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Christa

Verlage: Vom romantischen Autorenbild zur Kulturindustrie

Empfohlene Beiträge

In der FAZ kommt heute ein Artikel, der mit romantischen Vorstellungen beim Schreiben und Verlegen aufräumt. Längst nicht mehr kommt der Autor zum Verleger, sondern die Verlage suchen sich ihre Autoren im unendlichen Meer der Schreibenden. Auch mittels KI. Die Erfolgreichsten, gerade bei Young Adult und Romantasy, werden rausgepickt und systematisch aufgebaut.
Romane werden inzwischen von Verlagen bei Autoren bestellt

Bearbeitet von Christa
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Danke für den Link, Christa. Aber mal Hand aufs Herz. Das ist nun wirklich nichts Neues und betrifft vor allem die "Unterhaltungssparte", egal ob es um Historische Romane, Krimi/Thriller, epische Familie-Sagas oder Young Adult geht. Eine Roman-Richtung, die gerade besonders angesagt ist, wird natürlich vermehrt produziert. Und Agenturen wird dann natürlich klar kommuniziert, was vor allem gesucht wird. Das heißt aber nicht, dass eine Autorin / ein Autor mit einem besonders gelungenen Roman abseits des Hauptstroms nicht doch eine Chance bekommen kann (was dann einen neuen Hauptstrom auslösen könnte).

Auch im Sachbuch ist das gängige Praxis.

Edit: Was mir gerade noch einfällt: Durch die Konzernbildung (alleine Random House hat ja über 40 Verlage, von denen viele früher unabhängig waren) ist halt schon die Dimension/Größenordnung dieser … nun ja … "System"-Buchproduktion eine andere geworden, was bei Leserinnen und Lesern dann durchaus zu einer gewissen Ermüdung/Überdruss führen kann, wenn sie über Jahre hinweg immer wieder vor den vermeintlich gleichen Stapeltischen stehen. Vor einigen Monaten hatten wir mal einen Link zu den Buchbranchen-Verhältnissen in den USA. Dort konnte man vielleicht schon sehen, wohin die Entwicklung in Deutschland künftig gehen könnte.

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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vor einer Stunde schrieb Ramona:

Danke für den Link, Christa. Aber mal Hand aufs Herz. Das ist nun wirklich nichts Neues und betrifft vor allem die "Unterhaltungssparte", egal ob es um Historische Romane, Krimi/Thriller, epische Familie-Sagas oder Young Adult geht. Eine Roman-Richtung, die gerade besonders angesagt ist, wird natürlich vermehrt produziert. Und Agenturen wird dann natürlich klar kommuniziert, was vor allem gesucht wird. Das heißt aber nicht, dass eine Autorin / ein Autor mit einem besonders gelungenen Roman abseits des Hauptstroms nicht doch eine Chance bekommen kann (was dann einen neuen Hauptstrom auslösen könnte).

Auch im Sachbuch ist das gängige Praxis.

Edit: Was mir gerade noch einfällt: Durch die Konzernbildung (alleine Random House hat ja über 40 Verlage, von denen viele früher unabhängig waren) ist halt schon die Dimension/Größenordnung dieser … nun ja … "System"-Buchproduktion eine andere geworden, was bei Leserinnen und Lesern dann durchaus zu einer gewissen Ermüdung/Überdruss führen kann, wenn sie über Jahre hinweg immer wieder vor den vermeintlich gleichen Stapeltischen stehen. Vor einigen Monaten hatten wir mal einen Link zu den Buchbranchen-Verhältnissen in den USA. Dort konnte man vielleicht schon sehen, wohin die Entwicklung in Deutschland künftig gehen könnte.

Es stimmt, ich höre das eigentlich auch seit 10, wenn nicht 20 Jahren. Irgendwie hatte ich den Eindruck, der Beitrag richte sich an Leser der FAZ, die noch den romantischen Autor mit seinem Verleger vor Augen haben. Und wenn ich mit Leuten über Bücher und den Buchmarkt spreche, haben die auch wenig Ahnung davon. Die denken, man schreibt einfach ein Buch, und schwupp, ist es in der Buchhandlung und verkauft sich gut bis massenhaft.

