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JuliaB

Mitspracherecht bei Illustrationen (Bilderbuch)?

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Hallo!

 

Meine Frage richtet sich hauptsächlich an die BilderbuchautorInnen, die nicht selber illustrieren.

Wie habt Ihr den Illustrations-Ablauf erlebt? Völlig naiv ging ich davon aus, der Verlag kauft das Manuskript und vergibt den Auftrag für die Illustrationen an einen Künstler seiner Wahl. Dem Autor werden die Bilder natürlich auch vorgelegt, aber nur zur „Kenntnisnahme“, also ohne großes Mitspracherecht. So hatte ich es öfter gelesen und bin irgendwie davon ausgegangen, dass es Standard ist.

Deswegen war ich positiv überrascht, als mein Verlag jetzt anfragte, in welchem Stil ich mir die Illustrationen vorgestellt hätte – und sie möchten sich, soweit möglich, an meine Vorstellungen halten. Eine Bekannte meinte, sie hätte nichts anderes erwartet, der Normalfall wäre, dass Autor und Illustrator eng zusammenarbeiten und der Autor sogar ein Vetorecht hat.

Also, jetzt haben wir hier Theorien von „gar kein Einfluss“ bis zu „selber bestimmen“ – ich denke, der übliche Weg liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

Wer mag ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, inwieweit er/sie ein Mitspracherecht bei den Illustrationen hatte?

 

Interessierte Grüße,

Julia

www.julia-breitenoeder.de

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Das ist mal ein super Thema, JuliaB :D

 

Da ich auch Kinderbücher schreibe und dahingehend überhaupt keine Erfahrung habe, interessiert mich dieses Thema natürlich brennend. Ich persönlich würde es wohl anstreben auf ein gewisses Maß hin mit bestimmen zu dürfen. Aber wie wird es tatsächlich gehandhabt? Oder ist es von Verlag zu Verlag verschieden.

 

LG

Nati

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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Hi Julia, hi Nati,

bei meinem Watz wurde ich zu verschiedenen Illustrationsentwürfen der Gisela Dürr zu der Figur gefragt. Die Lektorin hat mir vier oder fünf Vorschläge gefaxt und ihren Favoriten markiert. Das war auch meiner. Da ging es nur um das grundsätzliche Aussehen der Figur, nicht um die einzelnen Bilder. Die habe ich erst gesehen, als ich die Druckfahnen hatte.

Wir waren da nun einer Meinung. Ich glaube aber, sie hätten sich von mir auch nicht umstimmen lassen, wenn ich einen anderen gewollt hätte. So war es zB bei dem nichtssagenden und verkaufshindernden kaum zu merkenden Titel des Buches  :s11

Bei den anderen Büchern habe ich die Illustrationen immer erst mit den Druckfahnen gesehen. Meine Aussagen beziehen sich auf gondolino, Brunnen und tosa. Wie es bei anderen ist weiß ich nicht. Ich denke wenn du "berühmt" bist, darst du da auch mitreden. Ich durfte es jedenfalls nicht.

Rabe

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Hallo,

 

von meinen Büchern wurden schon etliche illustriert, und Einfluss, wer das macht, hatte ich nie. Was ich allerdings auch richtig finde, weil ich gar nicht das Feeling habe, welche Stilrichtung, welcher Illustrator am besten zum Text passt.

 

Nur in einem Fall, bei meinem Kinderkrimi, der schwarz-weiß-Zeichnungen hat, habe ich überhaupt während des Entstehungsprozesses Kontakt zur Illustratorin gehabt. Das war zwar interessant und sehr schön für mich, mitzuerleben, wie sie arbeitet, aber auf das Ergebnis hatte es keinen Einfluss.

 

Bei meinem Osterbilderbuch war es so, dass ich zu jeder Textseite zwei, drei Stichworte notiert habe, was ich mir auf dem Bild vorstelle. Der Illustrator hat viele dieser Anregungen aufgegriffen und schön umgesetzt.

 

LG Luise

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Christine Spindler

Hallo Julia,

 

Glückwunsch. Eine Zusammenarbeit mit dem Illustrator ist wirklich eine feine Sache. Bei meinen zweisprachigen Kinderkrimis darf ich der Illustratorin genau sagen, welche Szenen ich gerne wie illustriert hätte. Das sind 10 Zeichnungen pro Buch, die dann immer sehr stimmig werden und genau meine Vorstellung davon wiedergeben, was da passiert. So erlebe ich keine unschönen Überraschungen, und für die Illustratorin ist es auch einfacher, weil sie konkrete Vorgaben hat.

 

Ich wünsch dir viel Spaß dabei.

Cheers

Christine

Hört mal rein in meinen Podcast: https://anchor.fm/tinazang

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Zitat von Luise

von meinen Büchern wurden schon etliche illustriert, und Einfluss, wer das macht, hatte ich nie. Was ich allerdings auch richtig finde, weil ich gar nicht das Feeling habe, welche Stilrichtung, welcher Illustrator am besten zum Text passt.

