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(Peter D. Lancester)

Das Wesentliche vom Unwesentlichen scheiden

Empfohlene Beiträge

Hallo Uschi,

 

das Problem kenn ich. ;) Aber wenn ich von MIR ausgehe, dann finde ich es besser ruhig etwas auszustreuen und es mir nicht noch 3 Mal vorzukauen, bevor es dann gelöst wird. ICH kann mich nämlich an solche Kleinigkeiten erinnern, auch wenn ich das Buch mal 2 Wochen weglegen musste.

 

Aber das ist halt verschieden. Es kommt auch drauf an, ob man einen 1000 Seiten Wälzer schreibt mit jeder Menge kleiner Andeutungen und die Auflösung einer davon erst auf Seie 989 kommt. Da ist eine Erinnerung sicherlich nicht schlecht. ;)

Beim 350 Seiten Werk braucht man das nicht tun.

Nur die bescheidene Meinung einer aufmerksamen Leserin. :s21

 

LG

Joy

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Thomas, das war jetzt kein bearbeitetes Zitat, das hast du geschrieben?? (Sorry, habe Mann nicht gelesen) Auf jeden Fall ist es klasse! Hab mich sehr amüsiert, hehehe.

 

LG

Joy

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Die Antwort auf die gestellte Frage hängt nicht zuletzt davon ab, was man schreibt - und für wen. Überflüssige Beschreibungen ohne Bezug zur Handlung, die für "Atmosphäre" sorgen sollen, müssen bei Fantasy und historischen Romanen beispielsweise ungefähr ein Drittel des Textes ausmachen. Du schreibst doch Fantasy, Peter? Also, die Seiten müssen gefüllt werden :s22

 

Okay, das war jetzt gemein. Aber diese exkursartigen Beschreibungen fallen in den besagten Genres schon extrem auf, und die Leser beschweren sich tatsächlich, wenn sie fehlen. Denn der Hintergrund ist hier ein wichtiges Element der Handlung, und damit tragen Beschreibungen per se schon zur Handlung bei.

 

Mit den "Wiederholungen" ist das so eine Sache; die habe ich selbst nicht so im Griff - bzw. ich wundere mich immer wieder, wie unterschiedlich das aufgenommen wird, und weiß nicht, wie ich es allen Recht machen soll. In meinem letzten Roman hatte ich eine Sache noch mal wiederholt, die später wichtig wurde, und wo alle meine Testleser einschließlich eines Verlagsmitarbeiters, der das Manuskript vor dem eigentlichen Lektorat schon gelesen hatte, sich darüber beklagt hatten, dass man sich daran gar nicht mehr erinnert, wenn es wichtig wird. Die eigentliche Lektorin allerdings empfand die Erinnerung dann als nervend und überflüssig und war der Ansicht, das wäre deutlich genug und müsste zwischendurch nicht noch mal gesagt werden ... Nun ja, genau das war meine eigene ursprüngliche Einschätzung gewesen ... ???

In meinem ersten Roman hatte ich an einer Stelle, als die Protagonisten einen Hügel emporstiegen, nach dem Lektorat den Kommentar im Manuskript: "Wo kommt denn der Hügel plötzlich her?" - obwohl es gerade mal eine halbe Seite her war, dass ich die Insel "mit einem Hügel in der Mitte" beschrieben hatte, als die Protagonisten mit dem Boot dort anlegten ...

Woran sich also der Leser noch erinnert, ist mitunter sehr erratisch. Und es ist nicht unbedingt das, was eigentlich da steht. Also würde ich dazu neigen, es im Zweifel eher zu deutlich zu machen.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Hallo Spinner,

 

ich bin halt der Meinung, dass man ein gestreutes Detail nicht unbedingt tausenfach widerholen muss, um es in die Erinnerung des Lesers zu verankern - sondern das Detail so hervostechend beschreiben, dass es den Leser ins Auge sticht. ;D

 

Lieber also ein einprägsames Detail (oder das Detail einprägsamieren :s02) als ein unscheinbares Detail unzälige Male scheinbar machen.

