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BarbaraS

Zweimal Ich?

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Hallo Quidam,

 

Man kann das quasi als Merksatz festhalten:

Schreibtechnisch die Geschichte von der Ich-Form zur dritten Person umzuwandeln ist im Grunde so einfach, wie einen Gegenwartstext in die Vergangenheitsform zu setzen, doch geht beide Male etwas ganz besonderes verloren.

Ja, genau. So sehe ich das auch. Rein sprachtechnisch ist es wirklich seltenst ein Problem.

 

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wann ein Text in der Ich-Form besser wäre und wann sich die Geschichte in der dritten Person geschrieben gehört. Vielleicht kommt es auf die Handlung an? Bei handlungsärmeren Geschichten böte sich die Ich-Form geradezu an, um sie intensiver darzustellen ... was meint ihr?

So allgemein habe ich mich das, ehrlich gesagt, noch nie gefragt. Ich weiß meistens sehr früh "aus dem Bauch", ob ein Text in der 1. oder 3. Person geschrieben werden will, aber was die Ursachen dafür sind?

 

Es gibt ja durchaus auch viele action-orientierte Geschichten in der 1. Person, z.B. die "private eye"-Krimis von Marcia Muller, Sara Paretzky etc.. Und man kann doch durchaus in der 1. Person szenisch schreiben, auch wenn es genau genommen natürlich unrealistisch ist, dass sich jemand z.B. Satz für Satz an Dialoge erinnert.

 

Ich glaube, für mich ist vor allem eins wichtig:

An einen Ich-Erzähler ist man als Autor viel stärker gebunden als an jemand, über den man in der 3. Person spricht. Es ist viel schwieriger, seine Ansichten zu relativieren oder über seinen Horizont hinauszublicken. Man ist in seiner Sprache und seiner Weltsicht gefangen. Und manchmal möchte man ja gar nicht so nah an die eigene Hauptperson heran, man möchte ihr vielleicht immer mal wieder einfach von außen neutral zusehen können.

 

Andererseits macht es bei manchen Geschichten gerade den Reiz aus, dass man einen ganz eingeschränkten und unüblichen Blick auf die Dinge hat. Außerdem ist es in einer Ich-Erzählung viel leichter, verschiedene Zeitebenen zu mischen, Reflexionen einzubauen usw. Man kann weniger linear und "subjektiver" erzählen als in der 3. Person.

 

Meinem eigenen Unbehagen, ob das mit zwei Ichs klappt, bin ich inzwischen auch etwas auf die Spur gekommen: Die entscheidende Frage ist, wie ich von einem Ich zum andern wechsle. Da hatte ich mir bisher einfach harte Schnitte vorgestellt, und das passt wohl nicht zur Geschichte.

 

Nochmals vielen Dank an Euch alle!

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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