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Quidam

Spannungskiller?

Empfohlene Beiträge

(Peter_Dobrovka)
Man sollte nicht vergessen' date=' daß eine der spannendsten Spannungsformen der Suspense ist, wo der Leser/Zuschauer mehr weiß als der ahnungslose Prota[/quote']

 

Ich persönlich würde Suspense absolut nicht als Vorausdeutung bezeichnen.

Hat das wer verlangt?

 

Dass du weißt, dass hinter der Tür der Mörder mit dem Messer steht, der Mann der nach Hause kommt aber nicht, heisst ja nicht, dass du weißt, was passieren wird.

 

Mag jetzt wieder Definitionsfrage sein, aber eine Vorausdeutung bedeutet für mich eine klare Ansage, was passieren WIRD, nicht was passieren KÖNNTE.

Eine Vorausdeutung ist ganz klar nur eine Deutung und keine Prophezeihung.

Aber das sind Definitionsfragen, um die es mir gar nicht geht. Im Kern der Sache sagen wir beide das Gleiche: Solange man nur soviel verrät, daß durch die Beantwortung der offenen Frage eine noch spannendere Frage aufgeworfen wird, erzeugt das Verraten Spannung, anstatt sie aufzulösen.

 

Peter

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Ganz einfach: Weil dem Leser dadurch klar gemacht wird, dass etwas passieren wird. Er wird in eine bestimmte Erwartungshaltung gedrängt. Wenn er liest, ohne solche Vorausdeutungen, dann ist es eher eine ungewisse Erwartungshaltung. Gut möglich also, dass dann garnichts passiert.

Kannst ja ins Vorwort schreiben: Lieber Leser, glauben Sie mir, es passiert was. :)

 

Oft sind doch diese Vorausdeutungen ein Zeichen dafür, dass der Autor glaubt, eine Spannungs-Durststrecke überbrücken zu müssen. In Freys Romanratgeber wird das Vorausdeuten auch genau so eingeführt.

Es gibt einen Hänger in der Spannungskurve (Irgendjemand kauft ein), um das zu korrigieren, wird eine Vorrausdeutung eingefügt (Als er das billige Seil kaufte, wusste er noch nicht, dass er gerade dabei war, den Fehler seines Lebens zu begehen).

 

Das ist so diese amerikanische Schule. In einem Spannungsroman muß IMMER Spannung sein. Oder zumindest an jedem Kapitelende, sonst könnte es nämlich passieren, dass der doofe Leser am Kapitelende (immer die Gefahr) nicht weiter liest, sondern das Buch zuschlägt, um vielleicht erst morgen weiterzulesen.

Das ist ja auch diese komische Geschichte, dass Leute glauben, ein Buch wäre nur dann gut, wenn man es möglichst schnell liest (Woah, das Buch ist so toll, ich hab's in zwei Tagen durchgelesen). Ehm, worauf wollte ich hinaus?

Ach ja, in der Praxis sind Vorausdeutungen oft ein billiges Mittel, um Spannung zu erzeugen. Auch -und gerade dann- wenn die Handlung nun eben keine Spannung hergibt. Schönes Beispiel wieder: Dan Brown "Sakrileg". Der Professor rennt durch dieses Technologie-Zentrum und es ist gerade ein Spannungs-Tief, weil erst noch Figuren eingeführt werden müssen, diese Geschichte mit der Anti-Materie muß bequatscht werden, usw. usf.

Was passiert also? Lässt Dan Brown das Kapitel so stehen? Nein, denn er baut dann so eine Vorausdeutung an (irgendwas mit "ahnte nicht, dass ihm diese Information später noch das Leben retten sollte), um auch ja noch in die letzte dunkle Ecke des Romans Spannung zu bringen. Ob es die Szene nun hergibt oder nicht.

Deshalb: Wenn die Szene sich für eine Vorrausdeutung anbietet, quasi aufdrängt, dann ist es bestimmt okay -wenn es selten eingesetzt wird-, aber die Vorrausdeutung als letzter Ausweg, um einer Szene mit dem Holzhammer Spannung einzuprügeln, ist wirklich unschön.

 

 

Gruß

Peter

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(Peter_Dobrovka)

Ganz einfach: Weil dem Leser dadurch klar gemacht wird, dass etwas passieren wird. Er wird in eine bestimmte Erwartungshaltung gedrängt. Wenn er liest, ohne solche Vorausdeutungen, dann ist es eher eine ungewisse Erwartungshaltung. Gut möglich also, dass dann garnichts passiert.

Kannst ja ins Vorwort schreiben: Lieber Leser, glauben Sie mir, es passiert was. :)

So dumm, wie sich das im ersten Moment anhört, ist das gar nicht.

Allerdings ist es ziemlich gräßlich, wenn dieses Versprechen dann nicht eingelöst wird.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie Quidam mir immer wieder versicherte, es würde in seinem Buch noch zu jeder Menge Drama/Action/Spannung kommen. Was dann auch zutraf, gottseidank. Aber was, wenn er das nicht getan hätte? Also ich kann nicht unbedingt garantieren, daß ich an der Leserunde teilgenommen hätte, das muß ich schon zugeben.

