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(Petra)

Schriftstellerselbstausbildung

Empfohlene Beiträge

 :s22Achtung Explosivbeitrag, garantiert frei von Gutmenschentum und politischer Korrektheit.  :s22

 

Liebe Leute,

ich spreche jetzt nicht von Sachbuchautoren, Auftragsautoren, Hausautoren oder Fließbandautoren, sondern von Schriftstellern... die sagen wir mal, Belletristik mit einem gewissen Niveau schaffen können, ob Literatur oder Unterhaltung.

 

Da sich der Schriftsteller in unseren Breiten selbst ausbilden muss, scheint das ganz einfach zu sein. Wofür man keine Lehrer braucht... nichts einfacher als das.

 

Zeitweise entsteht auch hier im Forum der Eindruck: Jeder kann das. Man muss nur viel viel lesen, viel schreiben natürlich auch, am besten täglich, nein dreimal täglich. Außerdem hilft üben. Und der angehende Schriftstellersuperstar arbeitet natürlich an sich, hart, fleißig, am besten auch dreimal täglich.

 

Ein bißchen Hardware braucht's für die Selbstausbildung natürlich auch. Da wären einmal die vielen Bücher für das viele Lesen. Und ein Duden, neueste Ausgabe, der neben dem Computer zu liegen kommt. Wären noch zu nennen: verschiedene Lexika der sprachfördernden Sorte und Schreibratgeber. Vielleicht mal fünf für den Anfang und zehn für besonders Ambitionierte. Technisch versierte Zukunftsgrößen arbeiten außerdem mit Google und Schriftstellerforen.

 

So ein zukünftiger Schriftsteller braucht natürlich auch Schulnoten, ohne die geht es nicht. Dass Freunde und Familie selbst in der Grundschule keine Noten an ihren heißgeliebten Sprössling vergeben dürfen, ist manchem Schriftsteller-Newbie unbekannt. Dafür muss er schon in die Öffentlichkeit, sich ein paar Peitschenschläge in diesem Forum und ein paar Zuckerstückchen in jenem Forum abholen. Wenn er dann noch ordentlich an seinem Text feilt und sägt und hämmert... ist das Meisterwerk für den Verlag schon in Sicht.

 

So einfach ist das, Schriftsteller zu werden. So einfach, dass das Jöble im Land der Dichter und Denker, wie der Name schon sagt, auch wirklich für jeden im Hauruck zu erlernen ist. Hoppla... manche munkeln von Jahren? Aber was sind schon fünf Jahre Schreiben gegen ein Studium von 20 Semestern ohne Abschluss!

 

Es ist zu machen. Künstler gibt's wie Sand am Meer. Und während Konzertmusiker, Dirigenten, berühmte Maler oder Bildhauer, Komponisten und Balletttänzer die Sau raushängen... äh die Elite - sind Schriftsteller was fürs Volk. Zum Anfassen, zum Nachahmen. Können wir alle. Schreiben lernt jedes Kind, tanzen nicht.

 

Es ist so einfach, dass mir allein in den vergangenen fünf Tagen sieben Menschen (das ist mehr als einer täglich!) begegnet sind, die als Berufsbezeichnung "Autor" angaben, weil sie über den Angorahasen im Vereinsblättle geschrieben hatten und ein Gedicht für die Hochzeit der Tochter. "Können Sie mir bitte Ihren Verlag geben!" schreibt eine, "Würden Sie bitte meinen Tagebuchauschnitt aus schwerer Krankheit an Ihren Agenten weiterleiten", ein anderer.

 

Es gibt auch differenziertere Anfragen von Fortgeschrittenen: "Ich schicke Ihnen morgen mein 800seitiges Manuskript, wenn Sie es bitte innerhalb von acht Tagen lektorieren würden, ich möchte es einsenden. Sie schreiben doch Bücher, Sie machen das bestimmt aus dem Ärmel und kostenlos."

 

Ja... so einfach ist das, Schriftsteller zu werden. Man muss nur hart genug dran arbeiten. Mit Duden, klar.

 

Aber mal Ironie beiseite, ich frage jetzt mal explizit:

Was macht einen Schriftsteller NOCH aus?

Welche Eigenschaften sollte man für diesen Beruf noch mitbringen?

Was muss man sonst noch alles können in diesem Beruf?

 

Habe die Ehre... und kann damit umgehen, wenn mich jetzt welche steinigen. Das verschont mich wenigstens vor 800seitigen Manuskripten  :s22

Aber ich denke, es wäre mal an der Zeit, die Selbstausbildung für diesen Beruf etwas zurechtzurücken...

