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(Bastian)

Wann ist ein Kapitel fertig?

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Eigentlich habe ich darüber nachgedacht diesen Beitrag unter dem Titel "Die Angst vor dem zu kurzen Kapitel" ins Kaffeehaus zu stellen, mich dann aber doch für den Einsteiger- und FAQ-Bereich entschieden.

 

Also, die Frage steht oben: Wann ist ein Kapitel "fertig"?

 

Gibt es Regeln, wie ein Kapitel aussehen sollte, welche Erwartungen stellt der Leser an ein Kapitel?

 

Kann man irgendwelche Empfehlungen geben, wie ein Kapitel aufgebaut sein sollte?

 

Ich entwickle da zur Zeit so 'ne Macke, dass ich mir dauernd einrede, meine Kapitel seien zu kurz (das geht z. T. sogar so weit, dass ich andere Bücher aufschlage, um nachzusehen, wie viele Seiten im Durchschnitt pro Kapitel geschrieben werden (wen's interessiert: Moby Dick 135 Kapitel bei 867 Seiten, das mal nur nebenbei)).

 

Ich hoffe, ihr könnt mir da weiterhelfen/mich von meiner Macke kurieren ...

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Hi Bastian,

 

mein Bauchgefühl sagt: irgendwas zwischen 5 und 30 Seiten (Buchseiten, nicht Manuskriptseiten). Bei Kinderbüchern kürzer. Aber das ist relativ willkürlich. Du musst dein Buch gar nicht in Kapitel unterteilen, wenn du das nicht willst. Oder du kannst erstmal den ganzen Text als Block schreiben und dann in sinnvolle Kapitel von irgendwie ähnlicher Länge unterteilen.

 

Nicht jeder Szenenwechsel oder Zeitsprung muss zu einem neuen Kapitel führen. Wenn dir deine Kapitel zu kurz vorkommen, fass doch einfach zwei zusammen, wenn das ungefähr passt.

 

Gruß,

Capella

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Na ja, normalerweise ist ein Kapitel bei "Wechseln" fertig. Wechsel des Ortes, der Zeit, des Perspektivträgers, der grundlegenden Thematik - da gibt's viele Möglichkeiten. Normalerweise sollten Kapitel eine "Einheit" bilden, in sich mehr oder weniger abgeschlossen, Sinneinheiten eben.

Gerne wird mit einem dramatischen "Schlußsatz" geendet -bzw. mit einem in irgendeiner Hinsicht "besonderen" Satz, so wie das neue Kapitel mit einem "besonderen" Satz aufhören sollte.

Wie lange so ein Kapitel sein muß? Na ja, bei einigen neuen Thrillern und Büchern habe ich das Gefühl, die sind schon für das "Lesen in Straßenbahnen" geschrieben worden. Also sehr kurze Kapitel, Appetithäppchen, Video-Clip-mäßig für kürzere Aufmerksamkeitsspannen. Finde ich übrigens auch sehr gut.

Bei epischeren Werken sieht das ganz anders aus. Kommt auch auf das Tempo des Romans an. Für mich gehört Kapitellänge zu den Sachen, die den Rhythmus, den Pulsschlag, die Atemfrequenz bestimmen können.

 

Aber das ist schon sehr individuell und kommt stark drauf an, was man so schreibt und wie man schreibt.

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Hatten wir dieses Thema nicht gerade neulich schon mal am Wickel?

 

Also, ich tendiere dazu, bei Schauplatz- oder Charakterwechseln ein Kapitel zu machen. Kommt aber auch immer auf die Geschichte an. Wenn es zum Schluß hektisch wird und alle Figuren in immer kürzeren Zeitabständen dolle Sacher erleben, dann müsste ich bald zwei Kapitel pro Seite machen - das geht auch nicht. Also wird zusammengefasst, bzw. größere Begebenheiten als ein Kapitel genommen.

 

So ganz grob über den Daumen habe ich mich aber bei so ungefähr 20 Normseiten pro Kapitel eingependelt. Zumindest in der Rohversion, und weiter bin ich leider Gottes noch nicht gekommen.