 

Grüße

Quidam

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Hallo Spinner,

 

ich bin halt der Meinung, dass man ein gestreutes Detail nicht unbedingt tausenfach widerholen muss, um es in die Erinnerung des Lesers zu verankern - sondern das Detail so hervostechend beschreiben, dass es den Leser ins Auge sticht.  ;D

 

Lieber also ein einprägsames Detail (oder das Detail einprägsamieren  :s02) als ein unscheinbares Detail unzälige Male scheinbar machen.

 

Hey Quidam!

 

Gebe dir, welch Überraschung, absolut recht. So sehe ich das nämlich auch.

 

Aber, und hier kommt, wenig überraschend, dann doch ein kleiner Widerspruch: Es gibt Situationen, besonders zum Beispiel im Krimigenre, in denen ein Detail eben NICHT zu massiv hervorgehben werden sollte. Wenn einer der verdächtigen überdetailiert und beosnders auffällig eine Zigarette der Marke Golden Cleaver raucht, weiß heutzutage jedes Kind: "Das wird nochmal wichtig!"

 

Wenn nun am Ende die Lösung eines Falls, oder eine Wendung der Geschichte, an solch einem Detail hängt, und der Leser aber nie merken soll, dass dieses Detail wichtig ist - dann, ja dann stehen wir wieder vor der Frage: Wie pule ich das dem Leser unbemerkt bei??

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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sondern das Detail so hervostechend beschreiben' date=' dass es den Leser ins Auge sticht.[/quote']

Das ist eine Aussage, die sich in der Theorie ganz nett treffen lässt, aber in der Praxis wenig aussagt. Denn dem Leser sticht nun mal das besonders ins Auge, was ihn persönlich anspricht - und das liegt oft auch an seiner Lebenserfahrung. Und der Leser, der sich mit 2 Seiten pro Tag in der S-Bahn durch ein Buch kämpft, hat oft auch andere Vorstellungen von Einprägsamkeit als der Zwei-Tage-Intensivleser.

Da ist als Autor sicher der am glücklichsten dran, der mit seiner Erfahrungs- und Wahrnehmungswelt sehr dicht an der Zielgruppe liegt und ganz automatisch das schreibt, was sein Leser auch sehen will ;)

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Hallo Marco,

 

dann besteht doch die Kunst darin, ein Detail hervorstechen zu lassen - aber dem leser dennoch nicht das Gefühl zu geben, dass das noch wichtig ist, für die Geschichte.

 

Um es zu verdeutlichen, ein Beispiel aus meinem Roman:

Meine Figur zieht einen Schnürsenkel aus der Hosentasche. Und ihr fällt ein, dass der von einem ausgetretenen Schuh stammt.

Ich hoffe mal, dass der Leser das als Charakterisierung der Figur versteht. Später findet der Schnürsenkel seine Verwendung. Wenn auch keine allzu wichtige.

An anderer Stelle kommt ein gläsernes Reh zur Sprache. (es wird auf ein umgedrehtes Bild gestellt.) Und selbst das gläserne Reh hat seine kleine Geschichte. Und dass das gläserne Reh nicht einfach auf einem Tischchen steht - sondern damit gehandelt wird, macht es einprägsamer - aber nicht so wichtig, als dass der Leser meinen könnte: Das wird noch wichtig.

 

Hallo Spinner,

 

das ist natürlich interessant. Allerdings will ich meine Geschichten für die schreiben, die sie innerhalb kürzester Zeit lesen wollen/müssen. Wenn der, der sich ein Jahr mit dem Roman herumschlägt, sich darüber beschwert, dass ich ein bestimmtes Detail nicht mehr erwähnt hatte, dann kostet mich das ein Schulterzucken. Dem hat es dann so oder so nicht gefallen.

