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(Alfred)

Kapitel aus zwei oder mehreren Perspektiven ...?

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... Ist sowas sittenwidrig? Wenn der alles wissende Erzähler ein Kapitel aus zwei oder sogar drei Perspektiven zum (hoffentlich) Besten gibt?

Donna Leon, Dan Brown etc. haben dies bereits getan, doch ist dies eine professionlle Erzählerweise? Solle nicht besser ein Kapitel um das andere aus einer Perspektive erzählt werden? Oder kann man das doch ungeniert machen? Fragende wie sommerliche Grüße an alle, Fred.

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Du kannst in jede Figur schlüpfen - nur mich nerven solche Perspektivenwechsel kollosal. Falsch ist es nicht, man liest das ja tausendfach, aber du musst selbst für dich entscheiden, was dir besser gefällt.

 

Ein hin und her kann meiner Meinung nach nie so packend sein, wie die gleiche Szene aus einer Perspektive.

 

Grüße

Quidam

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(Peter_Dobrovka)

Darüber gab es schon einen Thread, aber ich bin um diese Uhrzeit zu müde, um ihn zu suchen. Vielleicht morgen.

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Hallo, Alfred,

 

sittenwidrig ist es nicht, aber mich nerven die vielen Perspektiven ebenfalls.

Kürzlich hat mir mein Lektor/ Agent einen Hinweis gegeben: etwa 60 %

sollten aus einer Perspektive erzählt werden, wenn man schon Wechsel machen will. Bei Beginn einer neuen Perspektive Absatz oder neues Kapitel. Das leuchtet mir ein.

Auch wenn die Erfolgreichen innerhalb eines Absatzes die Perspektive wechseln: guter Stil ist das nicht.

 

LG

Christa

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Danke für Eure Antworten.

Christa: das mit den etwa 60% ist sicher eine gute Einschätzung. Werde mich daran orientieren.

 

Alfred

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Hallo Alfred,

ich habe zur Zeit einen Plot in der Schublade, der mein nächstes Projekt im Herbst sein soll - und darin verwende ich durchgängig drei Perspektiven, die jedoch nicht innerhalb der Kapitel, sondern schön klar getrennt wechseln.

Die "geheime" Haupfigur des Buches wird aus der Perspektive eben jener drei geschildert, bekommt jedoch selbst nicht die Chance, ihre Gedanken und Motive außerhalb ihrer Gesten und Worte deutlich zu machen.

Es soll eine ziemlich actiongeladene Beziehungskiste werden, und ich hoffe, mit diesem Konzept die Spannung zu erreichen, die ich anstrebe.

 

Z.B. Das Lied von Eis und Feuer von Martin verfügt über ein Dutzend Protagonisten, die das Geschehen aus ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten berichten. Das funktioniert aber nur so gut, weil die einzelnen Charaktere durch Kapitel und Überschriften klar voneinander getrennt werden. Ansonsten wäre es ein heilloses Durcheinander...

Und einige andere Romane bedienen sich der gleichen Methode, um Komplexität und Spannung zu erzeugen, z.B. "Big Dry" von Herbert Becker und so mancher Thriller - sogar mit teilweise unterschiedlicher Sprache.

Doch Übersichtlichkeit steht an erster Stelle! Und jede Figur, die die Möglichkeit eingeräumt bekommt, ihre Gefühle aus ihrer Sicht zu schildern, sollte für den Plot halbwegs wichtig sein, finde ich.

Deshalb lieber nicht zu oft wechseln.

Doch Peter hat recht, es gab schon einmal einen Thread dazu...

 

Liebe Grüße

chrissi

Bei Droemer Knaur im März 2012:  Mondherz &&Meine neue Website

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Mich stören Perspektivenwechsel während der Kapitel oder einer Szene. Das verwirrt den Leser, der sich herausgerissen fühlt und so umorientieren muss. Ich vermeide Perspektivenwechsel, wende sie nur kapitelweise an.

 

Romane aus der Sicht mehrerer Perspektiven, wenn abgetrennt und nicht durchmischt, lese ich gerne. Das kann die Handlung auflockern.

 

Kristin

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Mich stören solch Perspektivwechsel auch sehr. Ich bin ein Liebhaber klarer Abgrenzungen, also Wechsel z.B. bei einem neuen Kapitel.

 

Besonders ärgert es mich dann, wenn es eigentlich keinen Grund für einen Wechsel gibt, z.B. wenn die Perspektive nur gewechselt wird, damit die andere Person (die vorher die Perspektive inne hatte) beschrieben werden kann.

