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(Maaja)

150 Seiten gestrichen - und nun?

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Liebe Leute!

 

Ich habe ein Problem.

Ich habe beschlossen ca. 150 Seiten vom Anfang meines Romans in die Tonne zu treten, aus einem ganz einfachen Grund: Weil die Geschichte erst auf der Seite 151 losgeht.

 

Das Streichen ist für mich nicht das Problem, sondern ein Befreiungsakt. Problem ist das „Herüberholen“ von Informationen. Auf diesen 150 Seiten, die wegfallen, werden Menschen und Sachen eingeführt, die später nochmals auftreten oder das spätere Geschehen prägen.

 

Um festzustellen, welche Informationen dem Leser nach dem Wegfall der ersten Seiten fehlen, beginnt jetzt ein Testleser mit der Seite 151.

 

Aber wie fülle ich diese Infolücken, die er entdeckt, handwerklich am besten?

Wenn ich das immer so mache: „Elena hatte sie beim Zahnarzt kennen gelernt, sie waren zusammen getürmt, als aus dem Behandlungszimmer Schreie und Schläge zu hören waren“, wird es irgendwie eintönig.

 

Habt ihr Tipps, Empfehlungen und Erfahrungen?

 

Maaja

 

Nachtrag.

Ich habe etwas Wesentliches vergessen. Die Infos müssen in den "fertigen" Text nachträglich eingefädelt werden.

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Liebe Maaja,

 

ich riete, so ganz ohne Kenntnis der Zusammenhänge, gründlich zu überlegen, welche Informationen wirklich wichtig sind, welche gebündelt werden können, um dann jeweils Szenen daraus zu machen. Wenn Zwei aufgrund von Schreien aus einem Behandlungzimmer gestürzt sind, läßt sich doch prima eine Geschichte rausholen.

 

Es gilt abzuwägen, welche Elemente eine eigene Szene verdient haben und wo diese unterzubringen sind - und welche Informationen vielleicht sogar redundant sind oder sich aus dem Zusammenhang ergeben werden bzw. sich en passant einstreuen lassen.

 

Meiner Erfahrung nach ist das, was nicht für eine Szene taugt, oft tatsächlich überflüssig bzw. kann nebenbei eingebaut werden.

 

Viel Erfolg

 

Eva

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Hallo Maaja,

ich bin immer ganz schlecht darin, pauschal handwerkliche Tipps zu geben, aber vielleicht inspiriert dich folgende Überlegung:

Wenn ich derart große Teile (eigentlich schon kleinere) in die Tonne haue, kann ich eigentlich nie sagen, dass der Rest jetzt so stehenbleiben kann. Denn es greift in das gesamte Plotgefüge ein, die Dramaturgie stimmt nicht mehr. Blödes Beispiel: die Höhepunkte und Spannungsbögen verschieben sich total. Würde ich jetzt wie Fetzchen einfach nur Szenen einsetzen, wäre das Flickwerk spürbar.

 

So hart das klingt... ich gehe in solchen Fällen zuerst einmal grundsätzlich neu an den Plot. Schaue, was übriggeblieben ist und entwerfe die Geschichte von Grund auf neu. Bis der Bogen wieder stimmt.

Auf diese Art kann ich sicherer beurteilen, was zu übernehmen ist und wo ich neu komponieren muss.

 

Nur... ich fürchte, so individuell jeder seine Romane schreibt und entwirft, so wenig bringt dich ein Rezept weiter, das einem anderen vielleicht nutzt. Ich selbst experimentiere da auch immer noch... ich glaube, man muss einfach durch Probieren und Erfahrung den eigenen Weg finden. Mein Weg funktioniert vielleicht für die am ehesten, die zuerst durchplotten.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Denn es greift in das gesamte Plotgefüge ein' date=' die Dramaturgie stimmt nicht mehr. Blödes Beispiel: die Höhepunkte und Spannungsbögen verschieben sich total.[/quote']

Das ist zum Glück nicht zu befürchten. Mein Problem ist in der Entstehungsgeschichte meines Romans verwurzelt. Ich habe ursprünglich mit der Seite 151 angefangen. Das ist der Uranfang des Romans. Ich habe diesen Teil etwa zur Hälfte geschrieben, dann wurden mir die Rückblenden zu viel und ich habe beschlossen, diese als eigene Geschichte dem ursprünglichen Anfang voranzustellen. So entstanden die besagten 150 Seiten. Anschließend habe ich im ursprünglichen Teil I, der jetzt Teil II geworden war, weiter geschrieben. Also gehört der Teil I nicht zu dem Spannungsbogen und aus diesem Grund wird er auch gestrichen. Der Teil II wird wieder zum Teil I, so wie beim Urknall des Romans. Das Problem ist aber, der ganze Rest, ca. ab der Mitte des Teils Ur-I ist mit dem Wissen um die Geschehnisse aus dem nun gestrichenen Teil geschrieben. Einige Fakten muss ich einfach einflechten.

 

Würde ich jetzt wie Fetzchen einfach nur Szenen einsetzen, wäre das Flickwerk spürbar.

