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(Christoph)

Die Welt über Iny Lorentz

Empfohlene Beiträge

Vorweg: natürlich ist ein derartiger Artikel in der Welt hervorragende Werbung, und ich danke Sysai sehr für ihren Tipp, den Einblick in die Machart einiger Interviews, und allen hier für die interessante und facettenreiche Diskussion.

 

Vielleicht bin ich auch wegen meines Studiums für die versteckten Biestigkeiten, Sticheleien und Seitenhiebe in der menschlichen Kommunikation besonders sensibilisiert, aber die Intention dieses Artikels kann auch ich nur als herablassend und abgrenzend sehen.

 

Das fängt schon mit der vollkommen irrelevanten Aufzählung von 'schimpfenden Schildern' an. Manipulierende Richtung: bürokratisch, spießig. Dass diese Schilder nicht dutzendfach die Sicht versperren, hatte ich mir gedacht, aber die Wirkung ist eine andere und wird mit den nachfolgenden 'normiert', 'in Reih und Glied' noch vertieft.

Wie 'man' sich 'unweigerlich' einen Unterhaltungsschriftsteller vorstellt, zeigt die verblüffend andere Wirkung, wenn die eigene Meinung anstatt mit 'ich' mit 'man' umschrieben wird. 'Schrill' in 'Rosa und Gold' ist für mich kompletter Blödsinn, und würde sich auch viel mehr wie kompletter Blödsinn lesen, wenn hier nicht das verdeckt, versteckende 'man' stehen würde.

Die Abgrenzung des Autors dieses Artikels von diesen 'Unterhaltungsschriftstellern' lese ich in jedem Absatz.

Er hat mit voller Absicht 'Perry Rhodan' und 'Eragon' in diesen Artikel geschrieben, auch wenn die nichts mit den historischen Romanen von Iny Lorentz zu tun haben.

Überhaupt wird in diesem Artikel sehr viel von Fantasy, Phantastik und sehr wenig von historischen Romanen geschrieben. Ganze zwei Sätze über die Recherchearbeit gegenüber vielen Absätzen davor von Rollenspielen, Fanzine-Schreiben etc.

Und weil die 'Kritik' sich ja 'mokieren' würde, muss der Artikel-Schreiber das natürlich auch und selbst ein paar abfällige und spöttische Sätze schreiben. Vollgestopft mit Adjektiven, die alles ins Lächerliche ziehen - und gleich nochmal die Schilder aufzählen.

 

Ah, jetzt kommt ein 'offen gestanden', das bedeutet: alles andere war wohl eher nicht 'offen gestanden', hm? Dieser Artikel ist wirklich ein Festessen für eine Psychologin :) und ich könnte euch noch so viel mehr schreiben, aber ich denke, das hier reicht als Gedankenanstoß für die Leseweise: abwertender Artikel.

So, so, Dilettanten aus dem Fandom. Ich bin sicher, es wurmt einige Leute unglaublich diese Auflage von 1,7 Millionen gegenüber der eigenen *räusper* Auflage ;D. Aber die Käufer dieser Bücher hier sind ja auch keine Leser mehr, das sind Konsumenten.

Was der Unsinn mit den neuen Distributionswegen soll, weiß ich jetzt nicht. Ach doch: es wirkt so, als wären die Bücher von Iny Lorentz nur wegen dem Internet so erfolgreich, was wieder kompletter Blödsinn ist. Der normale Buchhandel verkauft immer noch am meisten Bücher.

Genauso ist die 'ebene Erde' Blödsinn. Der Weg war lang und hart genug und jede Stufe wurde mit Arbeit und Ausdauer erreicht.

Aber wenn man nur nach Feierabend, am Wochenende und auf dem Campingplatz schreibt, dann kann man doch nur ein Dilettant sein, der Konsumenten hat, nicht wahr? Ganz im Gegensatz zu den Profis, die Leser haben. Aber eben nicht ganz so viele - die Welt ist schon ungerecht ;)

 

Viele Grüße

Andrea

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Hehe.  ;D vielleicht sollten wir den Artikel in die Textkritiken verschieben...  ;)

 

Ich finds immer wieder toll, wie man einen text interpretieren kann, wenn man jedes Wort einzeln betrachtet und so den gesamtkontext ausblendet.

(Womit ich gar nicht sagen will, dass Deine Interpretation falsch ist - ich halte sie nur für - übertrieben sorgfältig.)

 

Tatsache ist doch: Der einzige der weiß, wie der Artikel gemeint war, ist der Autor. Alles andere ist rezeptionsästhetik und damit weder richtig, noch falsch sondern so sehr geschmackssache wie Tomatensoße in Vanillepudding.

Offene Beleidigungen sind nicht vorhanden, offenes Lob auch nicht und dass man jemandem immer Böswilligkeit (Oder Gutmenschentum) unterstellen kann, und das am Text belegen kann, ist doch nun bekannt.

