Zum Inhalt springen
(TT)

Schreiben mit Kalkül

Empfohlene Beiträge

Liebe Freunde,

 

in einem Thread auf SF-Fan.de (Link ungültig) (Link ungültig) hat sich gerade ein recht interessanter Disput entsponnen, den ich hier auch mal zur Diskussion stellen möchte. Auslöser war der Roman "Der Schwarm" von Frank Schätzing. Einer der Teilnehmer sagte (Zitat):

 

"Was mich ärgert, ist das Kalkül, mit dem das Buch entworfen und auf den Markt gebracht wurde. Natürlich haben Verlag und Autor aus wirtschaftlicher Sicht alles richtig gemacht, aber ich mag nun einmal keine Bücher, die so offensichtlich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Lesepublikums hin geschrieben sind. Ich hänge der altmodischen Ansicht nach, daß man ein Buch oder eine Geschichte um seiner/ihrer selbst willen schreiben sollte, ohne dabei auf ein bestimmtes Publikum zu schielen. "Der Schwarm" ist das Gegenteil, ein Retorten-Ökothriller, bei dem alle Aspekte des Creative Writing, der Populärwissenschaft (nicht zu schwierig) und des Zielgruppen-Marketings berücksichtigt wurden."

 

Ein anderer sagte: "In der heutigen Zeit sind wahrscheinlich große kommerzielle Erfolge fast garnicht anders möglich."

 

Worauf ich antwortete:

"Es gibt kein "Kalkül" beim Schreiben.Ein Buch mit über tausend Seiten zu schreiben und nicht mit Liebe und Hingabe bei der Sache zu sein, ist schlichtweg unmöglich."

Und dann weiter unten:

"Kalkül" kommt ja von kalkulieren, also berechnen. Ich bin sehr skeptisch, ob man ein Buch mit Berechnung schreiben kann. Gewiss, man kann bestimmte Regeln befolgen, bestimmte Gestaltungselemente berücksichtigen und bestimmte "genretypischen" Anforderungen einhalten, als da sind: Spannungsbogen, überraschende Auflösung, leichte Lesbarkeit, Einbau von Konfliktsituationen, Entwicklung der Charaktere, usw. - aber ist das schon "Kalkül"? Kann man das nicht einfach auch mit "Handwerk" umschreiben?"

 

Erwiederung: "Ich glaube, mit einem Werbeetat von 200.000 EUR kann man jedes, auch das fragwürdigste Buch, zu einem Bestseller machen."

 

Interessante Diskussion, oder?

Wollte ich euch nicht vorenthalten. ;)

 

Gruß,

Thomas

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo TT,

 

ich schließe mich deiner Meinung spontan erstmal an.

 

Abgesehen davon, dass man durchaus (z.B. bei den Vorgaben des Auftragsschreibens) ein Buch nach Rezept "herstellen" kann, sah mir dieses nicht danach aus. Es entspricht am Ende (wer stirbt, wer überlebt) nicht dem klassisch Erwarteten. Ich denke mal, das hat sich für den Autor einfach als "passend" so ergeben, und er hat da nicht ans Zielpublikum gedacht.

 

Grundsätzlich aber möchte ich wie gesagt nicht ausschließen, dass Schreiben mit Kalkül stattfindet (siehe Auftragsarbeiten).

 

LG

Joy

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Thomas!

 

Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass sich mit einem strammen Werbe-Etat und offensivem Marketing jede Menge reißen lässt. Aus Mist Gold zu machen klappt aber nur ein Mal, denke ich. Wenn ich auf die Werbung reingefallen bin und das Buch Käse ist, kaufe ich von dem Autoren jedenfalls nichts mehr. Ich glaube aber auch, dass sich so ein Produkt auf das Marketing abstimmen lässt, und es gibt sicherlich Möglichkeit, sich mit einem auf Markterkenntnisse abgestimmten Buch, entsprechender Bewerbung und Medienpower dahinter in das Mittelfeld zu begeben. Beststeller lassen sich so von vornherein nicht planen. Da stecken zu viele Unwägbarkeiten drin. Dan Brown ist da ein besseres Beispiel als Schätzing, finde ich, denn dessen Bücher kommen mir schon arg getrimmt und an Paramatern des Breitengeschmacks orientiert vor. Sie sind Popcorn. Gut gemacht wie ein 08/15 Hollywoodfilm, auf Erfolg programmiert, werden marketingkonform verwurstet - da fallen mir auch noch verschiedene Preston/Childes und Michael-Chrichton-Bücher ein. Und der Da Vinci Code ist das beste Beispiel dafür, wie sich ein eher mittelmäßiges Buch künstlich zum Welterfolg pushen lässt. Dennoch glaube ich auch hier: Wenn die Stimmung in der Gesellschaft nicht gerade besonders empfänglich für das Thema gewesen wäre, hätte das so gut nicht geklappt. Und ich glaube auch: Ein Autor wird sich mittelfristig nicht durchsetzen, wenn seine Geschichten langweilig sind und er schlecht schreibt.

