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(Steffi (Ronya))

Der verfluchte erste Satz

Empfohlene Beiträge

:s22 :s22 :s22

Danielle hat völlig recht - und ich möchte es sogar noch spitzer formulieren als Tin:

Wer sich derart an einem ersten Satz festbeißt, erreicht damit nur eins: daß das Manuskript auf ewige Zeiten in der Schublade liegenbleibt.http://www.mainzelahr.de/smile/medien/9654.gif

 

Gruß

Jan

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(Peter_Dobrovka)

Ich hätte nicht gedacht, dass man sich so viele Gedanken darüber machen kann.

Nun, manchmal ist es hilfreich, damit man sich über andere Sachen keine Gedanken machen muß.

 

Ansonsten wirst auch du sicher bemerkt haben, daß sich das Topic immer mal wieder etwas verschiebt und es nicht immer nur um den ersten Satz geht.

 

Peter

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Ja, Peter!

 

Da hast du schon Recht. Es verschiebt sich das Thema, immer. Wäre auch schlimm, wenn nicht.

 

Ich stelle mir gerade ein Gespräch vor, bei dem es um das Wetter geht. Wie lange könnte man sich über Hochs und Tiefs, Wolken und Wind unterhalten, bis es langweilig wird (wir sind ja keine Meteorologen)?

Für meinen Geschmack dürfte so ein Gespräch nicht länger als ein paar Minuten dauern, dann muss gut sein. Und dann sollte zumindest einer abschweifen und über seinen nächsten sonnigen Urlaub quatschen oder über die Börsenkurse oder was weiß ich.

 

@ Ronya: Das sind ja mal sehr gute Nachrichten! WÜnsche dir viel Erfolg! Bei mir geht es nachher weiter.

 

So, und nun wird es Zeit für ein Mittagessen bei bewölktem Himmel. ;D

 

Grüße,

 

Danielle

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Letzte Nacht konnten wohl einige nicht schlafen, was? ;)

Daniel, über dieses Thema gibt es schon einen Thread. Hab jetzt keine Zeit ihn zu suchen. Ich denke wir waren uns dabei einig, dass viele Leser ihre Kaufentscheidung dann doch nicht am ersten Satz/Absatz aufhängen, sondern durchaus bis Seite 100 oder so lesen möchten. Sie machen ihre Kaufentscheidung vom ganzen Stil abhängig, vom Thema auch, eben ob Interesse geweckt wird oder nicht.

Ein starker Anfang dürfte allerdings einen Lektor beeindrucken, aber auch der liest weiter, und wenn der Rest Mist ist wird er es merken. ;)

 

LG

Joy, die einen starken Anfang liebt aber nicht zum Gott erhoben hat

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Hallo Daniel,

 

ich mag erste Sätze, die wunderschön klingen und Eindruck hinterlassen.

Aber ich richte mich nicht nach ihnen.

Ich habe einfach zu viele Bücher gelesen, in denen der erste Satz oder auch Absatz passt und der Rest war totlangweilig.

Da ärgere ich mich höchstens über den ersten Satz, der so vielversprechend geklungen hat.

 

Außerdem sind die Geschmäcker verschieden, der eine bewundert den ersten Satz, den ich möglicherweise für unsinnig empfinde, für nichtssagend. Es wäre doch schade, wenn ich dann dem Buch keine Chance geben - und mich um ein paar kostbare Lesestunden bringen würde.

 

Liebe Grüße

Kristin, die jedem Buch paar Seiten mehr gibt, um zu überzeugen :)

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Hallo zusammen, meiner bescheidenen Meinung nach, muss der erste Satz - es klingt naiv- einfach zum Buch passen. Deshalb fiele es mir schwer, hier "nackte" Sätze ohne ihr natürliches Umfeld, eben das Buch zu beurteilen.

"Nennt mich Ishmael" ist ein unglaublich genialer erster Satz, aber auch nur, weil er im "Moby Dick" steht; "Zwei Tode lagen schwarz im Januar Brasiliens" erfüllt alle Anforderungen, die hier im Blick auf das Leserinteresse gewältzt werden, und hat auch was sehr poetisches.