(Mir selbst und meinen Posts hier wurden schon übelste, tief geplante und mehrschichtige Beleidigungen unterstellt, über die ich aus allen Wolken gefallen bin, weil ich im Leben nicht daran gedacht häte, was für böse Sachen man aus meinen Posts herauslesen kann, die ich nie dort platzioert habe - seit dem traue ich ohnehin keinem mehr, der einem anderen Böswilligkeit unterstellt ohne vernünftige Beweise...)

 

Ich ziehe mal ein Fazit: Der Artikel kann als gemeine, infame, hämische Beleidigung gelesen werden, wenn man ihn so interpretiert.

 

Der Artikel kann als ehrfurchtsvolle Verbeugung vor zwei Autoren verstanden werden, die aus ihren eigenen Fan-Kreisen gekommen sind und viel Erfolg haben, wenn man ihn so interpretiert.

 

Und nu?

 

Ein Leserbrief an Herrn Freund könnte das Rätsel lösen...

 

wer schreibt?

 

Gruß,

Marco! :s17

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Mir ist hier nicht ganz klar, wessen Auffassung du meinst.

Die des Artikel-Autors? Denn das glaube ich ehrlich gesagt nicht.

 

Oder die des klassischen Lesers - die eben NICHT schreiben. Denn das erscheint mir schon logischer...

Die Auffassung von Lesern und Schreibern des Feuilletons. Klingt absurd, ich weiß, aber anders kann ich mir nicht erklären, dass das als "NEU" hingestellt wird. Auch der Perlentaucher hat das als Quintessenz des Artikels gesehen:

"Im Magazin besucht Wieland Freund das 1,7 Millionen Bücher schwere Bestsellerehepaar Lorentz, und sieht sie als Vorboten der aufziehenden Herrschaft der Konsumenten."

 

Was ist da neu? Offenbar eine geänderte Wahrnehmung. Denn das Leser zu Schreibern, Konsumenten zu Produzenten werden war schon immer so. Schon Goethe hat erst Geschichten gehört und gelesen, bevor er welche schrieb. Und ich erinnere mich an ein Bild von Schiller, wie er seinen Fans aus der Erstfassung der "Räuber" vorliest - stilgerecht im Wald. Fangruppen gab es schon immer, nur nannte man sie damals anders.

 

Was neu sein könnte - und das würde diese seltsame Zweiteilung in Dilettanten und Profis erklären - wäre, dass Sysai nicht durch die Literaturszene zum Schreiben gekommen sind. Und dass sie ohne die Kritik auf den Kulturseiten groß geworden sind.

 

Hans Peter

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Auch der Perlentaucher hat das als Quintessenz des Artikels gesehen:

"Im Magazin besucht Wieland Freund das 1,7 Millionen Bücher schwere Bestsellerehepaar Lorentz, und sieht sie als Vorboten der aufziehenden Herrschaft der Konsumenten."

 

Was ist da neu? Offenbar eine geänderte Wahrnehmung. Denn das Leser zu Schreibern, Konsumenten zu Produzenten werden war schon immer so.

 

Da hast du mit allem recht. Die Frage ist doch: Wer, der nicht in dr Branche steckt, weiß denn das?

Autoren umgibt halt immer noch der Nimbus des 'Profis', des Studierten, des Gelehrten. Und ich glaube, das herrscht sowohl im Feuilleton-Publikum, wie beim BILD-Publikum vor.

Du ahnst nicht, wieviele Leute hier in Hamburg Germanistik studieren, weil sie meinen, man braucht das, um als Autor arbeiten zu können.

Natürlich waren alle Autoren leser. So wie alle Banker auch mal angefangen haben mit Zeitungsaustragen. Und alle Ärzte mal einer Spinne die Beine ausgerissen haben um zu schauen was passiert. Und alle Astronauten mal gestaunt haben, das ein Flugzeug fliegen kann.

 

Trotzdem mussten sie alle erst eine schwerwiegende Ausbildung absolvieren, bevor sie ihre Profession ausüben konnten.

 

Und ähnliches stellen sich einfach VIELE Leute auch bei Autoren vor: Dass die irgendeine Art von Ausbildung und intellektuellem Studium genossen haben, sonst würden sie nicht schreiben (können).

 

Dass dem aber nicht so ist, und eben diese Einstellung falsch ist, genau das zeigt dieser Artikel: Schriftsteller, auch erfolgreiche, sind keine ausgebildeten Profis, sie sind Fans, Leser, 'Dilettanten' (Wir alle sind das...), die einfach schreiben.

Und ich wette, das überrascht auch das Feuilleton-Publikum. Vielleicht sogar GERADE das Feuilleton-Publikum, das ja oftmals denkt, man könne nicht mal richtig die Gabel zum Mund führen ohne geisteswissenschaftliches Studium.

