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Martina

Spannung

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Danke für den tollen Text, hpr. Mich hat er auf eine Idee gebracht. Bitte anschnallen und das Rauchen einstellen.  :s18

 

 

Mit Spannung meint man ja in einer Geschichte einen latenten, so gut wie immer unsichtbaren, atmosphärischen Äther um die Figuren herum (Spannungsfeld).

 

Wenn dieser Äther durch Action Ausdruck findet, umso besser, muß aber nicht unbedingt sein. Ein dunkler Wald etwa, in dem jetzt rein gar nichts passiert - jedoch mit Spannung vorher wie ein Kondensator aufgeladen wurde (Mord usw.), sollte eigentlich ausreichen um Spannung zu erzeugen.

Ich meine, viel mehr löst Action den Spannungszustand auf, wenn dieser nicht mehr "auszuhalten ist". Action in der Handlung oder Action in Form von Informationen, die der Prota oder der Leser erhält, entlädt je nach Handlung mehr oder weniger das Spannungsfeld. (Oder baut es noch mehr auf, wenn die Action nicht den zentralen Konflikt der Geschichte aufzulösen scheint.)

 

Action für sich, ohne inneren Konflikt der Figuren, gaukelt nur eine Pseudospannung vor. Ich empfinde sie sogar als langweilig. Da saust ein Messer herab und durchschlug ihm die Brust. Klingt nicht sehr spannend. Klingt eher geschmacklos. Ist das Messer aber aus Silberstoff, und die Brust gehört einem Vampir, dann bekommt die Action den Sinn der Auflösung des Spannungskonfliktes. Action, als Selbstzweck, bildet also keine Spannung, sie lenkt die Spannung nur, glaube ich. Sie kann also z. B. sehr gut einen Spannungsbogen beenden.

 

 

Jetzt meine These: Vielleicht sollte DIE Frage lauten "Wird er/sie es schaffen?" Und DIE Antwort sollte immer lauten: NEIN.

Erst am Höhepunkt der Geschichte oder der Szene sollte die Antwort urplötzlich, aber glaubwürdig auf JA umschlagen.

 

Der höchstmotivierte, fast dem kantischen Imperativ folgende Wille des Protas sollte seinem nach "Konfliktauflösung strebenden", leidenschaftlichen Wunsch immer unterlegen sein. (Innerer Konflikt). Dann wäre nämlich ein inhärenter Zustand erreicht, der die Frage "Wird er/sie es schaffen?" immer mit "nein" beantworten muß, denn der kopflastige Wille ist immer schwächer als der "triebgesteuerte", unbewußte Wunsch eines Menschen.

 

Im oberen Posting hatte ich nicht unterschieden zwischen Wille und Wunsch. Frodos Wille (eher rational-bewußt) ist es den Ring zu zerstören. Sein Wunsch (eher irrational-unbewußt) ist es wieder nach Hause zurückzukehren bzw. den Ring selbst zu besitzen. Immer wenn der Wunsch stärker wird, als der Wille scheint seine Mission zu scheitern und der Leser bangt um Frodo.

 

Voraussetzung dafür ist natürlich die Identifikation des Lesers mit dem Prota, denn erst dann will der hypnotisierte Leser mehr wissen und weiterlesen um zu erfahren, ob sein Held das Ziel der Konfliktauflösung erreicht.  (Egal ob die Blase drückt  :s18)

 

Der Leser wird süchtig nach Informationen über den Prota, denn dessen höchstmotivierter Wille ging mittlerweile über auf den Leser selbst. Der Prota und der Leser wurden auf magische Art und Weise eins. Der Leser wurde zur Figur. Bingo!

 

 

 

Vielleicht ein bißchen sehr akademisch, aber gut umzusetzen, meine ich. :s13

www.samuelmathers.com

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