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(Rocker)

Der Erzähler, das unbekannte Wesen

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Doch, Rocker hat ein Problem! Er versteht offenbar den Unterschied zwischen Autor und Erzähler nicht ... und steckt außerdem schon seit Wochen in einer Schaffenskrise. Aber das gehört hier nicht hin ...

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Wenn ich nun wirklich keinen "echten" Erzähler einbaue' date=' also keinen Ich-Erzähler, niemanden der dabei war, oder jemanden, der sich das ganze Geschehen von oben anguckt, was bleibt denn dann?[/quote']

Naja, das geht ja grade nicht. Es ist ja IMMER jemand, der das ganze von oben anguckt, und erzählt. Selbst wenn er das nicht kommentiert, ist er da.

 

Ich erzähle die Geschichte und ich bin der Autor. Also sozusagen eine Personalunion mit mir selbst ;D

Vielleicht hat ja einer der anderen klugen Köpfe hier noch eine Idee, wie er beschreiben kann, warum das unmöglich ist...? Nicht, dass ich es dir nicht gönnen würde. Nur geht es leider nicht. Die Erzählerstimme ist halt da, ob du das nun willst oder nicht. Selbst wenn sie wie deine eigene klingt. Trotzdem ist sie da.

Das ist ja das was ich meinte, als ich sagte: Finde diese Stimme. Und vor allem suche sie erstmal. ;D

 

Ich geb's auf. Nicht aus böswilligkeit, oder weil ich dich für doof halte, sondern weil ich es dir offenbar nicht erklären kann. Selbst wenn ich will. Du vesterhst immer etwas anderes, als ich es sage. Du denkst, eine Erzählerstimme wäre automatisch bewertend, etc. Das ist sie ja nicht. Nur: du KANNST halt nicht der Erzähler sein, weil du ja gar nicht in der Science-Fiction Welt bist, sondern in Südafrika sitzt.

Aber lassen wir das... vielelicht kann es jemand anderer besser erklären... :s03

 

Allein die Charaktere erzählen deine Geschichte' date=' niemand sonst. Das habe ich in meinem Schreibkurs gelernt. [/quote']

 

Da haben wir wieder ein Grundproblem dieses Forums, und auch wieder dieses Threads. Ein Begriff wie 'erzählen' hat, wenn ich das jetzt mal so überschlage, circa 20 bis 30 unterschiedliche Definitionen, die nicht miteinander vereinbart werden können.

Wenn ich nun von Erzählen Nummer 17 rede, denkt Rocker, ich rede von Erzählen Nummer 12. Und damit es noch wirrer wird, kommt Irena mit Erzählen Nummer 26. Und alle denken, sie würden das gleiche meinen... :s03

 

Rocker, tu mir den gefallen, und definiere mir mal, was du jetzt unter 'Erzählen' verstehst, wenn du sagst, du wärest Erzähler und Autor in einer Person. Ich hab zwar schon versucht, mein Erzählen zu definieren, aber vielleicht hilft es ja trotzdem weiter.

Ich bin mir nämlich sicher, du scheiterst schon daran, dass du gar nciht verstehst, welches erzählen ich eigentlich meine. :-/

 

Das, was Irena hier ansprach, war jedenfalls eines der 30 Erzählen, um die es mir hier absolut nicht geht!!!

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Oh je, jetzt landen wir wieder bei dem Thread von neulich, wo es ums Erzählen ging. Meine Definition:

- Ich als Autor denke mir eine Geschichte aus.

- Ich als Autor erzähle diese Geschichte.

Die technische Methode bleibt dabei für mich zweitrangig. Schreiben, Filmen, Schauspiel, Monolog, das ist nur eine Frage der Technik, die man für am besten geeignet hält.

- Beim Buch wähle ich dort den geeigneten Erzähler, sofern es sich um eine Kunstfigur handelt - oder lasse ihn eben weg und versuche ihn zu substituieren.

Ingo Schulze hat gerade mit "Neue Leben" gezeigt, dass es möglich ist, ohne Erzähler auszukommen. Es sind ausschließlich Briefe vom Prota an unterschiedliche Empfänger. Insofern - und da hast Du Recht - nimmt Prota hier die Rolle des Erzählers ein. Er erzählt aber nichts, er ist lediglich eine handelnde (Briefe schreibende) Figur.

