kommunikationsprobleme.

 

Jepp! Weil du, meiner Ansicht nach, etwas falsch siehst. Bzw. die Begriffe "aufbauen" und "dranhängen" nicht so verwendest, wie ich.

 

Was ich sagte, war: Bücher, die einen "Garantierten Erfolg" versprechen, sind immer an bereits erfolgreiche (und nur durch "Zufall" zum Erfolg gewordene) Phänomene drangehängt.

 

Wenn ein Star ein Buch schreibt, wird es ein Erfolg werden, weil der Star ein Star ist, der Star wurde aber nicht extra zum Star gemacht, damit er ein Buch schreiben kann, das dann zum Bestseller wird, darum gilt das Buch nicht als aufgebaut, sondern als an den Erfolg des Stars angehängt.

 

Wenn ein anderes Buch durch Zufall ein Bestseller wird, und ein weiteres Buch in die gleiche Kerbe haut, und dann ein Erfolg wird, so nur, weil es sich an den Erfolg des ersten Buches dranhängt. Es gilt aber nicht als aufgebaut, weil der erste Bestseller ja nicht extra zum Bestseller "gemacht" wurde, damit das zweite Buch ein Bestseller wird.

 

Wenn eine Naturkatastrophe halb Europa vernichtet, würde ein Buch zu dem Thema zum Erfolg werden, aber auch nur, weil es sich an das Seitenphänomen der, öhm, "erfolgreichen" Naturkatastrophe anhängt, aber die Naturkatastrophe wurde ja nicht extra ausgelöst, damit das Buch ein Bestseller wird.

 

D a r u m: Bücher, die mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Bestseller werden, werden ein Bestseller, weil sie sich an den Erfolg/die Popularität/die Aktualität eines Seitenphänomens anhängen, aber diese Seitenphänomene wurden nicht erschaffen, damit das Buch ein Bestseller wird. Darum sind mir keine "aufgebauten" Bucherfolge bekannt.

 

Im Gegensatz dazu die Castingshows: Alexander Klaws und die No Angels wurden nur zu Platin-Garanten, weil ihre Popularität mit den davorlaufenden Fernsehserien aufgebaut wurde. Andernfalls wären sie weder bekannt, noch ein Erfolgsgarant geworden. Sie haben sich ja nicht an ein Seitenphänomen drangehängt.

 

D a s hatte ich gesagt, deshalb war ich ein wenig verwundert, als du genau das gleiche nochmal meintest... :)

 

Lieben Gruß,

Marco!

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@Thomas: Dass es Tausend andere erfolgversprechendere Methoden gibt, weiß allerdings längst nicht jeder. Ein großer Teil der Bevölkerung glaubt immer noch, man müsse einfach nur ein "gutes" Buch schreiben und schon sei man ein gemachter Mann bzw. Frau  :s19

 

Dieser Irrglaube begegnet mir jedenfalls immer wieder bei Leuten, die noch nicht mit der realen Verlagswelt in Berührung gekommen sind.

 

Liebe Grüße

 

Daniela

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Thomas,

 

ich finde du hast das schön auf den Punkt gebracht. Sein Handwerk verstehen - das kann man sehr gut auf andere Branche übertragen, auf Menschen, die Luxusartikel herstellen zum Beispiel. Da gibt es einen Schuhmacher, der nur exklusives handgemachtes verkauft, aber nicht aus Kalkül damit die Reichen abzuzocken, sondern weil es seit Generationen in dieser Qualität von seiner Familie so gemacht wurde und er das weiterführt. Dass heute Könige und Stars zu seinen Kunden gehören hat sein Großvater damals sicher nicht kalkuliert. Der hat einfach Schuhe gemacht!

Und so sehen das doch die meisten Autoren auch. Ein gewisses Einkalkulieren der Zielgruppe, okay, das machen wir sicher fast alle. Aber so wie das hier gemeint ist, schreiben als Kalkül, das bezweifle ich, eben grade anhand des Schwarms. Weil der, wie Stefan schon ausgeführt hat, überhaupt keine "Regeln" einhält und viele bricht.

 

LG

Joy

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Hallo zusammen,

 

das Problem an der Diskussion ist das Wort Kalkül. Alle Autoren, die sich mit dem Handwerk Schreiben beschäftigen, und somit auch wissen, was ihre Leser erwarten, was sie mögen oder nicht mögen, welche Wirkung ein handwerkliches Mittel hat, müssten sich mit dem Vorwurf Kalkül beschäftigen.

Für mich ist es ein Zeichen von Professionalität sich mit diesem Thema intensiv zu beschäftigen. Zudem müssen die meisten Autoren Kompromisse schließen, um ihre Texte zu veröffentlichen, mal mehr, mal weniger- wobei das mit dem Erfolg abnimmt.

 

Vielleicht ist Kalkül auch die Steigerung, also aus welchen Gründen das Thema ausgewählt wurde, und wie weit der Autor sich stilistisch zurücknimmt, um möglichst erfolgreich zu sein.

Aber die meisten Autoren beschäftigen sich mit der Relevanz eines Themas, und ob es die Leser interessieren könnte. Und viele Autoren nehmen sich stilistisch zurück, um z.B. Verlagsanforderungen für bestimmte Genres zu erfüllen oder um das Tempo im Text zu variieren, bzw. sich an den Zielgruppen zu orientieren (und nicht daran vorbei zu schreiben). Das gehört ebenfalls zur Professionalität. Genau wie es professionell sein kann davon auch abzuweichen.

