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Quidam

Spannungskiller?

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Hallo Leute,

 

wir alle kennen ja solche vorweggenommenen Aussagen:

 

In dem Wald wird er seinen Tod finden.

Oder:

Noch ahnte er nicht, dass er in dieser Nacht seine Familie umbringen wird.

 

usw.

 

Meiner Meinung nach erhöht das die Spannung. Andere sagen, dass das die Spannung killt, weil das, was passieren wird, ja vorweggenommen wird.

 

Wie steht ihr dazu?

 

Grüße

Quidam

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Interessante Frage, Quidam

 

Ein vorweg genommenes Ende/ Ereignis steigert in meinen Augen die Spannung, wenn in der bisherige Handlung überhaupt keine Anzeichen für so eine Entwicklung vorkommt. Dann denke ich: Ups, da bin ich ja mal gespannt, wie das passiert!

 

Nur dann finde ich diesen Kunstgriff gut!

 

Ansonsten finde ich es einfach nur platt und einfallslos, wenn der AutorIn versucht, so eine Spannung aufzubauen.

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Ich denke, es hängt davon ab, wie es gemacht wird.

 

"Das würde fürchterliche Folgen haben." klingt nicht so dolle.

 

"Das war das letzte Mal, dass er seinen Sohn lebend sah" könnte (je nach Umfeld) aber sehr gut werden.

 

Solche Aussagen wirken dann nicht, wenn sie "hohl" klingen. Also einfach nach Zeigefinger: Lieber Leser, das wird hier noch ganz furchtbar werden.

 

Was anderes, wenn es

1. überraschend kommt (der Leser vermutet wirklich nicht, dass der Held seinen Sohn nicht mehr lebend sehen wird).

2. Spannung offenlässt, also nicht alles verrät. Wie der Sohn umkommt, wird nicht verraten.

3. besonders gelungen: Wenn der Satz den Leser auf die falsche Fährte lockt. Der Vater wird sterben, nicht der Sohn. Oder der Sohn reist nach Amerika und taucht nie mehr auf. oder ...

 

Also Sätze, die unerwartete Perspektiven öffnen, dabei aber mehrere Möglichkeiten offenlassen, erhöhen die Spannung durchaus.

 

Der Autorenzeigefinger, der sagt: "Das wird aber noch ganz fürchterlich" ohne irgendetwas konkret zu sagen, tötet die Spannung.

 

Hans Peter

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Ich stelle gerne einen Satz von mir zur Diskussion. Da könnt ihr mir dann gerne sagen, ob dass spannend ist.

 

Es handelt sich um den Anfang meines Zweitlings:

 

Wie jeder große Magier hatte sicher auch Rotari seine Leichen im Keller. Doch hätte Pandulf geahnt, dass da ein Untoter herumgeisterte, ihm wäre das Interesse verloren gegangen, sich von dort das Buch der Zauberwaffen zu holen.

 

Killt das die Spannung, oder macht es neugierig?

Quidam

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Hallo Quidam,

es liest sich wie ein klasse Klappentext. Ich würde mich daraufhin gern in das Buch vertiefen. Hoffentlich erzählst du uns aber anschließend nicht detailliert, wie der Pandulf die knarrende Treppe herabstieg und ein "Grmpf, grmpf" aus der Dunkelheit vernahm. Dann wäre die Spannung fürs Erste tot.

Gruß

Maaja

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Hi Quid,

 

deine beiden Anfangssätze beinhalten einen schweren Perspektivbruch. Der erste Satz bezieht sich auf etwas, das der personale Erzähler vermutet. Der zweite verrät ein Wissen, das nur der auktoriale Erzähler haben kann.

 

Richtig - wenn du dich für die auktoriale Haltung entscheidest - könnte es so heißen (wenn Keller hier nicht nur dem Sprichwort entnommen, sondern ein solcher im wörtlichen Sinn ist):

 

Hätte Pandulf geahnt, dass im Keller des großen Magiers ein Untoter herumgeisterte, wäre ihm (wohl) das Interesse verloren gegangen, sich von dort das Buch der Zauberwaffen zu holen.

