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(Rocker)

Der Erzähler, das unbekannte Wesen

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Ich bin gerade drauf gekommen, in den letzten Postings im "Und-Thread". Vielleicht hatten wir das Thema schon mal am Wickel, aber ich eröffne es jetzt trotzdem mal neu:

 

Ich weiß auch gar nicht genau, wie ich das jetzt formulieren soll ... aber es geht um den Erzähler, um die Erzählstimme, um die Sprache, die wir benutzen, um unsere Manuskripte zu schreiben. Wie ist das, habt Ihr Eure Stimme gefunden, einen immer heraushörbaren Ton, der sich durch Euer Werk zieht? Oder passt Ihr den Erzähler dem Buch an?

 

Ich merke es bei mir selber, mal bin ich hektisch und nervös, dann wird auch meine Sprache hektisch, atemlos. Manchmal bin ich entspannt und ruhig, dann werden auch meine Sätze länger und ruhiger; ich nehme mir mehr Zeit, Dinge zu beschreiben, in Atmosphäre zu schwelgen. An guten Tagen passt das alles zusammen, dann bin ich hektisch und habe ich eine Actionszene zu schreiben. Perfekt. Aber ich könnte an solchen Tagen keine Landschaft beschreiben oder Innenschau meiner Protas betreiben.

 

Mischt man sich nicht als Erzähler viel zu sehr in den Text ein?

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Ich versuche gerade, meine Erzählstimme dem Roman, an dem ich schreibe, anzupassen. Ich hab schon öfter zu hören bekommen, dass ich in einem Märchenstil schreibe. Für Kindergeschichten ist das sogar prima; was andere sich da antrainieren und üben müssen, geht mir ganz leicht von der Hand. Nur für jedes andere Genre muss ich mich sehr anstrengen, um nicht in diesen Märchenstil zurückzufallen.

 

LG

Maren

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In meinem ersten Roman lieh ich meine Stimme einem Tempelritter, im zweiten einer jungen wenig gebildeten Frau Anfang des 20. Jahrhunderts, und ... und ... Zwischen beiden hier erwähnten Protas liegen natürlich Welten. Das geht nur mit viel Intuition und Wissen über die Zeit, über die man schreibt, in die man als Autor gereist ist. Aber in immer neue Rollen zu schlüpfen, ist ja durchaus spannend, vielleicht sogar die größte Herausforderung für Schreiberlinge.

Das ist das eine.

 

Ein anderes ist es - wie auch Rocker es beschreibt - , daß nicht jeder Erzähltag gleich ist. Es ist natürlich von Stimmungen, ja oft auch von Jahres- und Tageszeiten abhängig, wie temporeich, mit wie viel Ausdruckskraft und Poesie der Text rüberkommt.

Deshalb lege ich persönlich großen Wert auf das wiederholte Überarbeiten meines Manuskriptes. Das ist für mich die Zeit, um auszugleichen, was nicht auf Anhieb gelang.

 

Gruß

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Ich weiß auch gar nicht genau, wie ich das jetzt formulieren soll ... aber es geht um den Erzähler, um die Erzählstimme, um die Sprache, die wir benutzen, um unsere Manuskripte zu schreiben. Wie ist das, habt Ihr Eure Stimme gefunden, einen immer heraushörbaren Ton, der sich durch Euer Werk zieht? Oder passt Ihr den Erzähler dem Buch an?

Ich bemühe mich um beides, beziehungsweise ich bemühe mich darum, dass ich den Erzähler anpasse, aber "heraushören" kann man den Ton immer. Ist ein bisschen, wie eine Stimme. Die kann man auch verstellen, aber die Basis der Stimme bleibt gleich (Man stelle sich jetzt bitte so ein Labor vor und so ein Stimmenanalysationsgerät).

Also ich variiere schon und versuche meine Stimme dem Thema anzupassen, aber es bleibt eben meine Stimme bis zu einem gewissen Grad. Und das finde ich auch okay.

 

Ich merke es bei mir selber, mal bin ich hektisch und nervös, dann wird auch meine Sprache hektisch, atemlos. Manchmal bin ich entspannt und ruhig, dann werden auch meine Sätze länger und ruhiger; ich nehme mir mehr Zeit, Dinge zu beschreiben, in Atmosphäre zu schwelgen. An guten Tagen passt das alles zusammen, dann bin ich hektisch und habe ich eine Actionszene zu schreiben. Perfekt. Aber ich könnte an solchen Tagen keine Landschaft beschreiben oder Innenschau meiner Protas betreiben.

Ja, das ist ein Problem. Bei mir ist es so, dass wenn ich "ähnliche Stimmen" lese, es mir leichter fällt, den richtigen Ton zu treffen (deshalb kommt immer Furchtbares raus, wenn ich wieder in Faserland blätter). Das geht aber nicht so weit, dass ich sie bewußt imitiere, sondern nur soweit, dass meine Stimme eine andere Farbe bekommt (okay, vielleicht imitiere ich auch und rede mir das mit der Färbung nur ein).