 

Insofern weiß ich nicht ob sich die Wahrnehmung GEÄNDERT hat: Auf jeden Fall zeigt der Artikel wunderbar, dass der Nimbus des Erfolgsautoren im Elfenbeinturm ebenso falsch ist, wie der Nimbus, man müsste ein irgendwie gearteter, speziell ausgebildeter Intellektueller oder Geisteswissenschaftler sein, um erfolgreich Bücher schreiben zu können.

Und das darf das Feuiileton auch gerne mal zur Kenntnis nehmen. ;D

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Hallo,

 

ich stimme Andrea's Auslegung vorbehaltlos zu. Außer einer super Werbung ist dem Artikel nichts Positives zu entnehmen.

 

Hier sprechen Fakten für sich: Allein der Umstand, dass dieser Artikel bei etlichen Lesern hier aus dem Forum diesen leisen Eindruck von Verächtlichmachung aufkommen lässt, zeigt zweifelsfrei die exakt dahingehende Intention des Zeitungsschreibers auf. Dass hier auch eine gewisse (leicht belustigt-herablassende) Sympathie mit hineinspielt, ändert daran nichts.

 

Eine von ehrlicher Bewunderung und vorbehaltloser Sympathie gegenüber einem Autor getragene Homestory liest sich gänzlich anders.

 

LG,

eva v.

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Hier sprechen Fakten für sich: Allein der Umstand' date=' dass dieser Artikel bei etlichen Lesern hier aus dem Forum diesen leisen Eindruck von Verächtlichmachung aufkommen lässt, zeigt zweifelsfrei die exakt dahingehende Intention des Zeitungsschreibers auf.[/quote']

 

Hmm... Ob ich die Meinung einiger Forumsmitglieder als empirischen Beweis anerkennen würde...?  :s09

 

Das würde ja heissen, die Meinung der anderen wäre ein zweifelsfreier Beweis dafür, dass dem NICHT so ist...

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(Peter_Dobrovka)

Sehr schöne Analyse, Andrea. Wäre ich dein Rhetoropsychologieprofessor gäb's dafür eine Eins Plus. Aber ich glaube eher, in diesem Fach bist du es, die den Unterricht geben könnte.

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Das würde ja heissen, die Meinung der anderen wäre ein zweifelsfreier Beweis dafür, dass dem NICHT so ist...

 

Nein, denn gerade darin liegt ja das Geschick dieses Autors: dieses kunstvoll-freundliche Verbrämen der kleinen Gemeinheiten, so nach dem Motto, ich sag ja gar nichts Böses. ;D

 

LG,

eva v.

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Nein, denn gerade darin liegt ja das Geschick dieses Autors: dieses kunstvoll-freundliche Verbrämen der kleinen Gemeinheiten, so nach dem Motto, ich sag ja gar nichts Böses.  ;D

 

Ja, aber du kannst dennoch nur der Meinung sein - es gibt absolut keine empirischen Beweise für IRGENDEINE Lesart... Weder Deine Meinung, noch meine, noch eine irgendwie geartete Interpretation der Worte Schilder oder Dilettant bietet einen empirischen, zweifelsfreien Beweis...

 

Darauf wollte ich aufmerksam machen. :)

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Eine von ehrlicher Bewunderung und vorbehaltloser Sympathie gegenüber einem Autor getragene Homestory liest sich gänzlich anders.

 

LG,

eva v.

 

Liebe Eva,

 

eine Homestory, wie du sie dir vorstellst, wäre zwar für den Autoren schmeichelhaft, aber nicht so wirkungsvoll als Werbung wie ein Artikel, der widersprüchliche Meinungen hervorruft.

 

Die Marketing-Abteilung des Verlags ist BEGEISTERT! ( :s19 )

 

Liebe Grüße

Sysai

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Hier sprechen Fakten für sich: Allein der Umstand' date=' dass dieser Artikel bei etlichen Lesern hier aus dem Forum diesen leisen Eindruck von Verächtlichmachung aufkommen lässt, zeigt zweifelsfrei die exakt dahingehende Intention des Zeitungsschreibers auf.[/quote']

Na ja, die Logik dieser Aussage ist doch stark anzweifelbar. Ein Eindruck, den eine gewisse Anzahl von Lesern bekommt, würde noch nicht einmal beweisen, dass eine solche Aussage tatsächlich in einem Text zu finden ist; geschweige denn, dass der Autor sie dort hineinlegen wollte. Mal ganz allgemein angemerkt.

Wenn ich deiner Argumentation hier folgen würde, ließe sich daraus ja schließen, dass jeder, der einen Artikel zu Fragen der Evolutionsbiologie schreiben würde, damit nicht nur Gott lästert (weil ja einige religiöse Gruppen die Evolutionstheorie als gotteslästerlich ansehen und einen Artikel dazu bei ihnen den Eindruck einer solchen hinterlässt), sondern dass er den Artikel dann auch genau zu diesem Zweck geschrieben hat :s09

Und wenn sich jemand durch eine Aussage beleidigt fühlt, die andere ganz harmlos finden - wäre das dann ein Beweis dafür, dass diese Aussage beleidigend gemeint war?