Nun ja, das will ich ja eben vermeiden. Und ich bitte einfach um Ratschläge, wie ich mich dabei am wenigsten dumm anstelle. Ein paar Ideen habe ich schon.

 

Nur... ich fürchte, so individuell jeder seine Romane schreibt und entwirft, so wenig bringt dich ein Rezept weiter, das einem anderen vielleicht nutzt.

Ich bin da nicht so pessimistisch. Ich lerne beim Montségur von Antworten auf die Fragen, die ich gar nicht gestellt habe. Wie viel mehr kann ich dann aus Antworten auf meine Frage lernen. Ich muss ja nichts 1:1 umsetzen, die fremden Rezepte erweitern einfach mein Rezeptbuch und ich kann darin blättern und danach kochen, oder sie an die Lebensmittel, die ich zu Hause habe, anpassen.

 

@ Eva

ich riete, so ganz ohne Kenntnis der Zusammenhänge, gründlich zu überlegen, welche Informationen wirklich wichtig sind, welche gebündelt werden können, um dann jeweils Szenen daraus zu machen.

Das war die Wurzel meines Problems: ich habe aus ungeschickt eingefügten Informationen - ellenlange Rückblenden am Anfang des Romans - Szenen gemacht, jetzt muss ich die Szenen wieder zu Information verwandeln und diese wieder einfädeln. Welche handwerkliche Griffe gibt es dazu?

 

Maaja

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(Peter_Dobrovka)

Wenn ich das immer so mache: „Elena hatte sie beim Zahnarzt kennen gelernt, sie waren zusammen getürmt, als aus dem Behandlungszimmer Schreie und Schläge zu hören waren“, wird es irgendwie eintönig.

Dann hast du deine 150 Seiten nicht wirklich rausgeschmissen, sondern aus Show Tell gemacht und die Fetzen über das Buch verteilt, statt einen Block am Anfang zu haben.

 

Ohne das Manuskript zu kennen, ist es allerdings unmöglich, dazu etwas Konkreteres zu sagen.

Um die Lücken, die entstanden sind, zu füllen, ist dein neuer Testleser zu wenig, ich empfehle mindestens zwei, die erst ab Seite 151 anfangen und Unstimmigkeiten notieren.

Um die Lücken nicht überzuerfüllen habe ich keinen Tipp.

 

Peter

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Dann hast du deine 150 Seiten nicht wirklich rausgeschmissen, sondern aus Show Tell gemacht und die Fetzen über das Buch verteilt, statt einen Block am Anfang zu haben.

 

Ohne das Manuskript zu kennen, ist es allerdings unmöglich, dazu etwas Konkreteres zu sagen.

Um die Lücken, die entstanden sind, zu füllen, ist dein neuer Testleser zu wenig, ich empfehle mindestens zwei, die erst ab Seite 151 anfangen und Unstimmigkeiten notieren.

Wo du recht hast, hast du recht. Mir dämmert langsam, dass ich mir zu jetzigem Zeitpunkt über die einzufügende Infos keine Gedanken zu machen brauche. Vielleicht stellen der/die Testleser am Ende fest, dass es gerade zwei Sätze sind, die wirklich fehlen.

Mir tun diese 150 Seiten nicht leid, sie waren offenbar für mich selbst notwendig, um die Personen mit ihren Beweggründen besser kennen zu lernen. Ihr Fehlen darf nur keine Logiklücken hinterlassen.

Gruß

Maaja

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Hi Maaja,

 

so weit ich weiß, sind Rocker und Thomas Bluomo die großen Experte dafür, sogar noch mehr Seiten in die Tonne zu treten.

 

Gemacht hat das aber sicher beinahe jeder schon mal. Dennoch empfehle ich: Aufheben. In inspirationslosen Zeiten lese ich das manchmal gerne, um mir einzelne gelungene Sätze, Stimmungen oder auch Charaktere zu klauen. Oder um zu sehen, wie grob das noch war :)

 

Liebe Grüße

 

Anja

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Das bedrückt mich jetzt etwas, wenn ich lese, dass Autoren an die 150 Seiten und mehr in die Tonne hauen, wenn ich selbst Romane schreibe, die selten länger als 230 Seiten sind *heul*

 

Ich will auch so episch sein *plärr!*

 

lg/Peter

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Peter...

 

ich habe einen Rat für Dich: Schreib länger und erzähl jeden Mist der dir zur Handlung einfällt. Ich weiß wovon ich rede, ich sollte 15 Seiten Rahmenhandlung schreiben, geworden sind es 35 und eigentlich hat das ganze so eine Breite, dass ich ein Epos daraus machen könnte.

 

Tue ich jetzt auch.

 

Hier dümpeln übrigens in etwa 900 Normaseiten gechasste Manuskriptteile, etwa 20 Anfänge, 16 Kurzgeschichten (zu verkaufen für die schnelle Teilnahme an Wettbewerben ab 1 Euro bei ebay) und zwei Romane a 500 Seiten, an denen ich vielleicht mal weiterschreibe ... *mitplärr

 

 

Epische Grüße

 

Anja

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