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(Huutini)

Was sind Druckfahnen?

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Hallo,

 

ich finde Druckfahnen sehr anstrengend aber auch sehr nützlich und völlig unabdingbar. Was ich da jedes Mal noch an Fehlern entdecke (wohlgemerkt, die meisten von der Lektorin neu reingesetzt, nicht von mir) ist Wahnsinn, regelmäßig schicke ich dicke Pakete mit Korrekturen an die Verlage zurück anstatt wie eigentlich angedacht nur die wenigen Fehlerseiten zu faxen. ;-)

 

Ich lege sogar mein ausgedrucktes Originalmanuskript daneben, um direkt vergleichen zu können, wenn mir ein Satz so vorkommt als wäre er nicht von mir. Was dann natürlich die doppelte Arbeit bedeutet und mir regelmäßig Kopfschmerzen verursacht.

 

Aber ich würde nie im Leben auf diese letzte Kontrolle verzichten. Nur einmal wurde mir keine Fahne zugeschickt weil es einfach nur ein eingescannter Nachdruck sein sollte. Großer Fehler! Auf den letzten zwei Seiten habe ich gleich drei Fehler entdeckt, die vorher nicht drin waren, einfach durch das Einscannen bedingt.  :s11

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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Druckfahnen im eigentlichen Sinn gab es in der seligen Zeit, als man noch im Bleisatz druckte. Da hatte der Autor geschrieben, der Lektor korrigiert und dann der Setzer seinen Rahmen fertig gesetzt. Schwärze drüber und ein erster Abzug lag da. Der wurde vom Korrektor korrigiert, danach korrigierte der Setzer seinen Bleisatz, und davon machte er dann den "Fahnenabzug". Der ging via Lektor, der erste Korrekturen anbrachte, zurück an den Autor für weitere Korrekturen. Wie ein Proust, ein Thomas Mann, damit umgingen, das wisst Ihr, darum steht in unseren Verlagsverträgen aber auch, ab wieviel Prozent Neusatz es anfängt, Geld zu kosten. Und Ihr könnt euch denken, warum heutzutage so viele Texte so viel schlechter sind als damals.

 

Was heute Druckfahnen genannt wird, sind erste Ausdrucke des Textes aus dem PC des Chinesen oder Malaien, der euer MS. zu Papier zu bringen hat, oft nicht einmal Deutsch kann und eben so gut er's kann reingehackt hat, was er versteht.

 

Mir liegen gerade die Fahnen eines Buchteils vor, die mir der (nach eigenem Anspruch) führende Wissenschaftsverlag im Land (resp. die von ihm beauftragte "Lektorin") zugeschicht hat. Es ist ein juristischer Text. Das Problem ist nur, dass anstelle des Paragraphenzeichens jeweils eine verrückte Ziffern- und Zeichenfolge steht und zudem danach etwa zweieinhalb Zeilen vom Originaltext fehlen. - Ich hab rausgekriegt, das wurde irgendwo in Indonesien eingegeben. Die (faule) Lektorin hat den Mist nicht mal mit meinem MS. verglichen, sondern schreibt jedesmal an den Rand: "Verstehe ich nicht", und die Funktion des Korrektors wurde offenbar in Indonesien wie in Berlin eingespart.

 

Tip: Die Fahnen vergrößert abkopieren. Dann sieht man mehr Fehler.

 

FG Philo

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Was heute Druckfahnen genannt wird' date=' sind erste Ausdrucke des Textes aus dem PC des Chinesen oder Malaien, der euer MS. zu Papier zu bringen hat, oft nicht einmal Deutsch kann und eben so gut er's kann reingehackt hat, was er versteht. [/quote']

 

Hallo Philo,

 

das klingt nach einer bitteren Erfahrung. Da muss man ja schon froh sein, wenn man einfach nur wenig Zeit für die Fahnen hat. Aber nicht alle Verlage arbeiten so.

 

Christoph

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Was heute Druckfahnen genannt wird, sind erste Ausdrucke des Textes aus dem PC des Chinesen oder Malaien, der euer MS. zu Papier zu bringen hat, oft nicht einmal Deutsch kann und eben so gut er's kann reingehackt hat, was er versteht.  

 

 

Hallo,

 

als ich mit dem Schreiben anfing, wurden meine Texte tatsächlich noch abgetippt, aber bald darauf wurden die MS digital erfasst, da war Abschreiben nicht mehr nötig. Wird das überhaupt noch irgendwo gemacht, außer mit Sachen von irgendwelchen berühmten Autoren, die immer noch auf Uralt-Schreibmaschine oder mit Füllhalter schreiben?  :)

 

Bei meinem letzten Roman habe ich sogar im vierten Fahnenlauf trotz sorgfältigsten Lesens von vier Lektoren und Korrektoren noch Fehler gefunden.

 

Bei größeren Änderungen (d. h., falls einem auf einmal ein Satz nicht mehr gefällt, oder es ist einem eine falsche Info reingerutscht oder Logikfehler aufgefallen) lässt sich auch im letzten Fahnenlauf noch alles geradebiegen, wenn man absatz- und umbruchneutral korrigiert (Zeichen zählen!)

 

Fahnen erhalte ich übrigens nicht bei jedem Roman, bei den TBs geht es sehr gut auch ohne, zumal das eine enorme, teilweise wochenlange Arbeit ist, auf die kein Autor sonderlich scharf ist.

 

LG,

eva v.

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Hallo zusammen,

wenn die Fahnen in der Setzerei derart verpfuscht werden, darf man sich durchaus beschweren, ich hatte auch mal so einen - noch extremeren - Fall, wo ich die Fahnen zurückgeschickt habe mit der Bemerkung, diese Zusatzfehler herauszuholen, würde mehr als zehn Prozent des Textes ausmachen. Ergebnis: Ich bekam neue Fahnen und der Verlag hat die Setzerei gewechselt, weil ich nicht die einzige Autorin mit der Beschwerde war. Lektoren merken das nicht immer gleich, weil sie i.A. die richtige Korrektur nach der des Autors machen.

 

Die Zeit, die man zur Verfügung hat, schwankt, tendiert aber eher zu eiligst. Diesmal habe ich drei Wochen, das ist Luxus, weil das Buch erst 2007 erscheint und wir früh fertig wurden. Sonst sind es in der Regel höchstens drei Tage mit Nachtschichten. Ich hab auch schon Fahnenkorrekturen per Telefon durchgegeben, wenn es sehr eilte.

 

Korrekturzeichen halte ich für selbstverständliches Handwerksmittel, zumal man sie haufenweise ergoogeln kann (Korrekturzeichen+DIN). Sie ersparen einfach Missverständnisse und Zeitverlust. Essentiell ist außerdem eine deutliche Handschrift, um nachträgliche Fehler zu vermeiden.

Korrigieren mit einem Auge auf den Umbruch, wie Eva es anspricht, kann auch sehr nützlich sein - ich werde häufig nach der Korrektur angesprochen, dass man auf den und den Seiten noch eine Zeile mehr oder weniger bräuchte. Wenn man dafür einen Blick hat, ist der Eingriff in den Text nicht so schlimm.

 

Man gibt zwar mit der Fahne als Autor sein "imprimatur" (es darf gedruckt werden), sollte aber nicht allzu ängstlich sein. Nachher korrigiert noch einmal das Lektorat sehr genau, dann kommen noch 1-2 Korrektoren. Bei einem meiner Verlage gibt es allein einen Korrektorendurchgang nur für die Überprüfung der zufällig gerade geltenden Rechtschreibreform.

 

Schöne Grüße,

Petra

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