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Christa

Andalusische Nasenhaare

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Ein Beispiel für unsaubere erlebte Rede (ich geb mir Mühe!) in der andalusischen Eröffnung:

 

Es klingelte an der Tür. War das etwa schon Esmeralda? Juan rannte hin, um sie nicht warten zu lassen. Er würde sein langes dunkles Nasenhaar auch morgen noch zupfen können.

 

Also, wo ist es unsauber?  :);)

 

"Sauber" müsste es wohl heißen:

 

Es klingelte an der Tür. Ist das etwa schon Esmeralda?, dachte Juan. Er rannte hin, um sie nicht warten zu lassen. Mein verdammtes Nasenhaar werde ich auch morgen noch zupfen können.

 

Grüße

Christa

 

 

 

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(Peter_Dobrovka)

Ein Beispiel für unsaubere erlebte Rede (ich geb mir Mühe!) in der andalusischen Eröffnung:

 

Es klingelte an der Tür. War das etwa schon Esmeralda? Juan rannte hin, um sie nicht warten zu lassen. Er würde sein langes dunkles Nasenhaar auch morgen noch zupfen können.

 

Also, wo ist es unsauber?  :);)

Gegenfrage, was daran ist sauber?

Wichtig ist hier wieder der Kontext. Wenn schon erzählt wurde, daß er sein Nasenhaar zupft, braucht das gar nicht mehr erwähnt zu werden.

Daß es lang und dunkel ist, ist sowieso in jeder Hinsicht überflüssig, jedenfalls an dieser Stelle.

"Rannte hin" hört sich umgangssprachlich / schwach an.

Die Frage, ob es Esmeralda ist, ist naiv, wenn er sie erwartet.

 

Das hier wäre "sauber" für mich:

Es klingelte an der Tür. Esmeralda! Juan schmiss die Pinzette ins Waschbecken und rannte, um ihr zu öffnen.

 

Peter

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Es klingelte an der Tür. Esmeralda! Juan schmiss die Pinzette ins Waschbecken und rannte, um ihr zu öffnen.

Peter, du hast Recht. Vor allem das "rannte" störte mich auch - mehr als das "war das Esmeralda". Gerannt wird auf der Flucht oder Kinder rennen. Innerhalb einer Wohnung wird selten gerannt.

Gruß Rabe

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Hi, ihr,

 

ich dachte, es ginge allein um die R e d e.

Ansonsten würde ich auch eher schreiben wie Peter. Das "rannte" habt ihr ja immer noch drin.

Also(wir wissen ja nicht, ob die Haare schon erwähnt wurden):

 

Während Juan sich rasierte, klingelte es. Esmeralda! Er warf sein Rasiermesser ins Waschbecken und lief zur Tür.

 

Muss mich jetzt fürs Wochenende ausklinken

 

Grüße

Christa

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Daniel liebt es wohl, Rätsel aufzugeben...

 

Ich wäre ohne Euch gar nicht darauf gekommen, da einen Unterschied zu sehen. Die indirekte Frage soll wohl die "unsaubere" erlebte Rede sein? Der letzte Satz "Er würde sein langes..." scheint mir dagegen "sauber" zu sein.

 

Falls dem so ist, prima. Mein Manuskript strotzt dann nur so vor "Unsauberkeit". Ich find's prima. ;D ;D ;D

 

Liebe Grüße

Judith

"Felix", FVA 2015,  jetzt als Kindle eBook // Ab 12.7.2021: "Liebe braucht nur zwei Herzen", Penguin Verlag // Sommer 2022: "Wenn dein Herz woanders wohnt", Penguin Verlag

www.judithwilms.com

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Hallo,

 

danke, Peter, dass Du einen neuen Thread dafür angelegt hast!

 

ich dachte' date=' es ginge allein um die R e d e.[/quote']

Mir ging's um die Klärung des Begriffs (ich bin nun mal naturwissenschaftlich erzogen worden).

Daniel, Dein Beispiel verstehe ich so, dass sich "unsaubere ER" auf längere Passagen bezieht, die mit ER durchsetzt sind und in denen manche Sätze entgleisen, so dass sie statt zu erlebter Rede zu einem ungeschickten Erzählerkommentar geraten.

 

Wie der letzte Satz in Deinem Beispiel. Erlebte Rede wäre z.B. gewesen: "Die Nasenhaare konnte er sich auch morgen noch zupfen."

(Obwohl, wenn Esmeralda heute schon kommt? ??? Hätte er doch früher angefangen, der Dödel.)

 

Definitorische Grüße

 

Barbara

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Was bitte soll "erlebte Rede" eigentlich sein?

Wenn ich das nicht verwechsele, dann ist das der Zeitsprung, der das Geschehen unmittelbarer machen sollen. Also:

Jemand erzält etwas in der Vergangenheit.

Ich ging, kam, machte dies und das und dann kam ich um die Ecke und

 

Was sehe ich da - da steht ein Dinosaurier und isst eine Banane!