 

Gruß, Sven

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo alle zusammen,

 

Ich bin mir nicht sicher, ob ich richtig verstanden habe, was ihr unter "Schreiben mit Kalkül" versteht.

Denn ich denke, man schreibt immer mit Kalkül. Ein Märchen für Kinder wird kaum von einem "Hoare-Kalkül" oder "Byzantinischen Konses" handeln. Man schreibt es für ein gewisses Publikum, das eine bestimmte Sprache und manchmal eine bestimmte Handlungsart erwartet.

Und natürlich möchte man so viele Leser wie möglich mit dem Roman ansprechen.

(Den Schwarm habe ich nicht gelesen, deshalb kann ich dazu nix sagen)

 

Liebe Grüße,

Olga

 

P.S. @ Joy auch von dir habe ich schon eine Menge Tipps bekommen, was man besser machen kann und wie man die Leser besser anspricht. Die Tipps befolge ich auch gern.

Ja, ich schreibe mit Kalkül ;)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn ich auf die Werbung reingefallen bin und das Buch Käse ist, kaufe ich von dem Autoren jedenfalls nichts mehr.

 

Man unterschätze nicht die Mundpropaganda, bzw. amazon-Kritiken und das Internet an sich. Wenn die Werbung Schwindel war, spricht sich das blitzschnell herum und das Buch bleibt liegen.

 

Zur eigentlichen Frage: Ich denke jeder, der schreibt, wird Thomas recht geben, denn Schreiben mit Kalkül ist freudlos, trocken und unsexy. Vorausgesetzt, man schafft es überhaupt - denn immerhin braucht man trotz aller Rechnerei eine Idee. Ich denke, selbst klonen ist gar nicht so einfach, wie man es sich vorstellt.

Wenn es um Schätzing geht, bin ich immer ein wenig wie der Blinde, der über Farbe redet, denn ich hab ihn immer noch nicht gelesen. Trotzdem würde ich wagen zu behaupten, dass er sich nicht 1000 Seiten "abgequält" hätte. Es muss ihm Spaß gemacht haben und das ist m.E nur möglich, wenn die Geschichte ihn begeistert hat.

Kann sich hier jemand vorstellen, 1000 Seiten von einer Story zu produzieren, die ihn anödet? Nein, da geh ich lieber ans Fließband und schraube Gurkengläser zu.

 

Liebe Grüße

Ursula

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es gibt von einigen Verlagen die deprimierende Antwort, dass selbst große und kostspielige Marketingmaßnahmen keinen besonderen Erfolg haben.

Noch immer gilt die Mund-zu-Mund-Propaganda als das beste Methode, einen Roman durchzusetzen.

Es hilft letztlich nicht viel, zwei Wochen auf der Liste zu stehen und dann wieder im Untergrund zu verschwinden. Und selbst Frau Heidenreich erreicht nur einen momentanen Hype bei den Büchern, die sie empfiehlt. Wie wenig wird dann eine Anzeigenkampagne oder lokal begrenzte Veranstaltungen nutzen.

Ich habe beispielsweise noch nie ein Buch gekauft, weil es mir in einer Anzeige in der Tageszeitung präsentiert wurde. Aber wenn mir ein Bekannter empfiehlt: lies mal dies oder das, dann werde ich neugierig.

 

Richtig ist bestimmt, dass ein Erfolg sich einstellt, wenn einem Thema in der Allgemeinheit gerade eine gewisse Aufmerksamkeit geschenkt wird, was Schätzing kühl genutzt hat.

