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Quidam

Pathos

Empfohlene Beiträge

Hallo Leute,

 

wie steht ihr zu Pathos?

 

Ich muss zugeben, dass ich das überbetonte mag! Auch wenn ich mich darum bemühe, den Pathos nicht zu sehr in meine Prosa fließen zu lassen. Aber es schimmert durch.

Allerdings habe ich nichts dagegen, Pathos zu lesen/sehen. Wenn jemand alleine und unbewaffnet gegen ein Heer von Kriegern steht und sich mit wehender Fahne in den Tot stürzt - geil. ;D

 

Grüße

Quidam

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Naja, die wehende Fahne müsste jetzt nicht sein, aber der Rest - genehmigt. ;)

Pathos ist schwierig zu handeln, denn genau da scheidet sich Schund von niveauvoller Unterhaltung.

 

Christoph

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Pathos ist schwierig zu handeln, denn genau da scheidet sich Schund von niveauvoller Unterhaltung.

 

Hallo Christoph

Setzt du Pathos mit Schund gleich, oder interpretiere ich deine Aussage verkehrt?

 

Fabrizius

Fabrizius&&Alle sagten das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht und hats gemacht
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Allerdings habe ich nichts dagegen' date=' Pathos zu lesen/sehen. Wenn jemand alleine und unbewaffnet gegen ein Heer von Kriegern steht und sich mit wehender Fahne in den Tot stürzt - geil.[/quote']

 

Hi, Quiddy,

 

das erinnert mich an den Parzival von Wolfram von Eschenbach. Da gibt es nur wunderschöne, starke und goldglänzende Gestalten, die heroisch kämpfen. Aber das ist Mittelalter.

"Die Elexiere des Teufels" von E.T.A.Hoffmann, die ich gerade lese, sind auf dem Höhepunkt der Romantik und damit ebenfalls pathetisch geschrieben, mit vielen Ausrufezeichen. Aber die Gefühlsäußerungen sind angemessen, und es ist sehr spannend und daher gut zu lesen.

In anderen Texten mag ich Pathos nicht so sehr. Das Wort kommt ja von "Leiden"und war früher sicher adäquat. In diesem Kontext mag ich es lesen, schreiben nur ansatzweise, wenn es zum Text passt.

 

Grüße

Christa

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Setzt du Pathos mit Schund gleich' date=' oder interpretiere ich deine Aussage verkehrt?[/quote']

 

Pathos ist nicht zwangsläufig Schund, schon gar nicht nach den Buchstaben der Definition. Aber hier geschieht es m.E. sehr leicht, dass der Text durch ein Zuviel ins "Schundige" abrutscht. Da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Zumal wehende Fahnen etc. schnell unangenehme Assoziationen auslösen. (Aber das ist noch mal ein anderes Thema.)

 

Christoph

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Pathos ist nicht zwangsläufig Schund, schon gar nicht nach den Buchstaben der Definition. Aber hier geschieht es m.E. sehr leicht, dass der Text durch ein Zuviel ins "Schundige" abrutscht. Da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Zumal wehende Fahnen etc. schnell unangenehme Assoziationen auslösen. (Aber das ist noch mal ein anderes Thema.)

 

Christoph

 

Da hast du recht ...

vielleicht auch deswegen, weil wir mit pathetischen Worten nicht mehr so richtig umgehen können.

 

Aber ab und an ein wenig Pathos ...

dort, wo es passt, das finde ich schon gut.

 

Grüsse

Fabrizius

Fabrizius&&Alle sagten das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht und hats gemacht
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Hi,

 

ich glaube, bei Pathos ist die Gefahr groß, klischeehaft zu schreiben. Vielleicht, weil das Pathetische heute nicht mehr so stark in unserem alltäglichen Selbstverständnis ist und es daher schwerer ist, das beim Schreiben dann mit situationsangepassten, frischen Bildern zu füllen. Einsame Helden mit wehenden Fahnen sind halt nicht nur pathetisch, sondern eben auch ziemlich verbraucht.

