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Tom Finn

Plötzlich ...

Empfohlene Beiträge

Hallo PeterN,

 

Ketzerischer Gegengedanke. Wenn "plötzlich" ständig sinnentfremdet wird, wie es offenbar den Anschein hat. Sickert dieses sinnentfremdete Plötzlich nicht dann automatisch in das Sprachgefühl des Lesers ein und wird von diesem zwar sinnentfremdet verstanden, aber da sich sein falsches Verstehen mit der falschen Verwendung des Autors koppelt, entsteht trotzdem ein richtiges Bild. So minus mal minus ergibt Plus mäßig.

So wie Sinn machen mittlerweile eher durchgewunken wird als Sinn ergeben, ganz einfach, weil wir es öfter hören?

 

Danke an den Eisberg. :s07 :s07 :s07

 

Gruss

 

die Titanic (Thomas)

 

P.S.: Guter Punkt, der alles sehr relativiert, was Marco und ich vertreten... Statt der mächtigen Titanic, nur ein Rettungsboot, ein kleiner Restsinn... mitten im Nordatlantik, ganz alleine... inmitten von Milliarden Hektoliter Sprache.

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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So wie Sinn machen mittlerweile eher durchgewunken wird als Sinn ergeben, ganz einfach, weil wir es öfter hören?

Brrrrr ... Also das wäre dann doch zuviel! Ich hänge nun wirklich nicht so an Sprache und einzelnen Wörtern, aber 'Sinn machen' wird mir niemals aus der Feder fließen. Man würde man mich ja für einen schlecht übersetzten Ami halten. Und, bei aller Liebe, das möchte ich auf jeden Fall vermeiden. :s12

 

Jetzt aber wirklich gute Nacht. Computer aus und ab in die Koje mit mir. :s14

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Als ich Marcos Beiträge gelesen habe, habe ich nur zustimmend wie ein Wackel-Dackel mit dem Kopf genickt.

Der bringt das, was ich mir denke, immer wunderbar auf den Punkt. Wie auch Thomas.

 

Und dass beide solche Sprachbekloppte sind, merkt man ihren Romanen an. Die mögen zwar noch nicht veröffentlicht sein - aber eben nur, weil sie noch nicht eingereicht wurden. Denn jene Romane sind fabelhaft! Und das sage ich sicher nicht, weil ich die beiden so gut leiden kann.

 

Das Problem an dieser Diskussion ist mal wieder das Theoretische. Ich hab in meinem Roman auch einige 'plötzlich', die ich jetzt streichen würde - weil die Alternativen einfach um Klassen besser sind.

 

Jeder sollte sich einfach mal seine Texte durchsehen und experimentieren. 'Plötzlich' ist ein Wort, dass natürlich seine Berechtigung hat - aber es ist eben ein schwaches Wort. Und es geht nicht immer nur darum, das plötzlich durch ein anderes Wort zu erstzen. Um eine stärkere Wirkung zu erzielen, kann man auch Sätze umstellen - und plötzlich ignorieren.

 

 

Grüße

Quidam

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Moin, Heinz-Werner! :)

 

Wer im Glashaus sitzt ...

(...)

Sollte sich zumindest nach kleinen Steinen umsehen.

Wo wir schon beim Phrasendreschen sind: Ich werde mich hüten, den ersten Stein zu werfen, jedenfalls habe ich nie von mir behauptet, selbst ohne Sünde zu sein. :s21

 

Viele Grüße,

-Manuel

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Na, da hab ich ja was losgetreten...

 

@ Manuel:

Selbst wenn du meine Ansicht für falsch hältst: Ich habe kein einziges Argument vernommen, ausser deiner Aussage, es wäre falsch. Und dann sogar noch eine Erklärung, die mir zeigt, dass es richtig ist, was ich sage...  :-/ (siehe unten)

 

Ansonsten: Jemanden ohne Begründung als falsch zu deklarieren, ihm dann als Person generelle Verhaltensschwächen an den Kopf schmeißen zu wollen, sich selbst aber als wahrheitsverkündenden 'Heiler' zu preisen ist hoffentlich keine Argumentationstechnik, die du im Studium gelernt hast, oder?

 

So, und nun nochmal sachlich:

 

was Du als Germanistikstudent eigentlich bereits in der Einführung Literaturwissenschaft gelernt haben solltest. ;)

Sorry, da hatte ich nur die Entwicklung von der oralen zur schriftlichen gesellschaft nach Walter Ong, und eine Einführung in die Systemtheorie nach Niklas Luhmann...  :s09

(Und nein, das fand ich eher negativ...)