So wie meine Prota, die allerdings keine Briefe schreibt, sondern vom Autor mit einem Transplantat ausgestattet wurde und zusätzlich von einem Haufen Kameras umschwirrt wird.

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Hallo Rocker,

 

weil wir gerade von Briefen sprachen:

Stell dir vor du schreibst einen Brief an einen Freund, in dem du ihm von deinem Urlaub erzählst. Du wirst mir zustimmen, dass deine Wortwahl, die Struktur deiner Sätze, ja vermutlich sogar der Aufbau der gesamten Erzählung nicht dem entspricht, was herausgekommen wäre, hättest du deinem Freund am Kaminfeuer mündlich davon berichtet. Und das, obwohl es um ein- und denselben Urlaub gegangen wäre und damit das, was erzählt wird, sich in beiden Fällen nicht wesentlich unterscheiden dürfte (aufschneiden kannst du in beiden Fällen  ;))

Du konstruierst also beim Schreiben deines Briefes einen Erzählstil, der nicht deinem natürlichen entspricht, eine Erzählstimme. Und die wird sich ändern, wenn du einen Brief an deine Mutter schreibst. Sicher auch, wenn du zwar deinem Freund, aber über ein anderes, z.B. ernstes Ereignis schreibst (das Begräbnis eines nahen Verwandten).

Oder du schreibst wieder über deinen Urlaub, aber diesmal keinen Brief, sondern einen Bericht für die Lokalzeitung. Oder du verarbeites deinen Urlaub in einem Buch als witzigen Reisebericht.

Immer kreirst du einen neue und passende Erzählstimme, die sich bestimmter stilistischer Mittel bedient.

Umso mehr tust du das in einem Roman. Nun kann man sagen, dass man immer unterschiedliche Stimmen ein und derselben Person, nämlich die deinen, hört. Gut, wenn du darauf bestehst.

Ich bin mir aber sicher, dass, wenn du nach einem Wort suchst, einen Satz umstellst usw., du nicht denkst: "Das würde ich nie so sagen, das passt nicht zu mir", sondern: "Das passt nicht zum Stil des Romans."

 

Wenn es dir nun widerstrebt, diese Erzählstimme(n) als Erzähler zu bezeichnen, nur weil sie sich dem Leser nicht persönlich als Figur vorstellt, dann musst du das ja nicht, obwohl das üblich ist.

Wichtig ist nur, dass dir klar ist, dass eben diese Stimme nicht die deine und keine natürliche ist, sondern eine konstruierte, die letztlich ebenso sorgsam behandelt werden muss, wie alle übrigen Charaktere. Und sei es nur, um sie für den Leser so unkenntlich wie möglich zu machen.

 

Und tatsächlich bemühen sich Autoren ja immer wieder, wie in deinem Beispiel, den Charakter so direkt und unvermittelt wie möglich zum Leser sprechen zu lassen (Ich-E., personale E., Erzählpräsens, ...). Ganz verschwinden lassen können sie den Erzähler kaum, wobei ich beim Briefroman, wie du ihn geschildert hast, mit mir reden ließe.

 

Erzählende Grüße

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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Ich weiß nicht, ob eine "geleitete Schizophrenie" -so kommen mir manche Beschreibungen vor- wirklich das Problem ist.

Es sind doch hier eher theoretisch-akademische Unterscheidungen, aber in der Praxis spielt es keinen großen Unterschied, wenn Rocker sagt: er schreibt einen "Funk-Bericht" seiner Protagonisten auf, so wie sie es ihm sagen würde, dann hat er einen astreinen personalen Erzähler.

 

Ob man den nun so benennen mag oder nicht und wie man das theoretisch einbetten kann oder nicht, spielt für den Text und die Arbeit an dem Text keine Rolle. Anders gesagt, die Rose duftet schön, auch ohne ihren Namen.

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Oh je, jetzt landen wir wieder bei dem Thread von neulich, wo es ums Erzählen ging. Meine Definition:

- Ich als Autor denke mir eine Geschichte aus.

- Ich als Autor erzähle diese Geschichte.

Siehste, und das ist ein anderes Erzählen, als das, worum es hier geht.

 

Phillip hat das schön gesagt: Der 'Erzähler' ist der Stil des Romans. Seine Stimme.

Dein Roman spricht ja eine andere Sprache, als du im normalen Leben, und er spricht eine andere Sprache als deine Protagonistin.

