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Franziska König

Was ist Euch wichtig, wenn Ihr in der Buchhandlung einen Roman aufklappt?

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vor 1 Minute schrieb KerstinH:

Vom Marketing her gesehen, okay.

Ich frag mal andersrum: Was genau ist es, was andere Lektor*innen da nicht leisten? Ich lese bei Verfeinerungs- einen Mehrwert heraus. Worin genau besteht der? Das ist mir nicht klar.  Deshalb das irritierte Rätselraten.

So wie ich das verstanden habe, macht sie ein umfangreiches Stillektorat für mittelmäßig geschriebene Texte. Im Gegensatz zu anderen Stillektoren greift sie wohl in den Schreibstil des Autors ein und formuliert ihn um, was dann auch vom Autor gewünscht ist. Genaueres kann dir wahrscheinlich @Franziska König sagen.
Erlaubt ist, was gefällt und was sich bei der Zielgruppe verkauft. Das trifft für mich im übrigen auch auf die Romananfänge zu – um aufs ursprüngliche Thema zurückzukommen.

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vor 4 Minuten schrieb Sabine:

So wie ich das verstanden habe, macht sie ein umfangreiches Stillektorat für mittelmäßig geschriebene Texte. Im Gegensatz zu anderen Stillektoren greift sie wohl in den Schreibstil des Autors ein und formuliert ihn um, was dann auch vom Autor gewünscht ist. Genaueres kann dir wahrscheinlich @Franziska König sagen.
Erlaubt ist, was gefällt und was sich bei der Zielgruppe verkauft. Das trifft für mich im übrigen auch auf die Romananfänge zu – um aufs ursprüngliche Thema zurückzukommen.

Ich glaube, jetzt ist es mir klar geworden. Wenn ich in die Buchhandlung gehe und einen Roman kaufe, weil mir der Anfang gut gefällt, stelle ich oft fest, dass der Rest nur mittelmäßig geschrieben ist und bin enttäuscht. Da füllt Franziska also eine Lücke. Wenn sie so in den Stil-über ein ganzes Buch hinweg (700 Seiten!) - eingreift, stellt das doch eine eigene Wertschöpfung dar, es wäre also eine Co-Produktion. Die zumindest genannt, wenn nicht auch über das Honorar hinaus entlohnt werden müsste (?).

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Franziska König

Ihr Lieben! In enger Zusammenarbeit mit dem Autor - der auf jedenfall immer das letzte Wort behalten wird - unterziehe ich das Werk Absatz für Absatz einem etwa 3 - 7maligen Schleudergang, bis man verzückt sagen kann: So passt es! 

Große Freude von beiden Seiten, wenn man die passende Formulierung gefunden und vielleicht auch noch einen subtilen kleinen Scherz einbauen konnte! 

Auf diese Idee bin ich durch Walter Kempowski gekommen, der seine Werke fünf Schleudergängen zu unterziehen pflegte.  Nach dem vierten Schleudergang schickte er das Manuskript seinem Bruder Robert in Hamburg. Robert war ein sehr schulmeisterlich veranlagter Mensch; er arbeitete das Manuskripft gewissenhaft durch, infolge dessen (so WK) das Werk seinen ganzen Charme verlor. Dies schien jedoch trotzdem wertvolle Impulse zu liefern. Es musste nur nochmals aufgeraut werden (zu glatt sollte man auch nicht schreiben) und schon war es reif für den Verlag.  

So gesehen ist es auch kein Stillektorat, wie ich mir soeben zusammenergoogelt habe.  Ein Stillektorat ist ein letzter finaler Durchgang eines fertigen Manuskripts (davon hab wiederum ich noch nie gehört). Natürlich kann man auch ganz normale Lektorate machen, wenn der Schriftsteller selber gut genug und stolz auf seine Formulierungsgabe  ist - keine Frage!  Ohnehin: Jede gelungene Formulierung bleibt erhalten.

  Bei sehr vielen Büchern würde es mit dem Feinlektorieren jedoch bedeutend schneller gehen. Auch wenn der Lektor Lohmann meint: "Dies wird bedeutend teurer", so finde ich das nicht zwingend nötig. Um das Geld geht es mir dabei überhaupt nicht. Es geht mir um die künstlerische Arbeit und die enge Zusammenarbeit mit begabten und fantasievollen Autoren.   