 

Oft sind doch diese Vorausdeutungen ein Zeichen dafür, dass der Autor glaubt, eine Spannungs-Durststrecke überbrücken zu müssen. In Freys Romanratgeber wird das Vorausdeuten auch genau so eingeführt.

Es gibt einen Hänger in der Spannungskurve (Irgendjemand kauft ein), um das zu korrigieren, wird eine Vorrausdeutung eingefügt (Als er das billige Seil kaufte, wusste er noch nicht, dass er gerade dabei war, den Fehler seines Lebens zu begehen).

Klingt plausibel.

 

Ach ja, in der Praxis sind Vorausdeutungen oft ein billiges Mittel, um Spannung zu erzeugen. Auch -und gerade dann- wenn die Handlung nun eben keine Spannung hergibt. Schönes Beispiel wieder: Dan Brown "Sakrileg". Der Professor rennt durch dieses Technologie-Zentrum und es ist gerade ein Spannungs-Tief, weil erst noch Figuren eingeführt werden müssen, diese Geschichte mit der Anti-Materie muß bequatscht werden, usw. usf.

Was passiert also? Lässt Dan Brown das Kapitel so stehen? Nein, denn er baut dann so eine Vorausdeutung an (irgendwas mit "ahnte nicht, dass ihm diese Information später noch das Leben retten sollte), um auch ja noch in die letzte dunkle Ecke des Romans Spannung zu bringen. Ob es die Szene nun hergibt oder nicht.

Das könnte stimmen. Aber auch billige Mittel sind billige Mittel (man beachte das Wortspiel), wenn sie funktionieren.

 

Das ist so diese amerikanische Schule. In einem Spannungsroman muß IMMER Spannung sein. Oder zumindest an jedem Kapitelende, sonst könnte es nämlich passieren, dass der doofe Leser am Kapitelende (immer die Gefahr) nicht weiter liest, sondern das Buch zuschlägt, um vielleicht erst morgen weiterzulesen.

Das ist ja auch diese komische Geschichte, dass Leute glauben, ein Buch wäre nur dann gut, wenn man es möglichst schnell liest (Woah, das Buch ist so toll, ich hab's in zwei Tagen durchgelesen).

Hey! Du findest, daß das unzutreffend ist? ;D

Das ist doch glatt einen eigenen Thread wert.

 

Deshalb: Wenn die Szene sich für eine Vorrausdeutung anbietet, quasi aufdrängt, dann ist es bestimmt okay -wenn es selten eingesetzt wird-, aber die Vorrausdeutung als letzter Ausweg, um einer Szene mit dem Holzhammer Spannung einzuprügeln, ist wirklich unschön.

Nicht unbedingt. Auch hier ist es wieder die Art und Weise und das WAS, das im Voraus verraten wird. Das Dan-Brown-Beispiel ist tatsächlich etwas öde, denn es verrät etwas ganz Entscheidendes, ohne im Gegenzug etwas wirklich Spannendes aufzuwerfen. Es müßte genau umgekehrt sein.

 

Peter

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Ganz einfach: Weil dem Leser dadurch klar gemacht wird, dass etwas passieren wird. Er wird in eine bestimmte Erwartungshaltung gedrängt. Wenn er liest, ohne solche Vorausdeutungen, dann ist es eher eine ungewisse Erwartungshaltung. Gut möglich also, dass dann garnichts passiert.

Kannst ja ins Vorwort schreiben: Lieber Leser, glauben Sie mir, es passiert was. :)

So dumm, wie sich das im ersten Moment anhört, ist das gar nicht.

 

Dafür ist aber doch der Klappentext da.

Ich kaufe doch ein Buch, bzw. lese es, weil ich erwarte, dass es eine Handlung hat. Wenn ich vom Autor extra darauf hingewiesen werde, frage ich mich, warum? Ist die Handlung so dünn, dass er mir als Leserin nicht zutraut, sie zu finden?

 

Viel lieber ist es mir, wenn ich unterschwellig beim Lesen spüre, dass etwas passieren wird, durch die Stimmung, die erzeugt wird.

 

LG

Maren

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Das ist so diese amerikanische Schule. In einem Spannungsroman muß IMMER Spannung sein.

Sorry, dass ich jetzt lachen muss ;-).

 

Aber seit Wilhelm II. sind für deutsche Literaten an allem die Amis schuld.

 

Habt ihr eigentlich schon mal was von "Griechen" gehört? Nein? Die hatten so nen Götterhimmel. war natürlich für Vorausdeutungen ideal. Und wurde reichlich benutzt. Pythia und so.

 

Nein, im Ernst: Vorausdeutungen und der Versuch, damit Spannung einzubauen, war schon zu Homers Zeiten nicht gerade neu. Was nicht heißt, dass jeder es beherrscht. Aber schon damals galt: Es geht leicht schief.

 

Und wenn, dann sind immer die anderen schuld.