 

P.S.: Kann es sein, dass sich der Ton hier unglaublich verändert hat? Wenn man die ersten Seiten des Threads liest, hat man das Gefühl hier hätten einige mit einem blutigen Messer hinter dem Rücken vor den Bildschirmen gesessen. -duck- :-X

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PeterN, findest du wirklich? Ich kann an dem Ton nichts entdecken. Scheinen sich alle blendend amüsiert zu haben. Ich fand die ersten Sätze sehr amüsant. :s01

 

LG

Joy

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Ja, Daniel, ich verstehe, was du meinst, aber dieses "Konflikt um die Ohren hauen" passt zum Beispiel nicht zu einem Buch mit diesem schleichenden, heranpirschenden Tonfall, wo sich alles erst behäbig entwickelt, sich Konflikte zuspitzen, man das Monster unter dem Bett nur ahnt, aber noch nicht sehen kann.

Ich bin ein großer Fan von "Aha"-Sätzen als Einstieg. Sätze, die den Blick auf sich ziehen, an denen auch durchaus etwas stören kann, an denen man eben einfach "hängen" bleibt. Eben wie bei Kafka "fand sich in ein unerhörtes Ungeziefer verwandelt" Wie bitte? Was ist denn da los? Aber wenn man so Sätze mag, ist man immer dicht an der Falle der Effekthascherei, wo sich Romane wie Streber in der Schule mit Fingerschnipsen melden und brüllen "Hier bin ich, ich will deine Aufmerksamkeit", sowas mag ich auch nicht.

"Fred sah die Reste seines früheren Lebens in einer gigantischen Explosion verschwinden." oder so -igitt. :)

 

@Joy: Och, ich fand das auch recht amüsant, aber ich fand es hatte was von einer zehnköpfigen Familie, die Heiligabend um den letzten Kloß versammelt sitzt, oder? Also ich hätte damals hier keinen meiner "ersten" Sätze gepostet. ;)

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Darf ich als Beispiel für eine langsame Geschichte, in der es um Zeit geht, meinen ersten Satz nehmen?

 

"Als die Reiter die nebelverhangene, steinige Straße zum Paß endlich hinter sich gebracht hatten, war es bereits zu spät."

 

:)

 

Astrid

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

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Nochmal ein Beispiel für einen ruhigen "ersten Satz".

 

Da er Raat hieß, nannte ihn die ganze Stadt Unrat.

 

Nichts konnte einfacher und natürlicher sein.

 

(Heinrich Mann, Professor Unrat).

---------------

Der erste Satz ist eigentlich nichts besonderes und wird nur durch die lakonische, widersprüchliche Wertung interessant und in den beiden Sätzen schwingt sofort die Grundstimmung des Romans mit.

 

Noch ein herrlicher Anfang, der eigentlich alle Regeln bricht, die hier augestellt worden sind, und trotzdem etwas hat - jedenfalls für mich, ich kann auch jeden verstehen, der danach das Buch in den Kamin wirft. :)

-----------

Also, es fängt damit an, daß ich bei Fisch-Gosch in List auf Sylt stehe und ein Jever aus der Flasche trinke.

(Christian Kracht, Faserland)

-----------

Auch da wird wieder im ersten Satz schon, die komplette Erzählmelodie des Textes vorbereitet.

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Ich finde Astrids Satz toll. Er erzeugt Bilder und hört mit einer Feststellung auf, die nach Aufklärung schreit. Man liest weiter um sie zu bekommen. Perfekt.

 

Maximale Gehirnkapazität bei Männern erreicht....LOL! Der war gut, Daniel. Stimmt es also doch, was mein Mann immer spaßhalber sagt. Er mag Bücher, die aussagen:

 

Mann trifft Frau, Bettszene, Mann trifft andere Frau, Bettszene... usw.

 

Handlung: Sie zieht sich aus und bringt Bier mit.