 

Mir ist das beim Gucken dieser modernen chinesischen Fantasy-Filme aufgefallen, also sowas wie "Hero" oder "House of flying daggers". Die sind superpathetisch an einigen Stellen. Aber es ist eben (zumindest für einen Mitteleuropäer) eine völlig neue und andere Bildsprache und wirkt darum nicht abgedroschen. Vielleicht empfindet ein Chinese das beim Gucken total anders.

 

Aber grundsätzlich geht Pathos ähnlich wie Tragik schon ziemlich ans Herz. Ich mag das auch, finde es aber aus obengenannten Gründen hammerschwierig, sowas zu schreiben.

 

Gruß,

Capella

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ich glaube' date=' bei Pathos ist die Gefahr groß, klischeehaft zu schreiben. Vielleicht, weil das Pathetische heute nicht mehr so stark in unserem alltäglichen Selbstverständnis ist und es daher schwerer ist, das beim Schreiben dann mit situationsangepassten, frischen Bildern zu füllen.[/quote']

 

Pathos ist vermutlich so ziemlich das exakte Gegenteil von Ironie, die in der Popkultur allmächtig geworden ist. Ohne Ironie geht's schon fast nicht mehr. Vielleicht ist das der Hauptgrund, warum Pathos heutzutage leicht übel aufstößt: Pathos als ironiefreie Zone oder so. Mögen sich PeterN und die anderen Popkulturexperten dazu äußern ...

 

Christoph

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Naja, auf jeden Fall gilt Pathos schnell als uncool! :)

 

Ich persönlich steh ja total drauf. So Filme Wie Titanic, die auch unglaublich pathos-beladen sind - ich find das toll.

Aber viele, gerade jüngere Leute, reagieren natürlich auf solche Szenen, die nun gezielt auf die Emotionen und die Tränendrüsen drücken wollen, genervt mit: "Och Gott, wie peinlich, nu soll ich auch noch heulen..."

 

Ich glaube, Pathos ist zur Zeit (Im Gegensatz zu Ironie und Zynismus) einfach uncool, und unpopulär.  :-/

 

Aber, wie gesagt, ich mags gerne sehen, und lesen. Wenn Rose DewittBucateer (oder so) heldenhaft zurück aufs Schiff springt, um ihren Mann nicht allein zu lassen, drück ich mir gerne ein Tränschen aus dem Auge.

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Pathos ist vermutlich so ziemlich das exakte Gegenteil von Ironie, die in der Popkultur allmächtig geworden ist. Ohne Ironie geht's schon fast nicht mehr. Vielleicht ist das der Hauptgrund, warum Pathos heutzutage leicht übel aufstößt: Pathos als ironiefreie Zone oder so. Mögen sich PeterN und die anderen Popkulturexperten dazu äußern ...

 

Hm, eigentlich ist Pathos okay, wenn er nur bombastisch genug daherkommt. Diese ganzen Mel Gibson Filme( Braveheart, Der Patriot) da ist natürlich viel Pathos drin. In einem Film wie Independece Day ebenso.

In den Filmen ist "Pathos" eben ein Zeichen von "Größe" und weit von den -durchaus- ironischen Szenen entfernt, zu denen er dann manchmal einen Gegenpol bildet. Aber in Independece Day -dem Prototypen des Blockbusters- kann der Präsident eine wahnsinnig pathetische Rede halten, weltweit können Erdenbürger vor ihren Monumenten stehen und den Weltuntergang pathetisch betrauern, aber dann kann Will Smith den Aliens auch noch ein paar dumme Sprüche reindrücken - also Pathos und "Ironie" schließen sich nicht unbedingt aus.

Gibt viele popkulturelle Filmhits, die vor Pathos gerade zu überquellen (Alle Filme mit Sportlern sind meist furchtbar pathetisch -diese ganzen Rocky Filme), aber das sind meist Filme aus den 80ern.