 

Aber einen Namen aufbauen, sich einen Ruf bei den Lesern zu erwerben - das führt langfristig eher zum Erfolg, verlangt aber nachhaltiges Arbeiten.

 

Richtig ist ganz sicher auch, dass "Kalkül" für alle die, die sich als Ziel gesetzt haben, vom Schreiben zu leben, notwendig ist. Wenn die Butter auf dem Brot fehlt, greift man auch zur Auftragsarbeit.

 

Nur wenige, glaube ich, können von den Werken, in die ihr Herzblut getropft ist, existieren. Aber unmöglich ist nichts.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Denn ich denke, man schreibt immer mit Kalkül. Man schreibt es für ein gewisses Publikum...

 

Ehrlich? Ist das so?

Also ich habe keinen blassen Schimmer, wer meine Bücher kauft (abgesehen von mir selbst: Ich schreibe das, was ich selbst am liebsten lese ;D).

Z.Z. lese ich übrigens gerne mal wieder "Das Lesen und das Schreiben" von Stephen King, der auch eine explizite Meinung zu dem Thema hat. Er sagt: "Nicht der Autor sucht sich das Thema, sondern das Thema den Autor". Laut King ist es unmöglich über etwas zu schreiben, das man nicht vollkommen verinnerlicht hat. (D.h. man kann schon, man wird nur niemals erfolgreich damit sein, weil man beim Leser damit nicht durchkommt).

Herrlich fand ich: "Sie sind Klempner und lesen gerne Science Fiction? Dann schreiben Sie über einen Klempner auf einem Raumschiff."

Seine Maxime heißt "Glaubwürdigkeit". Unschwer zu erraten, dass ich voll und ganz hinter seiner Aussage stehe. ;)

 

Gruß,

Thomas

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Thomas,

 

abgesehen von mir selbst: Ich schreibe das, was ich selbst am liebsten lese

Aber genau das ist es, was ich meine. Es ist schon ein gewisses Kalkül drin, oder? Es ist also ein Publikum, das ungefähr deinen Lesegeschmack hat.

 

Also versuchst du so gut wie möglich zu schreiben, damit du so viele Leser wie möglich aus dieser Gruppe mitnimmst, oder?

 

Liebe Grüße,

Olga

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber genau das ist es, was ich meine. Es ist schon ein gewisses Kalkül drin, oder?

 

Aber das ist doch keine Entscheidung des Verstandes. Kalkül hieße ja zu kalkulieren, zu "berechnen".

Schreiben ist bei mir in erster Linie eine Sache des Gefühls, des Bauches. Besonders, wenn es darum geht, worüber ich schreibe. Die Story will geschrieben werden, ob mir das nun passt oder nicht. Das ist ein ureigener Instinkt. Dagegen kann man jämmerlicher Verstand wenig ausrichten. ;)

 

Gruß,

Thomas

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Deshalb war ich mir nicht sicher, was man unter dem Kalkül in diesem Zusammenhang versteht. Ok, Themen suchen meist den Autor aus.

Aber in kleineren Sachen treffe ich schon gewisse Entscheidungen (Perspektive, oder wenn ich denke, dass eine Szene etwas später wirkungsvoller rüberkommen wird usw.)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zum Thema "Bücher/Kalkül" fallen mir spontan Crichtons "Vergessene Welt" und "Hannibal" von Thomas Harris ein. Bei beiden Romanen hatte ich durchweg das Gefühl, lieblos gefüllte Seiten zu lesen, deren Existenz einzig der Verfilmung wegen zu verdanken ist.

 

 

Aber das ist doch keine Entscheidung des Verstandes. Kalkül hieße ja zu kalkulieren, zu "berechnen".

...

 

Thomas, angenommen, du hättest nach "Medusa" deine Liebe zum Nackenbeißer entdeckt, wärst aber vom Verlag aus vor die Wahl gestellt: "Okay, Thiemeyer, den Nackenbeißer bringen wir. Vorher hätten wir aber gerne noch einen Roman in Richtung Medusa von dir." Hättest du abgelehnt?