Diese Sprache ist die Stimme, ist der Erzähler.

Auch wenn du das anders siehst, ich kann dir wieder nur versichern, dass du dich irrst: Du als Autor schreibst die Geschichte.

Der Erzähler, als Stimme, erzählt die Geschichte. Du darfst halt in diesem Fall schreiben nicht = erzählen setzen, weil du ja nicht so schreibst, wie du redest.

 

Weißt, du, wenn wir telefonieren würden, und du würdest mir etwas sagen, dann erzählst DU mir das. Mit deiner eigenen Sprache. Mit Füllwörtern, und Äh's und Öhm's, und Versprechern, und dem ganzen Slang, den Frau Rocker sich am Essenstisch auch immer anhören muss/darf etc.

Dein Roman wird ja aber nicht die Sprache haben, die du bei mir am Telefon hast, oder bei Frau Rocker am Essenstisch, oder? Das, WAS du im Roman erzählst, wird also nicht direkt (man nennt es unvermittelt) von dir an mich übertragen, wie etwa am Telefon, sondern wird in eine eigene Sprache, eine eigene Stimme, einen eigenen Stil umgewandelt (man sagt dazu vermittelt).

Und weil diese vermittelte Sprache nicht mehr deine ist, ist es auch nicht deine Stimme, sondern eine eigene. Halt die Erzählstimme. Und diese Stimme, dieser Stil, nennt sich einfach 'der Erzähler'...

Das hat mit dem Inhalt deines Romans, und was deine Protagonistin weiß oder nicht weiß, erstmal gar nichts zu tun. Es ghet nur um die Stimme, den Stil...

 

@Peter

Es geht hier aber auch um grundsätzliche, und nicht ganz unwichtige, Definitionen, und gerade Rocker kann bei manchen Themen immer nicht folgen, weil er nicht weiß, wovon andere Leute reden.

Insofern finde ich es nur hilfreich, wenn er das Prinzip der Dreiteilung von Autor/Erzähler/Charakter überhaupt erst einmal nachvollziehen kann.

Ob er dann im Anschluss darauf achtet, ist ein ganz anderes Thema.

Und das ist mitnichten eine überflüssige theoretische Diskussion, weil es einfach um Grundsätze der erzählenden Literatur geht, die man als Autor irgendwie nachvollziehen sollte.

 

Und nein, ein astrein personaler Erzähler ist ebenso ein von Charakter und Autor unabhängiger Erzähler, wie ein auktorialer Erzähler.

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Das, was Irena hier ansprach, war jedenfalls eines der 30 Erzählen, um die es mir hier absolut nicht geht!!!

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

 

 

Na ja, eigentlich wollte ich nur Rocker helfen...und dir nicht nahe bringen was erzählen ist. Aber egal...ich mach mich jetzt an meinen nächsten Roman und hau mir auf die Finger, sollte ich auf einen solchen Beitrag nochmal antworte. Nicht dass ich dich nicht leiden könnte, Marco...aber den Nerv für solche Gespräche hab ich einfach nicht.

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Und nein, ein astrein personaler Erzähler ist ebenso ein von Charakter und Autor unabhängiger Erzähler, wie ein auktorialer Erzähler.

Ja, und der Ich-Erzähler im fiktiv realistischen Erzählrahmen (ob Briefroman oder fiktive Biografie à la Felix Krull) ist auch in der Dreiteilung mit drin -weil natürlich derjenige, der die Briefe schreibt, zwar auch ein "ich" ist, aber nicht das "ich", das in den Briefen und in der Vergangenheit gehandelt hat, sondern ein zeitlich versetztes Ich. Ich hab das schon begriffen (ob du's glaubst, oder nicht, auch ich hab mal aus Versehen ein oder zwei erzähltheoretische Bücher gelesen).

Die Frage ist für mich nur, ob genau solche Sachen und Feineinteilungen für den real existierenden Schreiberling von essentieller Bedeutung sind. Ich hab manchmal den Eindruck wir kommen öfter vom "Handwerk Schreiben" weg und gehen in erzähltheoretische Bereiche rein.

 

Gruß

Peter

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Na ja, eigentlich wollte ich nur Rocker helfen...und dir nicht nahe bringen was erzählen ist.  Aber egal...ich mach mich jetzt an meinen nächsten Roman und hau mir auf die Finger, sollte ich auf einen solchen Beitrag nochmal antworte. Nicht dass ich dich nicht leiden könnte, Marco...aber den Nerv für solche Gespräche hab ich einfach nicht.

