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Heiko

Grammatikfrage - war, werden, sein würde, ...??

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Hm: Stefan stand auf, rieb sich verschlafen die Augen. Sein Blick blieb am Kalender hängen. Morgen war Weihnachten und er hatte noch immer kein Geschenk.

 

Stefan stand auf, rieb sich verschlafen die Augen. Sein Blick blieb am Kalender hängen.

Scheiße, Morgen ist Weihnachten und ich hab noch immer kein Geschenk.

 

Finde ich beides von meinem Sprachgefühl okay.

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Ich habe mich das schon ein paar Mal gefragt, vielleicht mag mir jemand antworten:

 

Mir gefällt ja auch dieses 'stünde' besser, im Vergleich zu diesem sperrigen 'stehen würde'.

 

Doch, wirke ich (bin ich es gar?) stilunsicher, wenn ich mal so, mal so schreibe und mich nicht für eine Möglichkeit entscheide?

Passt dieses 'stünde' überhaupt zu einem modernen Roman?

Es ist doch auch so, dass sich manche Wörter wunderbar vereinfachen lassen, bei manchen liest es sich ... doof.

 

Ich bin beim Kapitel Konjunktiv seit jeher recht unsicher (das hat sich bislang auch im Studium nicht geändert, Schande). Aber als Faustregel hab ich überall gelernt, dass man möglichst "würde-los" schreiben soll und das "würde" auch nicht direkt in einen "Wenn-Satz" packt. Ausnahmen sind dann zu bevorzugen, wenn sich die Konjunktivform zu altmodisch anhört. "Büke" (von backen) ist z.B. so ein Fall.

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Aber als Faustregel hab ich überall gelernt' date=' dass man möglichst "würde-los" schreiben soll und das "würde" auch nicht direkt in einen "Wenn-Satz" packt.[/quote']

Das ist so nicht korrekt - wie die meisten Faustregeln. Es gibt recht klare Regeln, wann das "würde" vorzuziehen ist - und das hat nicht unbedingt mit dem Klang zu tun.

 

Das Problem bei Faustregeln ist halt, dass sie sich zumeist auf einen konkreten Mangel beziehen (hier: jemand benutzt zu häufig "würde" und rafft einfach nicht, wann er besser darauf verzichtet). Dann gibt man halt einen möglichst leicht zu begreifenden Hinweis, wie dieser Mangel zu beseitigen ist. Aber wenn man denselben Hinweis dann auf einen Text anzuwenden versucht, der von vorneherein nicht diesen Mangel aufweist, dann wird gerade durch Anwendung der Faustregel ein neuer Mangel erzeugt.

Die Faustregel mit dem "würde-los" habe ich schon an anderer Stelle gehört - und auch erlebt, wie damit Texte verschlimmbessert werden, weil die Regel zu krampfhaft angewendet wird und das "würde" auch dann umgangen wird, wenn es wirklich angemessen wäre.

Wenn jemand sich nicht alle "richtigen" Regeln dafür merken möchte, dann würde ich eher empfehlen, lieber auf Grundregeln des Schreibens zurückzugreifen: Auf Eindeutigkeit und Verständlichkeit achten, sich abwechslungsreich ausdrücken und Wortwiederholungen auch im Bereich der Hilfsverben nicht übertreiben.

Wenn man das auch für die Konjunktive mit "würde" berücksichtigt, dürfte man meistens richtig liegen - richtiger jedenfalls, als wenn man mit der Schrotflinte auf jedes "würde" Jagd macht.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Das ist so nicht korrekt - wie die meisten Faustregeln. Es gibt recht klare Regeln, wann das "würde" vorzuziehen ist - und das hat nicht unbedingt mit dem Klang zu tun.

Es stimmt insofern, als dass es ohne "würde" im Zweifelsfall meist besser ist.

