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(Peter D. Lancester)

Das Wesentliche vom Unwesentlichen scheiden

Empfohlene Beiträge

(Peter_Dobrovka)

Allgemeine Regel: Überflüssige Details soll man nicht erwähnen, sonst wird der Text lang und auch lang-weilig.

 

Hadmuts Mäusetext (Link ungültig) (Link ungültig) brachte mich dazu, darüber nachzudenken, daß es nicht für jeden Autor selbstverständlich ist, zu unterscheiden, welche Details für die Handlung, Charakterisierung oder Stimmung wichtig sind und welche nicht.

 

Der Klassiker: Rechte und linke Hände. Es ist irrelevant, ob man etwas mit der rechten oder linken Hand tut (er hob die rechte Hand), oft auch, daß man es überhaupt mit der Hand tut. (Er zündete sich mit der rechten Hand eine Zigarette an.)

 

Solche Sachen wie eine Szene, in der es drei Sessel gibt und sie haben alle verschiedene Farben - intuitiv sage ich, daß das weg muß, aber es kann Situationen geben, wo solche Details wichtig sind. Aus Gründen der Stimmung zum Beispiel, oder um den Besitzer zu charakterisieren. Aber ich scheitere daran, eine Regel dafür aufzustellen.

 

Peter

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@Peter

 

Ich hasse es, Dir wiedersprechen zu müssen, aber in meinem Buch, war es sehr wichtig, ob mein Mordred etwas mit links oder rechts tut (links sitzt die Magiehie ;-)) Sein Bruder war linkshänder, das ist ein Vorteil beim Schwertkampf.

 

Ich weiß aber was Du meinst und das ist schon wahr.

 

Mit dem rechten Fuß voran

 

Anja

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Hi Peter,

 

in dem Beispiel fielen mir gar nicht die Sessel an sich als überflüssig auf, obwohl sie es wahrscheinlich sind, sondern die Art ihrer Benennung. Die Wortwiederholung "Sessel" war einfach zu oft vorhanden. Ansonsten, wenn der Autor ein Detail für erwähnenswert hält streite ich mich meist nicht mit ihm darüber. ;D

 

LG

Joy

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Wir sind hier nicht in Textkritiken, deshalb mal den Schwamm über Hadmuts Sesseltext. Mir ist aufgefallen, dass meine Figuren oft Dinge mit einer bestimmten Hand tun, z.B. in meinen überlangen Kampfschilderungen, weil ich die eben genau vor mir sehe, inkl. der beteiligten Hände. Erst beim Überarbeiten fällt mir dann auf, dass es keine Rolle spielt, ob es die linke oder rechte Hand war und ich streich das dann ganz schnell. Andererseits ist Testlesern aber aufgefallen, dass ich teilweise wichtige Details ganz weglasse, z.B. in bestimmten Szenen überhaupt nicht erwähne WO sie spielen. Das sehe ich dann so deutlich vor mir, dass mein Unterbewusstsein es offenbar nicht mehr für nötig hält, das dem Leser auch mitzuteilen.

 

Wie man es schafft, die goldene Mitte zu finden, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, den Trick muss mir beizeiten mal jemand erklären, bitte.

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Das ist kein Trick, Rocker. ;) Sondern du erzählst eine Geschichte. Und zwar Leuten, die sie nicht kennen. Dabei musst du dich also ständig fragen, ob der Leser das jetzt schon weiß, oder nicht! Du musst also die Story so lesen, wenn deine Finger aufgehört haben zu tippen, als ob du sie zum ersten Mal siehst. Als ob DU der Leser bist.

 

Das ist das ganze Geheimnis. ;)

 

Ich bin immer mein erster Testleser. Ich drucke mir den Text aus lese ihn auf der Couch, oder wo auch immer. Dann merke ich schon, häh? da fehlt doch was! Oder da ist was doppelt erwähnt, usw.

 

LG

Joy

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Mal ab von Hadmuts Text, bringt mich das Thema wieder zu Juttas Text, bei dem ich einige solche Unwesentlichen Dinge bemängelt habe.

 

Weil das das Thema aber nicht ganz sauber trifft, gilt für mich folgende Regel, oder besser: folgender Regelbaum, da sich die meisten Infos schon an erster Stelle aussieben lassen, oder an zweiter, an dritter, etc.:

 

- unwichtig sind Informationen, die beinhaltet sind, die sich der Leser also denken kann.

Wer eine Zigarette anzündet, tut das mit den Händen. Tut er es mit den Füßen, oder aus einem ganz bestimmten Grund mit einer besonderen Hand, ist es einer Erwähnung wert, sonst nicht. Etwa wenn eine Person einen Ball mit links fängt - wodurch er als Linkshänder ausgewiesen ist, obwohl die Person eigentlich Rechtshänder sein sollte, der Mensch also ein betrüger ist. Oder Anjas Magie Beispiel.

Oder wenn jemand ein Auto startet. Unwichtig: "Er stieg in den Wagen und stecke den Schlüssel ins Zündschloss, drehte ihn nach rechts und der Motor sprang an."

Es reicht: "Er stieg in den Wagen und ließ den Motor an."

 

- unwichtig sind Informationen die nichts zur Handlung/Atmosphäre beitragen.