 

Pathos ist bis zu einem gewissen Grad fester Bestandteil der Popcornfilm/Blockbuster-Industrie. Diese "zynischen, ironischen" Pulp-Fiction-Epigonen, die tatsächlich ziemlich pathos-freie Zonen sind (Salton Sea, Snatch, dieser Guy-Ritchie-Kram) sind ja meist eher für ein kleines Publikum gemacht. Dort gilt tatsächlich das Diktat der Coolness und die Vermeidung allens,was peinlich sein könnte.

Edit: Es gibt auch in diesen auf "cool" gemachten Filmen ironisierte pathetische Zonen. Im Genre-Primus Pulp Fiction, wenn Christopher Walken die Uhr zurückgibt, das ist natürlich eine pathetische Szene, ein Zitat, aber die Variante, die Walken aufführt, ist auch gleichzeitig wieder ironisch. In From Dusk till dawn ebenso. Der Schwarze hält eine typische "Ich war in Vietnam und es war die Hölle"-Pathos-Rede (natürlich auch wieder ein Zitat), während sich Sex Machine hinter seinem Rücken in einen Vampir verwandelt.

Von daher eignet sich Pathos wohl sehr gut für Ironisierungen und Parodien.

 

 

 

Gruß

Euer Sigmar Gabriel

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Mich würde auch interessieren, wie Pathos eurer Meinung nach überhaupt entsteht. Gibt es Themen, die Pathos begünstigen? Wenn ja, warum? Welche Stilmittel machen einen Text pathetisch? Schließen sich Pathos und Realismus gegenseitig aus? usw.

 

Christoph

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(Peter_Dobrovka)

Meine Geschmacksentwicklung bezüglich dieser Dinge unduliert. Vor einigen Jahren noch hätte ich Pathos in jeder Form als naiv, lächerlich, peinlich, unrealistisch und überflüssig abgelehnt. Inzwischen ist das nicht mehr so. Ich habe in letzter Zeit viele Filme und Bücher gelesen, in denen Coolness angesagt ist, und das finde ich gut so. Allerdings fehlte mir in vielen dieser Werke die Seele, ohne daß ich näher hätte eingrenzen können, warum.

 

Nun habe ich in letzter Zeit wieder einige Oldies konsumiert, und ich stoße immer wieder auf Szenen, die in der Tat irgendwie naiv sind, aber es sind starke Szenen. Wenn beispielsweise ein Fiesling oder Feigling in einer Eentscheidungssituation entdeckt, daß er auch Großes, Gutes, leisten kann. Oder wenn jemand für seine große Liebe alles zu tun bereit ist oder hinter sonstwas mit Leib und Seele steht, dann rührt mich das irgendwie an und ich möchte das auch nicht missen.

 

Ich möchte mich fast zur Aussage versteigen, daß wer Pathos grundsätzlich ablehnt, ein Zyniker ist; neidisch ist auf die Fiktion, welche sich größer als das reale Leben präsentiert. Während wer Pathos liebt, ein Romantiker ist, der sich nach Szenen, die größer als das Leben sind, sehnt.

 

Ich schwanke zwischen diesen beiden Polen hin und her. Mir ist am besten gedient, wenn eine Geschichte im Grundsatz zynisch und böse ist, aber punktuell dann doch menschliche Größe, Ehre, Werte durchschimmern, wenn es drauf ankommt.

 

Angeblich sind Zyniker enttäuschte Romantiker.

 

Peter

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Ich persönlich steh ja total drauf. So Filme Wie Titanic' date=' die auch unglaublich pathos-beladen sind - ich find das toll.[/quote']

 

Cool, dass die Jungen so uncool sein können. :s01

Die Liebesszenen in „Titanic“ fand ich total kitschig, besonders die mit dem wehenden Haar vorne am Bug.

 

LG, Christa (muss wieder weg)

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Was ich cool finde: im Englischen ist pathetisch ein abwertender Begriff und wird mit der entsprechenden Verachtung ausgesprochen: "That crap's just pathetic!" heißt nichts anderes als armselig, erbärmlich, dümmlich, kitschig, von schlechter Qualität ...