 

Beschreibungen: Nicht erforderlich (siehe Marcos postings), da eine blaue Jacke immer eine blaue Jacke ist und eine Detailbeschreibung völlig unwichtig.

 

Fertig ist der männliche Roman. ;)

 

LG

Joy

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Ich finde es schwer, daß ohne den Anschluß zu sagen.

 

nebelverhangene, steinige Straße zum Paß: das sind ja gleich drei Attribute. Und dahinter kommt noch ein Adverbiale (endlich) und später noch eins (bereits). Damit hast Du bei uns männlichen Lesern sogleich die maximale Gehirnkapazität beansprucht. :)

 

Ich finde ihn lang. Das darf zwar sein, aber dann muß in dem Satzgefüge auch etwas Besonderes liegen, sei es die Konstruktion oder ein besonderer Ausdruck. Ein gutes Bild wirkt Wunder.

 

Spontan vielleicht: Der Reiter hatte die neblige Straße hinter sich gebracht und erreichte am Paß. Doch es war zu spät.

 

Kannst Du noch den Rest des Absatzes posten?

 

Gruß,

Daniel

 

Hallo Daniel,

 

das hier soll ja nicht zur Textkritik ausarten. Aber kurz als Info: Der umständliche erste Teil des Satzes entspricht genau dem Zustand der Straße und der Mühseligkeit des Überwindens. Und außerdem sind ALLE meine Sätze lang, zumindest deutlich länger als die Subjekt-Objekt-Prädikat-Schnörkel-Fraktion erlaubt. Tut mir leid, wenn ich damit das eine oder andere männliche Hirn überfordere. Komisch, von den Frauen hat sich noch nie eine über die Satzlänge beschwert. :s22

 

Der ganze Absatz geht dann so:

 

Als die Reiter die nebelverhangene, steinige Straße zum Paß endlich hinter sich gebracht hatten, war es bereits zu spät.

Raben hoben sich krächzend von den Körpern, die auf dem Geröllfeld lagen, und strichen mit trägem Flügel­schlag zu dem grauen Felsen, hinter dem die Flanke des Berges scharf zum Meer hin abfiel. Sie landeten auf dem Stein, zogen die Flügel wie schwarze Mäntel um sich und starrten zu den Männern und Frauen hinüber, die von den Pferden stiegen und sich den Leichen näherten; schwarzes Gefieder sträubte sich im kalten Wind, der den Nebel aus­einanderblies.

 

Gruß

 

Astrid

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Hallo Astrid,

 

gefällt mir sehr gut der Beginn, sowohl von den Bildern, die die Sprache erzeugt, als auch vom Inhalt. :-)

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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*L* Da fragt frau sich doch, wie Männer es überhaupt schaffen, ganze Bücher zu schreiben und nicht bloß erotische Kurzgeschichten. *G* Aber das ist ein Thema für einen anderen Thread.

 

Joy und Kokopelli, danke! :)

 

Gruß

 

Astrid

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Liebe Astrid,

 

Gott sei Dank gibts auch solche wie dich, die sich nicht dem Diktat der kurzen, schnörkellosen Sätze unterwerfen lassen.

 

Ich hab deine Rabenzeit-Teile gelesen, die du ins Internet gestellt hast und bin sowas von begeistert!

Deine Art zu schreiben gibt mir wieder den Mut zu meinem eigenen, zeimlich lautmalerischen, erzählenden Stil - wenn ichs nur auch so gut hinkrieg wie du ;)

 

Solche ersten Sätze wie deine machen Gusto auf viel mehr!

Alles Liebe

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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Ich muss mich korrigieren. Eigentlich nur in diesem einen Satz:

 

 

Raben hoben sich krächzend von den Körpern, die auf dem Geröllfeld lagen, und strichen mit trägem Flügel­schlag zu dem grauen Felsen, hinter dem die Flanke des Berges scharf zum Meer hin abfiel.

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Hallo André,

 

darauf antworte ich doch mal mit einem Zitat. Nein, NICHT Götz, sondern Wolfgang:

 

Kaiser: Sehr schön, lieber Mozart, aber... zu viele Noten! Viel zu viele Noten!