 

Wer das macht sollten m.E. auch die entscheiden, die was davon verstehen. Aber auf das "Wie" möchte ich schon Einfluss haben dürfen, da es ja meine Figuren sind und ich ein ganz klares Bild im Kopf habe. Ich dachte immer, das diese Sache ganz streng nach immer dem gleichen Prinzip abgehandelt wird. Um so mehr freut es mich zu hören, dass dem nicht so ist. Ich muss mich echt für mein Unwissen entschuldigen, aber ich hab wirklich keine Ahnung, wie so was gehandhabt wird.

Ich glaube es ist super spannend einem Illustrator/rin über die Schulter zu schauen. Und mitzuerleben, wie jemand den eigenen Figuren Leben einhaucht.

Ich hoffe, dass meine Wuddelbucks bald lebendig werden. ;)

 

LG

Nate

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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Ich arbeite ja zu 50% auch als (ausgebildete) Illustratorin für andere Autoren.

 

Bisher war es immer so, dass die Autoren, deren Bilderbücher oder Kinderbücher ich illustrierte, überhaupt kein Mitspracherecht hatten.

 

Ich glaube, ich mag es ganz und gar nicht, wenn mir jemand sagen würde, wie ich eine Geschichte zu illustrieren hätte. Ich werde ja von den Verlagen auf Grund meiner Stilrichtung ausgewählt.

 

"Illustrieren" bedeutet im Sinne des Wortes, den Text zu "erleuchten" und das geschieht auf die Art und Weise, wie der jeweilige Illustrator eben arbeitet. Er sieht den Text mit ganz anderen Augen als der Autor und genau das ist ja der aufregende Kern der Dramaturgie eines Bilderbuches.

 

Würde mir vom Autor gesagt, was ich wie zu illustrieren hätte, würde ich mich in meiner Fantasie, in meiner Freiheit und meiner Interpretation eingegrenzt fühlen.

Wahrscheinlich würde ich dann sehr bockig werden. ;D

 

Ich zeige aber gern dem Autor meine Bilder…

 

Einen schönen Wochenanfang – Elisabeth

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Jetzt bin ich schlauer, vielen Dank!

 

Es scheint sich zu bestätigen, dass der Autor meist vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Das ist wohl vom Ablauf her auch kaum anders möglich - wenn zwischen Autor und Illustrator um jeden Strich und jede Farbgebung gefeilscht werden würde, wäre wohl kaum noch eine Veröffentlichung möglich. ;)

Wie gesagt, ich durfte bislang meine Vorstellungen zur Stilrichtung beitragen - ich denke, da haben sich meine Ideen und die Planung des Verlags sowieso getroffen, so dass es überhaupt kein Problem war. Die Auswahl des Illustratoren und alles weitere übernimmt natürlich der Verlag, allerdings weiß ich, dass ich die ersten Bilder zur Ansicht bekomme, sobald sie vorliegen, nicht erst, wenn alles druckfertig ist. Das finde ich sehr schön, aber nur, weil ich schrecklich ungeduldig bin und so schneller sehen kann, wie meine Figuren lebendig werden, und nicht, weil ich dem Illustratoren ins Handwerk pfuschen möchte.

 

@ Rabe: Dass Du beim Aussehen der Figur mit entscheiden konntest, finde ich schön. Das ist sicher auch nicht immer der Fall. Und der Titel ... Die Diskussion ist bei mir noch nicht eröffnet, aber davor graut es mir ja schon ... Ich bin gespannt, wie mein Buch am Ende heißen wird. Bis jetzt läuft es noch unter Arbeitstitel, der mir aber überhaupt nicht mehr gefällt und nach mehreren Überarbeitungen auch nicht mehr richtig passt. Leider ist mir bislang noch kein besserer Vorschlag eingefallen.

 

@ Luise: Ich denke auch, dass der Verlag einfach den besseren Überblick hat, was passend und auch gut verkäuflich ist. In meinem Hinterkopf war aber die ganze Zeit eine penetrante Stimme, die flüsterte: "Und was, wenn die Bilder dir gar nicht gefallen?" Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zwar relativ gering, trotzdem bin ich froh, dass ich einbringen durfte, was ich mir vorstellen kann bzw. was mir persönlich überhaupt nicht gefallen würde. Hätte mich auch vom Verlag eines Besseren belehren lassen, wenn meine Wünsche völlig daneben gewesen wären. ;)

 

@ Nati: Natürlich hüpfen die eigenen Figuren schon dreidimensional und in Farbe im Kopf herum - seit dem ersten Buchstaben, den ich zu Papier gebracht habe. Der Illustrator wird sie ganz sicher anders sehen, aber das stört mich nicht - ich finde es spannend, meine Gedanken zu Bildern werden zu sehen. Die ganz enge Zusammenarbeit Autor/Illustrator findet wahrscheinlich nur statt, wenn das Projekt von Anfang an gemeinsam entwickelt wird. So verkauft man ja die Rechte an der Geschichte an den Verlag und er kann sie nach eigenen Vorstellungen umsetzten lassen. Umso mehr freue ich mich, dass ich meine Zahnputz-Prinzessin zumindest bei ihrer figürlichen Entstehung beobachten kann.

