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Wozu benötigt man einen Literaturagenten?

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Immer öfter hört man, dass Schriftsteller von einem Literaturagenten vertreten werden. Die Meinungen darüber, ob das sinnvoll ist, oder nicht scheinen auseinander zu gehen, und es hat wohl auch mit dem Genre zu tun.

 

Was genau macht denn ein Literaturagent? Welche Vorteile bringt er, und worauf sollte man achten, wenn man einen Agenten sucht?

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Oh hoppla, da kann ich ja etwas dazu sagen  ;)

 

Was in Amerika schon lange Gang und Gäbe ist, wird verstärkt auch in Deutschland üblich: Autoren werden von Literaturagenten vertreten. Besonders gilt das für den Bereich Belletristik und dort die Mainstream-Genres, also Thriller, Krimi, Historischer Roman, Frauenroman, etc.

Schwieriger ist es im Bereich Special-Interest, Horror, SF, Fantasy, Erotik oder bei Sachbüchern.

 

Zwischen einem Autor und einem Agenten besteht ein Vertrag. Der Agent bekommt das Recht und die Aufgabe, das Manuskript des Autors an einen Verlag zu verkaufen, und dafür bekommt der Agent eine Provision auf alle Einkünfte, die sich aus diesem Vertrag ergeben. Tatsächlich landen alle Honorare zunächst beim Agent, der sie dann umgehend - nach Abzug seiner Provision - an den Autor weiterleitet.

15% ist dabei ein üblicher Provisionssatz.

 

Die Vorteile an diesem Konstrukt:

 

Mehr Zeit zur Beachtung

Die Verlage werden hoffnungslos überschwemmt von unverlangt eingesandten Manuskripten. Gleichzeitig gibt es dort immer weniger Personal und immer weniger Zeit, dieses Material ausführlich zu sichten. Der Verlag ist also gezwungen, quasi großflächige Brandrodung zu betreiben. Schließlich haben die Leute dort auch noch Anderes zu tun. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Agent etwas mehr Zeit zur Beurteilung hat, ist größer

 

Bessere Beurteilung

Ein Verlag, der ein Manuskript ablehnt, wird das zu 95% mit der Begründung tun, dass es nicht in das Verlagsprogramm passt. Nur selten bekommt der Autor nähere Informationen oder Begründungen. Ein Agent ist in der Regel auskunftfreudiger. Zudem steht der Agent mit verschiedenen Verlagen im Kontakt, kann also beurteilen, ob das Manuskript, wenn es nicht bei A passt, dann aber wenigstens bei B untergebracht werden kann.

Wenn ein Agent ein Manuskript ablehnt, es also als nicht verkaufsfähig einschätzt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es die Verlage ebenfalls ablehnen würden. Nur, dass man sich dann wahrscheinlich Hunderte von Aussendungen an Verlage gespart hat.

 

Mehr Aufmerksamkeit

Dadurch, dass Verlage so große Mengen von Material bekommen, müssen sie nach Herausstellungsmerkmalen filtern. Ein Herausstellungsmerkmal ist, dass das Manuskript von einem Agenten - häufig sogar durch dessen persönlichen Kontakt - kommt. Das bedeutet nämlich, dass das Manuskript mindestens so gut ist, dass ein Agent es vertritt (und es als verkaufsfähig einschätzt) und zweitens, dass es auch in das Verlagsprogramm passt, denn dies abzuschätzen ist eine der Aufgaben eines Agenten. Daher werden Manuskripte, die von einem Agenten vorgelegt werden, in der Regel bevorzugt behandelt und eingehender studiert

 

Zielgenaue Kontakte

Ein Autor kennt selten den Markt so gut, dass er absehen kann, welche Trends im Kommen sind, und welche Verlage gerade welche Programme planen. Sich ausschließlich am Programm im Markt zu orientieren, kann zu Trugschlüssen führen, da das Programm und die Positionierung von Verlagen und neuen Reihen oder Titeln zum Teil 1-2 Jahre im voraus von statten gehen. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass ein Autor sein Buch zum richtigen Zeitpunkt dem richtigen Verlag anbietet. Ein Agent hingegen kennt den Buchmarkt und häufig auch die Menschen in den Verlagen sehr gut und weiß daher genau, ob und wann und wo ein Manuskript am besten untergebracht werden kann

 

Bessere Konditionen

Ein selbstbewusster, seriöser Agent verlangt keine Pauschal-Gebühr für das Vermitteln oder irgendein Honorar für das Aufbereiten des Manuskriptes. Er verdient ausschließlich an der Provision bei erfolgreicher Vermittlung. Das hat zwei entscheidende Konsequenzen für den Autor:

1.) Der Agent vertritt den Autor nur, wenn er der Meinung ist, dass sich das Manuskript auch verkaufen lässt - es ist also ein erster Qualitätsstempel und

2.) der Agent verhandelt die bestmöglichen Konditionen mit dem Verlag im eigenen Interesse - schließlich verdient er überall mit. Das, was der Agent mehr heraushandelt, als ein junger Autor selbst könnte, wiegt in der Regel mehr als das, was man als Provision abgibt.