 

Grüße

Quidam

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(Peter_Dobrovka)
Die Antwort auf die gestellte Frage hängt nicht zuletzt davon ab, was man schreibt - und für wen. Überflüssige Beschreibungen ohne Bezug zur Handlung, die für "Atmosphäre" sorgen sollen, müssen bei Fantasy und historischen Romanen beispielsweise ungefähr ein Drittel des Textes ausmachen. Du schreibst doch Fantasy, Peter? Also, die Seiten müssen gefüllt werden :s22

 

Okay, das war jetzt gemein. Aber diese exkursartigen Beschreibungen fallen in den besagten Genres schon extrem auf, und die Leser beschweren sich tatsächlich, wenn sie fehlen. Denn der Hintergrund ist hier ein wichtiges Element der Handlung, und damit tragen Beschreibungen per se schon zur Handlung bei.

Damit nimmst du meine Antwort zum Teil vorweg.

Man kann als genreübergreifende Faustregel festmachen, daß man beschreiben soll, was ungewöhnlich und auffällig ist, nicht aber das, was der Leser auch von selbst sich vorstellt.

Wenn einer in den Supermarkt geht, dann wäre ich bescheuert, zu beschreiben, daß es da Regale mit Brot und mit Süßigkeiten und Konserven und Tiefkühlbehälter gibt. Das weiß ja wohl jeder.

Beschreibe ich hingegen einen Wochenmarkt in einem fremden Land oder einer Fantasy-Welt, dann gehören Details dieser Detailstufe eben dazu.

Infolgedessen ist Fantasy von Haus aus detailverliebt und beschreibungslastig. Die Leser möchten die Fantasywelt ausgearbeitet vor sich ausgebreitet bekommen.

 

Peter

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Infolgedessen ist Fantasy von Haus aus detailverliebt und beschreibungslastig. Die Leser möchten die Fantasywelt ausgearbeitet vor sich ausgebreitet bekommen.

 

Peter

 

Das Gleiche lässt sich auch von Historischen Romanen sagen. Wer von uns hat schon mal dem Schupfen beiwohnen dürfen?

 

Ich denke, dass ist generell eine schwierige Frage. Details, die später in der Handlung benötigt werden, sind unerlässlich. Was aber ist mit den Details, die die Welt des Prots einfach nur anschaulicher bzw. lebendiger gestalten?

 

Ich überlasse da die Antwort auf die Fage Wesentlich oder Unwesentlich gerne einigen Probelesern. Betrifft im Grunde auch nur längere Texte.

 

Grüße

 

Lothar

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

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Um es zu verdeutlichen, ein Beispiel aus meinem Roman:

Meine Figur zieht einen Schnürsenkel aus der Hosentasche. Und ihr fällt ein, dass der von einem ausgetretenen Schuh stammt.

Ich hoffe mal, dass der Leser das als Charakterisierung der Figur versteht. Später findet der Schnürsenkel seine Verwendung. Wenn auch keine allzu wichtige.

An anderer Stelle kommt ein gläsernes Reh zur Sprache. (es wird auf ein umgedrehtes Bild gestellt.) Und selbst das gläserne Reh hat seine kleine Geschichte. Und dass das gläserne Reh nicht einfach auf einem Tischchen steht - sondern damit gehandelt wird, macht es einprägsamer - aber nicht so wichtig, als dass der Leser meinen könnte: Das wird noch wichtig.

 

Ja, kommt natürlich auf den Fall, und auch den Leser an.

Ich für mich habe das Problem: Sobald ein Gegenstand irgendwie in den Fokus rückt, geschildert und mit Geschichte ausstaffiert wird, gehe ich davon aus, dass er mit Bedeutung geladen wird. So, wie du es hier jetzt schilderst, würde ich warten, was es mit dem Reh und dem Schnürsenkel auf sich hat.

 

In dem Star Wars Buch, das ich grade gelesen habe, kommt ganz am Anfang, im Prolog, die leere Hülle eines Kampfroboters vor, der für seine Unbesiegbarkeit bekannt ist. Er taucht nur ganz kurz auf, und nur seine Hülle, die Dinger sind sechzig Jahre nicht mehr in Betrieb, und das war alles nur ein winziges Zwischenspiel in einem größeren Lichtschwertkampf.