 

Was mir viel mehr Sorgen bereitet, wie ich ein Kapitel beenden soll. Manchmal ist alles getan und gesagt, aber mir fehlt noch ein hübscher Schluss, ich will nicht so abrupt raus aus dem Kapitel. Und da fiel mir auf, dass meine Charas sich dann unheimlich oft einfach schlafen legen. Auch langweilig, oder?

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Stephanie Schuster

Hallo Bastian,

mir ging es beim Schreiben meines Romans anfangs ähnlich. Meine Kapitel sind jetzt tatsächlich sehr kurz (knapp 2 Seiten zum Teil). Aber da ich zum verknappten Schreiben neige, ist es nicht anders möglich. Mein Maßstab war immer, alte Fragen in einem Kapitel beantworten und am Ende neue aufstellen. d. h. nicht immer Schauplatz- oder Figurenwechsel. Man kann das am besten beim Überarbeiten und sich selber laut vorlesen feststellen, wo ist der spannendste Moment und wird da eine neue Frage gestellt, die den Leser zwingt, weiterzulesen. Beim Überarbeiten kann man dann auch noch zu kurze Kapitel "füllen", in dem man noch mehr in die Tiefe geht, in die Figuren noch mehr hineinfühlt (wo man schon dachte, alles gesagt zu haben, ist nach Tagen auf einmal noch mehr da).

Mich stört es ganz und gar nicht, dass es jetzt in meinem Roman sehr kurze und etwas längere Kapitel gibt. Aber ich habe das, wie Du, damals auch in anderen Büchern überprüft, und fand sogar nur halbe Seiten Kapitel und es mir ab da "erlaubt". Wichtig ist doch das der Lesefluss nicht gebremst wird und dem Leser ist es dann egal, wann 1. 2. 3. usw. (oder die ZAhlen weglassen und nur Überschriften verwenden)drübersteht, wenn es ihn vor Spannung am Buch festklebt.  :s13

Grüße von

Rebecca

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Was mir viel mehr Sorgen bereitet' date=' wie ich ein Kapitel beenden soll. Manchmal ist alles getan und gesagt, aber mir fehlt noch ein hübscher Schluss, ich will nicht so abrupt raus aus dem Kapitel. Und da fiel mir auf, dass meine Charas sich dann unheimlich oft einfach schlafen legen. Auch langweilig, oder?[/quote']

 

Wie viele Seiten ein Kapitel haben sollte, halte ich auch für nebensächlich. Ich glaube auch nicht, dass sich Leser daran stören, wenn ein Kapitel 5 Seiten hat und das nächste 25.

Interessant ist aber die Frage, die Herr Rocker hier aufwirft: Wie beendet man möglichst griffig und knackig ein Kapitel?

 

Christoph

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Jedenfalls sollte man nicht jedes Kapitel mit dem Mega-Cliffhanger à la Dan Brown beenden ... imho.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Jedenfalls sollte man nicht jedes Kapitel mit dem Mega-Cliffhanger à la Dan Brown beenden ... imho.

 

Stimmt, das sollte man nur tun, wenn man Millionen Bücher verkaufen will... ;)

 

Ein Kapitel ist fertig, wenn die darin beschriebenen Szenen abgeschlossen sind. Abgeschlossen bedeutet keineswegs aufgelöst. Die Länge halte ich dabei für nebensächlich; der Inhalt ist wichtig. Und ein knackiges Ende ist sicherlich gut.

 

Christoph

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Das kommt wirklich darauf an, was für ein Buch du schreiben willst.

 

James Patterson hat in seinen Thrillern meist Kapitel über drei Seiten, das liest dich flott und schnell. Auch wenns dann um die 160 Kapitel werden...

 

Thomas Bernhards 'Auslöschung' hat zwei Kapitel a 300 Seiten (Und jeder Kapitel ist ein Absatz!)