 

anstatt:

 

Was sah ich da? Ein Dinosaurier, der eine Bananne aß

 

Vielleicht verwechsele ich das aber auch

Gruß´

Rabe

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Was bitte soll "erlebte Rede" eigentlich sein?

Hallo Peter,

 

so habe ich es gelernt: "Erlebte Rede" sind Sätze, die die Gedanken einer Person wiedergeben, aber in die 3. Person und die Vergangenheit übersetzt.

 

Also aus

Ob ich das überlebe? dachte er.

 

wird

Ob er das überleben würde?

Und das ist dann erlebte Rede.

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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(Peter_Dobrovka)

Aha. Sehr interessant.

Nach dem Motto "Google ist dein Freund" habe ich das hier gefunden:

(Link ungültig)

Wieder was gelernt, und wenn's nur eine Vokabel war.

 

Was in dieser Beziehung nun eigentlich unsauber ist in Daniels Beispiel, bleibt mir ein Rätsel. Ich hoffe, er löst es bald auf.

 

Peter

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Im dtv-Lexiko steht es natürlich viel ordentlicher:

 

"erlebte Rede, frz. style indirect libre [...], stilanalytisch die Wiedergabe von Worten oder Gedanken einer Person, die nicht eigens als solche gekennzeichnet sind, z. B.: >Der Konsul ging umher und bewegte nervös die Schultern. Er hatte keine Zeit, er war bei Gott überhäuft<; der zweite Satz enthält das vom Konsul Gedachte oder Gesagte. Die e. R. wird seit G. Flaubert als Stilmittel verwendet, ist verwandt, aber nicht identisch mit dem ---> inneren Monolog."

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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(Peter_Dobrovka)

das dtv-Lexikon hätte noch den nachfolgenden Satz dranhängen sollen, dann wäre es noch klarer gewesen: "Sie sollte warten."

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das dtv-Lexikon hätte noch den nachfolgenden Satz dranhängen sollen' date=' dann wäre es noch klarer gewesen: "Sie sollte warten."[/quote']

Stimmt. Ich musste grübeln, bevor ich das Beispiel verstanden hatte.

 

Danke für den Link, da scheint es ja noch einiges zu entdecken zu geben.

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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(Peter_Dobrovka)

Interessant, daß das von jemandem erfunden wurde. (=> vorher hat man das nicht gemacht)

Meine Texte sind geradezu ein Erlebnispark erlebter Rede, bin über diese Erfindung sehr froh!

 

Peter

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Interessant' date=' daß das von jemandem erfunden wurde. (=> vorher hat man das nicht gemacht)[/quote']

Ich vermute mal, dass man vorher nichts dagegen hatte, wenn in jedem Satz der Erzähler zu hören ist. "Dem Konsul behagte es gar nicht, so bedrängt zu werden. Daher beschloss er, Überlastung vorzuschützen."

 

Aber mein Wissen über Literaturgeschichte liegt eigentlich unterhalb der Nachweisgrenze, ich sollte lieber wieder arbeiten gehen.

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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Ich hab gestern lange über den Beispielsatz nachgegrübelt und der dritte Satz stört mich.

Da fliegt man aus der direkten Perspektive raus und kommt in eine andere, zusammenfassende von-außen-Perspektive rein.

 

Also statt: Er rannte zur Tür, um sie nicht warten zu lassen.

Er rannte zur Tür, er wollte sie auf keinen Fall warten lassen.

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Hallo alle zusammen!

 

Sorry, dass ich diesen Thread hervorkrame. Ich habe eine Weile über das Ganze nachgedacht, verstehe aber wie zuvor nicht, was eine "saubere" oder "unsaubere" erlebte Rede ist. ???

Kann mir das jemand erklären?

 

(Zum Glück weiß ich jetzt, was eine "erlebte Rede" überhaupt ist)

 

Liebe Grüße,

Olga

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Hallo, Olga,

 

komischerweise ist es mir heute auch wieder eingefallen, unterwegs.

Wie Barbara habe ich dies dazu gefunden(bei Wikipedia)

 

"Die Erlebte Rede ist ein episches Stilmittel, das zwischen direkter und indirekter Rede, zwischen Selbstgespräch und Bericht steht: Gedanken oder Bewusstseinsinhalte einer bestimmten Person werden - statt in direkter Rede oder im Konjunktiv der indirekten Rede - im Indikativ der 3. Person und meist im sogenannten epischen Präteritum ausgedrückt, das damit eine atemporale Funktion annimmt.

Als "Erfinder" der Erlebten Rede gilt Gustave Flaubert, siehe etwa seinen Roman Madame Bovary.

Beispiel

Der Konsul ging... umher...Er hatte keine Zeit. Er war bei Gott überhäuft. Sie sollte sich gedulden. (Thomas Mann, Buddenbrooks)."

 

Der Beispielsatz müsste dann heißen:

Es klingelte an der Tür. Esmeralda kam viel zu früh; Juan hatte seine Nackenhaare noch nicht rasiert. Er würde es morgen tun.

 

Dabei gibt es die Begriffe"sauber" und "unsauber" möglicherweise offiziell gar nicht.