 

?!?

 

Kein Grund, gleich zu schmollen! Hab mit keiner Silbe gesagt, dass du was falsches oder schlechtes gesagt hast. Ich versuch(t)e nur, weitere Verwirrung zu vermeiden.

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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den real existierenden Schreiberling von essentieller Bedeutung sind.

Meiner Ansicht nach: Jepp!

Aber ich stelle meine Meinung gerne zur Diskussion.

 

Ich hab manchmal den Eindruck wir kommen öfter vom "Handwerk Schreiben" weg und gehen in erzähltheoretische Bereiche rein.

Fein. Sieh dir das Threadthema nochmal an, dann siehst du evtl., dass ich versuche, Rocker ein ihm unbekanntes Wesen näher zu bringen. ;)

Wie gesagt: Ich versuche nur, Rocker zu erklären, was der Erzähler ist. Ob und wie er das nutzt, ist sein Senf. Und ob das Handwerk ist oder nicht - der Thread liegt nunmal hier, und ich hab ihn hier nicht hergelegt. Ganz simpel.

 

Davon abgesehen: Wer weiß, was, bzw. wer die Erzählstimme ist, kann mit ihr spielen, und DAS ist Handwerk in Reinkultur, denn es wirkt sich unmiitelbar auf den Text und seine Wirkung aus.

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Ja, ich dachte es wäre im Handwerk am besten aufgehoben. Und wie der aufmerksame Leser merken konnte, hatte ich sogar Probleme damit, meine Frage irgendwie zu formulieren.

 

Ich dachte immer, dass bei einer "normal" erzählten Geschichte sowieso der Autor der Erzähler wäre. Nur dass dieser Erzähler eben nicht immer gleich gut drauf ist. Mal ist man sauer, mal albern, mal müde, mal einfallslos, mal sprudelnd, Ihr kennt das. Da wollte ich wissen, wie Ihr damit umgeht. Das wars eigentlich.

 

Und jetzt muss ich lernen, dass der Erzähler immer in der gleichen Stimmung ist und bin immer noch ratlos. So ein Roman schreibt sich nicht mal eben in ner halben Stunde. Und ich als Mensch, Erzähler, Schreiberling mache in der Entstehungszeit Veränderungen durch, erlebe Stimmungsschwankungen, lerne dazu, werde krank, fühle mich mies/großartig undsoweiter. Und das alles wirkt sich natürlich auf meine Schreibe aus. Verändert meine Stimme. Aber das sind echte Gefühle, die ich nach Möglichkeit auch ausnutzen möchte. Ziehe ich mir jetzt die professionelle Mütze über, schiebe ich doch nur einen Filter zwischen mich und meine Schreibe. Ich weiß gar nicht, ob ich das will.

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Hallo Leute,

 

ich muss schon sagen, mir hat diese Diskussion eine Menge gebracht. Sicherheit z.b.

Hab öfters gerätselt, was genau die Erzählerstimme ausmacht. Jetzt ist mir das klar. Danke!

 

Ich dachte immer, dass bei einer "normal" erzählten Geschichte sowieso der Autor der Erzähler wäre. Nur dass dieser Erzähler eben nicht immer gleich gut drauf ist. Mal ist man sauer, mal albern, mal müde, mal einfallslos, mal sprudelnd, Ihr kennt das. Da wollte ich wissen, wie Ihr damit umgeht.

 

Daher kann ich bestimmt keine nüchterne, positiven Geschichten schreiben, wenn ich extrem schlimme Erfahrungen gemacht habe und emotional negativ aufgewühlt bin. Andere haben sich da besser im Griff. Z.b. Moderatoren. Nehmen wir Kai Pflaume. Er ist vor der Kamera wohl immer smart, überlegt, besonnen, freundlich. Das ist dann aber wohl nicht der Kai Pflaume, der zu Hause mit seiner Familie lebt, sondern der Kai Pflaume mit Fernseherzählerstimme.

Und dieser Stimme merkt man nicht an, ob der Mensch Kai Pflaume Liebeskummer zu verarbeiten oder eine Sinnkrise zu durchleben hat. Der Fernseh-Pflaume ist seine Erzählerstimme.