 

Wenn ich jemandem etwas Unerwartetes erzähle, kann das Wort "Plötzlich" natürlich vorkommen

Na also, du sagst es doch selbst!  :D Damit unterstützt du doch meine Argumentation. "Plötzlich" kommt zum tragen, und nur dann, wenn man jemandem etwas erzählt. (Meine Worte)

Da 'plötzlich' keine Empfindung ist, kann sie nicht empfunden werden, es kann nur im erzählen genutzt werden, nicht aber aus der subjektiven Emotionswelt einer Person. Daher zeigt plötzlich immer und überall an, dass etwas erzählt wird.

Wenn Du, Peter D. und andere das als falsch betrachten - tja. Wat soll isch da machen?

 

Auf jeden Fall darf sich jeder Jungautor ohne Angst und Sorge etwas falsch zu machen, auf die Fahnen schreiben: Plötzlich ist immer Anzeichen einer Erzählung und als solches auktorial.

Was der Jungautor dann daraus macht, ist eine andere Frage.

 

Marco, Du hast offensichtlich große argumentative Ausdauer. Wieso benutzt Du diese nicht für gewitzte Dialogpassagen in Deinen Büchern -

Wer sagt, dass ich das nicht tue?

 

und verschleuderst sie statt dessen mit sinnlosen Monologen in Diskussionen, die niemandem etwas nutzen?

Wer sagt, dass es niemandem nutzt? Und warum springen die Leute mit einem ein Kilo schweren Tuch überm Kopf aus einem Flugzeug, was niemandem nutzt? Aus Interesse!

 

Warum versuchst Du in wachsender Verbitterung, "Schreiben" und "Erzählen" zu trennen, wo beides doch EIN Prozeß ist, wie einige Mitposter im entsprechenden Thread (Link ungültig) (Link ungültig) auch nachgewiesen haben?

Wer verbittert? Und weil auch in EINEM Prozess zwei verschiedene Techniken angewandt werden.

 

Ich nutze meine 'Aggressiven Großbuchstaben' übrigens als Betonung. Ganz pazifistisch. :)

 

Übrigens finde ich es spaßig, dass du mich erst als falsch darstellst, und dann meine Argumentation unterstützt.  :s22

 

Naja, genug davon, vielleicht habe ich dich ja jetzt auch ein wenig 'heilen' können.

 

@ Thomas

 

Das kann man einfach überprüfen. In Texten im Präsenz klingt das plötzlich falsch, was bei einem Ich-Erzähler noch stärker auffällt.

"Ich gehe durch die Wohnung, und öffne die Schränke. Plötzlich geht die Tür auf. "

 

Das geht noch einfacher. Versuch mal zu sagen: "Ich gehe durch die Wohnung und öffne plötzlich die Schränke."

 

Hier ist klar, dass er es jemandem erzählt, sonst würde der Satz keinen Sinn ergeben.

 

Wohingegen: "Ich gehe durch die Wohnung und öffne unerwartet die Schränke" kein Problem darstellt. WARUM es für ihn unerwartet kommt, sei ein anderes Thema, aber auf jeden Fall ist es nicht zwingend etwas erzähltes, sondern kann auch empfunden werden.

 

Ansonsten ist das Thema wohl erschöpft. Ich versteh mich mit Thomas, und alle anderen mögen den Kopf über unseren hanebüchenen Quark schütteln.

 

Ein anderes Thema liegt mir aber noch am Herzen: Der ein oder andere sollte sich bitte unbedingt von dem Gedanken trennen, der Spaß an 'Mikroskopie' und das Schreiben von Büchern würden sich ausschließen. DAS ist nämlich absoluter Bullshit.

Waldläufe hin, Sprachgefühl und Erfahrung her: Den Leuten an den Kopf zu schmeißen, sie wären unproduktiv und würden niemals richtige Buchautoren werden, weil sie sich gerne mit kleineren, euch unwichtigen Aspekten der Sprache auseinandersetzen, und dran rumrätseln, erscheint mir doch ziemlich borniert. :-/

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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(Peter_Dobrovka)

Das geht noch einfacher. Versuch mal zu sagen: "Ich gehe durch die Wohnung und öffne plötzlich die Schränke."

 

Hier ist klar, dass er es jemandem erzählt, sonst würde der Satz keinen Sinn ergeben.

Der Satz ergibt auch als Erzählung nicht mehr (oder wenger) Sinn als das Selbstgespräch.