 

Gruß,

 

Tin

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Stefan Mühlfried

Na, ich schätze mal, hier hat die Perspektive untergeordnete Rolle, frei nach dem Motto: "Lieber einen guten Freund verlieren als eine gute Pointe." Der Absatz zieht seinen Witz ja gerade aus der Vermischung der sprichwörtlichen Leichen im Keller mit dem wortwörtlichen Untoten.

 

Aber zurück zur Frage: Ein Spannungskiller ist das für mich nicht. In skurrrilen Werken liegt die Meßlatte für Spannung aber auch nicht so hoch wie bei Thrillern; bei einem solchen würde mich so eine Andeutung wohl eher stören.

 

Was du dir damit aber verbaust ist die Möglichkeit, aus Pandulfs in-den-Keller-Klettern noch eine nervenzerfetzend spannungsgeladene Szene zu machen. Weiß ja jeder, daß da ein Untoter rumhängt. Da ist die Luft raus.

Ich gehe aber sowieso davon aus, daß auch diese Szene eher ins Skurrile ausgebaut wird, gell? :)

 

Schöne Grüße,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Na, ich schätze mal, hier hat die Perspektive untergeordnete Rolle,

 

Leider nicht - es sei denn, es ist sowieso alles egal, aber dann brauchen wir uns über so was auch nicht zu unterhalten.

 

Diese "Sie-konnte-ja-nicht-ahnen-dass"-Einsprengsel sind ein beliebter (billiger) Trick in der Trivialliteratur, um künstlich Spannung zu erzeugen. Aber selbst da würde folgender Satz dumm auffallen:

 

"Möglicherweise würde er sie morgen verlassen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass er dies bereits plante."

 

Das macht den Perspektivbruch vielleicht deutlicher.

 

LG,

 

Tin

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Wenn man einfach das "sicher" weglässt, hat man sowohl die Pointe gerettet wie auch die Perspektive geglättet.

 Ob der Anfang neugierig macht oder die Spannung tötet - gute Frage. Die Pointe für sich ist auf jeden Fall für einen Schmunzler gut, aber die Erwartenshaltung, die daraus erwächst, hält sich nach meinem Empfinden eher in Grenzen. Aber ob das vermittelte Vorwissen stattdessen stört, dürfte nicht zuletzt auch von der Auflösung abhängen.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Wir sehen, wie eine Figur in den Keller hinabsteigt.

 

Wenn ich weiß, dass da ein Untoter herumgeistert, ist das eine ganz andere Spannung, wie wenn ich es nicht weiß. Es muss aber nicht unbedingt schwächer sein.

Die Frage ist doch, wann tritt der Untote in Erscheinung, wie wird der Konflikt gelöst, usw.. Daraus nährt sich die Spannung.

Weiß ich es nicht, stellt sich halt eine andere spannende Frage: ob der Figur im Keller etwas begegnet.

Und falls es jemand interessiert: Schlußendlich entpuppt sich der Zombie als friedlich. Ist ein Hippie-Zombie, der gerne Blumen verstreut und mit dem Peacezeichen seine Einstellung bekundet.

Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Die Frage bleibt, ob so eine vorweggenommene Aussage kontraproduktiv ist. Und ist es so, wie Tin schreibt? Dass das ein billiger Trick von Trivialliteratur ist?

 

Grüße

Quidam

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Und ist es so, wie Tin schreibt? Dass das ein billiger Trick von Trivialliteratur ist?

