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(TT)

Das Leben und das Schreiben - Stephen King

Empfohlene Beiträge

Unglaublich aber wahr. Tatsächlich habe ich zu diesem Buch noch keine Besprechung gefunden.

Also werde ich mich mal ans Werk machen.

 

Ein eher ungewöhnlicher Stephen King, der hier sehr persönlich über sein Leben spricht: über "das neblige Land der Kindheit", das viele seiner Bücher inspiriert hat, über die große Liebe zu seiner Frau Tabitha und zu seinen inzwischen schon erwachsenen Kindern, über seinen schweren Unfall, der vor einigen Jahren passierte. Und natürlich schreibt Stephen King über das Schreiben, seine große Leidenschaft.

 

Soweit die kurze Zusammenfassung. Genaugenommen sind es ja zwei Bücher, die vermutlich nur deshalb zu einem zusammengefasst wurden, da beide recht kurz sind. Aber in der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze.

 

Ich habe "Das Leben und das Schreiben" in die Finger bekommen, als ich mich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigte, Schriftsteller zu werden. Damals traf ich mich regelmäßig mit Leuten wie Michael Marrak, Andreas Eschbach und Rainer Wekwerth - alles gestandenen Autoren. Alle hatten sich das Teil gekauft, alle diskutierten darüber, also auch ich.;)

 

Um es gleich vorweg zu nehmen: So sehr ich den autobiographischen Teil genoss, so fremd war mir der zweite. Zwar mochte ich auch ihn - er ist gut geschrieben und unterhaltsam - aber ich fand die Theorien, die King da zum Besten gibt, doch sehr gewagt. Schreiben ohne Handlungsgerüst? Geschichten, deren Ablauf sich allein aus den Protagonisten heraus ergibt? Themen, die sich den Autoren aussuchen? Nicht etwa umgekehrt?

Ein Scherz, oder?

Kein Zweifel, King meint es ernst.

Ich erinnere mich, dass ich damals wie vor den Kopf gestoßen war. Für einen Mann, der als einer der erfolgreichste Schriftsteller aller Zeiten gilt, schien mir das ziemlicher Unsinn zu sein. Da hielt ich mich doch lieber an all die Freys und Steins, die klipp und klar sagten, wo es langgeht. Ich stellte "Das Leben und das Schreiben" weg und ließ es einen Dornröschenschlaf halten - bis vor wenigen Tagen.

 

Aus Mangel an lesenswertem Stoff zog ich es mal wieder heraus und begann darin herumzuschmökern. Und siehe da: Auf einmal verstand ich, was da stand, konnte nachvollziehen was - und vor allem wie er es gemeint hat. Und ich stellte fest: Das Buch ist eine Goldgrube. Offenbar eines jener Bücher, die sich erst auf den zweiten Blick wirklich erschließen. Bücher, die man erst lesen sollte, wenn man als Schriftsteller eine gewisse Reife und Sicherheit gewonnen hat.

Mein Fazit: Für einen Anfänger ist "Das Leben und das Schreiben" ein Rätsel, für einen Profi eine Offenbarung.

 

Gruß,

Thomas

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Hallo Thomas,

 

wirklich seltsam, dass dieses Buch noch nicht hier vorgestellt wurde. Sehr gut, dass du das jetzt nachgeholt hast.

Allerdings muss ich sagen, dass ich "Das Leben und das Schreiben" schon als grüner Anfänger toll fand. Viele von Kings Thesen über das Schreiben eines Romans mögen unglaublich klingen, aber das ist ein Stück weit wohl auch dem Umstand geschuldet, dass King gerne an an den Legenden über seine Person mitwirkt. (Obwohl manches sicher auch zutrifft.)

Ich schaue immer wieder gerne hinein.

 

Christoph

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Hallo,

 

danke für die Buchvorstellung, das war wirklich mal an der Zeit. Für mich als eingefleischten King-Fan war das Buch gleich bei Erscheinen ein Muss. In meinen Augen ist es, das Schreiben betreffend, eines der erhellendsten Werke überhaupt. Ich habe es bestimmt schon drei Mal gelesen, und weitere Male werden folgen.

