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jueb

Mein Buch des Jahres 2006

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Zum Jahreswechsel naheliegend, aber vielleicht nicht unwillkommen, die Frage, welches Buch hat Euch 2006 lesend am meisten beglückt? Das würde mich interessieren! Wer Zeit und Lust hat, darf auch die Bonusfrage noch beantworten (in einem Satz!): warum?

 

Herzlichst und guten Rutsch

Jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Juli Zeh: Spieltrieb

 

Eines der ganz wenigen Bücher, die ich nicht aus der Hand gelegt habe und Satz für Satz beeindruckt genossen habe, nicht obwohl, sondern WEIL ich die Protagonistin nicht ausstehen konnte.

Eine Sprache, in der ich gebadet habe, eine Handlung, die sich selbst vorantreibt, und ein Aufbau, dessen Konzept den Musenschreiber vom Profi unterscheidet.

 

Großartig und als Lehrstück für machbare Literatur unbedingt zu empfehlen.

 

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Gruß,

 

Tin

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Leonid Zypkin: Ein Sommer in Baden-Baden

 

Schöne Idee, jueb!

Für mich ist das ein Buch, das ich immer noch nicht fertig gelesen habe, weil ich es manchmal zyklisch wieder von vorn beginne oder partienweise an Originalschauplätzen "erlese", weil ich mich dem Buch langsam annähern muss, mich überraschen lassen kann:

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Aber auch der Roman verläuft nicht gerade. Zwei Züge fahren durch die Nacht. In einem sitzt ein junger russischer Intellektueller auf dem Weg nach Leningrad, auf den Spuren Dostojewskis. Er liest im Tagebuch von Dostojewskis Frau. Und da fährt plötzlich ein zweiter Zug in die entgegegesetzte Richtung und bringt das Ehepaar Dostojewski nach Baden-Baden.

 

Warum es mich... immer noch... beglückt? Weil dieser geheimnisvoll wirkende Traumroman literarisch und sprachlich das erstaunlichste und gewagteste Experiment ist, das mir seit Jahren untergekommen ist, weil ich darin Dostojewski als Mensch erahne... und weil es einfach traumhaft und berührend ist, dort zu sitzen, wo die Dostojekskis ihren Tee einnahmen, Tee zu trinken, die russischen Satzfetzen um mich herum aufzunehmen... und in den Traum von einem Traum zwischen zwei Zeiten einzutauchen. Ein ganz eigenartiges, hypnotisches Vexierspiel über das Leben als Reise.

 

Das Buch ist übrigens eine literarische Wiederentdeckung. Leonid Zypkin hat zu Lebzeiten keins seiner Werke veröffentlicht erlebt. Er war ein bekannter Pathologe in Moskau und hatte zeitlebens Furcht, Famlie oder Freunde könnten durch seine Texte Probleme mit dem KGB bekommen. Zypkin schrieb allein im Glauben an die Literatur, nicht an den einer Veröffentlichung - mit einer immensen Kraft. Über seine tragische Geschichte und wie der Roman via New York doch noch veröffentlicht werden konnte, gibt es im Buch ein Essay von Susan Sonntag.

 

Nebenbei... die Streitereien zwischen Dostojewski und Turgenjew sind jetzt im Casino Baden-Baden ("Der Spieler") vom Stadttheater inszeniert worden...

 

Euch allen einen guten Rutsch,

Petra

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"Die Stadt der träumenden Bücher" von Hildegunst Mythenmetz, äh, nee, von Walter Moers ;)

 

Jetzt muss ich das mit diesem ISBN-Nummern Tag mal ausprobieren:

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Und einen Buchvorstellungsthread im Forum gab es dazu auch:

(Link ungültig)

(den habe ich jetzt gerade ewig gesucht, weil da weder Autor noch Buchtitel im Betreff stehen ... doof ... also, ich meine, auch von mir, ich hätte ja die Suchfunktion ...)

 

Gruß,

Capella

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Mein Highlight des Jahres: Heinrich Steinfest, Ein dickes Fell,

beschrieben und bewertet von dem unnachahmlichen Denis Scheck (und weil ich selbst ein so fauler Hund bin):

 

Ich möchte Ihnen heute einen Roman vorstellen, der einem Tränen in die Augen treibt – allerdings Lachtränen.