 

Es IST ein Kniff, der auch ohne großes Erzähltalent angewandt wird, und dies vor allem in der Trivialliteratur. Ich weiß das, lieber Quid ;-) Ich habe genug unverlangt Eingesandte gelesen. Das heißt aber nicht, dass du diesen Trick nicht anwenden solltest. Wenn es dir gefällt und wenn es passt - warum nicht? Deswegen muss ja nicht der komplette Text nach wenig Müh' (billig) klingen.

 

LG,

 

Tin

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Wenn die erste Szene genug gereift ist, dann werde ich das Ding ohnehin mal in den Textkritiken einstellen. Dann kannst du ja sehen, ob es billig klingt. Und gerne dann in zwei Versionen. Einmal ohne diesen Kniff, einmal mit.

 

Grüße

Quiddy

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Hallo Quidam,

 

ich denke jetzt schon die ganze Zeit seit meiner ersten Tasse Kaffe über Deine Frage nach. (Interessant!)

 

Mal allgemein und als Leserin gesagt: Mich stört das schon, wenn so etwas gemacht wird. V.a. wenn bis zu dem Zeitpunkt nicht auktorial erzählt wird und / oder der Text ansonsten nicht übermäßig spannend ist. Dann fällt das ja besonders auf und ich habe den Eindruck - aha, der / dem ist nichts Besseres zur Spannungserzeugung eingefallen (das bezieht sich jetzt NICHT auf Dein Beispiel).

Aber ich habe diese Art von Satz auch schon in einem Roman gelesen (mir fällt momentan partout der Titel nicht mehr ein ... aaaargs), an einer Stelle, wo es meiner Lesermeinung nach absolut gepasst und mich sehr neugierig gemacht hat. War ein ziemlich guter Thriller.

 

Mein Fazit also: Das kommt auf den Kontext an, auf Inhalt, Stil, Spannungsbogen und (die generelle) Erzählperspektive.

Deshalb fällt es mir bei Deinem Beispiel auch etwas schwer, das einzuordnen; das müsste man wirklich im Zusammenhang sehen.

(Mal abgesehen von dem Perspektivwechsel und dieser "Spannungssache" ...) Mir gefällt Dein Beispiel wegen des Wortspiels, DAS hat mich neugierig gemacht.

 

(Naja, und die Ankündigung, dass der Zombie ein Hippie ist, dann noch mehr - die Sorte ironischer Fantasy mag ich - wäre sehr interessiert, das in den Textkritiken zu lesen!)

 

Viele Grüße,

Lionne

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Rotari' date=' Pandulf, ein Untoter[/quote']

 

Zwei Sätze, drei Unbekannte. Das sind eindeutig zuviel.

Rechnet man noch den auktorialen Erzähler mit ein, sind's schon vier.

Das stiftet nur Verwirrung und - ja - es raubt Spannung.

 

Gruß,

Thomas

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@TT' date=' das war aber nicht meine Frage.[/quote']

 

Vielleicht war es das falsche Beispiel? ;)

Ich glaube zu deiner ursprünglichen Frage ist schon alles gesagt worden. Die Antwort, die ich von einigen herausgelesen habe, und die ich nur unterstreichen kann, ist: Grundsätzlich kann man ein vorweggenommenes Ende weder als Spannungsgarant noch als Spannungskiller bezeichnen. Es kommt immer darauf an, wie's gemacht ist.

Das Problem mit deinem Einstieg ist ein ganz anderes...

 

Gruß,

Thomas

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Hallo zusammen,

 

zum Thema Vorankündigungen und trivial: Ich habe gerade Orhan Pamuk "Schnee" gelesen. Pamuk verwendet immer wieder Vorankündigungen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob er es wirklich verwendet um Spannung zu erzeugen oder um die Spannung des eigentlichen kommenden Ereignis herauszunehmen, und das Interesse auf die Entwicklung dahin zu lenken. Was führt weshalb wozu.