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Geschmackssache (ich muss es wissen  ;)).

Ich bin eher der Freund des Perspektivtreuen. Dann sollten Wechsel so stattfinden, wie es hier schon mehrfach genannt wird.

 

Allerdings gibt es für mich einen bedeutenden Unterschied, zwischen einem auktorialen Erzähler und einem Wechsel zwischen personalen Perpektiven.

Du sprichst ja scheinbar den ersteren an.

 

Ein auktorialer Erzähler in diesem Sinne zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass er zu jeder beliebigen Zeit in den Kopf jeder beliebeigen Figur schauen kann, ja sogar in mehrere Köpfe gleichzeitig. Wenn er sich also deutlich als auktorial zu erkennen gibt, z.B. auch durch auktoriale Vorgriffe und ähnliches, dann erzählt er die Geschichte eben auch immer aus einer auktorialen Perspektive. Und die ist streng genommen keine Figurenperspektive, sondern eben die des Erzählers.

"Während Anja sich um Torsten sorgte, träumte der von Monika. Hätte Anja das gewusst, wäre sie mit ihren Gedanken effizienter umgegengen und hätte ihren Schwärmereien für Siegfried nachgehangen, dem das durchaus Anlass zur Freude gewesen wäre, hätte er es nur geahnt."

 

Es lässt sich aber sagen, dass ein auktorialer Erzähler (außer bei gelegentlichen Versehen) eher aus der Mode gekommen ist (er gehört doch eher zu den Gesellschaftsromanen der Romantik). Das allein birgt das Risiko, gegen Lesegewohnheiten zu verstoßen.

Und nochmal: Er unterschiedet sich von verschiedenen (und seien es noch so viele) personalen Perspektiven.

 

Erzählende Grüße

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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Und einige andere Romane bedienen sich der gleichen Methode, um Komplexität und Spannung zu erzeugen, z.B. "Big Dry" von Herbert Becker und so mancher Thriller - sogar mit teilweise unterschiedlicher Sprache.

Doch Übersichtlichkeit steht an erster Stelle! Und jede Figur, die die Möglichkeit eingeräumt bekommt, ihre Gefühle aus ihrer Sicht zu schildern, sollte für den Plot halbwegs wichtig sein, finde ich.

Vor allem bietet es eben auch die Möglichkeiten mit verschiedenen Blickwinkeln zu spielen. Person A wird von Person B so eingeschätzt, in den Kapiteln, die aus der Sicht von B geschildert werden. Erfährt der Leser aber später, was tatsächlich in Person A vorgeht, kann das einige nette Effekte bringen.

Wobei gerade bei solchen "Krimi/Thriller"-Geschichten das Problem besteht, wenn man 8 Personen hat und man weiß: Eine davon war`s. Und von den 8 Personen sind 5 Perspektivträger und 3 nicht, dann engt sich der Kreis der Verdächtigen ziemlich ein.

Es kommt übrigens teilweise sogar vor, dass Personen, die eigentlich Perspektivträger sind und denen der Leser, auch wenn sie unbeobachtet und alleine waren, über die Schulter geguckt hat, dass diese Figuren auf einmal aufspringen und schreien: April, April, ich bin der Böse.

Das ärgert mich dann immer ungemein.

 

Bei Perspektivwechseln kommt es sicher auch auf das Material an. Man muß sich darüber im Klaren sein, dass eine Geschichte aus einer Perspektive ganz anders wirkt als die aus mehreren.

Innerhalb eines Kapitels würde ich die Perspektive nicht wechseln. Ich würde einfach ein neues beginnen, aber da ich ohnehin zu relativ kurzen Kapiteln neige (so im Schnitt 1.500 Wörter), ist das nicht das Problem.

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Hallo Philipp,

danke für deine ausführliche Antwort. Ja, mein Erzähler ist ein auktorialer, und in manchen Szenen für den Spannungsaufbau sehr von Vorteil, wie ich glaube. In meinem Roman (eine Art von Dark Fantasy) schlüpft er vorrangig in zwei Köpfe, aus deren Sicht der Plot großteils erzählt wird. Dann aber gibt es Action-Kapitel, die auch in die Köpfe der Nebenfiguren schauen lassen. Das kann, meiner Meinung nach, eine bessere Glaubwürdigkeit rüber bringen, wenn die vom Tode bedrohten Nebenfiguren ihre Ängste und Gefühle preisgeben. Da diese Figuren aber nur Nebenfiguren sind, möchte ich ihnen nicht eigene Kapitel widmen, sondern ihre Gedanken Absatz für Absatz zum Ausdruck bringen, und zwar in Szenen, in der ohnehin alle gemeinsam agieren.