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Hallo zusammen,

 

es gibt pathetische Taten und Pathos, was für mich einen Unterschied ausmacht.

Eine pathetische Tat ist die konsequente Fortsetzung einer starken Figur in einer schwierigen Situation, wenn z.B. in Bravheart die Hauptfigur auch unter Folter weiter auf die Freiheit besteht. Das mag ich und schätze ich.

Auch wenn eine schwache Figur in einer Szene stark wird, in dem sie uneigennützig etwas tut, und somit eine pathetische Tat vollbringt- und das aus der Figurenzeichnung begründet ist.

 

Leerer Pathos ist, wenn in Braveheart die gesamte englische Bevölkerung Londons dann nach Gnade rufen. Oder nach der pathetischen Tat dann noch dreimal draufgesattelt wird. Weil das mit individuellen Figuren nichts zu tun hat, sondern nur mehr Scheingefühl auf etwas legen soll. Denn das ist ungefähr so glaubwürdig, wie die amerikanische Vorstellung, dass die Bevölkerung des Iraks nach dem amerikanischen Sieg diese mit Blumen als Befreier empfanden würde.

 

Eine besondere Form des Pathos ist die übersymbolische Übersteigerung. Wenn sich also jemand als König der Welt ausruft, wie in Titanic, immer das maximal schlimmste oder beste einer Figur passiert (Größte Liebe, größte Schande, Chance des Lebens), wenn eine Handlung symbolisch verklärt wird (Wenn im "Letzten Samurei" der Amerikaner die Seele eines Samurei, durch dessen Schwert, an den Kaiser gibt, nachdem er diesem schon beim Seppuku geholfen hat), oder wenn in vielen Geschichten immer das Motiv Fliegen und Freisein mit Selbstmord in Verbindung gebracht wird, die Schlachten immer im letzten Augenblick gewendet werden...

Die stärkste Form davon ist übrigens "Der kleine Prinz" und "Der Alchemist" wo eine komplizierte Welt mit Kalenderblattsätzen erklärt wird.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Was ich cool finde: im Englischen ist pathetisch ein abwertender Begriff und wird mit der entsprechenden Verachtung ausgesprochen: "That crap's just pathetic!" heißt nichts anderes als armselig' date=' erbärmlich, dümmlich, kitschig, von schlechter Qualität ...[/quote']

 

Ja, ein klassischer falscher Freund.

Viele begehen den Fehler, 'pathetic' als 'pathetisch' zu übersetzen, anstatt korrekt als 'jämmerlich'.

'pathetisch' ist übrigens ganz und gar nicht automatisch negativ konnotiert, im gegensatz zu 'pathetic'.

 

Mir ist übrigens noch ein schönes Beispiel eingefallen. Die Rede von König Theoden an die Reiter von Rohan vor der Schlacht. DAS ist Pathos in Reinform, und mir läuft immer wieder ein Schauer den Rücken runter. Sowohl im Buch, als auch im Film.

Der Herr der Ringe ist ohnehin voll von herrlich purem Pathos, wenn all die Individuen sich für jemand anderen oder eine Sache aufopfern wollen. Auch schön, die Szene (jetzt im Film), wenn Aragorn mit einem knappen "For Frodo" alleine auf das Gegnerische Heer anstürmt...

:s04 *Schmacht*

 

Das ist zwar wunderbar pathetisch, aber in keinster Weise 'pathetic'!!

 

Uncoolen Gruß,

Marco! :s17

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Mich würde auch interessieren' date=' wie Pathos eurer Meinung nach überhaupt entsteht.[/quote']

Durch diese "larger than life"-Geschichten. Thomas hat das schön beschrieben. Immer die Superlative, immer ganz große Dimensionen, größtes Leid, größtes Glück, Himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt. Das individuelle Schicksal verliert alle Relationen, der Moment wird künstlich überhöht und absolut gesetzt. Die Titanic-König-der-Welt-Nummer: Die beiden sind die Welt und nichts anderes um sie herum existiert oder ist wichtig.