 

"Es ist traurig, aber in Österreich müssen immer die Nazis her, damit etwas los ist",heißt es in diesem Roman. Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland, darf man ergänzen. Und weil in diesem Buch lauter so kluge Sätze stehen, deshalb ist es der sensationellste Krimi, den ich seit vielen Jahren gelesen habe. "Ein dickes Fell" heißt dieses Buch, der Autor: Heinrich Steinfest. Es ist ein ganz und gar origineller, in seinem überbordenden Einfallsreichtum hinreißender Roman.

 

Wie Patrick Süskinds "Das Parfüm" erzählt Steinfest von einem ganz besonderen Duft: dem Duft von 4711 – Echt Kölnisch Wasser. Stellen Sie sich vor, das im 18. Jahrhundert von Kartäusermönchen ersonnene Originalrezept von 4711 beschere nicht nur Omis Wohlgeruch, sondern spende auch das ewige Leben: Wer im Augenblick seines Sterbens einen kleinen Schluck davon trinkt, hüpft dem Tod von der Schippe. Und irgendwo in Europa stehe noch so ein kleines Fläschchen Original 4711, das natürlich zum heißumkämpften Objekt der Begierde wird, für das viele Menschen über Leichen gehen. So weit, so absurd.

 

Nun ist Heinrich Steinfest aber nicht irgendein Krimiautor, sondern der Adalbert Stifter des Krimis. Das heißt, seine Bücher leben nicht wirklich von Action, Mord und Totschlag, sondern von ihrer ganz unerhörten altmeisterlichen Schilderungskraft. Steinfest unterhält nicht nur, er öffnet einem buchstäblich die Augen für, ein großes Wort, die Vielfalt der Schöpfung – und für die Skurrilitäten des Alltags. Mit einem Wort: Steinfests Bücher machen bessere, weil aufmerksamere Menschen aus uns.

Mehr kann man von einem Krimi wirklich nicht verlangen. Also vertrauen Sie mir, ich weiß was ich tue, und lesen Sie "Ein dickes Fell" von Heinrich Steinfest, erschienen bei Piper.

 

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Mein Buch des Jahres war Der Schatten des Windes von Carlos Ruiz Zafón.

 

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Wie ich schon im Bereich Buchkritiken (Link ungültig) (Link ungültig) geschrieben hatte:

 

(...)

Der Roman ist ein gigantisches, kriminalistisches Puzzlespiel. Die vielen Personen und die Vielzahl der ineinander verschachtelten Geschichten, Episoden und Erklärungen fügen sich erst am Ende zu einem Bild von barocker Komplexität, zu einer unendlich tragischen Lebens- und Liebesgeschichte.

Während der Jahre seiner Suche entwickelt sich Daniels Lebensgeschichte selbst zu einem ähnlich komplexen Konstrukt, das an unzähligen Stellen das Leben und die Elemente des Autors Carax spiegelt, und sich mit ihm verflechtet.

Und so ist das Buch eigentlich doch kein Krimi, sonder eher eine lebenslange Liebegeschichte, nein, sogar mehrere Liebesgeschichten. Es ist unendlich tragisch, und zugleich wunderschön, es beschreibt einen Kreis, dessen Ende fast Coelho-haft daherkommt.

 

In Rezensionen liest man bisweilen, das Buch sei langatmig. Ja, das ist es. Aber: es hat mich zu keinem Moment gestört. Denn es ist feinsinnig und intelligent und in einer so ausgewählten Sprache geschrieben, dass es eine reine Freude ist, auch den Stellen der Nicht-Handlung zu folgen, den Wortwitz, die Schlagfertigkeit der Protagonisten und die Beobachtungsgabe des Autors zu bewundern.

 

Höchste Noten von mir für diesen Roman, der mich sowohl aufgrund seiner Sprache, seiner Geschichte, seiner Konstruktion, seiner Intelligenz als auch seines tragisch-romantischen Geistes von der ersten bis zu letzten Seite gefesselt hat.

(...)

