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Fritz

Figuren

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Hallo Leute,

 

mir wurde mal wieder schmerzhaft, aber sehr kompetent gezeigt, wo es bei meinem derzeitigen (Roman)Projekt klemmt.

Es sind neben anderen (Plot)Schwachstellen, die Protas, die zu eindimensional und unlebendig sind.

Ich habe versäumt alle Eigenschaften – vor allem die verborgenen – vorher festzulegen, bzw. zu kreieren.

 

Mich würde interessieren, wie Ihr VORAB Eure Protas charakterisiert und beschreibt?

Ordnet Ihr ihnen stichwortartigartig die wichtigsten Eigenschaften und Verhaltensmuster zu?

Beschreibt Ihr die Figuren vorher ausführlich? Womöglich seitenlang?

...

 

Neblige Grüße von der Donau

Fritz (Freddy)

"ROCKY, DIE GANGSTER UND ICH oder: Wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2018

"ROCKY, DER BANKRAUB UND ICH oder: Wie mich ein stinkender Turnschuh reich machte (fast!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2020

 

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Hallo Freddy,

 

ja, ich beschreibe meine Figuren vorab tatsächlich so genau, wie es nur irgendwie geht. Ich fange immer mit dem biografischen Hintergrund an, also wer sind die Eltern, welche ethische Abstammung hat die Familie, welche Besonderheiten ergeben sich bereits hieraus usw. Dann schaue ich mir an, welche Vorlieben und Ablehnungen sie haben, welchen Freundeskreis, welche persönlichen Eigenschaften tauchen nur im Berufsleben und umgekehrt, nur privat auf.

Eine ganz wichtige Frage, die ich auch immer schon vorher kläre, ist die Frage nach prägenden und tief beeinflussenden Erlebnissen in der Vergangenheit? Warum mag jemand nur eine ganz bestimmte Art von Frauen, Musik, Essen, Reisen, Büchern, Kleidung... Warum entwickelt sich jemand in eine ganz bestimmte Richtung? Kann ich die Ursache benennen, ergeben sich bereits immer wichtige Punkte für den Plot oder zumindest für sehr auffällige Verhaltensmuster.

Zum Schluss schaue ich auch immer, welche ungewöhnlichen Eigenschaften oder unverwechselbaren Merkmale könnten meine Protas haben.

 

Tja, so ungefähr.... je mehr ich weiß, wer vor mir steht, desto besser kann ich den Weg sehen, den er gehen wird.

 

LG Dorit

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Ich gebe den Figuren im Grunde keine Eigenschaften, sondern lasse mir sagen, welche Eigenschaften sie haben. Bzw. lasse ich sie mir zeigen.

 

Und das läuft wie folgt: Da spukt eine Figur in meinem Kopf. Ich beobachte sie und befrage sie über ihr Verhalten, über ihre Motivationen und ihre Geschichte. Und natürlich welche Träume, Ziele und Vorstellungen sie vom Leben haben.

Schlußendlich bekomme ich dadurch die Antworten, die sich später natürlich auch der Leser stellen wird und dadurch beantwortet bekommt. Ich bin nämlich der erste Leser der Gechichte, die ich schreibe. Und ich schreibe die Geschichte solange, bis sie mich als Leser befriedigt.

 

Grüße

Quiddy

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Hi Freddy,

 

meine Figuren arbeite ich vor dem eigentlichen Schreiben sehr genau aus, indem ich lange Listen über sie erstelle. Ich habe festgestellt, dass ich mir durch diese gezielte Ausarbeitung am leichtesten ein Bild der Figur und ihres Innenlebens machen kann.

Diese Listen sind i.d.R. eine gute Seite lang, bei der Hauptfigur und dem Antagonisten können es auch drei oder vier Seiten werden. Es fängt an mit den harten Facts: Größe, Gewicht, Augen- und Haarfarbe, Alter usw. Dann geht's weiter mit der Biographie: Wo und wie aufgewachsen, familiäre Verhältnisse, aktuelle Lebenssituation, Ausbildung usw. Danach geht's ins Detail: Charakterzüge, Sexualleben (ja, auch wenn im Roman keine einzige Sexszene vorkommt!), hervorstechendste Eigenschaft, besondere Fähigkeiten, prägende Ereignisse in der Vergangenheit - und ganz wichtig: Motivationen, sprich: Was treibt die Figur in meinem Plot an?