Oder ich versuche mich in die Stimmung einzufühlen. Das geht dann automatisch leichter, während man schreibt. Man fängt an, kommt in rein und mit dem Schwung vom Endspurt des Kapitels, überarbeitet man nochmal fix den Anfang. Das geht ganz gut, weil ich immer relativ kurze Kapitel bzw. Schreibabschnitte bilde.

 

Mischt man sich nicht als Erzähler viel zu sehr in den Text ein?

Muß man doch ohnehin. Irgendeine Färbung braucht jeder Text. Und in der Färbung steckt viel vom Färber, also dem Erzähler, drin.

Gibt Romane, die man nur wegen der Erzählstimme liest.

Das gilt auch für den Unterhaltungs-Bereich. Du glaubst doch nicht, dass King so wahnsinnig erfolgreich ist, allein weil seine Plots so genial sind.

 

Gruß

Peter

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Hi,

 

mir macht es großen Spaß mit der Erzählstimme zu spielen und sehr häufig ist mein Erzähler, egal ob er namentlich erwähnt und explizit eingeführt wird oder nicht, eine Figur für sich, die in irgendeinem festen Bezug zum Geschehen steht. Gerade die unterschiedliche Sprache eines männlichen oder weiblichen Erzählers finde ich dabei sehr spannend.

 

Entsprechend variiert dann auch die Sprache ziemlich von Text zu Text. Allerdings muss es wohl doch so etwas wie meinen persönlichen Stil geben, zumindest habe ich einige treue Testleser, die auch bei anonymisierte online-Wettbewerben und ähnlichem meine Texte aus einer ganzen Gruppe heraus erkennen, selbst wenn ich der Meinung bin, dass die Erzählstimme doch diesmal ganz anders ist als bei all meinen übrigen Texten . :)

 

Gruß,

Capella

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Okay, der Rundumschlag. Aber ich merke schon, Ihr wisst, worauf ich hinaus wollte.

 

Nur für jedes andere Genre muss ich mich sehr anstrengen, um nicht in diesen Märchenstil zurückzufallen.

Siehst Du, genau das meinte ich. Du hast einen persönlichen Stil, könntest auch anders, was dann aber anstrengend ist und eventuell nicht Dir entspricht. Glaubst Du, dass Du trotzdem "auf dem Höhepunkt Deiner Kunst" schreibst, wenn Du aus dem Märchenstil ausbrichst?

 

Aber in immer neue Rollen zu schlüpfen, ist ja durchaus spannend, vielleicht sogar die größte Herausforderung für Schreiberlinge.

Wenn Dein Erzähler ein Ich-Erzähler ist, dann ist das natürlich was anderes. Ich meinte aber den ganz normalen, handelsüblichen auktorialen Erzähler. Auch der hat ja eine eigene Stimme, eine ganz entscheidende sogar. Und bei dem bin ich immer der Meinung, dass er sich tunlichst zurücknehmen und hinter die Handlung zurücktreten sollte. Bloß das gelingt mir leider nur mit sehr unterschiedlichem Erfolg.

 

Deshalb lege ich persönlich großen Wert auf das wiederholte Überarbeiten meines Manuskriptes. Das ist für mich die Zeit, um auszugleichen, was nicht auf Anhieb gelang.

Das ist ein guter Tip, davon abgesehen, dass man seinen Text sowieso überarbeiten muss (leider). Vielleicht sollte man seine Arbeit tatsächlich so strukturieren: Heute fühle ich mich kriegerisch und unbesiegbar, der richtige Tag für die große Schlachtenszene!

 

Bei mir ist es so, dass wenn ich "ähnliche Stimmen" lese, es mir leichter fällt, den richtigen Ton zu treffen (deshalb kommt immer Furchtbares raus, wenn ich wieder in Faserland blätter). Das geht aber nicht so weit, dass ich sie bewußt imitiere, sondern nur soweit, dass meine Stimme eine andere Farbe bekommt (okay, vielleicht imitiere ich auch und rede mir das mit der Färbung nur ein).

Oder ich versuche mich in die Stimmung einzufühlen. Das geht dann automatisch leichter, während man schreibt. Man fängt an, kommt in rein und mit dem Schwung vom Endspurt des Kapitels, überarbeitet man nochmal fix den Anfang.

Aha, noch ein sehr guter Tip: Erstmal gezielt etwas lesen, das einen zu einem bestimmten Ton inspiriert.

 

Allerdings muss es wohl doch so etwas wie meinen persönlichen Stil geben, zumindest habe ich einige treue Testleser, die auch bei anonymisierte online-Wettbewerben und ähnlichem meine Texte aus einer ganzen Gruppe heraus erkennen, selbst wenn ich der Meinung bin, dass die Erzählstimme doch diesmal ganz anders ist als bei all meinen übrigen Texten .

Auch Du hast offenbar Deine Stimme gefunden. Auch wenn Du variierende Erzähler einsetzt, die mehr oder weniger in Bezug zur Handlung stehen.

