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Quidam

Pathos

Empfohlene Beiträge

Mensch, da erwartet man zwei, drei Antworten und wird von Pathos erschlagen. ;D

 

Ich weiß eine pathetische, aber dennoch fast kleine Szene:

 

Der Club der toten Dichter. Wo der Junge am Schluß auf den Tisch steigt und oh captain my captain ruft. :s02

 

Und die hier angeführten Filme sind meine Lieblingsfilme. braveheart! tha last samuraj! nicht zu vergessen: eine Frage der Ehre.

 

Gedanklich durchlebe ich sehr viel Pathos. Da erhebe ich als Winzling mein Lichterschwert und kämpfe gegen übergroße dunkle Dämonen. :s21

 

Grüße

Quiddy

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Ich weiß eine pathetische, aber dennoch fast kleine Szene:

 

Der Club der toten Dichter. Wo der Junge am Schluß auf den Tisch steigt und oh captain my captain ruft.  :s02

 

Oh ja, das stimmt. Ein schönes, kleines Beispiel. :)

 

Gruß,

Marco! :s17

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(Peter_Dobrovka)
Mich würde auch interessieren, wie Pathos eurer Meinung nach überhaupt entsteht. Gibt es Themen, die Pathos begünstigen? Wenn ja, warum? Welche Stilmittel machen einen Text pathetisch? Schließen sich Pathos und Realismus gegenseitig aus? usw.

Ich glaube nicht, daß Themen Pathos begünstigen, aber ich glaube, daß es in manchen Themen eine gewisse Pathos-Tradition gibt. So in den Liebesromanen, wo man sich nicht einfach mal so kennenlernt, ein bissel rumsext und dann wieder auseinanderlebt wie im richtigen Leben, sondern von ewiger bis metaphysischer Verbundenheit die Rede ist.

Klassische Fantasy hat auch eine gewisse Pathos-Tradition, da eher auf Ehre und Moral geprägt.

 

Über Stilmittel kann ich wenig sagen, für mich ist Pathos weniger eine Frage der Form als des Inhaltes.

 

Zwischenbemerkung: Wenn wir von Pathos sprechen, sollten wir unterschieden zwischen Pathos und übertriebenem Pathos. Der Unterschied ist fließend aber entscheidend.

 

Pathos ist für mich immer dann gegeben, wenn eine Figur um eine Sache "großen Wind" macht. Wenn etwas nicht einfach nur getan wird, weil es halt gemacht werden muß oder weil man gerade Lust hat, sondern, weil es etwas Wichtiges, Großes, Heiliges, Ehrenvolles ist. Pathos ist, wenn große Gefühle im Spiel sind und das auch gezeigt wird.

 

Zum nicht zwingend erforderlichen aber häufig anzutreffenden stilistischen Ausdruck des Pathos gehört das Zelebrieren, also große Worte für die große Sache zu finden.

 

Ich liebe dich mehr als mein Leben, auch der Tod wird uns nicht trennen!

 

Und an dieser Stelle kann man ins übertriebene Pathos rutschen. Dann nämlich, wenn die Worte zu groß sind für die Sache. Dann wird es komisch bis peinlich. Mit Absicht verwendet wird es eine Parodie:

 

Oh, du goldenes Licht meines Lebens! Du bist erloschen und hast mich in Dunkelheit zurückgelassen.

Sprach er und wechselte die Batterien der Taschenlampe.

 

Coolness ist ja das Gegenteil. Große Sachen mit Worten kleinmachen:

 

Ja, daß der Arm ab ist, seh ich. Und? Irgendein Problem damit, Bursche?

 

Peter

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Hallo zusammen,

 

in dem Film "Armageddon" gibt es die Szene, in der Willis & Co in Zeitlupe auf ihre Space Shuttles zumarschieren! Total pathetisch, diese Szene, aber ich liebe sie, weil sie einfach gut gemacht ist (sonst aber leider nicht zum Film passt, weil es da nur richtig viel fies schöne zerstörerische Action gab - wegen der ich überhaupt nur in den Film gegangen bin).