 

Andreas

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Trotz anfänglicher Ablehnung, ist mir dieses Buch beim Lesen mehr und mehr ans Herz gewachsen. Smith schwafelt, ihre Dramaturgie lässt zu wünschen übrig, das ist wenn überhaupt, dann nur hintergründig spannend. Aber sie schreibt so ungemein gut, so intelligent. Ihre Figuren leben, sie sind nachvollziehbar. Es ist einfach eine Freude, Smith zu lesen und ich bin aus dem zustimmenden Kopfnicken überhaupt micht mehr rausgekommen.

 

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Zum Glück habe ich das Thema erst gesehen, nachdem ich heute beim Buchladen war, sonst wäre ich jetzt noch mehr pleite, als ich es eh schon bin. :s03

 

Mein Buch des Jahres ist "The Remains of the Day" von Kazuo Ishiguro. Gut, an sich ist das Buch schon über zehn Jahre alt, aber ich habe es eben dieses Jahr gelesen und war begeistert. Ishiguro schafft das perfekte Beispiel für einen unzuverlässigen Erzähler, es ist erstaunlich, wie viel man in diesem Buch dadurch erfährt, was nicht erzählt wird. Und das zu schaffen als Autor, den Leser wissen zu lassen, was nicht dasteht, halte ich für eine große Kunst.

Auch sonst schaffte man es, sich in die Gedankenwelt des Butlers einzufühlen, ein Buch, was man aufgrund der Vielschichtigkeit immer wieder lesen kann, weil man jedes Mal mehr und tiefer begreift und trotzdem nie das Gefühl hat, völlig im Dunkeln zu stehen. Ich liebe es, nach dem Lesen das Gefühl zu haben, dass das noch mehr ist, und das es ist Reichweite liegt, dass das Buch eine Zwiebel ist, die Schichten hat und darunter viel verbirgt.

 

Definitiv mein Buch 2006!

 

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Liebe Grüße,

 

Elena

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Genau zum Jahresabschluss beendet: Jaspar Fforde - Der Fall Jane Eyre

 

 

...eine Literaturagentin, die in bester James-Bond-Manier im Werk Charlotte Brontës ermittelt, und das Ganze in einer aberwitzigen und höchst britischen Mischung aus Thriller & Sci-Fi.

 

Ich weiß zwar nicht, ob ich es als das "beste Buch des Jahres" bezeichnen würde, aber es ist auf jeden Fall der Roman, der mich am besten unterhalten hat.

 

Liebe Grüße,

Natalja

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Natalja, niemand von uns schafft es, alle Bücher zu lesen und dann daraus ganz objektiv das Beste heruszupicken. Wäre ja auch langweilig, da wir dann ja theoretisch alle aufs gleiche Buch kommen müssten. Glücklicherweise heißt der Thread aber "Mein Buch des Jahres" und insofern war Jueb gar nicht an einer objektiven Auswahl gelegen. Wenn Dich also der Fforde am meisten angesprochen hat, dann war Deine Entscheidung gut und weise, ihn hier vorzustellen.

 

Sieh mal, ich hatte an meinem Kandidaten sogar einiges auszusetzen und bin mir sehr wohl im Klaren darüber, dass der Jahrgang 06 objektiv sicher bessere Bücher hervorgebracht hat. Aber von den wenigen, die ich zu kosten das Vergnügen hatte, hat mich Smith's "On Beauty" am langanhaltendsten beschäftigt und war für mich das überzeugendste Buch.

 

Also kein Grund, Dich selber so zu relativieren, denn alle hier vorgestellten Bücher sind eine relative Auswahl.

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Hallo, ihr Lieben,

 

wisst ihr eigentlich, wie lange ich um diesen Thread schon herumstreiche und überlege, ob ich mich wirklich auf ein einzelnes Buch festlegen kann? Schließlich habe ich (so die Statistik) knapp 50 Bücher gelesen.

 

Aber wenn es ein Buch verdient hat, hier herausgestellt zu werden als mein Buch des Jahres 2006, dann ist es wohl "Drachenläufer" von Khaled Hosseini. Wunderbar, was habe ich geheult (bei mir ein absolutes Qualitätskriterium, ob mich ein Buch zu Tränen rührt).