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hui, Petra... was antwortet man auf eine solche Bombe ;D?

 

Recht hast Du mit allem, was Du schreibst - bloß in einem muß ich widersprechen.

 

Ja... so einfach ist das, Schriftsteller zu werden. Man muss nur hart genug dran arbeiten

Ja, von wegen! Die meisten glauben doch, daß sie bereits Schriftsteller sind, immerhin hat man ja schon ein ganzes Manuskript /eine ganze Schublade voller Manuskripte geschrieben, also bewiesen, daß man es kann. Wozu dann noch was lernen?

Und die Absagen beruhen lediglich auf der Bösartigkeit der Verlage, in denen Idioten sitzen, die... usw.

Was glaubst Du, warum die DKZVerlage so blühen und gedeihen oder Bod ein derartiges Geschäft zu sein scheint?

 

Mir hat übrigens mal ein Lektor erzählt, fast 80 % der unverlangten Manuskripte, die ihm auf den Tisch kämen, bestünden aus ungefilterten autobiografischen Texten.

Typisches Beispiel (war mal eine Zeitlang beherrschend): die Hausfrau, die sich am Küchentisch das Elend ihrer Scheidung von der Seele schrieb - und es an einen Verlag schickte. Begründung: das erleben doch unzählige Frauen auch, das muß doch Hunderttausende interessieren. Und dann verbittert war, wenn die Absagen eintrudelten.

Ältere Herrschaften, die ihre Jugenderinnerungen aufschreiben und damit auf Verlagssuche gehen, scheint derzeit auch so eine Mode zu sein.

 

Bei ganz jungen Leuten, die Gedichte schreiben, kann ich es noch am ehesten verstehen - haben wir schließlich alle gemacht, es gibt nicht umsonst den Begriff "Pubertätslyrik" - und aus einigen, ganz wenigen wird tatsächlich was.

Denn bei ihnen kommt etwas Wichtiges hinzu, über das sich die meisten gar keine Gedanken machen:

Talent.

 

Man verwechselt einfach die Kulturtechnik Schreiben mit dem literarischen Schreiben, bzw sieht gar nicht den Unterschied.

"Ich hab so was Interessantes erlebt, ein so schweres Schicksal gehabt usw., das schreib ich jetzt mal auf, mein Buch interessiert bestimmt auch andere."

Hab ich Talent? Kann ich überhaupt schreiben? Solche Fragen stellen sich die wenigsten - und sind deshalb auch überhaupt nicht zur Selbstkritik fähig.

 

Denn das ist ein weiterer Punkt, eigentlich schon eine Voraussetzung: selbstkritisch sein können.

 

Wie viele tausend Blätter haben wir in den Müll gepfeffert?

Umgeschrieben, neu geschrieben, wieder weggeschmissen....

Und wer das nicht kann, soll gleich die Finger vom Schreiben lassen.

 

Das waren jetzt nur ein paar wirre, ungeordnete, spontane Gedanken.

 

Gruß

Jan

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(Siberianchan)

Ganz klar: einen Schriftsteller machen ein paar weitere andere Dinge aus:

 

1) muss wenigstens ETWAS Talent vorhanden sein.

 

2) Muss man das Schreiben lieben. Man kann es nciht nur mögen oder so lala, eben weil man es als Beruf macht. Man muss ihm verfallen sein... ich glaub, ich könnt sonst nicht schreiben...

 

3) Ohne Fleiß kein Preis... und ohne Kritikfähigkeit erst recht nciht.

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Liebe Petra,

 

im Zeitalter von Big Brother, allen möglichen CastingShows und besonders allen unmöglichen Starschaufelveranstaltungen, wundert es doch nicht, daß auch die Schriftschdeller wie Pilze aus dem Internetsapsch sprießen.

Es gibt Leute, die schon mal in Laienaufführungen mitgewirkt haben und nun "Schauspieler" auf ihrer Webseite stehen haben. Da tummeln sich "Kunstmaler", deren zusammengerotzte Werke im Internet prangen, wahrscheinlich nur dort. Es gibt beispielsweise ein Komponistenforum, das im Laufe der Zeit zu einem schlichten Komponierforum für Sampleschnippsler verkommen ist. Da werden Symphonien vorgestellt und gigantische Werke mit ebensolchen Titeln, und wenn man auf die Webseite der "Künstler" kommt, erschlägt einem das Wort "Composer" mit dicken Lettern. Was allerdings zu hören oder zu lesen ist, spottet jeder Beschreibung und erspart einem selten einen Lachanfall.