Häufiger Anfängerfehler sind Sätze wie folgender: "Er druckte den Text mit seinem HP Deskjet 400 aus." Viele Anfänger glauben, mit solchen Details Leben in ihren Text zu bringen,

Solange es nicht für die Handlung bedeutend ist, was für ein Drucker das ist: Weg damit. Es reicht: "Er druckte den Text aus."

Hadmuts Sesselfarben fallen auch in diesen Bereich.

 

- unwichtig sind Informationen, die ein Bild überladen.

Ich habe mich schonmal als Freund von Beschreibungen geoutet, die nur die nötigsten Pinselstriche nutzen. Ich selber berherrsche das leider gar nicht und verfranze mich oft bei meinen Beschreibungen, aber viele Anfänger überbeschreiben ihre Bilder: "Die rote Gardine hing an einer drei Meter langen Stange zehn Zentimeter über den zwei Meter hohen Fenstern und versperrte den Blick auf einen zwanzig Meter hohen Baum mit siebzehn Ästen."

 

Hier ist es relativ einfach, auszusieben: Jede Information, die nichts zur Handlung / Atmosphäre beiträgt: Streichen. Wenn in diesem Beispiel später ein Kind von dem Baum stürzen soll:

"Die rote Gardine versperrte den Blick auf den zwanzig Meter hohen Baum."

Hier ist auch wieder die erste Regel in Kraft getreten: Die Gardine beinhaltet das Fenster, das daher nicht extra erwähnt werden braucht.

 

- unwichtig sind Informationen, die vom Thema ablenken.

Auch das Beispiel hatte ich bei Juttas Text gefunden. Gerade Anfänger (damit meine ich nicht dich, Jutta) meinen oft, sie müssten ihre Rätsel bei jedem passenden Moment wieder dem Leser in Erinnerung rufen. Daraus entstehen Sätze wie folgende: "Sammy wand sich in seinen Fesseln, die glühende Nadel näherte sich seinem Auge immer mehr, als sie nur noch einen Zentimeter entfernt war, genau die Entfernung, die vor zwanzig Jahren Sammys Onkel Huberts Arm von dem seltsamen Fleck entfernt war, als er starb, schrie er auf: 'Ich gestehe!'"

 

An solchen Stellen heisst es: Beim Thema bleiben. Nicht abrutschen in Nebenschauplätze. Dafür ist an anderer Stelle garantiert besserer Platz.

 

- Unwichtig sind Informationen, mit denen der Leser an dieser Stelle nichts anfangen kann.

Es ist etwas schwierig, hier ein Beispiel zu bringen. Aber nehmen wir an, es geht um eine Alienrasse. Der, natürlich, Anfänger, möchte etwas verrätseln und schreibt: "Brrtok, der Anführer der Aliens stieg aus dem Raumschiff und bekam natürlich sofort grünen Auschlag. "Scheiß Licht", murmelte Brrtok."

 

Die Information ist unwichtig, da hier der Leser nichts damit anfangen kann. (Zur Auflösung: Die Aliens bekommen natürlich sofort Ausschlag, sobald sie auf einem Planeten mit grünem Licht landen. ;))

 

- Eine Information ist unwichtig, wenn der Leser sie bereits hat.

In meinen Augen einer der häufigsten Fehler, nicht nur bei Anfängern, sondern auch bei gestandenen Autoren.

 

Es gilt natürlich, wichtige Informationen regelmässig zu wiederholen. Zu alten Drehbuchzeiten hieß es: alle zehn Minuten. Mittlerweile gibt es aber keine feste Zeit mehr. Dennoch halten sich viele Autoren daran (Ich erinnere an den Film I, Robot, in dem sich Will Smith regelmässig den Arm hält, oder auf seinen Arm und die Narben angesprochen wird, bevor wir erfahren, was es damit auf sich hat.)

Beim Buch meine ich: Alle dreißig bis fünfzig Seiten reicht - je nach Informationsfülle oder Hektik des Textes, oder wie einprägsam eine Information ist. Ein apper Arm muss nicht ständig erwähnt werden, das merkt sich der Leser. Dass ein Charakter die Brille immer mit der rechten Hand aufsetzt, sollte aber alle dreißig bis fünfzig Seiten wiederholt werden, wenn es später wichtig wird.

 

Dennoch übertreiben es viele Autoren. Da heisst es dann: "Susi hatte grüne Haare. Sie stand auf und ging in die Schule, in der sie immer 'Grashaar' genannt wurde. Sie öffnete ihren Spint, und jemand sagte: "Boah, sind deine Haare grün." Nach der Schule traf sie sich mit Freunden und zeigte stolz ihre grünen Haare."

Die Info wird also möglichst jede zweite Zeile wiederholt, weil der Autor befürchtet, der Leser merkt es sich nicht.

 

Das überschneidet sich stark mit folgender Regel:

 

- unwichtig ist eine Information, die nichts neues bringt.

 

Wenn ein Haus brennt, brennt das Haus. Es hilft nichts und stört eher, ständig zu erwähnen, dass es brennt. Die gesamte Brandgeschichte muss man erst wieder erwähnen, wenn sich etwas daran ändert, also eine neue Information auftaucht.

Unwichtig: "Das Haus brannte unverändert."

Wichtig: "Der Brand weitete sich aus."

Wichtig: "Der Brand wurde eingedämmt."