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vor einer Stunde schrieb Franziska König:

So gesehen ist es auch kein Stillektorat, wie ich mir soeben zusammenergoogelt habe.  Ein Stillektorat ist ein letzter finaler Durchgang eines fertigen Manuskripts (davon hab wiederum ich noch nie gehört). Natürlich kann man auch ganz normale Lektorate machen, wenn der Schriftsteller selber gut genug und stolz auf seine Formulierungsgabe  ist - keine Frage!  Ohnehin: Jede gelungene Formulierung bleibt erhalten.

  Bei sehr vielen Büchern würde es mit dem Feinlektorieren jedoch bedeutend schneller gehen. Auch wenn der Lektor Lohmann meint: "Dies wird bedeutend teurer", so finde ich das nicht zwingend nötig. Um das Geld geht es mir dabei überhaupt nicht. Es geht mir um die künstlerische Arbeit und die enge Zusammenarbeit mit begabten und fantasievollen Autoren.   

Meine sämtlichen Lektoren und Lektorinnen haben immer ein ganz normales Lektorat gemacht und dabei auch den Stil bearbeitet. Dann gab es getrennt davon ein Korrektorat. (Seine stilistischen Ergebnisse kann man sich übrigens auch bei bestimmten Schreibprogrammen ansehen.) Auf jeden Fall ein schöner Beruf! Wie lange dauert es denn, bis man ein 700-Seiten-Buch Absatz für Absatz mit mehreren Schleudergängen feinlektoriert hat?

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Franziska König
vor 6 Minuten schrieb Christa:

Wie lange dauert es denn, bis man ein 700-Seiten-Buch Absatz für Absatz mit mehreren Schleudergängen feinlektoriert hat?

Hallo liebe Christa! Anfangen habe ich am 19. März und fertig geworden bin ich heut - wobei ich doch noch nicht ganz fertig bin, denn dauernd fällt mir noch eine Kleinigkeit auf -wie das so eben ist. Morgen früh gehts in den Druck. Entsprechend groß ist die Aufregung!   

Zunächst bin ich die Arbei locker angegangen, aber vom 5. - 31.8. habe ich erbarmungslos und ohne Ausnahme jeden Tag sechs Stunden daran gearbeitet, denn ansonsten wäre es bis zur Messe wohl kaum fertig geworden. 

(Davor vielleicht zwei bis drei Stunden, vielleicht mal vier - aber auch nicht jeden Tag. Ein paar Wochen lang habe ich fast nichts gemacht.) Seit dem 1. September habe ich nicht mehr so viel Zeit, aber abends habe ich immer noch so etwa ein bis zwei Stunden daran gearbeitet. Wie auch immer: Die Zeit verfliegt dabei im Nu! 

P.S. Immer wieder findet sich auch ein Absatz, der gar nicht geschleudert werden muss. 

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vor 50 Minuten schrieb Franziska König:

Hallo liebe Christa! Anfangen habe ich am 19. März und fertig geworden bin ich heut - wobei ich doch noch nicht ganz fertig bin, denn dauernd fällt mir noch eine Kleinigkeit auf -wie das so eben ist. Morgen früh gehts in den Druck. Entsprechend groß ist die Aufregung!   

Zunächst bin ich die Arbei locker angegangen, aber vom 5. - 31.8. habe ich erbarmungslos und ohne Ausnahme jeden Tag sechs Stunden daran gearbeitet, denn ansonsten wäre es bis zur Messe wohl kaum fertig geworden. 

(Davor vielleicht zwei bis drei Stunden, vielleicht mal vier - aber auch nicht jeden Tag. Ein paar Wochen lang habe ich fast nichts gemacht.) Seit dem 1. September habe ich nicht mehr so viel Zeit, aber abends habe ich immer noch so etwa ein bis zwei Stunden daran gearbeitet. Wie auch immer: Die Zeit verfliegt dabei im Nu! 

P.S. Immer wieder findet sich auch ein Absatz, der gar nicht geschleudert werden muss. 