Und als Leserin und Schreibende habe ich in diesen zehn Jahren die immer vermeintlich gleichen Stapeltische gesehen. E war wie eine Verödung oder eine Massenbatterie. Und doch habe ich am Rand immer wieder etwas anderes gefunden und gesehen wie aus neuen Ideen (bzw. neuer Darstellung des Bekannten) Bestseller entstanden. Und manchmal fielen mir auch Bücher in die Hand, andere, anders geschriebene Bücher mit stimmigem eigenen Cover, Klappentext und Inhalt, die mir zeigten, dass es auch am Rande noch etwas zu finden gibt. Oder in den Onlinebuchhandlungen. Es kann also nicht bedeuten: Lasst alle Hoffnung fahren, denn euer Buch wird in diesem Becken untergehen.;):s13

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Sicher ist es richtig, was der Artikel sagt, wenn auch etwas pointiert. Ich möchte trotzdem eine Erfahrung dagegensetzen, die ich in den letzten 20 Jahren gemacht habe: Es sind -- auch in den Konzernen -- Menschen, mit denen man zu tun hat, und Menschen gehen gern mit anderen Menschen eine Verbindung ein, man mag sich, man gewöhnt sich aneinander. Das wirkt den allzu berechnenden Markttendenzen entgegen. Ich habe erlebt, dass man mit mir gern weitermacht, auch wenn es mal nicht so läuft, und ich bin umgekehrt im Verlag geblieben, auch wenn es Gegenangebote gab. Und "mach mal ganz was anderes, und zwar das" habe ich trotz der neuen Trends und Strömungen nie gehört. Aber klar, ich würde darauf hören. Man will ja gelesen werden.

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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vor 13 Stunden schrieb Titus:

Sicher ist es richtig, was der Artikel sagt, wenn auch etwas pointiert. Ich möchte trotzdem eine Erfahrung dagegensetzen, die ich in den letzten 20 Jahren gemacht habe: Es sind -- auch in den Konzernen -- Menschen, mit denen man zu tun hat, und Menschen gehen gern mit anderen Menschen eine Verbindung ein, man mag sich, man gewöhnt sich aneinander. Das wirkt den allzu berechnenden Markttendenzen entgegen. Ich habe erlebt, dass man mit mir gern weitermacht, auch wenn es mal nicht so läuft, und ich bin umgekehrt im Verlag geblieben, auch wenn es Gegenangebote gab. Und "mach mal ganz was anderes, und zwar das" habe ich trotz der neuen Trends und Strömungen nie gehört. Aber klar, ich würde darauf hören. Man will ja gelesen werden.

Deinen Erfahrungen kann ich mich nur anschließen. Dieser wirklich pointierte Artikel nimmt die Außensicht ein, so, wie sie sich mir in den Buchhandlungen und Onlineshops präsentiert. Natürlich ist es heute bei der Masse von Autoren und Autorinnen schwieriger, ein Standbein im Literaturbetrieb zu bekommen. Mir wurde schon ganz am Anfang gesagt, es wäre fatal, Trends hinterher zu hecheln, die bald wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Deshalb habe ich das auch nie getan, sondern meine Themen eingebracht - mithilfe von Menschen, einem Agenten, den vielen Lektoren und Verlagsleitern, die jedem meiner Bücher auf ihre Weise auf die Sprünge geholfen haben.

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Es ist ja auch nicht so, dass man als Autor:in gezwungen würde, bestimmte Stoffe zu behandeln. Da wird gefragt: „Hättest du Lust auf dies und jenes Genre/Thema/Schauplatz“. Ich denke, wir wissen alle, dass einen Roman zu schreiben, zu viel Arbeit ist, als dass man über etwas schreiben könnte, was einen selbst nicht interessiert. Ich finde sinnvoll, wenn die Verlage uns darüber informieren, was sie verkaufen können. Zumal die Vorschläge, soweit ich weiß, eher allgemein sind und inhaltlich keine detaillierten Vorgaben gemacht werden. Daneben gibt es ja weiter die Möglichkeit, ganz eigene Stoffe anzubieten, und wenn die gut, interessant und im Idealfall auch noch verkäuflich sind, werden sie ebenfalls genommen. 

Und ja, neu ist das tatsächlich nicht. Früher haben Künstler ausschließlich nach Auftrag gearbeitet, ob Malerei, Bildhauerei, Schreiben oder Musik (da ist es übrigens immer noch so). Niemand wäre auf die Idee gekommen, einfach zum Spaß oder zur Selbstverwirklichung ein Kunstwerk zu schaffen (bestimmt gab es Ausnahmen, verzeiht, dass ich die jetzt einzeln aufzähle). Wobei Schreiben wegen der Niedrigschwelligkeit (keine teuren Materialien etc.) wahrscheinlich die Kunstform ist, in der man am ehesten ohne Auftrag tätig wurde, um sich auszudrücken, sei es durch Poesie oder im Tagebuch.