Da habe ich doch das Gefühl, dass hier gleich zwei kausale Hürden locker mit übersprungen werden, indem man eine dritte nur als Sprungbrett gebraucht ...

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Nachdem ich so allgemein geworden bin, will ich jetzt das Problem doch noch etwas konkreter aufschlüsseln: Ich denke nämlich, dass hier in der Diskussion allzu leicht übersehen wird, dass ein Text niemals für sich spricht, sondern das Verstehen eines Textes sich immer in einem hermeneutischen Zirkel entwickelt: Dass der Leser also selbst einen Sinnzusammenhang mitbringt und die Aussagen eines Textes dort einordnet.

Damit kann man als Autor durchaus auch spielen. Wenn man also verschiedene Zielgruppen im Auge hat, bei denen man von jeweils verschiedenen Prägungen ausgehen kann, kann man beispielsweise Begriffe und Schlagworte einbringen, die von unterschiedlichen Zielgruppen emotional unterschiedlich besetzt sind. Und man kann "Reizworte" einfügen, bei denen man davon ausgeht, dass sie innerhalb einer bestimmten "Szene" in gewisser Weise verstanden werden - dass sich aber Leser außerhalb der angesprochenen Gruppe nichts darunter vorstellen und deshalb darüber hinweglesen. Fügt man dann noch ein paar mehrdeutige Aussagen hinzu, die von den unterschiedlichen Lesergruppen durch den unterschiedlich verstandenen Kontext zwangsläufig auch unterschiedlich gedeutet werden - erhält man insgesamt einen Artikel, der sich für verschiedene Leser ganz anders liest, aber ohne dass man die eine Lesart nur als "Verbrämung" der anderen betrachtet.

Der Artikel ist in dieser Hinsicht viel zu ausgefeilt geschrieben, als dass man die Wirkung als Zufall erachten könnte - insofern ist es besonders schwierig, auf die tatsächliche Intention des Autors rückzuschließen. Denn wenn schon artifizielle Perspektiven in einem Text verwendet werden, kann man durchaus davon ausgehen, dass alle Perspektiven künstlich sind und der Autor persönlich eine dritte hat, die nichts mit den gezeigten zu tun haben muss.

 

Warum ein Artikel so geschrieben wird, ist durchaus auch nicht so eindeutig zu beantworten. Natürlich kann man es so deuten, dass eine gewisse Herablassung verbrämt werden soll. Es kann auch einfach nur sein, dass der Autor es möglichst vielen Lesern Recht machen will. Im Feuilleton, und zumal wenn der Autor sich selbst als literarischer Schreiber sieht, kann es ebensogut eine Form des künstlerischen Schreibens als Selbstzweck sein - man schreibt den Artikel so, weil man schlichtweg gern einen kunstvoll geschriebenen Artikel präsentieren will, an dem sich dann auch wieder eine gewisse Lesergruppe erfreuen wird - unabhängig von den präsentierten Inhalten.

Man kann die Intention auch rein positiv interpretieren: Wenn man einen Leser erreichen will, muss man ihm entgegengehen. Nehmen wir einmal an, der Verfasser des Artikels würde die anklingenden Vorurteile, die Attitüde selbst nicht teilen - was würde er dann damit gewinnen, wenn er einfach nur eine andere Sicht präsentiert und oberlehrerhaft verkündet, dass solche "Literatenvorurteile" Blödsinn sind? Wer auch immer an solche Vorurteile glaubt, würde nur in die Ablehnung getrieben und dadurch bestärkt. Wer aber die Vorurteile bestätigt, gewinnt die betreffenden Leser und erhält sich die Chance, dass zumindest die Klügeren unter ihnen die weiter mitschwingenden Erzählebenen wahrnehmen, als Ironie verstehen und sich aus ihrer bisherigen Haltung in diese Distanz mitnehmen lassen.

Wenn ich also eine Weltsicht in Frage stellen will, darf ich nicht einfach eine entgegengesetzte Weltsicht präsentieren, sondern ich muss die Weltsicht zunächst annehmen und dann die Brüche darin fühlbar werden lassen. Das tut dieser Artikel durchaus ...

Mit welcher Intention, wie gesagt, das ist schon viel schwerer zu erkennen. Aber es ist auch keinesfalls so eindeutig wie mancher meint, der sich allzu leicht damit zufrieden gibt, dass das, was er sieht, auch das einzige ist, was "man" sehen kann - und was dort auch ist. Was letztlich gleich drei verschiedene Dinge sein können.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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(Peter_Dobrovka)

Ich finde den Artikel ehrlich gesagt, nicht ausgefeilt, vielleicht ist dieser Eindruck ja auch nur ein hermeneutischer Zirkel.