 

Zu pathetisch wird es mir dann, wenn am Ende amerikanischer Filme (deutsche Privatsenderproduktion haben das seinerzeit, als ich noch einen Fernseher hatte, bereits aufgegriffen) sich alle umarmen - ich nenne das für mich "die amerkanische Familie" - und die Fahne im Wind weht. Ich find das einfach nur zu kitschig glücklich, aber wahrscheinlich ist das nur das Äquivalent zum Grimm'schen "Und so lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende."

 

Viele Grüße

Tobias

 

PS: Ach ja, ich versuche in meinen Texten Pathos zu vermeiden.

"If it sounds like writing, I rewrite it." (Elmore Leonard)

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(Peter_Dobrovka)

Zu pathetisch wird es mir dann, wenn am Ende amerikanischer Filme (deutsche Privatsenderproduktion haben das seinerzeit, als ich noch einen Fernseher hatte, bereits aufgegriffen) sich alle umarmen - ich nenne das für mich "die amerkanische Familie" - und die Fahne im Wind weht. Ich find das einfach nur zu kitschig glücklich, aber wahrscheinlich ist das nur das Äquivalent zum Grimm'schen "Und so lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende."

Wird wohl so sein.

Es ist halt auch ein Problem, wenn eine Sache groß gefeiert wird (=Pathos), die man für gar nicht so groß und feiernswert hält. Da kommt dann wieder dieses Mißverhältnis zum Tragen, das ich im Vorposting beschrieb.

 

Peter

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Ich find das einfach nur zu kitschig glücklich' date=' aber wahrscheinlich ist das nur das Äquivalent zum Grimm'schen "Und so lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende."[/quote']

 

Ich glaube, das geht noch über das Grimmsche hinaus. Es entspricht der amerikanischen Ideologie von der staatstragenden Rolle der Keimzelle Familie, wenn das sicher auch inzwischen ein Mythos geworden ist. Insofern kann Pathos auch zur stabilisierenden Rolle in der Gesellschaft eingesetzt werden, neben den heroisch kämpfenden Männern und Frauen für dieses Gesellschaftssystem.

 

Was ich persönlich noch "zu" pathetisch finde, sind die fantasymäßigen Enden von eher historischen Filmen, ich weiß nicht mehr, wie der hieß: Highländer?, wo am Ende das Paar hinweggetragen wurde durch die Luft, nach einem eigentlich recht guten Film mit viel Kampf, Action und Liebe. Das erinnerte mich an Hans-Jürgen Bäumler, der in einem deutschen Film am Ende die Heldin auf dem Eis entführte, da war ich entsetzt.

 

Pathos, sei es in der Vergangenheit oder Gegenwart, muss sehr vorsichtig eingesetzt werden, finde ich. Es muss entweder echtes, sehr gut dargestelltes Gefühl rübergebracht werden, dann muss die Handlung frei sein von Klischees und nach Möglichkeit große Momente im Leben der Protas darstellen, wie hier schon mehrfach gesagt. Momente, die auch dem Leser, dem Kinogänger Aha-Erlebnisse bringen.

Das von PeterN gebrachte Beispiel vom "Captain, mein Captain" ist eines, das mir ewig in Erinnerung bleiben wird-mir sind beim erstenmal Schauer den Rücken runtergelaufen, und inzwischen habe ich den Flim, glaube ich, dreimal gesehen.

 

Grüße

Christa

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Liebe Christa,

 

Ich find deinen Beitrag gut. Dennoch, oder sogar deshalb zwei kleine Korrekturen:

 

Enden von eher historischen Filmen' date=' ich weiß nicht mehr, wie der hieß: Highländer?, wo am Ende das Paar hinweggetragen wurde durch die Luft, nach einem eigentlich recht guten Film mit viel Kampf, Action und Liebe. Das erinnerte mich an Hans-Jürgen Bäumler, der in einem deutschen Film am Ende die Heldin auf dem Eis entführte, da war ich entsetzt.[/quote']

Ich wäre neugierig, welcher Film das war, aber Highlander war's nicht. Der endet in der Gegenwart bei einem Picknick in den Highlands.

 

Beispiel vom "Captain, mein Captain" ist eines, das mir ewig in Erinnerung bleiben wird

Ich mag nicht pingelig wirken, aber weil das Beispiel so toll war: Es kam von Quiddy! ;)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Ich wäre neugierig' date=' welcher Film das war, aber Highlander war's nicht. Der endet in der Gegenwart bei einem Picknick in den Highlands.[/quote']

 

Vielleicht war es sogar der von Thomas und anderen zitierte Braveheart, den habe ich nämlich zweimal gesehen. In der Handlungsbeschreibung taucht dieses Motiv aber nicht auf-ist auch schon 10 Jahre her.