 

"Jagd auf Roter Oktober" wechselt so oft den Handlungsort, dass manchmal ein Kapitel, also ein Handlungsort, über 20 Seiten geht, und dann wieder nur über fünf Zeilen. Wenn am Ende mehrere U-Boote, Schiffe udn Flugzeuge auf dem Atlantik zusammentreffen, kann eine Seite schonmal vier 'Kapitel' haben.

 

Kapitel sind ganz einfach Sinnabschnitte. Und wie Peter schon sagte, kann man damit den Puls eines Romans vorgeben. Von daher ist eine Pauschalantwort schwierig bis unmöglich. Es kommt auf den Puls deiner Geschichte an, und auf das, was du deinen Lesern anbieten (Wie Patterson) oder zumuten (wie Bernhard) willst! :)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Hi Bastian, diese Frage stelle ich mir auch gerade und die Anworten, die hier gegeben werden beruhigen mich. Ich dachte nämlich, dass es ein Problem darstellt, wenn ein Kapitel nur zwei Seiten, ein anderes aber 30 Seiten hat. In sich sind die Kapitelwechsel stimmig. Wenn ich einen anderen Erzählstrang habe, dann finde ich es besser, wenn das Kapitel gewechselt wird.

Ich bin gespannt, wie die Lektoren das sehen.

Rabe

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Ich mache oft gar keine Kapiteleinteilung, die kommt erst später dazu. Schlimm? Ich komme so besser zurecht, als wenn ich von Anfang an festlege Kapite 1 - 7 Seiten, Kapitel 2 - auch 7 Seiten.

 

Mir fällt es viel leichter, einen fertigen Text in Kapitel einzuteilen, als einen an dem ich gerade schreibe.

 

LG

Maren

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Das mit den 160 Kapiteln finde ich erst mal sehr beruhigend ...

 

Mir persönlich sind kurze Kapitel auch lieber.

 

Aber läuft man nicht Gefahr den Leser abzustumpfen, wenn die ganze Story über fünfhundert Seiten zum großen Teil aus Kapiteln von zwei bis fünf Seiten besteht (mal überspitzt formuliert) und er den Überblick verlieren könnte?

 

Nicht, dass kurze Kapitel automatisch immer Vollgas bedeuten müssen ...

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Ich habe mir als Grundregel folgendes angewöhnt.

 

20 Seiten pro Kapitel im Erwachsenenbuch

10 Seiten pro Kapitel im Jugendbuch

 

Das Ganze +/- 20%

 

Da hat sich auch noch niemand beschwert.

 

Seltsamerweise kommte es immer hin. Ich muss nie großartig nachzählen.

Ich glaube fast, nach so vielen Büchern plotte ich schon in Kapiteln ;)

 

Liebe Grüße

Monika

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Seltsamerweise kommte es immer hin. Ich muss nie großartig nachzählen.

Ich glaube fast, nach so vielen Büchern plotte ich schon in Kapiteln

Monika, ich glaube 20 Normseiten sind einfach eine schöne, praktische Größe. Sie lassen sich, wenn's gut läuft, auf einen Schlag in der Rohfassung runterschreiben und ebensogut auch lesen. Müsste ich ein Buch mit tausenden von 2-seitigen Schnippselkapiteln lesen, ich wüsste nie, wann ich eine Pause machen soll.

Na gut, das eine noch ... und dann, na ja, eines geht noch ... aber dann wirklich ... also gleich nach dem nächsten Kapitel ... :s13

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Müsste ich ein Buch mit tausenden von 2-seitigen Schnippselkapiteln lesen, ich wüsste nie, wann ich eine Pause machen soll.

Na gut, das eine noch ... und dann, na ja, eines geht noch ... aber dann wirklich ... also gleich nach dem nächsten Kapitel ...

 

Möglicherweise wollen wir aber genau das: Dem Leser abnehmen, wann er eine Pause macht. Nämlich gar nicht! :s22

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Stefan Mühlfried

Wenn ich meine eigenen Lesegewohnheiten so ansehe, dann habe ich den Eindruck, daß die Kapiteleinteilung hier überbewertet wird.