 

Der Hintergrund meines Postings war folgender: Meine testlesende Frau meinte neulich, dass sie von Kapitel zu Kapitel - und manchmal auch mittendrin - das Gefühl hat, dass verschiedene Autoren den Text geschrieben hätten. Manchmal wirkt das sehr flüssig, passend zum Inhalt und manchmal meint sie, meine Lustlosigkeit oder Unwohlsein herauslesen zu können. Kurzum, ich schreibe nicht wie aus einem Guss, nicht immer passend zum Inhalt, verstecke einige Perlen zwischen jeder Menge Mittelmäßigkeit. Und wenn sie mir dann die entsprechenden Stellen zeigt, dann erinnere ich mich, dass ich just am selben Tag vorher etwas Aufwühlendes im Fernsehen geguckt oder einen bestimmten, inspirierenden Text gelesen habe.

Wenn ich also gerade eine Stunde im Stau gestanden habe und vor Wut fast an die Decke gegangen bin, dann schreibe ich ganz anders, als wenn ich gerade aus der Behaglichkeit eines warmen Vollbads gestiegen wäre und jetzt, in frische Wäsche gekuschelt, vorm Computer sitze.

Ist schon erstaunlich, wie unsere Psyche arbeitet. Da helfen offenbar auch sorgfältigst ausgearbeitete Manuskriptpläne nichts. Es geht jetzt nur darum, sich diese Stimmungsschwankungen irgendwie zunutze zu machen.

Mich jedenfalls führen sie in die Blockade. Und das ist nicht gerade Produktiv.

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Der Hintergrund meines Postings war folgender: Meine testlesende Frau meinte neulich, dass sie von Kapitel zu Kapitel - und manchmal auch mittendrin - das Gefühl hat, dass verschiedene Autoren den Text geschrieben hätten.

Vielleicht ist deine testlesende Frau auch wahnsinnig clever und versucht mit dieser Kritik, einen ausgeglicherenen Menschen aus dir zu machen. :)

"Schatz, schau mal: Das ist ein super Kapitel, ich glaub, das hast du am Mittwoch geschrieben. Was hast du da noch gleich gemacht? Rasen gemäht und Müll rausgebracht? Also das scheint deinem Stil unglaublich gut zu tun!" -wäre da wesentlich unsubtiler.

 

Wenn ich also gerade eine Stunde im Stau gestanden habe und vor Wut fast an die Decke gegangen bin, dann schreibe ich ganz anders, als wenn ich gerade aus der Behaglichkeit eines warmen Vollbads gestiegen wäre und jetzt, in frische Wäsche gekuschelt, vorm Computer sitze.

Ist schon erstaunlich, wie unsere Psyche arbeitet. Da helfen offenbar auch sorgfältigst ausgearbeitete Manuskriptpläne nichts. Es geht jetzt nur darum, sich diese Stimmungsschwankungen irgendwie zunutze zu machen.

Im Ernst: Vielleicht haben deshalb so viele Schreiberlinge irgendwelche Rituale (von Schreibübungen bis hin zu Drogenmißbrauch), um das alltägliche auszublenden und sich in den Text einzublenden?

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Ich habe mir angewöhnt, immer das vorige Kapitel zu überarbeiten, und dann erste das Neue zu schreiben (am Roman). So bin ich wieder im "Ton" der Geschichte (zumal, wenn ich nebenbei KGs verfasse)

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Hallo Rocker,

mal auf die Stimmungsschwankungen konzentriert: Für mich ist Erzählen wie Schauspielern. Ich muss mich im Moment des Schreibens zurücknehmen, muss in die Person schlüpfen, der ich als Erzähler nahstehe (da sehe ich keinen Unterschied in der gewählten Perspektive). Notfalls spiele ich das tatsächlich!

Mich darf dann nicht mehr interessieren, dass mir beinah einer ins Auto gerauscht ist. Mich muss interessieren, wie sich mein Prota unter der Guillotine fühlt.

Tatsächlich hilft mir bei sehr schwierigen Pasagen, die meiner Stimmung angemessene Szene vorzuziehen. Ich kann keine Sexszenen schreiben, während ich meine Steuer mache. Also schreibe ich die Sexszene eben am nächsten Tag. Und wenn ich mich zu aggressiv fühle für eine heimelige Landschaftsbeschreibung, geh ich halt vorher zwei Stunden Wiese mähen.

 

WIE du das für dich löst - Peter deutete es mit den Ritualen an - kann man nicht pauschal raten. Wichtig ist einfach, dass du eine Art "Umschaltknopf" findest, wo der Rocker verblasst und diese andere Hälfte in dir zum Vorschein kommt, die der Schauspieler auf die Bühne trägt und der Schriftsteller aufs Papier.

Oft ist das auch Arbeit an den eigenen Emotionen. Denn irgendwann nützt es nichts mehr, ewig auf die richtige Stimmung zu warten, oder das Ende zuerst zu schreiben, weil es so schön in die Stimmung passt. Die Kunst ist, die eigenen Emotionen nicht nur zu nutzen, sondern auch willentlich zu lenken. Vielleicht hattest du schon mal einen relativ schlechten Tag, schreibst eine erotische Szene und merkst plötzlich, dass dir mit deinen Figuren zusammen schwül zumute wird - da klappt das unwillkürlich. Und jetzt heißt es eben, Methoden zu finden, um sich vorsätzlich in eine Stimmung zu bringen, die schwüle Gedanken zulässt...