 

Quiddy schrieb:

Gedanklich durchlebe ich sehr viel Pathos. Da erhebe ich als Winzling mein Lichterschwert und kämpfe gegen übergroße dunkle Dämonen.

 

Dass wir im Kopf viel Pathos erleben, glaube ich auch. Das fängt damit an, dass der kleine Angestellte sich vorstellt, im Lotto zu gewinnen und mit einem Rolls Royce an seinem Chef vorbeizufahren. Oder ich stehe am Rande eines Abgrunds und habe das Gefühl, gleich loszufliegen.

 

Was ich gelernt habe aus diesem Thread, dessen Thema unerschöpflich zu sein scheint:

Es gibt echten und leeren Pathos. Der echte nimmt mich mit und kann mich zu Tränen rühren. Der leere stößt als Klischee auf und nervt. Die Grenzen sind natürlich fließend.

Was mich persönlich am meisten nervt, sind pathetische Reden oder Email-Postings (was ich hier noch nicht erlebt habe.)

Wenn zum Beispiel jemand schreiben würde:

 

Unsere Montsegur-Gemeinde ist einzigartig im Internet! Die Autoren gehen so sorgsam miteinander um, dass sich jede andere Gruppe, die sich mit dem Schreiben beschäftigt, eine Scheibe davon abschneiden könnte! Nie haben sich Autoren so aufgehoben und geborgen gefühlt wie hier, nie wurden mehr Wissen, mehr Informationen rübergebracht als hier, nie gemeinsam so viel gelernt!

 

(Shit, ich kann einfach nicht pathetisch schreiben) ;):s03

 

Christa

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Vielleicht war es sogar der von Thomas und anderen zitierte Braveheart, den habe ich nämlich zweimal gesehen. In der Handlungsbeschreibung taucht dieses Motiv aber nicht auf-ist auch schon 10 Jahre her.

Naja, aber Braveheart stirbt ja. Und seine Liebe ist zu dem Zeitpunkt schon etliche Jahre tot. (Mit der hatte ja alles angefangen...)

 

Es gibt noch Gladiator, der aber mit sehr schönem Pathos endet, wenn er am Ende ins Elysium einzieht und dort wieder mit seiner Familie vereint ist.

 

Naja, egal, du hast deinen Punkt ja angeführt.  ;D

 

Die Duden-Definition halte ich übrigens für stark unzureichend. Da würde ich mir nämlich noch eine Definition von 'leidenschaftlich erregter Gefühlsausdruck' wünschen. Was ist ein Gefühlsausdruck? Und was ist leidenschaftlich erregt?! Ist ein leidenschaftlich erregtes Stirnrunzeln plötzlich Pathos??  :s09

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Es gibt noch Gladiator' date=' der aber mit sehr schönem Pathos endet, wenn er am Ende ins Elysium einzieht und dort wieder mit seiner Familie vereint ist.[/quote']

 

Das ist einsame Spitze!

 

 

 

Die Duden-Definition halte ich übrigens für stark unzureichend. Da würde ich mir nämlich noch eine Definition von 'leidenschaftlich erregter Gefühlsausdruck' wünschen. Was ist ein Gefühlsausdruck? Und was ist leidenschaftlich erregt?! Ist ein leidenschaftlich erregtes Stirnrunzeln plötzlich Pathos??

 

In einem Duen von 1960 ist noch von "feierlicher Ergriffenheit" die Rede,

in "Sinn- und sachverwandte Wörter" "Hochtrabend=schwülstig, pompös, bombastisch usw." die Rede.

 

Ausführlich bei Wikipedia, der Begriff seit Aristoleles. Was mir gefallen hat dort, war folgender Absatz:

 

"Pathos meint also nun einen Effekt, der aus der Überwindung des Leidens resultiert, nicht mehr dieses selbst. Pathetisch ist in diesem Sinne der Ausruf von Miltons Lucifer, der sich zum ersten Mal in der Hölle umblickt: „Heil, Schrecken, ich grüße euch!“. Im zeitgenössischen Hollywoodfilm klingt das dann etwa so: „I see in your eyes the same fear that will take the heart of me. A day may come when the courage of man fails, when we forsake our friends and brake all bonds of fellowship but it is not this day. This day we fight!“ (Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs).