 

Liebe Grüße

Juliane

 

P.S.: @ Natalja: der erste Fforde war bei mir auch dabei, und ich fühlte mich auch "vortrefflich unterhalten".

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Juliane,

magst du uns in einem Satz verraten, um was es in diesem Buch überhaupt geht oder zu welcher Art Heulen es dich gebracht hat?

 

Neugierige Grüße,

Petra

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guten morgen im jahr 2007!

 

mein lieblingsbuch 2006 wurde schon genannt, ich schließe mich TT an: Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell. Das Buch hat mich in jeglicher Hinsicht überzeugt: sprachlich-stilistisch, inhaltlich (die Handlung war spannend, die Charaktere schräg und glaubwürdig zugleich) - und philosophisch war es auch...

 

Herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Petra, du hast ja so recht, ich werde nachlässig. Hier also, nicht in einem Satz, sondern in ganz vielen Sätzen, warum Hosseinis "Drachenläufer" mein Buch des Jahres ist:

 

 

Selten sind die Wege vom Buch zum Menschen so verschlungen und kompliziert zu benennen wie in diesem Fall. Ihr müsst wissen, ich bin darum herum geschlichen, seit ich es das erste Mal sah. Ich schätzte es sehr, ich blätterte immer mal wieder ein wenig darin, allein, der letzte Kaufimpuls fehlte mir, und ich legte es immer wieder beiseite, bis meine Kollegin C. es mir bei meinem Besuch vor knapp zwei Wochen so wärmstens ans Herz legte. “Das ist so eine wunderbare Geschichte!” - und C. und ich, wir haben schon einen in einigen Belangen sehr, sehr ähnlichen Buchgeschmack, in dieser Hinsicht also konnte ich ihr absolut vertrauen.

 

Und begann ich zunächst, aus einem Gefühl der Alternativlosigkeit, ein wenig an dem Buch herumzuschmökern, ließ ich doch bald alles andere links liegen, den Montaigne, die Fachbücher, auch ein bisschen die Niffenegger (...). Und die Geschichte nahm mich gefangen und ich steigerte das Lesetempo in dem atemlosen Maße, in dem die Geschichte mich fesselte.

 

Es ist eine Geschichte von Freundschaft, und es ist eine Geschichte von Afghanistan. Eine Geschichte von den beiden ungleichen Freunden Amir und Hassan, der eine Sohn eines reichen Mannes im Kabul der 60er und 70er Jahre, als alles noch so einfach schien, auch und gerade das Kindsein, der andere aber Sohn des Dieners und damit in der Position eines Freundes, der doch wieder nicht Freund ist. Und die beiden Jungen haben eine Leidenschaft, und das sind die Drachen, die hell und bunt in Kabuls Winterhimmel steigen und jeden Winter wird derjenige gesucht, der am besten die Drachen der anderen vom Himmel zu schneiden weiß. Und Amir will gewinnen, will gewinnen, weil er spürt, wie sehr er seinen Vater, seinen Baba, in allem, was er tut - lesen, Geschichten schreiben - enttäuscht. Amir ist nicht der Sohn, den sein Baba sich gewünscht hat. Er zeigt keinen Mut, und damit nicht genug, er zeigt sich selbst am Tag des Wettkampfs, dass er kein richtiger Freund von Hassan ist und es nie sein wird. Er verrät seinen Freund, den er vor anderen Freunden immer versteckt hat und der ihm immer am nächsten war.

 

Die Freundschaft zerbricht, die Schuld bleibt. Und hier beginnt das Wunderbare. Denn wenn andere Romane an dieser Stelle einfach abbrechen und schlecht werden, beginnt die Klasse des Romans. Hier spielt er sich auf, hier, im zerrütteten Afghanistan von 1981, im San Francisco der 80er und 90er Jahre, in das Amir mit seinem Vater vor dem Krieg flieht. Und schließlich kehrt Amir zurück, um seine tiefe Schuld zu tilgen, und beinahe bezahlt er dafür mit seinem Leben.

 

Drachenläufer empfehle ich vor allem, wenn ihr das nachdenkliche Buch nicht scheut, wenn ihr die Emotionen nicht scheut. Die kommen nämlich hier geballt auf den Leser zu, und ich musste mehr als einmal schlucken und das Buch sinken lassen, weil es mich so mitgenommen hat. Ganz, ganz großes Lesekino von der stillen Sorte. Lest es!