 

Also kann Kalkül nur sein, wenn ein Roman sich an die Kundschaft eines Bestsellers richtet, und nach Abfassen dieses Bestsellers geschrieben wurde und gezielt stilistische und erzählerische Eigenheiten übernimmt.

Und hier kommen wir zu Balzacs Tintensklaven. Die Kunst ernährt nicht körperlich, aber die meisten Autoren brauchen neben der Nahrung für den Geist auch durchaus auch etwas für den Körper. Also ist es letztlich auch vollkommen legitim so zu arbeiten, wenn auch etwas weniger künstlerisch.

 

Dementsprechend sehe ich "Schreiben mit Kalkül" nicht als Vorwurf, ich würde das Gegenteil eher beleidigend finden:"Schreiben ohne Ahnung".

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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(Peter_Dobrovka)

Vom Thema abweichende Antworten wurden in [link=http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1171387132/#]dieses Thema verschoben.[/link]

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Mal ehrlich, schreibt nicht jeder Profi auf gewisse Weise mit Kalkül?

 

Ich hoffe zwar, daß ich meinen Job gut mache, aber ich bediene doch ganz bewußt ein bestimmtes Genre und benutze dafür ein durch ungeschriebene Gesetze vorgegebenes Schema. Außerdem sind das Problem die Agenturen und Verlage, die Geld verdienen wollen (und welcher Autor will oder muß das nicht eigentlich auch?). Nischenprodukte sind heute schwer unterzubringen. Ich kann aber trotz eines Stoffes, der sich am Geschmack des Lektorats, des Vertreters und des Buchhändlers orientiert (denn diese Leute entscheiden zunächst einmal, was dem Leser zu gefallen hat) und deshalb nach einem bestimmten Vorbild funktioniert, auch einen verdammt guten Roman schreiben. Masse bedeutet ja nicht zwangsläufig "keine Klasse".

 

PR kann alles bewirken. Das seht Ihr am "Schwarm" und natürlich auch an Dan Brown. Kleine Pointe für die "Älteren unter uns": Droemer gab seinerzeit für den "Medicus" einen Werbeetat von fünf Millionen D-Mark (2,5 Millionen Euro) aus! Und noch etwas: Hera Lind wurde vor allem deshalb so populär, weil sie im Fernsehen präsent war und ihre Romane verfilmt worden sind; ihre Verkaufszahlen gingen massiv nach unten, als ihre Eigenwerbung negativ ankam, an ihren Büchern hatte sich zu diesem Zeitpunkt nichts verändert.

 

Trotzdem gibt es Welterfolge, die sich anfangs ausschließlich über Mundpropaganda verkauften. Rosamunde Pilcher ist so ein Fall und - man lese uns staune - Harry Potter.

 

Es gibt also noch Hoffnung für uns arme Autorenseelen, die den Verlagen keine wahnsinnigen Werbeetats wert sind :D

 

In diesem Sinne viele Grüße

Micaela

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PR kann alles bewirken. Das seht Ihr am "Schwarm" und natürlich auch an Dan Brown. Kleine Pointe für die "Älteren unter uns": Droemer gab seinerzeit für den "Medicus" einen Werbeetat von fünf Millionen D-Mark (2,5 Millionen Euro) aus! Und noch etwas: Hera Lind wurde vor allem deshalb so populär, weil sie im Fernsehen präsent war und ihre Romane verfilmt worden sind; ihre Verkaufszahlen gingen massiv nach unten, als ihre Eigenwerbung negativ ankam, an ihren Büchern hatte sich zu diesem Zeitpunkt nichts verändert.

Hallo Micaela,

da gibt's aber Heerscharen von Gegenbeispielen. Große Etats für PR können ja auch soooo floppen! Ich erinnere mich an eine extrem teure Lizenz, die ein großer Verlag mit allen Vorschusslorbeeren eingekauft und massivst beworben hat. Das Buch floppte wie nur was. Und das ist nicht das einzige.

Nein, PR kann kurzfristig anschubsen. Wenn dann nicht andere Kriterien greifen, war sie ein Schuss in den Ofen.

Und diese Kriterien sind: Qualität, Empfehlungen, Nerv der Leser, Trend u.a.

Übrigens ging es mit Hera Lind genau da bergab, wo sie im Fernsehen selbst den Mund aufmachte (und nicht mehr nur die Filme wirkten)...

 

Ich halte also Kalkül im Sinne von Thomas' Beschreibung aus Autorensicht für sinnvoller.

 

Schöne Grüße,

Petra

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"Es gibt kein "Kalkül" beim Schreiben.Ein Buch mit über tausend Seiten zu schreiben und nicht mit Liebe und Hingabe bei der Sache zu sein, ist schlichtweg unmöglich."

 

Ich denke schon, daß man ein Buch mit Hinblick darauf schreiben kann, möglichst viele Trends, Erwartungshaltungen und aktuelle Klischees zu befriedigen, also nicht nur gutes Handwerk zu liefern, sondern alle Voraussetzungen zu schaffen, das Buch möglichst oft zu verkaufen. Beim Film ist das gang und gäbe, also warum sollte es beim Schreiben nicht so sein? Leute wie Hohlbein versuchen das ja andauernd.

 

Ob dabei die "Liebe" bei der Strecke bleibt, kann wohl nur der Autor entscheiden, und es ist natürlich auch richtig, daß reine Massenwirksamkeit und Trendbefriedigung allein noch kein Erfolgsgarant ist, ebenso wenig wie eine teure Werbekampagne - beides steigert die Chancen aber doch ungemein.

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