Wenn es nämlich spannend ist, dann ärgert mich eine Kapiteltrennung höchstens dadurch, daß ich zweimal kurz hintereinander umblättern muß. Sonst nix.

Wechselnde Handlungsorte sind wir alle durch Film und Fernsehen im Überfluß gewohnt, und wenn ein Wechsel des Schauplatzes stört, dann liegt der Fehler sowieso tiefer.

Etwas anders mag das sein, wenn die Kapitel Namen tragen oder mit einem Sinnspruch oder Ähnlichem beginnen, das könnte den Lesefluß schon hemmen. Aber ein einfaches "Kapitel 23" kann ich locker in Schußfahrt passieren, ohne abzubremsen.

Insofern ist das Einzige, was man einem "Winzkapitelschreiber" vorwerfen kann, die Seitenschinderei - wenn nämlich jedes Kapitel mit einer neuen Seite beginnt. Aber sonst? Pfft...

 

... OK, das war die eine Seite. Die andere ist, daß ich bei meinem MS mitunter darauf verzichtet habe, bei einem Szenenwechsel jedes Mal ein neues Kapitel anzufangen. Die wären mir dann einfach zu kurz gewordern... ::)

Ist aber keinem Testleser aufgefallen.

 

Liebe Grüße,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Hallo Stefan,

 

meine Szenenwechsel passieren auch innerhalb der Kapitel.

Sie werden sehr schön mit kleinen Vignetten optisch voneinander getrennt.

Das macht die Sache übersichtlicher.

 

Mit Kapiteln trenne ich nur "große Wechsel".

Wenn z.b. ein Tag vergangen ist etc ...

 

Sonst hätte ich auch mal Kapitel von nur einer Seite und das muss ja nicht sein.

 

Liebe Grüße

Monika

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Also als Leserin mach ich nur wegen eines Kapitelendes keine Pause, wenn es gerade spannend ist ;D

Genauso habe ich auch keine Probleme, ein Buch mitten im Kapitel wegzulegen, wenn ich gerade nicht in Lesestimmung bin oder mir das Buch nicht so gefällt. Oder der Hund raus muss ;)

 

@Monika: Mir ist gar nicht aufgefallen, dass die Kapitel bei Dir gleich lang sind, auf so etwas hab ich noch nie geachtet. Aber Deine Fähigkeit in immer gleich langen Kapiteln schon zu plotten ist natürlich praktisch.

Kam das automatisch oder hast Du Dich da irgendwie drauf trainiert? Falls ja, wie?

 

LG

Maren

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Bei mir sind die Kapitel im aktuellen MS grob zwischen 20 und 30 Normseiten.

Ich glaube aber auch, dass es hier auf das jeweilige Genre ankommt. Bei mir ist es z.Zt. Fantasy und da finde ich die Länge recht passend. Was Monika sagte, betreffs der Aufteilung Jugendbuch/ Erwachsenenlektüre, kann ich nur zustimmen. Bei meinem letzten MS, eben Jugendbuch, (ruht glücklich in Schublade und einem dicken Ordner auf der Festplatte), hatte ich deutlich kürzere Kapitel.

Wenn es aber um Bernhard, Dostojewski, H. Miller, Shalev, Marias oder andere Hochliteraten geht, ist mir die Kapitellänge egal - die sind so gut, die dürfen bei mir fast alles... ;D Also auch gerne fünf Kapitel pro Seite oder eben die 300 Seiten, wie bei Bernhard.

Bei Thrillern können kürzere Kapitel auch das Tempo beschleunigen. Daher glaube ich sollte man sich als erstes fragen (oder eben letztes, wenn man en block schreibt), welches Genre man bedienen will und wie wohl der potentielle Leser mit den Kapiteln umgeht.

 

Ich benutze Kapitel übrigens auch um eher uninteressante Passagen, Reisen o.ä. im Zeitraffer zu überspringen, aber dass nur nebenbei...

 

LG,

Stephan

Im Wahnsinn liegt Weisheit für den Künstler. Henry Val Miller (Briefe an Anais Nin)

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