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Christa

Langweiliges Schreiben

Empfohlene Beiträge

Hallo, liebe Mitschreiber,

 

Eine Frage ist mir noch eingefallen, ausgelöst durch den Thread von Christoph L. „Regeln, um sie zu brechen.“ Die „Regel“, Leser nicht langweilen zu dürfen, habe ich mal eingebracht.

Ich habe auch schon wiederholt bekannt, dass ich bei Thomas Manns’ Zauberberg wechselweise eingeschlafen bin und verzückt war über die Tiefe und Bildhaftigkeit seiner Beschreibungen-die Käseplatte, das Verirren im Wintersturm, die Gedanken über Künstler und Schriftsteller im Besonderen.

 

Jetzt hat mir die Lektorin kürzlich am Telefon gesagt, ich solle doch die Wege, die die Protagonisten gehen, länger und ausführlicher beschreiben. Sie könnten durchaus viel weiter laufen, hierhin und dorthin. Ich meinte: ich will den Leser nicht langweilen. Nein, das ist nicht langweilig, das hätte ich doch am Anfang schon sehr gut gebracht und an jedem Anfang eines Kapitels.

Das heißt in meinem Fall, aber vielleicht auch bei anderen Romanen, dass das „Show“: was sieht der/ die Prota unterwegs, doch gefragt ist? Ein Beispiel für einen historischen Roman ist sicher Ken Follet. Soweit ich mich erinnere, hat er sehr viel „Show“ gezeigt und ist damit auf mehr als 1000 Seiten gekommen. Soviel möchte ich natürlich nicht schreiben.

Frage: was empfindet ihr als „langweilig“ bei den Passagen eines Romanes? Speziell eines historischen Romanes, natürlich, weil ich ja in diesem Genre schreibe?

 

Grüße

Christa

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Je weiter man mit den Protagonisten gegangen ist, desto ausführlicher darf der Weg sein, denk ich mal. Also eher im übertragenen Sinne: Eine Beschreibung des familiären Hintergrundes würde mich am Anfang des Buches, wenn mir diese Person noch nichts bedeutet, schrecklich langweilen. Hab ich einiges mit ihr schon erlebt, würde es mich natürlich irgendwann interessieren.

 

Man muss eigentlich nur bedenken, dass der Leser das Interesse an einer Figur, wie man sie selber ja empfindet, nicht hat. Das muss erst geweckt werden. Oder geht es jetzt tatsächlich um Wegstrecken und ob man die Bäume am Wegesrand zählen darf? ;D

 

Als langweilig empfinde ich ausführliche Träume, die am Anfang dazu dienen, die Handlung anzukurbeln. Das riecht dann schon gleich verdächtig nach Einfallslosigkeit. Muss natürlich nicht immer so sein, aber da könnte ich ein Buch schon weglegen.

 

Gruß, Sabine

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Das kommt darauf an, ob ich den Schreibstil des Autors mag. "Die Säulen der Erde" finde ich absolut genial; das hätte meinetwegen auch doppelt so dick sein oder noch viel länger die Geschichte weitererzählen können und ich hätte es begeistert gelesen.

Da ist sehr viel beschrieben und nicht alles fand ich interessant, aber es ließ sich flüssig lesen.

 

"Feuer und Stein" hat auch viele ausführliche Beschreibungen, aber das ist ok, weil der Schreibstil super ist und das Buch ja im Ganzen sehr umfangreich. Da fand ich keine einzige Zeile langweilig oder überflüssig.

 

Dagegen habe ich es nie geschafft, bei "Herr der Ringe" über 200 Seiten zu kommen. Das war mir viel zu langweilig und auch wenn dann mal Handlung da war, wurde sie von den endlosen, langatmigen Beschreibungen überlagert.

 

Generell finde ich, dass Beschreibungen, die nicht der Handlung nützen, getrost gestrichen oder gekürzt werden können. Der Prota muss nicht vier Seiten lang ein altes Haus bis zum letzten Staubkorn ansehen, wenn das genauso gut in vier Zeilen zusammen gefasst werden kann.