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Es stimmt insofern' date=' als dass es ohne "würde" im Zweifelsfall meist besser ist. [/quote']

Das kann man nicht mal sagen. Die Ausnahmen sind so zahlreich, dass erstaunlich häufig das "würde" vorzuziehen ist. Die Faustregel greift nur deshalb, weil es eine Menge Fälle gibt, in denen das "würde" umgangssprachlich ist - viele Leute neigen also durch umgangssprachlichen Gebrauch dazu, mehr "würde" zu schreiben als in der Schriftsprache angemessen; also verbessert sich der Stil oft hin zu einer saubereren Schriftsprache, wenn man "würde" vermeidet. Aber das hängt nicht zuletzt davon ab, wie umgangssprachlich die eigene Schriftsprache eingefärbt ist.

 

Der Nachteil ist, dass man mit dieser Faustregel die "würde" nach dem Zufallsprinzip ausdünnt. Das kann jemanden, der sich als Sprachprofi verstehen möchte, m.E. nach nicht wirklich befriedigen. Sinnvoller wäre es, genau zu wissen welche "würde" umgangssprachlich sind, und dann genau die wegzulassen - und die besseren "würde" beizubehalten.

Noch etwas spricht gegen den "Zufallsrechen": Wer nicht weiß, welche würde umgangssprachlich sind, sondern nur per Zufall ausdünnt, der kann auch nicht entscheiden, wann er in der Figurenrede ein umgangssprachliches "würde" braucht, um keine inneren Brüche in der Sprache dieser Figur zu erzeugen. Wenn man also jemandem ein umgangssprachliches Vokabular verpasst, aber ihm jedes "würde" aus der Rede streicht, wäre das auch schon wieder ein Fauxpas. Oder, besser gesagt, ein Standardmerkmal für sprachliche Trivialität :)

Also, ich halte es durchaus für zumutbar, dass ein Autor sich nicht auf Faustregeln verlässt, sondern sich vielleicht doch mal die entsprechenden zwei Seiten in einem Stilwörterbuch durchliest. Oder zumindest ein Sprachgefühl entwickelt, das besser ist als so simple Faustregeln. Solange man da nicht rausgewachsen ist ...

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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(Peter_Dobrovka)

Dieser Thread wird immer länger, aber das einzige, was ich bislang an Fakten aus ihm mitnehmen kann, ist, daß den richtigen Gebrauch des Konjunktivs niemand (mehr) kennt. Was zur Frage führt, was wichtiger ist: Duden oder Sprachgefühl.

 

Bitte hierauf nicht in diesem Thread antworten, ich mach dafür einen neuen auf:

(Link ungültig)

 

Peter

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Hi Peter,

 

 

... das einzige, was ich bislang an Fakten aus ihm mitnehmen kann, ist, daß den richtigen Gebrauch des Konjunktivs niemand (mehr) kennt.

 

 

Ich würde das nicht so verallgemeinern, aber den "Tatbestand" noch erweitern. Viele wissen vermutlich nicht einmal, dass die deutsche Sprache drei Modi kennt, die man nicht verwendet, um etwas besser klingen zu lassen, sondern um die Haltung der Sprechenden/Schreibenden auszudrücken. Das ist kein Selbstzweck, es hat gute Gründe.

 

Zwischen 'du schreibst', 'du schreibest' und 'schreibe' gibt es doch leichte Unterschiede in der Bedeutung.

 

Die meisten Leute scheinen ein Problem damit zu haben, dass in manchen Formulierungen verschiedene Modi gleichlautende Verbformen nutzen, was natürlich zu Unklarheit führt, wenn man keinen Kontext dazu konstruiert.

 

Ich sehe da durchaus Zusammenhänge mit dem gelegentlich propagierten "Malen mit Sprache".

 

Jetzt den Duden (gemeint ist ja wohl die Grammatik) über Bord zu werfen, halte ich für suboptimal. Wir kämen dann vermutlich bald dahin, dass wir nur noch zwei Zeitformen und einen Modus hätten.

 

Ich fänds schade.

 

Gruß

 

HW

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