 

Gegenwärtig steht Pathos unter Verdacht und ist zum wertenden ..."

 

 

 

 

Lieben Gruß,

Christa

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In einem Duen von 1960 ist noch von "feierlicher Ergriffenheit" die Rede,

in "Sinn- und sachverwandte Wörter" "Hochtrabend=schwülstig, pompös, bombastisch usw." die Rede.

 

Ausführlich bei Wikipedia, der Begriff seit Aristoleles.

 

Das ist wieder genau der Punkt, der mir zu schaffen macht.

Pathos ist so vielen Deutungen unterworfen, dass man wieder nie genau weiß, welche Deutung eine Person meint. Der eine setzt Pathos mit Kitsch gleich, der andere setzt Pathos mit peinlich gleich, wieder ein anderer setzt Pathos mit übertrieben/überflüssig gleich, wieder andere nehmen es aus dem Englischen und setzen es mit 'jämmerlich' gleich.

 

Ich für mich denke bei Pathos eben immer an die Rhetorik und Poetik und an Aristoteles: Pathos (Emotion) als Gegenstück zu Logos (Vernunft, Logik) und Ethos (Glaubhaftigkeit).

Alles was nicht an die Vernuft oder die Glaubhaftigkeit appelliert, sondern an die Emotion, ist in meinen Augen Pathos. Das ist dann für mich aber nicht grundlegend etwas negatives, wie es in heutiger Zeit ja meistens interpretiert wird. :-/

 

Ich fürchte, wir leben in furchtbar unemotionalen Zeiten... ;D

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Hey, fast nur Filme als Beispiele! Vor nicht allzu langer Zeit bekam man dafür noch kräftig auf die Finger geklopft ... ;)

Im Ernst, dem Lerneffekt ist es sicher dienlicher, wenn wir uns die Mühe machen, als Belege für Argumente Bücher anzuführen, oder? Ist vielleicht päpstlicher als der Papst, aber mir hilft es nicht, beim Schreiben Pathos zu erzeugen/zu vermeiden, wenn ich nur Filme als Beispiel/abschreckendes Beispiel habe. Ich mein ja nur.

 

Christoph

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Hey' date=' fast nur Filme als Beispiele! Vor nicht allzu langer Zeit bekam man dafür noch kräftig auf die Finger geklopft ... ;)[/quote']

Ja, die Machtverhältnisse haben sich verschoben!

Im Ernst, dem Lerneffekt ist es sicher dienlicher, wenn wir uns die Mühe machen, als Belege für Argumente Bücher anzuführen, oder?

Da hast du sicherlich recht, allein: ich lese gar keine Bücher mit "Pathos", weil ich meine Lektüre wesentlich sorgfältiger auswähle als meinen Filmkonsum und sich dort dann relativ selten Pathos findet.

Beziehungsweise ... hm, mal überlegen. Dan Brown "Illuminati". Die Szenen mit der Papst-Wahl, wo Millionen vorm Fernseher hängen und sich diese "Gott ist ganz toll"-Rede anhören. Aber so richtig viel Pathos war das eigentlich auch nicht und außerdem krieg ich dann wieder auf die Finger gehauen, weil ich Dan Brown-Bashing betreibe.

 

Gruß

Peter

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"Die Hand der Anne Boleyn" - ein tolles Beispiel, wie man Pathos ohne diesen inneren Arrgh-Blitzschlag hinbekommt.

Rainer hat's, glaub ich, vor Äonen mal in den Buchkritiken empfohlen.

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Im Ernst' date=' dem Lerneffekt ist es sicher dienlicher, wenn wir uns die Mühe machen, als Belege für Argumente Bücher anzuführen, oder?[/quote']

 

Hi, zusammen,

 

mit aller Anstrengung will mir kein modernes, im positiven Sinn pathetisches Buch einfallen. Auch in meinem Bücherregal habe ich nichts davon stehen. Dafür habe ich etwas von einem Herrn Gerd Ueding, Direktor des Seminars für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen und Inhaber des einzigen Lehrstuhls für Rhetorik in Deutschland gefunden.