Und bei Radiomoderatoren ist es doch auch ähnlich. Die sind immer gleich gut gelaunt, usw. (Und ich hab mich schon immer gefragt, ob die denn keine Sorgen haben, die man ihnen anmerkt. Sie sind eben professionell und können die eigenen Befindlichkeiten zurückstellen)

Und Autoren, die ihre momentane Emotionalität nicht in den Text einfließen lassen, (ausser, es ist der Erzählerstimme dienlich) muss ich daher für ihre Stärke bewundern.

 

Oder anders gesagt: Ich lese einen Roman, der beginnt nüchtern. Und in der Mitte der Geschichte lese ich zwischen den Sätzen, dass der Autor zu der Zeit, in der er jene Passagen schrieb, einen schweren Verlust erlitten hat. Ein Indiz dafür, dass er die Erzählerstimme nicht im Griff hatte.

 

Vielleicht kann man es auch mit Musik vergleichen: Der Sänger ist der Transporter für die Seele des Textes. Er sollte also das Lied immer gleich emotional vortragen - eben jene Emotionalität, die in dem Lied steckt.

Der Sänger transportiert die Emotionen des Liedes - und nicht seine eigenen mit dem Lied. (Auch wenn er frühere Emotionen in dieses Lied gespeist hat.)

 

Grüße

Quidam

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Sehr schön übertragen, Quidam. Und vielleicht steckt da ja wirklich die Antwort für Rocker.

 

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir bisher noch keine großen Gedanken zu Emotionen beim Schreiben gemacht habe. Wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich, dass meine Emotionen weder dienlich noch störend für mein Schreiben sind, solange sie mir die grundsätzliche Konzentration lassen oder mich nicht ganz vom Schreiben abhalten. Ich achte gar nicht darauf, welche Grundstimmung meinerseits welcher Szene am gerechtesten werden könnte, weshalb ich bisher auch immer streng chronologisch geschrieben habe.

 

Daher kann ich Rocker vermutlich auch nicht sehr hilfreich sein. Aber vielleicht liegt der Schlüssel wirklich darin, sich bewusst zu machen, dass es da eine Erzählstimme gibt, die emotionslos genug ist, die momentanen Befindlichkeiten ihres Herrchens komplett zu ignorieren (Erzählstimme: "Heul dich gefälligst bei deinem Doc aus, nicht bei mir!")

 

Ich weiß auch nicht genau, wie man dieses Problem dann konkret angehen kann, aber sich die Erzählstimme bewusst zu machen, könnte ein erster Schritt sein.

 

Allerdings wehrt sich Rocker anscheinend umso mehr, je anschaulicher die Beispiele werden (Kai Pflaume!!!)

 

Showmasternde Grüße

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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Wollte noch schnell nachtragen, dass ich das "emotionslose" Schreiben meinerseits nicht als eine besondere Leistung betrachte, weil es bei mir einfach immer so war. Daher kann ich ja auch nicht hilfreich sein, wenn Rocker sich fragt, wie er störende Emotionen ausblenden kann.

 

Und ob es wirklich (immer) ein Vorteil ist, darüber lässt sich ebenfalls streiten.

 

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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Hallo Phillipp,

 

mir war das zuvor auch nicht so klar - und habe deshalb keine klaren Linien gezogen. Eben weil es mir nicht klar war. Ich brauchte immer ewig, bis ich mit dem Schreiben beginnen konnte.

Mit diesem Hintergrundwissen ist es ein leichtes, mir das anzutrainieren, schneller die Erzählerstimme zu finden und das übrige Leben auszublenden. Ist ja immer alles eine Sache der Übung.

Und du bist eben in diesem Punkt 'talentiert'. Es wurde dir dann wohl in die Wiege gelegt, dass dich momentane Befindlichkeiten nicht stören.

Sei froh darum und widme dich Bereichen, in denen du nicht so talentiert bist. So sollte das nämlich auch laufen: Sich fragen, wo die Stärken und die Schwächen liegen - und dann akribisch an den Schwächen arbeiten.

Und nicht sagen, dass man das nie hinbekommt, so wie es der liebe Rocker hier macht. Das ist nämlich nur eine Ausrede.

Man kann fast alles lernen. Ob vor einem Publikum (richtig) lesen, ob Musik und Rhythmus in eine Geschichte zu bekommen, ob die passende Erzählerstimme zu finden.