 

Das in einem Fazit zu einer einzigen Regel zusammenzufassen ist so gut wie unmöglich. Dennoch möchte ich es versuchen:

 

Unwesentlich ist alles, das den Leser ablenkt, ein Bild überfrachtet, der Leser bereits weiß und das nichts neues bringt.

 

Wichtig ist alles, das den Leser fokusiert, ein Bild entstehen lässt, neu für den Leser ist und dabei die Handlung weitertreibt und das neue Umstände anführt. Und natürlich alles, das zur Orientierung beiträgt. Also die vier 'W's: Wer, Wann, Wo, Was! (aber bitte nur einmal!)

 

Soweit jedenfalls von meiner Seite.

 

Bin zu jeder Diskussion bereit!  ;D

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Lieber Marco,

 

Du redest mir schon wieder zu sehr "vom Olymp herab"  ;D (wirst es mir nicht übel nehmen).

 

Ist schon alles richtig, was Du sagst, nur wehre ich mich dagegen, irgendwelche allgemein gültigen Regeln aufzustellen.

 

Es spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle - es kann sogar sein, daß auf den ersten Blick scheinbar völlig unwichtige Details eine gewichtige Rolle einnehmen oder auch, daß die Wiederholung eines Details ganz bewußt gesetzt ist.

 

Deshalb (und nur deshalb) mein Widerspruch.

Ob ein Sessel wichtig oder unwichtig ist, entscheiden weder ich noch Marco, sondern allein der Autor.

Nein, nicht der Leser!

 

Gruß

Jan

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Du redest mir schon wieder zu sehr "vom Olymp herab"  ;D (wirst es mir nicht übel nehmen).

 

Wo ich doch so ne Höhenangst hab... :s10

 

Aber: Damit kann ich leben!  ;D

 

Zumal es nur meine Meinung ist, kein Grundgesetz, an das sich irgendwer halten müsste.  ;)

Da ich das aber bei meinen Posts generell so verstanden sehe, spare ich mir die Mühe, diese 'unwesentliche' Information jedesmal aufs neue zu erwähnen... Sie sollte bekannt sein. Hoffe ich...  :s09

 

Es spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle - es kann sogar sein, daß auf den ersten Blick scheinbar völlig unwichtige Details eine gewichtige Rolle einnehmen oder auch, daß die Wiederholung eines Details ganz bewußt gesetzt ist.

Recht hast Du! Fällt alles unter Regel Zwo.  :)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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@Jan

 

Danke. Ich kann mir mein Posting sparen und in Ruhe frühstücken. :)

 

Einverstandene Grüße

 

Anja

 

Ps: Ich gebe zu, dass ich Hadmuts Text noch nicht gelesen habe, aber, ich unterstelle dem Autor IMMER, dass er seine Worte bedenkt und sorgfältig wählt. Das kann helfen, wenn einem der Stil nicht liegt, sonst schaut man gerne mal an der Intention vorbei. Und mit ihr werden manche Details erst schlüssig.

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Hallo Marco,

 

an anderer Stelle beschwerst du dich aber dann darüber, dass z.b. bei Bluomos Texte alles wichtig ist - und es dadurch für dich das Lesen unglaublich erschwert.

 

Wo quasi die 'Regel' abzuleiten wäre, dass Unwichtiges dadurch wichtig wird, dass es den Text auflockert, der Leser verschnaufen kann. ;)

 

Ist schon ein Kreuz mit diesem komischen Handwerk. ;D

 

Grüße

Quiddy :s01

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Hi Quiddy,

 

da hast du recht, ist schon nicht so einfach. Aber ich denke mal auch in sogenannten Verschnaufpausen will der Leser nichts lesen, das er schon weiß.

 

LG

Joy

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Hallo Quiddy,

 

dazu muss ich sagen, dass mich persönlich diese regelmäßigen Wiederholungen nerven. Ich denke dann immer, ja, ja, ich bin doch nicht blöd. :s02 Ich glaube auch nicht, dass ich das in meinen Werken anwende. Mache ich da also etwas "technisches" falsch?

Das ist eine rhetorische Frage. ;)

Denn ich glaube daran, dass der Autor das Buch bestimmt, nicht irgendwelche Regeln. Kniffe und Tricks anwenden ist was anderes, aber nach strengen Regeln schreibe ich nicht.

 

LG

Joy

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Ps: Ich gebe zu' date=' dass ich Hadmuts Text noch nicht gelesen habe, aber, ich unterstelle dem Autor IMMER, dass er seine Worte bedenkt und sorgfältig wählt.[/quote']

 

Hach ja - eine schöne Welt. :)

 

Aber mal im Ernst - natürlich SOLLTE es so sein. bei den meisten, zumindest veröffentlichten Autoren ist es ja sogar so.

Nicht zuletzt deshalb sprach ich so furchtbar viel von Anfängerfehlern, denn gerade da wird oftmals einfach drauf los geschrieben. Ohne Bedacht. Ohne Sorgfalt.

 

 

 

an anderer Stelle beschwerst du dich aber dann darüber' date=' dass z.b. bei Bluomos Texte alles wichtig ist - und es dadurch für dich das Lesen unglaublich erschwert.[/quote']

 

Ich bin immer wieder erstaunt, wie du es schaffst, mich misszuverstehen.  ;D (Mein ich gar nicht böse!) So ein langes Posting und doch scheine ich mich wieder unklar ausgedrückt zu haben... Hmm, mal überlegen.