Übrigens befindet sich der Agent auch in einer anderen Verhandlungsposition als ein unerfahrener Autor: der unerfahrene Autor möchte dringend einen Vertrag vom Verlag, daher kann der Verlag die Konditionen bestimmen. Der Agent hingeben bietet das Manuskript zum Kauf an, und hier bestimmt der Agent die Konditionen. Und in jeder Verhandlung gilt der Sinnspruch: "Derjenige, der etwas vom Anderen möchte, hat die Verhandlung bereits verloren" ;)

 

Der Nachteil an der Suche nach einem Agenten:

 

Es gibt schwarze Schafe. Unzählige angebliche Agenten, die Honorare verlangen, um das Buch zu überarbeiten. Der Konflikt ist offensichtlich: wenn ich Geld mit dem Überarbeiten verdiene, na dann werde ich auch eine Menge zum Überarbeiten finden, oder? Wichtig bei der Auswahl eines Agenten ist also das Geschäftsmodell und natürlich ein Überblick über die bisher erfolgreich vermittelten Autoren und Manuskripte.

 

Der andere Nachteil: Wer immer wieder von Agenten abgelehnt wird, fragt sich meistens danach, warum die Welt so ungerecht ist und niemand das eigene Genie erkennt und wird folglich danach trotzdem die Verlage anschreiben. Tatsächlich hat dann die Suche nach einem Agent die Arbeit gar nicht erspart, sondern nur erhöht. Der alternative Weg, auf die Einschätzung der Agenten zu vertrauen, wird sicher selten gegangen.

 

Andreas

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Hallo Andreas,

zweimal muss ich dir widersprechen.

Auch Sachbücher bei großen Verlagen laufen zum Großteil über Agenten, die ganzen Auftragsarbeiten und Einspringerarbeiten laufen über die Schreibtische von Agenten. Da fragen die Verlage: Hast du einen Autoren, der Fachmann ist für... oder der sich mit dem Thema... auskennt. Um es mal böse zu sagen - solche Sachen werden unter der Hand vergeben. Sachbücher bei Verlagen wie Hanser & Co.: Ohne Agent hat man da kleinere Chancen als im Roulette, obwohl man sie hat!

 

Das andere: Wenn ein Agent ein MS ablehnt oder als nicht verkaufsfähig bei seinen Kontakten ansieht, ist das nicht per se eine Wertung! Agenten, weil sie von der Provision leben müssen, sind natürlich an großen Verlagsverkäufen interessiert, an hohen Abschlüssen. Sie bedienen für Stammautoren vielleicht mal nebenbei den Kleinverlag, aber für Newcomer und in der Regel nicht. Hohliteratur, Spartenliteratur... das sind eben Bereiche, in denen man ohne Agent weiter kommt.

Allerdings: Ein seriöser Agent wird genau das aussprechen und empfehlen!

 

Worauf man außerdem achten sollte: Nicht jeder Agent nimmt alles. Einfach deshalb, weil man immer dann der beste Verkäufer ist, wenn man auch hinter der Sache steht. Man sollte sich auch hier anhand der vertretenen Autoren informieren, ob man ins Bild passt und ob man auch zu den Verlagen passt, an die der Agent verkauft.

 

Und die Chemie muss stimmen. Einen Agenten hat man oft länger als eine Ehe ;-), er ist ein Mensch, der tiefe Einblicke in seine Autoren bekommt. Das muss einfach auf der gleichen Wellenlänge funktionieren, sonst nutzt der berühmteste Agent nichts.

 

Warum nimmt man einen Agenten? Nicht nur wegen der besseren Chancen (weil extrmer vorgesiebt), nicht nur wegen der besseren Konditionen. Ein Agent nimmt einem den ganzen Schriftkram ab, die Verhandlungen (sehr wichtig, damit macht man sich nicht zum Buhmann im Verlag), die Vertragsausarbeitungen und die Hilfe bei Problemfällen oder Knatsch mit dem Verlag.

Und auch wenn's manche gut draufhaben... ein Seelsorger, Kindermädchen und Psychiater ist ein Agent nicht, obwohl das viele Autoren zu glauben scheinen.

 

Außerdem wichtig: Agenten suchen wie große Verlage keine Eintagsfliegen, sondern interessante und fähige Autoren, die sich langfristig engagieren und gewillt sind, Karriere zu machen. Wer nur mal so ab und zu ein Buch schreibt und dazu auch noch ewig braucht, ist nicht ganz der Wunschkandidat.

 

Schöne Grüße,

Petra

 

PS: Das ist ja heute wie Hausaufgaben machen..

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