Und wenn viel beschrieben werden muss, dann vielleicht mit einem Dialog oder etwas Unerwartetem aufpeppen.

 

liebe Grüße

Maren

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Je weiter man mit den Protagonisten gegangen ist' date=' desto ausführlicher darf der Weg sein, denk ich mal. Also eher im übertragenen Sinne: Eine Beschreibung des familiären Hintergrundes würde mich am Anfang des Buches, wenn mir diese Person noch nichts bedeutet, schrecklich langweilen. Hab ich einiges mit ihr schon erlebt, würde es mich natürlich irgendwann interessieren.[/quote']

 

Das trifft es für mich auf den Punkt. Bei den Büchern, in denen am Anfang durch Rückblenden die Familiengeschichte erzählt wird, bin ich immer ganz nervös geworden. Ih schätze mal, dass es im übertragenen Sinn gemeint ist. Und ich merke, je weiter ich selbst fortschreite als Autor in der erzählung, desto weiter schreiten auch die Protagonisten fort.

 

Man muss eigentlich nur bedenken, dass der Leser das Interesse an einer Figur, wie man sie selber ja empfindet, nicht hat. Das muss erst geweckt werden. Oder geht es jetzt tatsächlich um Wegstrecken und ob man die Bäume am Wegesrand zählen darf?;D

 

Doch, auch um Wegstrecken geht es. Die Heldin geht von A nach B, das könnte man ruhig ausführlicher beschreiben. Am Anfang habe ich da eienn Sprung gemacht, nur ein bisschen Herbstobst am Wegrand. Bei dem, was ih gestern egschrieben habe, setze ich es in Beziehung zu dem,was vorher passiert ist, also die Reaktionen der Prota auf das,w as sie sieht.

 

Als langweilig empfinde ich ausführliche Träume, die am Anfang dazu dienen, die Handlung anzukurbeln. Das riecht dann schon gleich verdächtig nach Einfallslosigkeit. Muss natürlich nicht immer so sein, aber da könnte ich ein Buch schon weglegen.

 

Ich habe mir sagen lassen, das sei inzwischen megaout. Ein historishcer Roman von Ulrike Schweikert , ihr erstes "Die Tochter des Salzsieders" fängt mit so einem Traum an, das hat mich auch irritiert.

Also, ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg.

 

Gruß, Christa

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Am meisten langweilen mich in historischen Romanen die geschichtswissenschaftlichen Ausführungen. Dies ist der Hauptgrund, warum ich viele wieder aus der Hand gelegt habe. Ich möchte nicht erfahren, welche Bischöfe wann intrigierten, und welcher Krieg in welchem Jahr welche Stadt zu Fall gebracht hat, wenn es mit den wichtigen Figuren des Buches nichts zu tun hat. Und wenn der Krieg wichtig ist, dann möchte ich es am Leib der Person direkt erfahren - und nicht in halbseitigen trockenen Ausführungen.

Deshalb ist es mir sehr wichtig, dass du an deinen Hauptpersonen dranbleibst, hautnah aus ihrer Sicht erzählst und dadurch zeigst, wie sie ihren Weg in der jeweiligen Epoche gehen und was sie dabei sehen - dann auch gerne über mehrere Seiten.  Auf diese Weise lerne ich die Kultur vergangener Zeiten sehr gerne kennen und lasse mir auch gerne ausführliche Details zeigen (das Zubereiten einer Mahlzeit, den Baustil einer Kirche - siehe Follett...).

Abstrakte, zeitlose Landschafts-, Wetter-, und Historienbeschreibungen überblättere ich dagegen meistens, da sie nur selten direkt etwas mit der Handlung oder dem direkten Verständnis des Geschehens zu tun haben.

Liebe Grüße

chrissi

Bei Droemer Knaur im März 2012:  Mondherz &&Meine neue Website

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"Die Säulen der Erde" finde ich absolut genial; das hätte meinetwegen auch doppelt so dick sein oder noch viel länger die Geschichte weitererzählen können und ich hätte es begeistert gelesen.