 

Du verwechselst hier jedenfalls 'wesentlich' mit "Bedeutungsüberladen", oder Informationsüberladen.

 

Mir geht es darum, dass man nicht erwähnen braucht, wenn ein Feuerwehrauto rot ist, sondern nur, wenn es grün ist.

 

Das ist etwas anderes, als in jede Szene so viele Informationen zu stopfen, wie es geht: "Hans strich mit seiner verkrüppelten Hand über die Narben seiner Schwester Lisa, beides Wunden aus Kindertagen, sie waren von ihem Vater geschlagen worden, der ein Alkoholiker gewesen war, und nun waren die Geschwister ein Paar und lebten in Dortmund, wo es gerade regnete, was ihre Stimmung drückte."

 

Der Unterschied ist: Das sind alles furchtbar wichtige Informationen, aber müssen die unbedingt so geballt sein? DAS meine ich, dass es das lesen erschwert.

Es reicht: Eine Szene für die Wunden. Eine Szene für den Vater. Eine Szene für die Geschwisterliebe. Und zwischendurch eine Szene, in der einfach nur Eis gegessen wird, was die beiden als Eisesser auszeichnet.

 

Die von mir hier aufgestellten 'Regeln' wären dann fällig, wenn der Satz etwa so lautete:

"Hans strich mit einem drittel Km/h mit dem Zeige- und Mittelfinger seiner verkrüppelten linken Hand über die fünf Zentimeter langen Narben seiner Schwester Lisa, beides, seine verkrüppelte linke Hand und die verschlossenen Wunden seiner Schwester, waren Wunden aus Kindertagen, als sie noch nicht erwachsen gewesen waren, und sie von ihrem Vater, nicht aber von ihrer Mutter, der die Farbe von Cocktailsoße mochte und über dessen sich Bett ein Stück Tapete abgelöst hatte, geschlagen worden, der ein Alkoholiker gewesen war, und seine Kinder, Hans, mit der verkrüppelten linken Hand und Lisa, mit den Narben, immer mit Gewalt angegangen war, nachdem er getrunken hatte und nun waren die Geschwister, Hans, mit der verkrüppelten linken Hand, und Lisa, mit den Narben, ein Paar, sie liebten sich und mochten, es gemeinsam am Strand kleine Steine zu sammeln und ins Wasser zu werfen, und grübelten nach, wohin die Wellen wohl verschwanden und lebten in Dortmund, wo es gerade regnete, was ihre Stimmung drückte und sie an ihren Vater erinnerte, der Alkoholiker war."

 

Ist ein extremes Beispiel, aber selbst wenn du hier alle 'unwesentlichen' Informationen herausstreichst, sind es immer noch zuviele 'wesentliche' auf einem Haufen 'geballt'.

 

Siehst du den Unterschied?

 

:)

 

Oops, wieder den zweiten Teil vergessen! :s03

 

Wo quasi die 'Regel' abzuleiten wäre, dass Unwichtiges dadurch wichtig wird, dass es den Text auflockert, der Leser verschnaufen kann. ;)

 

Hiermit kannst du nämlich durchaus Recht haben. Nur ist wieder der Unterschied zwischen wichtig und wesentlich gesetzt. Die Charaktere dürfen, zur Auflockerung, gerne ein Eis essen gehen, das kann wichtig sein, aber ob sie dabei auf gelben oder grünen Stühlen sitzen und nach Nordosten oder südwesten schauen, kann wieder ganz und gar unwesentlich sein... :)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Hallo Marco,

 

ich hab dich schon richtig verstanden. War ja nur ein Seitenhieb.

 

Nur mischt du da etwas zusammen.

 

Das eine sind Regeln - und du stellst durchaus gute Regeln auf.

Und das andere sind Lesevorlieben - die du dann aber zu Regeln machst.

 

Wenn du einen Text zu dicht und zu schwer empfindest - ist das lange nicht falsch. Wenn aber ein Text zu beispielsweise adjektivüberlastet ist, dann hat der Autor etwas 'falsch' gemacht.

Ein kleiner, feiner Unterschied.

 

Und dass du mich nicht flasch verstehst, weil ich dir öfters widerspreche:

Ich mag deine Kritiken und Kommentare, weil sie enorm lehrreiches in sich tragen.

 

Grüße

Quidam

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Und das andere sind Lesevorlieben - die du dann aber zu Regeln machst.

 

Sorry, die verbindung sehe ich nicht...  :s03 Wovon genau redest du denn jetzt? Von dem, was ich als anstrengend bezeichnet habe? Darüber habe ich niemals irgendwelche Regeln aufgestellt, sondern nur gesagt, MIR ist das zuviel.

 

Und ich kann auch nicht sehen, wo die Lesevorliebe liegen sollte, den Leser mit schon bekannten oder unwesentlichen Informationen zu füttern, denn DA gegen habe ich ja Regeln aufgestellt...  :-/

 

Also verstehe ich dich entweder falsch oder wir reden aneinander vorbei. Hmm...

 

Ich sehe jedenfalls absolut keinerlei Verbindung zwischen diesem Thread und dem, was ich mit zu dichten Texten meinte...