 

Zu dem eigentlichen Satz:

Ich finde der Satz macht sehr neugierig auf den Text. Denn er deutet an, um was für einen Text es sich handelt: Skurrile Fantasy, mit ordentlich Quiddie Humor. Er verrät etwas über eine kommende Szene, um gleichzeitig zu sagen: Ich werde euch etwas verraten, um euch dann wahrscheinlich doch zu überraschen.

Und da ist eine Grenzlinie für Vorankündigungen. Man kann so ein wesentlich später kommendes Ereignis ankündigen und versuchen über Vorankündigungen eine meist nicht vorhandene Spannung zu schaffen, was trivial ist. Oder man kann ein baldiges Ereignis ankündigen, und somit die Aufmerksamkeit des Lesers lenken (was durchaus ein erlaubtes Mittel ist), oder in eine andere Richtung gehen: die Vorankündigung als Spiel mit dem Leser: Du weißt was rauskommt, aber wie wird es passieren, und was ist dann letztlich das wesentliche Ergebnis der Sache.

Und die Qualität einer Vorankündigung erweist sich dann, wenn sie eingelöst wird. Wird der Leser enttäuscht, dann hat der Autor ein großes Problem.

 

Und zum Perspektivenwechsel: Halte ich bei einem skurrilen Roman nicht für ein Problem. Da ist die Pointe wichtiger- wenn die Pointe sitzt.

Und ehrlich gesagt als Literaturstudent: In den letzten Jahren habe ich fast nur auktoriale Romane gelesen, die sowieso fast alles dürfen, die ihre Perspektive durchgehalten haben. Bei allen anderen Romanen wurde "geschummelt", und hier und da mal ein Perspektivenfehler eingebaut, wenn es für den Roman wichtig war. Und das ist übergreifend in Literatur so, nach meiner Erfahrung.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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@TT' date=' das war aber nicht meine Frage.[/quote']

 

Vielleicht war es das falsche Beispiel? ;)

Ich glaube zu deiner ursprünglichen Frage ist schon alles gesagt worden. Die Antwort, die ich von einigen herausgelesen habe, und die ich nur unterstreichen kann, ist: Grundsätzlich kann man ein vorweggenommenes Ende weder als Spannungsgarant noch als Spannungskiller bezeichnen. Es kommt immer darauf an, wie's gemacht ist.

Das Problem mit deinem Einstieg ist ein ganz anderes...

 

Gruß,

Thomas

 

Komischerweise ist das aber bei den meisten Lesern bisher kein Problem gewesen. Also dürfte es für dich halt ein Problem sein. Im Übrigen nehme ich kein Ende vorweg. Oder liest du aus dieser Vorankündigung das Ende heraus? Man liest heraus, dass der Figur ein Zombie begegnen wird. Wie das schlußendlich aussehen wird, wird nicht verraten. Und wenn dann etwas ganz anderes kommt, hat es doch den Zweck erfüllt.

 

Thomas Bluomo hat das ja wunderbar beschrieben. Dem schließe ich mich gerne an.

Und vielleicht ist das ja ein kleiner Merksatz: Wenn nach solch vorweggenommenen Aussagen nichts mehr neues, überraschendes kommt, dann ist es in der Tat etwas unvorteilhaft, mit so einem Kniff zu arbeiten.

 

Grüße

Quidam

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Im Übrigen nehme ich kein Ende vorweg. Oder liest du aus dieser Vorankündigung das Ende heraus?

Stimmt, in deinem Beispiel ist es kein vorweggenommenes Ende, sondern ein Ereignis. Andere sprachen aber auch von vorweggenommenen Enden. So what? Die Antwort ist immer die selbe. Wer es versteht, einen auktorialen Erzähler ins Spiel zu bringen, der kann mit diesem Kniff eine Menge Spannung aufbauen. Wer es nicht kann, sollte lieber Abstand davon nehmen.

 

Komischerweise ist das aber bei den meisten Lesern bisher kein Problem gewesen.