In manchen Bereichen braucht man wenig, bis keine Übung, in anderen Bereichen sehr viel. Aber fast alles ist erlernbar, bis zu einem Grad, wo der Leser die Nuancen ohnehin nicht mehr erkennen kann.

 

Rocker hat in so vielen Bereichen ein Talent, um das in andere beneiden. Und in manchen Bereichen braucht er Übung. Halst er sich die Arbeit auf, wird er tolle Romane schreiben können. Ist ihm das zuviel Arbeit, verschenkt er sein Talent.

Ich fände es schade, würde er an der Bequemlichkeit scheitern. Aber darin ist er leider auch talentiert. Gell, Rocker? :p

Grüße

Quidam

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?!?

 

Kein Grund, gleich zu schmollen! Hab mit keiner Silbe gesagt, dass du was falsches oder schlechtes gesagt hast. Ich versuch(t)e nur, weitere Verwirrung zu vermeiden.

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

 

Ich schmoll nicht, aber in der Zeit in der ich hier über die verschiedensten Erzählformen diskutiere und meine Erzählstimme suche, habe ich schon einige Seiten geschrieben und AKTIV getestet ob meine Erzählstimme stimmt, ob mein Erzähler stimmt.

 

Und Rockers Problem kenn ich gut, ich hing in einer Fantasy Geschichte fest, die ich über 10 Jahre lang kreiert habe, ich kannte die Charaktere in und auswendig, die Prota war wie mein eigenes Spiegelbild. Ich hatte genau die gleichen Probleme, genau die gleiche Schaffenskrise. Einfach aus einem Grund. Die Geschichte ist 10 Jahre alt gewesen und hat den Menschen der ich heute bin nicht im Mindesten widergespiegelt. So konnte ich weder meine Erzählstimme finden, noch die Problem innerhalb der Story lösen, ich wollte wirklich das Schreiben aufgegen, weil ich dachte ich bin unfähig. Aus dieser Krise heraus zukommen hat letztendlich nur eines geholfen.

 

Ich hab die ganze Geschichte, waren immer hin gute anderthalb Bücher, in die Tonne getreten und eine ganze neue Geschichte, die den Menschen repräsentiert, der ich heute bin, erfunden. Das Ergebnis liegt 380-seitig heute auf dem Tisch meiner Testleser und geht demnächst wieder auf Agentensuche. Allgemeines Urteil bis jetzt....Ich habe eindeutig einen Quantensprung gemacht...und der Wechsel des Genres hat mir sehr gut getan.

 

Erinnerst du dich vielleicht noch an meinen Krankenhaustext den ich hier mal eingestellt habe? Der war grottenschlecht, weil ich mich nicht von meinen Lieblingsansichten lösen konnte. Und nach fast 1200 Seiten geschriebenen Seiten und dank der Hilfe von Montsegur habe ich jetzt meine Erzählstimme und mein Markenzeichen gefunden.

 

Mein Tipp an Rocker, ohne Softverpackung wäre....tritts in die Tonne und fang was neues an. Denn, ...du hast sich inzwischen weiter entwickelt, aber hat das auch deine Geschichte? Na ja, egal. Soll jeder machen wie er will. Und nichts für ungut Rocker....gelle ;)

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Hallo Irena,

 

es freut mich natürlich, dass dir dein Vorgehen weitergeholfen hat. Vielleicht würde es auch Rocker helfen. Bei mir würde es nicht viel bringen, denn meine Geschichten wiederspiegeln mich nicht, höchstens Themen, die mir wichtig sind. Daher ist es ihnen im Wesentlichen egal, wie ich mich persönlich weiterentwickle (abgesehen vom Schreiberischen eben).

 

Ich könnte vom Grundsätzlichen her jede meiner früheren Geschichten weiterhin vertreten, abgesehen vom schreibtechnischen bzw. strukturellen Aspekt. Das mag daran liegen, dass sie im Höchstfall vier Jahre alt sind. Aber wenn ich sie heute lese, komme ich gar nicht auf die Idee, zu prüfen, ob ich mich in ihren Charakteren wiederfinden kann, denn ich würde da auch wenig von dem Philipp dieser Zeit wiederfinden.

 

Ich würde aber immer wieder auf unterschiedliche Erzähler stoßen, die ich in späteren Geschichten offensichtlich besser kennen gelernt und verstanden habe.