 

 

 

Gruß,

koldir

 

:)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Thomas' date=' angenommen, du hättest nach "Medusa" deine Liebe zum Nackenbeißer entdeckt, wärst aber vom Verlag aus vor die Wahl gestellt: "Okay, Thiemeyer, den Nackenbeißer bringen wir. Vorher hätten wir aber gerne noch einen Roman in Richtung Medusa von dir." Hättest du abgelehnt?[/quote']

 

Was bitte ist ein Nackenbeißer? Ein Vampirroman?

 

Man hat sofort nach dem Erfolg von Medusa den Wunsch an mich heran getragen, einen Nachfolgeroman zu schreiben. Ich habe damals abgelehnt mit der Begründung, dass ich erst eine Fortsetzung schreibe, wenn mir eine eigenständige, tragfähige Idee einfallen würde. (Und zwar genau wegen der obengenannten schlechten Beispiele).

Das könne schnell, langsam oder niemals geschehen. Dass es jetzt doch geschehen ist, liegt einzig und allein an der Tatsache, dass ich diese Idee gefunden habe und sie sich vom Original so weit unterscheidet, dass sie als eigenständiges Buch taugt.

Bei allen meinen Romanen lege ich größten Wert auf Veränderung, bzw. Steigerung. Ich muss mich selbst überraschen können. Wenn ich das Gefühl habe, "kalkulieren" zu müssen, höre ich lieber auf. Dann macht's keinen Spaß mehr.

 

Gruß,

Thomas

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich gestehe, dass ich sehr kalkuliert schreibe.

 

Würde ich das nicht tun, könnte ich mir jedwede Hoffnung auf eine jemalige Veröffentlichung abschminken, weil das, was ich schreiben würde, nur für mich lesbar wäre. Dann würde ich nämlich so experimentell schreiben, dass es nicht gerne gelesen wird. Ich erinnere an die Erste Version des Romananfangs, die ich hier vor knapp 2 Jahren mal eingestellt habe.

 

Ich mache mir große und sehr, sehr viele Gedanken darum, was 'Der Leser' gerne lesen möchte, was er erwartet, was ihm leicht fällt zu lesen, und was ihm schwer fällt. Ich möchte nämlich sehr gerne gekauft und gelesen werden.

 

Die Kunst, an der ich mich dann versuche ist, das, was ich eigentlich gerne schreiben oder erzählen möchte, so in das, was ich denke, was 'der Leser' gerne lesen möchte, einzubetten, dass wir beide, Autor und Leser, befriedigt werden. (Viele Kommata...)

 

Ob mir das gelingt, ist eine ganz andere Frage. Aber ich versuche immer, meine Kruden Ideen, Ansprüche und meinen Hang zur Avantgarde möglichst marktorientiert und 'leserfreundlich' zu verpacken. Und da finde ich auch nichts schlimmes dran.

 

Mag die Geschichte mich suchen und finden, aber noch bin ich das Alphatier, und die Geschichte hat, wenn sie dämlich genug, zu mir zu kommen, gefälligst auch das zu machen, was ich von ihr verlange!

 

Geschichtendompteur,

Marco!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Z.Z. lese ich übrigens gerne mal wieder "Das Lesen und das Schreiben" von Stephen King, der auch eine explizite Meinung zu dem Thema hat. Er sagt: "Nicht der Autor sucht sich das Thema, sondern das Thema den Autor". Laut King ist es unmöglich über etwas zu schreiben, das man nicht vollkommen verinnerlicht hat. (D.h. man kann schon, man wird nur niemals erfolgreich damit sein, weil man beim Leser damit nicht durchkommt).

 

Ich denke, da hat King recht. Übrigens behaupten zahlreiche andere auch, von Sol Stein bis Andreas Eschbach.

 

Natürlich kann man Auftrag schreiben. Aber auch da muss es passen, sonst wird es nichts besonderes. Wer Western hasst, wird wohl kaum ein bemerkenswertes Pferdeoper-Auftragswerk vollbringen. Das Gegenteil glaube ich erst, wenn ich Petras Nackenbeißer sehe, der zum Bestseller aller Liebesromane wurde ;-).

 

Herrlich fand ich: "Sie sind Klempner und lesen gerne Science Fiction? Dann schreiben Sie über einen Klempner auf einem Raumschiff."

Seine Maxime heißt "Glaubwürdigkeit". Unschwer zu erraten, dass ich voll und ganz hinter seiner Aussage stehe. ;)

<grins> Und die Beschreibung, wie man eine Geschichte "ausgräbt", erst mal den Schutt beiseite räumen muss. Anfänglich war ich da erst skeptisch, aber es hat sich so oft bewiesen, dass er da recht hat.