Das ist ja ganz schön aufwendig. Fast ein halbes Jahr ohne Unterbrechungen! Meine Lektorate haben im Schnitt zwei Wochen gedauert, beim ersten Buch war es länger. Aber man lernt ja auch daraus. Beim vierten Buch desselben Lektors gab es bei mir vergleichsweise wenig zu lektorieren. Also noch eine Frage: Lernt denn so ein 700-Seitenbuchschreiber daraus, damit er das nächste Mal  nicht mehr so sehr geschleudert zur Buchmesse gehen muss?

Doch zurück zur Ausgangsfrage: Im Buchladen schaue ich zuerst auf den Titel, dann auf das Cover, den Namen des Autors, danach lese ich den Klappentext und die ersten beiden Seiten. In Zukunft werde ich auch in der Mitte noch wenigstens zwei, drei Seiten lesen müssen.(Geht nicht beim E-Book, da muss ich es blind nach der Leseprobe kaufen.)

Bearbeitet von Christa
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Franziska König
vor 3 Stunden schrieb Sabine:

Ich frag mal andersrum: Was genau ist es, was andere Lektor*innen da nicht leisten? Ich lese bei Verfeinerungs- einen Mehrwert heraus. Worin genau besteht der? Das ist mir nicht klar.  Deshalb das irritierte Rätselraten.

   Möchte man mir höflich zu verstehen geben, dass ich die Nase eine Spur zu hoch trage?  Wenn man sich beispiesweise vornimmt ein Spitzengeiger zu werden, so bedeutet das doch wohl kaum, dass man damit aussagen will, dass bei den anderen Geigern noch viel Luft nach oben ist.  (Und dennoch ist ein Spitzengeiger ein bißl was anderes als ein Normgeiger, womit nicht gesagt werden soll, dass auch ein Normgeiger sich zum Spitzengeiger wandeln kann, wenn er sich mühe macht!   

   Jeder Lektor, der sich Mühe gibt und versucht, ein Spitzenlektor zu werden, verdient  doch unser Wohlwollen und unseren Respekt. So manch einer hat aber den Bogen nicht so richtig raus.  Das weiß ich so genau, weil ich neulich 33 Probelektorate gesichtet habe. Z.T. sehr,sehr gut. Auch der bedeutende und hochdotierte Lektor Lohmann war dabei, und der war noch nicht einmal der beste. Mäkeln ist immer einfach.  Die Kunst besteht darin, die Stärken eines Werkes zu entdecken und daran ein Meisterwerk zu entzünden - dann braucht man auch nicht so ein demotivierende Dinge zu schreiben wie der Lektor Lohmann auf seiner Webseite "Worttaten" https://www.worttaten.de/was-das-kostet/  (Absatz ganz unten). Offenbar ist es dem selbstverzückten Lektor ein Genuß, die kalte Dusche über dem Haupt eines jungen Autoren aufzudrehen?  In meinem 736 Seiten dicken Roman (inzwischen auf 600 Seiten eingedampft)  habe ich sofort die Qualitäten entdeckt: Eine wunderbare, feine Beobachtungsgabe; eine besondere Begabung, den Figuren Individualität einzuhauchen; ein warmer, liebevoller Erzählton - und nicht zuletzt die unglaubliche Leistung, ein solches Buch auch zuende zu schreiben. Lediglich an der Logik, an den Formulierungen, zuweilen unpassenden Ausdrücken und kleinen grammatischen Feinheiten musste noch gearbeitet werden. Dann muss man natürlich Obacht geben, dass nicht gar zu viele Köpfe geschüttelt und Achseln gezuckt werden.   

  Vielleicht spielt es eine Rolle, daß ich Musikerin von Beruf bin, und über Unmusikalitäten im Text zu stolpern pflege. Beispielsweise würde ich niemals gendern - höchstens wenn ich mich lustig mache: Hurra! Es schneit, jetzt kann man wieder Schneefrauen, Schneemänner und Schneediverse bauen. Die Hündinnen- und Hundebsitzer**Innnen werden gebeten, ihre Hündinnen und Hunde an die Leine zu nehmen!     Annalena B. schwärmt von Präsident Selenski: "Er, der wie Löwinnen und Löwen für sein Land kämpft...."   :-)     Das ist zwar lustig - in erster Linie jedoch hochgradig lächerlich und für einen musikalsichen Menschen auf Dauer nicht zu ertragen. 