Deshalb ist es auch ein krasser Gegensatz zur Ironie. In der Ironie ist der Moment belanglos, eigentlich ist alles belanglos und relativ. Im Pathos ist der Moment absolut und nichts anderes als der Moment ist von Belang.

 

Seltsamerweise löst genau das beim Zuschauer stellenweise auch große Gefühle aus. Diese epischen Schlachtenszenen, die Marco anführt - das sind ja typische Gänsehautszenen und werden auch als solche konzipiert mit passender Musik usw.

 

Gibt es Themen, die Pathos begünstigen? Wenn ja, warum?

Ich glaube die üblichen Verdächtigen. Liebe, Freundschaft, Tod, weil sie sehr gefühlsbeladend sind und schon seit alters her mit drastischen Symbolen beladen sind. Alles Archaische eignet sich hervorragend zum Pathos, deshalb findet sich Pathos oft in "alten" Stoffen. Ist kein Zufall, dass wir hier von Filmen wie Titanic, Braveheart, Der Patriot oder Der letzte Samurai sprechen. Unsere Zeit und Realität, die Realität der Leser und Zuschauer, kommt uns nicht sonderlich pathos-freundlich vor.

 

Welche Stilmittel machen einen Text pathetisch?

Ausschweifende Beschreibungen, zuckersüße Adjektive, oft auch fehlende Distanz in emotional bewegenden Szenen.

 

Schließen sich Pathos und Realismus gegenseitig aus?

Glaube ich nichtmal. Gerade in Liebesdingen nicht. Da ist die Realität oft ziemlich pathetisch. Gibt nicht umsonst den englischen Begriff "drama queen". Die kirchlichen Rituale Beerdigung und Hochzeit haben ja auch etwas sehr Archaisches und Pathetisches. Im Sport z.B. auch. Olypmpia ist ein Festival des Pathos, weil dort natürlich viele Leute zusammenkommen für die diese paar Monate "die Momente ihres Lebens" sind und dementsprechend absolut gesetzt werden.

 

 

Gruß

Peter

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Ich schwanke zwischen diesen beiden Polen hin und her. Mir ist am besten gedient, wenn eine Geschichte im Grundsatz zynisch und böse ist, aber punktuell dann doch menschliche Größe, Ehre, Werte durchschimmern, wenn es drauf ankommt.

Das sind diese "weißen Tauben" in den John Woo-Filmen. :)

 

Ich mag das auch sehr gerne, es entspricht glaube ich auch eher der menschlichen Natur und natürlich dem Leser-Wunsch nach Abwechslung. Sich ein ganzes Buch lang nur mit zynischen Arschlöchern rumzuschlagen, langweilt eben auch sehr schnell, weil es einfach zu eintönig wird.

 

Als "seelenlos" würde ich aber solche Werke nicht bezeichnen, einfach als unbefriedigend, oder so.

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Welche Stilmittel machen einen Text pathetisch?

oft auch fehlende Distanz in emotional bewegenden Szenen.

 

Das krieg ich nicht ganz zueinandergeordnet... Magst du den Punkt nochmal ausführen??

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interessant, aber ich weiß nicht, ob ironie der gegensatz zu pathos ist. ironie ist eher der intellektuelle abwehrzauber, die letzte waffe gegen pathos oder bricht ihn. gegensatz zu pathos ist wohl eher lakonie, understatement, nüchternheit, ein jenseits der großen geste. understatement aber wird vom pathos ja geradezu überrollt.

 

gruß jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Ja, Marco, ich versuch's.