"Komponisten" sind da noch viel erbarmungsloser als "Schriftsteller", denn sie verfügen über enorme Ressourcen an Selbstsicherheit und Kritikresistenz. Kritiken werden da immer jovial begrüßt, aber wenn man es wagt, zu schreiben, daß die 20minütige Symphonie eigentlich nur aus drei Akkorden besteht und langatmig durch die Gegend holpert, kontert der Künstler mit "Unsachlichkeit" und "das war nicht die Kritik, die ich hören wollte".

Ich reite auf diesem "artfremden" Thema deshalb herum, weil das Dilettantentum dort dazu geführt hat, daß wirklich gute Leute nach und nach die Segel gestrichen und das Forum verlassen haben. Übriggeblieben ist inzwischen nur noch pubertäres Gesuhle und Gekeife, mit einem künstlerischen Bodensatz, dessen niveaulose Bodenfreiheit nur schwer zu unterbieten ist.

So weit ist es in diesem Forum Gott (oder wem auch immer) sei Dank noch nicht. Aber ich denke, wenn auch hier die postpubertären Literaturwallungen zunehmen, wird sich der eine oder andere auch überlegen, warum er seine kostbare Zeit verschwenden soll. Noch halten sich ja Drittklässler-Schulaufsätze in sehr engen Grenzen und auch Literageschleime ist nur ganz selten anzutreffen.

Vielleicht sollte der eine oder andere, der hier seinen Text vorstellt, erst einmal gründlich darüber nachdenken, ob das für ihn die richtige Plattform ist. Ehrlich gesagt, ich würde es nicht wagen, hier meinen ersten Textversuch zur Kritikheischung einzustellen. Zum Ausprobieren gibt es genügend andere Foren.

Vielleicht sollte man ja auch mal darüber nachdenken, ob man das Forum vielleicht nur für wirkliche Autoren freigibt, also Leute, die auch schon etwas veröffentlicht haben. Ich weiß, das klingt jetzt wahrscheinlich schrecklich elitär - und ich müßte wohl als erster ausziehen - aber es wäre eine Konsequenz, die dem Niveau und dem eigentlichen Zweck des Forums am ehesten gerecht würde.

 

Ich pack schon mal die Koffer,

 

Ulli

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(Steffi (Ronya))

Zum Schreiben gehören immer zwei Dinge: das Was und das Wie! Das Wie kann man lernen, aber das Was nicht! Entweder man hat zündende Ideen oder man hat sie nicht! Und die Ideen sind der Grundbaustein!

Und ich finde all diese "Problembücher" müssen mit einem sehr kritischen Auge betrachtet werden. Gerade weil es so vielen anderen auch passiert, will es eben keiner lesen!

Gruß Ronya

P.S.: Ich komm ja auch nicht auf die Idee ein Buch über meine verzweifelte Suche nach einem Studienplatz mit all den Hürden und die Bürokratie in Deutschland, über die ich mich so geärgert habe zu schreiben. Passiert auch vielen, hat mich sehr bewegt! Interessiert bestimmt viele...

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Hallo zusammen,

 

ein wichtiges Kriterium: Selbstreflektion.

 

Ich habe schon Texte über Schriftstellerei geschrieben, aber die Selbstreflektion selten erwähnt- obwohl sie besonders wichtig ist.

 

Der Unterschied zwischen einem Tagebuch und einer literarischen Text ist die Reflektion, die das Erlebte reflektiert, das unwichtige aussondert, das wichtige verdeutlicht (und überträgt, durch fremde Erfahrungen verbreitert,..) und die Übertragung auf eine fiktive Figur, um sich als Schriftsteller in eine Distanz zu begeben.

Die Sprache wird zum Arbeitsinstrument- und dazu muss man sie reflektieren. Und über die Distanz ist es möglich seine eigenen Texte kritisch durch die Augen eines anderen zu sehen- oder die Kritik eines anderen anzunehmen.

 

Dazu gehört natürlich auch Fleiß, Interesse- und Talent. Wobei es unterschiedliche Talente gibt.

Beobachtungsgab, Fleiß, Tiefe des Sprachgefühls, Plotting, Wissen- alles durch Übung verbesserbar, Talent ist die Spitze.