 

Wenn du einen Text zu dicht und zu schwer empfindest - ist das lange nicht falsch.

Richtig!

 

Wenn aber ein Text zu beispielsweise adjektivüberlastet ist, dann hat der Autor etwas 'falsch' gemacht.

An und für sich: richtig. Nur finde ich persönlich beispielsweise Adjektivüberladung an sich weder schlimm, noch falsch. Warum sollten zuviele Adjektive 'falsch' sein? Mag da ebenfalls Lesegewohnheiten geben.

 

Hat aber in meinen Augen alles beides gar nichts mit diesem Thread zu tun...

 

Ein kleiner, feiner Unterschied.

Ich finde den Unterschied zwischen einem 'schweren' Text und Adjektivüberladung titanisch groß. Da liegen Galaxien zwischen, das (mit Gruß an PeterN ;)) spielt nicht mal mehr im gleichen Stadion! ;D

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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(Peter_Dobrovka)

Ich schließe mich Marcos Ausführungen zu 100% an. Allen. Das könnte alles genau so fast wörtlich von mir stammen.

 

Was ich trotzdem immer noch nicht greifen kann, ist das mit den verschiedenfarbigen Sesseln. Weil ja nämlich für die Handlung unwichtige Informationen durchaus wichtig sein können, um ein Bild herzustellen. Gerade in Kinderbüchern finden sich oft liebevolle Beschreibungen von Innenräumen, von einer Kuckucksuhr an der Wand oder einem Fleck auf der Tapete, und das alles trägt dazu bei, ein Bild zu komponieren.

 

Warum empfinde ich die unterschiedlichen Sesselfarben in der Szene als aufdringlich überflüssig? Denn das tue ich, ganz intuitiv. Und nicht nur ich.

Aber was ist der Fehler daran?

Ich glaube, es hat irgendwas mit dem Gesamtaufbau des Textes zu tun. Mit dem Zwischending aus gehetzter Szene und zu detaillierter Narration. Vielleicht würden die Sesselfarben stimmiger werden, wenn sich der Text grundsätzlich verändern würde.

 

Darüber denke ich noch etwas nach, bin aber nicht böse, wenn jemand die Lösung vorher sagt, dann kann ich mir Arbeit sparen. ;D

 

Peter

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Hallo ihr Lieben.

 

Gerade jemand, der beginnt, sich mit dem Schreiben zu befassen, ist genau dieser Punkt - Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden - sehr, sehr schwierig.

 

Wie wichtig ist die Augenfarbe einer Person? Die Haarfarbe? Die Schuhgröße? Wie genau muss man die Umgebung beschreiben?

 

Ich glaube, diese Dinge sind genau dann wichtig, wenn sie für den Verlauf der Geschichte bzw. für die Atmosphäre der aktuellen Szene unverzichtbar sind.

 

Wenn ich also das Auto meines Protas genau beschreibe - Modell, Typ, Farbe, PS, Zustand - dann ist es demnach wichtig, weil in einem anderen Kapitel mit dem Wagen etwas passiert, und sei es nur, dass sich jemand fürchtet, in diese Rostlaube einzusteigen - Ein Beschreibung an dieser Stelle ist dann eindeutig zu spät und würde die Wirkung der Szene verfehlen.

 

Muss ich die Wohnung meines Protas genau beschreiben? Jeden Sessel  :s22 jeden Tisch, die Bodenbeläge, Farbe des Klopapiers und die Tageszeitung, die achtlos auf dem Küchentisch liegt? Ich fürchte, das würde den Leser langweilen. Er würde sich fragen "Was will der Kerl?" Und er beginnt auf die Seitenzahl zu schielen - Puh, Seite 20 und jetzt war erst die Diele dran.

 

Meine Auffassung ist, dass der Plot im Fordergrund stehen muss. Wie die Umgebung aussieht, oder die Menschen - vor allem Nebendarsteller, da ist es noch schwieriger - soll sich in die Handlung integrieren. Wenn schon Unwesentliches beschreiben, dann so, dass sich der Leser schon geistig darauf vorbereitet, dass das wichtig wird - und er kann es nicht mehr erwarten, dass dieser Zeitpunkt endlich kommt.

 

Heiße Grüße vom Pool (mit Südtiroler Rotwein)  :s21

Roland

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Peter, die Lösung liegt m.E.n. nicht in der Erwähnung der Farben, sondern hier:

 

"Nachdenklich und still saßen drei Mäuse in ihren gemütlichen Sesseln. Es waren der schlanke Jacky auf seinem gelben Sessel, daneben der rundliche Karli in seinem blauen Sessel und im dritten Sessel, ein braunen Fernsehsessel saß die Mäusin Philinchen."

 

Das sind einfach zu viele Sessel.

 

Nochmal ohne:

 

"Nachdenklich und still saßen drei Mäuse in ihren gemütlichen Sesseln. Es waren der schlanke Jacky auf seinem gelben, daneben der rundliche Karli in seinem blauen und im dritten, ein braunen Fernsehsessel saß die Mäusin Philinchen."

 

Mich stören die Farben nicht, weil Kinder das sicher nett finden würden.

 

LG

Joy

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Joys Ansatz finde ich gut, mich persönlich befriedigt er aber noch nicht gänzlich. Denn die Farben würde ich wirklich nur und ausschließlich in einem Text für Kinder durchgehen lassen.