 

Wer auf das bewegende Pathos verzichte, schreibt er, verzichte auf Entscheidung und Handlung, denn das Denken strebe nicht, und das Streben denke nicht. Das Pathos vermittle beide, Denken und Streben, es sei Farbe und Dynamik des Lebens. Ohne seine Beteiligung könne nichts Großes geschehen, keine neue Entdeckung, kein schwerer Verzicht, keine humane Heldentat und kein erhabenes Meisterwerk - und auch noch die tägliche Entbehrung in einem schweren Beruf zehre davon. Wer zu etwas bewegen wolle, müsse bewegende Worte finden. Vom "Herrn der Ringe" bis zu Mel Gibsons Passionsfilm seien die großen Publikumserfolge mit Pathos geladen. Schließlich bedeuteten Pathos und Passion - auch daran sollte man sich erinnern - der Wortwurzel nach Leiden und Ergriffensein.

 

Zum Abschluss noch ein Zitat aus Shakespeares Macbeth, das mich in meiner Jugend so stark bewegt hat, das ich es bis heute auswendig kenne. (Daneben fielen mir noch Hölderlin und Schiller mit seinen Freiheitsgedichten aus dem Tell ein.)

 

 

"To-morrow, and to-morrow, and to-morrow,

Creeps in this petty pace from day to day,

To the last syllable of recorded time;

And all our yesterdays have lighted fools

The way to dusty death. Out, out, brief candle!

Life's but a walking shadow; a poor player,

That struts and frets his hour upon the stage,

And then is heard no more: it is a tale

Told by an idiot, full of sound and fury,

Signifying nothing."

--From Macbeth (V, v, 19)

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Hi,

 

also ich stehe sehr auf Pathos (ob nun mit oder ohne wehenden Fahnen 8)).

Pathos entspringt einem tief in uns allen liegendem Gefühl des "über sich hinauswachsens", das man m.E. aber nicht krampfig, sondern still und leise erzeugen/bedienen sollte.

 

Wenn mir als Autor dieser ganz bestimmte Schauer bei einer Szene über den Rücken rollt, dann weiß ich, dass ich sie richtig hinbekommen habe.

 

Also, nur Mut!  ;)

 

Herzliche Grüße Tom

www.thomas-finn.de

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Was ich gelernt habe aus diesem Thread, dessen Thema unerschöpflich zu sein scheint:

Es gibt echten und leeren Pathos. Der echte nimmt mich mit und kann mich zu Tränen rühren. Der leere stößt als Klischee auf und nervt. Die Grenzen sind natürlich fließend.

 

Am echten Pathos zeigt sich, worum es in der Geschichte wirklich geht. Hier knüpfen die Sehnsüchte und Ängste des Helden an, egal ob im Großen oder im Kleinen. Echtes Pathos entsteht, wenn um den Kern der Story gerungen wird (siehe sämtliche Filmzitate in diesem Thread).

In diesem Sinne verstehe ich auch die Definition von Gerd Ueding.

 

Mein Lexikon sagt, Pathos sei "erhabene Leidenschaft". Fürs Schreiben würde ich das so übersetzen: die leidenschaftliche Motivation der Helden in Bezug auf ein höheres Ziel.  :s01

 

Leeres Pathos wirkt dagegen lächerlich auf den Zuschauer/ Leser, weil die Größe der Gefühle in Bezug auf den Gegenstand übertrieben wirkt. Allerdings kann dadurch auch wunderbar Ironie erzeugt werden. Siehe z.B. Robert Burns Poem "To a louse".

 

Für mich gehört Pathos eindeutig zu den 'großen Gefühlen', die ich gern auf der Leinwand oder beim Lesen erlebe. Ich denke, wenn wir jemanden beobachten, der sich altruistisch verhält und dabei große Schwierigkeiten oder Gefahren in Kauf nimmt, berührt uns das sehr, weil wir den hohen moralischen Wert dieser Handlung erkennen.

 

Also - her damit!

 

Liebe Grüße von einer Pathos-Bekennerin

 

Heide  

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Womöglich liegt die Entscheidung ob Pathos echt oder leer ist,

weniger beim Schöpfenden, sondern eher beim Betrachter.

 

Um auf das Beispiel Titanic zurückzukommen.