Trotzdem wusste ich sofort, wer der Endgegener am Ende des Buches sein würde: Ein voll Funktionsfähiger von diesen unbesiegbaren Kampfdroiden.

Und ich sollte recht behalten.

 

Es ist numal doch so, dass die meisten Schwerter, die im ersten Akt an der Wand hängen, irgendwann doch zum Duell gezogen werden.

Mir fällt im Moment tatsächlich kein Fall ein, in dem ich mich überrascht gesehen hätte... Obwohls die bestimmt auch gab.

 

Ich glaube, die beste Möglichkeit heutzutage ist es, möglichst geschickt Rote Heringe in der Gegend zu verteilen. Deren Wesentlichkeit ist dann aber auch nur, möglichst unwesentlich zu sein, und von den wesentlichen Dingen abzulenken. hmm...

 

Muss ich nochmal drüber nachdenken.

 

Gruß,

Marco! :s17

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Hallo Marco,

 

ich bezweifle, dass du bei dem gläsernen Reh darauf wartest, dass es noch einmal von Belang sein könnte. (Es ist im Grund auch ohne Belang.) Einfach nur, weil ich mit vielen Details arbeite - die oft nur dazu dienen, das Bild auszustaffieren. Daher gleicht es eher einem ratespiel, zu sagen: Dieses Detail wird geerntet.

Ich würde also nicht nur ein Gewehr an die Wand hängen, sondern ein Messer auf den Tisch plazieren, eine Panzerfaust an den Kleiderschrank lehnen und natürlich noch ein Giftmittel dazustellen. :)

 

Grüße

Quidam

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Ich würde also nicht nur ein Gewehr an die Wand hängen' date=' sondern ein Messer auf den Tisch plazieren, eine Panzerfaust an den Kleiderschrank lehnen und natürlich noch ein Giftmittel dazustellen.  :)[/quote']

 

Yupp, das meinte ich mit Roten Heringen. (Begriff aus der Krimilitratur: 'Falsche Fährten'.)

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(Peter_Dobrovka)

Ja, kommt natürlich auf den Fall, und auch den Leser an.

Ich für mich habe das Problem: Sobald ein Gegenstand irgendwie in den Fokus rückt, geschildert und mit Geschichte ausstaffiert wird, gehe ich davon aus, dass er mit Bedeutung geladen wird. So, wie du es hier jetzt schilderst, würde ich warten, was es mit dem Reh und dem Schnürsenkel auf sich hat.

 

In dem Star Wars Buch, das ich grade gelesen habe, kommt ganz am Anfang, im Prolog, die leere Hülle eines Kampfroboters vor, der für seine Unbesiegbarkeit bekannt ist. Er taucht nur ganz kurz auf, und nur seine Hülle, die Dinger sind sechzig Jahre nicht mehr in Betrieb, und das war alles nur ein winziges Zwischenspiel in einem größeren Lichtschwertkampf.

Trotzdem wusste ich sofort, wer der Endgegener am Ende des Buches sein würde: Ein voll Funktionsfähiger von diesen unbesiegbaren Kampfdroiden.

Und ich sollte recht behalten.

 

Es ist numal doch so, dass die meisten Schwerter, die im ersten Akt an der Wand hängen, irgendwann doch zum Duell gezogen werden.

Und genau deswegen finde ich die Regel, daß das so sein muß, schlecht. Wer sich an sie hält, schreibt vorhersehbares Zeug.

 

 

Mir ist übrigens auch schon das Gegenteil passiert: Ich habe einen Hinweis gesät, und ein Probeleser (der noch nicht so weit gelesen hatte, daß das zum Zuge gekommen wäre) meinte, ich sollte das streichen, denn es trage nichts zur Handlng bei.

 

Peter

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Und genau deswegen finde ich die Regel, daß das so sein muß, schlecht. Wer sich an sie hält, schreibt vorhersehbares Zeug.

 

dass es so sein MUSS, ist in der Tat dumm, wegen der Vorhersehbarkeit.