Damit erschaffe ich nicht nur lebendige Figuren, sondern sichere mich auch ab, dass ihre Motivation zu jedem Zeitpunkt der Geschichte nachvollziehbar ist.

 

Christoph

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Hi,

 

ich habe für jeden Protagonisten normalerweise eine Karteikarte, wo die wichtigsten Daten draufstehen: Name, Beruf, Geburtsdatum, besondere Merkmale, Motivation etc. Das ist aber erstmal nicht besonders tiefgehend. Meistens versuche ich auch, ein Bild zu finden, in einer Zeitschrift, einem Quellekatalog oder dem Internet oder so, von einem Menschen, der ungefähr so aussieht, wie ich mir meinen Protagonisten vorstelle. Das hilft mir enorm, ihn oder sie lebendig werden zu lassen. Trotzdem ist das erstmal nur ein recht nacktes Gerüst. Um die Erzählstimme der Person zu finden, herauszufinden, was ihr wichtig ist, lasse ich sie gewöhnlich einen Brief schreiben oder eine Art Bewerbungsschreiben: "Ich bin geeignet in deinem Roman mitzuspielen, weil ..." Eigentlich müsste ich das verstärkt auch noch für Antagonisten tun, die fallen mir manchmal noch ein bisschen hintenüber.

 

Gruß,

Capella

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Ich hab das neulich mal versucht, hab mir selbst gesagt "Willkommen in der Profiliga" und in meinem Karteikastenprogramm mehrere Karteikarten für meine Protas angelegt. Aber die sind alle total leer, bis auf das Geburtsdatum meiner Prota. Die Figuren entwickeln sich beim Schreiben, die bringen alle ihre Eigenschaften mit und verhalten sich dann entsprechend oder überraschen mich auch mal. Das ist es vielleicht, was einen Chara lebendig werden lässt und ihn von einer vorkonstruierten, geplanten Figur aus dem Karteikasten unterscheidet.

Denn selbst wenn ich etwas in die Kartei eintrage, dann lasse ich die Figur erst mal handeln, schreibe also erst und trage das dann für spätere Referenz in die "Personalakte" ein.

Aber niemals würde ich eine Figur weiter entwickeln als das erste Bild, das ich von ihr im Kopf habe, bevor ich zu schreiben anfange.

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Vielen Dank erstmal!

 

@Rocker:

Ich war bisher der gleichen Meinung. Mittlerweile glaube ich, dass ich viel mehr Möglichkeiten habe, viel mehr Wege gehen kann, wenn ich die Figuren besser kenne.

Vor allem will ich jetzt vorher wissen, ob sich die Figuren auch als Protas eignen (Wandlungsfähigkeit, etc).

 

Grüße

Freddy

"ROCKY, DIE GANGSTER UND ICH oder: Wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2018

"ROCKY, DER BANKRAUB UND ICH oder: Wie mich ein stinkender Turnschuh reich machte (fast!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2020

 

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Lieber Freddy,

ich versuche auch immer Menschen zu treffen, die etwas Ähnliches erlebt haben, wie meine Protagonisten (nicht bei jeder Kurzgeschichte, aber ganz sicher bei Drehbüchern und langen Texten). Bei meinem Roman waren das z.B. Eltern, deren Kind getötet wurde. Das verlangt natürlich viel Fingerspitzengefühl.

 

Aber das "Material", das ich in solchen Gesprächen bekomme, ist einfach unschlagbar (klingt jetzt sehr hart und abgebrüt...:-() Und das widerum vermischt und verbunden mit meiner eigenen Vorstellung und Phantasie...

Manchmal werden durch diese Recherche auch nur Fragen zu den Protagonisten aufgeworfen, die ich mir so noch nicht gestellt habe...

 

Liebe Grüße

Lisa

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(Peter_Dobrovka)

Bei mir entstehen die Protas ähnlich wie bei Rocker ziemlich freihändig. Das Geburtsdatum muß ich mir vorab ausdenken und notieren, gegen Zahlen ist mein Gedächtnis hochallergisch und weigert sich, sie zu behalten.

Die Persönlichkeitsstruktur wird eigentlich durch die Handlung vorgegeben, die bei mir durchaus vorgeplant ist. Ich gebe den Figuren ihre Persönlichkeitsfeinheiten aber erst im Laufe der Geschichte. Das ergibt sich. Immer. Manchmal bin ich selbst überrascht, wie sie sich entwickeln. Marotten, Vorlieben, Sprachfehler und Denkmuster kann ich mir im Gegensatz zu den vermaledeiten Zahlen sehr gut merken, deswegen brauche ich keine Karteikarten oder andere Stützen dafür.