 

Na, dann bist du ja auf der sicheren Seite. ;)

Im übrigen habe ich überhaupt kein Problem mit deinem Text. Ich finde ihn einfach nur nicht gut.

 

Ich finde der Satz macht sehr neugierig auf den Text. Denn er deutet an' date=' um was für einen Text es sich handelt: Skurrile Fantasy, mit ordentlich Quiddie Humor.[/quote']

 

Ein neues Subgenre?

Im Ernst Leute, ich finde, es gibt Regeln, die für alle Geschichten gleichermaßen gelten. Eine davon lautet: nicht den Leser verwirren. Vielleicht bin ich ja ein besonders grober Klotz, aber ich musste über die paar Sätze dreimal drüberlesen, um herauszubekommen, wer da erzählt und was überhaupt gemeint ist.

 

Gruß,

Thomas

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Einige der hier schong gesagten Sachen muss ich auch noch unterstreichen: Über die vielen Personen bin ich auch zuerst gestolpert - meine allererste Assoziation beim Lesen war nämlich der Gedanke an eine Kishon-Parodie über russische Literatur, die ich mal gelesen habe ;) Als ich dann weitergelesen habe, ging es allerdings und die Pointe kam trotzdem.

 Und ich könnte schwören, dass irgendwer in diesem Thread es schon geschrieben hat, finde die Stelle aber jetzt nicht mehr: Die Vorankündigung in diesen Sätzen halte ich gar nicht mal für das prägende Element, das maßgeblich für Eindruck sorgt. Ich empfand beim Lesen nicht in erster Linie Spannung darauf, wie diese Andeutung aufgelöst wird; und genauso wenig vermochte ich einzuschätzen, ob später dadurch Spannung verschenkt wird. Aber trotzdem wirkte die Szene - und zwar in erster Linie durch die Pointe und das Wortspiel.

 Die Frage des Threads empfand ich für die Entscheidung, ob dieser Einstieg so stehen bleiben soll, eher als nachrangig. Die Frage für mich wäre nicht, ob die Andeutung gut oder schlecht ist; sondern eher: Wenn die Andeutung später Nachteile mit sich bringt (was man derzeit nicht beurteilen kann) - rechtfertigt die Pointe dann diesen Preis?

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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P.S. Hier mein Versuch, den Text ein wenig verständlicher zu machen.

 

Wie alle großen Magier, so hatte auch Rotari ein paar Leichen im Keller. Manche davon noch höchst lebendig.

Hätte Pandulf geahnt, dass er bei seinem Auftrag, das Buch der Zauberwaffen aus Rotaris Keller zu stehlen, einem Untoten begegnen würde, er hätte den Versuch wahrscheinlich verworfen.

 

Keine Ahnung ob das besser ist. Aber so hätte ich es vielleicht gemacht.

Gruß,

Thomas

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Hey Quidam!

 

Vorankünmdigungen KÖNNEN spannend sein. Sind es aber leider in den seltensten Fällen. In meinen Augen sieht das so aus: Wenn ich die Figur um die es geht, mag und kenne, und ihr wird etwas schlimmes passieren, würde ich es als spannend empfinden, WIE sie damit umgeht.

Stell dir vor, morgen früh nach dem Aufwachen, steht jemand neben dir, und sagt dir: "Quiddy, pass auf, heute um 17.35 Uhr wirst du erschossen. Schönen Tag noch."

 

Spannend? Ja. Warum? Weil es um dich geht, und weil es darum geht, wie du mit dem Wissen umgehst, wie du deine letzten Stunden nutzt, und weil man hofft, dass du da irgendwie noch rauskommst.

 

Nun stell dir vor, du bist Fußballfan (versuchs einfach...) und am 4. Juli 2006, fünf Minuten bevor das Spiel Deutschland-Italien begann, kommt ein Typ an, und sagt dir: "Ah, die spielen 0:0 bis in die Verlängerung, die Deutschen stürmen, die Italiener mauern, und am Ende der Verlängerung, in der 119., passen die Deutschen nicht auf, und kriegen noch zwei Dinger rein."