 

Vielleicht hat es etwas mit Bildung zu tun? Je nach Alter des Kindes LERNEN sie ja aus diesen Büchern. Die genauen beschreibungen, dazu dann das Bild - da werden verbindungen zwischen dem Bild einer Kuckucksuhr und dem Text "An der Wand hing eine Kuckucksuhr" geknüpft.

 

Ausserdem orientieren sich Kinder wohl anders. Beim vorlesen suchen sie das geschilderte auf den Bildern dazu, es sollte also übereinstimmen, um dem kind orientierung zu bieten. Daher der Detailreichtum: Damit die Kinder das gelesene auch wiederentdecken und wirklich die Verbindung zwischen Text und Bild knüpfen können.

 

Schon in einem Jugendbuch wären mir die Sesselfarben zuviel.

 

Vermutlich auch, weil es zu geballt kommt. Zu auf einem Haufen, und in dem Satz gar keine anderen Informationen sind, als diese Farben.

 

Es sind einfach zuviele Worte, um NUR die Farben der Sessel zu erwähnen...

 

Vermutlich war ich deshalb gleich nach dem Satz auf 'Kinderbuch' geschaltet. :)

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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(Peter_Dobrovka)

Wie wichtig ist die Augenfarbe einer Person? Die Haarfarbe? Die Schuhgröße? Wie genau muss man die Umgebung beschreiben?

 

Ich glaube, diese Dinge sind genau dann wichtig, wenn sie für den Verlauf der Geschichte bzw. für die Atmosphäre der aktuellen Szene unverzichtbar sind.

Ja, aber wir drehen uns im Kreis.

Wenn es in der Handlung eine Bedeutung hat, kommt die Sache mit Säen und Ernten (Link ungültig) (Link ungültig), und deshalb ist es in der Tat wichtig, es zu erwähnen.

Mit "Atmosphäre" betreten wir jedoch die Bühne des Schwammigen. Denn die Frage ist ja gerade: Wo hört die Atmosphäre auf und wo beginnt das Langweilen des Lesers? Eine scharfe Trennlinie wird hier niemand ziehen können, so ad hoc schießt mir gerade durch den Kopf, daß in Frauenliteratur die Augenfarbe wichtig ist, während in SF technische Beschreibungen verlangt werden.

Aber das, was Marco geschrieben hat, ist schon mal sehr hilfreich, wie ich finde.

 

Wenn ich also das Auto meines Protas genau beschreibe - Modell, Typ, Farbe, PS, Zustand - dann ist es demnach wichtig, weil in einem anderen Kapitel mit dem Wagen etwas passiert, und sei es nur, dass sich jemand fürchtet, in diese Rostlaube einzusteigen - Ein Beschreibung an dieser Stelle ist dann eindeutig zu spät und würde die Wirkung der Szene verfehlen.

Keine Frage, aber es ist auch denkbar, die Technica des Autos zu beschreiben, nur weil Autor und Leser das geil finden.

Ein Trick, der hier zum Zuge kommen kann, ist, daß es entweder der Prota auch geil findet oder von einem begleitet wird, der ihm davon vorschwärmt, ihn damit vielleicht sogar nervt.

 

Muss ich die Wohnung meines Protas genau beschreiben? Jeden Sessel  :s22 jeden Tisch, die Bodenbeläge, Farbe des Klopapiers und die Tageszeitung, die achtlos auf dem Küchentisch liegt? Ich fürchte, das würde den Leser langweilen. Er würde sich fragen "Was will der Kerl?" Und er beginnt auf die Seitenzahl zu schielen - Puh, Seite 20 und jetzt war erst die Diele dran.

Auch d'accord. Zu dem Thema gibt es in der FAQ den Thread über Vermeidung von Langeweile (Link ungültig) (Link ungültig).

 

Was ich allerdings ziemlich schaurig finde, ist die vielerorts aufgestellte Forderung: "Wenn ich ein Gewehr an der Wand beschreibe, dann muß es im Laufe des Films auch abgefeuert werden." Gottlob ist das weit entfernt davon, ein Muß zu sein. Ich plädiere für Details, die einfach mal nur um des Bildes wegen da sind, ohne gleich mit tiefsinniger Bedeutung aufgeladen zu sein.

 

Peter

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dazu muss ich sagen' date=' dass mich persönlich diese regelmäßigen Wiederholungen nerven. Ich denke dann immer, ja, ja, ich bin doch nicht blöd. [/quote']

Hallo Joy,

 

dieses Beispiel zeigt, wie fein man das immer abwägen muß, und daß man es auf keinen Fall jedem Leser recht machen kann, nicht mal ein und demselben Leser in unterschiedlichen Situationen.

 

Ich lese meine jeweils neuen Kapitel einem bestimmten Testleser im Abstand von mehreren Wochen vor (wie sie halt fertig werden). Neulich ging es um eine Sache, die ich bereits mehrfach gesät hatte, nun ging's ans Ernten.

Testleser: Glaubst du wirklich, daß der Leser sich noch daran erinnert?