 

Daß meine "Methode" zu besseren Ergebnissen führt, will ich nicht sagen, aber es ist nun einmal die meine.

 

Peter

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Bei mir entstehen die Protas ähnlich wie bei Rocker ziemlich freihändig. Das Geburtsdatum muß ich mir vorab ausdenken und notieren, gegen Zahlen ist mein Gedächtnis hochallergisch und weigert sich, sie zu behalten.

Die Persönlichkeitsstruktur wird eigentlich durch die Handlung vorgegeben, die bei mir durchaus vorgeplant ist. Ich gebe den Figuren ihre Persönlichkeitsfeinheiten aber erst im Laufe der Geschichte. Das ergibt sich. Immer. Manchmal bin ich selbst überrascht, wie sie sich entwickeln. Marotten, Vorlieben, Sprachfehler und Denkmuster kann ich mir im Gegensatz zu den vermaledeiten Zahlen sehr gut merken, deswegen brauche ich keine Karteikarten oder andere Stützen dafür.

 

Daß meine "Methode" zu besseren Ergebnissen führt, will ich nicht sagen, aber es ist nun einmal die meine.

 

Peter

 

Ich denke, wenn der Plot deiner Geschichte stark ereignisorientiert ist; das heißt, die großen Hürden, die dein Prota überwinden muss, vorher festliegen, ergeben sich dadurch bereits die Handlungsweisen deiner Figuren.

Durch die Festlegung der Ereignisse bestimmst du schon indirekt die Eigenschaften, die Motivation deines Helden.

 

Freddy

"ROCKY, DIE GANGSTER UND ICH oder: Wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2018

"ROCKY, DER BANKRAUB UND ICH oder: Wie mich ein stinkender Turnschuh reich machte (fast!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2020

 

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Hallo Freddy,

 

wieder einmal kann ich James N. Freys Buch empfehlen "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt." Darin berschreibt er sehr anschaulich und unterhaltsam, wie man Figuren entwickeln kann. Er verwendet dafür drei Dimensionen:

1) Die physiologische (Größe, Gewicht, Alter, Aussehen usw)

2) Die soziologische (Familie, Bildung, Freunde, Ansichten, Relgion, usw)

3) Die psychologische (wie ist die Figur drauf? Phobien, Manien, Sehnsüchte, Träume usw)

 

Und dann braucht eine Figur auch noch eine beherrschende Leidenschaft. Was treibt sie an?

 

Wenn du all das für eine Figur gefunden hast, dann interviewe sie und du wirst merken, ob es noch "weiße Flecke" gibt.

 

Manchmal mache ich es wie Capella, dann suche ich in Katalogen, Broschüren oder was mir sonst an Druckerzeugnissen in die Finger kommt, nach einem Bild und damit wird die Figur "wirklicher".

 

LG

Inge

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Stefan Mühlfried

Eine lustige Sache ist es auch, seine Figuren zum Interview zu bitten. Kindheit, beruflicher Werdegang, Erfahrungen in der Partnerschaft - das muß man sich doch nicht alles ausdenken, das können die einem doch selbst erzählen! ;D

 

Liebe Grüße,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Hoi Freddy!

 

Ich habe mit dem Vorab-Charakterisieren immer so meine Probleme gehabt, habe ebenfalls (wie von Frey vorgeschlagen) seitenlange Interviews mit meinen Figuren geführt und versucht ihnen auf diese Weise Tiefe zu verleihen.

 

Das Problem: Du hast plötzlich eine mega-gewichtige Figur voller Tiefgang, die Du allerdings auch in Deiner Story unterbringen musst! Eigentlich willst Du Deine Story vorantreiben, aber Du willst ja auch keine Deiner Persönlichkeitsnuancen unter den Tisch kehren, die Du vorher so haarklein ausgearbeitet hast, und das erhöht die Gefahr erheblich, dass Du in "Laberpassagen" verfällst und den Leser mit Details aus der Familienchronik zuschüttest. "Infodump!" würde Hans Peter dann schimpfen ;)

 

Wenn Du allerdings Deine Handlung vorfertigst, dann kann es Dir passieren, dass Deine Figuren schablonenhaft geraten, weil Du sie in die Handlung reinpressen musst.