 

Und dann ja, all die Überarbeitungen in unterschiedlicher Stimmungslage helfen, das MS liegenlassen und auf einen Rutsch lesen, um Brüche zu erspüren...

 

Übrigens, ob ich zusätzlich zur Erzählstimme auch noch ewig Gemeinsames habe, interessiert mich beim Schreiben nicht. Das überlasse ich den Literturwissenschaftlern. ;)

 

Schöne Grüße,

Petra

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@ Peter: Nee nee, so gemein und hintertückisch ist meine Frau nicht. Wenn sie will, dass ich den Rasen mähe, dann sagt sie: "Junge, los, mäh den Rasen!" Und bei Drogen gibt es eine sehr schmale Grenze zwischen Gebrauch und Missbrauch - ersterem bin ich prinzipiell nicht abgeneigt, aber nur auf Partys und nicht, wenn ich noch schreiben muss.

 

@ Petra: Aua! Du stocherst da in einer offenen Wunde! Die Stimmungsschwankungen kann ich nur sehr schwer unter Kontrolle bringen. Den von Dir beschriebenen Umschaltknopf finde ich einfach nicht. Ich habe den Rocker richtig lieb und mag ihn nicht verblassen lassen. Er ist es immerhin, der die Texte schreibt. Leider ist er ziemlich zerrissen, ein total kaputter Typ. Aber wie soll er an den eigenen Emotionen arbeiten?

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Aber wie soll er an den eigenen Emotionen arbeiten?

Hey, bin ich deine Psychotherapeutin? :p

Du, da gibt's ganz weltliche Schauspiel-Workshops, die einem helfen können. Aber wie gesagt, Holzhacken kann auch helfen, oder ein klingelnder Wecker am Arbeitsplatz oder Musik (als Pawlow'scher Effekt), ja sogar die ein oder andere Psychoarbeit mit Fachmensch.

Ab einer bestimmten Tiefe geht Schreiben nicht mehr als "Job"... und verlangt halt Arbeit nicht nur am Text.

 

Vielleicht könnte aber auch die Erzählstimme eines stimmungsbeschwankten, "zerrissenen, total kputten Typs" deine Erzählstimme sein?

 

Schöne Grüße,

Petra

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Ich habe den Rocker richtig lieb und mag ihn nicht verblassen lassen. Er ist es immerhin' date=' der die Texte schreibt. Leider ist er ziemlich zerrissen, ein total kaputter Typ. Aber wie soll er an den eigenen Emotionen arbeiten?[/quote']

 

Dann lass den Rocker den Text schreiben, aber doch um Himmels willen, lass ihn den Text nicht erzählen. Da hat der Rocker ohnehin nichts zu suchen.

Erzählen sollte den Text irgendjemand, der in einem Raumschiff geboren wurde, täglich durchs All fliegt, und mit drei Jahren sein erstes Raumschiff explodieren ließ, der sechs Alienrassen persönlich kennt, und der den Rocker nur als langweiligen Erdling betrachten würde.

 

Wie ich dir in einem anderen Thread schonmal geraten hab: LEB in deiner Welt. erschaffe dir sowohl einen Schreib-Rocker, der auf der Erde vor dem PC hockt, und die Buchstaben in den Monitor hämmert, und zum anderen einen Erzähl-Rocker, der den Rocker vor dem Monitor gar nicht richtig kennt, sondern in der Welt lebt, von der der Schreib-Rocker schreibt.

 

Es gibt immer zwei 'Personen', die einen Roman schreiben. Der eine ist IN der Welt, er beobachtet, bewertet, schildert, denkt, manchmal ist er sogar eine der handelnden Charaktere selber. ER ist der Erzähler. Und er ERZÄHLT der Person, die vor dem Monitor oder der Schreibmaschine sitzt, was er sieht, was ihm passiert, was er denkt, und meint. Die person vor der tatstatur tut nichts, als aufzuschreiben, was die person IN der Geschichtenwelt ihm erzählt.

Da kann die Person vor der Tatstaur noch so mies drauf sein, solange sie in direktem Draht zu der person in der Geschichtenwelt steht, kommt immer das gleiche dabei raus, weil die Person in der Geschichtenwelt immer gleich gut oder schelcht drauf ist.

 

Diese Trennung empfehle ich dir ja schon länger, aber du magst ja nicht! Von VOR der Tastatur lässt sich eine erdachte Welt nicht erleben und nicht erzählen, dafür musst du dir einen Avatar INNERHALB deiner Welt erschaffen.

DAS ist dann der Erzähler. DEIN Erzähler. Und der ist kein unbekanntes Wesen, sondern deine zuverlässigste Quelle, dein bester Freund, dein einziger Vertrauter in deinem ganzen Universum!!