 

Gruss

 

Bluomo

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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(Peter_Dobrovka)

Also im Prinzip ist das schon alles richtig, was du da geschrieben hast, liebe Petra ;D

 

Es gibt ein paar Sachen, die ein Autor in der Tat noch braucht, wie ich finde:

 

Anpassungs- und Kritikfähigkeit

"Keiner will etwas werden, jeder will schon etwas sein" - weiß nicht mehr, wer diesen Spruch erfunden hat, aber er zählt für mich zu den 10 großen Lebensweisheiten. Und ist auch hier anwendbar. Man muß als Autor bereit sein, sich dem Geschmack seiner Leser anzupassen, wenn man von ihnen gelesen werden will. Und man muß auch bereit sein, Kritik zu verarbeiten, auch wenn sie noch so weh tun mag. Was nicht heißt, daß Kritik immer berechtigt ist, aber man muß in der Lage sein, die berechtigte von der unberechtigten zu unterscheiden und seinen Text auf äußere Anregung hin zu überabeiten.

 

Intelligenz und übergreifendes Denken

Ein guter Schriftsteller muß eigentlich Fachmann für alles sein. Arzt, Anwalt, Historiker, Kernphysiker und Maschinenbauer in einer Person. Er muß wissen, wann er etwas nicht weiß und recherchieren muß, und er muß wissen, wie man effektiv und effizient recherchiert. Andernfalls schreibt er sehr leicht völligen Bullshit.

 

Empathie

EIn guter Autor muß in der Lage sein, in seine Charaktere zu schlüpfen und zu fühlen, was sie fühlen. Zu sehen und zu hören, was sie sehen und hören. Andernfalls erstellt er leblose Pappkameraden.

 

Der "objektive Blick"

Das ist das Schwerste von allem, zugleich jedoch auch das Zweitwichtigste. Der Autor muß seinen Text so sehen können, wie ihn ein neutraler Leser sieht. Er muß erkennen, wann eine Formulierung ungelenk oder lächerlich ist, und er muß spüren, wann er dem Leser welche Informationen preisgeben muß, und welche er zurückhalten darf. Er muß sozusagen so tun können, als kenne er seinen Text nicht.

Kritik fällt einem an fremden Texten deswegen viel leichter als am eigenen, weil man das Mini-Universum seiner Geschichte selbst geschaffen hat und so nicht weiß, welche Beschreibungen noch fehlen und welche schon zuviel sind.

Ebeso ist das mit Formulierungen, die man selbst witzig oder tiefgründig findet, aber der neutrale Leser nicht. Die eigene Welt mit den Augen des neutralen Lesers zu sehen, das ist das A und O der Überarbeitung.

 

Peter

 

PS: Ein elitäres Forum ist ne interessante Sache, aber eigentlich ist es nicht notwendig. Wenn man will, kann man sich ja elitär verhalten und Posts von ungeliebten Newbies ohne Veröffentlichung ignorieren. Aber eigentlich halte ich nichts davon. Da kommt man eventuell in eine Elfenbeinturm-Falle und verliert die Bodenhaftung. Außerdem empfände ich es irgendwie aus einem Bauchgefühl heraus als nicht fair.

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Liebe Leute,

nun hab ja ich die Bombe gelegt und bin erfreut, wie informativ sie geplatzt ist!

Ich persönlich glaube nicht, dass das "Was" gelernt werden kann, es braucht Begabung und Talent und die kann man nicht erlernen. Jeder Mensch hat irgendein Talent, aber halt nicht jeder eins zum Schriftstellern.

 

Ich will mal aus der Sicht der bei Verlagen verlegten Schreiberin sagen, was noch dazu gehört... denn das ist ja Ziel der meisten Anfänger... Publikumsverlage, Verlage mit Namen. Und das ist nochmal ein anderes Schreiben. Also.

 

- absolute Professionalität in allen Rundumarbeiten wie Verfassen von Exposés, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Zuarbeiten, Rechtschreibung, Grammatik, Stilsicherheit etc.

- Beim Publikumsverlag ein Blick für das Entwerfen von publikumswirksamen Romanen statt purer Selbstverwirklichung.

- Die Bereitschaft, "Karriere" zu machen, d.h. regelmäßig weitere Bücher nachzuschieben und da auch nicht einfach irgendwas.

- Die Bereitschaft, alles andere dem Schreiben hintenan zu stellen, wenn es sein muss.

- Die Fähigkeit, sich öffentlich darzustellen

- Stressfestigkeit und Wille zu Überstunden, auch Schreibenkönnen unter Druck

- für schriftstellerische Tiefe braucht es ein Minimum an Lebenserfahrung und Empathiefähigkeit

- psychologische Kenntnisse, Menschenkenntnis und genaue Beobachtungsgabe

- Umgang mit sozialen Konflikten: Berufsschreiben, vor allem bei Spätzündern, die vorher ganz anders gelebt haben, verändert Freundschaften und Partnerschaften bis hin zum Bruch.