 

Deswegen entwickle ich meine Figuren und meinen Plot so gleichzeitig wie möglich. (ich weiß, das ist schief ;D )

 

Erstmal kommt ne Vorabcharakterisierung der Figuren: Prota A ist jähzornig und handlungsorientiert, Prota B ist hintergründig und besonnen.

 

Dann kommt eine Vorabskizze der Story: Zwei Polizisten, die gegen das organisierte Verbrechen kämpfen. So weit so platt so langweilig.

 

Aber jetzt kannst Du Charakterisierung und Storybau verbinden: Warum ist Prota A handlungsorientiert?

 

Vielleicht war er Geisel der russischen Mafia und musste tatenlos zusehen, wie seine Kameraden einer nach dem anderen hingerichtet wurden.

 

Jetzt kannst Du Deiner Figur gleich ein Eck mehr Tiefe verpassen: Er ist nicht nur handlungsorientiert, er ERTRÄGT es nicht, zu zögern und abzuwarten. Warum hat er es dann überhaupt zur Polizei geschafft?, könnte man fragen. Sollte man fragen. Tja, vielleicht ist er unfreiwillig in Mafiakreise gezogen worden, wollte die Seiten wechseln und ist deswegen erst zur Geisel geworden. Damit wäre er unverzichtbarer Insider, mit einem schweren, psychischen Problem. Da kannst Du dann prima weiterbasteln: Vielleicht dreht sich der Kriminalfall der beiden Polizisten ja genau um die Splittergruppe, die jenen jähzornigen Prota A damals entführt hatte... Prima Konfliktpotenzial! Du kannst die beiden Polizisten ja in eine Situation geraten lassen, in denen sie sich vor den Übeltätern verstecken müssen, weil sie in der Überzahl sind, und/oder bewaffnet. Die fangen plötzlich an, eine Geisel zu foltern. Prota A erkennt die Stimme seines ehemaligen Peinigers. Und hat seine Antidepressiva vergessen. Von denen Prota B vielleicht gar nichts weiß. Nichts wissen darf vielleicht?

 

Und so weiter. Der Unterschied zum "normalen" Figureninterview ist dabei halt, dass sich Deine Figur IM Storyrahmen entwickelt. Jede Frage an Deine Figur bringt Deine Story weiter. Und jede Frage an Deine Story verschafft Deiner Figur mehr Tiefe. Natürlich arbeitet jeder anders, aber ich habe damit meinen idealen Weg gefunden, Story und Figuren aufeinander abzustimmen. Ich habe es am Anfang nämlich gehasst Figuren zu bauen und habe mich genau wie Du gefragt, wie das andere Autoren hinbekommen. Mittlerweile machts riesenspaß ;) Vielleicht konnte ich Dir ja ein bisschen helfen!

 

Salute und viel Erfolg!

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Ich lebe eine Weile mit meinen Figuren. Sie begleiten mich eim Einkaufen sitzen neben mir an der Uni, in der Bahn. Sie sagen mir, was sie von den Leuten um mich herum halten, erzählen mir kleine Anekdoten und Bonmonts. Manche sind ziemlich Klugscheißer, andere kriegen die Zähne nicht auseinander.

Geburtstage sind mir egal, solange sie nicht wichtig für die Handlung sind.

 

Irgendwann, so nach zwei, drei Monaten, sind mir die Leute vertraut, ich kenne ihre Macken, ihre Ansichten, ihren Humor, ihre Stärken und Schwächen. Das tolle ist, dass ich sie beim schreiben immer nach ihrer Meinung fragen kann, und Antworten kriege, auf die ich selbst nie gekommen wäre.

 

Eine einzige, große WG! :)

 

Gruß,

Marco!

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Hallo Marco,

ja, natürlich sind Geburtstage totaal schietegol, wie wir im Norden sagen, ich hatte das Geburtsdatum lediglich als Platzhalter für all die kleinen Daten genannt, die man über seine Figur wissen sollte.

Bei mir läuft es so: Wenn eine Figur eine Geburtsdatum braucht, für den Text, oder ihre Augenfarbe erwähnt wird, dann schreibe ich das in die Kartei - genau in dem Moment wo ich mir die "Fakten" ausdenke. So dass ich hinterher, sollte ich mal wieder in die Verlegenheit kommen, ihre Augenfarbe beschreiben zu müssen, auf diese "Datenbank" zurückgreifen kann und sich nicht meine blauäugige Heldin im Laufe der Handlung in eine Grünäugige verwandelt.