 

Hans Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Thomas!

 

Ich habe das Wort hier auch neulich erst gelernt: Nackenbeißer sind diese romantischen Schmuseromane namens "Flammende Herzen", "Inferno der Leidenschaft", wo der Graf auf Schloß Alzheim die Magd zärtlich in den Nacken beißt und sie flüstert: "Oh. Beiß mich in den Nacken du Tiger", und er antwortet: "Ja, ich beiß dir in den Nacken, du Stück", worauf beide dann in irgendwas versinken. Umarmungen, Küssen, Leidenschaft, weißen Laken und sowas. War das richtig?

 

Gruß, Sven

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@hpr: FÖRM-CHEN!!! :s23;D:s10

 

denn Schreiben mit Kalkül ist freudlos' date=' trocken und unsexy.[/quote']

Einfach wunderschön formuliert!

Ich bin ja "nebenbei" Kalkül... äh Auftragsarbeiterin. Ich kann das, auf Bestellung, nach Briefing, ich schreib auch Gebrauchsanleitungen für spinatfressende Zentauren, wenn es sein muss. ABER: das ist wie Hausaufgabenmachen und Nachsitzen gleichzeitig. Man arbeitet ab, bastelt Handwerk und rechnet sich aus, ob das Schmerzensgeld, äh der Stundenlohn passt. Ich muss mich zwingen, für manche Texte an die Tastatur zu sitzen. Und mir ein wenig künstlich Freude schaffen... ach guck doch mal... das ist doch ein niedliches Thema...

 

Das kann man in Maßen und ab und zu mal machen, indem man sich sagt, man müsse in der Zeit wenigstens nicht putzen gehen.

Ob man das mit Romanen machen kann, mag ich bezweifeln... zumindest kann man dann irgendwann nicht mehr kreativ welche schaffen. Und wie bereits erwähnt, wäre der Erfolg ja auch unsicher wie beim Roulette.

 

Ich behaupte mal frech, auch kalkulierte Auftragsarbeiten kann man auf die Dauer nur gut, mit Chance (!) auf Erfolg und Spaß beim Schreiben erstellen, wenn man da "sein Ding" bedienen kann. Sonst schreibt man sich tot und leer...

Und dann sind sie halt nimmer kalkuliert, sondern kommen von Herzen.

 

Schöne Grüße,

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich behaupte mal frech, auch kalkulierte Auftragsarbeiten kann man auf die Dauer nur gut, mit Chance (!) auf Erfolg und Spaß beim Schreiben erstellen, wenn man da "sein Ding" bedienen kann. Sonst schreibt man sich tot und leer...

 

Auch wenn ich reines Zustimmen auf Foren eigentlich nicht schätze, muss ich mich hier doch Petra anschließen, weil sie genau meine Meinung ausdrückt.

 

Christoph

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

... Nachfolgeprojekte von Bestsellern sind oft sehr kalkuliert, man kann schließlich an etwas anknüpfen und möchte den selben Erfolg wiederholen. Ich denke daran, wie etwa Florian Illies sein Erfolgsbuch "Generation Golf" mit zwei Büchern ähnlichen Titels und Inhalts in bescheidener Weise variiert hat; auch Schätzings derzeitiger Sachbuchbestseller ist kalkuliert auf den Markt geworfen; hätte er das Buch auch geschrieben, wenn "Der Schwarm" sich nicht gut verkauft hätte? (Bücher von Prominenten sind meistens eine einzige Kalkulation)

 

Ähnliches kann man noch häufiger in der Belletristik beobachten. Bestseller werden variiert und erinnen oft schon im Titel und das völlig zu Recht an das ursprüngliche Original.

 

herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

da scheiden sich Kritiker und Autoren!

 

Diese Anschlusswerke, oft entlarvend schnell auf den Markt geworden, fallen nicht selten ab, auch weil das Thema dann doch schon fast ausgereizt ist. Für Kritiker ein Ärgernis.