- man sollte seelisch möglichst stabil sein und seine eigene Mitte kennen, Techniken haben, wieder zum Ruhen zu kommen. Die emotionale Belastung ist nämlich im positiven wie im negativen Sinne sehr groß! (Obwohl ich das wusste, habe ich ie wahre Dimension, die da auf einen zukommt, unterschätzt). Man muss in diesem Beruf immer wieder innerlich zurücktreten können und sich selbst definieren. Gleichzeitig wird man in der Arbeit mit all dem in sich konfrontiert, das andere nicht mal ihrem Psychiater sagen. Selbst das, was alle herbeisehnen - der Erfolg, ist ganz schön hart zu ertragen, wenn man sich selbst nicht verlieren will.

- auch wenn es dem Punkt vorher zu widersprechen scheint: man muss in einem gewissen Sinne meschugge sein. Man fällt nämlich aus allen Gartenzwergwelten. Außerdem muss man den Zwiespalt aushalten, sich total öffnen zu können (was verletzlich macht) und die Hornhaut um sich ziehen zu können.

- Man muss Alleinsein aushalten, besser sogar schätzen können. Und je mehr man Erfolg hat, desto mehr muss man mit Einsamkeit umgehen können, auch wenn man in der Menge badet.

- Man muss eine "Nase" haben... für das, was die Menschen bewegt, umtreibt, beschäftigt... auch noch in Jahren. Dazu gehört auch ein Umgang mit gesellschaftlichen Vorgängen. (Ronja, in diesem Zusammenhang: Man darf auch Problembücher schreiben. Ich schreibe gerade einen Unterhaltungsroman über Krisengedöns... aber man muss das eben umsetzen, unterschieben, anders verpacken)

- Bescheidenheit hilft weiter, auf dem Teppich und am Ball zu bleiben

 

Was habe ich alles noch vergessen?

 

Ach ja, wer vom Bücherschreiben leben will, braucht:

 

- Unternehmergeist

- Grundkenntnisse in Buchhaltung und all den feinen Nebentätigkeiten eines Freiberuflers

- die Bereitschaft, wenn's finanziell klemmt, auch mal fachfremde Nebenjobs zu machen

- eine solide Planung und eine realistische Basis

- die Fähigkeit, sich zu vermarkten

- die Bereitschaft, darauf zu verzichten, dass man nur noch Privatmensch XY ist

 

Huch... ist das eine Sammlung... Sowas kann man unmöglich als Unistudium anbieten ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra

 

PS: Welch Zufall, während ich das hier schreibe, kommt ein dicker amtlicher Brief vom Finanzministerium. Mit einer Nummer. Einer amtlich abgesegneten Nummer für die staatlich geprüfte Berufsschriftstellerin ;D Fronkreisch... da wird man sogar von Ziffern glücklich :s02

 

PPS @Ulli: Ich schätze hier gerade die Mischung von Leuten, ich hab auch schon jede Menge von Anfängern gelernt. Und du musst dich ja nicht in jede Niederung begeben :s21 Wer als super Composer die Vereinssymphonie schreibt, stellt sich doch nur selbst bloß ;-)

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(Steffi (Ronya))
Ronja' date=' in diesem Zusammenhang: Man darf auch Problembücher schreiben. Ich schreibe gerade einen Unterhaltungsroman über Krisengedöns... aber man muss das eben umsetzen, unterschieben, anders verpacken)[/quote']

genau diesen Zusatz habe ich vorhin vergessen. Das wollt ich auch sagen, nämlich, wenn man ein Problembuch schreibt, darf das Ganze nicht wie ein Auszug aus einem Tagebuch klingen.

Ich habe doch gar nichts anderes mit dem "Was" gesagt? :s03

Gruß Ronya

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Intelligenz
 ;D Ich hab mich ja nicht getraut, das zu schreiben.  ::)

 

Aber recht hast Du!

 

Die Mischung hier ist eigentlich ganz okay - allerdings hast Du selbst schon mal beklagt, Peter, daß man im Grunde über andere Themen sprechen sollte in einem solchen Forum als über schlichte handwerkliche Selbstverständlichkeiten.

 

Und wenn wir das machten, würde ich nicht von elitär reden.