Da ist sehr viel beschrieben und nicht alles fand ich interessant, aber es ließ sich flüssig lesen.

 

So ging es mir auch mit diesem Buch. Was einen bei der Stange hielt: der Traum duieses Mannes, die Kathedrale zu bauen.

 

 

 

Dagegen habe ich es nie geschafft, bei "Herr der Ringe" über 200 Seiten zu kommen. Das war mir viel zu langweilig und auch wenn dann mal Handlung da war, wurde sie von den endlosen, langatmigen Beschreibungen überlagert.

 

Mir waren die Beschreibungen der Schlachtenszenen im zweiten Buch zu langweilig.

 

Generell finde ich, dass Beschreibungen, die nicht der Handlung nützen, getrost gestrichen oder gekürzt werden können. Der Prota muss nicht vier Seiten lang ein altes Haus bis zum letzten Staubkorn ansehen, wenn das genauso gut in vier Zeilen zusammen gefasst werden kann.

Und wenn viel beschrieben werden muss, dann vielleicht mit einem Dialog oder etwas Unerwartetem aufpeppen.

 

Unterstreiche ich voll und ganz! Und zwar schon immer. Schon als Jugendliche fand ich Dostojewkis Bescheibungen von Personen und Innenräumen zu umständlich, trotzdem habe ich einige Bücher gern gelesen, weil sie psychologisch spannend waren. Auch historische Details

sollten die Handlung nicht bremsen. Und die Dialoge, die es rüberbringen, sollen auch nicht langweilen, sondern durch unerwartete Dinge aufgepeppt werden. An einer Stelle ist es bei mir eine besäuselte Ehefrau, die immer dazwischenplappert.

 

liebe Grüße

Christa

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Am meisten langweilen mich in historischen Romanen die geschichtswissenschaftlichen Ausführungen. Dies ist der Hauptgrund' date=' warum ich viele wieder aus der Hand gelegt habe. Ich möchte nicht erfahren, welche Bischöfe wann intrigierten, und welcher Krieg in welchem Jahr welche Stadt zu Fall gebracht hat, wenn es mit den wichtigen Figuren des Buches nichts zu tun hat. Und wenn der Krieg wichtig ist, dann möchte ich es am Leib der Person direkt erfahren - und nicht in halbseitigen trockenen Ausführungen.[/quote']

 

 

Das sind sehr aussagekräftige Antworten!

Die geschichtswissenschaftlichen Ausführungen haben mich schon in der Schule zu Tode gelangweilt. Ich sehe mich noch sitzen und meiner Freudnin einen Zettel hinschieben: "Wir reden gerade über die Einigung Italiens, aber hat Herr Soundso (der Lehrer) nicht wieder einsüßes Pausbackengesicht heute?"...

Ich wundere mich manchmal, dass ich ausgerechnet dieses Genre, das ich als Sculfach so gehasst habe und in em ich imer schlechte noten hatte, zu meinem Genre gemacht habe. Ich gaube, es fing damit an, dass ich Filme über Epochen gesehen habe, die hautnah aus der Sicht der kleinen Leute

geschildert wurden. Und dann kamne die ersten Bücher.

 

Deshalb ist es mir sehr wichtig, dass du an deinen Hauptpersonen dranbleibst, hautnah aus ihrer Sicht erzählst und dadurch zeigst, wie sie ihren Weg in der jeweiligen Epoche gehen und was sie dabei sehen - dann auch gerne über mehrere Seiten.  Auf diese Weise lerne ich die Kultur vergangener Zeiten sehr gerne kennen und lasse mir auch gerne ausführliche Details zeigen (das Zubereiten einer Mahlzeit, den Baustil einer Kirche - siehe Follett...).

 

Das sind auch die Kriterien von Unterhaltungsromanen. Und es ist das, was mich als Leserin selbst am meisten fasziniert.