 

Liebe Grüße

Juliane

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Zwar ist das alte Jahr jetzt schon vorbei, aber mein Lieblingsbuch war "Der Weg durchs Feuer" von Irina Tweedie.

 

 

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Zwar liegt das Buch schon seit Jahren ungelesen im Bücherschrank und ist auch schon ein paar Jahrzehnte alt, aber dadurch hat es nichts von seiner Besonderheit eingebüßt.

Eigentlich ist es Irina Tweedies Tagebuch, in dem sie ihren spirituellen/mystischen Weg an der Seite ihres Sufi-Meisters beschreibt. Man kann es kaum mehr aus der Hand legen, wenn man einmal zu lesen begonnen hat ( falls man sich für Mystik interessiert)... und das Gute an dem Buch ist, dass es mit seinen 1032 Seiten scheinbar nie zu Ende geht  :)

 

Ich wünsche allen noch einen suuper Start ins neue Jahr, viele gute Ideen und fesselnde Bücher (selbst geschriebene und gelesene  :s13)

 

Viele Grüße,

Nathalie

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Bei mir: Thommy Bayer, Singvogel.

Projekt Babylon war aber auch sehr gut - muss man einfach mal sagen, ob Schleimspur oder nicht. ;-)

Martin Suter, Der Teufel von Mailand - sprachlich immer gut, auch wenn die Story diesmal nicht ganz das Wahre war.

 

Fazit: Bayers Singvogel war rührend, bewegend und mit einer Botschaft. Babylon war spannend und kurzweilig. Suters Teufel aus Mailand war sprachlich ein Zuckerschlecken und humorvoll. (ironisch und schwarz, trocken)

 

Ciao,

 

Jonathan

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Mein Buch des Jahres war eindeutig mit weitem Vorsprung ...

*20th-Century-Fox-Musik*

 

Jeff VanderMeer – Stadt der Heiligen & Verrückten

 

(Originaltitel: »City of Saints & Madmen«, übersetzt von Erik Simon, erschienen bei Klett-Cotta,

ISBN 3-608-93773-0).

 

 

Tja, wie könnte man es am besten beschreiben? Ich versuche es mal mit so etwas wie einer Rezension:

 

Ein Roman im bekannten Sinne ist es nicht, eine Sammlung von Geschichten auch nicht. Es ist ein Kompendium über die fiktive Stadt Ambra und beinhaltet unter anderem mehrere Erzählungen, eine Studie zur Geschichte der Stadt, Protokolle und Gutachten aus einer psychiatrischen Anstalt, eine Familienchronik, Tagebuchaufzeichnungen und ein gigantisches Sammelsurium von Informationen und Querverweisen im Glossar und der Bibliografie.

 

Vorgestellt werden mehrere Personen und Persönlichkeiten, etwa der junge Dradin, der sich in eine schöne Unbekannte verliebt, oder die Hoegbottons, die zu den einflussreichsten Familien der Stadt gehören. Auch "Hoegbottons Führer zur Vor- und Frühgeschichte der Stadt Ambra" fehlt nicht. Akribisch wird darin geschildert, wie der Pirat Katten John einst die Ureinwohner der Stadt, die pilzähnlichen "Grauhüte", besiegte (naja, "besiegen" ist nicht ganz das richtige Wort). Und da wäre auch der Maler Martin See, der eines Tages eine "Einladung zu einer Enthauptung" erhält und sie tatsächlich annimmt, nicht ahnend, was das für sein künstlerisches Schaffen bedeutet (nein, es ist nicht seine eigene Enthauptung, so billig lässt VanderMeer seine Leser nicht davonkommen). Eine wichtige Rolle spielen auch die Königskalmare aus dem Mott-Fluss, denen eine ganze Abhandlung mit Bildmaterial gewidmet ist.