Oder auch, wenn z. B. ich jetzt nicht mehr überall meinen Senf dazugebe, hätte das nichts mit "elitär" zu tun - wäre vielleicht schlichter Zeitmangel.

 

Was wirklich nervt: wenn jemand sich neu anmeldet und eine Frage stellt, die schon 25mal beantwortet worden ist; sich also gar nicht die Zeit nimmt, sich erst mal in Ruhe umzuschauen - aber von uns erwartet, daß wir uns die Zeit zur sechsundzwanzigsten Antwort nehmen.

 

Gruß

Jan

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(Steffi (Ronya))

Das Problem hättest du aber auch in einem elitären Forum... Denn faule Leute gibt es überall.

Gruß Ronya

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Das Problem hättest du aber auch in einem elitären Forum... Denn faule Leute gibt es überall.

Gruß Ronya

;D ;D ;D Stimmt!

 

Gruß

Jan

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(writingwoman)

Liebe staatlich geprüfte Berufsschriftstellerin (GLÜCKWUNSCH!!!),

 

ganz blöde Frage, bezieht sich dein Unmut zufälligerweise auf eine heutige Mail mit der Überschrift: "Wie schreibe ich ein Buch?"

 

Ich dachte vorhin, das könne es ja wohl nicht sein. Schön, wenn man seine Krankheit zum Nachdenken nutzt, aber die ganze Sache ist doch ein Prozess, und bis ich so weit bin, muss ich niemanden mehr danach fragen, sondern habe zumindest einen gewissen Grundstock an Erfahrungen gesammelt. Z.B. all diese Bücher bereits gelesen um dann nur noch Drumherumfragen zustellen. Ich fühlte mich jedenfalls seltsam von dieser Mail berührt. So als hätte in der Betreffzeile gestanden: "Wie koche ich?"

 

- Beim Publikumsverlag ein Blick für das Entwerfen von publikumswirksamen Romanen statt purer Selbstverwirklichung.

 

Ja! So doof wir Autoren es finden mögen, aber wenn wir unsere Bücher verkaufen wollen (und das wollen wir doch?) müssen wir uns gewissen Regeln des Marktes unterwerfen. Sicher nicht allen Regeln, aber an vielen Dingen werden wir nichts ändern können. Marktgerecht schreiben bedeutet ja nicht unbedingt sich selbst zu verleugnen. Man sollte seinem Anspruch dabei trotzdem treu bleiben, aber man kann auch nicht alles ignorieren, was der Markt fordert und dann weinen, weil kein Verlag haben möchte, was wir schreiben.

 

- Die Bereitschaft, "Karriere" zu machen, d.h. regelmäßig weitere Bücher nachzuschieben und da auch nicht einfach irgendwas.

 

Auch da Zustimmung! Mein Sachbuchagent sagte neulich gerade, die Verlage liiieben Autoren, bei denen sie wissen, dass es sich lohnt sie aufzubauen, weil sie immer wieder Bücher nachlegen. An Eintagsfliegen ist heutzutage (?) niemand mehr wirklich interessiert.

 

- Die Bereitschaft, alles andere dem Schreiben hintenan zu stellen, wenn es sein muss.

- Die Fähigkeit, sich öffentlich darzustellen

- Stressfestigkeit und Wille zu Überstunden, auch Schreibenkönnen unter Druck

- für schriftstellerische Tiefe braucht es ein Minimum an Lebenserfahrung und Empathiefähigkeit

- psychologische Kenntnisse, Menschenkenntnis und genaue Beobachtungsgabe

- Umgang mit sozialen Konflikten: Berufsschreiben, vor allem bei Spätzündern, die vorher ganz anders gelebt haben, verändert Freundschaften und Partnerschaften bis hin zum Bruch.

- man sollte seelisch möglichst stabil sein und seine eigene Mitte kennen, Techniken haben, wieder zum Ruhen zu kommen. Die emotionale Belastung ist nämlich im positiven wie im negativen Sinne sehr groß! (Obwohl ich das wusste, habe ich ie wahre Dimension, die da auf einen zukommt, unterschätzt). Man muss in diesem Beruf immer wieder innerlich zurücktreten können und sich selbst definieren. Gleichzeitig wird man in der Arbeit mit all dem in sich konfrontiert, das andere nicht mal ihrem Psychiater sagen. Selbst das, was alle herbeisehnen - der Erfolg, ist ganz schön hart zu ertragen, wenn man sich selbst nicht verlieren will.