 

Nein, er wird auf alle Fälle genervt sein. Wenn er das Buch in einem Rutsch durchliest, wird es ihn nerven, wenn ich Dinge dreimal wiederhole. Wenn ihn sein pralles Leben dazu zwingt, das Buch für drei Wochen aus der Hand zu legen (okay, ich versuche, es so zu schreiben, daß es ihm nicht gelingt! ;) ), wird es ihn nerven, wenn plötzlich ein Rätsel gelöst wird, das er schon längst wieder vergessen hatte, und wäre mir dankbar, wenn ich es nochmal erwähnt hätte.

 

Oder, um es mit Mike Krüger zu sagen: irgendwas is' immer.

 

Liebe Grüße

Uschi

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Keine Frage, aber es ist auch denkbar, die Technica des Autos zu beschreiben, nur weil Autor und Leser das geil finden.

Ein Trick, der hier zum Zuge kommen kann, ist, daß es entweder der Prota auch geil findet oder von einem begleitet wird, der ihm davon vorschwärmt, ihn damit vielleicht sogar nervt.

 

Sehr richtig. ich hab mal einen Roman geschrieben, der sich in die Autotunerszene bewegte, dabei kam dann folgende Szene heraus:

 

„Das ist meine Kleine. Ford Puma ECT, Baujahr 96. Ich hab sie kräftig aufgemotzt.“

Er führte Sebastian um das Fahrzeug herum und deutete immer wieder auf etwas, wovon Sebastian aber kein Wort verstand.

„Farbe Melina Blau Metallic. Der Motor ein 16V Zetec S, mit 1.7 Litern und 125 PS. Dazu ein K&N 57i Performance Kit, ein Bonrath Powerrohr, Spiegelbleche und eine OMP Domstrebe. Außerdem eine Bastuck Edelstahl Komplett-Auspuffanlage und hinter dem KAT ein 155 zu 95 Endrohr. Er fährt mit einem Koni Gewindefahrwerk auf Chaper Champ Alufelgen. Die vorderen Achsen sind 8 zu 16 mit 215/40 und 10 Millimeter Spurverbreiterung, hinten hab ich 9 zu 16 und 30 Millimeter. Er hat ATE Powerdisc Bremsscheiben vorn und die besten Ferredo Bremsbeläge vorn und hinten. Drinnen hab ich alle Beleuchtungen auf blau umgebaut, mit Alumatten. Extrem grell. Die Einstiegsleisten sind noch original Ford Puma, und der Schalthebel verkürzt. Verschönert wird er von meinem NoLimit Frontspoiler mit Projektor Nebelscheinwerfern, diesem PaceCar Light hinter dem Racegitter, den schwarzen MTS Seitenblinkern, getönten Nebelschlussleuchten, der Midnight Scheibentönung, den drei Airbrushs hier, und der grünen Unterbodenbeleuchtung. Wie in ‚The Fast and the Furious’.“ Er strahlte Sebastian voller Stolz an.

„Aha“, sagte dieser und drehte sich nach dem Gequietsche um, das die Berserker veranstalteten. „Fahrt ihr heute ein Rennen?“

Sebi sah auf seine ‚Swatch Irony’. „Um halb elf, ja. Willste mit? Ich trete gegen Christian Keller an.“ Er deutete irgendwo in die Abenddämmerung. „Siehst du den grünen Mazda Mx6 da hinten? Das ist seiner. ’94er Baujahr, 2500 ccm Hubraum, 165 PS, von Null auf Hundert in 7 Sekunden, offener Luftfilter, 35 Millimeter tiefergelegt, Heckspoiler von Erebuni, Seitenschweller von Pakfeifer, 16 Zoll Alufelgen, beleuchtete Einstiegsleisten, Viperstreifen von …“

Sebastian unterbrach ihn mit der Hand. „Ich fahre gerne mit, ja. Wie war Ulrich? Kanntest du ihn gut?“

„Klar, Mann. Wir sind hier alle zusammen aufgewachsen. Ulrich war kein schlechter Fahrer. Sein Wagen war super. 96er Opel Corsa B mit 1200 ccm Hubraum, offenem Sportluftfilter…“

„Danke“, unterbrach Sebastian den Jungen erneut. „ Wie war Ulrich so?“

 

Hier musste ich eine Menge recherchieren, gerade UM die Beschreibung so überflüssig und unnötig wie möglich zu gestalten, einfach weil es zu der Szene und dem Charakter gehörte. Der eine beschreibt überdetailiert, den anderen interessiert es gar nicht... Und durch die immer kürzer werdenden Beschreibungen hab ich einen kleinen Running Gag eingebaut.

 

Die Handlung wäre nicht ärmer OHNE die Beschreibung, aber da mein Prota auf einem Tuning Treffen herumrennt, war es eine gute Möglichkeit, den anderen Charakter zu zeichnen.

 

DAS empfand ich damals als wesentlich.

 

Heute würde ich die erste beschreibung vermutlich trotzdem um die Hälfte kürzen.

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Hallo Marco/Huutini,

 

ich kann mich nur Jan anschließen, und "Hirsch" brüllen. Denn einerseits ist deine Auflistungen in weiten Teilen überzeugend, und durchaus schlüssig durchargumentiert ;).