 

Finde ihn! Aber vor allem: Such ihn erstmal!  ;)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Nur für jedes andere Genre muss ich mich sehr anstrengen, um nicht in diesen Märchenstil zurückzufallen.

Siehst Du, genau das meinte ich. Du hast einen persönlichen Stil, könntest auch anders, was dann aber anstrengend ist und eventuell nicht Dir entspricht. Glaubst Du, dass Du trotzdem "auf dem Höhepunkt Deiner Kunst" schreibst, wenn Du aus dem Märchenstil ausbrichst?

 

das lasse ich dann besser meine Leser beurteilen ;)

 

Bisher habe ich - bis auf eine Ausnahme - ausschließlich Veröffentlichungen im Kinder/Jugendbereich gehabt und wenn ich an die Wettbewerbe denke, an denen ich teilenommen habe, so habe ich bei den Märchenwettbewerben jedesmal gewonnen, bzw. war bei der Auswahl der angenommenen Geschichten dabei. Bei allen anderen Wettbewerben dagegen so gut wie nie.

 

Mich reizt die Herausforderung, ich möchte auch gern etwas anderes schreiben können. Da stört es mich auch nicht, wenn ich mich dafür mehr anstrengen muss als für die Kindergeschichten.

 

LG

Maren

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Marco,

das hast du jetzt so schön anschaulich erklärt, hätte ich mir mein elend langes Gefasel sparen können.;D

Schöne Grüße,

Petra

 

Und ich muss mit meinem gar nicht erst beginnen.

 

Erleichterte Grüße

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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Dann lass den Rocker den Text schreiben' date=' aber doch um Himmels willen, lass ihn den Text nicht erzählen.[/quote']

Das hast Du wundervoll erklärt, Marco. Danke!

Dafür verzeihe ich Dir sogar, dass Du mir raten wolltest, mich von Grisham inspirieren zu lassen. ;D

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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Vielleicht könnte aber auch die Erzählstimme eines stimmungsbeschwankten, "zerrissenen, total kputten Typs" deine Erzählstimme sein?

Das ist sie ja zur Zeit auch. Kommt aber beim Testpublikum nicht so gut an, da es sich wirklich so liest, als wenn mehrere total unterschiedliche Autoren daran geschrieben hätten. Ich habe mir diese Stimme auch nicht freiwillig ausgesucht ...

 

Es gibt immer zwei 'Personen', die einen Roman schreiben. Der eine ist IN der Welt, er beobachtet, bewertet, schildert, denkt, manchmal ist er sogar eine der handelnden Charaktere selber. ER ist der Erzähler. Und er ERZÄHLT der Person, die vor dem Monitor oder der Schreibmaschine sitzt, was er sieht, was ihm passiert, was er denkt, und meint. Die person vor der tatstatur tut nichts, als aufzuschreiben, was die person IN der Geschichtenwelt ihm erzählt.

Nun, die Person, die in der Welt existiert, darin denkt und sie beurteilt, das ist doch meine Prota. Wenn auch nicht als Erzählerin in der ersten Person. Ich bleibe ihr aber durch den ganzen Roman sehr eng auf den Fersen. Ich schreibe nur auf, was sie erlebt und was dabei in ihrem Kopf vor sich geht. Wenn ich mir als Schreiberling selber irgendwelche Wertungen erlaube, dann sind sie mit denen der Prota identisch. Teilweise falle ich sogar in ihren sehr flappsigen Jargon. Wieso muss ich dann noch einen anderen Erzähler dazwischen schieben?

 

Da kann die Person vor der Tatstaur noch so mies drauf sein, solange sie in direktem Draht zu der person in der Geschichtenwelt steht, kommt immer das gleiche dabei raus, weil die Person in der Geschichtenwelt immer gleich gut oder schelcht drauf ist.

Oh, meine Prota ist durchaus nicht immer gleich drauf. Es ist ja praktisch ein Entwicklungsroman, bloß eben zwischen den Sternen. Sie gewinnt und ist gut drauf. Sie verliert und ist schlecht drauf. Sie muss mit Arschlöchern leben und ist genervt. Ganz normales Leben also. Auf jeden Fall aber wird sie sich entwickeln und am Schluss jemand anders sein als am Anfang. Der Rocker - egal in welchem Aggregatzustand - sitzt nur vor dem Computer und staunt. Und versucht das irgendwie in Worte zu fassen.

 

Irgendwie muss ich ein bisschen sehr doof sein, denn ich verstehe wirklich nicht, worauf Du hinaus willst, Marco ... ein kaltes Bierchen kriegst Du natürlich trotzdem. Damit Du Dich nicht vor einem Monty-Treffen drückst, wenn ich nächstes Jahr wieder im HH-Exil weile.