 

Trotzdem noch ein spannendes Spiel? Nein. Warum nicht? Weil in dem Moment alle Spannung des Spiels darauf beruhte, ob sie etwas ohenhin schon spannendes schaffen, oder nicht. Wenn du dieses Ergebnis vorwegnimmst, tötet das die Spannung.

 

"Titanic" war bestimmt nicht spannend, weil man sich fragte, ob das Schiff diesmal nicht sinkt, sondern weil es darum ging, ob Jack und Rose sich kriegen, oder nicht!

 

Anders gesagt: Es gibt Vorankündigungen, die bauen Spannung auf, weil sie einen Konflikt schaffen: Quiddy wird um 17.35 Uhr sterben, was keiner will, am wenisgten Quiddy und der Leser, und man fragt sich, wie das ausgeht.

 

Und es gibt Vorankündigungen, die töten die Spannung, weil sie ein Ergebnis vorwegnehmen: Wird Deutschland Italien schalgen? Sogar ohne Frings? Neine, sie werden in der letzten Minute verlieren, nun viel Spaß bei dem "Krimi".

 

Das Problem bei der Sache ist, das viele Autoren mit der ersten Variante Luft in eine Luftblase pusten, weil ihnen kein 'vernünftiger' Weg einfällt, Spannung zu erzeugen. Da muss der Charakter zum Hautarzt. Verdammt, denkt sich der Autor, die Szene langweilt, die liest sich schlecht. Hmm, wie krieg ich sie spannend? Oh ja, klar: "Rasputin musste zum Hautarzt. Er wusste noch nicht, dass er Hautkrebs hatte."

Solche "Vorankündigungen" sind nutzlos, weil in diesem Falle das Wichtige (Der Hautkrebs) dazu dient, etwas unwichtiges (Den Hautarztbesuch) aufzuwerten. Ist natürlich einfacher, als das unwichtige zu streichen, und sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Etwa: "Rasputin kam aus der Dusche, und fand ein dick blutendes Melanom auf der Schulter. Was war das?, fragte er sich..."

Gleiche Sache, erheblich spannender, etc.

 

Wirklich gute Vorankündigungen gibt es wie Schatztruhen am Meer. Wenige, und sie sind gut versteckt...

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Rotari' date=' Pandulf, ein Untoter[/quote']

 

Zwei Sätze, drei Unbekannte. Das sind eindeutig zuviel.

Rechnet man noch den auktorialen Erzähler mit ein, sind's schon vier.

Das stiftet nur Verwirrung und - ja -  es raubt Spannung.

 

Gruß,

Thomas

Moin,

 

Thomas greift hier einen interessanten Aspekt auf. Nämlich die Frage, ob diese Szene überhaupt spannend sein kenn, trotzdem einem die ganzen Namen so unmittelbar vor die Füße geworfen werden.

 

Wir gehen ja alle davon aus, dass das fragliche Zitat einen Roman einleitet, also ganz am Anfang steht (was eine Fehleinschätzung sein kann - aber um der Argumente willen, auf die ich mich beziehe, lassen wir es mal so stehen).

 

Tatsächlich habe ich schon viele Romane gelesen, die das "in medias red" so verstehen, dass man gerne gleich auf der ersten Seite eine ganze Hand voll Personen agieren lassen darf, ohne dass sie eingeführt werden, ganz nach dem Motto: Ist im Kinofilm ja auch so, der Leser wird schon nach und nach mitbekommen, wer das ist, und was die hier tun.