 

Abstrakte, zeitlose Landschafts-, Wetter-, und Historienbeschreibungen überblättere ich dagegen meistens, da sie nur selten direkt etwas mit der Handlung oder dem direkten Verständnis des Geschehens zu tun haben.

 

Wetter und Landschaft baue ich ein, wenn sie einen Bezug zum Zustand der Protas haben. Man muss da sehr vorsichtig zu Werke gehen. Obwohl ich sie mag, überblättere ich sie bei anderen auch, wenn sie nur einen Satz zu viel haben.

Liebe Grüße

Christa

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Stefan Mühlfried
Und wenn der Krieg wichtig ist' date=' dann möchte ich es am Leib der Person direkt erfahren - und nicht in halbseitigen trockenen Ausführungen.[/quote']

Da gibt es doch dieses schöne Zitat, ich glaube von Stalin (auch, wenn dieser Herr sonst weniger für literarische Lehrsprüche bekannt ist):

"Eine Toter ist eine Tragödie. Eine Million Toter ist eine Statistik."

 

Ich finde, diesen Spruch kann man sinngemäß auf vieles beim Schreiben übertragen: Wenn du zu weit weg bist, kannst du keine Details mehr erkennen.

 

Schöne Grüße,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Da gibt es doch dieses schöne Zitat, ich glaube von Stalin (auch, wenn dieser Herr sonst weniger für literarische Lehrsprüche bekannt ist):

"Eine Toter ist eine Tragödie. Eine Million Toter ist eine Statistik."

 

Gefällt mir gut als Leitspruch, Stefan. Ich habe immer folgendes Bild vor Augen: (Hab ich mal in einem Witzbuch gesehen):

Die Kinder sitzen ungerührt vor dem Fernseher, während Flugzeuge abgeschossen werden, Bomben fliegen usw. Im nächsten Film kommt der große, böse Wolf. Vor Schreck kippen sie mit ihren Stühlen um.

 

Schöne Grüße,

Christa

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Hallo Christa,

 

ich finde Beschreibungen sinnlicher Eindrücke Klasse, ..es ist nicht nur essen damit gemeint, sondern auch wie sich die Kleidung anfühlt auf der Haut.

 

Ist der Stoff kratzig oder mehr weich, Beschreibung von kleinen alltäglichen Dingen, die einen Einblick in das Leben geben. Ich finde sowas sehr interessant.

 

Kennst du Robert Merle? Der schrieb eine französische Familiensaga vom 16ten Jahrhundert bis ins 18te. Er beschrieb sehr gut, die kleinen Dinge des Alltags auf einer Ritterburg. Hab ich sehr gerne gelesen.

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ich finde Beschreibungen sinnlicher Eindrücke Klasse' date=' ..es ist nicht nur essen damit gemeint, sondern auch wie sich die Kleidung anfühlt auf der Haut. Ist der Stoff kratzig oder mehr weich, Beschreibung von kleinen alltäglichen Dingen, die einen Einblick in das Leben geben.[/quote']

 

Ja, sowas beschreibe ich auch häufig. Man kann sogar noch weiter gehen: wie das Essen schmeckt, wenn es nicht so bekannt ist heute. Obwohl ja

die Zusammenstellungen aus Mittelalter und Neuzeit für sich sprechen ...

Süß mit sauer, Fleisch mit Fisch, - interessant fand ich die "Hohlbraten", die für die Zahnlosen kreiert wurden ...

 

Kennst du Robert Merle? Der schrieb eine französische Familiensaga vom 16ten Jahrhundert bis ins 18te. Er beschrieb sehr gut, die kleinen Dinge des Alltags auf einer Ritterburg. Hab ich sehr gerne gelesen.

 

Hab schon von ihm gehört und werde ihn demnächst lesen.

 

 

LG

Christa

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Nochmal Irena:

Hab mir gerade die Rezensionen über Merle bei Amazon angesehen.

Da sieht man mal wieder: von Weltklasse bis Groschenromanniveau.