Bearbeitet von Franziska König
Rechtschreibung
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Franziska König

Liebe Sabine!   Das tut mir leid. Ich habe gar nicht so sehr drauf geschaut, wer das geschrieben hat, sondern bloß auf das Zitat gedrückt, das Du ja selber zitiert hast.  Dann steht automatisch dabei " vor 4 Stunden schrieb Sabine".    War aber auf keinen Fall bös gemeint. Viele liebe Grüße von Franziska 

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Das Zitat war von mir.

Hier nochmal der Wortlaut: Ich frag mal andersrum: Was genau ist es, was andere Lektor*innen da nicht leisten? Ich lese bei „Verfeinerungs-“ einen Mehrwert heraus. Worin genau besteht der? Das ist mir nicht klar. Deshalb das irritierte Rätselraten.

vor 1 Stunde schrieb Franziska König:

Möchte man mir höflich zu verstehen geben, dass ich die Nase eine Spur zu hoch trage? 

Nein. Ich wollte tatsächlich wissen, was der Mehrwert ist, wenn ich statt einer Lektor*in eine Verfeinerungslektorin über meine Texte gehen lasse. Deswegen fragte ich nach dem Mehrwert. Denn irgendwie muss sich eine Verfeinerungslektorin ja von einer Lektor*in unterscheiden.

Allerdings finde ich tatsächlich, dass du - zumindest in meiner Wahrnehmung - zum Teil schräge Sprachbilder benutzt, die ich als Lektorin anmerken würde. Ein Beispiel:

vor 1 Stunde schrieb Franziska König:

Die Kunst besteht darin, die Stärken eines Werkes zu entdecken und daran ein Meisterwerk zu entzünden …

Wie entzündet man denn beispielsweise ein Meisterwerk? Gemüter können sich an einer Sache entzünden, Interesse oder Leidenschaften können sich entzünden, aber dass man ein Meisterwerk entzündete?

Bearbeitet von KerstinH
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vor 42 Minuten schrieb Franziska König:

Liebe Sabine!   Das tut mir leid. Ich habe gar nicht so sehr drauf geschaut, wer das geschrieben hat, sondern bloß auf das Zitat gedrückt, das Du ja selber zitiert hast.  Dann steht automatisch dabei " vor 4 Stunden schrieb Sabine".    War aber auf keinen Fall bös gemeint. Viele liebe Grüße von Franziska 

Habs mir schon fast gedacht. War nur verwundert :)

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vor 2 Stunden schrieb KerstinH:

Das Zitat war von mir.

Hier nochmal der Wortlaut: Ich frag mal andersrum: Was genau ist es, was andere Lektor*innen da nicht leisten? Ich lese bei „Verfeinerungs-“ einen Mehrwert heraus. Worin genau besteht der? Das ist mir nicht klar. Deshalb das irritierte Rätselraten.

Nein. Ich wollte tatsächlich wissen, was der Mehrwert ist, wenn ich statt einer Lektor*in eine Verfeinerungslektorin über meine Texte gehen lasse. Deswegen fragte ich nach dem Mehrwert. Denn irgendwie muss sich eine Verfeinerungslektorin ja von einer Lektor*in unterscheiden.

Allerdings finde ich tatsächlich, dass du - zumindest in meiner Wahrnehmung - zum Teil schräge Sprachbilder benutzt, die ich als Lektorin anmerken würde. Ein Beispiel:

Wie entzündet man denn beispielsweise ein Meisterwerk? Gemüter können sich an einer Sache entzünden, Interesse oder Leidenschaften können sich entzünden, aber dass man ein Meisterwerk entzündete?

Mir ist das auch aufgefallen. Bewegungstechnisch müsste es heißen: Der Wasauchimmerlektor bringt ein Werk, besser eine Flamme, die ein Autor entzündet hat, zum Brennen, Lodern, Explodieren, je nachdem, wie poetisch man es haben will.;)

Bearbeitet von Christa
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vor 20 Stunden schrieb Franziska König:

  Die Kunst besteht darin, die Stärken eines Werkes zu entdecken und daran ein Meisterwerk zu entzünden - dann braucht man auch nicht so ein demotivierende Dinge zu schreiben wie der Lektor Lohmann auf seiner Webseite "Worttaten" https://www.worttaten.de/was-das-kostet/  (Absatz ganz unten). Offenbar ist es dem selbstverzückten Lektor ein Genuß, die kalte Dusche über dem Haupt eines jungen Autoren aufzudrehen?  