Ich finde den Artikel bis zu einem gewissen Grad einfach nur ehrlich. Das, was Freund schreibt, gestehe ich ihm ohne weiteres zu, daß er einfach genau so empfindet und seine Eindrücke und Gedanken schildert. Die sind nun mal so. Und auch die falsche Einordnung bzw. Assoziation mit Science Fiction und Fantasy kann als Unwissen durchgehen (ich weiß gar nicht, wievielen Journalisten und Autoren solche Kleinigkeiten tatsächlich nicht bewußt sind, weil sie für die Arbeit nicht relevant sind. Aber ich schweife ab.)

Auch, daß er dem Duo Iny Lorentz nicht zugesteht, daß ihr Erfolg was mit Qualität zu tun hat, mit harter Arbeit und Fleiß, ist einfach nur ehrlich. Daß er es als eigentlich nicht richtig empfindet, daß sich die Ansammlung dilettantischer Klischees (beides seine Worte) millionenfach verkauft, ist seine Meinung.

 

Für mich ist nicht der Text ausgefeilt sondern die Rezipienten abgestumpft. Die Breitseiten sind alle doch sehr offensichtlich und zum Größten Teil auch semantisch völlig eindeutig, ohne Interpretationsspielraum. Exemplarisch der Satz mit dem 18. Jahrhundert: Der Begriff des Dilettanten WAR damals NOCH positiv zu fassen, ist es HEUTE also NICHT mehr.

 

Bevor jetzt wieder einer sagt, daß der Artikel gute Werbung ist: Das weiß ich selber. Der Artikel ist ein Freudenfest für die Marketing-Abteilung.

 

Nur ist er eben nicht ambivalent und in keinster Weise lobend oder auch nur respektvoll.

 

Peter

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Exemplarisch der Satz mit dem 18. Jahrhundert: Der Begriff des Dilettanten WAR damals NOCH positiv zu fassen' date=' ist es HEUTE also NICHT mehr.[/quote']

 

Na und? Das ist der Ausdruck 'Gift' auch. Ich verstehe deine Argumentation in diesem Punkt nicht und halte sie auch für komplett falsch:

 

Du meinst also, dass seine behauptung, 'Dilettant' hieß FRÜHER etwas positives, dahingehend zu deuten ist, dass er es als Beleidigung einsetzt?

 

Das ist in meinen Augen eine ziemlich verquere Umdeutung seiner Worte.

 

Dieser Logik nach würde ja jede Umdeutung eines Wortes dazu dienen, das Wort in eben der Gegenteiligen Bedeutung zu verstehen.

 

Für das, was 'Dilettant' im 18. Jahrhundert hieß, gibt es im modernen Deutsch keinen Ausdruck. Oder fällt Dir einer ein?

Wieso ist es dann negativ zu sehen, wenn er ein Wort sucht, und es in der früheren Bedeutung eines auch heute noch geläufigen Wortes sucht?

 

Das ist übrigens auch der Unterschied zum 'Gift', für das es auch heute noch ein gültiges Wort gibt: "Geschenk". Und was ist nun das moderne Wort für das, was 'Dilettant' früher hieß?

 

Ich glaube der hermeneutische Zirkel den Spinner anspricht, entzündet sich hier alleine daran, dass man entweder das Wort Dilettant als beleidigung versteht (Was aber in meinen Augen eine totale Ignoranz und Umdeutung der oben erwähnten Artikelzeile gegenüber voraussetzt) oder es als das versteht, als das der Autor es (meiner Ansicht nach) darzustellen versucht: Ein Wort, das mal etwas positives hieß, und in dieser positiven Bedeutung aufgefasst werden sollte.

 

Gruß,

Marco! :s17

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Exemplarisch der Satz mit dem 18. Jahrhundert: Der Begriff des Dilettanten WAR damals NOCH positiv zu fassen, ist es HEUTE also NICHT mehr.

Dieser Satz scheint mir, wie man an den Reaktionen sieht, das beste Beispiel für die Mehrdeutigkeit zu sein:

 

1. (z.B. Peter D.): Egal wie man den Begriff früher verstand, heute, so wie ich (der Autor) ihn verwende, meint er etwas Negatives.

 

2. (z.B. M./H.): Ich (der Autor) möchte euch erklären, dass der Begriff nur heute negativ gewertet wird, ich ihn aber im früheren, positiven Sinn verwende.

 

Kurz: Der Satz lässt keinen Rückschluss zu, welche Wertung (die frühere oder die aktuelle) der Autor nun eigentlich aktualisiern will.

 

Gruß

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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Exemplarisch der Satz mit dem 18. Jahrhundert: Der Begriff des Dilettanten WAR damals NOCH positiv zu fassen' date=' ist es HEUTE also NICHT mehr. [/quote']

Dieser Satz scheint mir, wie man an den Reaktionen sieht, das beste Beispiel für die mehrdeutigkeit zu sein:

 

1. (z.B. Peter D.): Egal wie man den Begriff früher verstand, heute, so wie ich (der Autor) ihn verwende, meint er etwas Negatives.