Alexandre Dumas, Daniel Defoe. Passt aber.

Von der Zeit her würde es mich im Moment ein bisschen weit wegziehen vom Thema, aber ich setze es auf meine Liste.

 

Grüße

Christa

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Es stimmt beides, Christa...das grossartige trifft auf die ersten zwei, na ja, vielleicht noch auf den dritten Band zu. Was dannach kommt, hat diesen besonderen Reiz irgendwie verloren und schwächelt ziemlich.

 

Beim ersten Buch, hat mich fasziniert, das es so lebensnah war, er schildert sehr genau, die Lebensweise eines Adligen im 16ten Jahrhundert. Was sicherlich auch sehr authentisch ist, denn er hat für diese Saga über dreizehn Jahre in der französischen Nationalbibliothek recherchiert.

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Doch, auch um Wegstrecken geht es. Die Heldin geht von A nach B, das könnte man ruhig ausführlicher beschreiben.

 

Das kommt eben auch darauf an, was vorher passiert ist und was danach passieren wird. Manchmal ist ja eine Verschnaufpause gut, dann darf es etwas ausführlicher sein. Oder man hat angedeutet, dass danach die große Drangsal kommt. Da darf man den Leser dann ruhig auch ein bisschen zappeln lassen.

 

Wobei in so eine Landschaftsbeschreibung ja auch Interessantes einfließen kann, sollte natürlich irgendeine Verbindung zu den Protas haben. Der Krieger wird sich für die Kräutlein am Wegesrand weniger interessieren. Es sei denn, er braucht gerade etwas, das er auf seine Wunde packen kann, weil er sonst hinter der nächsten Eiche verblutet.

 

Die Säulen der Erde fand ich übrigens zu lang. Irgendwann war das Schema "Der Böse (?) hat was vor, der Prior setzt dagegen und steht hinterher noch besser da" ziemlich ausgereizt. Ansonsten aber schon ein tolles Buch.

 

Gruß, Sabine

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Klar ist: Man sollte stets versuchen, den Leser bei der Stange zu halten, ihm nicht mit langatmigen Beschreibungen auf den Geist gehen.

 

Doch macht es einen Unterschied, ob z.B. eine junge Frau zum ersten Mal das neue Heim ihres zukünftigen Ehemannes betritt, oder eine x-beliebige Person kommt dorthin, die das Haus bereits kennt. Die junge Frau wird viel intensiver hinsehen, d.h. die Beschreibung der Räumlichkeiten, der Umgebung, der Menschen sollte immer parallel zum Gefühl und zum Interesse des jeweiligen Protagonisten laufen, mal in die Tiefe gehen, mal an der Oberfläche bleiben. Wobei man sich natürlich bestimmte Details für später aufsparen sollte: Überraschungen sind immer gut, Überraschungen und Abwechslung.

 

Gruß

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Ich bekenne mich hiermit ausdrücklich zum langweiligen Schreiben, zu langatmigen Beschreibungen, zu epischen Landschaftsdarstellungen, zu Träumen, Rückblenden und Wahnvorstellungen, zu dramatischem Wetter, zu zwölfseitigen Gesprächen, zu Stil- und Regelbrüchen aller Art, zu hundertzwanzig Nebenpersonen, zu ALLEM, was ich für meine Geschichte für nötig halte.

 

Nur zu einem nicht: zu dem "man sollte", das ich in diesem Forum allmählich entschieden zu oft finde.

 

Ich habe ein vierzigseitiges Kapitel (A4-Seiten), in dem mein Held exakt nichts anderes tut, als durch einen Sumpf zu latschen. Zwischendurch gibt's mal ein Gewitter, und er wird nass.

 

Und wisst ihr was? Das bleibt auch vierzig A4-Seiten lang. Weil ich es so für richtig und erforderlich halte. Ob sich "der Leser" dabei langweilt oder nicht, ist mir ziemlich schnuppe. "Der andere Leser" wird es vielleicht mögen, und für den schreibe ich.