Da zuvor auch in die "Hauptköpfe" des öfteren geschaut wurde, stört dies dem Erzählerfluss meiner Meinung nach nicht. (Hab ich mir von Dan Brown abgesschaut, der läßt zB. in der letzten wichtigen Szene von Sakrileg neben den beiden Hauptprotagonisten auch den Bösewicht zu Gedankenworten kommen.)

 

Aber nochmals zurück zu der auktorialen Erzählerweise: Manchmal geht das ja auch gar nicht anders, zumindest nicht "verkrampft" anders, wie ich glaube, besonders dann, wenn zum Beispiel eine Gefahr die beiden Hauptprotagonisten bedroht, die von ihnen noch gar nicht wahrgenommen wurde, der Leser aber bereits darüber Bescheid wissen sollte.

 

Sodann, liebe Grüße

Alfred

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Aber nochmals zurück zu der auktorialen Erzählerweise: Manchmal geht das ja auch gar nicht anders, zumindest nicht "verkrampft" anders, wie ich glaube, besonders dann, wenn zum Beispiel eine Gefahr die beiden Hauptprotagonisten bedroht, die von ihnen noch gar nicht wahrgenommen wurde, der Leser aber bereits darüber Bescheid wissen sollte.

 

Kannst du das bitte an einem Beispiel erläutern? Zudem ist es ja so, dass ein auktorialer Erzähler ja (zumindest von mir) nicht verdammt wird, wenn er in eine Figur schlüpft. Wenn er aber hin und herspringt, dann ist es blöd.

 

Ich arbeite auch mit auktorialen Erzähler, schon wegen einer vernünftigen Exposition. Aber ich vermeide es, hin und her zu springen.

 

Grüße

Quiddy

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Hallo Quidam,

also, gerne erläutere ich dir meine Meinung anhand eines Beispiels. In meinem Roman, der ja eine Fantasy-Geschichte ist, werden die zwei Hauptprotagonisten von einer unheimlichen Gefahr bedroht, die just in dem Moment auftaucht, als beide im Bett noch schlafen. Diese unfaßbare Gefahr schleicht sich langsam an sie heran, um Spannung aufzubauen, und weit und breit ist keiner da, aus dessen Sichtweise das Ganze beschrieben werden könnte. So bleibt nur der alles wissende Erzähler übrig, der das Ganze beschreibt.

Hin- und Herspringen tue ich übrigens auch nicht, ich konzipiere die einzelnen Kapitel je nach Sichtweise der Haupthandelnden. Wenn diese allerdings in dem einen oder anderen Kapitel nicht auftauchen, oder nur am Rande, lasse ich schon mal zwei oder drei Nebenprotagonisten ihre Gedanken äußern, wenn dies mir wichtig erscheint und dem Erzählerfluß nicht schadet.

Weiß in deiner Arbeit der auktoriale Erzähler nur über einen Protagonisten genau Bescheid, oder läßt er ebenfalls die Gedanken bzw. Gefühle mehrerer zu Wort kommen?

Spätabendliche Grüße,

Alfred

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Hallo Alfred, hallo Quidam,

 

mir ist nicht ganz klar, was ihr unter einem auktorialen Érzähler versteht? Also, mir ist schon klar, was ich darunter verstehe, das habe ich ja versucht zu erläutern, aber mir scheint, ihr versteht etwas ganz anderes darunter.

 

Alfred sagt, er nutzt den auktorialen E., um z.B. einen Erzähler zu haben, wenn die sonstigen Perspektivträger schlafen. Das scheint mir aber dann so, als ob du ihn nur dann nutzt. Ansonsten erzählst du personal mal aus der einen, dann aus der anderen Perspektive.

 

In diesem Fall wäre der auktoriale ein Notnagel, wenn dein sonstiger Erzähler nicht weiter kommt. Und so würde ich das wohl auch empfinden, nämlich als unausgereift und nicht durchdacht.

Wenn ich einen personalen E. habe, aber keine Perspektive, die eine bestimmte Gefahr erfahren könnte, muss ich mir eben anders weiterhelfen und nicht einfach mal eben kurz den Erzähler austauschen (das ist natürlich nur eine Regelmeinung, im konkreten Fall, mag es Texte geben, bei denen es mich nicht stören würde).