Beispielsweise würde ich niemals gendern - höchstens wenn ich mich lustig mache: Hurra! Es schneit, jetzt kann man wieder Schneefrauen, Schneemänner und Schneediverse bauen. Die Hündinnen- und Hundebsitzer**Innnen werden gebeten, ihre Hündinnen und Hunde an die Leine zu nehmen!     Annalena B. schwärmt von Präsident Selenski: "Er, der wie Löwinnen und Löwen für sein Land kämpft...."   :-)     Das ist zwar lustig - in erster Linie jedoch hochgradig lächerlich und für einen musikalsichen Menschen auf Dauer nicht zu ertragen. 

Der Spruch des Lektors über die SPler, die in den meisten Fällen weniger als 50 Euro im Monat verdienen, ist zwar sachlich nicht falsch, aber hämisch gemeint. 

Und zum Gendern: Wenn ich in der Buchhandlung einen Roman aufschlage, der schon auf den ersten Seiten gendert, womöglich mit Sternchen oder Doppelpunkt, würde ich das Buch sofort wieder zuschlagen. Mich hat das Gendern ja schon in "Blutbuch", dem Gewinner des deutschen Buchpreises, sehr gestört, auch wenn  es sonst sehr gut geschrieben war.

Bearbeitet von Christa
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Franziska König
vor 4 Stunden schrieb KerstinH:

Das Zitat war von mir.

Hier nochmal der Wortlaut: Ich frag mal andersrum: Was genau ist es, was andere Lektor*innen da nicht leisten? Ich lese bei „Verfeinerungs-“ einen Mehrwert heraus. Worin genau besteht der? Das ist mir nicht klar. Deshalb das irritierte Rätselraten.

Nein. Ich wollte tatsächlich wissen, was der Mehrwert ist, wenn ich statt einer Lektor*in eine Verfeinerungslektorin über meine Texte gehen lasse. Deswegen fragte ich nach dem Mehrwert. Denn irgendwie muss sich eine Verfeinerungslektorin ja von einer Lektor*in unterscheiden.

Allerdings finde ich tatsächlich, dass du - zumindest in meiner Wahrnehmung - zum Teil schräge Sprachbilder benutzt, die ich als Lektorin anmerken würde. Ein Beispiel:

Wie entzündet man denn beispielsweise ein Meisterwerk? Gemüter können sich an einer Sache entzünden, Interesse oder Leidenschaften können sich entzünden, aber dass man ein Meisterwerk entzündete?

Liebe Kerstin!  Der Mehrwert besteht darin, dass ich sehr viel mehr Zeit investiere, äußerst sorgsam und liebevoll arbeite, und mich nicht so schnell zufrieden gebe. Sicherlich gibt es viele Lektoren, die das auch so machen.   Und was das schräge Wortbild betrifft, so kann ich Deine Worte nicht so recht nachvollziehen. Mir ist es nicht weiter aufgefallen. Wie würdest Du die Passage denn formulieren? Ich lerne immer sehr gerne dazu.   Viele liebe Grüße von Franziska  

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Franziska König

Die Bandbreite der Lektoren ist groß. Manche machen nur gelegentlich eine Anmerkung, andere nörgeln an jedem Satz herum...(genau wie bei den Musikern). Man kennt´s: Die Probe beginnt, und die Musiker füllen den Raum mit ihrer engagierten Unzufriedenheit; mit Argusohren (schon wieder ein schräger Vergleich :-)) lauern sie auf zu Bemäkelndes.  

Es ist nicht so ganz einfach, einen wirklich passenden Lektor für sich zu finden. Ich glaube, am ehesten sind noch Verwandte geeignet, die einen sehr gut kennen.

Was habt Ihr für Erfahrungen mit Lektoren?  Zweimal im Leben hat mir jemand ein Lektorat regelrecht aufgenötigt, und beides mal war ich nicht sehr begeistert. Zum Beispiel benützte ich den Ausdruck "senioril" (für einen alten Menschen, der etwas tütelig geworden war) - mag sein, dass es dieses Wort überhaupt nicht gibt, aber ich finde es lustig, und außerdem versteht man es. Die Lektorin machte jedoch ein "sensorisch" daraus - etwas, das wirklich keinerlei Sinn ergab.