 

LG,

eva v.

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Interessant. Ich fand das Buch zwar auch gut, aber als einen "Augenöffner" empfand ich es nicht. Tatsächlich erschienen mir die Thesen in dem Buch eher allgemeiner Natur zu sein, Dinge, die ich schon zu einem großen Teil woanders gelesen hatte.

Nun frage ich mich ernsthaft, ob ich etwas verpasst habe, oder ob meine Arbeitsweise einfach Stephen Kings in manchen Punkten gleicht (wenn es doch mehr wäre als nur die Arbeitsweise ... !), die bei anderen eben anders sind.

 

Auf jeden Fall werde ich den zweiten Teil nun noch mal lesen, in Angst vor Frevel und Selbstüberschätzung meinerseits ...

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Ich bin kein großer Fan von Schreibratgebern, die ich deshalb bisher auch nur sporadisch in der Hand hatte. Dieses Buch las ich jedoch einfach aus Vergnügen, genauso wie ich Kings Vorworte bei seinen Kurzgeschichten-Büchern jedes Mal genoss. Als "Augenöffner" empfand ich es insofern, dass ich mehr Verständnis für King und seine Geschichten bekam, dass ich das Gefühl hatte, die Autorenstimme hinter den Büchern plötzlich wie einen guten Kumpel zu kennen. Meine eigene Art zu schreiben hat es zwar kaum beeinflusst, doch meinen Horizont ein Stück erweitert.

Allen, die Kings Bücher mögen, kann ich dieses Buch uneingeschränkt ans Herz legen. Wer nie eine seiner Geschichten gelesen hat, dafür aber viele allgemein gehaltene Schreibratgeber, wird sich wahrscheinlich eher weniger für sein sehr subjektiv geschildertes Leben und Schreiben interessieren.  

Liebe Grüße chrissi

Bei Droemer Knaur im März 2012:  Mondherz &&Meine neue Website

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Hoi allerseits!

 

Ich bin dem Buch gegenüber noch immer etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite sind da lehrreiche Bilder drinne, die ich seitdem nicht mehr vergessen habe (Adverbien sind wie Löwenzahn, wenn man eines stehen lässt, ist in kürzerster Zeit die ganze Wiese überwuchert ;D ), aber auf der anderen Seite sind da schon ein paar Hinweise zu finden, die einen lernwilligen Jungautor arg verunsichern können, wenn man sie zu absolut nimmt. Eine Geschichte nicht planen, nicht länger als ein paar Monate dran schreiben, usw. Dadurch erkennt man aber auch, wo Kings entspannte Storyaufbauten herkommen und seine doch oft recht abrupten Schlussauflösungen...

Wie gesagt, wenn er seinen Standpunkt nicht so sehr als "Idealweg" gepriesen hätte, wäre ich richtig begeistert von. So lese ichs halt immer wieder gerne und ziehe das für mich raus, was man als "Nichtdrauflosschreiber" halt so rausziehen kann ;)

 

Ciao!

Alf.

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Hallo,

 

als Riesenfan von Stephen King habe ich das Buch mit Begeisterung gelesen, es erklärt manches ... dass er z.B. Tommyknockers so stoned geschrieben hat, dass er sich an den Schreibprozess kaum erinnert (oder kam das nicht in dem Buch?). Tommyknockers ist auch noch eins von meinen Lieblingsbüchern. Klar, absolute Wahrheit gibt es nicht beim Schreibprozess, jeder muss "seins" finden. Bei seinen sehr schrägen Ideen wundert es mich nicht, dass die aus der Brodelkammer kommen und nicht aus der Plotmaschine.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Hai,

 

ist auch schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe. Für mich als eingefleischten King-Fan war es der Beweis, dass der Mann auch über einen Bu im Hain (poetisch für Furz im Wald) schreiben kann und es fesselt die Leser ...  ;D

 

Seine Theorien zum Schreiben sind interessant, sicher nicht für jeden gültig und vor allem für Anfänger mit Vorsicht zu genießen. Was mich betrifft - Schreiben aus dem Bauch macht Spaß, Schreiben nach genauem Gerüst ist Arbeit. Wobei Gerüst und Gerüst auch unterschiedlich ausfallen können: Kapitelplanung versus rotem Faden - wann hat was zu passieren.