 

Nochmal: Ich verstehe den auktorialen E. nicht als figurenperspektivisch. Es gibt sicherlich Abstufungen, wie auktorial ein Erzähler nun wirklich ist, aber klassisch kann er eben eben immer in alle Figuren hineinschauen. Insofern wird er nie einer einzelnen Person besonders nahe kommen. Und er wartet eben nicht ab, ob ein Kapitel oder ein Abschnitt zu Ende ist, bevor er mal bei der nächsten Figur vorbeischaut, denn eben dass ist sein Merkmal: Er ist allwissend. Immer und überall. Er muss sich nicht erst konzentrieren und Anlauf nehmen, um auch mal zu erfahren, wie es denn Tante Käthchen so geht. Er ist der Gott im Text und könnte mir sogar sagen, was sie gerade macht, wenn sie in der Szene gar nicht vorkommt.

 

Er schlüpft nicht, springt nicht hin und her, er ist allgegenwärtig. Und das muss er auch zeigen, wenn dem einzigen, der über ihm steht, dem Autor nämlich, nicht vorgeworfen werden soll, er habe die Perspektiven (nämlich die eines personalen E.) nicht sauber eingehalten.

 

Auktoriale Grüße  ;D

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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Hallo,

 

Philipp, du schreibst:

Wenn ich einen personalen E. habe, aber keine Perspektive, die eine bestimmte Gefahr erfahren könnte, muss ich mir eben anders weiterhelfen und nicht einfach mal eben kurz den Erzähler austauschen (das ist natürlich nur eine Regelmeinung, im konkreten Fall, mag es Texte geben, bei denen es mich nicht stören würde) ...

 

Nun, da hast du wahrscheinlich Recht. In meiner Szene mit der Gefahr über dem Bett habe ich mir dann auch so weiter geholfen, dass die Protagonistin die herannahenede Gefahr bereits im Traum als Art Vision vorhersieht, und die Gefahren-Beschreibung daher im Endeffekt wieder aus ihrer Sicht geschildert wird.

 

Da ich mich noch klar als Anfänger sehe, versuche ich vorrangig durch Lesen geeigneter Stoffe Erfahrungen zu sammeln, und da fallen mir natürlich in erster Linie Bestseller ein. Wie zum Beispiel "Das Gesetz der Lagune" von Donna Leon. Da schildert sie in einem sehr ausführlichen ersten Kapitel den Ausbruch eines Feuers auf einem Boot. Da die Mannschaft aber bereits ermordet wurde und auch sonst keine Seele an Bord ist, ist diese Schilderung eindeutig auktorial. Dann aber schildert sie alle anderen Kapitel fast auschlißlich aus Kommissar Brunettis Sicht. Deiner Erklärung nach also ein eindeutiger Erzählerwechsel.

 

Über Dan Browns Hin- und Hergehupfe habe ich ja schon Berichtet, trotzdem finde ich seinen Text eigentlich ziemlich flüssig.

 

However. Ich werde meinen Text wahrscheinlich nochmals bearbeiten müssen, denn grobe Schnitzer möchte ich mir nicht erlauben.

Dankbare Grüße ob Deiner Stellungsnahme

Alfred

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Ich arbeite auch mit auktorialen Erzähler' date=' schon wegen einer vernünftigen Exposition. Aber ich vermeide es, hin und her zu springen.[/quote']

 

Eine vernünftige Exposition kannst du auch aus jeder 'Perspektive' schreiben.

 

Marias Perspektive: "Sie stürmte keuchend auf den Bahnsteig, ihr schwaches Herz trommelte in ihrer Brust, ihre Hand krallte sich in ihr Hemd und das faltige Fleisch darunter, doch es war zu spät. Mit dem Gefühl der Verzweiflung sah sie die Lampen des Zuges in der aufkommenden Nacht entschwinden."

 

Heinz' Perspektive: "Mit letzter Kraft stürmte er durch die Türen auf den Bahnsteig, wie sonst in eine Bar, sein verfluchtes Herz klopfte und zischte in seiner Brust wie ein explodierender Dampfkessel, und er grub dicke Finger in das Fleisch über den Rippen. Wie sein Leben sah er den Zug und seine letzte Hoffnung in der Nacht verschwinden, die sich damit über seine Zukunft senkte."

 

Dianas Perspektive: "Der Bahnsteig war verschmutzt, von schwarzen Kaugummiflecken übersät, als sie hinaustrat an die Luft, die nach Herbst und Ernte roch. Die Hand hielt sie an die Brust gedrückt, darunter schien ihr Herz beinahe zu zerspringen, ihr Atem ging schleppend und sie bemühte sich, Haltung zu bewahren und lächelte traurig, während sie dem zug entlangsah, der im Abendblau verschwand wie eine Perlenkette im dunklen Ozean."