 

Gruß

 

Astrid

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

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Mit langatmigen Beschreibungen, epischen Landschaftsdarstellungen, Träumen, Rückblenden und Wahnvorstellungen, dramatischem Wetter, sehr kurzen Gesprächen, einer Nebenperson sowie Stil- und Regelbrüchen aller Art.

 

;D

 

Gruß

 

Astrid

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

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Jetzt hat mir die Lektorin kürzlich am Telefon gesagt, ich solle doch die Wege, die die Protagonisten gehen, länger und ausführlicher beschreiben. Sie könnten durchaus viel weiter laufen, hierhin und dorthin. Ich meinte: ich will den Leser nicht langweilen. Nein, das ist nicht langweilig, das hätte ich doch am Anfang schon sehr gut gebracht und an jedem Anfang eines Kapitels.

Das heißt in meinem Fall, aber vielleicht auch bei anderen Romanen, dass das „Show“: was sieht der/ die Prota unterwegs, doch gefragt ist?

 

Frage: was empfindet ihr als „langweilig“ bei den Passagen eines Romanes? Speziell eines historischen Romanes, natürlich, weil ich ja in diesem Genre schreibe?

Da stellst du eine Frage. So abstrakt, ohne deinen Text zu kennen und deine Geschichte, kann ich da nur wenig zu sagen. Vielleicht: Es gibt Autorinnen, die schwafeln (die meisten), deshalb die Regel: 30% eines Manuskriptes müssen gestrichen werden.

Aber es gibt auch das Gegenteil, dass ein Autor sich zu kurz fasst. Ist zum Beispiel mein Problem. Und nachdem, was deine Lektorin meint, wohl auch deins.

 

Was langweilt mich? Ganz sicher, wenn jemand vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, das ganze statisch beschrieben wird und möglichst gar nichts mit der Geschichte zu tun hat.

Da war eine Rose, die war rot, und dahinter war ein Vergissmeinnicht, das war blau und dann war Gras, das war grün und es sang ein Vogel, das war eine Amsel, ....

Sowas über mehrere seiten kann tödlich sein.

 

Andererseist kannst du gerade so eine Reise dazu nutzen, deinen Helden besser kennenzulernen und deinen Lesern etwas über Heilkräuter beizubringen. Ein Krieger, der vielleicht Pflanzen liebt und kennt, seine Mama war Kräuterhexe? Wäre doch mal was anderes. Jetzt auf dieser Reise hat er Zeit, kann seinen Gedanken nachhängen, seinem Hobby fröhnen. Da das Lungenkraut, damit hat doch seine Mutter den Bürgermeister kuriert. Gott hat der sich angestellt, denn man muss die Wurzel, bevor man sie einnimmt, 3 Tage in menschlichem Urin wässern ...

 

Später erleben wird den introvertierten Mann als Schlächter, der seine Feinde niedermetzelt. Unvermutete Seiten von jemand zu zeigen, sind immer eine gute Idee.

 

Ich weiß nicht, welcher Schreibratgeber es war, der als Beispiel dafür mal einen (real existierenden) Theologieprofessor vorstellte, der früher Cowboy war und seine Studenten bei Festen mit Lassotricks unterhielt.

 

Hans Peter

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Es gibt Autorinnen, die schwafeln (die meisten), deshalb die Regel: 30% eines Manuskriptes müssen gestrichen werden.

Aber es gibt auch das Gegenteil, dass ein Autor sich zu kurz fasst.

 

Na, na, na - Autorinnen schwafeln, Autoren fassen sich kurz? Da legst di nieder! Schon mal was von Gender-Mainstreaming gehört, Monsieur?

:D :D :D

 

Herzlichst

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Dieser Thread hier ist nach wie vor ein sehr wichtiger. (Link ungültig) (Link ungültig)

 

Mein Eingangsposting würde hier als Antwort 1:1 passen, aber die obige Verlinkung dazu soll reichen.