Der Nutzen dieser 'Regel' liegt eher in ihrer Ökonomie.

 

Ich glaube, es ist einfach so, dass es sich einfach zu dieser 'Regel' hinentwickeltt: Geschichten, besonders natürlich beim Film, werden immer ökonomischer, es wird mehr und mehr wirklich NUR NOCH das beschrieben, was Handlungsbedeutend ist, um Zeit und Platz und Geduld des Publikums zu sparen.

So wird mehr und mehr Handlungsirrelevantes ausgesiebt, und am Ende ist klar, nur das nötigste drin gelassen, dass das, was übrigbleibt, auch Handlungsbedeutend sein MUSS.

 

Der Gedanke dahinter ist ja auch lobenswert, nur wie erreicht man es, ökonomisch zu agieren und möglichst nur handlungsrelevantes einzuführen, ohne das den Leser merken zu lassen, und ohne die Geschichte mit Handlungsirrelevanten Details zu überfrachten?

 

Ist Quidams Weg, mehr 'Atmosphäre' zu bringen, in deren Zuge man die Handlungsrelevevanten Details quasi Huckepack mitnimmt der einzige?

Die Taktik ist nicht schlecht, nur:

 

Gibt es doch noch einen anderen Weg?

 

 

Mir ist übrigens auch schon das Gegenteil passiert: Ich habe einen Hinweis gesät, und ein Probeleser (der noch nicht so weit gelesen hatte, daß das zum Zuge gekommen wäre) meinte, ich sollte das streichen, denn es trage nichts zur Handlng bei.

Hehe. Das ist hart! :) Ich erwarte aber ähnliche Reaktionen meiner Testleser... ;D

 

Gruß,

Marco! :s17

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(Peter_Dobrovka)

Das ist nicht nur hart, es wirft einige Probleme auf.

Etwas, das wichtig ist, erscheint unwichtig (was von mir erwünscht war) aber erscheint deswegen überflüssig (was nicht erwünscht war).

 

Peter

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Das ist nicht nur hart, es wirft einige Probleme auf.

Etwas, das wichtig ist, erscheint unwichtig (was von mir erwünscht war) aber erscheint deswegen überflüssig (was nicht erwünscht war).

 

Peter

 

Setz es in einen zweiten, Pseudowichtigen, Kontext... 8)

 

Hilfreiche Grüße, (Hoffe ich... ;D)

Marco! :s17

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Hallo Peter,

 

dann musst du das Detail eben 'wichtig' machen.

Um bei den Sesseln zu bleiben. Die Farben wirken überflüssig - auch wenn sie später vielleicht sogar total wichtig sind. Dennoch wirken sie überflüssig. Also sollte man die Farben so im Text setzen, dass sie durchaus hineinpassen.

 

Z.b. dass begründet wird, warum die eine Maus im grünen Sessel sitzt, vielleicht ist sie eine Spinatliebhabermaus.-)

 

Grüße

Quidam

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In dem Star Wars Buch' date=' das ich grade gelesen habe, kommt ganz am Anfang, im Prolog, die leere Hülle eines Kampfroboters vor, der für seine Unbesiegbarkeit bekannt ist. ... Trotzdem wusste ich sofort, wer der Endgegener am Ende des Buches sein würde: Ein voll Funktionsfähiger von diesen unbesiegbaren Kampfdroiden.[/quote']

... und dann wirst du Leser finden, die sich über die Vorhersehbarkeit ärgern (und Leser, die diese Vorankündigung gar nicht bemerkt haben. Aber über die rede ich jetzt nicht ;D). Du wirst allerdings auch Leser finden, die sich darüber freuen, dass sie es gesehen haben; die womöglich die ganze Geschichte über dem Endkampf entgegenfiebern und sich ärgern, wenn er nicht kommt.

Und es mag, je nach Geschichte, je nach Genre und je nachdem, wie geschickt du es anlegst, durchaus so sein, dass letztere Leser in der Mehrheit sind. Meistens sind sie es.