 

Nur mal wieder als Beispiel.  ;D

 

Aber nochmals zurück zu der auktorialen Erzählerweise: Manchmal geht das ja auch gar nicht anders' date=' zumindest nicht "verkrampft" anders, wie ich glaube, besonders dann, wenn zum Beispiel eine Gefahr die beiden Hauptprotagonisten bedroht, die von ihnen noch gar nicht wahrgenommen wurde, der Leser aber bereits darüber Bescheid wissen sollte.[/quote']

 

Das sehe ich anders. Es gibt für gewöhnlich IMMER eine Perspektive, die man einnehmen kann. Das reicht von Gastauftritten, also Personen, die nur für diese kurze Szene zum perspektivträger werden, bis hin zu einem Hauptcharakter, der zeuge eines Gespräches wird, sich darunter aber nichts vorstellen kann, weil ihm Informationen fehlen, die der Leser vorher schon anhand einer anderen Perspektive gesammelt hat, oder dass man einen herumstromernden Hund, eine Amöbe, oder eine Blume als Perspektive nimmt.

Anders gesagt: IRGENDWER ist so gut wie immer an den Ereignissen beteiligt, und dessen Perspektive kann man übernehmen. Die Fälle in denen das tatsächlich nicht geht, sind so selten, dass man es in meinen Augen vernachlässigen kann...

 

Ganz generell: Eine etwas nähere Erläuterung zum auktorialen Erzähler findet sich HIER! (Link ungültig) (Link ungültig)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Wie zum Beispiel "Das Gesetz der Lagune" von Donna Leon. Da schildert sie in einem sehr ausführlichen ersten Kapitel den Ausbruch eines Feuers auf einem Boot. Da die Mannschaft aber bereits ermordet wurde und auch sonst keine Seele an Bord ist' date=' ist diese Schilderung eindeutig auktorial. Dann aber schildert sie alle anderen Kapitel fast auschlißlich aus Kommissar Brunettis Sicht. Deiner Erklärung nach also ein eindeutiger Erzählerwechsel.[/quote']

 

Ja, ich hatte ja gesagt, möglich ist natürlich alles. Es ist ja deine Geschichte. Und es gibt ja auch Romane, in denen aus eigentlich unvereinbaren Perspektiven erzählt wird (z.B. personaler E. in der dritten Person vs. Ich-Erzähler). Das sind dann aber auch zwei unterschiedliche (und hoffentlich deutlich getrennte) Erzähler.

 

Dein Beispiel von Donna Leon (ich hab das Buch nicht gelesen) scheint außerdem eine relativ typische Einleitung zu sein. Ein auktorialer E. überblickt die Umgebung oder ein Ereignis aus der Vogelperspektive und fokussiert dann (nach und nach oder auch nach einem Absatz von jetzt auf gleich) auf seine Figur, schlüpft in deren Perspektive und bleibt dann (in der Regel) auch dort (wenigstens für eine Zeit).

So ein Fokussieren kann auch sehr schnell gehen:

"Es war eine stürmische Winternacht. Niemand in dem kleinen Dorf Forum setzte noch einen Fuß vor die Tür. Doch auf einer kleinen Anhöhe unter einem Apfelbaum saß ein kleines Mädchen. [bis dahin war es auktorial, ab dem nächsten Satz schlüpft der Erzähler in die Figur] Marie störte das Wetter nicht. Es entsprach ihre Gemütsverfassung. Könnte sie das Dorf nicht in dieser Nacht verlassen?"

 

Solche Fokkussierung ist eben oft einer ruhigen Einleitung geschuldet. Da man ja aber heute gern direkt ins Geschehen einsteigt, bietet es sich durchaus an, direkt mit der personalen Perspektive zu beginnen (die Eindrücke oben könnten ja auch alle von dem Mädchen stammen).

 

Mir geht es auch weniger darum, was man darf und was nicht (woher soll ich das wissen  ;)), sondern ob man dabei einen "sauberen" Eindruck hinterlässt. Es soll eben nicht so wirken, als habe der Autor sich aus  Hilflosigkeit für eine billige Lösung entschieden. Kurz, wenn ich tatsächlich der Meinung bin, dass es in einer Szene eine auktoriale Erzählperspektive sein muss, sollte ich schauen, ob ich sie nicht zu einem generellen Stilmittel machen oder wenigstens schon vorher in ähnlichen Szenen anwenden kann.

 

Saubere Grüße

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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