 

Für mich macht es einen Teil des Charmes von Kings Geschichten aus, dass man merkt, dass er sie nicht geplant, sondern *einfach* geschrieben hat - ist ein Teil der Magie. Mich stören auch die gelegentlichen Deus ex machina Auflösungen nicht. Bei King gilt für mich "Der Weg ist das Ziel".

 

@ Susanne: ich müsste nachschlagen, aber ich glaube es ging um "The running man", das er innerhalb von 78 Stunden völlig stoned geschrieben hat. Als ich das Buch seinerzeit gelesen habe, empfand ich es als enorm dicht mit einem unglaublichen Sog. Nicht zu vergleichen mit dem stumpfsinnigen Schwarzenegger-Film.

 

LG Fran

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Als "Schreibratgeber" habe ich aus dem Buch - ehrlich gesagt - wenig mitgenommen. Aber es hat mich beruhigt, dass er - genau wie ich - nicht so viel plotted und die Sache eher laufen lässt. In einem Bereicht (neben der Tatsache, dass ich weder Alki noch Bestsellerautor bin ;)) bin ich ganz unterschiedlich. Er hat, glaube ich, geschrieben, dass die überarbeitete Fassung - Urfassung minus 10 % sei.

Bei mir ist das eher umgekehrt, weil ich mich bei der Urfassung eher kurz fasse.

Rabe

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Als Fan von Stephen-King-Filmen habe ich dieses Buch vor Jahren schon gelesen, und es hat einen Ehrenplatz in meinem Buchregal. Neben Frey hat es mich als damals absolute Anfängerin dazu ermutigt, einen Roman zu schreiben, der dann auch veröffentlicht wurde.

 

Ich fand die Einblicke in sein Leben total spannend. Eine Maxime, die er aufgestellt hat, ist mir nie aus dem Gedächtnis gegangen: wenn man ein „Fossil“ findet, also eine Idee, soll man sie hegen und pflegen und weiterentwickeln. Und dass damit das gemeint ist: die Geschichte kommt zum Autor“, war mir damals schon klar.

 

Grüße

Christa

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Natürlich sind einige von Kings Thesen eher gewagt, vor allem wohl für die typisch deutsche, buchhalterisch exakte Schreiberseele. Dass die Geschichten sich den Autoren aussuchen, dass die Plots von den Charakteren bestimmt werden - sowas zu behaupten kann sich wohl nur ein bereits erfolgreicher Schriftsteller wie King erlauben. Und offenbar kokettiert er hier mit seinen Fähigkeiten, schreibt dieses Buch auch für ein Publikum das nicht vom Fach ist.

Er romantisiert die Tätigkeit des Schreibens. Das sollte man beim Lesen dieses Buches nicht vergessen. Ich habe es trotzdem genossen, denn seine Ansichten - und mögen sie noch so unrealistisch sein - decken sich großenteils mit den meinen.

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Dieses Buch steht auf dem winzigen Regal über meinem Schreibtisch - und während ich alle anderen Schreibratgeber, die ich je gelesen habe, später nicht mehr aufgeschlagen habe, auch wenn ich sie ganz nützlich fand, habe ich "Das Leben und das Schreiben" mehrmals gelesen und stöbere heute noch immer mal wieder gern darin herum.