 

Übrigens, ein kleines persönliches Update: Rockers Blockade könnte physische Gründe haben. Mein Arzt hatte mich schon im Verdacht, dass ich eventuell vor kurzem einen leichten Schlaganfall gehabt haben könnte. Hat sich aber zum Glück lediglich als eine Entzündung oder Blutvergiftung oder sowas (verletztes Bein) herausgestellt und jetzt, nach 5 Tagen Penicillin-Kur, geht es mir schon viel besser und das Kribbeln in den Schreibfingern stellt sich langsam wieder ein. Dann brauche ich nicht mehr nach Ausreden zu suchen, warum ich mich vor der Arbeit am Manuskript drücke. Die bisherigen Kapitel muss ich wohl trotzdem mal gründlich abklopfen.

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Wieso muss ich dann noch einen anderen Erzähler dazwischen schieben?

Du musst, wie üblich, gar nichts. Nur ist dieser andere Erzähler einfach grundsätzlich immer da.

 

Ich habe an dieser Stelle jetzt vier Posts angefangen, in denen ich versucht habe, es dir zu erklären.

Und jeden davon habe ich wieder gelöscht, weil: Ich kann es dir nicht erklären. Ich bin zwangsläufig immer wieder recht 'abstrakt' geworden.

 

Da kann die Person vor der Tatstaur noch so mies drauf sein, solange sie in direktem Draht zu der person in der Geschichtenwelt steht, kommt immer das gleiche dabei raus, weil die Person in der Geschichtenwelt immer gleich gut oder schelcht drauf ist.

Oh, meine Prota ist durchaus nicht immer gleich drauf.

Aber deine Protagonistin ist ja auch nicht die Erzählerin!!!

Sagst du ja selber.

Der Erzähler hat keine Stimmungsschwankungen. Kann er gar nicht haben.

 

Da du ja in Film denkst: Dein Erzähl-Rocker ist die Kamera: Sie wählt aus, welche Bilder insgesamt eigentlich lohnen, festgehalten zu werden.

und der Schreib-Rocker ist der Schnitt. Er nimmt die Bilder, die die Kamera ihm zusteckt, und bastelt daraus einen Film, entscheidet, wie schnell die Bildwechsel sind, wie lange eine Einstellung gezeigt wird, wo in die Szene reingegangen, und wo rausgegangen wird, er ist für die Nachbearbeitung, den Ton, etc. zuständig.

Du, als Schreib-Rocker, sitzt quasi nur im Schneidraum. Da kannst du gerne über die Bilder staunen, aber wer hat die denn gemacht? Wer war denn die Kamera? Einer der Charaktere kann es nicht gewesen sein. John McClane kann keine Kamera halten, während er über das Dach des Nakatomi-Towers hetzt. Du als Schreib-Rocker kannst sie aber auch nicht halten, denn du sitzt ja im Schneideraum, und betrachtest schon die fertigen Bilder... Also: WER hält die Kamera??

 

Der Rocker - egal in welchem Aggregatzustand - sitzt nur vor dem Computer und staunt. Und versucht das irgendwie in Worte zu fassen.

Das ist per se nicht schlecht. Nur scheiß doch erst mal auf die Worte!!! Schreib doch erstmal, was, wer auch immer, dir aus deiner Sci-Fi Welt erzählt. Sätze kurz oder lang, langsam oder hektisch machen, kannst du später immer noch.

Ich zitiere nochmal Sysai: Es ist immer einfacher, einen schlechten Roman in einen guten zu überarbeiten, als gleich einen guten zu schreiben!

(oder so...)

 

Irgendwie muss ich ein bisschen sehr doof sein, denn ich verstehe wirklich nicht, worauf Du hinaus willst, Marco ... ein kaltes Bierchen kriegst Du natürlich trotzdem. Damit Du Dich nicht vor einem Monty-Treffen drückst, wenn ich nächstes Jahr wieder im HH-Exil weile.

Juhuu! Darauf nagel ich dich fest. Für Doof halte ich dich übrigens nicht. Dir fehlt höchstens ein kleiner, gewisser Grad zur Abstraktion.

 

Es gibt IMMER die Dreiteilung: Charaktere/Erzähler/Autor. Und der Autor ist NIEMALS, ich wiederhole, NIEMALS der gleiche wie der Erzähler, solange er keine Autobiographie schreibt.

Manchmal kann der Erzähler einer der Charaktere sein, dann ist es aber auch IMMER ein 'Ich-Erzähler' in irgendeiner Form. Selbst wenn der 'Ich-Erzähler' nur eine Randfigur bleibt. Wie bei Sherlock Holmes etwa, das ja von Watson erzählt wird.

 

Ich kanns dir nicht erklären, da musst du leider selber drauf kommen.  :-/

Es ist auch nicht notwendig, das zu erkennen, um ein Buch zu schreiben.

Du kannst da denken, was du willst. Aber es erleichtert die Sache.  ;D

 

Wünsche Dir übrigens gute Besserung... :)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Also geht das, was ich da vorhabe überhaupt nicht? :s09

 

Meine Prota ist ja fast sowas wie eine Erzählerin, bloß dass sie das nicht weiß und eben nicht selber erzählt. Aber ich bleibe ihr so dicht auf dem Pelz, dass es keine Szene ohne sie gibt und ich bzw. der erzählende Autor niemals mehr weiß als sie. Meine Funktion würde ich fast eher als Regisseur beschreiben, da ich aus dem Livematerial die besten Kamerawinkel und Szenen zusammenschneide. Wenn nicht alles von vorne bis hinten erfunden wäre, könnte man das auch als Reality TV beschreiben. Bloß ohne nervige narrative Kommentare.