 

Spiegelglatte Grüße

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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Ja nach vier Jahren glaub ich dir das gerne..aber wenn dir nach zehn Jahren immer noch so eine Geschichte am Arsch hängt, und sie dich blockiert,lähmt.und die dich nicht weiter kommen lässt.....dann stimmt einfach was nicht. Ist jedoch nur meine Meinung, die keiner teilen muss...

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Erinnerst du dich vielleicht noch an meinen Krankenhaustext den ich hier mal eingestellt habe? Der war grottenschlecht, weil ich mich nicht von meinen Lieblingsansichten lösen konnte. Und nach fast 1200 Seiten geschriebenen Seiten und dank der Hilfe von Montsegur habe ich jetzt meine Erzählstimme und mein Markenzeichen gefunden.

 

 

Sehr witzig. Ich erinnere mich noch gut, als ich zu besagten Text geschrieben habe, dass der grottenschlecht ist - und ich dafür heftig Prügel bezogen habe. :s07

 

Stell doch mal einen neuen Text ein, Irena. Es wäre interessant zu sehen, wie sehr du dich verbessert hast. (und ich bin mir dessen sicher, dass du dich verbessert hast)

 

Grüße

Quidam

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Sehr witzig. Ich erinnere mich noch gut, als ich zu besagten Text geschrieben habe, dass der grottenschlecht ist - und ich dafür heftig Prügel bezogen habe.  :s07

 

Stell doch mal einen neuen Text ein, Irena. Es wäre interessant zu sehen, wie sehr du dich verbessert hast. (und ich bin mir dessen sicher, dass du dich verbessert hast)

 

Grüße

Quidam

 

Nö, mach ich nicht. Ich habe derzeit nur mein neues MS zu bieten und daraus werde ich nichts in die Textkritiken stellen.

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Keine Sorge' date=' ich würde dich sicherlich nicht mehr verreißen.  :)[/quote']

 

also das würde mir jetzt keine Angst bereiten. ;) Und um mich geht es jetzt nicht. OT Ende.

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Und jetzt muss ich lernen' date=' dass der Erzähler immer in der gleichen Stimmung ist und bin immer noch ratlos. So ein Roman schreibt sich nicht mal eben in ner halben Stunde. Und ich als Mensch, Erzähler, Schreiberling mache in der Entstehungszeit Veränderungen durch, erlebe Stimmungsschwankungen, lerne dazu, werde krank, fühle mich mies/großartig undsoweiter.[/quote']

Naja, du kannst das doch ganz locker überprüfen.

 

Nehmen wir mal deinen Weg und verfolgen den weiter.

 

Dann hast du am Montag miese Laune, und du schreibst sechs Seiten, die übellaunig klingen, die genervt klingen.

Am Dienstag gewinnst du beim Poker, hast nen spitzen Tag, jubelst, und schreibst sechs Seiten, die jubelig und toll gelaunt klingen.

Am Mittwoch bist du müde. Einsilbig. Kaputt. Schreibst n paar Seiten, die müde und eintönig klingen...

 

Deiner Ansicht nach, müsste Dein Text alle sechs Seiten total anders klingen.

 

Nun nimm dir mal irgendein Buch aus deinem Regal, und lies es dir durch. Wechselt da alle sechs Seiten die Stimmung des Erzählers? Ist die Stimmung da auf Seite 9 einsilbig und lustlos, und auf Seite Zehn, mitten im Satz, wechselt es zu Himmelhochjauchzend?!

Nein, das tut es nicht.

Die Stimme bleibt wie sie ist, die vollen 200 bis 800 Seiten. Mal stark involviert und mächtig wertend, mal etwas distanziert etc., je nach Buch. Aber immer konstant. Die Stimme ist 'Wie aus einem Guss'.

Und das meine ich, wenn ich sage, die Stimme, der Erzähler, hat keine Gemütsschwankungen.

Dass DU als Autor die hast, ist klar. Am Montag sitzt du genervt vor der Tastatur, am Dienstag jubelnd, am Mittwoch lustlos... Aber dein Text klingt, und sollte klingen, als wäre er an einem Stück, in einer halben Stunde, durchgeschrieben, in einer Laune. Die Erzählstimme darf(?) nicht mal hierhin, mal dorthin schwanken.

DAS ist der Unterschied.

 

Bücher wären unlesbar und ziemlich nervig, wenn der Erzähler jede dritte Seite plötzlich die Stimmung wechselt, nur weil der Autor in der Zeit mies gelaunt war.