 

Aus der Sicht der Autoren ist solche nachgeschobene Ware aber durchaus sinnvoll. Der Buchmarkt ist ein labiles Geschäft, wenn man sich einmal nach Vorne geschrieben hat, will man zu Recht die Gunst der Stunde nutzen - es kommen ja wieder dürre Jahre, ein Schriftstellerleben ist lang und die eigene Phantasie in der Regel kein Fass ohne Boden...

 

Herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es ist doch aber schon Kalkül, wenn der Lektor einem sagt: "Machen Sie mal aus dem Protagonisten ne Frau und bauen Sie noch einen schwulen Friseur ein, sonst nehmen wir's nicht" und man nachgibt, oder? :p

Ich glaube schon, dass viele Bücher maßgefertigt und kalkuliert sind, gerade was so im Unterhaltungs-Taschenbuch-Lesen und Vergessen-Sektor rumschwirrt. Solche Schablonen (Alle 50 Seiten Sex oder Schießereien) basieren ja auch auf einem gewissen Kalkül und entstehen nicht immer organisch aus der Geschichte (okay, die besseren Bücher modeln die Geschichte dann so um, dass es passt). Sogar Plot-Konstruktionen mit unerwarteten Wendungen basieren auf dem Kalkül : Wenn ich dem Leser jetzt keine Spannung biete, springt er ab.

 

Gruß

Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es ist doch aber schon Kalkül' date=' wenn der Lektor einem sagt: "Machen Sie mal aus dem Protagonisten ne Frau und bauen Sie noch einen schwulen Friseur ein, sonst nehmen wir's nicht" und man nachgibt, oder? :p[/quote']

Das gibt es zu Hauf, glaube ich. Aber ein Kalkül: Ich schreib jetzt Vatikanthriller, weil die gehen (obwohl ich Thriller hasse) ist was anderes als: Ich schreib meinen Vatikanthriller um und der Papst hat einen schwulen Friseur, mit dem er ein Verhältnis hat.

 

Verlage arbeiten natürlich mit solchen Kalküls. Wobei ich mich immer mehr frage, wieweit/wielange das geht. "me too"-Strategien haben ja, so behaupten Marketing Experten, den großen Nachteil, dass du nur noch über den Preis punkten kannst und leicht austauschbar wirst. Trotzdem lieben Verlage diese "me too"-Strategie und fürchten eigene Profile.

 

Hans Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nachtrag:

Ich glaube schon, dass viele Bücher maßgefertigt und kalkuliert sind, gerade was so im Unterhaltungs-Taschenbuch-Lesen und Vergessen-Sektor rumschwirrt.

Auch das setzt aber ein Vorbild voraus, meist ein erfolgreicher Bestseller. Dann kannst du das gleiche bringen.

 

Tolkien war kein Kalkül. Verlage, die Tolkien Klone bringen, arbeiten mit Kalkül. Aber die meisten Autoren, die sowas schreiben, nicht. Die sind Überzeugungstäter und glauben wirklich an ihre Werke. Ich glaube auch nicht, dass Dan Brown mit Kalkül geschrieben hat, mit dem Hintergedanken: Sowas wird sich verkaufen.

 

Sogar Plot-Konstruktionen mit unerwarteten Wendungen basieren auf dem Kalkül : Wenn ich dem Leser jetzt keine Spannung biete, springt er ab.

Nicht notwendigerweise. Vielleicht auch die Frage: Fehlt da was? Sprich, die Stelle ohne Spannung hat vielleicht deshalb keine, weil sie einfach Klischee und überflüssig ist?

Natürlich könnte man das auch Kalkül nennen. Aber dann wäre jede Überarbeitung Kalkül und selbst eine Rechtschreibekorrektur Kalkül, weil du weißt, sonst werden sie dich auslachen ;-).

 

Hans Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

auch Schätzings derzeitiger Sachbuchbestseller ist kalkuliert auf den Markt geworfen; hätte er das Buch auch geschrieben' date=' wenn "Der Schwarm" sich nicht gut verkauft hätte?[/quote']

 

Wie ich das verstanden habe, besteht der Nachfolger aus Material, das er im Schwarm nicht mehr einbauen konnte. Folglich lautet die Antwort ganz klar: Nein!

Andererseits hat er auch kaum zusätzliche Arbeit damit gehabt.

Ich hätte das auch gemacht, zumal sich die beiden Werke deutlich voneinander unterscheiden.

 

Gruß,

Thomas

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...