Ich glaube es gibt Momente für Menschen, wenn sie mit intensivem Schmerz konfrontiert werden, die "privat" sein sollten. Wenn diese Momenten ungefiltert weitergegeben werden, wirken sie auf Außenstehende "kitschig" und "pathetisch". Ein krasses Beispiel wäre der Tod eines Kindes oder ähnliches. Ein alltägliches Beispiel ist "Liebeskummer", da gibt es auch tausend Geschichten drüber. Wenn dieser Weltschmerz ungefiltert an einen Leser weitergegeben wird, wirkt es sehr oft pathetisch, überdramatisch, weil der Leser sich zwar noch an seinen Weltschmerz und Liebeskummer erinnern kann, aber diese Gefühle im Rückblick nicht mehr als so stark empfindet wie in diesem Augenblick, er hat ihn rückwirkend ironisiert (Schmerzgedächtnis und dieser Kram).

Wir hatten doch mal die Diskussion, als Peter D. glaube ich geschrieben hat: Er wolle "Glück" darstellen. Eine Figur war auf einen Hügel gestiegen und empfand nun einfach "Glück", reines pures Glück. Peter D. wusste nicht, wie er das "unkitschig" darstellen konnte.

Das ist für mich so ein typischer Fall eines "privaten" Momentes, der ungefiltert auf Außenstehende befremdlich wirken muß.

 

Gruß

Peter

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understatement aber wird vom pathos ja geradezu überrollt.

 

Hmm, ich weiß nicht...

 

Aber das bringt uns zu einer weiteren schönen Frage: MUSS Pathos unbedingt immmer im Großen, in der Gigantomanie liegen? Sicher, es fällt leichter, Pathos in die Rede eines Armeeführers zu legen, oder zu zeigen, wie ein einzelner sich während des Weltuntergangs aufopfert, aber MUSS es so sein? Kann Pathos nicht auch im Kleinen liegen?

 

Ich überlege gerade, ob mir ein Beispiel einfällt. Zuerst dachte ich an Bruce Willis, der in Armageddon recht simpel und klein alleine auf dem Meteoriten zurückbleibt. Aber nein, klein ist das auch nicht, denn das ganze Drumherum ist ja wieder Gigantomanie pur.

 

Also, meine Frage: Muss/ist Pathos immer mit einer gewissen Art der Gigantomanie verbunden? Braucht Pathos immer die Verbindung zu etwas Großem?

 

Ich persönlich würde aus dem Bauch heraus nein sagen, aber mir fällt jetzt grade ehrlich gesagt auch kein Beispiel ein, in dem nicht irgendeine Gigantomanie einbezogen wäre... :-/

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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gegensatz zu pathos ist wohl eher lakonie, understatement, nüchternheit, ein jenseits der großen geste. understatement aber wird vom pathos ja geradezu überrollt.

Wobei die klassische "Lakonie" ja alleine durch Humphrey Bogart schon wieder was "pathetisches" hat. :)

Und diese "kleinen" Gesten dann auch wieder larger-than-life wirken. Schau mal einer Frau tief in die Augen oder sag leise "Spiel's noch einmal, Sam" und du bist schon wieder in die Pathos-Falle getappt (Verfluchter Bogart!).

 

Aber stimmt im Wesen ist "Lakonie" wohl wirklich auch ein Gegensatz zum Pathos, in der Praxis scheint mir aber dieser angesagte Komplex aus Lakonie, Ironie, Understatement und Zynismus (eben diese fucking cool Ästhetik) den Gegenpol zum Pathos zu bilden, wobei interessanterweise die Matrix-Filme, die ja wie kaum ein anderes Werk für diese Ästhetik stehen, voll von furchtbarem Pathos sind.

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Das ist für mich so ein typischer Fall eines "privaten" Momentes' date=' der ungefiltert auf Außenstehende befremdlich wirken muß.[/quote']

 

Okay, das versteh ich. Aber hat das nun weniger Pathos?

Vielleicht sollten wir zwei Arten von Pathos unterscheiden: Den eher befremdlichen (Geradezu kitschigen) und den packenden, heroischen, der auch eher so aufgefasst wird.

 

Gruß,

Marco! :s17

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'... mein Pathos brächte dich gewiss zum Lachen

hätt'st du dir nicht das Lachen abgewöhnt.'

 

Sagt meine Lieblingsfigur aus meinem Lieblingstheatherstück :s22

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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