Ferner: "Lappohrhund" (Ich teile Hunde in Spitzohr- und Lappohrhunde ein) und die Lektorin machte ein "Labrador" draus, so dass ich mich in ihren Sinnen als leicht behindert spiegeln musste.... :-) Daran und an vielen anderen Beispielen merkt man: Der Graben des Nichtverstehenkönnens ist leider zu tief.  

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Zur Erfahrung mit Lektoren erlaube ich mir, ebenfalls einen schrägen Vergleich zu bringen.

Meine Geschirrspülmaschine ist kaputt, was meinen Fünf-Personen-Haushalt vor erhebliche Schwierigkeiten stellt. Weshalb ich einen teuren Techniker engagiert habe, der heute kommt, um das Ding zu reparieren. Damit habe ich ihn beauftragt, dafür bezahle ich ihn, und also erwarte ich, dass das Ding nachher, wenn er nach etwa zwei Stunden geht, wieder funktioniert. 

Wenn er jetzt statt zwei Stunden sechs Stunden braucht, sorgsam und liebevoll Schleifchen um meine Maschine gewickelt und sie mit hübschen Bildern bemalt hat, sie aber immer noch nicht funktioniert, werde ich mich, um ehrlich zu sein, weigern, ihn zu bezahlen. So nett er es gemeint haben mag - er hat meinen Auftrag nicht erfüllt.

Soll heissen: Als Lektorin ist es meine Aufgabe, einen Text so aufzubereiten, wie mein Auftraggeber (Verlag) ihn will und wie der Autor ihn toleriert. Dazu gehört das Entfernen von Stilblüten (wie das entzündete Meisterwerk) und in der Unterhaltungsliteratur auch das Entfernen der meisten Neologismen. (Was 'senioril' und 'Lappohrhund' sein soll, mag die Autorin verstehen, die Leserin deshalb aber noch lange nicht. Ich verstehe beispielsweise, was ein Gemütlichkeitshase ist. Wenn meine Tochter meine Lektorin wäre, verstünde sie es auch. Versteht es sonst noch einer? Nein? Danke.) 

Um auf den Vergleich mit meinem Techniker zurückzukommen: Was ein Verfeinerungslektor anbietet, habe ich nach all dem Hin und Her noch immer nicht verstanden, was ja durchaus an mir liegen mag. Sofern ich einen Dienstleister beauftrage, will ich aber gern vorher ziemlich klar wissen, welche Dienstleistung er anbietet. Meine Erfahrungen mit den Lektoren, die meine Verlage für mich beauftragt haben, sind zu 90% ausgezeichnet, weil vorher feststeht, was gemacht wird und was das Ziel ist. Weil in meinen Text da eingegriffen wird, wo es nötig ist (wie bei der kaputten Geschirrspülmaschine, die repariert, nicht weihnachtlich geschmückt werden soll). Nicht da, wo der Lektor oder die Lektorin Lust dazu hat.

PS: Die Behauptung, dass sich alle musikalischen Menschen am Gendern von Texten stören, halte ich ebenfalls für gewagt. Aber du hast schon Recht. Der Graben des Nichtverstehenkönnens ist leider zu tief.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Franziska König
vor 6 Stunden schrieb Charlie:

Meine Geschirrspülmaschine ist kaputt, was meinen Fünf-Personen-Haushalt vor erhebliche Schwierigkeiten stellt. Weshalb ich einen teuren Techniker engagiert habe, der heute kommt, um das Ding zu reparieren. Damit habe ich ihn beauftragt, dafür bezahle ich ihn, und also erwarte ich, dass das Ding nachher, wenn er nach etwa zwei Stunden geht, wieder funktioniert. 

Wenn er jetzt statt zwei Stunden sechs Stunden braucht, sorgsam und liebevoll Schleifchen um meine Maschine gewickelt und sie mit hübschen Bildern bemalt hat, sie aber immer noch nicht funktioniert, werde ich mich, um ehrlich zu sein, weigern, ihn zu bezahlen. So nett er es gemeint haben mag - er hat meinen Auftrag nicht erfüllt.

