Mit KI-Stimmen produzierte Hörbücher

[GesineS]

Die ZEIT schreibt, es "scheint weniger die Frage zu sein, ob große Verlage Hörbücher mit KI-Stimmen veröffentlichen werden, sondern eher, wann sie es tun und mit welchen Titeln." Die Frage bezieht sich auf deutschsprachige Verlage. In den USA sind Verlage weniger zurückhaltend.

Ich muss sagen, ich hätte schon Lust, das irgendwann mal auszuprobieren. Wie steht es mit euch?

https://www.zeit.de/2024/39/hoerbuecher-ki-stimmen-englischsprachig-deutsche-verlage-qualitaet/komplettansicht

 

[Sebastian Niedlich]

Nee, auch Hörbuchsprecher wollen essen.

[Ramona]

Das kann man sich (zumindest im Deutschen) mal ein paar Minuten lang anhören, aber bis zu 10 - 18 Stunden?!? Gruselig. (Ansonsten sehe ich es wie Sebastian.)

Aber logisch, wie zuvor im E-Book wird alsbald eine Flut von KI-Hörbüchern über die Menschen hereinbrechen.

[Christa]

Ich nutze keine Hörbücher, "höre" aber bei dieser Schilderung ein untergründiges Quäken und Scheppern. Dabei erinnere ich mich, dass ich im Netz mal eine Lesung mit einem Atavar gesehen habe. Das war nachgerade abschreckend! Die Schauspielerin, die im Artikel als Hörbuchsprecherin zitiert wird, sagt, sie mache Atempausen und schreibe vorher auf, wer spricht. Kann man von der KI (noch?) nicht verlangen. Und das bringt es für den deutschen und auch den amerikanischen Markt wohl auf den Punkt:
"Doch wie so viele Disruptionen wird vermutlich auch der Einsatz von KI-Stimmen bei Hörbüchern ohnehin nicht im Premiumsegment beginnen, also bei Donna Leon oder Stephen King. Sie werden sich eher dort ausbreiten, wo "gut genug" ausreichend ist. Also bei älteren oder weniger erfolgreichen Titeln. Und natürlich bei Autorinnen und Autoren im Selbstverlag."

Bearbeitet 18. September von Christa

[Sebastian Niedlich]

Der Fairness halber muss man sagen, dass z.B. die KI von ElevenLabs mittlerweile so gut ist, dass man wirklich den Eindruck hat, da spricht ein Mensch. Ob das in Deutsch auch schon so gut funktioniert, weiß ich nicht, aber es ist zumindest nicht dieses monotone Gestammel, wie man es noch vor nicht allzu langer Zeit kannte.

Ich bin dennoch der Meinung, dass es nur bedingt funktioniert und z.B. sehr dialoglastige Bücher, die mit unterschiedlichen Stimmen gelesen werden müssten, da schwierig werden. Von irgendwelchen Dialekten oder Sprachfehlern mal ganz abgesehen. Und da die KIs ja nicht verstehen, was sie da lesen, wird also wahrscheinlich immer irgendwo Müll herauskommen oder man muss nacharbeiten.

Da lobe ich mir doch die Hörbuchsprecher und -sprecherinnen, die wissen was sie tun.

[JuliaD]

Am 18.9.2024 um 10:04 schrieb Sebastian Niedlich:

Nee, auch Hörbuchsprecher wollen essen.

This.

Bekennende KI-Hasserin hier.
Abgesehen davon, welche unfassbaren Ressourcen die k***-KI-Server fressen -- die arbeiten ja nicht mit Luft und Liebe, sondern brauchen unter anderem enorme Mengen Wasser zur Kühlung, die dann den lokalen Menschen, Tieren und Pflanzen fehlen -- weigere ich mich bisher so gut ich kann, Werkzeuge zu nutzen, die auf dem Diebstahl von Werken anderer Künster*innen basieren.

[SabrinaS]

Am 18.9.2024 um 10:34 schrieb Ramona:

Das kann man sich (zumindest im Deutschen) mal ein paar Minuten lang anhören, aber bis zu 10 - 18 Stunden?!? Gruselig. (Ansonsten sehe ich es wie Sebastian.)

Aber logisch, wie zuvor im E-Book wird alsbald eine Flut von KI-Hörbüchern über die Menschen hereinbrechen.

Bin auch völlig bei euch. Hörbuchsprecher:innen machen einen tollen Job und sollten nicht durch KI ersetzt werden. 
Allerdings fürchte ich, dass KI auch im Deutschen inzwischen so gut ist, dass man keinen Unterschied mehr hört. Ein Bekannter von mir bekam mal einen Betrugs-Anruf, bei dem er seine eigene Tochter an der Strippe hatte. Wäre sie nicht genau in diesem Moment neben ihm im Wohnzimmer gesessen, wäre er drauf reingefallen. Inzwischen ist durch Nachbearbeitung (noch durch Menschen, eventuell auch bald durch KI möglich) auch Betonung, Wechsel des Sprechtempos, Färbung mit Emotionen & Co möglich. 
Ich bin überzeugt, dass irgendwann KI-Hörbücher öfter - und nicht nur bei schlecht laufenden Titeln - eingesetzt werden. Schließlich bringt KI die Möglichkeit, inzwischen verstorbene Schauspieler:innen Hörbücher einsprechen zu lassen. Wenn zum Beispiel Hans Clarins Stimme in den neuen Folgen Pumuckl sprechen kann, dann ist es sicher auch lukrativ, seine Stimme für Kinderbücher zu nutzen. Ich habe mich zwar nicht damit beschäftigt, wie viel Geld dann zu den Nachkommen fließt, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass KI nicht nur eine billige Notlösung mit No-Name-Stimmen ist, sondern im Falle verstorbener Schauspieler:innen eventuell auch die favorisierte Lösung. 

[Mela Nagel]

Anti-KI hier. Einfach, weil ich meine Hörbuchsprecherin liebe. Ich kann mit ihr über alles im Buch reden. Die Emotionen in ihrer Stimme ... herrlich. Tatsächlich schreibt meine Agentur in meine Verträge, dass KI-Stimmen für Audioproduktionen ausgeschlossen sind. Das werde ich weiter so handhaben und würde ich genauso mit Illustrationen handhaben, hätte ich welche, außer dem Cover. Ein Hoch auf die Kreativbranche und die Menschen dahinter (KI darf sehr gerne an anderen Ecken der Gesellschaft, wo durch KI echte Erleichterungen gegeben werden und Ressourcen besser gebündelt werden können)!