 

So viel zur "Vorhersehbarkeit" - denn Überraschung ist auch nur ein Konsruktionselement beim Schreiben, und nicht einmal das wichtigste. Und es sollte auch kein Selbstzweck werden. Zu viele Ablenkungen nerven dann leicht, wenn der Leser sich in die Irre geführt sieht.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Vielleicht hilft das hier weiter:

 

 

Ausschnitt aus John Steinbecks Prolog zu „Wonniger Sonntag“:

 

Dialog zwischen Mack, einem Kritiker und Whitey Nr. 1 und Nr.2

 

Mack: „Ich will schon, dass sich ein Buch hin und wieder in allerhand Geschnörkel ergeht. Der Mann, der das Buch schreibt, soll schon die Freiheit haben, ein bißchen Geschnörkel drumherum zu machen: Ein paar hübsche Worte zusammenzubosseln oder ein Liedchen mit Text einzulegen. Das ist nett. Aber ich möchte, dass es für sich gedruckt wird, damit ich es nicht zu lesen brauche. Ich will nicht, dass das Geschnörkel mit der Geschichte vermengt wird. Wenn also der Mann, der das Buch schreibt, unbedingt Geschnörkel machen will, dann soll er es gleich vorne hinsetzen. Dann kann ich es überspringen, wenn ich will, oder kann darauf zurückkommen, sobald ich weiß, wie die Geschichte ausgeht.“ ...

 

Witzig, wie hier Steinbeck auf sein eigenes Geschnörkel eingeht und ganz nebenbei beweißt, dass er sich solch Geschörkel erlauben konnte.

 

Beste Grüße

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

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Ich lasse Raum- und Umgebungsbeschreibungen ganz gerne weg - ebenso Wetterberichte und ähnliches, bis es zu einer Interaktion mit einer Figur kommt. Um ein Beispiel vom Anfang dieses Threads zu verwenden: Die rote Gardine, die den Ausblick auf einen hohen Baum versperrt.

Für mich ist Raum und Gardine völlig egal, solange dass nur ein Bühnenbild ist - ich versuche meistens, dass Bühnenlicht erst aufzudrehen, wenn eine Person ebendiese Bühne betritt und mit den Requisiten in Aktion tritt:

 

Carl ging quer durch den Raum, ärgerte sich über die knarrenden Dielen und fragte sich, was hinter der wandhohen Gardine zu sehen sein würde. Er zog den schweren roten Stoff zur Seite und blinzelte in die Nacht, die von einem kahlen, hohen Baum durchschnitten wurde.

 

Ist nicht das Gelbe vom Ei, denke ich, veranschaulicht aber hoffentlich, was ich meine.

 

Dass die Gardine dunkelrot und aus schwerem Stoff ist, mag für die logische Handlung der Geschichte völlig unerheblich sein, vielleicht aber nicht unerheblich für Stimmung und Subtext. Vielleicht begegnen wir im Laufe der Geschichte genau diesem Rot wieder und Carl bekommt die Möglichkeit, Querverbindungen herzustellen. Ebenso die knarrenden Dielen, der knarrende Parkettboden. Unwichtig, bis auf die Tatsache, dass es ihn stört, oder dass er gehört werden könnte...

 

Ich mag es nur in den seltensten Fällen, ein leeres Szenario zu beschreiben, in dem nichts passiert. Wenn ich sowas tun möchte, also nicht drum rum komme, versuche ich es durch die Augen und mit der Emotionalität der Person zu sehen, die das Szenario betritt.

 

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen :-)

 

lg/Peter

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Stefan Mühlfried

Hi y'all!

Komisch, daß in dieser Diskussion noch gar nicht der Begriff "Show, don't tell" gefallen ist - legt er nicht den Grundstein für viele scheinbar überflüssige Beschreibungen? Weil man eben nicht einfach sagen will, was wichtig ist, sondern es umschreiben, beschreiben, zeigen will?

 

Beispiel:

"Smith holte tief Luft und trat in Jones Büro. Er wußte, daß der alte Sack ein erzkonservativer, machthungriger Kerl war, und daß ihn eine harte Diskussion erwarten würde."