Mozart: Wie bitte? Nein, Majestät, es sind genau die richtige Menge Noten!

 

Nun vergleiche ich mich sicher nicht mit Mozart, aber für mein Gefühl sind es genau die richtige Menge Adjektive. ;D

 

Gruß

 

Astrid

Meine Homepage

 

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Zu viele Adjektive im oben zitierten Absatz! Definitiv.

 

Tja, vielleicht hat das doch mit dem männlichen Gehirn und dessen Aufnahmefähigkeit zu tun  ;D

 

Für mich ist genau das der Kick - es entstehen Bilder, die ich mit Händen greifen kann, die knistern, die sprechen, die raunen und malen.....

 

Ich liebe es genau so!

Beharrende Grüße

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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Adjektivitis: Krankheit, die als solche nicht von jedem erkannt wird und beim einen zu Schmerzen führt, beim anderen zu Freude.

 

Ich bin ebenfalls ein Freund des Adjektivs. Ich überprüfe lediglich ob es überflüssig sein könnte, weil sich der Text von selbst erklärt, ansonsten lasse ich sie gern stehen. Sie bringen Farbe rein, Leben, Bilder.

 

Überflüssig, weil selbsterklärend:

 

"Das laute Gebrüll der Jet-Düsen..."

 

Gebrüll = laut

 

Aber das wäre wieder ein anderer Thread!  :s23

 

LG

Joy

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Mir geht es genau andersherum: Ich will ja schon den Bildern der Autorin folgen, das ist ja Sinn und Zweck des Lesens.

 

Wenn ein einzelner Satz aber zu viele Informationen in Form von Adjektiven, Adverben und Verben enthält, dann brauche ich ganz schön lange, um sie alle zu einem stimmigen Bild zusammenzufügen. Ein paar Adjektive weniger würden die Bilderstellungsarbeit meiner freien Phantasie überlassen, und die ist schneller als die geführte Phantasie.

 

Kann mir noch jemand folgen?

 

Jedenfalls: Es bremst den Lesefluss, wenn ich so viele Infos in einem Satz habe, weil das mit den inneren Bildern so lange dauert. Und ich lese eh schon l a n g s a m. Aber ich glaube, das habe ich an anderer Stelle schon mal erwähnt. ;)

 

André

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Andre, das ist ja schön und gut, gehört aber nicht in diesen Thread. Schau doch mal nach was es dazu schon gibt. Ein solcher Thread existiert m.E.n. schon und wenn nicht, eröffne doch einen. ;)

 

LG

Joy

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Kann mir noch jemand folgen?

 

Aber ja - wir Frauen zumindest sicher :s22:s21

 

Offenbar arbeiten männliche und weibliche Gehirne tatsächlich unterschiedlich. Das Entstehen der Bilder in meinem Kopf ist für mich gar nicht anstrengend und passiert ganz von selbst, wenn der Text, den ich aufnehme, ganzheitlich stimmig ist.

Da brauch ich gar nicht selbst mitdenken ;)

 

Erst wenn mir ein Autor was aufs Aug drücken will, das so nicht in meinem Kopf entsteht (weils nicht zusammenpasst), wirds anstrengend. aber dann les ich auch nicht weiter.

 

Liebe Adjektivitis-Grüße

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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Offenbar arbeiten männliche und weibliche Gehirne tatsächlich unterschiedlich.

 

Ich wollte schon immer mal einen Thread aufmachen, der das ergründet, in Bezug auf das Schreiben, natürlich nur. ;) Die Männer hier wischen das teilweise sogar strikt vom Tisch, aber es kristallisiert sich immer mehr heraus.

 

Habe im Moment aber keine Zeit einen interessanten Thread daraus zu machen, also vielleicht mag jemand anderes? Ich würde schon gern so schreiben, dass ich Männlein und Weiblein fessele, aber das scheint wegen dieser Unterschiede nicht so leicht zu sein.  :s09

 

LG

Joy

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