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Ich verstehe auch gar nicht, was an Auftragsarbeit so schlimm sein soll. Jeder Bildhauer, der einen Stadtbrunnen gestalten soll, jeder Maler, der ein Triptychon für den Konferenzsaal der Firma XY malt, zählt sich doch zu den Glücklichen, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und/oder ein hoffentlich angemessenes Salär aus irgendeinem Säckl bekommen. Filmmusiken werden zu Drehbüchern bestellt. Würde deshalb jemand Klaus Doldinger (Das Boot) oder Hans Zimmer (Game of Thrones, Pirates of the Caribbean) das Künstlertum absprechen? Gerade letzterer zeigt doch, dass man es als Auftragsarbeiter durchaus zu Künstlerruhm - und Geld - bringen kann. Dass dieses verquaste Bild vom einsam schaffenden Genie überhaupt noch in den Köpfen der Leute herumgeistert. Eventuell ist es ja einfach eine liebgewonnene Fantasie - der verträumte Rückzugsort für Leute, die von Dauermeetings, unverständlichen Technologien und immer höheren Arbeitsanforderungen die Nase voll haben und gerne mal was „Eigenes“ machen würden - am liebsten mit dem Wellenschlag des Pazifiks direkt unterm Fenster? Vielleicht mischen sich da Träume, reale Wünsche und Vorurteile.

Bearbeitet von KerstinH
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vor 16 Stunden schrieb MaschaV:

Ich finde sinnvoll, wenn die Verlage uns darüber informieren, was sie verkaufen können. Zumal die Vorschläge, soweit ich weiß, eher allgemein sind und inhaltlich keine detaillierten Vorgaben gemacht werden. Daneben gibt es ja weiter die Möglichkeit, ganz eigene Stoffe anzubieten, und wenn die gut, interessant und im Idealfall auch noch verkäuflich sind, werden sie ebenfalls genommen. 

Ich denke, dass nicht Verlage allein die Bringschuld haben, darüber zu informieren, was sie verkaufen können. Wenn ich mir die Stapel unverlangter Manuskripte vorstelle, dann sind bestimmt die meisten von Schreibenden, die nicht wissen, ob ihr Machwerk verkäuflich ist oder nicht. Sie müssten sich nur mal in den Buchhandlungen umsehen und überlegen, ob es dort stehen könnte. Oder wo es sonst stehen könnte. Sie sollten die Verlagsprogramme studieren, bevor sie ihr Buch dorthin schicken. Auch Agenturen sind gute Vorauswähler für den Markt. Die Buchkäufer dagegen können ruhig weiter dem romantischen Autorenbild anhängen.

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vor 3 Minuten schrieb Christa:

Die Buchkäufer dagegen können ruhig weiter dem romantischen Autorenbild anhängen.

Nein, finde ich nicht. Die Buchkäufer sollten schon auch wissen, wie es wirklich aussieht, vor allem finanziell. Erstens gäbe es dann ein bisschen mehr Ehrfurcht vor der geleisteten Arbeit (zum Beispiel bei Rezensionen) und zweitens finde ich es generell gut, wenn im Sektor Kultur gewusst wird, was Sache ist.

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vor 11 Minuten schrieb KerstinH:

Nein, finde ich nicht. Die Buchkäufer sollten schon auch wissen, wie es wirklich aussieht, vor allem finanziell. Erstens gäbe es dann ein bisschen mehr Ehrfurcht vor der geleisteten Arbeit (zum Beispiel bei Rezensionen) und zweitens finde ich es generell gut, wenn im Sektor Kultur gewusst wird, was Sache ist.

Und wie soll man ihnen das vermitteln? Wer und wo könnte ihnen denn reinen Wein einschenken? Abgesehen davon finde ich deinen Einwand berechtigt. Weder Rezensenten noch Billig-E-Book-Käuferìnnen haben eine Ahnung davon, was es bedeutet, ein Buch zu schreiben noch davon, es zu vermarkten. Sie vergessen manchmal vielleicht sogar, dass ein Mensch hinter diesem Machwerk steht, einer, der Miete zahlen, essen, trinken will und noch ein bisschen mehr zum Leben braucht als Bücher zu schreiben.

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