 

Ich mag Stephen Kings Art Geschichten zu erzählen (auch wenn ich nicht alle seine Bücher gelungen finde) und ich bewundere vor allem, wie er es immer in kürzester Zeit schafft, mir seine Figuren nahezubringen. Um zu verstehen, wie er das schafft, war und ist dieses Buch für mich tatsächlich eine Offenbarung. Es hat mir geholfen, mich intensiver auf meine eigenen Figuren einzulassen und mein Gespür/ meine Technik fürs "Geschichten ausgraben" verfeinert. Ich kann es allen, die King mögen, nur empfehlen! Ob es jemandem was bringt, der King nicht mag, weiß ich nicht. Aber amüsant zu lesen ist es allemal! :)

 

Liebe Grüße,

Claudi

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Kings "Wie ich schreibe? Einen Satz nach dem anderen" verdanke ich es maßgeblich, daß ich meinen ersten Roman schrieb. Heute sehe ich das zwar etwas differenzierter, aber für einen motivierten Teenager war es die richtige Hilfestellung. Meine Deutschlehrerin, die der Ansicht war, man müsse erst schulhefteweise Konzept und Gerüst ausarbeiten, war dagegen ein Spaßkiller.

 

Viel zu viele Anfänger machen heute meineserachtens den Fehler, sich der Kritik der anonymen Massen auszusetzen, bevor sie überhaupt ihre eigenen Erfahrungen gesammelt haben. Mindestens einen grauenhaften Roman geschrieben zu haben gehört für mich zu den unabdingbaren rites de passages, die ein Autor durchlaufen haben sollte, bevor er sich Gedanken über das "wie" macht.

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Nachdem hier und überall ja so von dem Buch geschwärmt wurde, hab ichs mir jetzt auch endlich mal reingezogen.

 

Und hab mir dann auch gleich die englische Fassung, "On Writing", gegeben. (An TT sei hiermit kurz gesagt, dass es keine zwei zusammengefassten Bücher sind, sondern tatsächlich eines, so wie es geplant war. Sacht ER jedenfalls... Lediglich der letzte Teil über seinen Unfall wirkt noch sehr "drangepappt")

 

Ich muss dazu sagen: Ich mag King. Ich vergöttere ihn nicht, wie viele, halte ihn aber für einen guten Schriftsteller und seine Werke (Jedenfalls die ab "Gerald's Game") für äußerst unterhaltsam.

Aber bis heute hat sich nicht gelegt, dass ich an Kings Vor- und Nachwörtern, die zu seinen Romanen gehören wie das Salz auf die Pommes, immer mehr Vergnügen und mehr Freude hatte, als an den Geschichten dazwischen, von daher ist "On Writing" für mich einer meiner Lieblingskings: 250 Seiten nur Kings legendäre Vor- und Nachwort-Anekdoten. Wort für Wort unterhaltsam, und manchmal nachdenklich stimmend.

 

Als Schreibratgeber hingegen halte ich das Werk für minderwertig. Seine sprachlichen Tipps, etwa die Adverbien betreffend, sind allesamt auf die englische Sprache bezogen, wie er selbst nicht müde wird zu betonen. Das macht sie für den deutschen Sprachraum nicht nutzlos - nur weniger relevant.

Und seine Schreibtipps und Empfehlungen klingen mir aus seinem Mund zu dogmatisch. Man darf dies nicht, man darf das nicht, man muss so, man kann nur so, wenn man nicht so macht, wird alles Mist.

 

Aber: zumindest eines muss ich "Stevie" zu Gute halten. Hinter all seinen Tipps erkenne ich eine Nachricht, die er seinen Lesern zukommen lassen will:

Schreiben ist Spaß, es ist fun, eine Liebe, eine Beschäftigung, keine Architektur, die man mit verbissen zwischen die Lippen geklemmter Zunge durchprügeln muss. Ich glaube, King versucht, an das Kind in den Autoren zu appelieren. An die Jugendlichen, die aus dem Kino kamen, und auf dem Dachboden wild drauflosgetippt haben, und einfach eine Geschichte erfunden und geschrieben haben, ohne das ganze zu zerdenken!!!