 

2. (z.B. M./H.): Ich (der Autor) möchte euch erklären, dass der Begriff nur heute negativ gewertet wird, ich ihn aber im früheren, positiven Sinn verwende.

 

Kurz: Der Satz lässt keinen Rückschluss zu, welche Wertung (die frühere oder die aktuelle) der Autor nun eigentlich aktualisiern will.

 

An und für sich gebe ich dir da uneingeschränkt Recht. Bei mir bildet sich dann aber folgende Gedankenkette:

 

Wenn Lesart 1) richtig ist, weshalb hätte er die bemerkung auf das 18. jahrhundert dann überhaupt einflechten lassen sollen? In dem Falle wäre doch die Doppeldeutigkeit erwünscht gewesen, das würde aber wieder bedeuten, der Artikel ist extrem und sorgfältig konstruiert. Was aber genau das ist, was Peter D. abstreitet und unter anderem mit dem Satz begründet.

 

Wenn Lesart 1) richtig ist, wäre der Anhang also komplett überflüssig, und der Autor ein extrem schlechter Feuilletonist und Journalist (und irgendwie mag ich das nciht glauben). Ansonsten unterstellt er dem Autoren nämlich eine Doppeldeutigkeit und eine Konstruktionsvielfalt höchsten Grades, und damit eine gewollte Ambiguität... Was aber auch wieder etwas ist, was Peter dem Artikel abspricht. Auch wieder mit Verweis auf den hier besprochenen Satz...

 

Also in meinen Augen sehe ich nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Artikel ist ausgefeilt und ambig, oder aber der Verweis auf das 18. Jahrhundert KANN nur positiv gemeint sein...

 

Aber vielleicht kann Peter das ja nochmal kommentieren...

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Kurz: Der Satz lässt keinen Rückschluss zu' date=' welche Wertung (die frühere oder die aktuelle) der Autor nun eigentlich aktualisiern will.[/quote']

Der Satz ist sicher ein gutes Beispiel. Wenn der Verfasser den Begriff des Dilettanten negativ verstanden haben möchte, ergäbe die Erwähnung der alten Bedeutung keinen Sinn - weil die negative Bedeutung sich von selbst ergibt.

Wenn er ihn allerdings hätte umdeuten und eindeutig positiv fassen wollte, hätte er das auch eindeutiger tun können. Das hat er aber definitiv nicht getan - er hat einfach nur auf die Bedeutung im 18. Jhdt. verwiesen, ohne explizit zu sagen, dass er diese Bedeutung hier zugrundelegt.

Man kann es also eigentlich noch schärfer ausdrücken: Entweder wollte der Autor die Mehrdeutigkeit, und dann ist der Artikel von der Wortwahl her sogar sehr abgezirkelt. Oder aber er wollte eine eindeutige Aussage treffen - dann aber ist er in extremem Maße sprachlich ungeschickt, indem er nämlich entweder irgendeinen Quark in den Artikel reinschreibt, der das, was er sagen will, nur unverständlich macht; oder indem er es nicht schafft, seine Bezüge klar zu fassen.

 

Da aber solche Doppeldeutigkeiten in dem Text eher die Regel als die Ausnahme sind; und da sie sich nicht alle mit einer einheitlichen sprachlichen "Schwäche" wegerklären lassen, wird die Vorstellung einer zufällig schwammigen Ausdrucksweise aus Ungeschick schon sehr unwahrscheinlich.

 

Und das Skurrile an der Diskussion hier im Forum finde ich eigentlich die Tatsache, dass man das, was im literarischen Umfeld eigentlich selbstverständlich ist - dass man nämlich Autor und Erzähler nicht ohne weiteres gleichsetzen darf; dass eine Geschichte perspektivische Brüche und mehrere Lesarten aufweisen kann; dass man einem Autor zubilligen muss, dass er seine Worte bewusst wählt und dass der ausgefeilte Umgang mit Sprache in manchen Bereichen der Literatur schon einen Wert an sich darstellt -, hier für diesen journalistischen Text ganz automatisch ausschließt und sich mitunter sehr große Mühe gibt, diesbezügliche Anzeichen im Text "fortzuinterpretieren".

Aber journalistisches und literarisches Schreiben liegen nicht immer so weit auseinander, und nicht umsonst habe ich immer wieder dezent darauf hingewiesen, auf die Rubrik zu achten, unter der der Text eingeordnet ist. Für einen feuilletonistischen Text gelten auch im Journalismus andere Regeln als für das Autorenporträt im Lokalteil. Hier ist es normal (oder sollte zumindest normal sein), dass das Werk an sich, der Artikel in seiner sprachlichen Ausgestaltung, ziemlich gleichberechtigt neben dem dargestellten Thema steht.