 

Eine Wegbeschreibung ausführlicher zu gestalten, riecht für mich nach spezieller Vorliebe. Da muß man ganz vorsichtig sein, daß man nicht am Ende ein Ein-Mann-Publikum zufriedenstellt (In diesem Falle die Lektorin).

 

Ich halte mich mit meinen speziellen Vorlieben in meinen Texten immer gewaltsam zurück. Ich könnte seitenlang Personen beschreiben oder an Architekturdetails kleben, was auch meine Lesevorlieben widerspiegelt. Nur weiß ich auch, daß ich mir damit nicht immer Freunde mache. Ich habe ein Manuskript gelesen, das dauernd erzählte, was die Prota aß. Das nervte mich so sehr, daß ich irgendwann beinahe ein Feuerchen aus dem Papier gemacht und es hysterisch lachend umtanzt hätte. Andere Leute fanden diese Esserei klasse. Ja nu, es gibt hier kein Patentrezept.

 

Peter

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Ich finde, dass Erzähltempo eines Buchs hat viel mit persönlichem Geschmack zu tun.

Der eine will durch die Handlung nahezu "gehetzt" werden - der andere möchte bei einzelnen Schilderungen länger verweilen. Egal, wofür man sich als Autor entscheidet - man wird immer ganz unterschiedliche Rückmeldungen kriegen.

Grundsätzlich denke ich: Man sollte am Anfang eines Buchs möglichst schnell in die Handlung einsteigen und entsprechend rasant erzählen. Längere Schilderungen (ob Landschaft, Charakterzeichnung, historischer Backround etc. ...) sollten in epischer Breite m.E. erst dann ausgefaltet werden, wenn der Leser schon am Buch "hängt". Mich z.B. stört es nicht, wenn ich mich bei einem späteren Kapitel auch mal langweile. Geschieht es schon beim ersten lege ich das Buch aber weg.

 

LG,

Julia

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Mein Eingangsposting würde hier als Antwort 1:1 passen' date=' aber die obige Verlinkung dazu soll reichen.[/quote']

 

Ich habe es gelesen, Peter, und es war gut. Du hast ein paar Dine aufgeführt, von denen du annimmst, dass sie sehr viele Leser interessieren:

 

Liebe, Sex, Beziehungen

- Leid, Gewalt, Tod

- Schauriges, Bizarres, Fremdartiges, Unbekanntes

- Komisches

 

Ich muss sagen, dass ich zu denen gehöre, die darauf abfahren. Selbst wenn ein Film über Katherina die Große im Fernsehen kommt, höre ich genauer hin, wenn es um ihre Liebschaften geht. Du hast die Wiederholungen angesprochen, also Infos, die schon mal da waren. Das nervt mich auch. So was können Testleser sehr gut aufspüren.

Zu viel Essen: ich streue es nur ab und zu ein, weil es nerven könnte: ich aber liebe es zu wissen, was sie früher gegessen haben. Gut beschriebenen Sex mag ich auch, aber wenn es dann am Fließband daherkommt, langweilt es auch wieder (dazu gibt's ja die entsprechenden Threads).

 

@Alle: ich finde, ihr habt ein schönes Sprektrum von Langeweile und Abwechslung beim Lesen und Schreiben zusammengetragen.

 

@Astrid: deinen Mut finde ich bewundernswert. Mir geht es auch nicht um "man sollte". I c h möchte nicht langweilen, und dazu habe ich recht gute Tipps bekommen, indem ich einfach mal hörte, was die Leute denn so langweilt.

 

Eine Wegbeschreibung ausführlicher zu gestalten, riecht für mich nach spezieller Vorliebe. Da muß man ganz vorsichtig sein, daß man nicht am Ende ein Ein-Mann-Publikum zufriedenstellt (In diesem Falle die Lektorin).