 

Klingt seltsam? Ist es auch! Wahn und Wirklichkeit, Fiktion und Realität überschneiden sich immer wieder, jeder Text kann die vorherigen Geschichten in ein völlig neues Licht setzen. Manche davon entpuppen sich beispielsweise als fiktive Werke, die der Wahnvorstellung eines Wahnsinnigen entsprungen sind. Dieser ist der Meinung ist, die Stadt Ambra (in der er selbst lebt) sei seine Erfindung. Und in dem ganzen Sammelsurium ist schließlich auch noch die Geschichte der Grauhüte eingebettet, die Ambra zurückerobern wollen. Dieser Handlungsstrang ist vor allem in Nebensätzen und Fußnoten präsent, wird angedeutet als Ahnung einiger weniger Bewohner, deren Warnungen als Verschwörungstheorien abgetan werden.

 

Kurz: Das Buch ist wie eine verstaubte, verwinkelte Bibliothek voller erstaunlicher Schätze, in denen man als Leser stöbert, auch mal schwere Kisten vom Schrank wuchten muss, dann aber als Belohnung sehr ungewöhnliche Dinge findet. Es ist anstrengend und stellenweise sperrig, man muss sich an einigen Stellen durchbeißen, sich auf die verschiedenen Schriften und Schreibstile einlassen, die von literarischer, metaphernreicher Erzählung bis zum trockenen Protokoll einer psychiatrischen Sitzung reichen. Aber man wird mit einer großartig ausgearbeiteten Phantastik-Stadt belohnt, die sich Geschichte für Geschichte und Fragment für Fragment vor dem geistigen Auge zusammensetzt.

 

Begeistert haben mich: die düstere Stimmung, die oft beklemmende Atmosphäre, der Humor, die geradezu irrsinnige Detailverliebtheit in den Fußnoten und dem Glossar. Die Geschichten sind "abgefahren", beängstigend, alptraumhaft, skurril, witzig und an manchen Stellen - ja - auch schwülstig oder staubtrocken.

 

Einen Minuspunkt gab es aber aus meiner Sicht auch: So gut wie alle Personen, über die das Buch berichtet, sind Männer. Ich hätte mir gewünscht, dass eine/einige Geschichte/n auch einmal aus der Perspektive einer Ambranerin geschrieben worden wäre/n, aber das ist wohl Geschmackssache.

 

Fazit: Definitiv das ungewöhnlichste Phantastik-Buch, das ich seit langem gelesen habe, sperrig und unbequem, aber einfach genial. Kein Buch zum entspannten Lesen, sondern eins zum Forschen und Finden!

 

Grüße!

Nina

www.ninablazon.de&&&&"Wolfszeit"   Historischer Thriller&&"Laqua Der Fluch der schwarzen Gondel" für Fantasy-Leser ab 10 Jahren&&"Der Drache aus dem blauen Ei" für Leser ab 7&&

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Mein Buch des Jahres ist "Melnitz" von Charles Lewinsky.

Warum? Weil ich nach über 800 Seiten so gerne noch weiter gelesen hätte.

 

LG

Inge

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Wunderbar, was hier für ein schöner Reigen an bemerkenswerten Büchern entsteht!

 

:s13

:)

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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ein erstes Fazit:

gleichauf auf Platz 1 stehen

 

- Steinfest: Ein dickes Fell

- Zafón: Der Schatten des Windes

 

mit jeweils zwei Nennungen...

 

:s13

:)

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Hallo!

Es ist zwar schon etwas älter, aber ich habe es erst 2006 entdeckt und gelesen:

"Ein Bär will nach oben" von William Kotzwinkle. Das ist einfach genial!

Gabi

 

EDTI: Ich setzte mal einen Link zu Amazon:

(Link ungültig)

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hallo liebe gabi,

 

bonne année!

 

beschenkst du uns noch mit einer klitzekleinen inhaltsangabe?

 

herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Moin Gabi,

 

 

"Ein Bär will nach oben" von William Kotzwinkle.

 

 

Schau an, das erste Sachbuch ;D

 

Wirklich toll, wie fast alles von Kotzwinkle.

 

Gruß

 

HW

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Ich hab den Nach-oben-Bären vor ein paar Jahren mal angefangen, musste aber nach ca. einem Drittel entnervt aufgeben. Konnte ich so überhaupt nix mit anfangen. Meine Frau fand ihn ganz gut, "eine nette Geschichte, eine lange Erzählung, aber kein richtiger Roman."

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