Natürlich kann man den Text wie ein Autorenporträt lesen und dementsprechend in die ein oder andere Richtung interpretieren. Aber gerade bei einer Metadiskussion über den Text sollte man auf jeden Fall die typischen Merkmale des Genres in seinen "hermeneutischen Zirkel" miteinbeziehen. Man könnte ja auch einem ratsuchenden Autor nicht sagen, "wie er schreiben sollte", wenn man nicht vorher zumindest geklärt hat, ob er Romane oder Sachbücher verfassen möchte ;)

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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(Peter_Dobrovka)

Ich verstehe deine Argumentation in diesem Punkt nicht und halte sie auch für komplett falsch:

;D

 

Du meinst also, dass seine behauptung, 'Dilettant' hieß FRÜHER etwas positives, dahingehend zu deuten ist, dass er es als Beleidigung einsetzt?

Ich bitte um Berücksichtigung des Wortes NOCH. Es bedeutet nämlich: Jetzt nicht mehr (positiv).

 

Laß mal Folgendes auf dich wirken:

Du bist ein Idiot, Marco. Bei den alten Römern hatte das Wort noch eine positive Bedeutung.

 

Peter

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Vielleicht noch kurz (Marco, gerade du bist doch sonst so ein Semantik-Fuchs ;) ):

 

Dilettant hat auch in seiner usprünglichen Bedeutungen keine positive Konnotation, wenn man es auf das rein fachliche bezieht. Es wird dadurch keinerlei Aussage über das Können einer Person getroffen, sondern nur darüber, dass sie mit dem Ausüben einer Fertigkeit kein Geld verdient. Positiv war damals, dass nur wohlhabende Menschen sich überhaupt ein "Hobby" leisten konnten. Dementsprechend war Dilettant auch eine Aussage über den sozialen Status, keineswegs über fachliches Können. Da wird hier einiges durcheinander geworfen.

 

Heutzutage gilt ja eher, dass man nur deshalb kein Geld für eine Tätigkeit erhält, weil man nicht gut ist. Vermutlich ist auch das ein Grund für die Bedeutungsverschiebung.

 

Das Wort Dilettant passt also, ganz simpel, in keiner seiner Bedeutungen. Weder erhalten Iny und Elmar kein Geld für ihre Arbeit, noch führen sie diese unfachmännisch aus.

 

Petra hat ganz Recht damit, dass man auf die Zielgruppe der Zeitung und der Rubrik achten sollte. Wenn ich über die Zielgruppe der Welt nachdenke, wird relativ klar, wie der Artikel von dem Gros der Leser rezipiert wird.

 

Gute Werbung ist er trotz allem.

 

Christoph

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(Peter_Dobrovka)

Wenn Lesart 1) richtig ist, weshalb hätte er die bemerkung auf das 18. jahrhundert dann überhaupt einflechten lassen sollen?

Um die Aussage etwas zu vernebeln und um zu zeigen, daß er sich mit dem 18. Jahrhundert auskennt. :s22

 

Mal im Ernst, wenn der Nachsatz da nicht stünde, wäre es nicht herablassend sondern beleidigend. Das würde erstens ein schlechtes Licht auf den Autor werfen und zweitens juristische Konsequenzen nach sich ziehen.

 

Ich weiß das, weil ich mich dieses Stilmittels auch gerne bediene. ;)

 

Peter

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Vielleicht noch kurz (Marco, gerade du bist doch sonst so ein Semantik-Fuchs ;) ):

 

Dilettant hat auch in seiner usprünglichen Bedeutungen keine positive Konnotation, wenn man es auf das rein fachliche bezieht. Es wird dadurch keinerlei Aussage über das Können einer Person getroffen, sondern nur darüber, dass sie mit dem Ausüben einer Fertigkeit kein Geld verdient. Positiv war damals, dass nur wohlhabende Menschen sich überhaupt ein "Hobby" leisten konnten. Dementsprechend war Dilettant auch eine Aussage über den sozialen Status, keineswegs über fachliches Können. Da wird hier einiges durcheinander geworfen.

 

Heutzutage gilt ja eher, dass man nur deshalb kein Geld für eine Tätigkeit erhält, weil man nicht gut ist. Vermutlich ist auch das ein Grund für die Bedeutungsverschiebung.

 

Das Wort Dilettant passt also, ganz simpel, in keiner seiner Bedeutungen. Weder erhalten Iny und Elmar kein Geld für ihre Arbeit, noch führen sie diese unfachmännisch aus.

 

Petra hat ganz Recht damit, dass man auf die Zielgruppe der Zeitung und der Rubrik achten sollte. Wenn ich über die Zielgruppe der Welt nachdenke, wird relativ klar, wie der Artikel von dem Gros der Leser rezipiert wird.

 

Gute Werbung ist er trotz allem.