 

LG Christa

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Hallo Christa,

 

heißt das jetzt, dass Formulierungen der Gedanken der Figuren als eine Frage "unsauber" sind? Oder muss danach dann unbedingt etwas wie "dachte er" angehängt werden?

 

(Oder stehe ich einfach auf dem Schlauch und mache es komplizierter, als es ist? )

 

Liebe Grüße,

Olga

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Da Daniel sein Lösungs-Post gelöscht hat:

Wenn ich`s richtig in Erinnerung habe, löste er sein Beispiel so auf, dass die näheren Angaben zu den Nasenhaaren (nicht Nackenhaaren) unsauber seien. Weil dort erzählerische Informationen vermittelt würden, die so in den Gedanken der Figur nicht auftauchen. Also das war sein Post, nicht meine Idee nun, fand das jetzt auch kein so pralles Beispiel.

 

 

So wie ich das verstehe, ist die erlebte Rede eigentlich recht einfach und auch extrem häufig.

Eine Figur denkt: Ich muss mir noch meine Nasenhaare rasieren.

Daraus wird in der erlebten Rede: Er musste sich noch seine Nasenhaare rasieren.

Ohne "dachte" oder ähnliches.

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Hallo Peter,

 

Danke dir für die Erklärung.

Der "Fehler" ist also "das lange, schwarze Nasenhaar". Aber warum kann das nicht in Gedanken einer Figur auftauchen? Wenn ich an die Perspektive denke - okay, man kann nicht aus der Sicht des Protas zB. seine eigenen Augen beschreiben - wie sie glänzen oder was auch immer. Weil er das selbst nicht sehen kann (außer er steht vor dem Spiegel). Aber was ist mit dem langen, schwarzen Haar? Der Prota kann über sein Haar denken, was er will.

 

Und noch eine kleine Frage: wenn man die Gedanken mit "dachte" schreibt - soll nach dem Satz ein Komma stehen, oder wie wird das abgegrenzt? Oder gar nicht?

zB:

Mann, bin ich heute nervig! dachte Olga

 

Liebe Grüße,

Olga

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Mann' date=' bin ich heute nervig! dachte Olga[/quote']

 

Mann, sind wir manchmal nervig!, dachte Christa. Die Nackenhaare kamen

sicher vom Nackenbeißer. ;D

Eigentlich ist das doch Jacke wie Hose. Muss man das wissen, um nitreißend zu schreiben?

 

Grüße an alle, die sich schreiberisch verbessern wollen, aber die, die wirklich mitreißend schreiben, scheren sich den Teufel um solche Fragen.

Christa

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Ich weiß es nicht, Olga. Daniel hatte das eben so aufgelöst.

Wahrscheinlich weil der Satz so im Verdacht steht, "unsauber" erzählerische Details und Informationen in eine gedankliche Rede einzuschmuggeln. Also praktisch Innen- und Außenansicht zu mischen.

So richtig kann ich das aber auch nicht nachvollziehen und Daniel ist ja weg. Mich hat ja an dem Beispiel auch eher der Finalsatz da gestört, weil ich persönlich solche Gedankenketten immer etwas unglaubwürdig finde und keiner so ausformuliert denkt. Aber na ja.

@Christa: Ja, aber viele, die "mitreißend" schreiben, benutzen die erlebte Rede ja genau so wie sie im Buche steht. Da hilft so ein Blick wie das formal geht schon ein wenig.

Zumal wie Peter D. ja schon erstaunt festgestellt hat, das ohnehin viele aus "großen" Büchern kennen -auch in der Unterhaltungsliteratur- und es für ihr eigenes Schreiben verwenden, ohne dass sie dafür die korrekte Bezeichnung oder den theoretischen Hintergrund hätten.

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@Christa: Ja, aber viele, die "mitreißend" schreiben, benutzen die erlebte Rede ja genau so wie sie im Buche steht. Da hilft so ein Blick wie das formal geht schon ein wenig.

Zumal wie Peter D. ja schon erstaunt festgestellt hat, das ohnehin viele aus "großen" Büchern kennen -auch in der Unterhaltungsliteratur- und es für ihr eigenes Schreiben verwenden, ohne dass sie dafür die korrekte Bezeichnung oder den theoretischen Hintergrund hätten.

 

Wahrscheinlich ist gerade das der Grund dafür, dass sie mitreißend schreiben: dass sie es unbewusst aus der Literatur aufgenommen haben.

Ich glaube nicht, dass ich so etwas ganz bewusst einsetzen würde. Die Unterscheidung in "sauber" und "unsauber" ist mir immer noch so schwammig, dass ich sie fast schon wieder vergessen habe.

 

In einem hast du wahrscheinlich recht: wenn man sich intensiver mit einem stilistischen Mittel beschäftigt hat, bleibt auf jeden Fall was hängen -und seien es die andalusischen Nasenhaare. Wahrscheinlich muss ich jetzt immer daran denken, wenn jemandem Haare aus der Nase wachsen. :D

 

Christa

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