Obwohl, lustig wäre das vielleicht:

 

[Text von Dienstag]

Henriette strahlte, und jubelte, und tanzte, als sie die Briefe in ihrer Post fand. Auch wenn es die Kündigung ihrer Wohnung war, und der Bescheid, dass sie unter MS litt, es war ein toller Tag, die Sonne schien und

[Text von Mittwoch]

es war ihr egal. Sie hockte sich hin, bla, bla, bla, was man halt so treibt, wenn man Post kriegt. Auch egal. Oder? Wen interessierts. Sie warf die Briefe weg, und tat nichts. Pfft.

 

;D

 

Eine gewisse Experimentalität läge da bestimmt drin. :)

 

Und das alles wirkt sich natürlich auf meine Schreibe aus. Verändert meine Stimme. Aber das sind echte Gefühle, die ich nach Möglichkeit auch ausnutzen möchte. Ziehe ich mir jetzt die professionelle Mütze über, schiebe ich doch nur einen Filter zwischen mich und meine Schreibe. Ich weiß gar nicht, ob ich das will.

Was spricht denn dagegen, eine konstante Stimme zu haben, die aus einem Guss klingt?

Du kannst natürlich schreiben wie du willst, und wechseln wie du fröhlich bist.

Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, ob ich einen so wechselhaften Text würde lesen wollen... Da wäre mir der Autor zu offensichtlich, und dass ich nur ein Buch lese. Man kann doch nicht in eine Welt eintauchen, wenn der Erzähler alle paar Seiten die Stimmung des Autoren widerspiegelt, die dieser zum Zeitpunkt des Schreibens hatte... :s10

 

Konstante Grüße,

Marco! :s17

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Zwei Sachen, eine positive und eine negative:

 

Erstmal möchte ich mich für Eure Geduld bedanken und die vielen hilfreichen Anstupser. Ich glaube, so allmählich wird mir klar, dass ich zu viel wollte, zuviel erwartet hatte. Wenn ich einen Roman schreiben will, muss ich mich als Autor da raus halten, meine Gefühle spielen keine Rolle. Also werde ich in Zukunft ganz bequem einen Erzähler zwischen mich und die Story basteln, der alles für mich abfedert.

 

Also, ich weiß jetzt was ein Erzähler, eine Erzählstimme ist. Es ist nicht meine.

 

Zweitens habe ich gelernt (Danke, Irena), dass ich keine 16-jährige Raumfahrerin bin, dass ich meinem Stoff, der schon 15 Jahre bei mir rumhängt, inzwischen entwachsen bin. Meine persönliche gestörte Entwicklung hat im Roman nichts zu suchen. Das ist negativ, da ich meine Figuren und auch das Genre Space Opera wirklich liebe. Kurz gesagt, wenn ich den Kram jetzt in die Tonne trete, habe ich kein Thema mehr. Ich wüsste nicht, was ich ansonsten schreiben sollte. Ich schreibe ja nicht aus Liebe zum Schreiben, sondern weil ich auf Science Fiction stehe.

Na ja, erstmal zurück zu Kurzgeschichten ...

 

Rocker hat in so vielen Bereichen ein Talent, um das in andere beneiden. Und in manchen Bereichen braucht er Übung. Halst er sich die Arbeit auf, wird er tolle Romane schreiben können. Ist ihm das zuviel Arbeit, verschenkt er sein Talent.

Ich fände es schade, würde er an der Bequemlichkeit scheitern. Aber darin ist er leider auch talentiert.

Dein Kommentar kommt mir irgendwie bekannt vor, Quiddy. Warte, oh ja, es war in meinem allerersten Schulzeugnis, da wurde mir schon ähnliches attestiert. Obwohl es da beim Schreiben eher um das Lernen des Alphabets ging. Ich habe mich offenbar nicht allzusehr verändert in all den Jahren.

 

Bücher wären unlesbar und ziemlich nervig, wenn der Erzähler jede dritte Seite plötzlich die Stimmung wechselt, nur weil der Autor in der Zeit mies gelaunt war.

Stimmt, es ist nervig, Marco, entspricht aber der Realität. Deshalb ja auch dieser Thread. Weil meine Frau meint, wenn sie etwas von mir liest, hat sie immer das Gefühl, es wäre von mehreren unterschiedlichen Autoren.

 

So, zurück in die Denkerkammer mit mir.

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