 

Und DAS ist eine Nachricht, die ich mag, und der ich mich anschließen kann. Die mich darüber hat nachdenken lassen, ob ich vielleicht betroffen bin. Und Stevies Tipps einfach mal anzunehmen, und wild drauf los zu schreiben. Im Moment bin ich gespannt, was daraus wird - auf jeden Fall bringt es einen Heidenspaß.

 

Und dafür, dass er mal wieder das Kind in mir an die Tastatur gelassen hat, das einfach nur wild draufloserzählt, bin ich ihm tatsächlich dankbar,

 

Und für die netten Anekdoten, die mir die Zeit bis zu seinem nächsten Vorwort versüßen. :)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Danke, Marco!

 

Nein, das meine ich überhaupt nicht ironisch.

Ich bin Dir wirklich dankbar, daß Deine Zusammenfassung mir diese Lektüre erspart hat - viele Stunden, in denen ich schreiben kann..... :D

 

Gruß

Jan

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Tja,

 

ich muss sagen: vor allem hab ich gelernt, die Finger von Schreibratgebern zu lassen. Denn obwohl ich die Sache mit den Adverbien eigentlich doof fand (auch wenn mich einige Beispiele überzeugt haben) schaffe ich es einfach nicht mehr, zu meinen Adverbien zu stehen!!! Jeder Satz entsteht unter dem Adverbien-Damokles-Schwert und - rappzapp - kommt es regelmäßig herniedergeschossen und schneidet mir ein Adverb raus. Oder zwei. Und ich frage mich: Ist das noch meine Schreibe?

 

Ich gebe zu, dem ein oder anderen Satz tut das Schwert sicher gut. Aber allein die Tatsache, dass es da oben hängt, verunsichert mich und das kostet so viel Zeit.

 

Wenn ich mir nun vorstelle, ich würde reihenweise Schreibratgeber inhalieren und mir damit ein Kabinett an Schwertern über meinen Laptop hängen - ich könnte keine Silbe mehr zu Papier bringen.

 

Insofern habe auch ich eine wichtige Lektion von King gelernt!

 

Ruth

 

P.S.

Keiner, der auf Schreibratgeber hört oder schwört, braucht mir jetzt den Kopf zu waschen! Ich bewundere es, wenn man es schafft, zu ekennen, aus welchen Passagen man Nutzen ziehen kann und aus welchen eher nicht. Ich habe nur gemerkt, dass es mich in die sofortige und totale Verunsicherung stürzt und ich mühsam wieder erspüren muss, was denn eigentlich ursprünglich "meins" war.

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Hallo Ruth,

 

schaffe ich es einfach nicht mehr' date=' zu meinen Adverbien zu stehen!!! Jeder Satz entsteht unter dem Adverbien-Damokles-Schwert und - rappzapp - kommt es regelmäßig herniedergeschossen und schneidet mir ein Adverb raus. Oder zwei.[/quote']

da sprichst du was ganz wesentliches an, was alle kennen, die schreiben (zumindest die Schreiber, die ich kenne) und das betrifft nicht nur Schreibratgeber: den Inneren Zensor, der das Damokles Schwert schwingt.

 

Irgendwann lernt man, dass das eigene Schreiben Fehler enthält, die man besser vermeidet. Ob Adverbien, endlose Infodumps oder was auch immer. Und egal, wo man das gelernt hat - in Schreibratgebern, Diskussionsgruppen, Foren wie Montsegur etc. - dieser innere Zensor ist ein höchst lästiger Geselle beim Schreiben. Du hast Ideen, schreibst fröhlich drauflos, schon kreischt er los: "Adverbien! Und dieser Kitsch! Wen wird das interessieren! Du machst dich lächerlich!" und wenn er erfolg hat, bleibt das Blatt leer und du fängst an, die Wohnung zu putzen.