Aber andererseits ist Schreiben ein wenig wie das deutsche Steuerrecht. Für jeden Steuerparagraphen gibt es ungefähr einhundert Ausnahmetatbestände, dazu kommen Sonderfälle, durch "Geschmacksurteile" vor dem Kritikgericht durchgesetzt, und noch einige Verstöße, die bei nachträglicher Selbstanzeige nur zu einer Nachzählung von Wörtern führen.

 

Zum Beispiel das Beispiel mit den drei unterschiedlichen Sitzgruppenbestandteilen. Einerseits hast du Recht, andererseits verweist du auch zu Recht auf das Element Atmosphäre.

Das aber Möbelstücke wunderbar zur Charakterisierung von Figuren (§1 Absatz 4 Unterpunkt g.) verwendet werden können- das unterschlägst du. Genau wie das Ortsbeschreibungen, das sogeannte Wo, durchaus mehrfach kommen dürfen, wenn sie damit die Figuren dreidimensional im Raum verordnen (§ 3 Absatz 5 Unterpukt d.). Und weil eine gesplitterte Beschreibung ebenfalls häufig sehr atmosphärisch dicht ist (§4), da sie im Gegensatz zu mehrsätzigen Beschreibungen flüssiger zu lesen ist.

 

Ich will das noch an ein paar Beispielen anzeigen.

Zum Beispiel ist Atmosphäre ein äußerst schwammiger Begriff, weil er die aus gasbestehende Kugelhülle eines mit Eisenkern herumkreisenden Planeten bezeichnet. In so eine Kugelhülle paßt sehr viel hinein- der Unterschied liegt glaube ich in der Schwerkraft. Und manche Autoren schreiben mit einer sehr geringen Schwerkraft, also auch wenig Atmosphäre, so daß die Figuren fliegen können. Andere finden das als nur aufgeblasen.

Andere belasten ihre Figuren mit so viel Schwerkraft, so viel Atmosphäre, bis sie sich kaum noch bewegen können, und tief in den Boden eingesunken sind- bis zu den Hüften. Manche nennen dies Figurentiefe, andere mangelnde Bewegungsfähigkeit.

 

Und so geht es weiter....

 

Oder um es wie Thomas Mann zu sagen:

Wer kurze Sätze, kurz im Sinne der Länge, wobei Länge nicht schlüssigerweise im grammatischen Sinne gemeint ist, verwendet, hat einfach nicht genug Zeit, im vielfachen Sinne, ob nun in dem Raum eines Romans, in der Umfassung der Wirklichkeit, die dem Roman innewohnende fiktive Wirklichkeit, wobei fiktiv manchmal durch Reduzierung die Wirklichkeit besser gespiegelt wird, die Wirklichkeit zu erfassen; So verkürzt er, der Darstellung der Wirklichkeit wegen, die immer eine fiktive ist, wie weiter oben schon angedeutet wird, die Zusammenfassung, obwohl die Zusammenfassung, hier im Sinne einer Zusammenführung verschiedener Grundmodelle, letztlich eine Simplifizierung ist, und gestaltet so wundervolle Lehrsätze, die wegen der Verkürzung der Lehre möglicherweise, ohne dies werten zu wollen, so viel Leerstellen enthalten, dass ihre Kraft, immer Sinne einer reduzierten Komplexität, gleichzeitig zunimmt, so lange man die Leerstellen nicht findet, die aber, qua definition, durch Verkürzung, immer vorhanden sein muss, auch wenn dies meist nicht auffällt; Dies führt zu der Täuschung, dass diese Lehrsätze, von den lesenden Autoren, wenn auch unfreiwillig, ich bezeichne alle Leser hier einmal als Autoren, auch wenn viele Autoren, qua Definition des Begriffs Autoren, diese Bezeichnung nicht für sich verwenden wollen, als wahr angenommen werden, und somit entsteht eine Regel, wobei diese Regeln nicht inhärent dem Kunstwerk innewohnt, wobei ich alle Romane durchaus als Kunstwerk bezeichne, womit ich mich bestimmten Meinungen aus einem hier geschriebenen Thread übernehme, auch wenn ich im Verlauf dieses Satzes, der schon durch seine innewohnende Länge, ebenfalls verkürze, ohne gegeneinander abzuwägen, was Kunstwerk in einem Roman, was Arbeit ist, und wie sich das bei unterschiedlichen Romanen im Sinne von Kunstwerken anders verteilt, sondern nur aus der Betrachtung von Kunstwerken entsteht, und somit kein Teil des Kunstwerks an sich, sondern nur der Ausdeutung eines Kunstwerks durch eine Kritik ist, die nicht emphatisch, im Sinne eines subjektiven Geschmacksurteiles, sondern gnostisch, weil sie an die Bewertbarkeit eines Kunstwerks, hier auch eines Romans, durch bestimmte objektive Kritieren, wenn diese auch in einer Kritik subjektiv ausgewertet werden.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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ich kann mich nur Jan anschließen' date=' und "Hirsch" brüllen.[/quote']

 

Hirsch?  ???

 

Ansonsten sehe ich in deinen Ausführungen keinen Widerspruch zu meinen. :)

 

Und leider bricht bei Thomas Mann meine Aufmerksamkeit immer gerne nach dem dritten Komma ab und wandert zu meiner Einkaufsliste, aber vielleicht kannst du das Monsterding ja kurz paraphrasieren, damit ich mitreden kann?

 

Steuerfreie Grüße,

Marco! :s17

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