 

Es stiftet Verwirrung, ja, da hat Thomas Recht. Andererseits habe ich so was schon so oft gelesen (und so wird es anderen Leser auch gehen), dass ich mich dran gewöhnt habe - ok, mein Vater nicht, den irritieren sogar Ortswechsel zwischen Kapiteln, selbst wenn Ort und Datum jeweis drüber stehen, aber die Mehrheit der Leser aktueller Roman wird es kennen. Ich lese also erstmal drüber hinweg, merke mir so gut es geht die Namen und gucke einfach mal, was passiert; egal, um wen es sich hier handelt. Das ist vielleicht nicht schön oder elegant, aber durchaus nicht selten.

 

Das Verwirrende ist also also aus meiner Sicht nicht das große Problem. Wo Thomas aber einen Punkt macht ist: Wenn ich die Personen noch nicht kenne, mich noch nicht mit ihnen identifiezieren kann, dann ist es mir als Leser völlig egal, was im Keller bei der Begegnung mit dem Untoten passieren könnte. Und daher: keine Spannung.

 

Lustig ist es allerdings. Und Tin hat Recht mit dem Perspektivenbruch - allerdings lässt dieser sich, wie Spinner schon sagt, leicht beheben, ohne den Witz kaputt zu machen.

 

Gruß,

 

Andreas

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Hallo Quiddy,

 

dein Text ist definitiv keine Vorankündigung, sondern - wie hier schon gesagt wurde - eine Pointe. Der Witz ist es, der die Spannung erzeugt.

 

Ob der Text verständlich ist, hängt vom Umfeld ab. Wenn Magier und Pandulf vorher gut eingeführt worden sind, geht es (aber nur dann). Wenn das so in der Wildnis steht, wie wir es lesen, wirkt es verwirrend.

 

Und der auktoriale Erzähler: Das *ist* der Stil, in der solche ironische Fantasy erzählt wird (und viele andere ironische werke auch). Das wird - immer vorausgesetzt, dieser Erzählstil wird durchgehalten - auch verstanden. *Wenn* es in einem verständlichen Kontext steht. Und das können wir leider nicht beurteilen.

 

@Thomas: Wie alle großen Magier, so hatte auch Rotari ein paar Leichen im Keller. Manche davon noch höchst lebendig.

Hätte Pandulf geahnt, dass er bei seinem Auftrag, das Buch der Zauberwaffen aus Rotaris Keller zu stehlen, einem Untoten begegnen würde, er hätte den Versuch wahrscheinlich verworfen.

 

Die ersten beiden Sätze fände ich besser. Den letzten deutlich schlechter. Erstens diese verschachtelten Nebensätze - dass er bei seinem Auftrag, das Buch der Zauberwaffen ..., das sind drei Ebenen mit drei Infos ineinandergeschachtel! Sowas killt die Pointe.

Quiddys Satz ist da eindeutig klarer gegliedert und verständlicher. Und auch Quiddys Pointe wäre klarer:

 

Doch hätte Pandulf geahnt, dass da ein Untoter herumgeisterte, ihm wäre das Interesse verloren gegangen, sich von dort das Buch der Zauberwaffen zu holen.

 

Aber dieser Satz zieht seine Spannung aus der Pointe, nicht aus der Vorankündigung.

 

Hans Peter

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Nun stell dir vor' date=' du bist Fußballfan (versuchs einfach...) und am 4. Juli 2006, fünf Minuten bevor das Spiel Deutschland-Italien begann, kommt ein Typ an, und sagt dir: "Ah, die spielen 0:0 bis in die Verlängerung, die Deutschen stürmen, die Italiener mauern, und am Ende der Verlängerung, in der 119., passen die Deutschen nicht auf, und kriegen noch zwei Dinger rein."[/quote']Wenn man allerdings vor einem Pokalspiel München gegen St. Pauli gesagt bekommt, dass St. Pauli 6:1 gewinnen wird, kann das schon Spannung wecken. Und wenn die Bayern dann direkt am Anfang ein Tor schießen und danach gar nichts mehr passiert, kann vielleicht gerade diese Voraussage dazu führen, dass man auch in der zweiten Halbzeit im Stadion bleibt :)

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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