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Heyho.

 

Ich finde nicht, dass die Geburtstage egal sind. Wobei auch ich Geburtstage im SInne von "Kleine Datenbankdaten" verstehe.

Ich finde den Ansatz auch nicht schlecht - sich einen tabellarischen lebenslauf für seine Charaktere erstellen kann helfen und ist mehr, als viele (vermeintliche) Autoren überhaupt machen.

Was ich damit sagen wollte, ist einfach: Ich kann meine Charaktere nicht mit Hilfe einer Datenbank erfassen und kennenlernen. Wenn da in einer Datei steht: "Name: Hans Meier, geboren am 13.01.1963, Augenfarbe: Grün, Haarfarbe: Braun, Lieblingsfarbe: Rosa, mag Jazz und lange Spaziergänge am Strand", dann hilft mir das nicht, die Person zu kennen.

Deshalb interessieren mich diese Daten bei meinen Charakteren nicht.

Heißt nicht, dass es unwichtig ist, oder falsch. Manchmal muss ich während des Schreibens solche Tabellen anfertigen, aber in der Regel lerne ich diese Daten mit der Zeit, weil meine Charaktere gute Freunde sind. Und das ist mit wichtiger als Zahlen, Farben, Daten. Und vorher fange ich das schreiben nicht an.

 

Gruß,

Marco!

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Hallo, zum Thema Figuren empfehle ich das Buch "Literarisches Schreiben" von Lajos Egri. Es ist mein absolutes Lieblingsbuch, weil es klar macht, warum Menschen die Dinge tun, die sie tun. Es liest sich fantastisch und hat mir mehrere "Aha´s" und "So ist es!" entlockt. Auch wenn ich das erstmal nicht alles so umsetzen kann, wie ich mir es vorstelle. Ich lese immer wieder mal darin. Es motiviert mich auch sehr, weiter zu schreiben, wenn ich irgendwo feststecke - wie mich auch konstruktive Kritik dazu anregt.

Lieben Gruß

Gudrun aus O´gau

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Tja, ich mach's eigentlich auch nicht anders als die anderen. Arbeite aber die Figuren immer mit Stift auf Papier aus (ich hab zu jedem Buch ein "Denkheft"), weil ich das dreidimensional anfassen können muss und oft auch zeichne oder Bilder sammle.

Die Formalia wie Augenfarbe halte ich zentral fest, denn mir ist schon mal passiert, dass beinah die Prota ihre Augenfarbe gewechselt hätte - mitten im Roman.

 

Ansonsten sammle ich ich alles, was kommt, von der Schulbildung über Ärger mit einem Chef bis hin zu Sprecheigenheiten und möglichen Hinkefüßen. Weil das - in zweiter Etappe - den Charakter und die Handlungen der Figur prägt. (Ich hab z.B. gerade eine Figur, die zur Kurzsichtigkeit noch weitsichtig wird - und nicht so genau hinschauen will auf die Welt). Zuerst bin ich absoluter Schöpfer - meine Geschichte braucht die und die Konstellation an Figuren. Habe ich die grob umrissen, frage ich die Figuren dann selbst aus, fragt mich bitte nicht wie. ;)

 

Kommt noch eine Dimension dazu: Ich spiele sie. Wenn mir irgendwas unklar oder nicht stimmig erscheint, ein Dialog, eine Eigenart... spiel ich das nach. Meine Prota hat derzeit ein körperliches Handicap... das leg ich mir an manchen Tagen dann gespieltermaßen zu... und hoppla verändert sich plötzlich die Welt! Und natürlich hab ich durch meinen Brotberuf das Vergnügen, ähnlich wie Lisa tief in Menschenerzählungen eintauchen zu können.

 

Was mir sehr hilft - unabhängig vom Projekt: Menschen genau beobachten, sehr bewusst mit Menschen reden, sich mit Psychologie beschäftigen, Filme oder Theaterstücke analysieren, warum eine Figur besonders lebensprall wirkte... und mich mit den sogenannten Abgründen des Menschen beschäftigen, also all jenen Situationen und Handlungsweisen, wo Menschen nicht mehr normiert oder klischeehaft "funktionieren".

 

Schöne Grüße,

Petra

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