Ich habe den Film mit Originalton und doppelten Untertiteln in Finnland gesehen.

Als das Schiff sich senkrecht stellte und die Leute ins Wasser rutschten, musste ich erst mal schlucken.

Dann aber kam die gleiche Situation noch einmal von rechts,

dann von unten, dann von links... mit dröhnendem Surround-Sound natürlich.

Zum Schluss die Menschen im Wasser,

die Kamera fährt in die Totale, weiter und weiter weg,

Miriaden von Schiffbrüchigen soweit das Auge reicht,

kleine Punkte nur und doch Menschen wie du und ich,

schwanken sachte in den eisigen Wellen bis zum Horizont

und all das unter einem wundervoll eingefärbten Himmel...

Mir persönlich war das zu viel und ich musste mich zwingen, nicht herauszuprusten.

Die anderen Kinobesucher machten auch recht sonderbare Geräusche.

 

Irgendwann wurde mir klar, dass die anderen, im Gegensatz zu mir, tatsächlich trauerten.

Auf den Inseln hat fast jede Familie schon einen Menschen im Meer verloren.

Das Unglück der Estonia war auch nicht allzu lange her.

Die Situation muss ähnlich gewesen sein, nur das niemand mit der Kamera festgehalten hat,

wie die Kälte einen nach dem anderen bewegungsunfähig machte.

 

Seit dem bin ich sehr vorsichtig geworden, Pathos zu verachten,

auch wenn ich mich selbst gerade nicht gerührt fühle.

 

Grüße

Maren

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Ich gebe hiermit offen zu, dass ich bei der letzten Szene in Herr der Ringe, wenn sie gen Westen fahren, geheult habe wie ein Kind, dem man das Eis weggenommen hat :s07

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Als das Schiff sich senkrecht stellte und die Leute ins Wasser rutschten' date=' musste ich erst mal schlucken.[/quote']

 

Als der Schiffsbug sich hob, habe ich eine Art pathetisches Grauen verspürt. Vielleicht ist es die Lust am Schrecklichen, am Untergang, was solche Szenen für viele so faszinierend macht. Überflüssig fand ich dagegen weniger die Kameraeinstellungen als die Tatsache, dass, während das Schiff unterging, noch einer von den Helden gerettet werden musste.

Wirklich pathetisch und Grauen erregend dann wieder der Schluss: die goldenen Luxusgegenstände, die unter Wasser gezeigt wurden – als Sinnbild dafür, dass die Titanic, die Unsinkbare, den gleichen Gesetzen unterlag wie alles andere auch.

 

 

Das Unglück der Estonia war auch nicht allzu lange her.

Die Situation muss ähnlich gewesen sein, nur das niemand mit der Kamera festgehalten hat, wie die Kälte einen nach dem anderen bewegungsunfähig machte.

 

Das hat mich auch sehr erschüttert. Kurze Zeit später ging ein Schiff nach sardinien unter, mit dem wir kurz zuvor gefahren waren.

 

Seit dem bin ich sehr vorsichtig geworden, Pathos zu verachten,

auch wenn ich mich selbst gerade nicht gerührt fühle.

 

Ich verachte ihn nur, wenn er aus Effekthascherei besteht. Ansonsten gebührt ihm viel mehr Platz, auch heute.

 

Christa

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Die Kritiker meiner Kurzgeschichten werfen mir in einigen Fällen vor, dass ich zu Pathos neigen würde. Das lehnen sie ab. Mir fallen zu bestimmten Themen leider, leider vor allem Geschichten ein, die traurig sind. (schluchz) Dabei möchte ich so gerne etwas schreiben, worüber die Leser herzhaft lachen können. Es gelingt mir nur nebensatzweise.

 

Dieser Thread macht mich richtig glücklich! Am liebsten würde ich die schönsten Zitate per Internet verbreiten. Ich muss mich meiner Tränen bei pathetischen Buch- und Filmsequenzen nicht länger schämen, wie gestern bei "Nirgendwo in Afrika".

Ich darf pathetisch schreiben! Echt pathetisch, nicht leer pathetisch natürlich.

 

Okay, genug gesülzt!

 

Christa, das Zitat von diesem Ueding werde ich mit in die Schreibwerkstatt nehmen! Vielen Dank dafür.

 

Gertraude

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