Dieser Vergleich ist wirklich albern und macht auf meine Worte nicht den geringsten Sinn. Ich habe mich richtig ein bißchen geschämt für Dich. Meine Autoren sind jedenfalls begeistert von der Zusammenarbeit, und erst heute hat mich der junge Herr, dessen Buch nächste Woche auf der Messe vorgestellt wird so freundlich bewattsappt: "Von der Gesamtqualität Deiner Arbeit bin ich hellauf begeistert!" Noch nie hat jemand gesagt: "Dafür wirst Du aber nicht bezahlt!"  

Bearbeitet von Franziska König
Verbesserung
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Wieder etwas Neues erfahren. Für mich ist die Testlesephase durch Menschen, die ebenfalls Romane schreiben, eine Art (oder das erste) Lektorat. Sie nehmen meinen Text gründlich auseinander und durch die verschiedenen Ansichten oder Schwerpunkte erhalte ich unterschiedliche "Anschubser" - und lerne dazu. Auch das Testlesen bei anderen sensibilisiert für den eigenen Text. Ich hatte schon unterschiedliche Lektorinnen, aber (das kennen wir wohl alle) selbst nach der Veröffentlichung findet sich noch etwas, das vielleicht doch anders besser wäre. Möglicherweise als Zeichen für die stetige Weiterentwicklung.

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vor 12 Stunden schrieb UteZ:

Auch das Testlesen bei anderen sensibilisiert für den eigenen Text.

Unbedingt. Allein deshalb lohnt sich der zeitliche Aufwand. ;)

Doch das Testlesen für andere Autorinnen und Autorinnen macht mir auch Freude, besonders, wenn es um ein Genre geht, in dem ich selbst nicht schreibe – wie zuletzt ein dystopischer Kriminalroman.

Krimi-Forum: „Liebevoll, teils schrullig, teils unglaublich witzig gezeichnete Figuren.“ Privatdetektivin Billie Pinkernell

 

 

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vor 16 Stunden schrieb UteZ:

Wieder etwas Neues erfahren. Für mich ist die Testlesephase durch Menschen, die ebenfalls Romane schreiben, eine Art (oder das erste) Lektorat. Sie nehmen meinen Text gründlich auseinander und durch die verschiedenen Ansichten oder Schwerpunkte erhalte ich unterschiedliche "Anschubser" - und lerne dazu. Auch das Testlesen bei anderen sensibilisiert für den eigenen Text. Ich hatte schon unterschiedliche Lektorinnen, aber (das kennen wir wohl alle) selbst nach der Veröffentlichung findet sich noch etwas, das vielleicht doch anders besser wäre. Möglicherweise als Zeichen für die stetige Weiterentwicklung.

Ich glaube, dass man sich sowohl über Lektorate als auch über schreibende Testleser weiterentwickeln kann. Es ist eben "Der Blick von außen" auf den Text. So entsteht ein Konglomerat aus Schreibenden und Lesenden. Neu ist das eigentlich gar nicht, denn die altvorderen Schriftsteller haben ja auch Briefe gewechselt, haben telefoniert oder sich in den verrauchten Kneipen gegenseitig ausgetauscht und vorgelesen.

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Franziska König
Am 11.9.2024 um 15:48 schrieb Christa:

. Also noch eine Frage: Lernt denn so ein 700-Seitenbuchschreiber daraus, damit er das nächste Mal  nicht mehr so sehr geschleudert zur Buchmesse gehen muss?

 

Liebe Christa! Das hast Du so süß ausgedrückt! :-)   Na, das wird die Zukuft zeigen.  (das Buch wurde auf 596 Seiten eingedampft - von den ursprünglichen 736). 

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Am 12.9.2024 um 09:26 schrieb Charlie:

Ich verstehe beispielsweise, was ein Gemütlichkeitshase ist. Wenn meine Tochter meine Lektorin wäre, verstünde sie es auch. Versteht es sonst noch einer? Nein? Danke.) 

Der "Gemütlichkeitshase" ruft in mir durchaus eine Vorstellung hervor: Es könnte ein Kuscheltier sein; ein lebendiges Tier, bei dessen Anblick man sich gemütlich fühlt (wie bei einer schlafenden Katze) oder eventuell auch eine Figur von Janosch.

Außerdem "versteht" man ein Wort ja meist durch seinen Kontext

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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