 

Kann ich alles unterschreiben. Zum Glück habe ich einen Partner, der mich voll und ganz unterstützt (und darauf setzt, dass er vorzeitig in den Ruhestand gehen kann und ICH dann arbeite ;) )

 

 

Und ja: Meschugge bin ich auch ::)

Alleinsein kann ich gut aushalten; ich bin ein Einzelkind, und mit vier Kindern ist es schön, hin und wieder allein vor dem Rechner zu hocken....

 

Bescheidenheit ist wichtig, auch wenn ich gerade halb abhebe, wie beschrieben ;)

 

- Unternehmergeist

- Grundkenntnisse in Buchhaltung und all den feinen Nebentätigkeiten eines Freiberuflers

- die Bereitschaft, wenn's finanziell klemmt, auch mal fachfremde Nebenjobs zu machen

- eine solide Planung und eine realistische Basis

- die Fähigkeit, sich zu vermarkten

- die Bereitschaft, darauf zu verzichten, dass man nur noch Privatmensch XY ist

 

Vieles davon kann man auch an einen Agenten deligieren, aber es schadet sicher nicht, wenn man sich auchselbst damit auseinander setzt. (Ich hasse die NDGetrenntschreibung!)

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Liebe Petra,

Liebe staatlich geprüfte Berufsschriftstellerin (GLÜCKWUNSCH!!!)

Haha, ich beömmel mich ja selbst... heute bin ich allerdings staatlich nicht anerkannte Putzfrau  :s08

 

ganz blöde Frage, bezieht sich dein Unmut zufälligerweise auf eine heutige Mail mit der Überschrift: "Wie schreibe ich ein Buch?"

Also ich nehme mal an, dass die wunderbaren Eumel, die mir da in den letzten Wochen geschrieben haben, unmöglich auch noch die gleiche Show bei jemandem anderen hier im Forum abgezogen haben können? Dann hieße das, die Schreibgenies verstecken sich hier!  :o

 

Unmut ist es gar nicht. Ich finde, zu einem Autorenforum gehört es einfach auch mal dazu, knallhart die Wahrheit zu sagen. Ich finde es einfach schade, wenn aus Gründen der Menschenfreundlichkeit oder was auch immer falsche Hoffnungen geweckt werden. Ich wäre in meiner Autorenlaufbahn an manchen Stellen heilfroh gewesen, wenn mir jemand die Wahrheit gesagt hätte, anstatt Situationen schönzureden.

 

Ich fühlte mich jedenfalls seltsam von dieser Mail berührt. So als hätte in der Betreffzeile gestanden: "Wie koche ich?"

Ach die... jo, Kochen hab ich auch mit dem Kochbuch gelernt  :p

 

Auch da Zustimmung! Mein Sachbuchagent sagte neulich gerade, die Verlage liiieben Autoren, bei denen sie wissen, dass es sich lohnt sie aufzubauen, weil sie immer wieder Bücher nachlegen. An Eintagsfliegen ist heutzutage (?) niemand mehr wirklich interessiert.

Die lohnen sich finanziell auch nicht. Allerdings hab ich den Eindruck, dass beim Nachschieben, wenn man es mal gemacht hat, die Bandagen immer härter werden.  :s23

 

(Ich hasse die NDGetrenntschreibung!)

Die ist nicht mehr zwingend, da häufig sprachlicher Unsinn. Mein nächster Roman erscheint ohne  :)

 

Schöne Grüße,

Petra, wieder zum Wischmopp greifend

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(writingwoman)

Liebe Petra, die du Ärmste gerade den Feudel schwingst,

 

Also ich nehme mal an, dass die wunderbaren Eumel, die mir da in den letzten Wochen geschrieben haben, unmöglich auch noch die gleiche Show bei jemandem anderen hier im Forum abgezogen haben können? Dann hieße das, die Schreibgenies verstecken sich hier!  :o

 

Nee, ich meinte die Mail heute im Texttreff! Hast du die nicht bekommen?

 

Unmut ist es gar nicht. Ich finde, zu einem Autorenforum gehört es einfach auch mal dazu, knallhart die Wahrheit zu sagen. Ich finde es einfach schade, wenn aus Gründen der Menschenfreundlichkeit oder was auch immer falsche Hoffnungen geweckt werden. Ich wäre in meiner Autorenlaufbahn an manchen Stellen heilfroh gewesen, wenn mir jemand die Wahrheit gesagt hätte, anstatt Situationen schönzureden.

Völlig dáccord. Nur, dass die meisten Menschen gerne täumen und ungerne mit der Wahrheit konfrontiert werden. Nicht falsch verstehen, ich fand deine Mail gut!