 

Christoph

 

Ich weiß nicht, ob das so stimmt. Iny Lorentz ist insofern frei, weil sie von ihren Büchern nicht leben muss, sie hat ihr Einkommen, und betreibt ihr Bücher schreiben aus Leidenschaft- und genau das war ja eine grundlegende Definition des Dilettanten früher. Er war in seiner Produktion keinerlei Zwängen ausgeliefert, während Berufskomponisten zum Beispiel Auftragsarbeiten annehmen mussten, um überleben zu können. Im Unterschied zum früheren Dilettanten muss Iny Lorenz für ihre Miete "arbeiten", während die Dilettanten früher aus reichen Verhältnissen ihre Unabhängigkeit schöpften.

 

gruß: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Jueb: Sympathische Sichtweise :)

 

Ich lese diesen Thread mit wachsendem Erstaunen über Interpretierbarkeit von Texten und Interpretierfreude von Lesern. Ich sehe den Artikel weiterhin als großes Ganzes und finde ihn nicht nur sehr gut geschrieben, sondern immer besser. Aber ich neige sowieso eher zum Optimismus. Kann natürlich sein, dass ich das Negative deshalb nicht finde, weil ich es nicht suche...

 

LG - Barbara

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Ich weiß nicht, ob das so stimmt. Iny Lorentz ist insofern frei, weil sie von ihren Büchern nicht leben muss, sie hat ihr Einkommen, und betreibt ihr Bücher schreiben aus Leidenschaft- und genau das war ja eine grundlegende Definition des Dilettanten früher.

 

Das ist natürlich richtig. Dennoch ist Dilettant in der ursprünglichen Bedeutung durchaus an Erwerbslosigkeit gekoppelt und ein Zeichen von sozialem Status.

 

Allerdings sind Iny und Elmar natürlich ein Sonderfall im positiven Sinne, da sie trotz des enormen Erfolges weiterhin als Angestellte arbeiten. Das macht eine Klassifizierung nicht gerade einfach. Das wenige, was ich von ihnen weiß, deutet aber gerade auf eine besondere Professionalität im Literaturgeschäft hin.

 

Ich persönlich mag den Begriff Dilettant sehr. Das kommt vermutlich daher, dass er in den 80ern von interessanten Personen benutzt wurde.

 

Christoph

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Hallo,

 

man glaubt es kaum, ein Erdbeben hat die Burg Montsegur erschüttert; mindestens Stärke 9 auf der nach oben offenen MRRL-Skala (Marcel Reich-Ranicki-Literatur-Skala). Nicht der der deutsche Überliterat hat leise geräuspert, um die Existenz der Burg zu bemerken. Nein, viel schlimmer, ein Journalist ist in das Innere der Burg eingedrungen und hat eine Beitrag hingerotzt - mit der Lässigkeit eines Inlineskaters in der Halfpipe und der Arroganz im Stil, die jedem Literaturprofil obsolet ist.

Die Wogen toben zwischen den IP-Adressen – ein Tusnami ist dagegen ein kleines Kitzeln an der kleinen Zehe des rechten Fußes. Der Unterschied zwischen Zerreden und Diskutieren löst sich in Kreise der Profis in Wohlgefallen auf – einer muss Sieger sein! Da liegt es nun, das Objekt der Springerjournalie. Aber wie fasst man die Kugel an, rund und glitschig, wie sie ist? Kaum ist einer dieser habhaft geworden, flutscht sie schon wieder davon – pingpong, der Nächste ist dran, manchmal auch der Gleiche. Schwere Geschütze werden in Stellung gebracht – erstmal mit den Folterwerkzeugen drohen, manchmal hift es. Der Text wird nach allen Regeln der Rhethorik, Logik und was die deutsche Sprache noch zu bieten hat, zerfleischt. Es gilt das deutsche Literaturabendland zu retten. Wann gibt der Text endlich sein Geheimnis preis? – zerreißen, zerschmeißen, zerstören; sorry, man sollte nicht Rammstein hören, während man schreibt.

Das gibt es nicht, der Text widersteht. Hat er kein Geheimnis, ist alles nur Bluff? Das Bekritzeln der Festplatte im Server ist längst zum Selbstläufer geworden – mein Bit muss auch noch drauf! Seiten später kommt die Erkenntnis – eine Kugel hat keine Kanten! Man kann sie nicht greifen, sie ist überall rund. Man kann sie von allen Seiten ansehen und jeder hat recht, wenn er behauptet, er sieht etwas Anderes. Eine Kugel - endlos, aber nicht unendlich, das ist aber eher ein inhaltsschwerer Unterschied für Matheprofis.

 

Nur zwei stehen abseits und wiederholen in regelmäßigen Abständen, dass sie den Artikel als Werbung betrachten – für sich und ihre auflagenstarken Bücher.

 

Viele Grüße Dietmar

 

PS: Für alle Seitenensteiger über Google oder andere Suchmaschinen; das Objekt der Begierde ist das Wort Dilettant und dessen Anwendung und Bedeutung im heutigem Sprachgebrauch!

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