Was dem Willen des Subjekts unterliegt, ist für das Subjekt grundsätzlich niemals plötzlich. "Plötzlich" ist immer ein externer Faktor. Es ist synonym zu "unerwartet", wie hier teilweise richtig angemerkt wurde, auch von dir. Ich kann nicht etwas tun, das für mich selbst unerwartet ist. Außer ich bin nicht ganz richtig im Kopf oder beschreibe innerpsychische Zusammenhänge. Wenn dein Beispiel sich fortsetzt mit "Warum habe ich das getan?" dann paßt es wieder.

 

Worauf wir uns einigen können, ist, daß "plötzlich" in Liveberichten in der Regel keinen Platz hat. Es ist ein Adverb, das vorwiegend in Erzähltexten seinen Platz hat. Auktorial ist es deswegen noch lange nicht, Auktorialität ist eine andere Ebene.

 

"Plötzlich" ist ein Partikel, der die Unerwartetheit einer Sache betont. Auch darauf, daß dieses Wort in den sehr vielen Fällen weggelassen werden kann, ohne den Sinn einer Erzählung zu ändern, können wir uns einigen. Die Unerwartetheit ergibt sich oft genug schon aus dem Kontext. Wobei ich finde, daß nicht alles, was weggelassen werden KANN auch weggelassen werden SOLL. So ein "plötzlich" gibt dem Leser häufig genug einen Hinweis bzw. eine Sicherheit, daß der Prota ebenso überrascht ist von dem Ereignis wie der Leser.

Satz wie Kürbis. Kannst viel wegschneiden, bleibt genug.

 

Peter

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(Peter_Dobrovka)

Worauf wir uns einigen können, ist, daß "plötzlich" in Liveberichten in der Regel keinen Platz hat. Es ist ein Adverb, das vorwiegend in Erzähltexten seinen Platz hat.

Ergänzung: Das ist deswegen so, weil "plötzlich" ein innerpsychisch-beschreibendes Wort ist. Solche Gebilde sind auch:

- zu meinem Ärger

- zu meiner Freude

- zu meiner Verwirrung

Auch diese Konstrukte benutzt keiner, der über Funk jeden seiner Schritte dokumentiert. Es gibt sie nur in Erzähltexten.

 

Zweifelsohne lassen sich diese Konstrukte wie auch das "plötzlich" streichen, wenn man den Kontext so gestaltet, daß der Leser auch ohne sie weiß, was Sache ist. Merkt ihr was? Das läuft (mal wieder) auf Show don't Tell hinaus.

 

Peter

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Hey Peter.

 

An und für sich unterschreib ich alles, was du sagst, mit einer Ausnahme:

 

Ich kann nicht etwas tun' date=' das für mich selbst unerwartet ist.[/quote']

 

Ich hab grade die zweite Geschichte in Wächter des Tages gelesen, mit dem Dunklen, der sein Gedächtnis verloren hat, und einige Dinge tut, die ihm wie eingegeben erscheinen, ohne dass er genau weiß, was er da eigentlich tut.

 

Es gibt des öfteren Geschichten oder Perspektiven, in denen Charaktere sich selbst bei etwas beobachten, ohne das Gefühl von Kontrolle zu haben.

In solchen Fällen kann man, bzw. die Romanfigur, durchaus empfinden, sie selbst tue etwas unerwartet...

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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(Peter_Dobrovka)
Hey Peter.

 

An und für sich unterschreib ich alles, was du sagst, mit einer Ausnahme:

 

am Heute um 16:13 Uhr, schrieb Peter D. :Ich kann nicht etwas tun, das für mich selbst unerwartet ist.

 

Ich hab grade die zweite Geschichte in Wächter des Tages gelesen, mit dem Dunklen, der sein Gedächtnis verloren hat, und einige Dinge tut, die ihm wie eingegeben erscheinen, ohne dass er genau weiß, was er da eigentlich tut.

 

Es gibt des öfteren Geschichten oder Perspektiven, in denen Charaktere sich selbst bei etwas beobachten, ohne das Gefühl von Kontrolle zu haben.

In solchen Fällen kann man, bzw. die Romanfigur, durchaus empfinden, sie selbst tue etwas unerwartet...

Ähem ...

Du hast aber schon bemerkt, daß meine Ausführungen dazu nach dem zitierten Satz noch nicht zu Ende waren, oder?

 

Peter

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Ähem ...

Du hast aber schon bemerkt, daß meine Ausführungen dazu nach dem zitierten Satz noch nicht zu Ende waren, oder?

 

Peter

 

Ah. Doch, aber ich hatte sie anders verstanden. Sorry, Denkfehler... ::)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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