 

Die lohnen sich finanziell auch nicht. Allerdings hab ich den Eindruck' date=' dass beim Nachschieben, wenn man es mal gemacht hat, die Bandagen immer härter werden.  :s23[/quote']

 

Das kommt vielleicht auf den Verlag an. Es gibt ja auch solche, die mit ein und demnselben Autoren ein und dasselbe Thema von allen Ecken und Enden wieder und wieder durchkauen, bis es nur noch kalter Kaffee ist (also bei Sachbüchern jetzt).

 

Grüßchen von der anderen Petra, die jetzt ihrer Jüngsten bei einem Wellensittich-Referat helfen muss.

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Interssant, was ich brauche, um EVENTUELL mal Berufsschriftsellerin zu werden... *seufz* wobei das mit dem Privatmenschen ja noch nciht so schlimm ist... da haben es Schauspieler und sänger schwerer.

 

*seufz und sich an die verhassten Matheaufgaben setzt*

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Tja Sib,

warum soll ein schlecht bezahlter Beruf auch einfach sein ;-)

Und denk immer dran: Mathe brauchst du nachher für die Buchhaltung der Honorare...

Schöne Grüße,

Petra

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Ändert nix daran, dass ich Mathe hasse... *seufz* *ihre aufgaben fertig hat* *kurz vorm Krepieren ist, weil matheallergie*

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Liebe Leute,

 

nachdem Petra heute morgen ihrem Unmut Luft gemacht hat, bin ich nun dran.

 

Als ich heute abend reinschaute, war ich drauf und dran, meine Meinung, daß die Mischung hier okay sei, zu revidieren.

Deutlich gesagt: ich hab fast das Gefühl, Montsegur steht auf der Kippe (oder nähert sich ihr zumindest).

 

Peter hat vor einiger Zeit schon mal angemerkt, daß man eigentlich über andere Themen diskutieren müßte (s. mein vorheriges Posting), aber dazu kommt es gar nicht; Petra mahnt inzwischen, das Niveau nicht verkommen zu lassen.... hab zumindest heute fast das Gefühl, daß wir in absehbarer Zeit eines von vielen Laber-Foren sind, wenn das so weitergeht.

 

Schnaubender

Gruß

Jan :s16  

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hab zumindest heute fast das Gefühl' date=' daß wir in absehbarer Zeit eines von vielen Laber-Foren sind, wenn das so weitergeht. [/quote']

Mein Mann schaute mir gerade über die Schulter und schüttelte verständnislos Kopf: Was macht ihr euch daraus ein Problem? Wer labert, fliegt raus. Schluss, Ende. Er sei schon aus einigen Foren rausgeflogen ...

Maja Papaya

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Als ich heute abend reinschaute, war ich drauf und dran, meine Meinung, daß die Mischung hier okay sei, zu revidieren.

Deutlich gesagt: ich hab fast das Gefühl, Montsegur steht auf der Kippe (oder nähert sich ihr zumindest).

 

Lieber Jan!

 

Nachdem ich gerade diesen Thread von vorne bis hinten durchgelesen habe, muss ich Dir heftig widersprechen - ich finde das Niveau geradezu berauschend für ein Internetforum.

Die guten Foren, die ich kenne, haben alle gemischtes Publikum, aber jedes hat gleichzeitig "Charakter", bzw. eine Linie, die sich durchzieht. Das ist hier genauso, ergo mache ich mir um Montsegur keine Sorgen ...

Natürlich kann man das Niveau künstlich hoch halten, indem man nur Autoren zulässt die reif für die Veröffentlichung sind oder bereits veröffentlicht haben. Aber das fände ich einigermaßen versnobt ...

 

Liebe Grüße

Ursula

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Es gab mal ein Forum auf (Link ungültig) Es war paßwortgeschützt, und die Zugangsdaten bekam nur, wer eine Publikation vorweisen konnte. Also ein "Autoren-Forum" im puristischen Wortsinne. Heute zeigt die Website auf den proLiteratur Verlag.

 

Was ist dem Forum zugestoßen? Aus der anfänglich großen Zahl der Disputanten wurde ein harter Kern von fünf Leuten, die sich dort blicken ließen. Doch auch dieser zerbröselte nach und nach. Zuletzt waren nur noch ein anderer und ich dort aktiv. Als wir beide uns schließlich ebenfalls verabschiedeten - denn wir konnten auch per E-Mail diskutieren -, wurde es geschlossen ...

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