 

Das gibt es nicht nur beim Schreiben, das ist überall so. Sobald man anfängt, seine Ideen zu bewerten, steht der innere Zensor auf und kreischt los und tötet jede Kreativität. Die Idee ist ein Baby, klein, scheißt in die Hose und "Das ist kein Mensch! Das ist eine Mißgeburt" schreit dieser Zensor. Gibt keinen besseren Kreativitätskiller als den inneren Zensor. Andererseits ist er ja nützlich, etwa bei der Überarbeitung. Da sollen einem ja die Mängel der Idee auffallen, damit man sie beseitigen kann.

 

Schon vor vierzig Jahren empfahl das Brainstorming jede Entwicklung in zwei Phasen zu trennen. Ideenfindung, da ist jede Kritik untersagt. Und später die Phase, in dem man die Ideen sortiert, untersucht, welche ist nützlich, welche nicht. Beim Schreiben: Das erste Schreiben (möglichst ohne Zensor, den schickt man ins Cafe, damit er Zeitung liest und dort die Druckfehler anstreichen kann) und die Überarbeitung (Hallo Zensor, sie können zurückkommen. Sie werden gebraucht). Er kommt zurück, kein Problem. Das Problem steckt am Anfang: Wie kann man ihn überreden ins Cafe zu gehen?

 

Leicht zu sagen: In der Phase der Ideenfindung ist Kritik untersagt. Leider hat dieses Kerlchen keinen Knopf zum Abschalten. Wie implantiert man einen solchen?

 

Gibt es zum "inneren Zensor" hier schon einen Thread? Ich wüßte nicht. Aber ich bin sicher, nicht nur Ruth und ich kennen das Problem.

 

Hans Peter

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Tja, man muss eben die linke Gehirnhälfte ausschalten beim Schreiben. Also öfter mal eine reine Speedwriting-Übung, am besten in Kleinschreibung, dass man gar nicht aufpassen muss.

Gut zum Lockern sind auch Morgenseiten, sofort nach dem Aufwachen, ohne die Nachrichten im Radio zu hören dabei. Das schaffe ich nicht unter der Woche leider, da Wecker noch früher als 5 vor 6 stellen, wenn man gegen halb1 ins Bett kommt, ist nicht ...

 

Beim Schreiben selbst mache ich mir gar keine Gedanken über diese ganzen Regeln, ich tauche ein und bin weg. Die Regeln dürfen beim Überarbeiten wieder aus dem Schrank kommen, in den sie gesperrt wurden. Gut, das Überarbeiten dauert dann länger. Aber ich blockiere mich nicht selbst.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Aber: zumindest eines muss ich "Stevie" zu Gute halten. Hinter all seinen Tipps erkenne ich eine Nachricht, die er seinen Lesern zukommen lassen will:

Schreiben ist Spaß, es ist fun, eine Liebe, eine Beschäftigung, keine Architektur, die man mit verbissen zwischen die Lippen geklemmter Zunge durchprügeln muss. Ich glaube, King versucht, an das Kind in den Autoren zu appelieren. An die Jugendlichen, die aus dem Kino kamen, und auf dem Dachboden wild drauflosgetippt haben, und einfach eine Geschichte erfunden und geschrieben haben, ohne das ganze zu zerdenken!!!

Lieben Gruß,

Marco! :s17

 

Danke Marko. Das Kind in mir jubelt und schreit: "Wo verdammt nochmal ist die nächste Schreibmaschine, wo der staubige Dachboden, in den ich mich zurückziehen und einfach drauflos hämmern kann?"

 

lg/Peter

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Kurzer Hinweis nochmal für alle die auf dem Treffen in Oberursel waren:

 

Dies ist ist das Buch, aus dem ich zur Begrüßung vorlas.

 

Man muss kein Fan der Bücher von Stephen King sein, um dieses Buch zu schätzen. Großartig, eine ganz heiße Empfehlung von mir, und eines der wenigen Bücher, die ich mehrfach gelesen habe.

 

Gruß,

 

Andreas

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