 

Ich will die Geschichte wirklich mit den dürftigsten dramaturgischen Mitteln schreiben, den Erzähler so weit wie möglich raushalten, dem Leser nur Sachen zeigen und nichts vorkauen. Informationen sind im Text vorhanden, aber zusammenbauen muss der Leser sie selbst. Und auch das Denken kann und will ich ihm nicht abnehmen. Ob es eine Moral gibt oder eine Prämisse? Keine Ahnung, auch das muss der Leser selbst entscheiden.

 

Soweit meine Idee. Ob ich das tatsächlich so durchhalte, so durchziehen kann, vermag ich noch nicht zu sagen. Aber ich versuche es. Ist doch logisch, dass ich da gegen so manche Mauer renne, meinen eingebauten Erzähler ruhigstellen muss und immer knapp an der Blockade entlangschreibe.

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Also geht das' date=' was ich da vorhabe überhaupt nicht? :s09[/quote']

Doch. Warum nicht?!

 

Okay, das mit dem Film klappt nicht, weil du mein Beispiel wieder umdeutest. Hmm. Wie krieg ich dir das plastisch verklickert... ;D

 

Meine Prota ist ja fast sowas wie eine Erzählerin, bloß dass sie das nicht weiß und eben nicht selber erzählt.

Lies dir den Satz mal dreimal durch, dann siehst du vermutlich, dass das einfach gar nicht sein kann.

Man kann nicht FAST eine Erzählerin sein, nur dass man nicht erzählt, und dann trotzdem der Erzähler sein. Sollte dir einleuchten! ;D

Das ist wie, man ist fast schwanger, nur dass man nicht schwanger ist, aber man ist schwanger...

 

Aber ich bleibe ihr so dicht auf dem Pelz, dass es keine Szene ohne sie gibt und ich bzw. der erzählende Autor niemals mehr weiß als sie.

Hier liegt der Knackpunkt. Es gibt keinen erzählenden Autor. Es gibt eine Erzählerstimme, und es gibt einen Autor, die beiden sind unter keinen Umständen die gleiche Person.

Du, Rocker, das, was du anfässt, wenn du dir an die Stirn haust, bist der Autor.

Derjenige, dessen Stimme deinen Roman erzählt, ist der Erzähler. Der ist kein körperliches Wesen.

Auch wenn dieser Erzähler ganz dicht an deinen Charakteren dranbleibt, selbst wenn er nur das schildert, was die Charaketere sehen und wissen: Trotzdem weiß er mehr als die Charaktere, sieht mehr, kennt mehr.

 

Ehrlich, die einzige Trennung die du hinbekommen musst, ist folgende:

 

DU bist derjenige, der den Text schreibt. Der sich die Geschichte ausdenkt. Der die Charaktere erfindet. Der die Worte sucht, mit denen er den Text schreibt.

DAS was INNERHALB des Textes die Geschichte erzählt, ist ein körperloses, nicht existentes Wesen, der Erzähler. Aber das bist nicht DU.

Es ist eine OFF-Stimme.

 

Nimm ein Hörspiel: Du erfindest die Charaktere, du erfindest die Geschichte, und du schreibst den Text. Aber wenn ich mir zu Hause das Hörspiel (Was jetzt dein Buch wäre) reinlege, höre ich da JEMANDEN reden. (in diesem Falle den Sprecher) Aber das bist nicht du.

 

Ehrlich, diese Trennung solltest du dir vergegenwärtigen. Nicht DU erzählst deine Geschichte, du schreibst sie nur, sondern irgendein Wesen erzählt sie dem Leser. Und dieses Wesen kann seine eigene Stimme haben, seinen eigenen Rythmus, es hat niemals gute oder schlechte Launen, weil es eben nicht du bist.

 

Selbst wenn dein Erzähler sich narrative Kommentare verkneift, ist er da. Du bist nicht der Erzähler, weil du nicht die ErzählSTIMME bist. (Erzähler = immer Erzählstimme!) Du schreibst nur auf. Wenn ich dein Buch hier in Hamburg 2007 lese, sitzt da nicht du plötzlich als kleiner Mini-Rocker platt wie eine Flunder zwischen den Seiten, klagst über Kopfschmerzen, und erzählst mir spontan eine 400 Seiten Geschichte. Dann müsste es dich ja auch einige tausend Mal geben. Du sitzt aber zur gleichen Zeit am Strand und fütterst Pinguine. Also muss es jemand anderes sein, der mir die Geschichte erzählt. Die Charaktere sind das aber nicht, denn du hast keinen Ich-Erzähler.

Ergo...