 

Ich halte mich mit meinen speziellen Vorlieben in meinen Texten immer gewaltsam zurück. Ich könnte seitenlang Personen beschreiben oder an Architekturdetails kleben, was auch meine Lesevorlieben widerspiegelt. Nur weiß ich auch, daß ich mir damit nicht immer Freunde mache. Ich habe ein Manuskript gelesen, das dauernd erzählte, was die Prota aß. Das nervte mich so sehr, daß ich irgendwann beinahe ein Feuerchen aus dem Papier gemacht und es hysterisch lachend umtanzt hätte. Andere Leute fanden diese Esserei klasse. Ja nu, es gibt hier kein Patentrezept.

 

Peter

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Sorry, hab die Unterschrift vegessen beim letzten Posting.

Vielleicht: Es gibt Autorinnen' date=' die schwafeln (die meisten), deshalb die Regel: 30% eines Manuskriptes müssen gestrichen werden.[/quote']

 

Das Geschlechtsspezifische hab ich übersehen ;)

Ja, finde ich auch, Männer können das sogar noch besser.

 

 

Aber es gibt auch das Gegenteil, dass ein Autor sich zu kurz fasst. Ist zum Beispiel mein Problem. Und nachdem, was deine Lektorin meint, wohl auch deins.

 

That's the Point. Mein letzter Historischer hatte 220 Seiten, dieser soll 400 haben. Bin immerhin schon bei 300 angelangt. Es ist, als wenn ich gegen Ende des Kapitels irgendwie die Flucht ergreife. Das hat mir schon der letzte Lektor gesagt,und wir haben es zusammen ausgebügelt.

 

Was langweilt mich? Ganz sicher, wenn jemand vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, das ganze statisch beschrieben wird und möglichst gar nichts mit der Geschichte zu tun hat.

 

In einem früheren Thread ging es um Ähnliches. Ich habe mich zum Beispiel bei ken Follet gelangweilt, wenn über zwei Seiten folkloristische Darbietungen kamen. Damals wurde mir gesagt: das macht einen historischen Roman erst so reich. Das Problem ist: mich langweilt allzu Langatmiges. Dazu haben andere auch schon Gutes gesagt. Und natürlich hast du Recht mit den Blümchen und den Bienchen. So will ich es auch nicht machen.

 

Andererseist kannst du gerade so eine Reise dazu nutzen, deinen Helden besser kennenzulernen und deinen Lesern etwas über Heilkräuter beizubringen. Ein Krieger, der vielleicht Pflanzen liebt und kennt, seine Mama war Kräuterhexe? Wäre doch mal was anderes. Jetzt auf dieser Reise hat er Zeit, kann seinen Gedanken nachhängen, seinem Hobby fröhnen. Da das Lungenkraut, damit hat doch seine Mutter den Bürgermeister kuriert. Gott hat der sich angestellt, denn man muss die Wurzel, bevor man sie einnimmt, 3 Tage in menschlichem Urin wässern ...

 

Komisch, hast du Rönthgenaugen? ;) Es geht tatsächlich um jemanden, dessen Mutter als Hexe verurteilt wurde und um Kräuter, Gifte usw. Aber kein Krieger, ein Alchemist.

 

Später erleben wird den introvertierten Mann als Schlächter, der seine Feinde niedermetzelt. Unvermutete Seiten von jemand zu zeigen, sind immer eine gute Idee.

 

Der Heiler wird bei mir zum Mörder.

 

Ich weiß nicht, welcher Schreibratgeber es war, der als Beispiel dafür mal einen (real existierenden) Theologieprofessor vorstellte, der früher Cowboy war und seine Studenten bei Festen mit Lassotricks unterhielt.

 

Ja, unterhaltsam sind sie allemal, diese Schreibratgeber. :D

 

Grüße und danke

Christa

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@Astrid: deinen Mut finde ich bewundernswert.

Ist wahrscheinlich kein Mut, sondern blanke Ignoranz. ;D Das werde ich erfahren, wenn ich das Teil wirklich mal irgendwo einschicke. Peter D.s Detailkritik zu meiner Anfangsszene war ja schon sehr aufschlussreich, wie unterschiedlich "der Leser" ist. ;)

 

Gruß

 

Astrid

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

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