 

OK, das ist Tell.

Als Show könnte man das in verschiedenen Stufen um "unwichtige" Details anreichern und die Holzhammer-Info am Anfang weglassen:

 

- Stufe 1: An der Wand hängt die Eintrittsurkunde bei den Republikanern

- Stufe 2: Der Kerl hängt fies grinsend hinter seinem wuchtigen Eichentisch, raucht Zigarre und läßt Smith gleich beim Eintreten mit einem üblen Spruch auflaufen

...

- Stufe n: Es wird das Büro in kleinsten Details geschildert, vom wuchtigen Schreibtisch über die Seidentapete, die amerikanische Flagge und die Waffensammlung an der Wand, die Fotos vom Händeschütteln mit bekannten Politikern, bis hin dazu, daß Jones gerade bei Smith's Eintreten den Chef der Waffenlobby am Telefon für seine Laschheit zur Sau macht.

 

Provokante These: Unwichtig ist dann keine der Informationen. Vielleicht redundant, oder zu dick aufgetragen, ok. In welchem Detaillierungsgrad man sich austobt, ist persönlicher Geschmack des Autors, in dem sich dann der Leser wiederfindet oder auch nicht.

Überflüssig wäre jede Information, die nicht dazu beiträgt, die Aussagen zu transportieren, die dem Leser vermittelt werden sollen. Also z.B. ob Smith's Krawattenknoten schief sitzt, daß 50 Sterne auf der Fahne sind oder welche Farbe der Sessel hat ;D (der MUSS schwarz sein).

 

Schlußfolgerung: Man überlege sich, was der Leser am Ende der Szene wissen soll. Und das schreibt, beschreibt oder umschreibt man, und zwar so, daß der Leser

a.) hinterher ein in sich geschlossenes Bild hat und

b.) nicht allzu sehr abgelenkt wird.

 

Ausnahmen dazu sind z.B. die erwähnten falschen Fährten oder das ebenfalls erwähnte Säen und Ernten.

 

Liebe Grüße,

Stefan

(der kein bedingungsloser SdT-Jünger ist!)

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Hi y'all!

Komisch, daß in dieser Diskussion noch gar nicht der Begriff "Show, don't tell" gefallen ist - legt er nicht den Grundstein für viele scheinbar überflüssige Beschreibungen?

 

Heyho!

 

So interessant ich deine Ausführungen finde und ihnen generell zustimme: Nein, ich kann keine Verbindung zwischen SdT und der Relevanz von Informationen entdecken.

Der Grund: Die Frage, ob etwas wesentlich oder unwesentlich ist, geht darum, WAS man erzählt.

 

Show, don't tell behandelt die Frage, WIE etwas erzählt wird.

 

Die Frage ist, ob eine Information relevant oder nicht? Wenn ja, ist es eine ganz andere Frage, ob sie geshowt, oder getellt wird.

Wenn nein, ist es egal, ob sie geshowt, ode rgetellt wird, sie bleibt überflüssig.

 

Es ist also nicht von Bedeutung, ob ich, als tell, sage: "Jones war erzkonservativ" (Tell), oder ob ich sage: "Ich trat in Jones Büro. an seiner Wand hingen die Mitgliedsurkunden der Republikaner, der NRA und des Tom Clancy Fanclubs" (Show)

 

Beide vermitteln die gleiche Information: Jones ist erzkonservativ. Die Frage ist: Ist es von BEDEUTUNG, dass Jones Erzkonservativ ist? Ist die Information relevant?

Ist sie es, dann darf man jedes Detail erzählen, dass Jones als Erzkonservativ schildert, ohne dass es unwesentlich wäre.

ist es völlig belanglos, dass Jones Erzkonservativ ist, dann wäre jegliche Information unwesentlich: Sowohl die kurze Erwähnung, als auch die Details...

 

Du hast also an sich recht, nur ist die SdT Thematik in meinen Augen hier gar nicht mal angebracht...

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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