 

Es ist also nur schädlich, irgendeinen Erzähler ruhigstellen zu wollen. Erzähler bedeutet NICHT Informationen zu geben, den die Charaktere nicht haben. Erzähler ist derjenige, der IM Text den text erzählt, den du an seiner Statt aufschreibst. Wenn du den erzähler ruhigstellst, hast du ja niemanden mehr, der dir sagt, was du aufschreiben sollst...

Lass deinem Erzähler freien Lauf, und sag ihm. "Gib mir nur die Infos, die meine Hauptprotagonistin hat, und sonst nichts!!!"

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Ja, Marco, das ist wohl mein Problem, dass ich nicht abstrakt denken kann. Ich kann nur geradeaus. Ich schreibe ja auch ziemlich ohne Metaphern, da ich nicht vergleiche, sondern lediglich das schildere, was ich sehe. Deshalb komme ich auch nicht hinter den Unterschied zwischen Autor und Erzähler.

 

Wenn ich nun wirklich keinen "echten" Erzähler einbaue, also keinen Ich-Erzähler, niemanden der dabei war, oder jemanden, der sich das ganze Geschehen von oben anguckt, was bleibt denn dann? Da bleiben doch nur Prota und ich, um die Geschichte zu tragen. Ich erzähle die Geschichte und ich bin der Autor. Also sozusagen eine Personalunion mit mir selbst ;D

 

Mein handwerkliches Können reicht nicht aus, um bewusst eine Erzählstimme zu pflegen - es ist immer nur meine Stimme und die von Prota, in der letztendlich aber auch ich stecke. Sicher, ich kann meinen Ton an die Erfordernisse anpassen, aber meine Stimme wird immer nur die meine sein.

 

Ach so, dass Prota "fast" eine Erzählerin ist, finde ich gut möglich. Deshalb habe ich ja auch "fast" geschrieben, da sie eben nicht erzählt, aber einen großen Teil der Handlung schildere ich durch ihre "eingebaute Kopfkamera". Und die ist sehr subjektiv, sieht nicht alles und filtert vieles aus. Sie ist der Kameramann, und da ich möglichst auf narrative Elemente verzichten will, wird der Kameramann hier zum Erzähler. Ich sagte ja, es ist ein bisschen Experimentalkino.

 

Uh, spät, Zeit für Rocker, ins Bett zu gehen. Gute Nacht :s14

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Hallo Rocker,

 

wir sind uns ziemlich ähnlich, daher kann ich dich gut verstehen, ..deine Probleme..waren meine Probleme, bis vor kurzer Zeit.

 

Ich glaube du versuchst eine Geschichte zu konstruieren, ohne dass du weisst, wohin du damit willst.

 

Bei meinem ersten buch gings mir wie dir, aber jetzt beim zweiten habe ich verstanden dass man sich nicht eine Geschichte einfach so ausdenkt, sondern man denkt sich einen Charakter aus, der dann die Geschichte erzählt.

 

Kreiere eine Charakter, ...mit allen wichtigen Daten, ...wann er geboren wurde, gabs Komplikationen als er auf die Welt kam...hat er blöde Macken, z.B. eine Vorliebe für Cracker oder Chips, hasst er vielleicht Kaffee oder muss er sich nach dem Essen sofort duschen. Wie waren seine Eltern, ist er hingefallen, als er das erstemal fahrrad gefahren ist.

 

Allein die Charaktere erzählen deine Geschichte, niemand sonst. Das habe ich in meinem Schreibkurs gelernt.

 

Das buch das ich jetzt fertig habe, war ursprünglich ein Thriller in einem Unterwasserlabor, so hatte ich mir die Geschichte ausgedacht, aber als ich die Charaktere kreiert habe, gings plötzlich in eine ganz andere Richtung, die aber klasse war, weil absolut authentisch.

 

Versuch das doch mal und überdenke auch ob eine Frau als Prota für dich das Richtige ist.

 

Ist alles nur ein Rat, mehr nicht.

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Hello again, Irena,

ja, der Charakter, bzw. die Charakterin ist schon lange fertig, die geistert schon seit zehn Jahren oder länger bei mir rum und hat sich im Laufe der Zeit aus einer Nebenrolle nach vorne in die erste Reihe geboxt. Ich kenne alle ihre Daten, ihre Macken und Vorlieben, weiß was sie am liebsten isst und trinkt.

 

Männer kann ich nicht, will ich nicht schreiben. Männer sind doof ... und überhaupt nicht sexy!

 

Die Geschichte ist auch fertig konstruiert, der Verlauf ist von vorne bis hinten geplant. Und sie ist absolut charaktergetrieben, es geht ja nur um die Prota. Der Rest ist Makulatur, Szenerie und Kulisse. Hier gab es eindeutig zuerst den Charakter, um den ich dann eine Geschichte gesponnen habe. Und auch die ergibt sich von selbst, da es der erste Band einer Trilogie wird ... und der zweite ist schon so gut wie fertig. Es war mir bloß ein Anliegen, das Ganze jetzt chronologisch zu erzählen und nicht mehr so fragmentiert zu arbeiten wie bisher. Das heißt, die Überarbeitung von Bd.2 muss warten, bis Bd.1 fertig ist. Oh, Druck! :s07

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