 

Wir, nein, wir fallen nicht auf Spannung rein. Schon gar nicht auf Sex. Da stehen wir weit drüber. Unter unserem Bauchnabel, aber glauben sie mir, da ist nichts gar nix.

 

Hans Peter - tut mir leid, dass ich jetzt unfair wurde, aber musste mal sein.

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Sorry, dass ich jetzt lachen muss ;-).

 

Aber seit Wilhelm II. sind für deutsche Literaten an allem die Amis schuld.

Na ja, diese Cliff-Hanger-Geschichte und Vorausdeutungen werden doch in extremo von Frey und Konsorten, also den creative-writing-Leuten, propagiert.

 

Ich bin auch der letzte, der sich gegen vernünftige Spannung oder ordentlich Sex in ner Geschichte ausspricht, - ganz ehrlich. Nur wenn eine Szene eben keine Spannung bietet, diese dann mit Gewalt reinzuprügeln durch solche Kunstgriffchen - da bin ich kein Fan von. Genau so wie bei diesem Sprüchlein "Eine Geschichte muss immer die spannungsreichste Wendung nehmen". Glaube ich einfach nicht dran.

 

Gruß

Peter

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Hallo Peter,

 

Na ja, diese Cliff-Hanger-Geschichte und Vorausdeutungen werden doch in extremo von Frey und Konsorten, also den creative-writing-Leuten, propagiert.

Creative Writing ist das eine, "Wie schreibe ich einen verdammt guten Roman" aber was anderes. Frey hat zwar eine Menge behauptet und liebt Generalisierungen, allerdings was Vorausdeutungen angeht, kann ich mich jetzt nicht erinnern.

 

Sol Stein hat die Methode empfohlen, Kapitel nicht mit dem Ende des Spannungsbogens abzuschließen, sondern bereits den Anfang des nächsten Bogens in das Ende eines Kapitels aufzunehmen.

 

Genau so wie bei diesem Sprüchlein "Eine Geschichte muss immer die spannungsreichste Wendung nehmen".

Wer hat das denn gesagt? Ich kenne nur "Eine Geschichte muss die schlimmstmögliche Wenung nehmen" und das stammt von Dürrenmatt.

 

Hans Peter

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Hallo Peter,

 

Creative Writing ist das eine, "Wie schreibe ich einen verdammt guten Roman" aber was anderes. Frey hat zwar eine Menge behauptet und liebt Generalisierungen, allerdings was Vorausdeutungen angeht, kann ich mich jetzt nicht erinnern.

 

Seite 139 ff. "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt": Die Vorausdeutung. Da hab ich auch das Beispiel mit dem Seil her. :)

 

Und da steht dann: "Vorausdeutungen können auch eingesetzt werden, um den Leser über eine besonders langweilige Erzählstrecke hinweg bei der Stange zu halten."

 

Den Dürrenmatt-Spruch kannte ich auch aus den Punkten bei den Physikern, aber ich dachte der mit der spannungsreichsten Wendung wäre auch so ein Creative-Writing-Credo. Keine Ahnung, wo ich den her habe. Irgendwo aufgeschnappt wahrscheinlich. :)

 

Und jetzt entschuldige mich, ich muss weiter an meiner vor Sex und Spannung nur so überquellenden Geschichte schreiben, um deinen infamen Vorwurf der Unterleibslosigkeit zu entkräften ;)

 

Peter

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Mal finde ich diese Ankündigungen gut und mal weniger. Schlecht sind sie natürlich, wenn sie schon alles vorwegnehmen und wenn der Autor sie zu häufig verwendet (ähnlich wie bei Cliffhangern, wenn sich das häuft, ist es extrem bemüht). Gut sind die Andeutungen, die, wie hier schon erwähnt, trotzdem noch eine Pointe beinhalten, weil es doch etwas anders kommt, als man zunächst dachte. Und wenn sie zwar eine Sache ankündigen, aber die genauen Umstände noch offen sind, sodass man neugierig wird. Schwer zu erklären. Mir gefällt da die Stelle aus Kings "Friedhof der Kuscheltiere" sehr: (Ich spoilere mal)

 

Da lassen der dreijährige (?) Gage und sein Vater zusammen einen Drachen steigen, Gage ist außer sich vor Freude, alles scheint idyllisch und dann steht am Ende des Absatzes: "Und Gage, der keine zwei Monate mehr zu leben hatte, lachte hell und freudig."

 

Das trifft mich jedesmal beim Lesen, beim ersten Mal aber natürlich besonders. Das ganze passiert etwa auf S. 250 des Romans, man hat also schon eine tiefe Beziehung zu Gage und seiner Familie aufgebaut und man ist geschockt, dass er sterben muss auch wenn man noch nicht weiß, wie. Man ist schon tief genug in der Handlung drin, um zu ahnen, was sein Tod für Folgen mit sich ziehen wird, dass das sozusagen erst die Spitze des tragischen Ereignisse sein wird. Und diese nüchterne Art, wie es mitten in diese schöne, idyllische Szenen eingebaut wird, sodass man es fast überliest, wiekt wie ein Schlag in die Magengrube.

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