 

@ Christine: Eine enge Zusammenarbeit mit so viel Mitsprache scheint die Ausnahme zu sein. Doch ich stelle es mir faszinierend vor zu sehen, wie die eigenen Gedanken genau so Gestalt annehmen, wie man sie im Kopf hat. Allerdings hängt es bestimmt auch von der Arbeitsweise des Illustrators ab, ob er lieber nach engen Vorgaben arbeitet oder völlig frei.

 

@ Elisabeth: So hatte ich es grundsätzlich auch verstanden. Jeder macht sein Ding, der Autor schreibt, der Illustrator illustriert (was für ein Satz ... ;) ). Ich denke, die meisten Autoren möchten dem Illustratoren auch gar nicht vorschreiben, was genau er tun soll. Ich habe mich gefreut, dass ich bei der Stilrichtung mit entscheiden durfte und bin gespannt darauf, die ersten Bilder zu sehen.

Jedenfalls sehr interessant, auch einmal die Sicht des Illustratoren zu hören!

 

Liebe Grüße,

Julia

www.julia-breitenoeder.de

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Hallo Julia,

 

auch ich habe keinen Einfluss auf die Illus in meinen Büchern und Kurzgeschichten.

Ich denke, das ist auch gut so.

Ich würde es ja auch nicht so toll finden, wenn ein Illustrator auf meinen Schreibstil Einfluss nehmen möchte.

Allerdings beschreibe ich bei meinen Rätselkrimis die Illus zu den Rätseln immer sehr genau, denn oft baut darauf ja auch die weitere Geschichte auf.

 

Zu sehen bekomme ich die Illus meist erst wenn ich das Belegexemplar bekomme.

Nur bei Velber sehe ich die Illus zwecks Abgleich schon in der Druckfahne.

Aber wenn ich dann dort einen Fehler im Bild finde, muss ich meist den Text entsprechend ändern, weil eine Änderung der Illus zu unständlich ist.

 

Autor und Illustrator - beide sind Künster, und deshalb oft auch sehr eigen ;-)

Es gibt wohl eher selten den begnadeten Fall, wenn jemand beides kann.

 

Der Verlag sucht also zu jedem Buch den Illustrator seines Vertrauens aus.

Das ist ähnlich wie bei den Autoren. Sie vergeben die Themen der anstehenden Bücher auch an die Autoren, von denen sie glauben, dass die sich mit dem gestellten Thema entsprechend den Verlagsvorstellungen auseinandersetzen werden.

 

Ich denke, dass die Illus auch ein Teil den "Markenzeichens" der Verlage ist.

Oft erkennt man ja schon an der Covergestaltung, von welchem Verlag das Buch ist.

Wenn der Autor da mitreden würde, gäbe es keine einheitliche Linie.

 

Allerdings spreche ich bei meinen - bislang sehr guten - Erfahrungen nur von Auftragsarbeiten.

 

Ich könnte mir vorstellen, dass z.B. Kleinverlage bei eigenständigen Manuskripten sich mit dem Autor beraten. Denn dieser hat oft schon eine ganz genaue Vorstellung, wie der Prota und seine Welt aussieht.

 

Liebe Grüße

Sabine

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Hi!

Diese Gedanken mache ich mir auch manchmal, weil es mich (hoffentlich!) irgendwann mal trifft, daß jemand meine Bücher illustriert. Gar kein Mitspracherecht fände ich schade. Ich bin wirklich offen und würde auch darauf vertrauen, daß Verlage wissen was sie tun. Ich denke auch, daß der Text wirklich berücksichtigt wird, und eine lustige Geschichte z.B. auch lustige niedliche Figuren bekommt. Da sind die Möglichkeiten grenzenlos und bestimmt würde mir das meiste auch gefallen.

Aber wenn man meine Bücher plötzlich ganz grafisch nüchtern und phantasielos illustrieren würde, würde sich mir der Magen umdrehen. Es gibt ein paar wenige Beispiele, die ich im Kopf habe, bei denen ich mir denke, bevor mein Buch so illustriert erscheint, soll es lieber in der Schublade bleiben.

 

Es stimmt aber schon, daß die Illustarionen oft Markenzeichen von Verlagen sind. Das heißt, daß man Verlage, die auf eine Weise illustrieren, die einem ganz und gar nicht gefällt, bei der Suche erstmal sowieso nicht berücksichtigt. Das gilt in erster Linie für Bilderbücher. Romane, die vielleicht einige wenige Illustrationen haben, sind da weniger bedeutsam für mich.

 

Gabi

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Wenn ich illustriere, frage ich normalerweise den Autor, welche Vorstellungen er hat. Bisher war das bei den Projekten, die ich illustriert habe so, dass der Kontakt zwischen Autor und Illustratorin hergestellt wurde, man spricht sich ab, tauscht sich aus.

 

LG

Maren

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